Gedenkveranstaltung in Alt St. Alban: Gebet für die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft

Der Stadtsuperintendent hat in diesem Jahr das Gebet bei der Gedenkfeier zum Volkstrauertag in der Kirchenruine Alt. St. Alban neben dem Gürzenich gesprochen: „Gott, Schöpfer und Erhalter des Lebens. Unbegreiflicher. Fremd bist du uns zuweilen, und doch suchen wir dich als den, der vor allem Leben da war und dem auch das Leiden und der Tod nicht fremd ist, und der für die Zukunft steht. Wir stehen hier vor dir in Alt St. Alban. An dem Ort, der 77 Jahre nach dem Ende des 2. Weltkriegs die Spuren des Krieges bewahrt hat und damit die Erinnerung wachhält. Diese Kirche hat kein Dach mehr. Es wurde im Bombenhagel zerstört und es wurde offen gelassen, um das Verlorene zu zeigen.“

Über der Ruine sei der Himmel zu sehen und zu spüren. Wind und Wetter hätten Zutritt. „Ein ehrlicher Ort. Hier wird nichts beschönigt.“ Dort werde das ausgehalten, was sei. Dir, der Du vor Urzeiten dieses Leben schuf, ist nichts Menschliches verborgen. Du kennst das Leid derer, die ihr Leben in den Weltkriegen, in der Ferne in Russland, in Polen und der Ukraine, oder in Frankreich, Griechenland und in unserem Land in einem sinnlosen Krieg verloren haben. Du kennst das Leid der Kinder, die ihren Vater nie haben zurückkehren sehen. Sein Platz ist für so viele frei geblieben. Die Kriege haben auch Jahrzehnte später ihre bitteren, stillen Folgen.“  Und den jetzt Lebenden sei der Krieg wieder sehr nah nach dem völkerrechtswidrigen Angriff Russlands auf die Ukraine. „Wir bringen die Not der Menschen in der Ukraine vor Dich.“

„Der offene Himmel ruft uns zum Frieden“

Seiger erinnerte an Soldaten, die in den Schlachten sterben, an die Not der Kinder, Frauen und alten Menschen, an die vielen Verletzten und an die, die Hunger und Kälte leiden. Und: „Wir bitten Dich für die russischen Soldaten, die in einen sinnlosen Krieg geschickt werden. Wir bringen ihr Leid in gleicher Weise vor Dich und bitten für ihre Familien.“ Der Stadtsuperintendent bat Gott, bei denen zu sein, die Befehle geben und Regierungsverantwortung haben, und Seiger bat, verhärteten Herzen den Willen der Anständigen zum Frieden und zur Achtung des Rechts zu geben, so dass Wege zu einem neuen Frieden und zu einem guten Zusammenleben in Europa gefunden werden können.

Seiger betete auch für die Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr, die im Einsatz seien, um Leben zu schützen und „unsere Werte“ zu verteidigen. „Hier an diesem Ort, Ewiger, spüren wir: Der Himmel sieht das alles. Er hält es aus und er leidet mit denen, denen das Leben genommen wurde. Auf allen Seiten der unseligen Kriege. Der offene Himmel ruft uns zum Frieden. Du willst Leben und keine Zerstörung! Und so beten wir das Gebet, das wir von Jesus, dem Friedenstifter, kennen und das weltweit, in Russland und der Ukraine und an so vielen Orten gebetet wir.“ Es folgte das Vaterunser.

Oberbürgermeisterin Henriette Reker wandte sich an die zahlreichen Vertreter der deutschen Streitkräfte, die an der Gedenkveranstaltung teilnahmen. „Ich danke ausdrücklich Ihnen dafür, dass Sie weltweit Menschen und die Freiheit schützen.“ Und sie fuhr fort: „Immer da, wo Gewalt zur Durchsetzung von politischen Interessen eingesetzt wird, setzen wir auf die Kraft der Überzeugung und die Hoffnung, dass nicht der Krieg sondern die Kooperation zu Erfolgen führt.“

Traditionelle Gedenkfeier mit Kranzniederlegung

Zu der traditionellen Gedenkfeier mit Kranzniederlegung in St. Alban laden alljährlich die Stadt Köln, die Bezirksregierung, der Volksbund Deutscher Kriegsgräberfürsorge und der Standortälteste der Bundeswehr ein. Gedacht wird der Gefallenen, Vermissten, Verwundeten, Vertriebenen, Verfolgen und Ermordeten des Nationalsozialismus und der beiden Weltkriege und aller Kriege an diesem Tag.

Regierungspräsident Dr. Thomas Wilk sprach den Text des Totengedenkens und erinnerte neben den Soldaten auch an andere Opfer: „Wir gedenken derer, die verfolgt und getötet wurden, weil sie einem anderen Volk angehörten, einer anderen Rasse zugerechnet wurden, Teil einer Minderheit waren oder deren Leben wegen einer Krankheit oder Behinderung als lebensunwert bezeichnet wurde. Wir gedenken derer, die ums Leben kamen, weil sie Widerstand gegen Gewaltherrschaft geleistet haben, und derer, die den Tod fanden, weil sie an ihrer Überzeugung oder an ihrem Glauben festhielten. Wir trauern um die Opfer der Kriege und Bürgerkriege unserer Tage, um die Opfer von Terrorismus und politischer Verfolgung.“ Der sogenannte Volkstrauertag wurde nach dem Ersten Weltkrieg eingeführt, um an all die zu erinnern, die diesem Krieg zum Opfer gefallen waren.

Text: Stefan Rahmann
Foto(s): Stefan Rahmann

Der Beitrag Gedenkveranstaltung in Alt St. Alban: Gebet für die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft erschien zuerst auf Evangelischer Kirchenverband Köln und Region.

Unsere Wochentipps: Johannespassion und MAK-Veranstaltung „Klangräume des Einen“

Zum ersten Mal in diesem Jahr wird es mit der „Großen Weihnachts-Überraschungs-Lesung“ in unseren Wochentipps weihnachtlich. Außerdem im Angebot: Die MAK-Veranstaltung „Klangräume des Einen“, die Kabarettveranstaltung mit Robert Griess „Apocalypso, Baby!“, das Abschlusskonzert zum Ende der „Orgel-Festwochen Junkersdorf“ sowie die Johannespassion – ein Konzert in der Kartäuserkirche. An sechs Wochenenden im Jahr 2023 können sich Interessierte außerdem in einem ökumenischen Seminar zu gemeindlichen Friedenstheologinnen und -theologen ausbilden lassen.

Die Termine in der Übersicht:

18.11.2022, 19:30
Evangelische Kirchengemeinde Lechenich
Kirche der Versöhnung, An der Vogelrute 8, 50374 Erftstadt-Lechenich
„Apocalypso, Baby!“
Kabarettveranstaltung mit Robert Griess

Robert Griess gastiert am Freitag, 18. November, 19.30 Uhr (Einlass 19 Uhr) mit seinem aktuellen Kabarettpogramm „Apocalypso, Baby!“ in der Kirche der Versöhnung, An der Vogelrute 8. Unter dem Motto „Jetzt geht der Spaß erst richtig los“ zündet der Kölner Kabarettist ein satirisches Feuerwerk aus Pointen und verwandelt all die gesellschaftlichen und politischen Themen, die schlechte Laune machen, in ein Kabarett-Show-Spektakel. Der Eintritt kostet 18 Euro, davon wird je 1 Euro an die Neven-Subotic-Stiftung gespendet. Tickets gibt es im Vorverkauf im Schreib-Shop Marschallek und der Buchhandlung Köhl in Lechenich, in der Buchhandlung Pier und der Buchhandlung Köhl in Liblar sowie an der Abendkasse und per E-Mail an mirco.sobetzko@ekir.de.

www.kirche-lechenich.de

19.11.2022, 10:00
Melanchthon-Akademie
Melanchthon-Akademie, Kartäuserwall 24b, 50678 Köln
„Klangräume des Einen“ – Präsenz- und Online-Studientag mit Anmeldung bis 15.11. ONLINE
Die dialogische Kraft der Musik in interreligiösen Begegnungen

Auf einer Tagung am Samstag, 19. November, 10 Uhr bis 16.30 Uhr, in der Melanchthon-Akademie, Kartäuserwall 24b, soll die Bedeutung von Musik für interreligiöse Verständigungsprozesse erkundet und erlebt werden. Neben theoretischen Reflektionen einer renommierten Expertin, wird eine praxiserprobte Künstlerin von ihren musikpädagogischen und interreligiösen Musikprojekten berichten. Außerdem wird der diesjährige INTR°A-Projektpreis an ein Festival für interreligiöse Musik vergeben. Umrahmt wird die Auszeichnung von Kostproben interreligiöser Musik. Interreligiöse Musikprojekte erfreuen sich wachsender Beliebtheit. Dabei wird oft betont, welche großen Chancen interreligiöse Musikprojekte bieten, religiöse Identität zu weiten und Menschen über Grenzen hinweg zu verbinden. Eine Dimension, die gerade angesichts der derzeitigen Weltlage sehr aktuell ist. Wer möchte, kann auch online an dem Studientag teilnehmen. Die Teilnahme an der Präsenzveranstaltung kostet 15 Euro, online 10 Euro. Eine Anmeldung bis Dienstag, 15. November, per E-Mail an anmeldung@melanchthon-akademie.de ist erforderlich.

