Kirche2go fragt: „Was sind glückliche Familien?“

Was sind glückliche Familien? Bzw. wie sehen sie aus? Janneke Botta spricht in Video darüber, welche Formen von Familie sie kennt. Ihrer Erfahrung nach, sind glückliche Familien nicht nur diese, in denen alles glatt läuft. Auch findet die junge Pfarrerin Beispiele aus der Bibel, die zeigen, wie divers und bunt Menschen glücklich zusammenleben können. „Solange sie einander in der Liebe begegnen, ist Gott mit ihnen.“

Janneke Botta ist Pfarrerin in der Evangelischen Kirchengemeinde Mülheim am Rhein. Dort ist sie insbesondere auch ein Mitglied der beymeister.

Das Video sehen Sie hier:

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Der Text zum Nachlesen:

„Ach ihr seid Patchwork?! Das dachte ich gar nicht. Ihr seht immer so glücklich aus!“ Das hat erst letztens jemand zu meiner Freundin von mir gesagt. Offenbar gibt es immer noch so ein klares Bild davon, dass das Glück nur denen gehört, bei denen alles glatt läuft: Kennenlernen, Hochzeit, Kinderkriegen und dann für immer und ewig zusammenbleiben. Dabei glaube ich, sind unsere Familien viel diverser, viel unterschiedlicher und das auch schon seit langer Zeit.

In der Bibel gibt es die Geschichte von Lea und Jakob. Die beiden sind verheiratet, aber sehr unglücklich miteinander, denn Jakob, der liebt eigentlich Rahel und mit der ist später auch zusammen. Und geht seinem Glück, folgt seinem Glück und findet mit Lea einen Weg, wie sie es trotzdem gut miteinander machen können. Da gibt es die Geschichte von Jonathan und David. Zwei Männer von denen die Bibel sagt, sie lieben einander mehr als sie jemals eine Frau lieben könnten. Sie kommen aus unterschiedlichen Häusern, ihre Eltern sind gegen die Beziehung, aber die beiden lieben sich und stehen das miteinander durch, sind füreinander da, sind Lebensbegleiter. Da gibt es die Geschichte von Jochefet, einer jungen Mutter, die schon während der Schwangerschaft weiß, dass sie ihr Kind nicht behalten können wird, denn wenn es bei ihr bleibt, wird es getötet werden und so entscheidet sie, nicht aus Hass, sondern aus Liebe, dass sie ihren Sohn Mose weggibt. Sie gibt in zur Adoption frei und Mose wird von einer anderen Frau, von einer Mutter großgezogen. Sie liebt ihn so, wie es eine leibliche Mutter tun würde, ist für ihn da, geht mit ihm gemeinsam durchs Leben.

So sind die diversen Geschichten in der Bibel gezeichnet von Liebe. Da geht es nicht darum, dass immer alles glatt läuft, dass immer alles rosarot ist, sondern da geht es darum, dass Menschen in Liebe beieinander, miteinander leben. Im ersten Johannes-Brief heißt es, Gott ist die Liebe und wer in der Liebe bleibt, der und die bleibt in Gott und Gott in ihm und ihr. Das ist das, was unsere Familien stark macht, auch wenn sie divers sind, wenn es Entscheidungen und Abbrüche gibt, für homosexuelle Paare, für Menschen, die nicht mit ihren Kindern gemeinsam groß werden können. Solange sie einander in der Liebe begegnen, ist Gott mit ihnen.

Text: Janneke Botta/APK
Foto(s): APK

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Mehr als 11,8 Millionen Euro Soforthilfe von Kirche und Diakonie

Die Diakonie RWL übergab erste Soforthilfe an betroffene Kirchengemeinden. Zahlreiche Menschen, auch aus Köln und Region beteiligten sich bereits am Spendenaufruf. Diakoniepräsident Ulrich Lilie, der Leiter der Diakonie Katastrophenhilfe, Martin Keßler, und Diakonie RWL-Vorstand Thomas Oelkers hatten Trockengeräte für die Aufräumarbeiten an die Kirchengemeinde im Schleidener Tal bei Aachen im Gepäck.

Die Straßen sind zum Teil komplett weggespült, zwischen den Häusern liegen Bruchstücke von Möbeln und privater Habseligkeiten. „Wir haben hier Bilder gesehen, die man sonst nur von anderen Ländern der Welt kennt“, sagte Diakonie-Präsident Ulrich Lilie. „Die Menschen haben ihr alles verloren, was ihre Identität ausmacht.“ Martin Keßler von der Diakonie Katastrophenhilfe versprach eine „schnelle, materielle Soforthilfe – und zwar so unbürokratisch wie möglich“. Die Diakonie stehe jetzt an der Seite der Menschen, wolle „Verbündete sein“, ergänzte Lilie.

Die Diakonie-Vorstände besuchten ein Seniorenheim der Kirchengemeinde, in dem 15 Appartements des betreuten Wohnens im Erdgeschoss vollständig zerstört wurden, sprachen mit dem Einrichtungsleiter, Pfarrer und Gemeindemitgliedern, deren Häuser überflutet wurden. Und sie brachten vier Trocknungsgeräte für die Aufräumarbeiten mit. Weitere sollen in den nächsten Tagen folgen.

