Eine Freundschaft, die trägt: Noel Landaverde aus Honduras auf Partnerschaftsbesuch in Deutschland

Es gibt diese Begegnungen, die Perspektiven verändern. Der Partnerschaftsbesuch von Noel Landaverde, der für die Entwicklungsorganisation „Comisión de Acción Social Menonita“ (CASM) in Honduras arbeitet, beim Evangelischen Kirchenverband Köln und Region war eine dieser Begegnungen. Sein Land kämpfte noch mit den Folgen zweier Wirbelstürme, als wieder einer zuschlug. Da war Landaverde gerade in Deutschland und besuchte auch das Ahrtal. Beim Blick auf provisorische Brücken und Schulen sagte der Aktivist: „Wir wären froh, hätten wir diese Provisorien auf Dauer.“

Sein Land ist das Zweitärmste in Zentralamerika. 65 bis 70 Prozent der Bevölkerung leben in Armut, die Arbeitslosenrate ist hoch. Die Corona-Pandemie hat die Lage für viele Menschen weiter verschlechtert. Für die überdurchschnittlich junge Bevölkerung fehlt es an Perspektiven. Viele suchen ihr Heil in der Emigration, vor allem in die USA, nicht wenige werden zur Rückkehr gezwungen. CASM setzt sich deshalb auch dafür ein, dass die Vereinigten Staaten Arbeitsvisa an Honduranerinnen und Honduraner ausgeben, die unter anderem wegen der Folgen der verheerenden Wirbelstürme Eta und Iota (beide 2020) vor allem in die USA emigrierten und weiterhin emigrieren. Die US-Regierung soll ihren Status legalisieren, damit die Migrantinnen und Migranten ihren Lebensunterhalt verdienen und ihr Leben neu aufbauen können.

Hoffen auf die neue Präsidentin

Honduras ist ein Land im Umbruch. Erstmals steht eine Frau an der Spitze der Regierung. Viele Hoffnungen ruhen auf Präsidentin Xiomara Castro, Mitgründerin der Mitte-Links-ParteiLibertad y Refundación (Libre)“, zu Deutsch „Freiheit und Neugründung“. Zum ersten Mal nach zwölf Jahren schlimmster Korruption gebe es wieder Hoffnung, dass Frauen, Indigene, Kinder und Arme wieder zu Wort kommen und gehört werden, schildert Eva Hoffmann von Zedlitz, was Landaverde bei seinem Besuch berichtet hat. Sie leitet gemeinsam mit Dr. Anna Quaas das Partnerschaftsprojekt im Kirchenkreis Köln-Mitte.

Die Regierung habe sich viel vorgenommen. „So gibt es ein Programm gegen die Korruption, das von einer starken Frau geleitet wird“, berichtet Hoffmann von Zedlitz. „Das ist Noels große Hoffnung.“ CASM sehe sich als Mittler an, als Lobbyorganisation für die Armen. „Nicht wir als NGO können die Probleme im Land lösen, wir sind viel zu klein“, sagt Landaverde. „Das muss die Regierung tun. Wir legen immer den Finger in die Wunden und wollen die Regierung zum Handeln bringen, sie aber auch konstruktiv begleiten.“ Für den politischen Druck brauche CASM auch die Unterstützung der deutschen Christinnen und Christen, so die Projektleiterin.

„Es ist die Freundschaft, die uns trägt“

Bei seinem Besuch war die Delegation aus Landaverde und seinen deutschen Partnern auch bei der evangelischen Kindernothilfe und beim katholischen Hilfswerk MISEREOR zu Gast. Beide Organisationen haben CASM bereits in der Vergangenheit unterstützt und neue Projekte in Aussicht gestellt. Noel Landaverde betont aber: „Nicht das gespendete Geld ist das Wesentliche, es ist unser gemeinsamer Glaube, es ist die Freundschaft. Das trägt uns auch in schwierigen Zeiten.“

Aktuell ist nach den Wirbelstürmen und Überflutungen viel Wiederaufbauarbeit zu leisten in Honduras. Die Infrastruktur ist ebenso massiv betroffen wie die Wirtschaft, die zudem weiter unter den Folgen der Korruption leidet. „Bildungseinrichtungen werden wieder aufgebaut, was den Kindern Hoffnung und Chancen gibt“, berichtet Eva Hoffmann von Zedlitz. „Wenn die von den Schlammlawinen weggerissenen Felder wieder hergerichtet und bepflanzt werden, können Familien gestützt werden.“ Einer der Sätze, die ihr nach dem gemeinsamen Besuch des Ahrtals nachdrücklich in Erinnerung geblieben sind, ist Landaverdes sachliche Feststellung: „Das was bei euch ein Jahrhundertereignis war, ist bei uns ständige Bedrohung.“

Honduras braucht ein Quäntchen Glück

Für Eva Hoffmann von Zedlitz steht fest, dass die Partnerschaft mit den Menschen in Honduras weitergeht. Was wünscht sie Noel Lanverde und seinen Landsleuten? „Noel ist ein sehr positiv denkender Mensch, der aber den Blick für das Realistische nicht vergisst. Das möge er beibehalten“, so Hoffmann zu Zedlitz.

„Was ich dem Land wünsche: Ich hoffe und bete, dass die neue Regierung sich nicht zu viel auf einmal vornimmt und damit die Menschen enttäuscht. Sie braucht auch das Quäntchen Glück, das für ein erfolgreiches Regieren erforderlich ist. Ich bin aber auch zuversichtlich, weil es so starke Menschen wir Noel gibt und die Frauen, wie die von Visitación Padilla. Sie haben vor vier Jahren die Georg-Fritze-Gedächtnis-Gabe des Kirchenkreises bekommen, weil sie unermüdlich für die Rechte der Frauen kämpfen.“

Noel Landaverde ist mittlerweile wieder in Honduras. Verbunden mit seinem Dank für die Begegnungen in Deutschland hat er dem Partnerschaftskreis geschrieben: „Wir haben viel von Ihnen gelernt und konnten die Kooperationsbeziehungen mit wichtigen Partnern für CASM in Deutschland bekräftigen sowie die Zusammenarbeit der deutschen Regierung mit den mit CASM verbundenen Partnern besser kennen lernen. Wir freuen uns, den Kontakt mit der Diakonie der Kirche wieder aufzunehmen und in Fragen des Klimawandels, der Migration und der Menschenrechte voranzukommen, denn es besteht kein Zweifel daran, dass das Volk Gottes überall leuchtet. Sie sind ein Beispiel dafür.“

www.casm.hn

www.kirchenkreis-koeln-mitte.de

Text: Hildegard Mathies
Foto(s): Anna Quaas

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