Anmeldung erforderlich, Tel: 0221 931 803 0, anmeldung@melanchthon-akademie.de
www.melanchthon-akademie.de

19.11.2022, 17:00
Evangelische Dietrich-Bonhoeffer-Gemeinde Junkersdorf
Dietrich-Bonhoeffer-Kirche Junkersdorf, Birkenallee 20, 50858 Köln
Abschlusskonzert zum Ende der „Orgel-Festwochen Junkersdorf“
Evangelische Kirchengemeinde in Junkersdorf hat eine neue Orgel

Werke von Nicolaus Bruhns, Johann Sebastian Bach, Jean-Adam Guilain sowie Felix Mendelssohn Bartholdy erklingt zum Abschluss der „Orgel-Festwochen Junkersdorf“ am Samstag, 19. November, 17 Uhr, in der Dietrich-Bonhoeffer-Kirche Junkersdorf, Birkenallee 20. Frank Stanzl musiziert an der neuen Muhleisen-Orgel. Der Eintritt kostet 15 Euro, ermäßigt 10 Euro.

www.junkersdorf.ekir.de

19.11.2022, 19:00
Evangelische Kirchengemeinde Köln-Deutz/Poll
Kapelle der Stille Poll, An den Rolshover Gärten 18, 51105 Köln
„Große Weihnachts-Überraschungs-Lesung“
Publikum kann über Aufführung abstimmen

Das Ensemble 1517 Köln lädt am Samstag, 19. November, 19 Uhr, zu einer Weihnachtslesung in die Kapelle der Stille Poll, An den Rolshover Gärten, ein. Was gelesen, beziehungsweise vorgetragen wird, kann das Publikum im Voraus festlegen. Zur Wahl stehen „Das Triptychon der Heiligen Drei Könige“ von Felix Timmermanns oder die Erzählung „Der vierte König“, von Edzard Schaper. Das ausgewählte Programm wird von Uwe Melchert und Gerrit Pleuger einstudiert. Abgestimmt werden kann ab sofort per E-Mail an uwe.melchert@web.de. Der Eintritt kostet 16 Euro, ermäßigt 11 Euro. Kartenreservierungen können unter Telefon 0163/6696714 oder per E-Mail an uwe.melchert@web.de erfolgen.

19.11.2022, 19:30
Evangelische Gemeinde Köln
Kartäuserkirche, Kartäusergasse 7, 50678 Köln
Johann Sebastian Bach – Johannespassion
Konzert in der Kartäuserkirche

Die Solistinnen und Solisten Gertraud Thalhammer (Sopran), Sibylle Hummel (Mezzosopran), Nedialko Peev (Tenor Evangelist, László Kátay (Tenor Arien), Christian Palm (Bass) und Thomas Bonni (Bass) sowie das Projektorchester „Kartause“ und der Lutherchor führen am Samstag, 19. November, 19.30 Uhr bis 20.30 Uhr, in der Kartäuserkirche, Kartäusergasse 7, die Johannespassion von Johann Sebastian Bach auf. Die Gesamtleitung hat Kantor Thomas Frerichs. Der Eintritt kostet 15 Euro, ermäßigt 8 Euro.

www.kartaeuserkirche-koeln.de

23.11.2022, 15:00
Evangelische Gemeinde Köln
Lutherkirche, Martin-Luther-Platz 4, 50677 Köln
Abraham Lehrer im Gespräch mit Pfarrer Mathias Bonhoeffer
Erzählcafé lädt Interessierte in die Lutherkirche ein

Abraham Lehrer, Vorstandsmitglied der Jüdischen Gemeinde Köln und Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland erzählt am Mittwoch, 23. November, 15 Uhr, im Gespräch mit Pfarrer Mathias Bonhoeffer aus seinem Leben. Abraham Lehrer ist zu Gast im Erzählcafé, einer Veranstaltungsreihe von „HerbstGold“, in der Lutherkirche, Martin-Luther-Platz 2-4. Der Eintritt ist frei.

23.11.2022, 18:00
Melanchthon-Akademie
Melanchthon-Akademie, Kartäuserwall 24b, 50678 Köln
„FriedensMut“ – Ökumenisches Seminar
Ausbildung zur Friedenstheologin/ zum Friedenstheologen

An sechs Wochenenden, verteilt auf das Jahr 2023, können sich interessierte Frauen und Männer in einem ökumenischen Seminar zu gemeindlichen Friedenstheologinnen und -theologen ausbilden lassen. Die Teilnehmenden nehmen biblische Perspektiven ein, wenn es gilt, aktuelle Fragen und Herausforderungen in den Blick zu nehmen und reflektieren dies im Gespräch. Kirchengeschichtliche Entwicklungen des Friedensdenkens und der Friedenspraxis werden in ihren Hauptlinien erfasst. Gemeinsam üben sie sich darin ein, in den eigenen Gemeinden Zeichen des Friedens zu setzen. Am Ende der Reihe erhalten alle ein Zertifikat. Die Termine sind jeweils am Freitag, von 18 bis 22 Uhr und am Samstag, von 9.30 Uhr bis 13.00 Uhr, in den Räumen der Melanchthon-Akademie, Kartäuserwall 24b und im Domforum, Domkloster. Die Termine sind jeweils am Freitag, von 18.00 Uhr bis 22.00 Uhr und am Samstag, vom 9.30 Uhr bis 13.00 Uhr, in den Räumen der Melanchthon-Akademie und im Domforum, Köln. Die Themen der ersten drei Wochenenden sind: „Quellen der Friedenssehnsucht“ (24. und 25. Februar), „FriedensStärken“ (21. und 22. April) sowie „Frieden üben“ (16. und 17. Juni). Die Themen für die folgenden Wochenenden 25. und 26. August, 20. und 21. Oktober und 1. und 2. Dezember werden gemeinsam im Prozess erarbeitet und festgelegt. Referentinnen und Referenten sind Pfarrer Dr. Martin Bock, Leiter der Melanchthon-Akademie, Beate Engelke und Pfarrer Dr. Matthias Engelke, Ökumenisches Institut für Friedenstheologie, Pfarrerin Sabine Petzke sowie Dr. Rainer Will, Katholisches Bildungswerk Köln. Wer vorab mehr erfahren möchte, ist zu einem Informationsabend am Mittwoch, 11. Januar, 18 Uhr, in die Melanchthon-Akademie, eingeladen. Um Anmeldung zur Ausbildung per E-Mail an anmeldung@melanchthon-akademie.de bis Mittwoch, 1. Februar, wird gebeten. Die Teilnahme kostet 60 Euro pro Halbjahr.

www.melanchthon-akademie.de und https://friedenstheologie-institut.jimdofree.com

 

 

Text: APK/Frauke Komander
Foto(s): APK

Der Beitrag Unsere Wochentipps: Johannespassion und MAK-Veranstaltung „Klangräume des Einen“ erschien zuerst auf Evangelischer Kirchenverband Köln und Region.

Freiräume öffnen im neuen Lebensabschnitt: Pfarrerin Andrea Máthé verabschiedet

Es sind die Begegnungen und Gespräche, die ihr am meisten fehlen werden. Mit Patientinnen und Patienten, mit Angehörigen, mit den Mitarbeitenden. Fast 30 Jahre lang war Pfarrerin Andrea Máthé Krankenhausseelsorgerin am Sankt-Franziskus-Hospital in Köln-Ehrenfeld und zuletzt auch am Heilig-Geist-Krankenhaus in Longerich und am Sankt-Vinzenz-Hospital in Nippes. Bis Ende 2012 war sie rund 20 Jahre lang parallel als Gemeindepfarrerin tätig, in der Evangelischen Kirchengemeinde Ehrenfeld. Dort baute sie unter anderem die Seniorenarbeit neu auf. Dann entschied sie sich ganz bewusst, in Vollzeit in die Krankenhausseelsorge zu wechseln. In diesem Herbst ist Andrea Máthé von Superintendent Markus Zimmermann in den Ruhestand verabschiedet worden.

Mehr Zeit für Seelsorge

Während die Gemeindearbeit eine hohe Flexibilität verlangt, braucht eine Klinik Verlässlichkeit in der Präsenz. Auf Dauer war der Spagat für Pfarrerin Máthé nicht sinnvoll leistbar. Und vor allem spiegelten ihr Patientinnen und Patienten sowie Mitarbeitende, dass sie mit ihrer menschlichen, zugewandten Art, dem Zuhören und der Sorge für die Seele in der besonderen Situation eines Krankenhauses oder im Krisenfall genau richtig war. Auch für sie selbst machte der Schritt Sinn: „Im Gemeindealltag blieb oft zu wenig Zeit für seelsorgliche Gespräche“, erinnert sich Andrea Máthé. „Das ist im Krankenhaus ganz anders.“

Die Verweildauer von Patientinnen und Patienten ist zwar mittlerweile stark verkürzt, dennoch wuchsen persönliche Beziehungen und Vertrauen, denn viele Menschen, die Andrea Máthé begleitete, kamen öfter ins Krankenhaus. Manche baten dann konkret darum, die Seelsorgerin zu benachrichtigen, andere traf sie im Gottesdienst wieder, dessen regelmäßige Feier ebenfalls zu ihren Aufgaben gehörte. Viele Lebens- und Leidensgeschichten hat Andrea Máthé miterlebt, aber auch schöne Momente, freudige Anlässe und Hoffnung.

