Unsere Wochentipps: „Tonspuren Advent“ und Adventsmärkte

Der erste Advent steht vor der Tür – und wer in unsere Wochentipps schaut, kann sich bereits in Vorweihnachtsstimmung versetzen lassen: Es gibt die Orgelkonzertreihe „Tonspuren Advent“ an der Muhleisen-Orgel in Junkersdorf und Adventsmärkte an der St. Johanneskirche und an der Tersteegenkirche Dünnwald. Außerdem in Angebot: die offizielle Einweihung der Erlöserkirche Weidenpesch und die Verleihung des Kronenkreuzes und Einweihung der neuen Beleuchtung in der Andreaskirche Schildgen.

Die Termine in der Übersicht:

25.11.2022, 19:00
Evangelische Dietrich-Bonhoeffer-Gemeinde Junkersdorf
Dietrich-Bonhoeffer-Kirche Junkersdorf, Birkenallee 20, 50858 Köln
Orgelkonzertreihe: „Tonspuren Advent“
Konzerte an der Muhleisen-Orgel in Junkersdorf

Zu vier Konzerten im Advent lädt die Dietrich-Bonhoeffer-Gemeinde Junkersdorf. Die kleine Orgelkonzertreihe „Tonspuren Advent“ findet , immer freitags, 19 Uhr, an der neuen Muhleisen-Orgel in der Dietrich-Bonhoeffer-Kirche, Birkenallee 20, statt. Christian Lorenz (Pfungstadt) macht am 25. November den Auftakt mit Werken zur Ewigkeit und zum Advent von Johann Sebastian Bach, Johann Ludwig Krebs, Gottfried August Homilius, Alexandre Guilmant und anderen. Unter dem Titel „Erwartung“ spielt Frank Stanzl (Köln) am 2. Dezember, eigene Werke und am 9. Dezember präsentiert er Werke von Johann Sebastian Bach. Zum Abschluss der kleinen Reihe sind improvisierte Meditationen für Orgel (Frank Stanzl) und Didgeridoo (Theresia Binder) unter dem Titel „Oberton versus Mikroton“ zu hören. Der Eintritt ist jeweils frei, Spenden für die neue Orgel sind erwünscht.

26.11.2022, 12:00
Evangelische Kirchengemeinde Köln-Deutz/Poll
St. Johannes-Kirche, Tempelstraße 31, 50679 Köln
Adventsmarkt, Puppentheater und offenes Singen
Adventliche Stimmung an der St. Johanneskirche

Die Evangelische Kirchengemeinde Köln-Deutz/Poll lädt am Samstag, 26. November, 12 Uhr, zu ihrem Adventsmarkt auf dem Innenhof der Gemeinde, Tempelstraße 31, ein. In Holzbuden und bei adventlicher Stimmung werden liebevoll angefertigte kleine Kunstwerke angeboten. Auch für das leibliche Wohl ist gesorgt. Besonderes Highlight wird das Puppentheater „Honk und Hanna“ mit seinem Stück „Briefe vom Nordpol“ sein. Es beginnt um 17 Uhr. Der Eintritt zum Puppentheater kostet 5 Euro. Zum Abschluss sind alle zum offenen Singen mit Kantor Daniel Konrad eingeladen, das um 18.30 Uhr beginnt.

26.11.2022, 13:00
Evangelische Kirchengemeinde Köln-Dünnwald
Tersteegenkirche, Amselstraße 22, 51069 Köln
Adventsmarkt an der Tersteegenkirche Dünnwald
Weihnachtliche Deko, Glühwein und Waffeln werden angeboten

Am Samstag, 26. November, 13 bis 18 Uhr, veranstaltet die Evangelische Kirchengemeinde Köln-Dünnwald auf dem Kirchplatz vor der Tersteegenkirche, Amselstraße 22, einen Adventsmarkt. An Ständen gibt es Weihnachtliches zu kaufen. Glühwein, Würstchen, Kaffee, Kuchen und Waffeln sorgen für das leibliche Wohl. Außerdem gibt es ein Bastelangebot und Stockbrot. Die Dünnwalder Musikanten sind angefragt mit weihnachtlicher Musik den Nachmittag zu bereichern.

26.11.2022, 14:00
Evangelische Kirchengemeinde Köln-Mauenheim-Weidenpesch
Erlöserkirche Weidenpesch, Derfflinger Straße 9, 50737 Köln
Offizielle Einweihung der Erlöserkirche Weidenpesch
Festgottesdienst mit Präses Dr. Thorsten Latzel

Die Gemeindeglieder und die Bewohnerinnen und Bewohner des Stadtteils haben die Räume der neuen Erlöserkirche Weidenpesch, Derfflinger Straße 9, bereits seit dem Sommer „erobert“. Nun lädt die Evangelische Kirchengemeinde Köln-Mauenheim-Weidenpesch unter dem Motto „Macht hoch die Tür, die Tor macht weit!“ zur offiziellen Eröffnung (Widmung) am Samstag, 26. November, 14 Uhr, ein. In einem feierlichen Gottesdienst predigt Pfarrer Dr. Thorsten Latzel, Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland. Anschließend findet ein Empfang statt. Um Anmeldung unter Telefon 0221/74590333 wird gebeten. Am nächsten Tag, Sonntag, 27. November, 10.45 Uhr bis 15 Uhr, sind Interessierte zu einem Tag der offenen Tür mit Führungen zur vollen Stunde, einem Adventsbasar sowie Mittagssuppe und Adventscafé eingeladen. Musikalische Beiträge runden den Tag ab.

Voranmeldung erbeten unter 0221.74 59 03-33
www.kirche-mauwei.de

30.11.2022, 19:00
Evangelische Kirchengemeinde Altenberg/Schildgen
Pfarrbezirk Schildgen – Andreaskirche, Voiswinkeler Straße 40, 51467 Bergisch Gladbach
Verleihung des Kronenkreuzes und Einweihung der neuen Beleuchtung
Festgottesdienst in der Andreaskirche Schildgen

Gleich drei Gründe gibt es für die Evangelische Kirchengemeinde Altenberg/Schildgen, am Mittwoch, 30. November, 19 Uhr, in die Andreaskirche Schildgen, Voiswinkler Straße 40, zu einem Festgottesdienst einzuladen. Vier Frauen aus der Gemeinde erhalten das Goldene Kronenkreuz der Diakonie. Sieglinde Batt, Lilo Elgeti, Margot Heywang und Elfriede Ottmüller wird damit für ihre 30-jährige ehrenamtliche Mitarbeit im Diakoniekreis, bei Seniorengeburtstagsbesuchen und -feiern gedankt. Herr Dr. Gerhard Heywang leitet seit 40 Jahren den Posaunenchor Altenberg. Er führt die gesamte Probenarbeit im Bezirk Schildgen durch und setzt sich für die Nachwuchsförderung ein. Auch ihm wird für diese segensreiche Arbeit gedankt. Schließlich wird in dem festlichen Gottesdienst, der am 55. Kirchweihtag stattfindet, die neue Beleuchtung in der Kirche vorgestellt. 16 LED-Leuchten, die speziell für diesen Raum hergestellt wurden, konnten dank des Fördervereins installiert werden. Eine spezielle Software macht es nun möglich, ganz unterschiedliche Lichtszenarien einzusetzen. Die Predigt wird von Pfarrerin Kerstin Herrenbrück, Stellvertretende Superintendentin des Evangelischen KIrchenkreises Köln-Rechtsrheinisch gehalten.

www.andreaskirche-schildgen.de

Noch mehr Adventsbasare finden Sie auf:

 

Text: Frauke Komander/APK
Foto(s): APK

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Orange Days 2022 in Köln: Aufruf zu NEIN gegen Gewalt gegen Frauen

Ein klares Zeichen gegen Gewalt gegen Frauen soll wieder in der Zeit von Freitag, 25. November, dem internationalen Tag „Nein gegen Gewalt gegen Frauen“, und Samstag, 10. Dezember, dem Tag der Menschenrechte, bei den weltweiten Orange Days gesetzt werden. Auch in Köln beteiligen sich mit Veranstaltungen und Gottesdiensten wieder viele Organisationen, Einzelpersonen sowie die Kirchen an den Orange Days. Auftakt ist am Freitag, 25. November, 15 Uhr, am Bierbrunnen auf der Schildergasse in der Kölner Innenstadt. 150 Paar orangerote Schuhe sollen hier auf Gewalt gegen Frauen aufmerksam machen. Am gleichen Tag, 18 Uhr, findet ein interreligiöses Abendgebet in der Kirche St. Ursula, Ursulaplatz 24, statt. Unter dem Motto „Schlachtfeld Körper“ wird sexualisierte Gewalt thematisiert, die auch im Krieg Russlands gegen die Ukraine als Waffe eingesetzt wird. Außerdem wird von dem Überlebensmut vieler Frauen berichtet.

