Freudenboten, die Frieden verkünden: Synodalassessorin Monika Crohn ordiniert Melissa Schüller zur Pfarrerin

„Gottesdienst und Einlass-Kontrollen. Das ist eigentlich ein Widerspruch in sich“, sagte Pfarrerin Sigrid Geiger zu Beginn der Feier im Gemeindezentrum Pesch. Diese Widersprüche muss man wohl aushalten in Zeiten wie diesen. Und wer weiß, was alles noch kommt? Die Gemeinde hatte sich in der gut besetzten Gottesdienst-Stätte getroffen, um die Ordination von Melissa Schüller zu feiern. Synodalassessorin Monika Crohn war gekommen, um sie in das Pfarramt einzuführen. Die Stellvertreterin von Superintendent Markus Zimmermann nannte diesen Sonntag einen Freudentag. „Ich sehe in viele frohe Gesichter.“ Nach dem ersten theologischen Examen hat Melissa Schüller ihr Vikariat in Pesch angetreten. „Und sie hat da gleich angepackt“, wusste Crohn zu berichten. Nach der Ordination hat Schüller die Pescher Gemeinde verlassen und arbeitet nun als Pfarrerin zur Probe mit einer halben Stelle in der Gemeinde Weiden/Lövenich und einer halben Stelle in der Justizvollzugsanstalt Ossendorf als Gefängnis-Seelsorgerin. „Du bist nun berufen und offiziell beauftragt zum Dienst, zur öffentlichen Verkündigung und zur Seelsorge“, sagte Crohn nach der Ordination und erinnerte die junge Pfarrerin in wessen Nachfolge sie steht: „Wir sind nur 80 Generationen von Jesus Christus entfernt.“

„Selig sind, die Frieden stiften; denn sie werden Gottes Kinder heißen“, zitierte die Synodalassessorin den Wochenspruch. Frieden sei seit nunmehr über 70 Jahren der Grundzustand in Deutschland. Ziel sei, nie wieder einen Krieg auszutragen und am besten auch keinen Streit. Ob das machbar ist? „Wir betrachten Frieden als statische Größe“, so Crohn. Aber das jüdische Wort Shalom, das Wort, das im Deutschen so oft mit Frieden gleichgesetzt werden, sei ein dynamischer Begriff. Es gehe dabei darum, was einem gerade selbst und was gerade anderen gut tue. „Möge es dir wohl ergehen. Geh mit Gott. Es geht um Freundschaft und Zufriedenheit. Teile Shalom weiter, die Verbundenheit in der Gemeinschaft.“ Es gehe nicht um Pazifismus. Frieden sei manchmal ganz harte Arbeit. „Aber wir sind alle zur Versöhnung berufen. PfarrerInnen natürlich auch.“ Die seien die VersöhnungsarbeiterInnen im Weinberg des Herrn. Es werde vorkommen, dass die Ernte erst sehr viel später eingefahren werde.

Crohn wünschte Schüller, dass es ihr gut gelingen soll, Beruf und Leben zu verbinden. „Ich weiß, dass du gern Theologie treibst. Suche nach der Versöhnung. Ich hoffe, dass dieses Gefühl sich ausbreitet in einer Gemeinschaft derer, die dieses Gefühl mit dir teilen. Und du weißt, dass es die eine Instanz gibt, die uns erkennt und würdigt.“