„Das Wasser stieg auf 1,8 Meter“

In Kall wie auch im Nachbarort Gemünd ist ein großer Teil der Infrastruktur zusammengebrochen. Wohnhäuser, Geschäfte und Bankautomaten seien teilweise komplett zerstört, berichtete Pfarrer Erik Schumacher von der Evangelischen Trinitatis Kirchengemeinde Schleidener Tal. Es gebe keinen öffentlichen Nahverkehr mehr. Die Busse seien größtenteils einfach weggeschwemmt worden. In den Orten im Schleidener Tal war der Wasserpegel des Kallbach durch den Starkregen auf eine Höhe von 1,8 Metern angestiegen.

„Viele Menschen haben hier ihr gesamtes Hab und Gut verloren. Bislang wissen wir von elf Menschen, die gestorben sind. Insbesondere ältere Menschen sind traumatisiert, weil sie die Evakuierungen an die Kriegszeiten erinnern“, berichtete der Pfarrer. Die Seniorinnen und Senioren, die aus ihren Appartements des betreuten Wohnens evakuiert werden mussten, wurden in einem anderen Altenheim der Kirchengemeinde untergebracht. Viele hätten einen Schock erlitten.

„Nicht nur für sie brauchen wir seelsorgerliche Begleitung. Auch andere Menschen aus unserer Nachbarschaft werden noch eine psychologische Nachbetreuung benötigen.“ Für Schumacher ist klar: Die materiellen, aber auch psychischen Folgen der Flutkatastrophe werden die Menschen im Schleidener Tal noch Jahre beschäftigen. Deshalb sei eine  langfristig angelegte strukturelle Hilfe nötig, betont der Pfarrer. Der Diakoniepräsident versprach, auch Fachleute vor Ort zu bringen, die den Aufbau und die Hilfen mit den Menschen vor Ort koordinieren.

Spendengelder von mehreren Millionen Euro

Gemeinsam stellen die evangelische Kirche und die Diakonie in einem ersten Schritt vier Millionen Euro für Betroffene der Flutkatastrophe als Soforthilfe bereit. Insgesamt stehen über die verschiedenen Spendenkonten von Kirche und Diakonie nun 11,8 Millionen Euro (Stand 22.7.2021) zur Verfügung. „Knapp 30 diakonische Einrichtungen und Kirchengemeinden haben bereits Anträge für die Sofortgelder eingereicht, bisher wurden mehr als 200.000 Euro an Betroffene ausgezahlt – und das wird stündlich mehr“, sagte Diakonie RWL-Vorstand Thomas Oelkers.

Aktuell kommen die Anträge aus Städten, die noch eine gewisse Infrastruktur besitzen, in denen es zum Beispiel wieder Strom gibt. Doch auch für besonders betroffenen Regionen gebe es pragmatische Lösungen: „Einige Bonner Einrichtungen beantragen Soforthilfe-Gelder für die Büros im zerstörten Ahrtal und fahren das Geld dort hin, damit es an die Menschen ausgezahlt werden kann“, berichtet Oelkers.

Die bereitgestellten Gelder werden für ganz unterschiedliche Bedarfe eingesetzt, zum Beispiel für Fahrzeuge, die Einrichtungen benötigen, um Bewohner zu transportieren. Und: „Wir bieten an, auch Bestattungskosten zu übernehmen. Eine würdevolle Beerdigung ist Diakonie und Kirche in dieser dramatischen Zeit ein Anliegen“, betonte RWL-Vorstand Thomas Oelkers.


So können Sie helfen:

Empfänger: Diakonisches Werk Rheinland-Westfalen-Lippe e.V. – Diakonie RWL
IBAN: DE79 3506 0190 1014 1550 20
Stichwort: Hochwasser-Hilfe

Zur Onlinespende der KD-Bank

Gemeinsam mit den regionalen Diakonischen Werken wird das Diakonische Werk Rheinland-Westfalen-Lippe in den nächsten Tagen Hilfen organisieren. Dazu hat die Diakonie RWL einen Krisenstab eingerichtet und steht im Kontakt zur Zentrale der Diakonie Katastrophenhilfe in Berlin.

Text: Diakonie RWL/Sabine Damaschke
Foto(s): Hermann Bredehorst/Diakonie Katastrophenhilfe

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Die „Ansprechbar“ ist immer donnerstags geöffnet Präses Thorsten Latzel auf der „Sommertour der Hoffnung“ – Station in der Brückenschlag-Gemeinde in Stammheim

Fast einen Tag lang nahm sich der Präses am 11. Juli 2021 Zeit für Köln auf seiner „Sommertour der Hoffnung“. Nach Stationen auf dem Pilgerpfad der Gemeinde Sürth, auf dem evangelischen Friedhof und bei den beymeistern in Mülheim ging es auf dem Uferweg stromab nach Stammheim zur Brückenschlag-Gemeinde.