Zu einem großen Gottesdienst unter dem Motto „NEIN zu Gewalt an Frauen“ am Donnerstag, 1. Dezember, lädt der synodale Arbeitskreis „Gemeinschaft von Männern und Frauen in der Kirche“ des Evangelischen Kirchenkreises Köln-Rechtsrheinisch ein. Der kreiskirchliche Gottesdienst in der Auferstehungskirche Ostheim, Heppenheimer Straße 7, beginnt um 18 Uhr. Zum Abschluss der Orange Days gibt es eine lange Lesenacht in der Kartäuserkirche, Kartäusergasse 7, mit starken Geschichten gegen Gewalt unter dem Motto „Frauen Leben Freiheit“. Aus aktuellem Anlass kommen in erster Linie iranische und afghanische Stimmen zu Wort. Die Poetischen, dokumentarischen, biographischen, historischen und tagesaktuellen Texte und musikalischen Unterbrechungen werden ab 18 Uhr bis tief in die Nacht vorgetragen. Beteiligte an Lesung und musikalischer Gestaltung sind: Isabel Schayani, Nicola Landgrebe, Mathias Bonhoeffer, Mehrdad Razi, Dorothee Schaper, Thomas Frerichs, Carolin Schreiber, Sinat und Ali Porsani und andere. Der Eintritt ist frei, um Spenden wird gebeten.

www.orangedays-koeln.de

25.11.2022, 18:00

Evangelisch Leben in Köln und Region

St. Ursula, Ursulaplatz 24, 50668 Köln

„Schlachtfeld Körper“

Interreligiöses Abendgebet in St. Ursula

Am internationalen Gedenktag „Nein zu Gewalt an Frauen“ und zum Auftakt der Orange Days findet am Freitag, 25. November, 18 Uhr, in der Kirche St. Ursula, Ursulaplatz 24, ein interreligiöses Abendgebet statt. Das Gebet steht unter dem Motto „Schlachtfeld Körper“ und thematisiert die sexualisierte Gewalt, die auch im Krieg Russlands gegen die Ukraine als Waffe eingesetzt wird. Neben der Information und dem Gebet wird auch von dem Überlebensmut der Frauen berichtet.

01.12.2022, 18:00

Evangelischer Kirchenkreis Köln-Rechtsrheinisch

Auferstehungskirche Ostheim, Heppenheimer Straße 7, 51107 Köln

Kreiskirchlicher Gottesdienst von Frauen

„NEIN zu Gewalt an Frauen“

Am Donnerstag, 1. Dezember, 18 Uhr, beteiligt sich der synodale Arbeitskreis „Gemeinschaft von Männern und Frauen in der Kirche“ des Evangelischen Kirchenkreises Köln-Rechtsrheinisch an den Orange Days und lädt zu einem Gottesdienst in die Auferstehungskirche Ostheim, Heppenheimer Straße 7, ein. Mit den Orange Days machen Organisationen und Frauenrechtsbewegungen weltweit darauf aufmerksam, dass Frauen und Mädchen immer noch Gewalt und Unterdrückung erleben müssen.

„Starke Geschichten gegen die Gewalt“

Lesenacht in der Kartäuserkirche

Am Tag der Menschenrechte und zum Abschluss der Orange Days am Samstag, 10. Dezember, lesen die Pfarrerinnen Dorothee Schaper und Nikola Thomas-Landgrebe in einer langen Lesenacht „Starke Geschichten gegen die Gewalt“. Die Geschichten, die vom Überleben erzählen und stark machen sollen gegen Gewalt und verletzte Seelen werden in der Kartäuserkirche, Kartäusergasse 7, zu Gehör gebracht. Der Eintritt ist frei.

Text: APK
Foto(s): APK

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Diakoniespende 22/23 GULLIVER: Ein Obdachloser berichtet: „Ich dachte, das Leben wäre mit Alkohol leichter“

Vielleicht denken wir ja, wenn wir einen obdachlosen Menschen sehen, dass uns dieses Schicksal nie ereilen könnte. Doch mit diesem Blick sollten man die Männer und Frauen, die ein Leben am Rand der Gesellschaft führen, durch unglückliche Umstände oder Schicksalsschläge auf der Straße gelandet sind, nicht betrachten. Denn manchmal passieren die ersten Schritte Richtung Abrutschen fast unmerklich. Doch dank der Überlebensstation GULLIVER im Bahnbogen 1 am Kölner Hauptbahnhof, der die diesjährige Diakoniespende des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region zugutekommen wird, finden Menschen mit vielfältiger Unterstützung wieder in ein abgesichertes, selbstbestimmtes Leben zurück.

So wie Richard Rozniatowski. Der 53-Jährige schildert mit schonungsloser Ehrlichkeit, wie er allmählich feststellte, dass er sein Leben nicht mehr im Griff hatte. Wie er vor vier Jahren endgültig alles verlor und sich Anfang 2020 vor der Tür des GULLIVER wiederfand. Damals passten alle seine verbliebenen Besitztümer in eine einzige Tragetasche.

Heute ist Richard eine der tragenden Kräfte im GULLIVER, wie Bernd Mombauer, Geschäftsführer des Kölner Arbeitslosenzentrums (KALZ) das als Träger der Überlebensstation fungiert, betont. Er hat einen Vollzeitarbeitsvertrag als einer von zwei Vorarbeitern und kümmert sich um ein Team von sieben Mitarbeitenden.

Obdachlose brauchen Rückhalt und Stabilität

Wenn der Vertrag in zwei Jahren ausläuft, so hoffen Sebastian Ebert, Diplom-Sozialpädagoge im GULLIVER, und Bernd Mombauer kann sich der Maschinenbauingenieur wieder in den Arbeitsmarkt eingliedern. Auch eine Wohnung im selbstverwalteten Wohnungslosenprojekt „Obdachlose mit Zukunft (OMZ)“ in Köln-Deutz hat er beziehen können. Er lacht, als er erzählt, dass er dort von den anderen „Papa Rich“ genannt wird, viel Besuch bekommt und sich als „Ersatzpapa“ um vier junge Frauen kümmert. Denn, so sagt er nachdrücklich: „Auch Obdachlose brauchen Rückhalt und Stabilität.“

In der Rückschau wird er ernst, berichtet offen, dass er Familie, Haus, Freunde, Auto und Job verlor, weil er zu viel trank. „Es gab immer Wodka. Zuerst zur Entspannung. Dann, um nicht mehr denken zu müssen.“ Geboren wurde Richard Rozniatowski in Warschau. Dort studierte er, wurde Ingenieur Fachrichtung Maschinenbau, arbeitete als Experte für alle Fragen, die Hydraulik betreffen unter anderem für eine polnische und eine schwedische Firma. „Im Laufe der Jahre war ich in Schweden, England, Belgien und Holland eingesetzt.“ Einer glänzenden Karriere stand im Grunde nichts im Weg. Richard heiratete, zwei Töchter wurden geboren.

„Meine Familie ist jetzt hier, im GULLIVER“

Doch der Wodka funkte immer wieder gnadenlos dazwischen. „Ich dachte, das Leben wäre mit Alkohol leichter. Doch da war ich schon mitten in der Abwärtsspirale“, berichtet er. Kollegen sagten, sie würden es mal in Deutschland probieren, der Verdienst sei dort gut. Der 53-Jährige schloss sich an, fand einen Job, kündigte dann aber: „Ich habe wieder getrunken und konnte die Verantwortung für mich nicht mehr übernehmen.“ Als Folge war die Wohnung auch weg, vor vier Jahren wurde Richard Rozniatowski endgültig obdachlos. Er campierte im Kölner Volksgarten mit Isomatte und Schlafsack, versuchte über das Sammeln von Pfandflaschen an etwas Geld zu kommen. „Zu meiner Familie in Polen ist über diese Jahre der Kontakt völlig verloren gegangen. Ich fühlte mich als Vater ohnehin minderwertig, darum habe ich nie versucht, mich wieder zu melden.“ Heute ist er überzeugt: „Meine Familie ist jetzt hier, im GULLIVER.“

„Hier bekam ich eine Chance“

Das GULLIVER, ist der 53-Jährige sicher, war seine Rettung. „Hier bekam ich eine Chance. Ich habe geputzt, Wäsche gewaschen, was anfiel einfach gemacht und einen Deutsch-Intensivkurs besucht.“ Noch immer, gibt er zu, falle ihm das Deutsche schwer. Doch im Alltag, bei der Organisation der Einsatzpläne, beim Bestellen von Lebensmitteln und in der Absprache mit den Mitarbeitenden erweitern sich seine Kenntnisse kontinuierlich. Außerdem: „Ich bin ein Mensch, dem Kommunikation leichtfällt – vielleicht funktioniert es deshalb so gut mit meinem Team.“

„Richard schafft das“

Dafür, dass er durch zwei Zweijahresvertrag als Vorarbeiter wieder krankenversichert ist, ist er sehr dankbar. „Ich bin dieses Jahr an Covid 19 erkrankt. Und möchte mir gar nicht vorstellen, wie es ausgegangen wäre, hätte ich noch auf der Straße gelebt.“ Am liebsten würde Richard Rozniatowski, der sich strikt vom Alkohol verabschiedet hat, weiterhin im GULLIVER arbeiten, doch der Vertrag läuft 2024 aus und Bernd Mombauer schaut voller Zuversicht in die Zukunft: „Richard schafft das. Er findet endgültig zurück ins Leben, wird bestimmt auch den richtigen Job finden.“

