Antoniter Siedlungsgesellschaft spendet für kreative Gemeindeprojekte
Zum neunten Mal bedachte die Antoniter Siedlungsgesellschaft mbH im Evangelischen Kirchenverband Köln und Region (ASG) besondere Projekte in Kirchengemeinden und kirchlichen Einrichtungen in Köln und Region mit Spenden in einer Gesamthöhe von diesmal insgesamt 10.000 Euro. Das sind ca. ein Prozent des Umsatzes, den die ASG im Vorjahr durch technische und kaufmännische Aufträge von Kirchengemeinden, Kirchenkreisen und kirchlichen Institutionen erwirtschaftet hat. Die ASG will Gemeinden damit etwas zurückgeben und sie ermutigen, etwas Neues zu wagen, das vielleicht ohne ihre finanzielle Unterstützung gar nicht möglich wäre. Wie sich zeigte, brachten die Corona bedingten Einschränkungen, unter denen viele Menschen zu leiden hatten, in den Gemeinden und kirchlichen Einrichtungen des Evangelischen Kirchenverbands Köln und Region (EKV) kreative Projektideen hervor, die soziale Kontakte und Gemeinschaftsgefühl fördern.
„Wind in den Haaren“ – Fahrradrikscha-Fahrten in Bergisch Gladbach
„Ich freue mich, dass wir in diesem Jahr auch ein Projekt, das einen Beitrag zum Klima leistet und dabei Ökologie und Soziales wunderbar miteinander verbindet, mit einer Spende unterstützen können“, sagte ASG-Geschäftsführer Guido Stephan bei der offiziellen Scheckübergabe für das Projekt „Wind in den Haaren – Diakonie und Gemeinde gemeinsam im Sattel“ im RADWERK Bergisch Gladbach. Das RADWERK ist ein gemeinnütziges Hilfeangebot in ökumenischer Trägerschaft des Diakonischen Werkes Köln und Region gGmbH und des Caritasverbandes für den Rheinisch-Bergischen Kreis e.V.
„In einem Miteinander von Gemeinde und Diakonie, von Jung und Alt, von Haupt- und Ehrenamt sollen Fahrradrikschas ans Rollen gebracht werden, um Menschen Teilhabe und Mobilität in ökologisch nachhaltiger Form zu ermöglichen“, beschrieb Andreas Reball-Vitt vom Diakonischen Werk das Projekt. Mit Hilfe der ASG-Spende in Höhe von 2.000 Euro konnte im September die erste Fahrradrikscha angeschafft werden, die als Transportmittel zum Einkauf, als „Impf-Taxi“, für Ausflüge oder Spazierfahrten für die Bewohnerinnen und Bewohner von Senioreneinrichtungen dienen soll. „Kontakte, Gespräche und gemeinsames Erleben stehen im Vordergrund“, erklärte er. Die Kirchengemeinde verfüge mit dem „Mehrgenerationenhaus“ bereits über eine etablierte und in Bergisch Gladbach anerkannte Plattform, um Ehrenamtliche für ein Engagement in diesem Projekt zu gewinnen. Denn die sollen zukünftig als Rikschafahrerinnen und -fahrer eingesetzt werden.
„Im Sozialraum Bergisch Gladbach Innenstadt, in dem die Evangelische Gnadenkirche und das RADWERK beheimatet sind, leben überdurchschnittlich viele ältere Menschen. Fast ein Viertel der Bewohnerinnen und Bewohner der Stadtmitte sind 65 Jahre und älter“, sagte Reball-Vitt. „Mit unserem Fahrradrikscha-Projekt ermöglichen wir körperlich beeinträchtigten Menschen wieder Fahrradmobilität, denn hier wird Teilhabe mit und ohne körperliche Gebrechen möglich.“ „Das Projekt kann jetzt endlich mit unserer ersten Fahrradrikscha starten. Jetzt müssen wir das hier in Bergisch Gladbach bekannt machen, damit das Angebot auch von vielen genutzt wird“, sagte Thomas König vom RADWERK. Da mache er sich allerdings keine großen Sorgen.