Präses Latzel mit Wolfgang Thielmann auf der Sommertour der Hoffnung

Thorsten Latzel ist von Saarbrücken quer durch das Gebiet der Evangelischen Kirche im Rheinland bis nach Wesel geradelt. 600 Streckenkilometer und drei Bundesländer standen auf dem Programm. Unterwegs besuchte der Präses Gemeinden, Projekte und Orte, die Hoffnung machen. Insbesondere in der Zeit nach Corona. „Acht Tage, 40 Gemeinden, eine Botschaft: Wir brechen gemeinsam auf nach Corona“, brachte der Präses die Idee auf den Punkt. Nun also Stammheim.

Stationenweg in der Ev. Brückenschlag-Gemeinde Köln-Flittard/Stammheim

Latzel schilderte erste Eindrücke: „Wir sind hier bei einer Gemeinde, in der man auf Anhieb richtig viel Leben spürt.“ Die Gemeinde hatte einen „Stationenweg“ aufgebaut, um die Angebote der Evangelischen in Stammheim und Flittard zu präsentieren. Pfarrerin Anja Fresia, die sich mit ihrem Mann Thomas die Pfarrstelle teilt, schenkte dem Präses gleich zu Beginn einen auf Papier gefalteten Kranich der Hoffnung. Davon haben die Stammheimerinnen und Stammheimer in den vergangenen Monaten Tausende gebastelt. „Kranich passt als erstes Zeichen“, kommentierte Latzel. „Wenn die Menschen nicht zu uns kommen, dann fliegen wir zu ihnen auf den Schwingen des Evangeliums.“ An der ersten Station auf dem Weg durch die Gemeinde bekamen der Präses und seine Begleiter unter bewölktem Himmel die „Sonne im Glas“.

Während der Fastenzeit handelte es sich dabei um eine „gesunde Suppe aus Möhren, Kartoffeln und Orangen“. Jetzt mixten die Stammheimerinnen und Stammheimer jahreszeitgemäß eine Limonade aus Orangen, Zitronen, Limetten aufgekocht in Orangensaft und Rohrzucker mit Mineralwasser und zur Abrundung mit ein wenig Minze. Wenn ein bisschen mehr Grenadine enthalten ist, ist es die Abendsonne. Mit weniger, trinkt man die Morgensonne. Die Suppe wurde während der Fastenzeit kostenlos an die Mitarbeitenden eines Supermarktes verteilt. Als Hoffnungszeichen für die, die während der Pandemie besonders gefordert sind und waren.

Café Lichtblick und mehr

Antje Gensichen, Leiterin des „Lichtblick Cafés und mehr“, erzählte dem Präses von ihrer Arbeit. Mit dem Café, in dem zum Beispiel regelmäßig Lesungen veranstaltet werden, sei man ganz bewusst aus der Kirche herausgegangen, „um Gemeinde in anderen Räumen zu entdecken“.  Um aber „noch weiter heraus- und zu den Menschen zu gehen“, habe man ein Lastenrad als mobiles Café in Betrieb genommen.

Während Corona habe man die kleine Schwester des mobilen Cafés erfunden: Die „Ansprechbar“. In der habe es nur Kontakt zwischen zwei Menschen gegeben. „Ich war erschrocken, wieviele Menschen mir gesagt haben, dass sie schon längere Zeit mit niemandem mehr gesprochen haben und dass sie sehr einsam seien“, berichtete Antje Gensichen von ihren Begegnungen in der „Ansprechbar“. Das Angebot habe sich verstetigt. „Wir stehen mittlerweile jeden Donnerstag auf dem Stammheimer Markt und reden mit den Leuten.“ Eine Frau aus der Gemeinde erzählte, dass sie in der „Ansprechbar“ strickt und mit den Leuten spricht.

Der Präses kannte sich aus: „Es gibt drei gute Anlässe für Gespräche: Hunde, Kinder, Stricken.“ Weiter ging es zum Wikinger-Schach-König. „Ich liebe dieses Spiel, um mit Menschen in Kontakt zu kommen“, sagte Pfarrerin Anja Fresia, gestand aber gleichzeitig ihre Talentlosigkeit beim Werfen mit Holzstäben auf Holzklötze. Das mindert ihren Eifer mitnichten. Regelmäßig lädt sie über WhatsApp Menschen zum Spiel auf der großen Wiese vor der Stammheimer Immanuelkirche ein.

Mit diesem Segensrad als Impuls für seine morgendliche Andacht startete der Präses seinen 6. Tourtag am 11. Juli 2021 durch Köln

Die Gemeinde als Ort der Hoffnung

Beim Betreten der Kirche würdigte der Präses als erstes die warme Atmosphäre von deren Holzausstattung schon im Foyer. Die Kirche wurde 2013 nach ihrem Neubau in Dienst gestellt. Erster Eindruck des Präses im Kirchraum: „Die farbenfrohe Wand zieht einen sofort in den Bann. Sieht fast wie ein Kirchenfenster aus. Buntheit. Reichtum der Schöpfung. Sehr konzentriert. Toller Klang der eigenen Stimme. Licht von oben. Sehr hell. Wunderschöne Kirche. Ich verstehe, dass Sie die lieben“, sagte Latzel an Thomas Fresia gewandt, der die Kirchenführung übernommen hatte. „Große schöne Kirchen ziehen uns nach oben und lehren uns den aufrechten Gang“, bilanzierte der Präses seinen Besuch in der Immanuelkirche.