Ethikkomitees mit aufgebaut

Ihre Tätigkeit als Krankenhausseelsorgerin war nicht beschränkt auf die Begleitung von Patientinnen und Patienten. Auch für Sorgen und Nöte der Mitarbeitenden war Máthé immer wieder Ansprechpartnerin. Darüber hinaus gehörte der Kontakt mit den ehrenamtlich Mitarbeitenden zu ihren Aufgaben. „Mir hat vor allem auch diese Vielfalt der Arbeit sehr gefallen“, sagt Andrea Máthé. „Viele Menschen denken ja, die Pfarrerin oder der Pfarrerin kommt nur ins Krankenhaus, wenn es ums Sterben geht. Aber das ist eben überhaupt nicht so!“

Ein besonderes Anliegen war für Pfarrerin Máthé die Ethik im Krankenhaus. An „ihren“ Kliniken baute sie die Ethikkomitees mit auf. Solche Gremien bestehen in der Regel aus Vertreterinnen und Vertretern der Ärzteschaft und Pflegefachkräfte, der sozialen Dienste und der Seelsorgenden sowie der Verwaltung und der Patientenvertreter. Sie werden immer dann aktiv, wenn es zu schwierigen Situationen und ethischen Konflikten oder Unsicherheiten kommt. Das können etwa Fragen wie die sinnvolle Weiterbehandlung eines Schwerstkranken sein, Konflikte zwischen Patienten- und Angehörigenwillen oder auch ethische Fragen zwischen Ärzteschaft und Pflegenden.

Auch in der Aus- und Weiterbildung von Pflegekräften an der Pflegeschule im St. Franziskus-Hospital und in der innerbetrieblichen Fortbildung sowie in der Schulung und Begleitung von Ehrenamtlichen ging es der Krankenhausseelsorgerin besonders um ethische Fragen. Darüber hinaus waren Kommunikation sowie die Ermutigung und Stärkung der Mitarbeitenden ihre Anliegen.

Freiräume und Blaue Stunden: Seminare und Andachten

Ihren Abschiedsgottesdienst feierte Andrea Máthé in der Immanuelkirche in Longerich. Das Besondere in der Kirche ist zurzeit der sogenannte Spielraumaltar der Künstlerin Dorothee Bielfeld. Der zweiteilige, flexibel gestaltbare Altar steht mitten in der Kirche, sodass sich die Gemeinde direkt um ihn  herum versammeln kann. „Dadurch  wirkt die Kirche viel einladender. Die Gemeindeglieder können einander viel besser als Gemeinschaft wahrnehmen“, so Andrea Máthé. „Das entspricht vielmehr der Art, wie Jesus mit den Menschen seiner Zeit zusammen gekommen ist. Er war kein Priester, der fernab der Gläubigen am Hochaltar stand, sondern ist allen auf Augenhöhe begegnet und hat sich mit ihnen zusammen an einen Tisch gesetzt, um mit ihnen zu sprechen, zu essen und auch ihre Gemeinschaft untereinander zu fördern.“

In der Immanuelkirche wird Andrea Máthé künftig regelmäßig „Die Blaue Stunde“ mitgestalten und feiern, eine neue Andacht am Sonntagabend um 18 Uhr. Spiritualität und Sinnenfreude, Text, Musik und Stille prägen diese Zeit. Außerdem bietet sie gemeinsam mit ihrem Ehemann, Pfarrer Harald Kampmann, und künftig auch mit einer Lehrerin im Ruhestand Seminare an. Andrea Máthé war neben der Krankenhausseelsorge auch 15 Jahre lang Referentin auf Seelsorge-Konventen mit theologisch-diakonischen Themen.

Aktuell findet das Gemeindeseminar „Was denn nun? Auf der Suche nach Orientierung in unsicheren Zeiten“ in der Immanuel-Gemeinde statt., das sie gemeinsam mit Harald Kampmann leitet. Nächster Termin ist Donnerstag, 24. November, um 19.30 Uhr. Dann geht es um das Thema „Fortschritt ohne Grenzen – geht das noch?“. Im kommenden Jahr soll es in einem neuen Seminar mit Birgitt Wendebourg um das Thema Freiraum gehen. Angesprochen werden besonders Menschen, für die ein neuer Lebensabschnitt beginnt.

Pfarrerin Máthé wird also auch im Ruhestand weiterhin gut beschäftigt sein. Auch eine ehrenamtliche Weiterarbeit in der Krankenhausseelsorge kann sie sich vorstellen. Bei all dem soll aber auch mehr Zeit für sich und ihren Mann nicht zu kurz kommen. „Wir wollen mehr wandern und reisen, als es bisher möglich war“, verrät Andrea Máthé.

www.immanuel-longerich.de

Text: Hildegard Mathies
Foto(s): Harald Kampmann

Der Beitrag Freiräume öffnen im neuen Lebensabschnitt: Pfarrerin Andrea Máthé verabschiedet erschien zuerst auf Evangelischer Kirchenverband Köln und Region.

Häusliche Unterstützungsdienste: Demenzinitiativen in Köln bestehen seit 20 Jahren

Häusliche Unterstützung für Angehörige von Menschen mit Demenz: Seit 20 Jahren gibt es in Köln häusliche Unterstützungsdienste, sogenannte „Demenzinitiativen“. Sie schulen und begleiten Menschen, die Menschen mit Demenz zu Hause zu besuchen. Das Projekt TANDEm unterstützt pflegende An- und Zugehörige von Menschen mit Demenz im Kölner Stadtbezirk 5: Nippes, Mauenheim, Riehl, Niehl, Weidenpesch, Longerich und Bilderstöckchen.

„Wir informieren und beraten rund um das Thema Demenz. Wir werben und schulen Freiwillige, die durch unsere Vermittlung Menschen mit Demenz zu Hause besuchen und Zeit mit ihnen verbringen“, erklärt Katharina Regenbrecht,  Koordinatorin TANDEm, Diakonisches Werk Köln und Region gGmbH. „Grundlage unserer Arbeit ist immer die Frage, was dem erkrankten Menschen guttut und was die Angehörigen entlastet. Wir bieten in diesen oft anstrengenden und schwierigen familiären Situationen Unterstützung, so dass Freude und Lachen wieder möglich sind.“

Für die Freiwilligen ist vorab die Teilnahme an der qualifizierten Ausbildung verpflichtend. Fortlaufend wird ihr weiteres Engagement durch Erfahrungsaustausch, Supervision und regelmäßige Fortbildungen unterstützt. Zahlreiche Helfende unterstützen TANDEm schon seit vielen Jahren, sie bleiben durchschnittlich drei Jahre aktiv.

Ein Gespräch mit Katharina Regenbrecht:

Was hat sich im Laufe der 20 Jahre verändert?

Katharina Regenbrecht: Das Thema „Demenz“ ist nach wie vor brisant in der gesellschaftlichen Wahrnehmung, aber die Sichtweise darauf hat sich sehr verändert – und auch die Angebotslandschaft hat sich verändert. Da ist sehr viel gewachsen. Wir stellen fest, dass die Landschaft sehr bunt und vielfältig geworden ist. So sind beispielsweise  Stellen für Alleinstehende oder für Menschen, die jung erkrankt sind, dazu gekommen. Im Jahr 2002 gab es die ersten Besuche von Tandem. Mittlerweile gibt es neun Unterstützungsdienste in Stadtbezirk. Wir haben im Laufe der Jahre Hunderte von Helfenden geschult (s. Grafik). Durch uns wird die Thematik in Köln gestreut, sensibilisiert und über Demenz und Hilfestellungen aufgeklärt. Unsere freiwillig Helfenden, viele davon über Jahre treu, sind wichtige MultiplikatorInnen für uns. Die Zusammenarbeit untereinander hat sich wunderbar entwickelt. Die vielen Teams, die ich miteinander „verkuppelt“ habe, sind oft sehr lange miteinander verbunden. Das finde ich einen Kernaspekt des Jobs. Es gibt Menschen, die seit sechs, sieben Jahren dabei sind. Manche Angehörige sagen: „Mein Mann ist schon lange tot, aber ich treffe mich weiter regelmäßig mit den freiwillig Helfenden.“ Der Beziehungsaspekt ist eben besonders wichtig. Wir haben früher Ehrenamtler gesagt, jetzt freiwillig Helfende – das ist ein Unterschied. Denn dieser Austausch ist nichts einseitiges.

Wie wird die Arbeit finanziert?

Katharina Regenbrecht: Die Stadt Köln finanziert diese Stellen. Ich finde es großartig und zu würdigen, dass es in unserer Stadt so etwas gibt, um das Thema „Teilhabe“ weiter voranzutreiben: Menschen mit Demenz gehören zu uns in die Mitte der Gesellschaft. Das Thema „Inklusion“ ist immer weiter gewachsen.

Warum sind Demenzinitiativen so wichtig?

