Eine bleibende Mahnung: Stolpersteine für Ernst Flatow und Lili Wieruszowski

Gedenktafeln für die Erinnerung: Am früheren Wohnhaus des im Warschauer Ghetto verstorbenen evangelischen Pfarrers jüdischer Herkunft Ernst Flatow wurde ein Stolperstein vor seinem ehemaligen Wohnhaus am Hildeboldplatz 23 verlegt. Seit dem Jahr 1992 werden die Steine des ebenfalls anwesenden Künstlers Gunter Demnig für die Menschen gesetzt, die im Dritten Reich ermordet, deportiert oder vertrieben wurden. Schnell wurden die vorhandenen Pflastersteine von Handwerkern ausgehoben, bevor Gunter Demnig den Stolperstein in den Boden drücken konnte.

Der Pfarrer der Ehrenfelder Friedenskirche Siegfried Kuttner war ebenfalls bei der Verlegung des Stolpersteins dabei und verlas im Gedenken an Ernst Flatow eine kurze Würdigung des von den Nazis ermordeten Geistlichen.

Ernst Flatow wurde 1887 in Berlin geboren, studierte zunächst Jura, Geschichte, Philosophie und Nationalökonomie, bevor er durch ein intensives Bibelstudium zum Theologiestudium kam. 1914 kam er als Soldat an die Front, bevor er 1926 sein theologisches Examen machte. Anschließend wurde er der evangelischen Gemeinde in Ehrenfeld als Hilfsprediger zugewiesen, später war er dort als Vikar an der Friedenskirche tätig, bevor er 1928 der erste Krankenhausseelsorger Kölns wurde. „Im März 1933 wurde Ernst Flatow aufgrund des Arierparagraphen von der Stadt Köln entlassen“, wusste Siegfried Kuttner zu berichten. „Das war auch der Zeitpunkt, als er hier am Hildeboldplatz sein Wohnhaus hatte. Die Kirche hat wie damals üblich geschwiegen, aber etwas zur Versorgung von Ernst Flatow beigetragen.“

Später flüchtete er über verschiedene Stationen nach Berlin. Als Gegner des Nationalsozialismus wurde er 1942 ins Warschauer Ghetto deportiert und ist dort beim Bau einer Grenzmauer verstorben.“  Siegfried Kuttner betonte, dass Ernst Flatow ein intelligenter und gebildeter Mensch war, er las dazu ein sehr tiefgründiges von Ernst Flatow verfasstes Gedicht vor, bevor an dem Stolperstein ein Blumentopf abgestellt wurde.

„1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“

Ein weiterer Stolperstein für Lili Wieruszowski wurde vor der Friedenskirche in Ehrenfeld gesetzt. Lili Wieruszowski wurde 1899 geboren und stammte aus einer angesehenen Kölner Familie. Ihre Eltern, beide jüdischen Glaubens, ließen die Tochter evangelisch taufen. Als junge Frau fand sie ihre Erfüllung als Kirchenmusikerin in Köln-Ehrenfeld. Die Machtergreifung der Nationalsozialisten bremste allerdings ihre junge Karriere, sodass sie sich erst im Schweizer Exil einen Namen als Organistin und Komponistin machen konnte.

Ein besonderer Dank galt Ibrahim Basalamah vom EL-DE-Haus, der die Organisation der Stolpersteinverlegung übernommen hatte. Die Aktion fand statt im Rahmen des Festjahres „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“. „Wir freuen uns sehr, dass wir dieser beiden Persönlichkeiten heute auf diese Art und Weise gedenken können“, betonte Pfarrer Siegfried Kuttner.

Text: Dr. Klemens Surmann
Foto(s): Dr. Klemens Surmann

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