Tanzprojekt „ICH – erzähle Dir meine Geschichte“
Unter den sechs Projekten, die eine Summe zwischen 700 und 2.300 Euro erhielten, war ein Tanzprojekt des „Lindweiler Treffs“ – eine Anlaufstelle der Diakonie Köln und Region, bei der Bürgerinnen und Bürger des Kölner Stadtteils Lindweiler Unterstützung und Hilfe zur Selbsthilfe erhalten und die Entwicklungschancen von Kindern, Jugendlichen und Familien im Stadtteil verbessert werden sollen. Das Tanzprojekt „ICH – erzähle Dir meine Geschichte“ besuchen Bürgerinnen verschiedenerer Generationen, die nach den Einschränkungen durch die Corona-Pandemie Begegnung, Austausch und Bewegung suchen. Unter der Anleitung einer professionellen Tanzpädagogin setzen sie sich in vier Workshop-Blocks tänzerisch mit ihren Lebensgeschichten auseinander. „Ich bin beeindruckt und freue mich sehr, wenn ich sehe, was für tolle Projekte dank unserer Spende angestoßen werden können“, sagte Guido Stephan bei der Scheckübergabe. „Das Projekt wird super angenommen. Wir sind unglaublich froh, dass wir das mit Hilfe der ASG umsetzen können“, bedankte sich die Leiterin des „Lindweiler Treffs“ Melek Henze.
„HerzensDinge – Vergangenes erinnern – Gegenwärtiges entdecken – Künftiges entwerfen“
Einen weiteren Scheck in Höhe von 2.000 Euro überreichte Stephan der Evangelischen Kirchengemeinde Mauenheim-Weidenpesch für ihr Projekt „HerzensDinge – Vergangenes erinnern – Gegenwärtiges entdecken – Künftiges entwerfen“. Pfarrerin Susanne Zimmermann und Diplom-Pädagogin Dorothee Agena griffen die Idee der „Herzenssprechstunde“ auf, die seit 2017 im Rahmen der ökumenischen Nachbarschaftshilfe „Kölsch Hätz“ in den Kirchengemeinden Mauenheim-Weidenpesch und der ehemaligen Kirchengemeinde Köln-Niehl für Seniorinnen und Senioren umgesetzt wird. Um dieses erfolgreiche Konzept nicht Corona bedingt wegbrechen zu lassen, entwickelten die beiden Frauen die Idee, mit alten Menschen am Telefon biografisch mit ihrem Herzensgegenstand (ein Gegenstand, der in ihrem Leben eine besondere Bedeutung hat oder hatte) zu arbeiten. In Telefonaten wurden Menschen aus den Gemeinden und ihrer Nachbarschaft, die bereits an den Herzenssprechstunden teilgenommen hatten, ermutigt, ihren Herzensgegenstand zu finden, der ihnen in einem wertschätzenden Interview Zugang zur eigenen Biografie (wieder) ermöglichte.
Susanne Zimmermann freute sich über den bisherigen Erfolg: „Durch die Interviews und den späteren Austausch in Kleingruppen von drei bis acht Personen wurde ein Prozess in Gang gesetzt, der Bewältigungsstrategien förderte, Handlungskompetenzen in der Gegenwart ermöglichte und Vertrauen in die Zukunftsgestaltung weckte.“
Die Spende der ASG soll für eine Wanderausstellung durch Kirchengemeinden des EKV, deren Nachbarschaften, aber auch öffentliche Einrichtungen wie z.B. das Bezirksrathaus in Chorweiler genutzt werden, in der Fotos und Collagen der „Herzensgegenstände“ und Interviews der Teilnehmenden dokumentiert werden.
„Dadurch ermöglichen wir Kennenlernen im überschaubaren Rahmen der Nachbarschaftsarbeit und setzen gemeinsames und identitätsstiftendes Kultur- und Gemeinschaftserleben in den Veedeln und Kirchengemeinden um“, so Zimmermann.
Bei der Scheckübergabe gab es bereits eine Kostprobe der Ausstellungsstücke, an denen ehrenamtliche Frauen aus den Gemeinden aktuell arbeiteten. Guido Stephan zeigte sich sehr beeindruckt von dem Projekt: „Bei der Ausstellungseröffnung im Frühjahr 2022 wäre ich sehr gerne dabei. Das ist eine wirklich tolle Idee, bei der viel Kreativität eingesetzt wurde und wird. Ich bin gespannt, wie Sie all die Geschichten zusammenbringen“, sagte er. Susanne Zimmermann betonte: „Ohne die Spende der ASG hätten wir das Projekt vielleicht nicht in Angriff genommen. Dass hier jetzt so viele mitarbeiten und wir uns so an dem Projekt ‚festbeißen‘, hat damit zu tun, dass wir die nun auch Möglichkeit haben, die Ergebnisse zu dokumentieren und anderen Menschen zu präsentieren. Leider sind manche schon gestorben. Aber sie haben Spuren hinterlassen. Das werden wir in der Ausstellung zeigen.“ Die Ausstellung soll in einem Katalog dokumentiert werden und motivieren, auch den eigenen „Herzensgegenstand“ zu suchen – unabhängig vom Alter.
Text: Susanne Hermanns
Foto(s): Susanne Hermanns
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