Das Besondere an der Diakoniespende: Bis zu einem Spendenaufkommen von 100.000 Euro verdoppelt der Evangelische Kirchenverband Köln und Region die Summe.

www.wohnungslos-in-koeln.de

www.diakoniespende-koeln.de

Text: Katja Pohl
Foto(s): Matthias Pohl

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Vision von Gemeinde im Sinne der Urchristen – Stefan Dross als Pfarrer eingeführt

Vom Erprobunsgsraum des Urbanen Familienklosters und der Gemeinschaft „die EisHeiligen“ ging es für Pfarrer Stefan Dross jetzt zu 100 Prozent in die Gemeindearbeit. Zuvor war er mit halber Stelle zusätzlich zum Erprobungsraum als Pfarrvikar in der Versöhnungskirche tätig. Vor kurzem wurde der Seelsorger in der Friedenskirche als Pfarrer in der Evangelischen Kirchengemeinde Ehrenfeld eingeführt. Weil die Gemeinde mit den zwei Bezirken und Kirchorten stärker zusammenwachsen und sich als eine Gemeinde verstehen will, spricht Dross lieber vom Pfarrteam, das sich die Aufgaben in Ehrenfeld – auch nach Begabung, Erfahrung und Neigung – aufteilt als dass er sich als Pfarrer der Friedenskirche bezeichnet.

Den „Mut, verrückte Ideen einfach auszuprobieren“ bringt Stefan Dross mit aus den rund zwei Jahren im Erprobungsraum Familienkloster. Wobei er das Projekt vermutlich nicht mitgegründet hätte, wenn er nicht ohnehin schon über diese Eigenschaft verfügen würde. Angst vor Veränderung kennt Dross nicht. „Ich habe bei Veränderungen wenig Angst, dass etwas Gutes verlorengeht, weil ich glaube, dass Gutes bleibt. Veränderung macht Mut, auch ganz Neues auszuprobieren“, hat er dem Gemeindebrief „Evangelisch in Ehrenfeld“ gesagt. Seine Schwerpunkte werden in den Bereichen Kinder, Jugend und Familie liegen. Dazu gehören unter anderem auch die Kitas und Schulgottesdienste.

Visionär und Veedelsnachbar

Pfarrer Dross hat sowohl die Gemeinde wie auch die Menschen im Stadtteil, die mit der Kirche womöglich nichts zu tun haben, im Blick. „Ich möchte Ansprechpartner sein für die Menschen im Veedel.“ Die Frage sei, wie man miteinander in Kontakt komme, politisch, interreligiös, einfach menschlich. „Da freue ich mich auf neue Netzwerke“, sagt er.

Daneben ist es ihm wichtig, dass Menschen Kirche als einen Ort erleben, an dem sie geistlich-spirituell etwas erleben können. „Ich wünsche mir, dass die Kirche in Ehrenfeld ein liturgisches Experimentierfeld wird und dass wir da einiges ausprobieren.“ Mit Kerzen und Chorälen zum Beispiel, mit einem gemeinsamen Abendessen nach der Liturgie. Mit besonderen Gottesdiensten, aber auch mit liturgischen Experimenten im regulären Gottesdienst. Mehr interaktive Elemente will er etwa anbieten. „Die Menschen könnten zum Beispiel während der Fürbitten aufstehen und eine Kerze anmachen“, nennt Dross ein Beispiel. Bibliolog-Elemente, bei denen sich eine Gruppe in einen Bibeltext hineinversetzt, ist ein weiteres. Aus der Corona-Zeit übernimmt die Gemeinde das erfolgreiche Format „WeihnachtsPlätzchen“. „Dabei haben 800 Leute auf dem Spielplatz gestanden und gesungen“, erinnert er sich. Jeder kann kommen und mitmachen.

Stefan Dross treibt aber noch eine andere Vision um: er möchte, dass die Kirchengemeinden wieder mehr zu Gemeinschaften werden, wie sie die Urchristen bildeten. Die bestanden aus Juden, Griechen und anderen Volksangehörigen. Was sie einte, war der Glaube an Christus und den einen Gott. „Die Herkunft sollte weniger eine Rolle spielen“, sagt der Pfarrer. 40 Prozent der Menschen in Ehrenfeld sind zwischen 25 und 50 Jahre alt und haben einen Migrationshintergrund, berichtet Dross. „Ich wünsche mir, dass sich das auch in unserer Kirche abbildet. Unsere Gemeinden sind schon noch sehr weiß.“ Ob bewusst oder unbewusst – fast jeder sei schon einmal rassistisch gewesen. „Rassismus ist strukturell bedingt“, sagt Stefan Dross. Und daran will er etwas ändern.

Der Traum von der Überwindung der Rollen

In seiner Einführungspredigt griff Pfarrer Dross diese Themen auf. Gemeinde soll für ihn wie die Urgemeinde sein, in der die Herkunft oder das Geschlecht zumindest für einige Zeit nicht von Bedeutung gewesen seien: „Es spielt nun keine Rolle mehr, ob jemand Jude ist oder Grieche, Sklave oder freier Menschen, männlich oder weiblich. Denn durch unsere Verbindung mit Christus sind wir alle wie ein Mensch geworden“, bezog er sich auf die Bibel. „Wir wollten das es keinen Unterschied mehr macht. Und doch schlugen uns die Unterschiede ins Gesicht. Die Fremdheit des jeweils anderen. Fast wären wir daran zerbrochen. Wären doch wieder unter die Räder der Rollen geraten. Ohne Gott ständen wir heute nicht mehr hier. Ohne Gott hätten wir diesen Traum längst aufgegeben“, so Dross weiter aus der Perspektive der ersten Christen.

Dass er selbst diesen Traum nicht aufgeben wird, machte er deutlich in dieser Predigt: „Dieser Traum treibt mich an. Und doch merke ich: So zu tun als gäbe es sie nicht, die Zuschreibungen und die Rollen, bringt uns nicht weiter. Schafft sie nicht ab, macht sie nicht mal kleiner. Im Gegenteil. So zu tun, als gäbe es keine Unterschiede, macht sie höchstens unbewusst und damit kaum mehr kontrollierbar, geschweige denn de-konstruierbar.“ Worüber die Gemeinde und auch die Gesellschaft reden müsse, sei, „dass ich Weiß bin und du Schwarz, ich Mann und du Trans*, ich heterosexuell und du Bi“, führte der Pfarrer aus. „Denn wenn wir nicht darüber reden und meinen es gäbe keine Unterschiede, werde ich immer weiter davon ausgehen, dass ich normal bin und solche Kategorien nur für andere gelten.“

Damit Rollen keine Rolle mehr spielen, müsse darüber geredet werden, was Rollen ausmache, woher sie kommen und „was wir dafür tun können, damit sie an Gewicht verlieren“. In den Paulus-Briefen der Bibel gehe es kaum um etwas anderes, „als wie wir mit unseren Unterschiedlichkeiten friedlich zusammenleben können. Sein Antrieb ist völlig klar: Christus hat die Liebe Gottes gelebt. Und wer diesem Christus vertraut wer diese inklusive Liebe erlebt hat –und sei es auch nur punktuell – der wird diese Liebe auch weitergeben wollen. Die wird die Grenzen, die uns trennen nicht länger akzeptieren. Die Rollen, die wir spielen, nicht länger als gegeben erachten“.

Gerade diese Menschen werden ihre Finger in die Wunden legen, so Stefan Dross. „Werden uns aufrütteln. Uns wach machen. Weil sie sensibilisiert sind für diese Rollen. Und angetrieben von der Vision, genau diese zu überwinden.“ Paulus mache deutlich: Was zählt sei der Glaube, der sich in gelebter Liebe zeige. „Gottes Ruf ist klar! Gottes Ruf ist Christi universale Liebe, die keine Grenzen mehr zwischen Menschen zieht.“ Gewalt, Rassismus, Klassismus und Sexismus würden nicht das letzte Wort haben, sagte Pfarrer Dross. Paulus sei sicher: Diejenigen, die Christi Liebe einmal geschmeckt haben, werden sich nicht irre machen lassen, werden nicht wieder zurückfallen, in die alten Muster. Ja sie machen sich ihrer jeweiligen Rollen bewusst. Werden sich darüber klar, dass mein Erleben: als weißer, heterosexueller, akademisch gebildeter Mann, mit deutschem Pass und guten Einkommen, in unserer deutschen Gesellschaft ein völlig anderes ist, als dass einer Schwarzen Frau.“ Und weiter: „Sie werden sich dieser Unterschiede bewusst, aber nicht, um sie zu zementieren, sondern um sie zu überwinden. Auf dass sie wirklich keine Rolle mehr spielen. Paulus vertraut darauf, dass Gottes Liebe stärker ist. Und macht mir heute damit Mut. An eine Welt zu glauben in der Rassismus mehr und mehr an Kraft verliert.“

www.evangelisch-ehrenfeld.de

Text: Hildegard Mathies
Foto(s): Frank Schoepgens / https://schoepgens.photos

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Feierliche Eröffnung der Erlöserkirche Weidenpesch mit Präses Dr. Thorsten Latzel am Samstag

