Film der Kölner Demenzinitiativen: Raus aus der Tabuzone
„Dieser Film soll dazu beitragen, das Thema Demenz aus der Tabuzone zu holen“, sagt Katharina Regenbrecht über den eindrucksvollen Kurz-Film mit Menschen, die sich für Menschen mit Demenz in Köln einsetzen. Regenbrecht leitet den Häuslichen Unterstützungsdienst des Diakonischen Werkes „Tandem“, eine von insgesamt neun Demenzinitiativen, die in allen Kölner Bezirken aktiv sind. Im Film erzählen Freiwillige und Koordinatorinnen über ihre Motivation, sich hier zu engagieren. Und Menschen mit Demenz und deren Angehörige berichten, wie sie die Besuche erleben. „Wir spielen Scrabble zusammen, aber nach unseren eigenen Regeln, wir machen das nicht so kompliziert, wir spielen einfach drauf los,“ erzählt Else Wischermann im Film. „Dreisprachig“, ergänzt ihre Helferin Kendra Moulton schmunzelnd.
Viele Angehörige freuen sich, dass sie auf diese Weise planbare Zeit für sich haben: „Da weiß ich, sie ist in guten Händen und ich kann mich auf meine Sachen konzentrieren“, berichtet Karen Oestreich, deren Mutter regelmäßig von einem „Tandem“-Helfer besucht wird. Und Corinna Goos, die Koordinatorin der Kölner Freiwilligen Agentur, betont: „Wir haben schon den Anspruch, so zu vermitteln, dass der eine zum anderen wirklich passt und beide sich auf die Besuche jede Woche freuen.“
Manche Besuchsbeziehungen dauern über Jahre
Die freiwilligen Helferinnen und Helfer gestalten ihre Besuche nach den persönlichen Möglichkeiten und Wünschen der Menschen mit Demenz: Spazierengehen war gerade in den Corona-Monaten sehr gefragt. Aber auch singen oder spielen, einfach erzählen bei Kaffee oder Tee und auch Arztbegleitungen und Konzertbesuche sind möglich. In 40 Unterrichtsstunden rund um das Thema Demenz werden die Freiwilligen auf ihre Einsätze vorbereitet. In der Regel werden ein bis zwei Besuche pro Woche vereinbart, manche Besuchsbeziehungen dauern über Jahre.
Insgesamt zehn Jahre begleiteten Besuchsdienste Karin Herresbach und ihren kürzlich verstorbenen Mann, der schon im Alter von 56 Jahren an Demenz erkrankte. Sie sei sehr froh, dass sie die Hilfe sehr früh in Anspruch genommen habe: „Das war für mich auch eine wertvolle Zeit, weil ich gemerkt habe, ich bin nicht alleine.“
Zur Filmpremiere Ende März waren alle Mitwirkenden in den Altenberger Hof gekommen. „Das Thema ist ganz wichtig und der Film ist sehr gut gelungen“, so das Fazit von Karen Oestreich und ihre Mutter Helga Oestreich ergänzt strahlend: „Das war wirklich schön und hat mir Freude gemacht.“ Auch Katharina Regenbrecht zeigte sich begeistert: „Ich habe den jetzt schon so oft gesehen und finde ihn jedes Mal wieder berührend.“ Sie hofft, dass der Film dazu beitragen kann, dass das Thema Demenz auch als ein Stück Normalität angenommen wird: „Weil die Lust in die Sonne zu gehen, das Eis zu essen, das bleibt ja, das Herz wird nicht dement und deswegen wollen wir auch mit dem Film dafür werben, dass wir alle einen normalen Umgang damit finden.“
Unterstützungsdienste
Seit 20 Jahren gibt es diese Häuslichen Unterstützungsdienste in Köln. Sie koordinieren und begleiten Freiwillige, die Menschen mit Demenz zu Hause besuchen, um deren Familienangehörige zu entlasten. Das Jubiläum gab den Anlass, den 18-minütigen Film „Häusliche Unterstützung für Menschen mit Demenz in Köln durch Bürgerengagement“ zu produzieren.
Informationen zu allen Unterstützungsdiensten in den Kölner Stadtbezirken inklusive einer fünfminütigen Kurzfassung des Films sind zu finden unter: https://www.koeln-freiwillig.de/demenz/.
Text: Martina Schönhals
Foto(s): Lea Clemens
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