„Was ich so schätze, ist das Miteinander von Ehrfurcht und Geborgenheit in dieser Kirche“, ergänzte Thomas Fresia. Weiter ging es in die Kapelle, die immer geöffnet ist. „Kleine Anlaufstelle für das Gebet“, nannte Latzel den Raum mit dem geschwungenen Kreuz an der Wand. Bevor die Radtour weiterging Richtung Leverkusen und Solingen fasste Latzel seine Eindrücke von Stammheim zusammen: „Diese Gemeinde ist ein Ort der Hoffnung. Eine Kombination von drinnen und draußen. Die Gemeinschaft einer Gemeinde, die nach außen geht, bewusst im Veedel agiert, die Menschen aufsucht, neue Sprachformen entwickelt, die kulinarisch arbeitet, Menschen etwas anbietet und zugleich von ihnen lernt und so wunderschöne Orte hier vorhält.“

Text: Stefan Rahmann
Foto(s): Stefan Rahmann, APK, Haseleu

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Kirche2go fragt: Warum lässt Gott das zu?

Die Hochwasserkatastrophe hat ihre Spuren hinterlassen. Kirche2go geht diesmal dieser Frage nach: Warum Gott, lässt Du das zu? Gerade bei Krankheiten, Tod, Unfällen oder Katastrophen kommt es oft genau zu diesem Punkt, zu dieser Glaubensfrage. Was soll das alles? Das kann doch nicht gottgewollt sein? Pfarrer Sebastian Baer Henney stellt sich dieser Frage. Denn er bekommt diese oft von Gemeindegliedern, Freunden und Mitmenschen gestellt. „Ich weiß es nicht,“ sagt Baer Henney,“warum Gott Dinge zulässt, die schmerzhaft sind.“ Trotzdem findet er Antworten auf diese schwierige Frage.

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Den gesamten Beitrag zum Nachlesen:

Warum lässt Gott das zu? Werde ich oft gefragt. Warum passiert dann eigentlich der Scheiß hier, das mit Krebs, das ist mit Auschwitz? Was ist mit…? Ja, die ganz großen Nummern kommen da und ich kann das total nachvollziehen und ich habe keine Antwort…

Ich weiß nicht, warum Gott Dinge zulässt, die schmerzhaft sind.

Manche Dinge sind vielleicht hausgemacht, dass die Menschen Dinge einfach so machen, dass sie katastrophal daneben gehen.

Aber auch dann ist ja die Frage, warum Gott das zulässt?

Es gibt zwei Punkte, die ich dabei wichtig finde. Das eine ist, dass Gott sich ganz am Anfang schon entschieden hat, uns Freiheiten zu lassen. Wir können uns für Gott entscheiden und gegen Gott und da wo wir Dinge machen die offensichtlich dem widersprechen, was mir als Christ eigentlich aufgegeben ist, da, wo wir nicht aus Liebe handeln, wo wir uns der Liebe verschließen, da passieren Dinge, die schlecht sind. Manchmal übrigens auch gar nicht aktiv, dass ich mich dagegen entscheide oder so. Manchmal passieren einfach Dinge, weil es Verkettungen gibt, weil es Vorgänge gibt, die schlecht sind, aber Gott da nicht interveniert. Wahrscheinlich, weil er uns zum gewissen Grad diese Freiheit lässt. Das andere ist, dass ich darauf vertrauen muss, dass Gott trotzdem irgendwie da ist. Wenn ich daran glaube, dass Gott überall in dieser Welt wirkt, dann glaube ich, wirkt er sogar da, wo das Schlechte passiert, dann wirkt er sogar im Mittelmeer, vielleicht wenn Schiffe kommen und Leute da raus fischen.

Das heißt also, wenn ich mir diese Frage stelle, warum Gott Böses zulässt, komme ich nicht weiter, weil Gott ist Gott und ich muss ihn nicht verteidigen und ich muss ihn nicht in Schutz nehmen, denn, wer bin ich, dass ich Gott in Schutz nehmen will?  Aber ich glaube, ich kann die Frage sicher sinnvoller stellen, wenn ich frage, wo wirkt Gott eigentlich im Schlechten?

Das heißt, wenn ich darauf vertraue, dass da, wo schlechtes passiert, trotzdem auch Gott ist, dann komme ich, glaube ich, weiter und da kann ich seine Spuren auch in dem schlimmsten Übel irgendwo sehen, so ein bisschen weniger Sintflut. Die ganze Welt geht unter, aber ein paar werden eben doch gerettet.

Ein schönes Bild finde ich: Gott wirkt da und es gibt so einen alten Psalm, Psalm 23, das ist der bekannteste Psalm:

Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln und ob ich schon wanderte im finsteren Tal, fürchte ich doch kein Unglück, denn dein Stecken und Stab trösten mich.

Also Gott als Hirte beschützt mich mit seinem Hirtenstab auch da, wo es wirklich finster ist. Und wenn ich mit Menschen zu tun habe, die wirklich Schlimmes erlebt haben, dann habe ich das manchmal, dass die sagen: …“und dann hat Gott mich da raus geholt“; „dennoch war Gott da“; „trotzdem habe ich hinterher gemerkt: Gott war sogar da in diesem Keller, wo ich verschüttet war nach dem Bombenangriff…“ Und das finde ich total berührend.