Menschen am Klang der Schritte erkennen

Melissa Schüller erinnerte in ihrer ersten Predigt als Pfarrerin an längst vergangene Zeiten. An das Warten auf den Nikolaus: „Wenn es dann endlich soweit war, wurde er mit einem Klingeln angekündigt. Dann hörte man schwere Schritte und ein lautes „klong“ wenn er den Bischofsstab beim Gehen aufsetzte. Daraufhin begannen alle zu klatschen und zu singen. Wie mein Herz geschlagen hat, wenn ich die Schritte hörte. Endlich war es soweit.“ Noch heute erkennt Melissa Schüller Menschen, die ihre nahe stehen, am Klang der Schritte. Uns so wunderte es nicht, dass sie sich als Ordinationsspruch „Wie lieblich sind auf den Bergen die Füße des Freudenboten, der da Frieden verkündigt, Gutes predigen, Heil verkündigt, der da sagt zu Zion: Dein Gott ist König!“ aus Jesaja 52,7 ausgesucht hatte. „Mich begeistert, wie zärtlich, beinah poetisch, dieser Vers von der Erwartung spricht. Er sagt nicht: Wie schön ist die gute Nachricht. Oder wie erfreulich der Bote. Sondern: Wie lieblich sind die Füße des Boten. Schon sein Herannahen erfüllt mit freudiger Erwartung. Sein Schritt ist auf den Bergen zu hören und voll Sehnsucht wird gelauscht.“ Sie frage sich, so die Pfarrerin, wer dieser Bote sei. Was müsse der für Füße haben, wenn Jesaja so verzückt von ihnen spreche. „Ganz schön viel Druck, wenn ich bedenke, dass ich soeben zu einem Amt ordiniert wurde, in dem ich auf jeden Fall beauftragt bin die Frohe Botschaft, das Evangelium zu verkünden. Ganz schön große Fußstapfen.“

Dass dieser Druck aber nicht übermäßig wurde, verdanke sie einem Plakat, das ihr während des Studiums beim Warten vor dem Büro des Dekans immer wieder ins Auge gefallen ist. Dort war zu lesen: „Jakob war ein Betrüger. Petrus war impulsiv. David hatte eine Affäre. Noah betrank sich. Jonah lief von Gott weg. Paulus war ein Mörder. Miriam war eine Tratschtante. Martha machte sich zu viele Sorgen. Gideon war unsicher. Thomas war ein Zweifler. Sarah war ungeduldig. Elijah war depressiv. Moses stotterte. Zachäus war klein. Abraham war alt. Und Lazarus tot. Gott beruft nicht die Qualifizierten. Er qualifiziert die Berufenen!“ Aber es sei die Botschaft selbst, die die Boten qualifiziere. Sie verkündeten Gutes, Heil und Frieden. Das mache aus dem Boten einen Freudenboten. Jesaja stelle sich unter Gutem, Heil und Frieden eine „Zukunft frei von Herrschern vor, denen Israel so ziemlich egal ist. Frei von Herrschern, die nur ihre eigenen Zwecke verfolgen, die sich bereichern wollen und dabei keinen Gedanken an die Menschen verschwenden. Der Freudenbote sagt, dass Gott sein Volk selbst regieren will. Das Gott selbst König ist. Er sagt, dass Gott in die Mitte der Menschen kommt. Zu allem was Heil und zu allem was zerbrochen ist.“

Geschichte von Jesus Christus und dessen froher Botschaft

Und selbstverständlich denke sie an die Geschichte von Jesus Christus und dessen froher Botschaft. „Die davon spricht, dass Gott uns liebt. Dass Gott uns so sehr liebt, dass er in Christus Mensch wurde und den Tod in Kauf genommen hat. Die Botschaft, die davon spricht, dass Christus auferstand. Und wer sich jetzt fragt was das denn am Ende konkret bedeutet, der hat Recht.

Eine einfache Antwort habe ich darauf auch nicht.“ Aber die neue Pfarrerin hat eine gute Annäherung, wie sie sagt, einen Versuch, der sich persönlich sehr berührt hat und schon lange begleitet. Der stammt von Helmut Gollwitzer: „Damit bekommen wir es zu tun, wenn wir es mit dem Evangelium zu tun bekommen: Nichts ist gleichgültig, ich bin nicht gleichgültig. Es bleibt nichts vergessen. Wir kommen aus Licht und wir gehen in Licht. Wir sind geliebter, als wir wissen.

Wir werden an unvernünftig hohen Maßstäben gemessen. Es geht nichts verloren. Wir sind nicht allein. Wir sind nie allein. Dieses Leben ist ungeheuer wichtig. Die Welt ist herrlich –  die  Welt ist schrecklich. Es kann mir nichts geschehen – ich bin in größter Gefahr. Es lohnt sich zu leben.“ Melissa Schüller schloss mit den Worten: „Diese Botschaft erfüllt mich mit Freude und ich glaube, dass sie auch andere Menschen mit Freude erfüllen kann. Deswegen stehe ich hier. Ich glaube: Wenn wir einander von dieser Botschaft erzählen, dann werden wir zu Freudenboten.“ Wie in Jesaja 52,7.

Text: Stefan Rahmann
Foto(s): Stefan Rahmann

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