Die Gemeindeglieder und die Bewohnerinnen und Bewohner des Stadtteils haben die Räume der neuen Erlöserkirche Weidenpesch, Derfflinger Straße 9, bereits seit dem Sommer „erobert“. Nun lädt die Evangelische Kirchengemeinde Köln-Mauenheim-Weidenpesch unter dem Motto „Macht hoch die Tür, die Tor macht weit!“ zur offiziellen Eröffnung (Widmung) am Samstag, 26. November, 14 Uhr, ein. In einem feierlichen Gottesdienst predigt Pfarrer Dr. Thorsten Latzel, Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland. Anschließend findet ein Empfang statt. Am nächsten Tag, Sonntag, 27. November, 10.45 Uhr bis 15 Uhr, sind Interessierte zu einem Tag der offenen Tür mit Führungen zur vollen Stunde, einem Adventsbasar sowie Mittagssuppe und Adventscafé eingeladen. Musikalische Beiträge runden den Tag ab. Um Anmeldung unter Telefon 0221/74590333 wird gebeten.

Ein Interview mit Superintendent Markus Zimmermann:

Die Entscheidung war im Jahr 2012 gefallen, am 27. April 2020 haben die Arbeiten an der neuen Erlöserkirche begonnen. Nun findet die Widmung statt. Worauf freuen Sie sich künftig besonders?

Superintendent Markus Zimmermann.

Markus Zimmermann: Ich bin sehr dankbar und auch ein wenig stolz, dass wir es als relativ kleines Presbyterium mit der Rückenstärkung der Gemeinde geschafft haben, unsere Ideen und Pläne für eine zukunftsangemessene Gemeindestruktur umzusetzen. Wir haben eine „Hauskirche“ geschaffen, wo alles, was uns wichtig ist, eng zusammenliegt: Der Kirchraum, die Gemeinderäume, die jetzt um eine Gruppe erweiterte dreigruppige Kita und die insgesamt neun Wohnungen. Unser neues Gebäude bietet viele Möglichkeiten für Begegnungen und eine bunte Gemeinschaft. Unser Traum von der Kirche mit offenen Türen zum neuen Sehen und Hören und Fenstern zum Himmel ist wahr geworden. Schon in den ersten Wochen stellen wir fest: Hier ist viel los, hier wird gebetet, gefeiert, geplant, gesungen, gesprochen, gewohnt und gelebt. Menschen aus allen Generationen kommen hierhin oder wohnen hier sogar. Auf die Vielfalt, auf die Menschen aller Generationen, auf Buntheit und Gastfreundschaft freuen sich meine Frau, Pfarrerin Susanne Zimmermann, unsere Kollegin Christina Schlarp und ich gemeinsam mit allen, die sich in unserer Gemeinde engagieren.

Was ist für Sie das Besondere an der neuen Erlöserkirche?

Markus Zimmermann: Nicht nur der Kirchraum selber, sondern das gesamte Zentrum ist architektonisch hervorragend gelungen. Alles passt, und das auf einem kompakten Grundstück. Der Kirchraum selbst ist – wie es meine Frau auch in ihrem Kirchenführer geschrieben hat – Programm: Der gläserne Altartisch mit der in ihm eingelassenen Taufschale steht in der Mitte des Raumes. Die Gemeinde versammelt sich um Jesus Christus, der in Wort und Sakrament nahe kommt. Der Kirchraum lädt – gut evangelisch – zur Kommunikation der mündigen Gemeinde ein. Deutlich wird so auch, dass die Gemeinde miteinander Gottesdienst feiert. Ein weiteres Highlight ist auch die gute Akustik im Kirchraum. Trotz eines völlig neuen Raumgefühls für die Gemeinde verfügt der Kirchraum auch über einen hohen Wiedererkennungwert: Wesentliche Elemente aus unseren früheren Kirchen haben in ihm eine neue Heimat gefunden, wenn auch umgestaltet und mit einer neuen Wirkung.

Einige Bestandteile der alten Kirche wurden auch in die neue Kirche integriert. Um welche handelt es sich dabei und welche Bedeutung hat dies?

Markus Zimmermann: Selbstverständlich laden die insgesamt sechs Glocken der alten Erlöserkirche auch zum Gottesdienst in der neuen Kirche ein. Sie sind jetzt in einem neuen Kirchturm beheimatet. Die Orgel aus der Philipp-Nicolai-Kirche ertönt auch wieder, nun in unserer neuen Erlöserkirche. Aus den alten Kirchen haben wir auch einige Fenster mitgenommen: Aus der Mauenheimer Philipp-Nicolai-Kirche zwei Fenster der Künstlerin Elfriede Fulda mit Motiven aus den Chorälen Philipp Nicolais sowie aus der alten Erlöserkirche die Medaillons zur Schöpfung, die seinerzeit in den 50er Jahren von dem Künstler und damaligen Presbyter der Gemeinde, Herbert Schuffenhauer, hergestellt wurden. Sie sind nun in das wunderschöne neue Fenster integriert, das von der Künstlerin Gabriele Wilpers geschaffen wurde und die Gottesdienstgemeinde den Blick zum Himmel eröffnet. Das alte Holzkreuz mit seinem markanten Riss, das hinter dem Altar in der Philipp-Nicolai-Kirche hing, wurde von Frau Wilpers bearbeitet: Einzelne Holzbalken schweben jetzt im gläsernen Altartisch und in der gläsernen Kanzel. Aus dem schweren Kreuz ist ein Auferstehungs- und Erlösungsmotiv geworden. Der Riss wurde vergoldet. Dieses Kreuz verschweigt nicht das Leiden, aber es weist uns – zumal in der Erlöserkirche – auf die uns von Gott verheißene Zukunft hin.

Modern und fortschrittlich: Mit der neuen Erlöserkirche können Sie gut gerüstet in die Zukunft blicken. Woran merken Sie das besonders?

Markus Zimmermann: Endlich haben wir ein Gebäude, das heutigen Anforderungen entspricht: Die bodentiefen Fenster in der Kita, den Gemeinderäumen und den Wohnungen schaffen Licht und Transparenz. Die Barrierefreiheit in allen Räumen ist ebenso selbstverständlich wie der hohe energetische Standard des Gebäudes einschließlich der Dachbegrünung, einer hervorragenden Dämmung, eines Blockheizkraftwerkes sowie der Möglichkeit für die Mieterinnen und Mieter, auf den Parkplätzen Wallboxen zum Aufladen der Elektroautos aufzustellen. Fahrradparkplätze gehören natürlich auch dazu. Was als Nächstes noch kommt, ist die Fotovoltaikanlage auf dem Dach. Neben diesen wichtigen äußeren Elementen sind uns die inhaltlichen und konzeptionellen Möglichkeiten sehr wichtig. So lädt auch der geräumige Vorplatz dazu ein, Feste zu veranstalten und die Menschen im Veedel einzuladen.
www.kirche-mauwei.de

Text: Frauke Komander
Foto(s): Monika Nonnenmacher, Susanne Zimmermann, Christoph Stein

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Evangelischer Kirchenverband Köln und Region bekommt neue Satzung – Nachrichten von der Verbandsvertretung

„Wir müssen alle offenbar werden vor dem Richterstuhl Christi“ – zu diesen Worten aus dem zweiten Buch der Korinther 5,10 hielt Stadtsuperintendent Bernhard Seiger die einführende Andacht zu Beginn der Verbandsvertretung des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region. Klare Worte fand er dabei zu den Gedenktagen am Ende jeden Jahres: „Der 9. November ist eine Zumutung, wenn man sich dem Grauen aussetzt, an das der Tag erinnert. Der Volkstrauertag, wenn man sich die Toten der Weltkriege und das aktuelle Leid ukrainischer und russischer Soldaten, den Schmerz der Mütter, Väter, Frauen und Kinder über den Tod von zehntausenden Soldaten in diesen Wochen vor Augen hält. Der Buß- und Bettag und der Totensonntag: Blicke auf Regionen unseres Lebens und des Lebens vieler anderer.“

Stadtsuperintendent Bernhard Seiger berichtete über das vergangene Jahr

 

Klare Worte richtete Bernhard Seiger, mit Blick auf das Gericht Gottes, ebenso an die Menschen, die ihre Macht missbrauchen, Menschen durch totalitäre Regime unterdrücken und quälen. Sie mahnte er: „Sie sprechen so oft über andere Urteile und sind dabei respekt- und lieblos. Dabei gilt auch für sie, für uns alle: Wir müssen alle offenbar werden vor dem Richterstuhl Christi.“ Aber: Weltliche Gerichte haben ihre klare Berechtigung, führte der Theologe weiter aus. „Urteile von Menschengerichtshöfen sind hilfreich. Sie halten die Idee von der universalen Geltung der Menschenrechte aufrecht. Sie schaffen festen Boden, dass Massaker, die im Krieg verübt werden, ans Licht kommen und Menschen für ihr Tun Verantwortung tragen müssen.“ Denn Gott wolle unter allen Umständen das Leben.