Für mich ist das der Punkt, wo ich merke, Gott ist nicht weg. Schlimmes passiert, ohne Frage, und Gott muss sich das anhören von mir.  Aber Gott ist dabei. Und Gott lässt mich nicht allein. Gott segnet mich, Gott segnet mich immer wieder.  Das heißt, die Frage ist nicht so sehr: Warum lässt Gott Schlechtes zu? Sondern: Wo ist Gott im Schlechten und wie kann ich ihn da trotzdem noch finden?

Text: APK
Foto(s): APK

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Hochwasserkatastrophe: Digitaler Klageraum #unwetterklage

Die Hochwasserkatastrophe hat auch Gebiete im Rhein-Erft-Kreis, in Köln, im weiteren Umland und anderen Teilen Deutschlands getroffen. Auf der EKIR-Seite im digitalen Klagetraum #unwetterklage können Betroffene, Nachbarn, Helfende schreiben, was ihnen durch den Kopf geht – ein Platz für das, was sie vor Gott bringen möchten. Es ist ein Ort für Klagen, Bitten, Trauern. Man kann Beiträge über Instagram, Facebook Messenger, Twitter oder per Formular auf die Wall schreiben:
  • Post auf Instagram mit dem Hastag #unwetterklage. Auf der Wall erscheint dann der Text und das Bild. Der Name wird von Instagram nicht übertragen. Will man mit Namen erscheinen, muss man ihn am Ende des Posts schreiben.
  • Tweet auf Twitter mit dem Hastag #unwetterklage. Der Inhalt des Tweets wird auf die Wall übertragen.
  • Nachricht über den Facebook-Messenger über den Link https://m.me/TalkToWalter – im Dialog den Hashtag #unwetterklage verwenden, damit die Nachricht auf die Wall übertragen wird. (Hinweis: Innerhalb der EU funktioniert der Video-Upload nicht.)
  • Nachricht ohne Social Media zu nutzen: Kommentarfunktion auf www.ekir.de/unwetterklage oder direkt über my.walls.io/unwetterklage.  Die E-Mail-Anschrift wird nicht veröffentlicht. Wenn der Name erscheinen soll, muss er ins Formular eingetragen werden, ansonsten kann „anonym“ verwendet werden.

Die Wall wird manuell moderiert, das heißt alle Beiträge müssen freigeschaltet werden.

Spendenkonto

Das Diakonische Werk Rheinland-Westfalen-Lippe (Diakonie RWL), die Evangelische Kirche im Rheinland und die Evangelische Kirche von Westfalen haben ein gemeinsames Spendenkonto eingerichtet für Menschen, die besonders schwer von der Katastrophe betroffen sind.

Empfänger: Diakonisches Werk Rheinland-Westfalen-Lippe e.V. – Diakonie RWL
IBAN: DE79 3506 0190 1014 1550 20
Stichwort: Hochwasser-Hilfe

Zur Onlinespende der KD-Bank

Text: EKIR/APK
Foto(s): APK

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„Offenheit und guter Austausch“: Digitale Frauenkonferenz der Evangelischen Frauenhilfe

„Muss nur noch kurz die Welt retten“ – ein generationenübergreifendes Foodsharing-Projekt unter dem Motto des bekannten Liedes zu initiieren, das war nur eine der Ideen auf der ersten digitalen Frauenkonferenz der Evangelischen Frauenhilfe im Rheinland in diesem Sommer. „Gottesbegegnungen finden im Alltag statt. Genau da will Gott sein: in der Begegnung mit anderen, wenn wir uns berühren lassen, wenn wir die anderen wahrnehmen, in Gesprächen, in der Natur, so wie Jesus sich mitten in den Alltag seiner Menschen setzte“, sagt Christine Kucharski, Referentin für Presseund Öffentlichkeitsarbeit bei der Evangelischen Frauenhilfe im Rheinland. Ausgehend von dieser Erfahrung vermittelte Katharina Haubold, Projektreferentin für Fresh X und Lehrbeauftragte an der CVJM Hochschule, ihren Entwurf der „inkarnatorischen“ Gemeindearbeit, das bedeutet „Gott wird Mensch und zieht in die Nachbarschaft“.

Projekte, die Begegnungen ermöglichen

40 Teilnehmerinnen entwickelten Personenprofile von Frauen, denen sie in ihrem Alltag begegnen, quer durch Generationen und Kulturen, mit unterschiedlichen Interessen und Themen. Daran anschließend wurden Projekt-Vorschläge erarbeitet, die Begegnungen ermöglichen. In den Köpfen der Teilnehmerinnen entstanden neue „Räume“ der Kirche, die offen sind für alle Menschen, die zum Alltag gehören.

„Den zentralen Fragen der Gegenwart, wo und wie sich Kirche ereignet bzw. wie wir Kirche leben wollen, wurde auf der Frauenkonferenz ganz konkret nachgegangen“, berichtet Christine Kucharski. „Die erste digitale Konferenz hat ganz wunderbar geklappt. Es haben so viele Frauen aus unterschiedlichen Regionen und unterschiedlichen Altersgruppen teilgenommen. Es gab sehr viel Offenheit und einen guten Austausch. Wir haben sehr positive Rückmeldungen erhalten.“ Es entstanden unter anderem Projektideen für eine Foodsharing-Initiative, einen offenen Pilgertreff, eine generationenübergreifende internationale Kochgruppe und eine Nachbarschaftsgruppe für Mütter mit Kinderbetreuung.