Katharina Regenbrecht: Es ist für alle Menschen eine Herausforderung, wenn die Symptome einer Demenz auftreten. Die meisten Menschen werden ja zu Hause versorgt und gepflegt. Ich möchte betonen: Demenz bedeutet nicht gleich, dass das Leben vorbei ist! Viele haben Angst vor der Erkrankung, die will niemand haben. Wir versuchen aufzuklären: Was kann ich aktiv gestalten? Wie damit umgehen, wenn die Diagnose kommt? Was wollen wir vielleicht noch erleben, bevor es zu schwierig wird? Suchen Sie sich Hilfe, nutzen Sie neue soziale Netzwerke! Identität ist eine wichtige Säule eines Menschen – diese löst sich bei Menschen mit Demenz auf. Und wir versuchen diesen Aspekt ressourcenstärkend zu erhalten.

Was sind die Ziele?

Katharina Regenbrecht: Wir möchten die Sicht auf Menschen mit Demenz positiv verändern. Menschen mit Demenz verdienen Respekt, verdienen auch Respekt für ihr gelebtes Leben. Manche Menschen haben eine sehr starre Vorstellung davon, wie ein Mensch zu sein hat und wie Menschen mit Demenz angeblich sind. Sie sagen: „Demente sind ja immer so tüddelig und reden mit sich selbst.“ Das stimmt nicht! Jeder ist anders! Hinter jedem Menschen steckt eine ganze Lebensgeschichte!  Wir möchten Berührungsängste abbauen. Vernetzung als eine große Resilienzsäule ist enorm wichtig: Zusammen ist man weniger allein. Wir möchten die Menschen zu ermutigen, sich Hilfe zu holen und auf Neues einzulassen.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft?

Katharina Regenbrecht: Menschen mit und ohne Demenz zusammenzubringen – mit Cafés mit Stammtischen für Menschen mit und ohne Demenz, mit Konzerten für Menschen mit und ohne Demenz, mit Sportvereinen für Menschen mit und ohne Demenz.

Auf der Jubiläumsfeier hatten Sie einen Demenz-Parcours. Was macht man dabei?

Katharina Regenbrecht: Der Demenz-Parcours wurde vom Demenzservicezentrum im Bergischen entwickelt. Die häuslichen Unterstützungsdienste haben den Parcours gekauft und setzen ihn für die freiwillig Helfenden, Angehörigen oder auf Festivitäten ein. Beispielsweise muss man an einer Station Glasperlen in Schüsseln löffeln. Allerdings sieht man die Teller nur im Spiegel. Oder man muss Knöpfe mit Arbeitshandschuhen zuknöpfen. Ein Mensch daneben stoppt die Zeit und erzeugt somit einen Druck von außen. Der Demenz-Parcours ist eine gute Möglichkeit, um sich in Menschen mit Demenz hineinzufühlen: Wie ist das, wenn ich Demenz habe? Wenn mein räumliches Empfinden anders wird? Wenn ich Dinge nicht mehr so wie früher beurteilen kann? Wie gehe ich damit um? Werde ich dann sauer? Demenz hat ganz viel mit Gefühlen und Bedürfnissen zu tun. Wenn man das selbst erlebt, versteht man das ganz anders.

Zitat einer Angehörigen

„Liebe Katharina, ich wollte mich nochmal ganz herzlich bedanken für Deine so persönliche und schnelle Hilfe und Vermittlung. Anna* war am Montag ja schon da und Michael war danach ganz gelöst und begeistert, wie gut, selbstverständlich und unkompliziert die beiden zueinander gefunden haben. Das hat mich sehr gerührt. Also – auch im Namen von Michael* Dank an Dich – wie gut, dass es so eine Initiative gibt für die betroffenen Familien“, sagt Brigitte*.

Informationen zur Arbeit der häuslichen Unterstützungsdienste

In Köln leben ca. 20.000 Menschen mit Demenz, Tendenz steigend. Ihnen sollen die häuslichen Unterstützungsdienste soziale Teilhabe ermöglichen, ihre Lebenssituation verbessern und das Leben im eigenen Wohnumfeld möglichst lange unterstützen. Pflegende und versorgende Angehörige können durch die Dienste entlastet und gestärkt werden. Die Dienste bieten regelmäßige, meist zwei- bis dreistündige Besuche bei Menschen mit Demenz durch geschulte freiwillige Helfenden, die anderen Menschen etwas ihrer Zeit schenken möchten und ein sinnstiftendes Engagement suchen. Eine Fachkraft übernimmt die Koordination, Beratung und Begleitung der Angehörigen und der freiwillig Engagierten. Außerdem informieren und beraten die Dienste rund um das Thema Demenz und koordinieren die Vernetzungsarbeit zum Thema Demenz auf Bezirksebene in den Kölner Demenznetzen.

TANDEm – Häusliche Unterstützung für Angehörige von Menschen mit Demenz

Das Projekt TANDEm unterstützt pflegende Angehörige von Menschen mit Demenz in Köln. Um pflegenden Angehörigen im Betreuungsalltag etwas freie Zeit zu ermöglichen, werden geschulten Helfenden vermittelt, die stundenweise zu Hause entlasten. Diese sind Gesprächspartner und Gesprächspartnerinnen, die den Menschen mit Demenz zuhören, vorlesen, Nähe vermitteln oder einfach nur da sind. Um eine fachlich gute Arbeit zu leisten, wird ein großer Wert auf eine qualifizierte Ausbildung der freiwilligen Helfenden gelegt.

Informationen zu allen Unterstützungsdiensten in den Kölner Stadtbezirken: www.koeln-freiwillig.de/demenz/

*Namen des Ehepaares und der freiwilligen Helferin geändert

Text: Frauke Komander
Foto(s): APK

Der Beitrag Häusliche Unterstützungsdienste: Demenzinitiativen in Köln bestehen seit 20 Jahren erschien zuerst auf Evangelischer Kirchenverband Köln und Region.

Zum Jahrestag der Novemberpogrome 1938: Gedenkfeier mit Schülern am Löwenbrunnen

„Wir erinnern heute an das, was am 9./10. November 1938 hier in Köln und an vielen anderen Orten in Deutschland passiert ist“, begrüßte Dr. Rainer Lemaire an der Kindergedenkstätte Löwenbrunnen zur jährlichen Gedenkstunde. Erinnert wurde an die Pogrome gegen jüdische Menschen sowie an die deportierten und ermordeten beziehungsweise geretteten jüdischen Kinder und Jugendlichen aus Köln und Umgebung. Lemaire, Mitglied des veranstaltenden Arbeitskreises „Lern- und Gedenkort Jawne“, deutete die sehr große Gruppe anwesender junger und älterer Menschen als „Mut machendes Zeichen“. Er betonte den „ganz besonders wichtigen“ Brückenschlag zur Synagogen-Gemeinde Köln. Und begrüßte mit Judith Mekler die Nichte der gebürtigen Kölner Jüdin Charlotte Weissberg, die an der Königin-Luise-Schule (KLS) 1927 ihr Abitur abgelegt und danach das Israelitische Lehrerseminar an der St. Apern-Straße besucht hatte.

Auch Bürgermeister Dr. Ralph Elster (CDU) imponierte die großen Schülerzahl. Sein ausführliches Grußwort eröffnete der Ratsherr mit der Feststellung, dass von der „Reichspogromnacht“ eine „Welle von unbändigem Hass, mutwilliger Zerstörung und willkürlicher Gewalt gegen unschuldige Menschen ausgegangen“ und über ganz Deutschland hinweg gerollt sei. Den von den Nazis geprägte Begriff „Reichskristallnacht“ entlarvte er als „eine Schönzeichnung der schlimmen Gräueltaten, die in diesen Stunden fast überall in Deutschland an jüdischen Mitmenschen begangen wurden“. Dabei habe es sich „um ein kollektives Versagen von Gemeinschaft und Staat“ gehandelt – „um ein flächendeckendes Verbrechen gegen die Menschheit und gegen alle Ideale, für die wir heute stehen“. Elster, der Grüße des Rates und der Oberbürgermeisterin Henriette Reker übermittelte, ging unter anderem ein auf die von Dr. Erich Klibansky initiierte Rettungsaktion innerhalb der „Kindertransporte“. Damit sei es dem letzten Direktor des jüdischen Gymnasium Jawne 1939 gelungen, 130 seiner Schülerinnen und Schüler vor der weiteren Verfolgung nach Großbritannien in Sicherheit zu bringen.

