EXPEDITION EHRENFELD – auf Entdeckungsreise im Mikrokosmos Gemeinde
Seit dem 1. Januar 2024 ist aus der Evangelischen Kirchengemeinde Ehrenfeld und der Evangelischen Kirchengemeinde Bickendorf die neue und deutlich größere Evangelische Kirchengemeinde Ehrenfeld mit ca. 13.000 Gemeindegliedern geworden, die nunmehr den gesamten Stadtbezirk Ehrenfeld umfasst. Damit das ausgedehnte Gemeindegebiet (quasi von der Inneren Kanalstraße bis zum Militärring) keine Terra incognita bleibt, hatte ein Team von Mitarbeitenden die EXPEDITION EHRENFELD geplant.
„Basislager“ war die Epiphaniaskirche in Bickendorf (Erlenweg 39). Dort konnten sich die Teilnehmenden zunächst registrieren und dann bei Kaffee und Kuchen für die kommenden Stunden stärken. Die Teilnehmenden konnten sich aus 12 Arbeitsbereichen (Arbeiten mit Kindern und Jugendlichen, Seelsorge, Musik, Gottesdienstgestaltung, Diakonie und Soziale Arbeit, Verwaltung und Organisation, Bildungsarbeit für Erwachsene jeden Alters, Öffentlichkeitsarbeit, Gemeinde unterwegs, Ökumenischer und Interreligiöser Dialog, Begegnungsorte, Leitung) diejenigen aussuchen, in denen sie bereits arbeiten oder sich interessieren, und die entsprechenden Sticker auf ihr Namensschild kleben. Nach einer musikalischen Einstimmung durch Pfarrer Nico Buschmann und Band sorgte ein kurzes „Warm up“ mit verschiedenen Positionierungsspielen dafür, dass sich die gemeindeinternen Grüppchen ein wenig auflösten und die Teilnehmenden einander besser kennenlernen konnten.
Für jeden Stadtteil gab es Aufgaben
Schließlich wurden sechs Teams ausgelost, die dann selbständig ihre EXPEDITION EHRENFELD planen mussten. Für jeden Stadtteil gab es Aufgaben, wobei jede Gruppe zunächst entscheiden musste, wie man sich fortbewegen wollte (zu Fuß, mit der Straßenbahn, mit dem Bus, dem Rad oder sogar mit dem Auto), wie viele Stadtteile man sich vornehmen wollte und in welcher Reihenfolge man die Stationen angeht, um rechtzeitig gegen 17.30 Uhr wieder zurück in Bickendorf zu sein.
Erstes Ziel des Expeditionsteams „Zelt“ war die 2019 entwidmete Dreifaltigkeitskirche im alten Kern des Stadtteils Ossendorf. Aus der schlichten Saalkirche ist ein Dojo geworden (Do (道) steht für Weg, Jo (場) für Ort. In Japan bezeichnet der Begriff Dojo die Trainingsräume für Kampfkünste und die Meditationsräume in Zen-Klöstern.).
Zunächst galt es, der Wirkung des leeren Raumes nachzuspüren, der von zwei großen Glasfenstern geprägt wird: Auf der einen Seite „Die Überwindung der Finsternis durch die Auferstehung“, das letzte große Werk der 1999 verstorbenen Glaskünstlerin Ingrid Vetter-Spilker mit seiner starken Vertikalspannung und dem sehr dynamisch ins Bild gesetzten Kampf zwischen Licht und Finsternis, auf der anderen, der Straße zugewandten Seite das 1981 von Herbert Schuffenhauer (1910 – 2013) gestaltete Fenster „Hl. Dreifaltigkeit“, dessen in warmen Erdtönen gehaltene Farbgebung im unteren Bereich hervorragend mit der holzbetonten Kargheit des Übungsraumes harmoniert. „Ich habe sofort diese Einheit gespürt“, sagte Kampfkunstlehrer Dirk Kropp über seine erste Begegnung mit dem ehemaligen Gotteshaus. Kropp schilderte, wie begeistert er von der spirituellen Wirkung des ehemaligen schlichten Sakralbaus sei. Insbesondere in den Morgen- und Abendstunden sei die Lichtstimmung „berührend“.
Die nächste Station war das Neubaugebiet rund um den Alten Flughafen Butzweilerhof. Der Auftrag für das Expeditionsteam lautete, ein Gemeindeglied von einer Liste auszuwählen und darüber zu befragen, ob und wie diese Person die Evangelische Kirchengemeinde in ihrem Wohnumfeld wahrnimmt und wie sie sich z.B. über Gemeindeveranstaltungen informiert. Die Antworten sollten (natürlich mit Einverständnis der/des Interviewten) in einem kurzen Video festgehalten werden. Hintergrund der Aufgabe war es, Ideen zu entwickeln, welche Kommunikationsformen auch in die etwas abgelegeneren Bereiche des neuen Gemeindegebietes hineinwirken könnten.
Für das Expeditionsteam „Zelt“ ging es dann mit der KVB in Richtung Neuehrenfeld. In der Ottostraße befindet sich das jüdische Wohlfahrtszentrum, ein ehemaliges Krankenhaus („Israelitisches Asyl für Kranke und Altersschwache“), das nach dem Zweiten Weltkrieg wieder in den Besitz der jüdischen Gemeinde überging und heute unter anderem Einrichtungen der Kölner Synagogen-Gemeinde wie Verwaltung, Sozialberatung, eine Kindertagesstätte, eine Grundschule sowie ein Elternheim beherbergt. Die Aufgaben waren diesmal eher philosophischer Natur: Zunächst sollte die Gruppe sich darüber austauschen, wie jede(r) Einzelne Ungerechtigkeit erlebt. Anschließend sollten die Teilnehmenden den Satz vervollständigen: „Barmherzigkeit bedeutet für mich …“
Mittlerweile hatte nicht nur das Wetter von strahlendem Sonnenschein auf Regen gewechselt, sondern es war auch Zeit, sich auf den Rückweg zur Epiphaniaskirche zu machen, wo auf alle Teams ein „Chill-Out“ mit einem Kurzkonzert der ehemaligen Kirchenmusikerin der Evangelischen Kirchengemeinde Ehrenfeld, Franziska Heidemann, Currywurst und Getränken wartete. Außerdem konnten die Teilnehmenden die von den einzelnen Teams via Smartphone festgehaltenen Eindrücke in einer Slide-Show betrachten und sich über die Erlebnisse und Ergebnisse des Nachmittags austauschen.
Mit einem Abendsegen endete die EXPEDITION EHRENFELD.
Text: Priska Mielke
Foto(s): Priska Mielke
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