Was aus den Projektenideen wird, soll in einem Relaunch der Konferenz im Frühjahr berichtet werden. „Das ist alles nicht neu, doch scheint es notwendig, sich immer wieder erneut und konkret mit der Frage auseinanderzusetzen, wie das Himmelreich mitten im Alltag stattfindet“, sagt Christine Kurcharski. „Das waren vier dicht gefüllte Stunden, die dazu anregen, die Samenkörner, die das Himmelreich verbreiten, vor Ort auszusäen.“

Frauenkonferenzen: offener Austausch

Mit den Regionalen Frauenkonferenzen will die Evangelische Frauenhilfe im Rheinland eine strukturelle Lücke in der Frauenarbeit der rheinischen Kirche schließen und lädt alle Frauen – unabhängig von einer Mitgliedschaft im Verband – zu einem offenen Austausch ein.

Die Frauenkonferenzen finden alle zwei Jahre an drei Orten in der rheinischen Kirche statt (Region Nord/ Mitte/ Süd) und sollen neue Räume für die Gemeinschaft aller Frauen in der Evangelischen Kirche im Rheinland eröffnen. Frauen aus den verschiedenen Kirchenkreisen können sich kennenlernen, ihre Themen einbringen, sich vernetzen, Veranstaltungen planen und ihre Gemeinschaft fördern.

Eingeladen sind alle Frauen, die Interesse daran haben, andere Frauen zu treffen und sich auszutauschen, z.B. Leiterinnen und Teilnehmerinnen von Frauengruppen, Presbyterinnen, Kindergottesdienstmitarbeiterinnen und Lektorinnen.

Text: APK
Foto(s): APK

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Kirchen in Köln und Region läuten und beten angesichts der Flutkatastrophe

Angesichts von Leid und Not, die die Flutkatastrophe über viele Menschen in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz gebracht hat, rufen die Kirchen in Köln und Region zusammen mit der Evangelischen Kirche im Rheinland zu einem Zeichen des Zusammenhalts auf: Gemeinden und Einrichtungen werden am Freitag, 23. Juli 2021, um 18 Uhr die Glocken läuten und an vielen Orten auch eine Andacht feiern. „Lassen Sie uns gemeinsam hörbar machen, dass wir uns gegenseitig unterstützen, füreinander beten und uns in der Nachfolge Christi gegen die zerstörerischen Mächte des Chaos stemmen“, schreibt Präses Dr. Thorsten Latzel in einem Brief an Mitchristinnen und Mitchristen.

Wie Kirche hilft und wo sie präsent ist
„Die Aufräumarbeiten haben erst begonnen. Menschen sind gestorben oder werden noch vermisst. Häuser wurden weggeschwemmt, Existenzen zerstört. Viele Mitmenschen benötigen jetzt konkrete, unmittelbare Hilfe und tröstende Zeichen der Solidarität“, betont Präses Latzel. Die Evangelische Kirche im Rheinland sammelt gemeinsam mit der Evangelischen Kirche von Westfalen und der Diakonie RWL Spenden. Die rheinische Kirche hat digital einen Klageraum (#unwetterklage) und eine Hilfe-Börse (#kirchehilft) eingerichtet. Notfall-Seelsorgerinnen und Notfallseelsorger sowie Engagierte sind in den betroffenen Gemeinden vor Ort. Es wird zu Gottesdiensten und zu Gebeten eingeladen.

 

Text: APK/EKiR
Foto(s): APK

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Beach & Heaven – Erleben Sie den Wochenausklang für Körper und Seele per Video: Thema Nieren

„Der menschliche Körper – ein Wunderwerk. Und mittendrin die Nieren“, sagt Christiane Neufang von der Evangelischen Hochschulgemeinde Köln. Sie sitzt gemeinsam mit Bernd Franzen, Yogalehrer und Prädikant, sowie Christoph Rollbühler von der Christuskirche in der Sandkapelle der Evangelischen Studierendengemeinde. Knapp 40 Menschen hören gebannt per Zoom zu. „Der äußere Schein mag trügen, auf die inneren Werte kommt es an, auf meine Haltung und auf meine Einstellung“, sagt Christiane Neufang. Der Evangelische Kirchenkreis Köln-Mitte hat eingeladen, die Woche mit ihm ausklingen zu lassen: „Beach & Heaven – Body meets Soul“ verbindet spirituelle Impulse mit körperlichen Elementen aus dem Yoga und Livemusik. Ende Mai ging es um die Nieren.