Eintreten für Gerechtigkeit, Toleranz und Menschlichkeit

Den anwesenden Schülerinnen und Schülern dankte er, dass sie sich mit dem schwierigen Thema befassten und dass ihnen „das Wissen um dieses düstere Kapitel unserer Vergangenheit wichtig“ sei: „Ihr gebt damit ein wirkungsvolles Zeichen in unsere Stadtgesellschaft hinein.“ Mittels Gedenken und der Aufarbeitung der Geschehnisse werde von vielen Menschen ein wichtiger Beitrag geleistet, „dass sich ein solcher Wahnsinn niemals wiederholt“. Als eine der zentralen Grundlagen für eine gemeinsame Zukunft sieht er „eine gemeinsame Erinnerungskultur der Menschen in unserem Land“. Elster plädierte, dass das damals „kollektive Wegsehen, dieses Übersehen und Verdrängen allgegenwärtiger Gewalt gegen unschuldige Mitmenschen“ uns eine Lehre sein müsse. Dass es uns zeige, „dass man mutig und hilfsbereit sein muss, wenn andere ungerecht behandelt werden“. Dies gelte auch und gerade wieder angesichts der aktuellen weltpolitischen Entwicklungen und „der zunehmend wieder offen agierenden rechtsradikalen und auch antisemitischen Strömungen“ hierzulande. Elster wünschte „uns allen, aber gerade auch Euch jungen Menschen in den anstehenden Zeiten immer genügend Mut und Kraft, in unserer Gesellschaft für Gerechtigkeit und Toleranz und für Menschlichkeit einzutreten“.

Besuchende des Schiller-Gymnasiums, der Erzbischöflichen Liebfrauenschule und der Königin-Luise-Schule in Köln steuerten in diesem Jahr die stets in die Gedenkstunden am Löwenbrunnen eingebetteten Beiträge von Schülerinnen und Schülern bei. Aus dem 9. Jahrgang des Schiller-Gymnasiums trugen vier Gruppen Ergebnisse des zuvor im Galerieraum des Lern- und Gedenkortes absolvierten Workshops vor. Sie gingen ein auf die Biographien etwa der geretteten Jawne-Schüler und Schülerinnen Henny Franks, die heute mit 99 Jahren in London lebt, Manfred Simon und Henry Gruen (Heinz Grünebaum). Oberstufen-Schülerinnen und Schüler der Liebfrauenschule präsentierten Stellungnahmen und Fragen zu den Themen Aufarbeitung der Zeit des Nationalsozialismus und Erinnerungskultur.

Schüler und Schülerinnen: Die Welt zu einem offenen, friedlichen Ort machen

Es sei „wichtig, dass man in der Schule an die Verantwortung erinnert wird“, sagten sie. Und die Aufarbeitung des NS sei ausschlaggebend. Aber wie könne man das Thema nahe bringen, ohne dass die Jugend das Interesse verliere. Enorm wichtig sei die Vermittlung der Inhalte an die jeweils nächste Generation. Doch werde das Thema außerhalb des Geschichtsunterrichts häufig ignoriert, gaben die beiden Gymnasiasten stellvertretend für ihre Gruppe zu bedenken. „Wie ist es zu schaffen, dass wir in der Zukunft niemals Zeugen eines solchen Grauens werden?“, schlossen sie eine weitere Frage an. Wir müssten gemeinsam daran arbeiten, die Welt zu einem offenen, friedlichen Ort zu machen, lautete ihre Antwort. Dieser ließen sie eine weitere – rhetorische – Frage folgen: „Reicht die gemeinsame Arbeit aus oder muss mehr passieren?“

Schließlich informierten drei Oberstufen-Schülerinnen der Königin-Luise-Schule (KLS) nicht nur über das Leben und schreckliche Schicksal der früheren KLS-Schülerin Charlotte Weissberg, die 1939 nach Polen ausgewiesen und später ins Warschauer Ghetto deportiert wurde. Dort kamen auch sie und ihr Mann Leo Gabel ums Leben. Das Trio ging zweitens auf das langjährige Projekt an ihrer Schule ein, Biografien ehemaliger jüdischer KLS-Schülerinnen und Schüler zu erforschen. Die intensive Auseinandersetzung mit den vielen Schicksalen berühre jede(n) von uns, sagte eine Rednerin. Man fühle sich verpflichtet, die Erinnerung an die Ermordeten beziehungsweise Geretteten zu bewahren, um den Opfern ein Gesicht und einen Namen zu geben.

Erinnerung an die unfassbaren und erschreckenden Vorgänge in der Pogromnacht

Lemaire, beruflich tätig als evangelischer Schulreferent, dankte den Schülerinnen und Schülern sehr für ihr Engagement, die Qualität ihrer Beiträge und aufzunehmenden Anregungen. Er betonte, dass die Arbeit mit Biografien im Zentrum der Arbeit des „Lern- und Gedenkortes Jawne“ stehe. Beispielgebend spielte er eine fünfminütige Audio-Sequenz des Mitschnitts des Interviews mit dem 1939 in die USA geflohenen und noch heute dort lebenden Manfred Simon ein. In dem Tondokument erinnerte der ehemalige Jawne-Schüler in englischer Sprache die auch für ihn unfassbaren, erschreckenden und angsterfüllten Vorgänge in der Pogromnacht beziehungsweise am folgenden Morgen.

Beeindruckt von den Beiträgen zur Erinnerungsarbeit und der reflektierten Herangehensweise der Schülerinnen und Schüller zeigte sich auch Israel Meller. Er habe eine Gedenkstunde erwartet, in der wie vielerorts gesagt werde, was man tun solle oder tun könne für das Wachhalten der Erinnerung an die Shoa und gegen Antisemitismus, leitete der Vertreter der Synagogen-Gemeinde Köln seine prägnante Ansprache ein. Aber „hier heute habe ich eine ganz andere Gedenkstunde kennengelernt“.  Nämlich „eine Gedenkstunde, in der Menschen, Personen gedacht worden ist. Menschen, die Euch heutzutage, dadurch dass ihr Euch mit dem Thema beschäftigt habt, hoffentlich etwas bedeuten“.

Diese Gedenkstunde sei auch deswegen besonders, weil „Ihr nicht nur eine Aussage gemacht habt, dass so etwas nicht wieder passieren darf, sondern dass ihr auch dabei helfen werdet, dass so etwas nicht mehr passieren darf“, würdigte Meller. „Dafür möchte ich Euch von ganzem Herzen danken“, richtete er sich an die Jugendlichen. „Und ich wünsche mir für die Zukunft, dass es so bleiben wird.“ Die Veranstaltung schloss mit ergreifenden Gebets-Vorträgen von Mordechai Tauber. Der Kantor der Synagogen-Gemeinde Köln trug Psalm 110 und El Male Rachamim (Gott voller Erbarmen) in der erweiterten Version für die Opfer der Shoa vor.

Gedenkstätte Löwenbrunnen

Mit der von Dieter und Irene Corbach initiierten Gedenkstätte Löwenbrunnen auf dem Erich-Klibansky-Platz an der Helenenstraße wird namentlich der über 1.100 deportierten und ermordeten jüdischen Kinder und Jugendlichen aus Köln und Umgebung gedacht. Der achteckige Brunnen steht in unmittelbarer Nähe zum ehemaligen Areal des einstigen jüdischen Reform-Realgymnasium Jawne und der Synagoge der orthodoxen Gemeinde in Köln. Dort befand sich ein Zentrum jüdischen Lebens und Lernens.

Text: Engelbert Broich
Foto(s): Engelbert Broich

Der Beitrag Zum Jahrestag der Novemberpogrome 1938: Gedenkfeier mit Schülern am Löwenbrunnen erschien zuerst auf Evangelischer Kirchenverband Köln und Region.

Köln stellt sich quer: Bündnis fordert Solidarität und klare Wende in der Energiekrise

Armut kann jede und jeden treffen. Und sie trifft schon jetzt viel mehr Menschen als noch vor wenigen Jahren – Tendenz steigend, besonders angesichts der steigenden Energiekosten, die viele Bürgerinnen und Bürger in wirtschaftliche Bedrängnis und existenzielle Notlagen bringen können. Darum organisierte das Bündnis „Köln stellt sich quer“ (KSSQ), das auch vom Evangelischen Kirchenverband Köln und Region unterstützt wird, mit mehr als 50 Initiativen und Verbänden die Kundgebung „Arsch huh…Zäng ussenander. Mit uns für ein solidarisches Köln“ auf dem Deutzer Ottoplatz. Sie fand unmittelbar vor dem großen Jubiläumskonzert mit Kundgebung zu „30 Jahre Arsch huh – Wachsam bleiben!“ in der Lanxess-Arena statt.

„Niemand darf im Winter zu Hause im Kalten oder Dunkeln sitzen!“ Reiner Hammelrath, einer der Sprecher von KSSQ, formuliert eine der Kernforderungen des Bündnisses deutlich. Wer von seinem Einkommen nicht mehr leben und vor allem seine Energie- und Mietkosten nicht mehr bezahlen kann, muss unterstützt werden, heißt es an diesem Abend immer wieder.

Teilnehmerin bei der Kundgebung von „Köln stellt sich quer“. 

„Bei der Bewältigung der Krise und den Entlastungsmaßnahmen muss es gerecht zugehen“, forderte Hammelrath. Das sei auch wichtig, um den Zusammenhalt der Gesellschaft zu erhalten und „rechten Demagogen keine Chance zu lassen“. Populisten würden die Krisen, die Belastungen und Verunsicherungen der Bürgerinnen und Bürger für ihre Zwecke ausnutzen und versuchen, die Menschen zum rechten Rand zu ziehen, warnten viele Rednerinnen und Redner.

