Campus Kartause – Digitale Beteiligung der Öffentlichkeit am Neubau-Projekt

Bürgermeister Andreas Hupke

Die Stadt Köln hat in der vergangenen Woche das öffentliche Beteiligungsverfahren für die Änderung des Bebauungsplans in Form einer Videokonferenz gestartet. Stadtsuperintendent Bernhard Seiger machte gleich zu Beginn deutlich, worum es im Wesentlichen geht: „Bildung zu betreiben war immer eine Kernaufgabe der Kirche. Bildung wird auch künftig der wesentliche Schlüssel sein, um sich in einer ständig und schnell wandelnden Welt orientieren und zurecht finden zu können. Wir schaffen die räumlichen Möglichkeiten für eine langfristig angelegte Bildungsarbeit auf hohem Niveau.“ Gemeint war der neu geplante Campus Kartause am Kartäuserwall, dessen Genehmigung gerade die politischen Gremien durchläuft.

Erstmals wurde die Öffentlichkeit bei einem Bebauungsplanverfahren online beteiligt. Und so saßen Bezirksbürgermeister Andreas Hupke, Eva Herr und Lena Zlonicky vom Stadtplanungsamt, Stadtsuperintendent Bernhard Seiger und der Architekt Kaspar Kraemer auf einem virtuellen Podium im Technischen Rathaus und beantworteten die Fragen der Bürgerinnen und Bürger, die diese per Chat nach Deutz sendeten.

Campus Kartause

Lena Zlonicky, Stadtplanungsamt

Die evangelische Kirche in Köln möchte das Gelände am Kartäuserwall neu bebauten, auf dem aktuell die Melanchthon-Akademie, das Jugendpfarramt und die Evangelische Familienbildungsstätte untergebracht sind. Das Vorhaben trägt den Titel „Campus Kartause“ und wird am Ende die Bildungseinrichtungen des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region unter einem Dach vereinen. Das sind die Melanchthon-Akademie, das Jugendpfarramt, das Schulreferat, das Pfarramt für Berufskollegs sowie die Evangelische Familienbildungsstätte. Sie werden in einem neuen Gebäude untergebracht, das gegenüber dem aktuellen Akademiehaus liegt. Dort werden auch die Büros des Evangelischen Kirchkreises Köln-Nord liegen.

In zwei weiteren Gebäuden werden 30 Studierendenwohnungen für 42 Personen, eine diakonisch betreute Wohngruppe und eine evangelische Kommunität einziehen. Acht Personen werden dort in Apartments in einer klosterähnlichen Gemeinschaft leben. Darüber hinaus sind zehn öffentlich und frei finanzierte Wohnungen geplant. 50 Prozent der „Geschossfläche Wohnen“ wird öffentlich gefördert. Gefordert sind im kooperativen Baulandmodell ein Drittel. Auch ein Café soll es geben. Am Ende wird auf dem 6.000 Quadratmeter großen Grundstück eine u-förmige Blockrandbebauung stehen, die sich zum Kartäuserwall öffnet. Geplant ist auch eine Tiefgarage mit 70 Stellplätzen. Mit dem Bau soll 2023 begonnen werden, 2026 soll der Campus Kartause fertig sein. Für die Realisierung ist eine Änderung des derzeit dort geltenden Bebauungsplans notwendig. Die Beteiligung der Öffentlichkeit ist Teil des Verfahrens.

Auftrag der Kirche

Stadtsuperintendent Bernhard Seiger stellt das Gesamtprojekt im Livestream vor.

Seiger stellte das Projekt in einem größeren Kontext vor. Im Moment sind die Bildungseinrichtungen in einem nicht barrierefreien Gebäude aus den 60er Jahren untergebracht. „Das ist nicht zeitgemäß“, so der Stadtsuperintendent. „Wir bauen auch einen Veranstaltungssaal für 140 Personen, der für Vorträge und Diskussionen genutzt und a

uch der Öffentlichkeit zu angemessenen Konditionen zur Verfügung gestellt werden kann – etwa für größere Versammlungen. Demokratie braucht Räume.“ Der Kirchenverband möchte ein gelungenes soziales Projekt schaffen, das sich gut in die Nachbarschaft einfügt. „Die Kirche hat die Aufgabe, mit den ihr zur Verfügung stehenden Mitteln ihren Auftrag zu erfüllen und einen Dienst an den Menschen und an der Gesellschaft zu leisten. Unser Projekt dient diesem Auftrag in einer vielfältigen Weise“, sagte Seiger weiter.

Siegerentwurf

Kasper Kraemer, Architekt

Kaspar Kraemer hatte mit seinem Architekturbüro den Wettbewerb gewonnen, den der Kirchenverband in Absprache mit der Stadt Köln für den Neubau ausgelobt hatte. Den Siegerentwurf hat Kraemer in den vergangenen Monaten überarbeitet.  So wurden zum Beispiel noch mehr Grünflächen in den Plan integriert. In der Bauphase soll zunächst das „Haus der Bildung“ vom Kartäuserwall aus gesehen auf der rechten Seite gebaut werden. Nachdem dies bezogen wurde, sollen an der Stelle der bestehenden Gebäude auf der gegenüberliegenden Seite die weiteren Gebäude zum Beispiel mit den Studierendenwohnungen entstehen. Das Studierendenwohnhaus soll über einen Campanile erschlossen werden, der dem gesamten Ensemble eine besondere Note gibt. Anders als ursprünglich gedacht, wird er jetzt doch nicht Aussichtsturm.