„Wir atmen tief ein und feste aus und spüren vielleicht das Kribbeln unter der Fußsohle“, sagt Christoph Rollbühler. „Wir laden ein, einige Atemzüge zu schweigen.“ Die Teilnehmer lauschen den langsamen Klavierklängen – auf der Couch sitzend, auf dem Boden, manche an die Wand angelehnt, manche im Meditationssitz. „Hier bin ich, mit meinem Atem, den nun ruhig werden lassen kann“, sagt Christoph Rollbühler. Bernd Franzen hebt die Hände zum Himmel und legt sie auf den Rücken auf Höhe der Nieren. Die Teilnehmer machen mit, intuitiv, spüren nach innen. „Unsere innersten Gefühlsregungen haben ihren Sitz an den Nieren“, sagt Christiane Neufang.

Welches Wort den Teilnehmer nach dem Wochenausklang im Kopf haben? Die Worte „Erfüllt“, „Freiheit“, „Angekommen“, „Wärme“, „Loslossen“ und „Ruhe“ erscheinen im Chat.

Das Video sehen Sie hier:

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Text: APK
Foto(s): APK

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Für die Opfer der Hochwasserkatastrophe 2021 – Zentraler Gedenkort in der Kölner Antoniterkirche

Einen zentralen Ort der Trauer und des Gedenkens für die Opfer der Hochwasserkatastrophe 2021 haben der Evangelische Kirchenverband Köln und Region und die Antoniterkirche in der Schildergasse in der Kölner Innenstadt eingerichtet. Vor dem „Lehrenden Christus“ von Ernst Barlach an der Rückseite der Kirche können Menschen an einer großen Gedenkkerze Kerzen anzünden und so ihrer Trauer und Gefühlen Ausdruck verleihen. Besucherinnen und Besucher habe auch die Möglichkeit, ihre Gedanken in einem Fürbittenbuch einzutragen und für die Opfer zu beten.

Susanne Beuth, stellvertretende Stadtsuperintendentin des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region besuchte die Antoniterkirche und zündete selbst eine Kerze an. „Es gibt viele Menschen, die betroffen sind und ihrer Betroffenheit Ausdruck geben möchten“, sagte sie. „Viele haben aber nicht die Kraft, irgendwo hin zu fahren um konkret zu helfen. Dann ist das hier ein guter Ort, um ein Zeichen zu setzen.“

Die Bronzeplastik der „Lehrende Christus“ von Ernst Barlach in der Antoniterkirche in Köln lädt durch seine Schlichtheit die Betrachterinnen und Betrachter zur religiösen und meditativen Andacht ein. Die offenen Hände des „Lehrenden Christus“ laden zur menschlichen Nähe und Zuwendung ein, die vielen Menschen in dieser Notsituation helfen kann. „Ich wünsche allen, die selber persönlich betroffen sind, dass sie einen Weg finden mit dieser schrecklichen Lag fertig zu werden“, sagte Superintendentin Susanne Beuth weiter. „Ich wünsche ihnen, dass sie Menschen finden, die an ihrer Seite sind und ihnen helfen.“

Die Antoniterkirche liegt an der Schildergasse in der Kölner Innenstadt und ist montags bis freitags von 11 bis 18 Uhr, samstags von 11 bis 17 Uhr und sonntags von 11 bis 17:30 Uhr geöffnet.

 

Text: APK
Foto(s): APK

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„Sobald der Ort einen bindet, muss man ihn abstoßen“ – Präses Thorsten Latzel machte bei der „Sommertour der Hoffnung“ Station bei den beymeistern in Mülheim

Der Weg vom evangelischen Friedhof in Mülheim bis hin zu den „beymeistern“ auf der anderen Seite des Clevischen Rings war garantiert eine der kürzesten Etappen bei der „Sommertour der Hoffnung“, zu der Thorsten Latzel aufgebrochen war. Auf der Sommertour besuchte der frisch ins Amt gewählte Präses Gemeinden, Projekte und Orte, die Hoffnung machen. Insbesondere in der Zeit nach Corona. Die Etappe am 11. Juli ließ ihn gleich an mehreren Orten zum Thema „Hoffnung“ in Köln Halt machen.

Ein Rätsel

Und welches Projekt, wenn nicht das der beymeister wäre beim Thema Hoffnung einen Besuch wert. Denn dort hofft man nicht nur auf eine Zukunft der Kirche, man weiß sogar schon ziemlich genau, wo man sie findet. Wo man allerdings die beymeister findet, war an diesem strahlend schönen Sonntagmittag zunächst einmal unklar. Jedenfalls standen der Präses und seine Entourage für kurze Zeit einigermaßen ratlos vor dem ehemaligen Ladenlokal, das die beymeister gemietet haben. Das Lokal war abgeschlossen, der Schriftzug „Er ist nicht hier“ auf braunem Packpapier von innen ans Schaufenster geklebt, gab Rätsel auf. Für Aufklärung sorgte ein QR-Code auf dem Plakat. Hinter dem Code verbarg sich ein Ortshinweis.

beymeister – „Mit Menschen arbeiten, die mit Kirche eigentlich nichts am Hut haben“

Präses Dr. Thorsten Latzel mit Superintendentin Andrea Vogel, Miriam Hoffmann und Janneke Botta vor dem Ladenlokal der beymeister in Köln-Mülheim

Zum Rheinufer sollte man sich wenden. Dort warteten auf der Ufermauer sitzend die Gemeindepädagogin Miriam Hoffmann und Janneke Botta, Pfarrerin im Probedienst, die sich derzeit um das beymeister-Projekt kümmern. „Früher waren die beymeister die verschiedenen Meister einer Zunft, die sich beratend und auf Augenhöhe zur Seite standen. Sie regelten ihren Zunftalltag miteinander“, heißt es erklärend auf der Internetseite.