Daseinsfürsorge braucht Finanzierung

Nicht nur immer mehr Menschen geraten unter Existenzdruck, sondern auch die Institutionen, die ihnen beistehen wollen: die Wohlfahrtsverbände und Hilfswerke sowie die Einrichtungen im Gesundheitswesen und Sozialträger. Die Organisationen der Daseinsfürsorge, das Gesundheitswesen und die Kliniken müssten geschützt werden, damit sie ihre Aufgaben weiter erfüllen können, betonte Witich Roßmann, DGB-Vorsitzender und KSSQ-Sprecher. Viele Unternehmen wälzten die gestiegenen Energiekosten über die Preise auf die Menschen ab. „Das können die Unternehmen der Daseinsfürsorge nicht“, so Roßmann. „Und darum stehen wir heute hier und kämpfen für sie!“

Er moderierte ein Gespräch mit den Vertreterinnen von Diakonie und Caritas, die deutlich machten, wie wichtig das sei. „Wir brauchen eine auskömmliche Finanzierung, um die Menschen auch weiterhin begleiten und vertrauensvoll unterstützen zu können“, sagte Kerstin Bienek, bei der Caritas als „Koordinatorin für Seniorennetzwerke“ tätig. Doch es sind nicht nur die alten Menschen, die sich nach einem Leben voller Arbeit ihren Lebensabend nicht mehr leisten können und auf Angebote wie die Tafeln angewiesen sind.

Immer wieder wurde an diesem Abend deutlich, dass auch Menschen, die bislang zur Mittelschicht gehörten und etwa ein Brutto-Einkommen über 3000 Euro haben, von ihrer Arbeit nicht mehr leben können. Steigende Lebenshaltungs- und Energiekosten sowie steigende Mieten sorgen dafür, dass viele Menschen ihre Rechnungen nicht mehr bezahlen können und in die Schuldenfalle geraten.

Mehrere hundert Demonstrantinnen und Demonstranten nahmen an der Kundgebung von „Köln stellt sich quer“ und „Arsch huh“ teil.

Diakonie will Schuldnerberatung aufstocken

„Wir haben eine sehr große Nachfrage nach Schuldnerberatung und zu wenige Angebote, dass wir kostenfrei Beratung anbieten können“, bedauerte Maike Cohrs, Mitarbeiterin der Schuldner- und Insolvenzberatung des Diakonischen Werkes Köln und Region. Erst habe es die Corona-Krise mit Kurzarbeitergeld oder Jobverlust für viele gegeben, jetzt die steigenden Kosten und Energiepreise: „Alle rufen nach Schuldnerberatung und wir können nur vertrösten. Und es werden immer mehr.“

Cohrs berichtete, dass ein Drittel der Haushalte keine Rücklagen bilden könne und durch die Corona-Zeit keine Ersparnisse mehr habe. „Wenn dann Riesen-Nachforderungen kommen vom Energieversorger – wie soll das bezahlt werden? Das ist die Frage, die sich viele stellen, und wovor viele Angst haben.“ Dies setze sich fort in der Angst, auch andere Kosten nicht mehr tragen zu können. „Dann sparen die Menschen am Essen oder bei den Kindern – und das kann es nicht sein!“

Die Schuldnerberatung sei „eigentlich eine Beratung, die immer helfen kann“, so Cohrs. „Wir haben immer Auswege, wir können immer Existenzen sichern. Aber im Moment sind wir auch an einem Punkt, wo wir gar nicht mehr wissen, wie wir helfen sollen. Und das ist wirklich für die Beraterinnen und Berater eine sehr, sehr schwierige Situation.“ Immerhin hatte Jörg Zeißig, Geschäftsführer des Diakonischen Werkes Köln und Region, zuvor in einem Interview mit DOMRADIO.DE in Aussicht gestellt, dass kurzfristig die Mittel in der Schuldnerberatung aufgestockt werden, um mehr Menschen zu helfen, die unverschuldet in Not geraten.

Populismus wirkt als Brandbeschleuniger

Sowohl „Köln stellt sich quer“ als auch die AG „Arsch huh“ setzen sich von ihren Ursprüngen her für eine Gesellschaft ein, in der Menschen in Frieden miteinander leben können. Für Toleranz, Respekt und Gerechtigkeit – gegen Rassismus und Antisemitismus, gegen Rechte und (Neo-)Nazis. Beim Kampf gegen Benachteiligung und die Spaltung der Gesellschaft dürfe man die Geflüchteten nicht vergessen, mahnte Claus-Ulrich Prölß, Geschäftsführer des Kölner Flüchtlingsrats. „Arsch huh“ hatte vor 30 Jahren als Initiative Kölner Künstler und Künstlerinnen sowie Bürgerrechtler begonnen, als Reaktion auf den Solinger Brandanschlag auf die Familie Genç in Solingen und die brennenden Flüchtlingsunterkünfte in Deutschland.

Klaus der Geiger bei der Kundgebung von „Köln stellt sich quer“.

In diesem Jahr sei die Zahl der Angriffe auf Flüchtlingsunterkünfte und Geflüchtete deutlich angestiegen, so Prölß. „Es kommt wieder verstärkt zu rassistischer und rechtsextremer Gewalt, zu Hass und Hetze gegenüber Geflüchteten“, sagte er. Politiker und manche Medien hätten damals die Stimmung gegen Geflüchtete aufgehetzt – und heute passiere Ähnliches, warnte Prölß. „Und nicht nur die AfD und andere Verfassungsfeinde sind menschenverachtend unterwegs und heizen auch heute wieder die Stimmung an“, betonte der Geschäftsführer des Flüchtlingsrates. „Auch manche konservative Politiker versinken dabei zunehmend in dumpfem Populismus und wirken dabei als Brandbeschleuniger.“

Gleichbehandlung für alle Geflüchteten

Menschen flöhen nicht wegen der Sozialhilfe nach Deutschland. Das habe die Migrationswissenschaft erst kürzlich erneut nachgewiesen. Mit solchen Aussagen werde die Gesellschaft gespalten, aber auch die verschiedenen Flüchtlingsgruppen untereinander. Das bereite den Boden für Gewalt und andere kriminelle Taten. Ukrainische Schutzsuchende, aber auch Schutzsuchende aus allen anderen Staaten bräuchten gleichermaßen sichere und menschenwürdige Aufnahmebedingungen. Flüchtlinge sollten nicht unterschiedlich behandelt werden.

www.diakonie-koeln.de

Köln stellt sich quer (Facebook)

Solidarität mit den Menschen im Iran

Für Gänsehaut und Tränen sorgte bei den Tausenden in der Lanxess-Arena der Auftritt der Sängerin Sogand. Die im Iran geborene und in Deutschland aufgewachsene Künstlerin war aus London nach Köln gekommen, um im „Arsch huh“-Konzert, begleitet von zahlreichen, vor allem jungen Aktivistinnen und Aktivisten, das Lied „Baraye Azadi – Für die Freiheit“ zu singen, dem minutenlange Sprechchöre folgten. Der Auftritt setzte ein Zeichen, dass man sich mit den Menschen im Iran solidarisiert, die seit dem durch Polizeigewalt herbeigeführten Tod von Mahsa Amini in Teheran am 16. September für ein Ende des Regimes und einen Wandel im Iran protestieren und dabei ihr Leben riskieren.

Diesem Protest und der Solidaritätserklärung schließt sich auch Pfarrerin Dorothee Schaper an, die Frauenbeauftragte des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region. Sie hat eine Übersetzung des Liedes, das zur Hymne der Proteste wurde, verfasst. Diese kann hier abgerufen werden: Baraye

Lange Lesenacht an der Kartäuserkirche

Am Internationalen Tag der Menschenrechte, Samstag, 10. Dezember, findet in der Kartäuserkirche eine Lange Lesenacht statt, die sich unter den Schlagworten der Proteste im Iran, „Frauen Leben Freiheit“ mit den Frauen im Iran, aber auch in Afghanistan und an anderen Orten solidarisiert. Poetische, dokumentarische, biographische, historische und tagesaktuelle Texte sowie musikalische Unterbrechungen aus dem Iran, aus Afghanistan, aus dem Exil werden vorgetragen. Die Veranstaltung bildet den Abschluss der „Orange Days konkret: Nein zu Gewalt gegen Frauen!“.

Mitwirkende sind Isabel Schayani, Nicola Landgrebe, Mathias Bonhoeffer, Mehrdad Razi, Dorothee Schaper, Thomas Frerichs, Carolin Schreiber, Sinat und Ali Porsani und viele weitere. Beginn ist um 18 Uhr (Kartäusergasse 7). Der Eintritt ist frei, Spenden werden erbeten. Weitere Informationen finden Sie hier 22-2OrangeDays2E-web

Text: Hildegard Mathies
Foto(s): Hildegard Mathies

Der Beitrag Köln stellt sich quer: Bündnis fordert Solidarität und klare Wende in der Energiekrise erschien zuerst auf Evangelischer Kirchenverband Köln und Region.