Die Verbandsvertretung des Kirchenverbandes mit seinen vier Kirchenkreisen und 54 Kirchengemeinden tagt einmal im Frühjahr und einmal im Herbst. 79 stimmberechtigte Delegierte sowie zahlreiche Gäste nahmen teil. Sie gedachten zu Beginn der Sitzung auch Pfarrer i.R. Johannes Gerhard Jacob Marcus, der im Juni 2022 verstarb. Er war zuletzt Pfarrer der Kirchengemeinde Frechen.

Oberkirchenrätin Dr. Wibke Janssen begleitet die Verbandsvertretung

 

Im Anschluss an die Andacht begrüßte Oberkirchenrätin Dr. Wibke Janssen, seit August 2022 Mitglied der Kirchenleitung und Leiterin der Abteilung Theologie und Ökumene im Landeskirchenamt, die Anwesenden. Sie sagte, sie sei gerade in der Phase des „Hörens, Erkundens, Lernens und Verstehens“. Darum seien ihr die Besuche der vorangegangenen Synoden in Köln-Mitte, Nord und Süd sowie des Kreissynodalvorstandes Köln-Rechtsrheinisch wichtig gewesen. „Dass sie ein Verbund sind, ist sehr gut. So können sie Stärke von innen heraus entwickeln. Und sie sind umfangen von ihrem Bund mit Gott.“

 

Jahresbericht des Stadtsuperintendenten und der Ausschüsse und Arbeitskreise

Die gegenseitige Verbundenheit der Kirchengemeinden dokumentierte sich auch im Jahresbericht des Stadtsuperintendenten. So berichtete er vom neu geschaffenen Jugendreferat Köln und Region, das ab Januar 2023 für alle vier Kirchenkreise zuständig sein wird. „Es war ein ambitioniertes Projekt. Wir haben aber unter den Kirchenkreisleitungen gesehen, dass es richtig ist, eine Zusammenlegung zu betreiben, weil sie eine Vertretung der Jugendreferenten und -referentinnen sowie eine Stärkung der Jugendarbeit in den Gemeinden und eine verbesserte Zusammenarbeit fördert.“

Ein großes Ereignis war auch das Tauffest im August im Rheinpark, das die Evangelische Kirche in Köln sichtbar gemacht habe und ein positives mediales Echo auslöste. Drei Jahre Vorbereitung mündeten in ein Fest, das rund 3.000 Menschen anlockte. Getauft wurde letztlich von 40 Pfarrpersonen und Prädikantinnen sowie Prädikanten aus 29 Gemeinden. Sie führten 196 Taufen durch, so Pfarrerin Miriam Haseleu in ihrem Bericht. Ein weiteres Resultat dieses Festes sei es, erklärte Stadtsuperintendent Bernhard Seiger, dass unter dem Arbeitstitel „Kasualagentur“ ein Angebot geschaffen werden soll, das auch kirchenferne Menschen erreicht. Stichwort ist hier: „Meine Kirche macht mir Angebote, die ich verstehe, die für mich lebensnah sind!“ Zurzeit bereitet eine Arbeitsgruppe das neue Angebot vor. Auf dem Weg dahin kann dann auch das Thema der Taufpaten neu diskutiert und gedacht werden, sagte Thorsten Krall, Superintendent des Kirchenkreises Köln-Rechtsrheinisch, auf eine entsprechende Frage in der Diskussion.

Themen des Berichts waren außerdem das Projekt „VIA REFORMATA“, ein Geschichtspfad zur Reformation in der Kölner Innenstadt, der von der Evangelischen Kirche in Köln und Region präsentiert wird und schon zur Hälfte fertiggestellt ist, sowie ein Rückblick auf „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“. Das Festjahr 2021 wurde von Köln aus initiiert. 2.433 registrierte Veranstaltungen fanden statt, gesteuert wurde vieles durch den Verein „321“, der sich im Herbst 2022 auflöste. „Der Verein hat seine Aufgabe sehr erfolgreich erfüllt“, zog der Stadtsuperintendent ein zufriedenes Fazit und blickte gleichzeitig in die Zukunft. „Der nächste Schritt ist die Idee, jüdisches Leben ins Licht zu rücken und zu verankern, sodass sich in allen Ländern Europas das öffentliche Leben mit jüdischem Leben und jüdischer Geschichte befasst. Es gibt in jeder größeren Stadt Europas jüdische Geschichte. Da sind Schätze zu heben. Wer dazu noch mal nachlesen will, kann auf der Website „2021jlid.de“ nachsehen. Zu den folgenden Jahresberichten der Ausschüsse und Arbeitskreise gab es keine Rückfragen.

Neue Satzung des Kirchenverbandes Köln und Region

Der Beschluss der Verbandsvertretung zur Änderung der Satzung, die als nächster Punkt auf der Tagesordnung stand, erforderte eine kurze Unterbrechung der Sitzung zur Aussprache und zum Anhören der Bedenken und Gegenargumente.

Vorstandsmitglied Gabriele Orbach leitete die Abstimmung über die neue Satzung des Verbandes

Der Hintergrund: Das Landeskirchenamt hatte vor einiger Zeit dem Kirchenverband Köln und Region mitgeteilt, dass seine Satzung nicht mehr den aktuellen Rechtsvorschriften entspricht. Eine neue Satzung wurde durch den Vorstand des Verbandes in Kooperation mit den Kirchenkreisen und Gemeinden und mit Abstimmung mit der Landeskirche erstellt. Änderungswünsche wurden bei einem Hearing im März 2022 und der Verbandsvertretung im Sommer gehört und jeweils eingearbeitet. In der Pause der Sitzung am Freitagabend konnten noch offene Fragen beantwortet werden. Die neue Satzung wurde schließlich, mit einer Enthaltung, in öffentlicher Abstimmung angenommen. Sie sieht unter anderem vor, dass Mitglieder der Beiräte auf Vorschlag des Vorstandes von der Verbandsvertretung berufen werden und, dass die Vorsitzenden der Beiräte auf Vorschlag der jeweiligen Geschäftsführenden von den Beiratsmitgliedern gewählt werden. In Kraft treten soll die neue Satzung zum 1. Januar 2024.

 

Finanzen und Wahlen

Finanzkirchmeister Lothar Ebert stellte den Haushalt 2023 und den Jahresabschluss 2021 vor

Finanzkirchmeister Lothar Ebert gab einen Überblick über den Haushalt 2023 und den Jahresabschluss 2021. Er stellte ein Haushalts- und Bilanzergebnis von 8.261.504, 33 Euro für das Haushaltsjahr 2021 fest. „Wie bereits bei der Aufstellung vorgeschlagen, sollen 4,5 Millionen Euro, die schon 2021 als Rücklagenzuführung vorgesehen waren, der Allgemeinen Ausgleichsrücklage zugeführt werden“, erläuterte er. Die restlichen rund 3,7 Millionen Euro werden zu 80 Prozent auf die Kirchengemeinden verteilt, 20 Prozent der Summe gehen an den Verbandsblock. Lothar Ebert sagte weiter: „Den Gemeinden sollte vorgeschlagen werden, diese Mittel für Gebäudesanierungen einzuplanen und den entsprechenden Rücklagen zuzuführen.“ Auch die Gelder aus den 20 Prozent für den Verband sollten in die Instandhaltungsrücklage fließen, so der Finanzkirchmeister. Der Jahresabschluss wurde in dieser Form von der Verbandsvertretung angenommen. Die Delegierten der Gemeinden stimmten auch dem Haushaltsplan 2023 zu. Dieser sieht Kirchensteuereinnahmen für das Jahr 2023 in Höhe von rund 109.348.000 € voraus. Für die Arbeit des Kirchenverbandes sind im sogenannten 20%-Verbandsblock rund 11.362.000 € vorgesehen, 44.385.000 € gehen als Verteilsumme an die Kirchengemeinden.

Auch eine Nachwahl von stellvertretenden Mitgliedern in den Vorstand des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region stand auf der Tagesordnung. 18 Vorstandsmitglieder engagieren sich, entsprechend gibt es 18 Stellvertreterpositionen. Vorgeschlagen hat der Kreissynodalvorstand Köln-Süd als Stellvertreter für Professor Dr. Bühler den Finanzkirchmeister der evangelischen Gemeinde Frechen, Dr. Markus Schulz. Als Stellvertreterin für Vorstandsmitglied Burchard von Spankeren stand Presbyterin Hye-Won Chang Herrmann aus der Kirchengemeinde Rondorf zur Wahl. Für beide votierten die Delegierten einstimmig.