Und weiter: „In Köln sind die beymeister eine Initiative der Evangelischen Kirchengemeinde Mülheim am Rhein. Wir wollen einen Ort bieten, an dem sich der Stadtteil enger vernetzt, an dem sich Menschen einbringen und eine Gemeinschaft so gestalten, dass sie sich wohlfühlen. Wir bieten keine Lösungen für das Leben, aber wir wollen gemeinsam mit den Menschen suchen. Dabei sind wir Kirche.“ Allerdings nicht Kirche, wie man sie kenne. Hier handele es sich um Kirche, die sich von den beymeistern formen und prägen lasse, Kirche, die sich aufmache zu den Menschen, um durch die Menschen neu Gestalt zu gewinnen und als Kirche Relevantes für die Menschen zu tun. „Wir arbeiten mit Menschen, die mit Kirche eigentlich nichts am Hut haben“, beschrieb Miriam Hoffmann die Zielgruppe.

Der Rhein und ein rotes Sofa

Nach der kleinen Schnitzeljagd warteten am Rheinufer Miriam Hoffmann und Janneke Botta mit einer Stärkung auf den Präses und sein Gefolge

Der Rhein spielte von Anfang an eine wichtige Rolle in der Gemeindearbeit. Zu Beginn haben die beymeister ein rotes Sofa an das Ufer getragen und sind angesichts der ungewöhnlichen Kulisse schnell mit Menschen ins Gespräch gekommen. Mittlerweile sind zusammen kochen und essen als gemeinschaftsbildende Aktionen  hinzugekommen.

Und so gab es denn auch für den Präses samt Anhang eine stärkende Mahlzeit aus dem Weckglas im Stehen am Rheinufer. „Es ist urchristlich, miteinander essen zu können“, verwies Latzel auf den theologischen Aspekt der Mahlzeit. In dem Ladenlokal, in dem die beymeister kochen, geschehe oft Unerwartetes: „Wir kochen und essen wie die Menschen in anderen Kontexten auch, und plötzlich entstehen Diskussionen über den Glauben. Da wird dann zum Beispiel nachgefragt, warum wir immer zu einem Herrn beten. Wir müssen mit den Menschen eine andere Sprache des Evangeliums finden“, sagte Miriam Hoffmann. Auch mit Kirchenfernen könne man erläutern, wann und wo Gott sie getragen habe. Zustimmung erntete Hoffmann vom Präses, als sie erklärte, dass der Kirche die Erfahrung fehle, zu Gast zu sein. Sie lade immer nur ein. Diese Strukturen hätten in Corona-Zeiten nichts bewirkt. „Unser Kerngeschäft sollte sein, im öffentlichen Raum zu Gast und achtsamer im Umgang zu sein.“

Janneke Botta stellte ein anderes Projekt der beymeister vor, das im vergangenen Winter im Stadtteil für Furore sorgte. Man habe einige Musiker und einen St. Martin auf einem Pferd an einem dunklen Abend durch die Straßen ziehen lassen. „Es waren nur das Getrappel der Pferde und hin und wieder die bekannte Musik zu hören“, beschrieb Janneke Botta magische Momente nicht nur für die Kinder. Und während der Adventszeit wurden Plakate zum Beispiel mit dem Christkind aufgehängt. Über QR-Codes auf den Plakaten gelangte man zu Vorträgen der Weihnachtsgeschichte.

Präses Latzel im Ladenlokal der beymeister

„Sobald ein Ort einen bindet, muss man ihn abstoßen.“

Später im Laden erinnerte der Präses daran, dass er bereits die Werbetrommel für die beymeister im Landeskirchenamt gedreht habe. „Wir müssen hingucken und uns sensibilisieren für das, was ist. Ich finde es toll, dass sie andere Presbyterien schulen“, lobte Latzel das Projekt. Bei den Engagierten spürt allerdings ein Stück weit Ungeduld. „Wir hatten anfangs viele Leute, die eine Gemeinde hatten, aber unzufrieden waren. Das sind aber nicht die Leute, die wir erreichen wollen.

Wir haben eineinhalb Jahre gebraucht, um ein Gottesdienstformat zu finden, das zu uns passt“, erklärte Miriam Hoffmann. Es gehe ja nicht darum, von anderen Gemeinden die jungen und hippen Christen und Christinnen abzuziehen. „Wir waren zwei Jahre ohne Ort. Dann hatten wir das Ladenlokal. Sobald der Ort einen bindet, muss man ihn abstoßen. Unser Traum ist, die Freiheit zu haben, wieder etwas Neues zu gründen.“

Text: Stefan Rahmann
Foto(s): Stefan Rahmann/APK

Der Beitrag „Sobald der Ort einen bindet, muss man ihn abstoßen“ – Präses Thorsten Latzel machte bei der „Sommertour der Hoffnung“ Station bei den beymeistern in Mülheim erschien zuerst auf Evangelischer Kirchenverband Köln und Region.