Pfarrerin Laura Kadur über die evangelische Trauung: „Ein bisschen Hollywood darf auch sein“

Die Unverwechselbarkeit der evangelischen Trauung? „Das ist natürlich Gottes Segen“, sagt Pfarrerin Laura Kadur. „Man muss ja nicht evangelisch heiraten, aber wenn man sich dafür entscheidet, dann hat das auch eine innere Bedeutung. Es geht darum, dass man weiß, dass man gute und schlechte Zeiten haben wird – und dass man dann nicht alleine dasteht, sondern sich unter Gottes Segen stellt.“

Auf der Hochzeitsmesse „Trau Dich“, die Ende Oktober in Köln stattgefunden hat, hat sie Menschen zur evangelischen Trauung beraten. Sie wünscht sich vor allem, dass bei ihren Beratungen herüberkommt: „Es ist cool, dass ihr diesen Schritt geht. Ich möchte euch Gottes Segen geben. Denn davon kann man nie genug kriegen“, schmunzelt sie.

„Na klar, ich gestalte Trauungen gerne!““

„Kirchlich“ bezieht sich nicht nur auf das Gebäude, sondern vor allem auf die Gemeinde, die hier zum Gottesdienst zusammenkommt. Laura Kadur erklärt: „Als evangelische Kirche sind wir dafür da, Lebensübergänge zu gestalten, sowohl die schönen als auch die schweren. In der Trauung bricht sich das Schöne und auch das Schwere. Denn Partnerschaft ist auch mal ein Angang, es ist nicht immer alles eitel Sonnenschein. Und gerade deshalb gibt es ein ‚Mehr‘, ein ‚Darüberhinaus‘, denn Gott segnet die Verbindung, unabhängig von Alter und Geschlecht. Wir sagen: Ihr seid ein Segen! Ihr sollt eine gute Partnerschaft haben!“ Sie betont dabei vor allem auch die Vielfalt der partnerschaftlichen Lebensformen: In der Evangelischen Kirche im Rheinland können sowohl heterosexuelle als auch homosexuelle Paare, die in einer eingetragenen Lebensgemeinschaft leben, kirchlich getraut werden. „Wir verheiraten auch vorher geschiedenen Menschen“, sagt sie. In der katholischen Kirche ist beides nicht möglich.

„Na klar, ich gestalte Trauungen gerne!“, sagt sie. „Das Paar soll in der Trauung erfahren, da sind Menschen, die es gut mit uns meinen. Wir erhalten Zuspruch für unsere Partnerschaft, für unser Leben, wir haben Menschen um uns, die unser Leben begleiten. Das zu gestalten, finde ich eine unheimliche Chance. Wir machen einen schönen Gottesdienst, bei dem wir einen rituellen Kern haben und gleichzeitig die individuellen Wünsche des Paares berücksichtigen können.“ Deswegen ist für sie das Traugespräch auch immer ein bisschen Seelsorge. „Das hat nicht nur die Funktion, zu erfahren, welchen Trauspruch sich das Paar wünscht, sondern auch, zu fragen, wie geht es euch, wo seid ihr gerade?“

Was die Menschen gerne wissen wollen? Beispielsweise: Darf mein Papa mich zum Altar führen? „Ja, das darf er“, sagt Laura Kadur. Sie empfiehlt: „Hört euch doch mal Kirchenlieder an. Viele kennen nur ‚Danke für diesen guten Morgen‘. ‚Befehl du deine Wege‘, das brauche ich jetzt aber auch nicht unbedingt bei einer Trauung. Wer mit der Hymne vom FC aus der Kirche ausziehen möchte – auch das ist in Ordnung. Ein bisschen Hollywood darf auch sein“, lächelt sie. Weitere oft gestellte Fragen: Was ist, wenn die Kirche uns optisch nicht gefällt – würdet ihr auch woanders hingehen? „Natürlich trauen wir auch woanders. Ich habe schon auf dem Dach des Maritim-Hotels getraut. Das muss allerdings beim Presbyterium (Kirchenvorstand) beantragt werden.“

Weitere Infos:

www.evangelisch-heiraten.de

www.trauspruch.de

Text: Frauke Komander
Foto(s): Sebastian Wolfram

Der Beitrag Pfarrerin Laura Kadur über die evangelische Trauung: „Ein bisschen Hollywood darf auch sein“ erschien zuerst auf Evangelischer Kirchenverband Köln und Region.

Energiekrise: Antoniter Siedlungsgesellschaft schult Mitarbeitende

„Wir wissen nicht, was im Winter auf uns zukommt, und vielleicht sind alle unsere Maßnahmen zum Umgang mit einer möglichen Energiekrise unnötig. Das wäre schön. Aber wir wollen auf alles vorbereitet sein“, sagte der Geschäftsführer der Antoniter Siedlungsgesellschaft mbH (ASG) im Evangelischen Kirchenverband Köln und Region, Guido Stephan, bei der Schulung zur Energiekrise für Mitarbeitende des Wohnungsbauunternehmens.

Die Veranstaltung richtete sich an diejenigen, die erste Ansprechpartner für Mieterinnen und Mieter sind: Hausmeister, Instandhalter und Mietservice. Ziel war es, über den aktuellen Stand der Maßnahmen, die die ASG bereits getroffen hat, zu informieren. Außerdem gab es eine Schulung zur Kommunikation mit Mieterinnen und Mietern.

Viele Maßnahmen bereits getroffen

Seit Mai 2022 tagt in dem Unternehmen regelmäßig ein Krisenstab, dem die Geschäftsleitung und Teamleiter aller Abteilungen der ASG und ihres Tochterunternehmens Grube & Räther GmbH sowie die Öffentlichkeitsreferentin angehören. In einer Sonderausgabe der Mieterzeitung im August gab es viele Tipps und Informationen zum Thema „Energie sparen“ und den Umgang mit möglichen Notfallszenarien. Die ASG verschenkt auf Nachfrage an Mieterinnen und Mieter Klimathermgeräte, die dazu dienen, die Feuchtigkeit und Temperatur in einem Raum zu messen, um den Energieverbrauch im Blick zu haben. Alle Hausmeister wurden mit mobilen Messgeräten ausgestattet, um vor Ort die Temperatur und Luftfeuchtigkeit kontrollieren zu können, falls es Probleme mit der Heizung geben sollte.

Für den Notfall, plant die ASG, in den Gemeinschafträumen ihrer Seniorenwohnanlagen „Wärmeinseln“ einzurichten. Zu diesem Zweck wurden bereits Radiatoren angeschafft, mit deren Hilfe diese Räume beheizt werden können. Für ältere Bewohnerinnen und Bewohner, die nicht mobil sind, stellt sie bei Ausfall der Heizung elektrische Heizlüfter zur Verfügung. Auch die Wartung der Gasetagenheizungen wurde bereits organisiert. Regelmäßig versorgt die Wohnungsbaugesellschaft ihre Mieterinnen und Mieter mit Informationen über Flyer und Plakate. Hier bietet der Verband der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft (VdW) Rheinland Westfalen sowie die Verbraucherzentrale und andere Organisation aus Bund und Ländern gute Vorlagen und Kampagnen, auf die sich die ASG stützt.

„Bei einem totalen Blackout nutzt das alles natürlich wenig“, so Stephan, aber man wolle auf mögliche Krisen- und Notsituationen vorbereitet sein und vermitteln, dass man niemanden im Stich lasse. Vorsorgend habe man die Heizkosten-Vorauszahlungen bereits um 30 Prozent erhöht, was vom überwiegenden Teil der Mieterinnen und Mieter befürwortet wurde. „Das wird aber leider nicht reichen“, kündigte Stephan an. „Ab 1. Januar 2023 wird voraussichtlich eine weitere wesentlich höhere Anpassung notwendig werden“, befürchtete er.

Zuhören und helfen

Schon jetzt gibt es aus der Mieterschaft Nachfragen und Verunsicherung mit Blick auf die kommende Heizperiode. In der Kommunikation mit ihnen sei es wichtig, das Gefühl zu vermitteln, dass ihnen zugehört und geholfen wird, erklärte ASG Öffentlichkeitsreferentin Susanne Hermanns im Schulungsteil zum Thema „Kommunikation mit Mietern“. „Lösungen anbieten, transparent sein, informieren und vor allem beraten sollte hier das Ziel sein“, riet sie. Es sei jedoch nicht immer einfach, alle zu erreichen, vor allem wenn es darum gehe, Tipps zum Energiesparen wie zum Beispiel richtiges Lüften zu vermitteln, berichteten die Teilnehmenden der Schulung aus ihrer Erfahrung. Wie man dennoch mit einfachen Kommunikationsregeln bewirken kann, dass das „Gesendete“ beim „Empfänger“ ankommt, erklärte Hermanns am Beispiel einiger bekannter Kommunikationsmodelle wie etwa das „Eisbergmodell“, bei dem deutlich wird, dass sich das meiste unterhalb der (Wasser-)Oberfläche abspielt.

Nur 20 Prozent des Gesagten befänden sich oberhalb wahrnehmbar in der Sachebene, erfuhr man. In der Beziehungsebene unterhalb passiere das Nicht-Gesagte in unterschwellig versteckten Informationen zum Beispiel über Mimik, Gestik oder über den Tonfall. „Nicht umsonst ist die Titanic damals gesunken – denn unterhalb der Oberfläche kann es richtig krachen, wenn man nicht aufpasst“, erklärte sie. Deshalb sei es wichtig, immer wieder nachzufragen, um Botschaften richtig zu verstehen. Denn: „Gedacht ist nicht gesagt, gesagt ist nicht gehört, gehört ist nicht verstanden, verstanden ist nicht gewollt, gewollt ist nicht gekonnt, gekonnt und gewollt ist nicht getan und getan ist nicht beibehalten“, schloss sie mit einem Zitat von Paul Watzlawick die Veranstaltung.