 

Campus Kartause

Superintendent Markus Zimmermann informierte über das Bauprojekt Campus Kartause

Zum Abschluss der Sitzung gab Superintendent Markus Zimmermann einen Überblick über den Stand des Bauvorhabens „Campus Kartause“ auf dem verbandseigenen Grundstück am Kartäuserwall, wo vier neue Gebäude entstehen sollen. So erläuterte Markus Zimmermann: „Seit der letzten Sitzung der Verbandsvertretung hat eine Beratung durch die Landeskirche im Neubauplanungsausschuss stattgefunden. Das Projekt wurde als positiv, richtungsweisend und durchdacht bewertet. Die Landeskirche hat die bisherigen Verträge mit den Architekten genehmigt und steht weiterhin beratend zur Seite.“ Das Projekt sei zudem auf dem 30. Kirchbautag der Evangelischen Kirche in Deutschland, der im September in Köln stattfand, präsentiert und als Leuchtturmprojekt unter dem Motto „Mut baut Zukunft“ wahrgenommen worden. Der Bauantrag ist seit September eingereicht. Auch die aktuelle Sanierung der historischen Klostermauer auf dem Gelände des Kartäuserwalls verlaufe planmäßig, so Zimmermann.

 

Die Verbandsvertretung ist das Leitungsorgan des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region mit seinen 54 Gemeinden und rund 250.000 Gemeindegliedern im Rhein-Erft-Kreis, in Köln, im Rheinisch-Bergischen Kreis und im Oberbergischen Kreis in den vier Kölner Kirchenkreisen. Zu den Aufgaben der Delegierten gehören beispielsweise der Beschluss des Haushalts und die Wahl des Stadtsuperintendenten. Die Verbandsvertretung tagt zweimal im Jahr und wird von Stadtsuperintendent Bernhard Seiger geleitet.

Text: Katja Pohl
Foto(s): Matthias Pohl / APK

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„Tod und Trauer am Arbeitsplatz“: Im Mittelpunkt steht das persönliche Gespräch

Wie soll ich reagieren, wenn meine Kollegin um einen nahen Angehörigen trauert? Und wie informiere ich als Vorgesetzte mein Team über den Tod eines Mitarbeiters? Wie kann ein Team gut weiterarbeiten, auch wenn eine schmerzliche Lücke entstanden ist, durch einen Unfall, eine tödliche Krankheit oder einen Suizid? Mit diesen und vielen weiteren Fragen haben sich mehr als 100 Interessierte beschäftigt, die im Herbst aus dem ganzen Rheinland in das Haus der Kirche gekommen waren. „Tod und Trauer am Arbeitsplatz“ lautete die Überschrift der Veranstaltung, zu der das Diakonische Werk Köln und Region in Kooperation mit der Initiative Caring Community Köln und weiteren Unternehmen eingeladen hatte.

„Das Thema ist für Führungskräfte wichtig“, betonte Jörg Zeyßig, Geschäftsführer des Diakonischen Werkes in seinem Grußwort. Bestätigt wurde er darin von Oliver Wegmann, bei der AXA AG verantwortlich für die Projektkommunikation „Tod & Trauer am Arbeitsplatz“. Der Arbeitgeber dürfe nicht nur zu freudigen Anlässen gratulieren, sondern müsse „gerade auch in den schlimmen Zeiten Partner des Mitarbeiters“ sein, so Wegmann. Andrea Grabowksy, Personal-Direktorin der Kreissparkasse Köln, ergänzte, dass „Sprachlosigkeit kein guter Ratgeber“ sei.

Kein Patentrezept für diese Extremsituationen

Es gebe aber auch kein Patentrezept und keinen standardisierten Ablaufplan für diese Extremsituationen. „Der Schlüssel ist, in dem Moment da zu sein und je nach Situation die richtigen Menschen zusammenzubringen.“ Im Mittelpunkt müsse das persönliche Gespräch stehen. Darin waren sich alle Vortragenden, darunter auch Dr. Birgit Weihrauch, Staatsrätin a. D. und Vorsitzende von „Endlich. Palliativ & Hospiz am UK Köln e.V.“, und David Roth, Geschäftsführer von Pütz-Roth Bestattungen und Trauerbegleitung, einig.

Von konkreten Fällen aus dem Arbeitsalltag berichteten Sylvia Schulz, Personalberaterin bei der Kreissparkasse Köln, und Claudia Lautner, Koordinatorin des Modellprojekt Brückenbauer*innen Palliative Care beim Diakonischen Werk im Gespräch mit WDR-Moderatorin Anke Bruns: Im Mai verbreitete sich im Diakonischen Werk die Nachricht vom Suizid eines Mitarbeiters. Gleich am Tag nach der Bekanntgabe durch die Familie kam das Team zu einer Andacht zusammen, bei der an den beliebten Kollegen erinnert wurde. Auf Anregung des Hospizdienstes der Evangelischen Gemeinde Köln hatte jede eine Kerze angezündet und von einer besonderen Erinnerung erzählt. „Da haben wir zusammen geweint, aber auch an fröhliche Situationen gedacht und gelacht, wir haben zusammen gesungen und gebetet“, erzählte Lautner. Sie engagiert sich in der Arbeitsgruppe „Trauer am Arbeitsplatz“, einer von insgesamt vier Arbeitsgruppen der Caring Community neben „Versorgung“, „Kinder und Jugendliche“ und „Sorgestadtplan“. Die letztere ist dabei, einen digitalen Stadtplan zu erstellen, der mit Hilfe der Datenbank der Stadt Köln Angebote der Hospiz- und Palliativversorgung für die Fachöffentlichkeit und für Kölnerinnen und Kölner auflistet.

Ein vorrangiges Ziel der Caring Community Köln ist die Vernetzung bereits bestehender Angebote. Moderatoren des Projektes sind die Stadt Köln vertreten durch das Gesundheitsamt und das Palliativ- und Hospiznetzwerk Köln e.V. Weitere Informationen https://caringcommunity.koeln

Text: Martina Schönhals
Foto(s): WSW-Media Filmproduktion

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„Wegbereiterinnen: Go for Gender Justice meets Via Reformata” – Stadtgänge machen Frauengeschichte und Frauenleben sichtbar

Für Geschlechtergerechtigkeit buchstäblich hinausgehen auf die Straße – das geht auch jenseits von Demonstrationen und Kundgebungen. Mit dem neuen Angebot „Wegbereiterinnen: Go for Gender Justice meets Via Reformata“ laden die Frauenbeauftragte des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region, Pfarrerin Dorothee Schaper, und Pfarrerin Almuth Voss gemeinsam mit einem Autorinnenteam ein, Frauengeschichte und Frauengegenwart in Köln zu entdecken. Zwei Stadtgänge führen zwischen AntoniterCityKirche und Severinsviertel auf verschiedenen Routen durch die Stadt. Ganz bewusst kreuzen sie dabei auch die „Via Reformata“.

„Während die ,Via Reformata‘ historische Orte protestantischer Stadtgeschichte markiert, konzentrieren sich die ,Go for Gender Justice-Stadtgänge‘ darauf, Frauen in den Fokus zu stellen, denen die Frage nach Gerechtigkeit in ihrer je eigenen Facette am Herzen liegt“, schreiben Schaper und Voss im Flyer der im Januar der Öffentlichkeit vorgestellt werden soll. „Sie sollen hier sichtbar und hörbar werden.“ Die ersten beiden „Go for Gender Justice-Stadtgänge“ seien ein eigenes Projekt, könnten zugleich aber als eigenständige Resonanz zur „Via Reformata“ verstanden werden, heißt es weiter.

Vorgestellt werden unter anderem Frauen aus Politik und Stadtgesellschaft, aus den Religionen und der Kultur, die sich nicht nur für Gleichberechtigung, sondern auch für Fortschritte in Politik und Gesellschaft oder den Religionsgemeinschaften eingesetzt haben oder heute aktuell einsetzen. Dazu gehören zum Beispiel die Theologin Dorothee Sölle, Kölns erste Stadtdirektorin Dr. Hertha Kraus und die erste Imamin Rabeya Müller, die erste Rabbinerin Natalia Verzhbovska sowie die Journalistin  Shikiba Babori und die Professorin Dr. Katajun Amirpur, die unterdrückten afghanischen Frauen und Mädchen eine Stimme geben. Ausdrücklich wird auch dazu eingeladen, auf weitere Wegbereiterinnen hinzuweisen, damit die Stadtgänge sich weiterentwickeln.

kirche-koeln.de hat mit Dorothee Schaper über das Projekt gesprochen:

Wer sind für Sie aktuelle Wegbereiterinnen in Kirche, Politik und Gesellschaft?

