„Ein Ende und ein Anfang“: Bewegende Entwidmung der Philipp Nicolai Kirche

Eine Epoche ist jetzt auch formal zu Ende gegangen. Mit der Entwidmung des Kirchengebäudes der Philip Nicolai Kirche wurde in Mauenheim der konkrete Umzug in das neue Gebäude in Weidenpesch endgültig eingeleitet. Das Gebäude war ohnehin schon weitgehend leer geräumt, jetzt wurden noch die letzten Utensilien hinaus getragen und die Kerzen gelöscht.

Pfarrerin Susanne Zimmermann begrüßte zunächst viele Gäste, darunter alle Familien, die bisher im Pfarrhaus gelebt haben, frühere Presbyterinnen und Presbyter sowie Vertreter der katholischen Schwestergemeinde. Susanne Zimmermann erinnerte an die Grundsteinlegung 1965, die Anschaffung der Orgel und die Installation verschiedener Glocken. „Wir sitzen heute auf Stühlen und feiern den Gottesdienst mit Klavierbegleitung, vieles ist schon ausgeräumt und wird mitgenommen.“ Dazu gehören die Orgel, die Bänke und ein Kirchenfenster. „Wir werden aus allen Gebäuden hier ausziehen, auch das Pfarrhaus und die KiTa werden umgesiedelt. Hier sind Generationen von Kindern mit christlichen Werten groß geworden.“

„Wir nehmen Abschied vom Haus, nicht von dir“

Die Pfarrerin weckte die Erinnerung an unzählige Gottesdienste, Taufen, Konfirmationen, Feste, Ereignisse und auch  Trauer. Auch die stillen Gottesdienste in den Corona Jahren würden dauerhaft im Gedächtnis  bleiben. In Psalm 121 wird gesagt, dass Hilfe vom Herrn kommt. Im Gebet bat die Gemeinde um Unterstützung durch Gott. „Wir nehmen Abschied vom Haus, nicht von dir“.

Die Lesung bezog sich auf Jesaja Kapitel 55. Hier wird Gottes wunderbarer Weg beschrieben. „Meine Gedanken und Wege sind nicht eure Gedanken und Wege. Das Wort soll wie Regen auf die Erde fallen und nicht zurückkommen. Ihr sollt in Freuden ausziehen und in Frieden geleitet werden“. Im Evangelium nach Johannes wird auf den Frieden und die Gemeinschaft Christi Bezug genommen. „Meinen Frieden gebe ich euch. Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Ihr müsst an mir bleiben, wie die Traube an der Rebe“.

Neues, modernes Gemeindezentrum

Nach dem Glaubensbekenntnis erinnerte auch Superintendent Markus Zimmermann an eine lange und bewegte Zeit der Gemeinde. „In den 58 Jahren war viel Liebe – in Festen, Gruppen, Kreisen, im diakonischen Engagement“. Ein besonderes Ereignis sei der Kirchentag 2007 gewesen, als die Kirche ein Zentrum für viele Gläubige war. „Jetzt müssen wir Abschied nehmen. Da ist sehr viel Dank für Gottes Liebe. Wir verlassen nicht die Menschen in Mauenheim, auch wenn wir nach Weidenpesch ziehen. Die Liebe wird bleiben, Gott hat noch viel mehr mit uns vor“.

Der Superintendent sieht in dem Umzug in das neue, modernere Gemeindezentrum eine große Chance: “Wir als evangelische Kirche werden wieder groß rauskommen. Viele Menschen werden begreifen, dass das Konzept der Selbstoptimierung seine Grenzen hat. Gott nimmt mich an, wie ich bin. Wir treten für den Frieden ein und sind so auf dem Wege Jesu“. Dazu gehöre, alle Menschen, die in Not zur Gemeinde kommen,  auch im neuen Zentrum aufnehmen. Zum Schluss zitierte er voller Optimismus den Namenspatron der Kirche Philip Nicolai. „Er hat gesagt: Singet, springet, jubilieret und danket dem Herrn.“

„Wir erleben hier einen Anfang und ein Ende“

Anschließend wurden einige Gemeindemitglieder und Gäste nach vorne gerufen, um ihre Gedanken zum Umzug stellvertretend für alle zu verkünden. „Ich wünsche mir in der neuen Kirche wieder das gleiche diakonische Engagement“. „Wir erleben hier einen Anfang und ein Ende“. Pfarrerin Christina Schlarp hat die meiste Zeit ihres Berufslebens in dieser Gemeinde verbracht: “ Das war eine tolle Zeit hier und ein Glücksfall für mich. Wir werden alle wunderbaren Begegnungen und die Geborgenheit mitnehmen.“ „Das ist ein schwerer Abschied, meine Familie ist hier aufgewachsen. Ich freue mich auf das neue, schöne Haus.“ Schließlich gab es noch einen sehr passenden Vergleich mit einer defekten Kaffeetasse:

„Das Haus hier ist sehr marode. Der Umzug erinnert mich an eine kaputte Kaffeetasse. Man nimmt eine neue Tasse, doch der Inhalt bleibt gleich“. „Die Kirche war ein zweites Wohnzimmer für mich und meine Geschwister. Es gab viele prägende Erlebnisse. All das bleibt uns erhalten und zieht mit“.

Johannes Feyrer liest die Endwidmungserklärung

Mit dieser Erklärung wurde die Kirche formal zum 19. Juni 2022 endwidmet. Johannes Feyrer, früherer Leiter der Kölner Feuerwehr und seit langem engagiertes Mitglied der Gemeinde, sprach die Endwidmung in einem sehr bewegenden Moment aus: „Hiermit stellen wir die Philipp Nicolai Kirche außer Dienst“.

In einem letzten Akt wurden die noch verbliebenen Gegenstände eingesammelt und die Kerzen gelöscht. Bei gedeckter Musik wurden die Sachen vom Presbyterium aus der Kirche getragen. Die Kinderkerze bleibt noch 14 Tage an, so lange wird die KiTa noch von den Kleinen genutzt.

Nach dem Segen traf sich die Gemeinde bei Kaffee und Kuchen – um optimistisch in die Zukunft zu schauen.

Text: Dr. Klemens Surmann
Foto(s): Dr. Klemens Surmann

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