Text: Susanne Hermanns
Foto(s): ASG

Der Beitrag Energiekrise: Antoniter Siedlungsgesellschaft schult Mitarbeitende erschien zuerst auf Evangelischer Kirchenverband Köln und Region.

Frauenmahl am Morgen zum Thema „Gleichberechtigung“

„GLEICH be RECHT igung!?“ – das war das Leitwort des diesjährigen Frauenmahls am Morgen, das seit 2014 rund um den Reformationstag Frauen aus dem Kirchenkreis Köln-Nord einlädt. Der einladende Kreis ist der Theologinnenkonvent des Kirchenkreises Köln-Nord. Die Pfarrerinnen nehmen aktuelle Themen zum Anlass für Diskussion und Gespräch an einem Samstagvormittag. Am letzten Samstag im Oktober war es in diesem Jahr wieder soweit: 65 Frauen waren in der Gemeinde Weiden/ Lövenich zu Gast.

„Die Teilnehmerinnen sind von sich aus schon an dem Thema interessiert, sie kommen zum Frauenmahl, um mehr Kontakte untereinander zu knüpfen, um sich auszutauschen, um von ihren Erfahrungen zu berichten“, sagt Pfarrerin Christina Schlarp. „Auf den Tischen gab es Impulsfragen, wir haben die Frauen direkt zu Beginn mit ihren persönlichen Erfahrungen ins Gespräch gebracht – beispielsweise wurde nach der Vereinbarkeit von Familie und Beruf gefragt.“

Neben den vier Müttern des Grundgesetzes, die von vier der Pfarrerinnen lebendig, spritzig und motivierend in Szene gesetzt wurden, warteten auch Karin Feuerstein-Praßer als Historikerin und Barbara Mötting als Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Köln als Referentinnen mit interessanten Aspekten auf.

Bücher zum Thema lagen aus und konnten angeschaut werden.
Bücher zum Thema lagen aus und konnten angeschaut werden.

„Wir hatten uns als die vier Mütter des Grundgesetzes verkleidet und haben uns darüber unterhalten, wie wir unsere Erfolge erreicht haben“, erzählt Christina Schlarp. „Der Vortrag von Autorin Karin Feuerstein-Praßer hat die Frauen in ihrem politischen Wirken vorgestellt.“ Barbara Mötting als Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Köln habe das Thema in den heutigen Kontext gestellt. „Die Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau steht im Grundgesetz. Gleichberechtigung ist aber auch in Deutschland in vielen Bereichen noch nicht da, wo sie sein sollte, vor allem bei der Rollenverteilung und bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Es gibt immer noch unterschiedliche Bezahlung für gleichwertige Arbeit.“

2014 gab es das erste Mal ein Frauenmahl im KK-Nord. „Damals haben wir das noch abends gemacht, jetzt veranstalten wir es seit längerem morgens, weil dies für die älteren Frauen angenehmer ist“, erzählt Christina Schlarp. „Wir haben das in einen zeitlichen Kontext mit der Reformationsfeier gestellt, weil wir ausdrücken wollen: Die Reformation geht weiter. Auch da sind wir noch lange nicht am Ende angelangt, wir wollen unsere Gesellschaft, unsere Kirche weiterhin erneuern.“ Es gab beispielsweise schon ein Frauenmahl zu den Frauen der Reformation oder zu den Kölner Rathausfiguren. Aber es ist immer ein zwangloses Essen in einer schönen Atmosphäre, so dass auch über ernste Themen lebendig und manchmal sogar mit einem Augenzwinkern diskutiert werden kann.

„Ein Thema für das Frauenmahl im nächsten Jahr gibt es noch nicht, aber es steht jetzt schon fest: Es wird auf jeden Fall stattfinden“, freut sich Christina Schlarp.

Text: Monika Crohn/Frauke Komander
Foto(s): Susanne Zimmermann/Liane Scholz

Der Beitrag Frauenmahl am Morgen zum Thema „Gleichberechtigung“ erschien zuerst auf Evangelischer Kirchenverband Köln und Region.

Diakoniespende 2022/23 – Überlebensstation GULLIVER: „Die Mitarbeitenden leisten Großartiges“

Die aktuelle Diakoniespende des Kirchenverbandes Köln und Region ist wieder gestartet. In den kommenden Monaten steht die Überlebensstation GULLIVER im Bahnbogen 1 in der Trankgasse am Hauptbahnhof im Mittelpunkt der Spendenaktion. Die Spende soll dazu dienen, die Öffnungszeiten auszuweiten. Denn die Anlaufstelle für obdachlose Menschen, die täglich rund 200 Gäste zählt, möchte ab dem kommenden Frühjahr an 365 Tagen im Jahr statt von 8 bis 15 Uhr von 8 bis 18 Uhr für die Menschen da sein.

Um die Diakoniespende 2022/23 offiziell auf den Weg zu bringen, waren Stadtsuperintendent, Bernhard Seiger, Karl-Heinz Iffland, Pfarrer im Ruhestand und Vorsitzender des Trägervereins des GULLIVER, des Kölner Arbeitslosenzentrums (KALZ), Bernd Mombauer, Geschäftsführer des KALZ sowie die diesjährigen Unterstützer in die Trankgasse gekommen.

Dr. Bernhard Seiger führte aus: „Das GULLIVER ist ein wunderbarer Ort. Hier finden Menschen in prekären Lebenssituationen vielfältige Unterstützung.“ Er erinnerte an die sehr erfolgreiche Spendenaktion in 2017/18, die ebenfalls an das GULLIVER ging: „Damals konnten wir mit 214.000 Euro dazu beitragen, dass es diese wichtige Einrichtung weiterhin gibt, dass notwendige Sanierungsmaßnahmen finanziert werden konnten.“

Das Besondere an der Diakoniespende: Bis zu einem Spendenaufkommen von 100.000 Euro verdoppelt der Kirchenverband Köln und Region die Summe.

Die Kölner Journalistin Anke Bruns konnte zwar am Kick-Off nur digital teilnehmen, plädierte dafür aber nicht minder nachdrücklich für das GULLIVER. „Ich kenne die Überlebensstation von der ersten Stunde vor 21 Jahren an. Es hat sich zu einem Ort entwickelt, an dem sich jeder willkommen fühlt, den die Gäste mit Leben füllen und wo die Würde jedes Einzelnen wichtig ist.“

„Hier haben wir als Gesellschaft die Verantwortung, zu helfen.“

Auch Professor Dr. Frank Überall, Journalist und Vorsitzender des Deutschen Journalisten-Verbandes, kennt das GULLIVER seit vielen Jahren und war gerne bereit, die Spendenaktion zu unterstützen. „Journalisten sind Vertreter unseres freiheitlichen Systems, zu dem auch der Sozialstaat gehört. Für viele Menschen wird es in den kommenden Monaten vermutlich schwieriger, zu spenden, doch wer kann, sollte die Diakoniespende des Kirchenverbandes unterstützen.“ Es brauche nicht viel, um abzustürzen, mahnte der Journalist und sagte: „Hier haben wir als Gesellschaft die Verantwortung, zu helfen.“

Die Kölner Band Höhner blickt auf mehr als 25 Jahre Verbundenheit mit dem Lobby Restaurant des KALZ, für das sie die Schirmherrschaft übernahmen, zurück. Entsprechend sagten die Bandmitglieder auch der Spendenaktion für das GULLIVER ihre Unterstützung zu. Und sie brachten zum Pressegespräch gute Neuigkeiten mit. Der Song „Alles verlore“, der auf keinem Konzert der Höhner fehlen darf, wird auf dem Album „30 Jahre Arsch Huh – Wachsam bleiben!“, das Anfang November veröffentlicht wird, neu erscheinen. Janus Fröhlich, Schlagzeuger und Gründungsmitglied der Höhner, verriet: „Und alle Einnahmen aus dem Lied gehen an das Lobby Restaurant.“ Peter Werner, ebenfalls Mitbegründer und bis 2015 Keyboarder der Band, ergänzte: „Menschenwürde war immer schon unser Thema. Darum sind wir auch heute gerne gekommen.“

Auch Henriette Reker, Kölner Oberbürgermeisterin, ist überzeugt vom Konzept der Überlebensstation und unterstützt als Patin die Spende. Sie schreibt in ihrem Gruß: „Die Mitarbeitenden leisten Großartiges für die unmittelbar Betroffenen und damit letztlich für das soziale Miteinander in Köln. Für diesen wertvollen Dienst gebührt GULLIVER mein ganz persönlicher Respekt und meine Anerkennung.“

www.diakoniespende-koeln.de

Weitere Videos? Dann abonnieren Sie unseren Youtubekanal: www.youtube.com/kirchekoeln

Text: Katja Pohl
Foto(s): Matthias Pohl

Der Beitrag Diakoniespende 2022/23 – Überlebensstation GULLIVER: „Die Mitarbeitenden leisten Großartiges“ erschien zuerst auf Evangelischer Kirchenverband Köln und Region.