Dorothee Schaper: Ich freue mich sehr darüber, dass die kirchliche Hochschule der evangelischen Kirche im Rheinland in Wuppertal seit diesem Jahr das „Institut für Feministische Theologie, Theologische Geschlechterforschung und soziale Vielfalt“ beherbergt und dort sowohl Studierende als auch Professor:innen  intersektionale Perspektiven und Fragestellungen für Theologie und Kirche entwickeln.  Ich freue mich über jede und jeden einzelne und einzelnen Ehrenamtliche und Ehrenamtlichen und Prädikant sowie Prädikantin in der EKiR, die beziehungsweise der das Thema Genderjustice in Liturgie und Entscheidungsfindung ernst nimmt und aktiv auf dem Radar hat.  Ich selber lebe in einer bikulturellen persisch-deutschen Familie und bin in diesen Wochen tief beeindruckt von dem Mut der Frauen und Mädchen sowie auch der Männer und Jungen, die im Iran für Selbstbestimmung und gleichberechtigte Strukturen auf die Straße gehen, Wegbereiterinnen im wahrsten Sinne des Wortes. Ich freue mich auch über Frauen und Mädchen der nächsten Generation, ob einheimisch oder eingewandert, ob in Synagoge, Kirche oder Moschee, die sich sehr viel selbstverständlicher ihren Raum nehmen und sich nicht länger vorschreiben lassen, wie sie sich zeigen, verstehen und ins Gespräch bringen wollen.

Warum ist es so wichtig, Frauen sichtbar zu machen?

Schaper: Aktuelle Statistiken wie der Gleichstellungsatlas des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend sowie die Statistiken der Stabstelle Vielfalt und Gender der EKiR  und Themen wie „equal pay“, „equal care“ zeigen statistisch ganz deutlich, dass  wir als Frauen, Männer und diverse Personen  immer noch nicht auf Augenhöhe miteinander leben. Solange die Statistiken so ausfallen, macht es Sinn, an diejenigen zu erinnern, die mit viel Engagement und Ideenreichtum die Frage nach (Geschlechter-)Gerechtigkeit auf ihre jeweilige Art und Weise vorangetrieben haben und vorantreiben. Solange es Länder auf dieser Welt gibt, in denen Frauen nicht öffentlich singen dürfen und solange mir Kolleginnen in kirchlichen Leitungspositionen heute noch sagen, dass sie ein bis zweimal besser sein müssen, als ihre männlichen Kollegen, um in Leitung anerkannt zu sein, lohnt es sich, die Stimmen von Frauen laut hörbar zu machen und die Lebensleistungen unserer Wegbereiterinnen sichtbar zu machen und zu ehren.

Sind Sie optimistisch, dass das irgendwann nicht mehr notwendig sein wird, weil Frauen und Männer in ihren Persönlichkeiten, Leistungen und ihrem Sein in naher oder ferner Zukunft gleichberechtigt und gleich gewertschätzt sein werden?

Schaper: Wenn ich mir anschaue, was in den letzten Jahrzehnten für Lernwege in vielen protestantischen Kirchen, in Bezug auf  Ämtergleichheit und auf die Gleichberechtigung von Lesben und Schwulen und anderen Personen gegangen wurden und welche Entscheidungen in Richtung Gleichberechtigung getroffen wurden, dann  gibt es doch Grund zu hoffen, dass sich diese Entwicklung in Richtung gesellschaftliche und rechtliche Anerkennung von Vielfalt fortsetzen wird, auch wenn es rechtspopulistische Gegenbewegungen gibt.

Wo sehen Sie aktuell die drei größten Herausforderungen auf diesem Weg?

Schaper: Aktuelle Herausforderungen sehe ich darin, die verschiedenen Formen von Diskriminierung und Exklusion wie Sexismus, Rassismus, Antisemitismus sowohl beim Theologietreiben als auch in der kirchlichen Praxis stärker zusammenzudenken und somit intersektionale Perspektiven in und für Kirche und Gesellschaft zu entwickeln. Das beinhaltet auch, rechtsgerichtete Positionen in Kirche und Gesellschaft, die Diskriminierungsstrukturen ignorieren wollen, zu entlarven, um so antifeministischen, rechtspopulistischen Haltungen den Boden zu entziehen. Meine Einladung, ein deutliches „NEIN“ gegen Gewalt gegen Frauen auch in Kirche während der „Orange Days“ sichtbar zu machen, soll deutlich machen, dass die Abschaffung dieser Gewalt und das Recht auf Selbstbestimmung weltweit aber auch ganz konkret Köln eine Voraussetzung  für ein Miteinander auf Augenhöhe ist und die Gottesebenbildlichkeit des Menschen ernst nimmt. Das Thema „Wer spricht und wer wird gehört?“ spielte auf der 11. Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen in Karlsruhe eine große Rolle. Wenn uns in unseren kirchlichen und gesellschaftlichen Entscheidungsebenen eine wirkliche Balance von Jungen und Alten, von Frauen und Männern von Einheimischen und Eingewanderten und ein Zusammenspiel aller Schöpfungsperspektiven – Pflanze, Tier, Mensch – gelingt, werden wir einen Schritt weiter sein.

Wegbereiterinnen: Stadtgang und Vorstellung

Am Donnerstag, 19. Januar 2023, werden die WEGBEREITERINNEN der Öffentlichkeit vorgestellt. Ab 17 Uhr findet ein Stadtgang statt. Treffpunkt ist die AntoniterCityKirche in der Schildergasse. Um 19 Uhr folgt die feierliche Vorstellung der Dokumentation in der Melanchthon-Akademie.

Text: Hildegard Mathies
Foto(s): Wegbereiterinnen/Schaper

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Gedenkveranstaltung in Alt St. Alban: Gebet für die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft

Der Stadtsuperintendent hat in diesem Jahr das Gebet bei der Gedenkfeier zum Volkstrauertag in der Kirchenruine Alt. St. Alban neben dem Gürzenich gesprochen: „Gott, Schöpfer und Erhalter des Lebens. Unbegreiflicher. Fremd bist du uns zuweilen, und doch suchen wir dich als den, der vor allem Leben da war und dem auch das Leiden und der Tod nicht fremd ist, und der für die Zukunft steht. Wir stehen hier vor dir in Alt St. Alban. An dem Ort, der 77 Jahre nach dem Ende des 2. Weltkriegs die Spuren des Krieges bewahrt hat und damit die Erinnerung wachhält. Diese Kirche hat kein Dach mehr. Es wurde im Bombenhagel zerstört und es wurde offen gelassen, um das Verlorene zu zeigen.“

Über der Ruine sei der Himmel zu sehen und zu spüren. Wind und Wetter hätten Zutritt. „Ein ehrlicher Ort. Hier wird nichts beschönigt.“ Dort werde das ausgehalten, was sei. Dir, der Du vor Urzeiten dieses Leben schuf, ist nichts Menschliches verborgen. Du kennst das Leid derer, die ihr Leben in den Weltkriegen, in der Ferne in Russland, in Polen und der Ukraine, oder in Frankreich, Griechenland und in unserem Land in einem sinnlosen Krieg verloren haben. Du kennst das Leid der Kinder, die ihren Vater nie haben zurückkehren sehen. Sein Platz ist für so viele frei geblieben. Die Kriege haben auch Jahrzehnte später ihre bitteren, stillen Folgen.“  Und den jetzt Lebenden sei der Krieg wieder sehr nah nach dem völkerrechtswidrigen Angriff Russlands auf die Ukraine. „Wir bringen die Not der Menschen in der Ukraine vor Dich.“

„Der offene Himmel ruft uns zum Frieden“

Seiger erinnerte an Soldaten, die in den Schlachten sterben, an die Not der Kinder, Frauen und alten Menschen, an die vielen Verletzten und an die, die Hunger und Kälte leiden. Und: „Wir bitten Dich für die russischen Soldaten, die in einen sinnlosen Krieg geschickt werden. Wir bringen ihr Leid in gleicher Weise vor Dich und bitten für ihre Familien.“ Der Stadtsuperintendent bat Gott, bei denen zu sein, die Befehle geben und Regierungsverantwortung haben, und Seiger bat, verhärteten Herzen den Willen der Anständigen zum Frieden und zur Achtung des Rechts zu geben, so dass Wege zu einem neuen Frieden und zu einem guten Zusammenleben in Europa gefunden werden können.

Seiger betete auch für die Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr, die im Einsatz seien, um Leben zu schützen und „unsere Werte“ zu verteidigen. „Hier an diesem Ort, Ewiger, spüren wir: Der Himmel sieht das alles. Er hält es aus und er leidet mit denen, denen das Leben genommen wurde. Auf allen Seiten der unseligen Kriege. Der offene Himmel ruft uns zum Frieden. Du willst Leben und keine Zerstörung! Und so beten wir das Gebet, das wir von Jesus, dem Friedenstifter, kennen und das weltweit, in Russland und der Ukraine und an so vielen Orten gebetet wir.“ Es folgte das Vaterunser.