„Wir haben einen Einleitungsraum vom Kartäuserwall, der sich von der Gastronomie begleitet verengt und sich öffnet zu dem 24 mal 24 Meter großen Platz.“ Der Platz wird von Arkadengängen gesäumt. „Die schließen an das kirchliche Motiv des Kreuzgangs an“, erklärte Architekt Kraemer und betonte, dass man an dieser Stelle einen neuen innerstädtischen Platz schaffe. Alle Gebäude werden über diesen Platz erschlossen.

„Innerstädtische Oase”

Nachbarn hatten den ersten Entwurf wegen fehlender Grünflächen kritisiert. Daran hat Kraemer gearbeitet. „Wir haben unsere ursprüngliche Intention, einen sehr steinernen italienischen Platz zu schaffen, aufgrund von vielen Anregungen von außen und unseren eigenen Ideen aufgegeben. Wir haben den Platz sehr stark begrünt“, sagte der Architekt. „Wir werden alle 27 Bäume ersetzen, die gefällt werden müssen. Mit widerstandsfähigeren und zukunftsfähigeren Bäumen.“ Im Innenhof wird ein Brunnen stehen, der von zwölf Bäumen umstellt wird. Dort wird man sitzen können. „Das hat eine wunderbare Aufenthaltsqualität. Der Innenraum ist ein urbaner öffentlicher Raum, der für das Publikum durchquerbar und auch nutzbar ist. Eine innerstädtische Oase, die es so noch nicht gibt“, so Kraemer.

Auch im Eingangsbereich wird es gegenüber der Gastronomie Bäume geben. Das gesamte Gebiet ist für die Öffentlichkeit zugänglich. Man wird vom Kartäuserwall zu Fuß auf die Kartäusergasse gehen können. Alle Flachdächer und 40 Quadratmeter Fassade werden extensiv begrünt. Auf dem Dach des Saales wird ein Garten entstehen. Zum geplanten Campanile sagte Kaspar Kraemer: „Er schickt einen Gruß hinüber an die Trinitatiskirche in Innenstadt, die wiederum sich beruft auf die Friedenskirche in Sancoussi in Potsdam, die sich wiederum auf römische Vorbilder beruft, sodass wir hier einen großen Kontext aufmachen, der den Ort zu etwas Besonderem macht.“






Bürgerbeteiligung

Eva Herr, Stadtplanungsamt

Im Anschluss an die Vorstellung des Projektes Campus Kartause hatte die Bürgerinitiative, die sich gebildete hatte, die Möglichkeit, ihre Sichtweise zum geplanten Bauprojekt darzulegen. Dr. Julia Wunderlich, Sprecherin der Initiative, ging unter anderem auf die aus ihrer Sicht fehlende Begrünung und das geplante Fällen der Bäume ein. Bereits vor einigen Monaten hatten der Evangelische Kirchenverband Köln und Region und Vertreterinnen und Vertreter der Initiative Gespräche geführt. „Wir wissen, dass dieses Projekt in Teilen der Nachbarschaft auch Kritik und Widerstand erfahren hat und haben deshalb den direkten Dialog gesucht und geführt“, sagte Stadtsuperintendent Bernhard Seiger. Auch Vorschläge aus den Gesprächen waren in die Überarbeitung der Pläne eingeflossen.

Im Anschluss hatten Bürgerinnen und Bürger die Möglichkeit, über einen Chat Fragen zum Bauprojekt Campus Kartause zu stellen. Hier wurde zum Beispiel die zu erwartende Verkehrsdichte, die Frage der zu fällenden Bäume oder auch die zu erwartende Erwärmung angesprochen. Mehrere Gutachter, die bei der Online-Beteiligung ebenfalls anwesend waren, beantworteten die Fragen und gaben ihre Einschätzungen. So wird keine größere Zunahme des Verkehrs erwartet. Die Bäume, die gefällt werden müssen, werden nach den Plänen durch neue Bäume ersetzt. Diese werden auch mit Blick auf die Zukunft ausgesucht, sodass sie langlebig sind und ihren Beitrag zum Klima beitragen werden. Eva Herr vom Stadtplanungsamt verwies darauf, dass die Schaffung von Wohnraum und die damit verbundene Verdichtung in der Innenstadt gewollt sei.

Um 21 Uhr schloss Bezirksbürgermeister Andreas Hupke die öffentliche Bürgerbeteiligung. Da waren alle Chatanfragen vorgetragen und von den Experten beantwortet und zur Kenntnis genommen worden. Nach dem öffentliche Beteiligungsverfahren werden sich die Gremien der Stadt und zuletzt der Stadtrat mit der Änderung des Bebauungsplans beschäftigen.

Text: Stefan Rahmann/APK
Foto(s): APK

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