Oberbürgermeisterin Henriette Reker wandte sich an die zahlreichen Vertreter der deutschen Streitkräfte, die an der Gedenkveranstaltung teilnahmen. „Ich danke ausdrücklich Ihnen dafür, dass Sie weltweit Menschen und die Freiheit schützen.“ Und sie fuhr fort: „Immer da, wo Gewalt zur Durchsetzung von politischen Interessen eingesetzt wird, setzen wir auf die Kraft der Überzeugung und die Hoffnung, dass nicht der Krieg sondern die Kooperation zu Erfolgen führt.“

Traditionelle Gedenkfeier mit Kranzniederlegung

Zu der traditionellen Gedenkfeier mit Kranzniederlegung in St. Alban laden alljährlich die Stadt Köln, die Bezirksregierung, der Volksbund Deutscher Kriegsgräberfürsorge und der Standortälteste der Bundeswehr ein. Gedacht wird der Gefallenen, Vermissten, Verwundeten, Vertriebenen, Verfolgen und Ermordeten des Nationalsozialismus und der beiden Weltkriege und aller Kriege an diesem Tag.

Regierungspräsident Dr. Thomas Wilk sprach den Text des Totengedenkens und erinnerte neben den Soldaten auch an andere Opfer: „Wir gedenken derer, die verfolgt und getötet wurden, weil sie einem anderen Volk angehörten, einer anderen Rasse zugerechnet wurden, Teil einer Minderheit waren oder deren Leben wegen einer Krankheit oder Behinderung als lebensunwert bezeichnet wurde. Wir gedenken derer, die ums Leben kamen, weil sie Widerstand gegen Gewaltherrschaft geleistet haben, und derer, die den Tod fanden, weil sie an ihrer Überzeugung oder an ihrem Glauben festhielten. Wir trauern um die Opfer der Kriege und Bürgerkriege unserer Tage, um die Opfer von Terrorismus und politischer Verfolgung.“ Der sogenannte Volkstrauertag wurde nach dem Ersten Weltkrieg eingeführt, um an all die zu erinnern, die diesem Krieg zum Opfer gefallen waren.

Text: Stefan Rahmann
Foto(s): Stefan Rahmann

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Freiräume öffnen im neuen Lebensabschnitt: Pfarrerin Andrea Máthé verabschiedet

Es sind die Begegnungen und Gespräche, die ihr am meisten fehlen werden. Mit Patientinnen und Patienten, mit Angehörigen, mit den Mitarbeitenden. Fast 30 Jahre lang war Pfarrerin Andrea Máthé Krankenhausseelsorgerin am Sankt-Franziskus-Hospital in Köln-Ehrenfeld und zuletzt auch am Heilig-Geist-Krankenhaus in Longerich und am Sankt-Vinzenz-Hospital in Nippes. Bis Ende 2012 war sie rund 20 Jahre lang parallel als Gemeindepfarrerin tätig, in der Evangelischen Kirchengemeinde Ehrenfeld. Dort baute sie unter anderem die Seniorenarbeit neu auf. Dann entschied sie sich ganz bewusst, in Vollzeit in die Krankenhausseelsorge zu wechseln. In diesem Herbst ist Andrea Máthé von Superintendent Markus Zimmermann in den Ruhestand verabschiedet worden.

Mehr Zeit für Seelsorge

Während die Gemeindearbeit eine hohe Flexibilität verlangt, braucht eine Klinik Verlässlichkeit in der Präsenz. Auf Dauer war der Spagat für Pfarrerin Máthé nicht sinnvoll leistbar. Und vor allem spiegelten ihr Patientinnen und Patienten sowie Mitarbeitende, dass sie mit ihrer menschlichen, zugewandten Art, dem Zuhören und der Sorge für die Seele in der besonderen Situation eines Krankenhauses oder im Krisenfall genau richtig war. Auch für sie selbst machte der Schritt Sinn: „Im Gemeindealltag blieb oft zu wenig Zeit für seelsorgliche Gespräche“, erinnert sich Andrea Máthé. „Das ist im Krankenhaus ganz anders.“

Die Verweildauer von Patientinnen und Patienten ist zwar mittlerweile stark verkürzt, dennoch wuchsen persönliche Beziehungen und Vertrauen, denn viele Menschen, die Andrea Máthé begleitete, kamen öfter ins Krankenhaus. Manche baten dann konkret darum, die Seelsorgerin zu benachrichtigen, andere traf sie im Gottesdienst wieder, dessen regelmäßige Feier ebenfalls zu ihren Aufgaben gehörte. Viele Lebens- und Leidensgeschichten hat Andrea Máthé miterlebt, aber auch schöne Momente, freudige Anlässe und Hoffnung.

Ethikkomitees mit aufgebaut

Ihre Tätigkeit als Krankenhausseelsorgerin war nicht beschränkt auf die Begleitung von Patientinnen und Patienten. Auch für Sorgen und Nöte der Mitarbeitenden war Máthé immer wieder Ansprechpartnerin. Darüber hinaus gehörte der Kontakt mit den ehrenamtlich Mitarbeitenden zu ihren Aufgaben. „Mir hat vor allem auch diese Vielfalt der Arbeit sehr gefallen“, sagt Andrea Máthé. „Viele Menschen denken ja, die Pfarrerin oder der Pfarrerin kommt nur ins Krankenhaus, wenn es ums Sterben geht. Aber das ist eben überhaupt nicht so!“

Ein besonderes Anliegen war für Pfarrerin Máthé die Ethik im Krankenhaus. An „ihren“ Kliniken baute sie die Ethikkomitees mit auf. Solche Gremien bestehen in der Regel aus Vertreterinnen und Vertretern der Ärzteschaft und Pflegefachkräfte, der sozialen Dienste und der Seelsorgenden sowie der Verwaltung und der Patientenvertreter. Sie werden immer dann aktiv, wenn es zu schwierigen Situationen und ethischen Konflikten oder Unsicherheiten kommt. Das können etwa Fragen wie die sinnvolle Weiterbehandlung eines Schwerstkranken sein, Konflikte zwischen Patienten- und Angehörigenwillen oder auch ethische Fragen zwischen Ärzteschaft und Pflegenden.

Auch in der Aus- und Weiterbildung von Pflegekräften an der Pflegeschule im St. Franziskus-Hospital und in der innerbetrieblichen Fortbildung sowie in der Schulung und Begleitung von Ehrenamtlichen ging es der Krankenhausseelsorgerin besonders um ethische Fragen. Darüber hinaus waren Kommunikation sowie die Ermutigung und Stärkung der Mitarbeitenden ihre Anliegen.

Freiräume und Blaue Stunden: Seminare und Andachten

Ihren Abschiedsgottesdienst feierte Andrea Máthé in der Immanuelkirche in Longerich. Das Besondere in der Kirche ist zurzeit der sogenannte Spielraumaltar der Künstlerin Dorothee Bielfeld. Der zweiteilige, flexibel gestaltbare Altar steht mitten in der Kirche, sodass sich die Gemeinde direkt um ihn  herum versammeln kann. „Dadurch  wirkt die Kirche viel einladender. Die Gemeindeglieder können einander viel besser als Gemeinschaft wahrnehmen“, so Andrea Máthé. „Das entspricht vielmehr der Art, wie Jesus mit den Menschen seiner Zeit zusammen gekommen ist. Er war kein Priester, der fernab der Gläubigen am Hochaltar stand, sondern ist allen auf Augenhöhe begegnet und hat sich mit ihnen zusammen an einen Tisch gesetzt, um mit ihnen zu sprechen, zu essen und auch ihre Gemeinschaft untereinander zu fördern.“

In der Immanuelkirche wird Andrea Máthé künftig regelmäßig „Die Blaue Stunde“ mitgestalten und feiern, eine neue Andacht am Sonntagabend um 18 Uhr. Spiritualität und Sinnenfreude, Text, Musik und Stille prägen diese Zeit. Außerdem bietet sie gemeinsam mit ihrem Ehemann, Pfarrer Harald Kampmann, und künftig auch mit einer Lehrerin im Ruhestand Seminare an. Andrea Máthé war neben der Krankenhausseelsorge auch 15 Jahre lang Referentin auf Seelsorge-Konventen mit theologisch-diakonischen Themen.

Aktuell findet das Gemeindeseminar „Was denn nun? Auf der Suche nach Orientierung in unsicheren Zeiten“ in der Immanuel-Gemeinde statt., das sie gemeinsam mit Harald Kampmann leitet. Nächster Termin ist Donnerstag, 24. November, um 19.30 Uhr. Dann geht es um das Thema „Fortschritt ohne Grenzen – geht das noch?“. Im kommenden Jahr soll es in einem neuen Seminar mit Birgitt Wendebourg um das Thema Freiraum gehen. Angesprochen werden besonders Menschen, für die ein neuer Lebensabschnitt beginnt.

Pfarrerin Máthé wird also auch im Ruhestand weiterhin gut beschäftigt sein. Auch eine ehrenamtliche Weiterarbeit in der Krankenhausseelsorge kann sie sich vorstellen. Bei all dem soll aber auch mehr Zeit für sich und ihren Mann nicht zu kurz kommen. „Wir wollen mehr wandern und reisen, als es bisher möglich war“, verrät Andrea Máthé.

www.immanuel-longerich.de

Text: Hildegard Mathies
Foto(s): Harald Kampmann

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