„Wir als Kirche stehen in Vielfalt zusammen“: Gemeinden Bickendorf und Ehrenfeld haben fusioniert

„Ich bin Torsten Sommerfeld. Pfarrer der Evangelischen Kirchengemeinde Ehrenfeld.“ Nicht nur der ehemalige Bickendorfer Pfarrer, auch die Gemeinde in der voll besetzten Friedenskirche an der Rothehausstraße in Ehrenfeld musste schmunzeln. Es war schließlich das erste Mal, dass Sommerfeld diesen Satz während eines Gottesdienstes sagte. Es galt, in einem Gottesdienst die Fusion der beiden Kirchengemeinden aus Ehrenfeld und Bickendorf zu feiern.

Die neue Evangelische Kirchengemeinde gibt es seit dem 1. Januar 2024. Die ursprünglichen Gemeinden haben sich am 31. Dezember des vergangenen Jahres aufgelöst. Die neue Gemeinde umfasst den gesamten Stadtbezirk Ehrenfeld und zählt in den Stadtteilen Ehrenfeld, Neuehrenfeld, Bickendorf, Ossendorf, Vogelsang und Bocklemünd rund 13.000 Gemeindeglieder.

„Wir bündeln unsere Kräfte“

Markus Zimmermann, Superintendent des Kirchenkreises Köln-Nord, führte die Mitglieder des Bevollmächtigtenausschusses in ihre Ämter ein. Der Ausschuss leitet die Gemeinde bis zur nächsten regulären Presbyteriumswahl am 18. Februar dieses Jahres. Zimmermann lobte die Gemeinde für die Fusion. „Sie haben einen wichtigen strukturellen Schritt gemacht. Wir als Kirche stehen in Vielfalt zusammen. Wir bündeln unsere Kräfte und bleiben weiter stark. Es gibt keinen Grund, uns kleinzureden. Wir hier im Stadtbezirk Ehrenfeld sind weiter für die Menschen da.“

Schon seit einigen Jahren hat man im Kirchenkreis überlegt, ob die Fusion Sinn ergibt. Hintergrund waren die sinkenden Gemeindegliederzahlen. Ehrenfeld und Bickendorf waren die idealen Partner. Nicht zuletzt wegen der räumlichen Nähe. Und ganz fremd war man sich auch nicht. Bis in die 60er Jahre war die Gemeinde Bickendorf Teil der Gemeinde Ehrenfeld. Die Festpredigt hatten die Pfarrpersonen der Gemeinde unter sich aufgeteilt.

„Wir werden unsere Herzen und unsere Türen öffnen“

Den Auftakt machte Nico Buschmann. Er nannte die Kirche einen Ort der Gottesbegegnung. Gott zu begegnen heiße, sich umstoßen und wieder aufrichten zu lassen. „Man erkennt sich nicht wieder und ist nicht wiederzuerkennen. Aus Schafhirten macht Gott stattliche Könige.“ So würden Menschen, die von sich glaubten, nicht gesehen zu werden, beachtet. Torsten Sommerfeld stellte sich vor als großer Weihnachtsfan. „Mit Krippenspiel, Seniorenadvent und ganz viel Spekulatius.“ An Weihnachten zeige sich die Güte und Menschenfreundlichkeit Gottes. Dafür nehme er sogar den Tod seines Sohnes in Kauf. „Wir sind an den Menschen orientiert, hier in den Stadtteilen, in denen wir Gemeinde Jesu Christi sind. Gemeinde mit den Menschen und für die Menschen.“ Jeder und jede solle seine und ihre Bedürfnisse einbringen. „Ich bin sehr gespannt. Wir werden offen sein und uns auch immer wieder infrage stellen.“

Sommerfeld zitierte Dietrich Bonhoeffer: „Kirche ist nur dann Kirche, wenn sie Kirche für andere ist.“ Und: „Die Menschenfreundlichkeit Gottes kann unserer Gemeinde den Weg weisen.“

Pfarrer Martin Dielmann wünschte sich die neue Gemeinde als Ort der Gastfreundschaft. „Wir werden unsere Herzen und unsere Türen öffnen. Wir sind bereit, jeden zu empfangen. Jeder, der herkommt, soll Gottes Liebe erfahren und in unserer Gemeinde Heimat finden.“

Ort für die Begegnung mit Gott

Pfarrerin Kristina Tsoleridis nannte die Gemeinde einen „richtig guten Ort für die Begegnung mit Gott“. Bei diesen Begegnungen würden immer wieder Fragen aufkommen. „Was ist der Sinn des Lebens? Gibt es Gott?“ Auch als Pfarrerin könne sie nicht auf alle Fragen zufriedenstellende Antworten geben. „Aber ich kann mich einbringen mit meiner Beziehung zu Gott. Und wir als Gemeinde können uns auf die Suche machen nach Antworten. Und es wird Antworten geben.“ Tsoleridis zitierte Lukas 11, 9-10: „Bittet, so wird euch gegeben. Suchet, so werdet ihr finden. Klopfet an, so wird euch aufgetan. Denn wer da bittet, empfängt, und wer da sucht, findet. Und wer da anklopft, dem wird aufgetan.“

Für Gelächter in der Gemeinde sorgte Pfarrer Stefan Dross mit seinem Bekenntnis: „Ich habe richtig Bock auf diese Gemeinde.“ Glaube. Liebe. Hoffnung. In jedem Gottesdienst werde das Geheimnis des Glaubens gefeiert, wenn die Gemeinde zusammenkomme. „Das versichern wir uns immer wieder der Liebe Gottes. In unserer Gemeinde kann jeder erleben, was es heißt, angenommen zu sein.“ Die Gemeinde sei eine Gemeinschaft der Hoffnung. „Ich bin ein geliebtes Kind Gottes und schließe mich mit denen zusammen, die das Gleiche glauben.“

Text: Stefan Rahmann
Foto(s): Stefan Rahmann

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Presbyteriumswahl 2024 – hier wird gewählt

Hier werden Presbyterien gewählt

Kirchenkreis Kirchengemeinde Wahl Art Einführung am:
Mitte Evangelische Gemeinde Köln verschoben
Mitte Evangelische Kirchengemeinde Köln-Deutz/Poll

10.03.2024

Mitte Evangelische Kirchengemeinde Köln-Klettenberg

10.03.2024

Mitte Evangelische Kirchengemeinde Köln-Lindenthal findet statt

digital

17.03.2024

Mitte Evangelische Kirchengemeinde Köln-Nippes findet statt

digital

17.03.2024

Mitte Evangelische Kirchengemeinde Köln-Riehl

10.03.2024

Kirchenkreis Kirchengemeinde Wahl Art Einführung am:
Nord Evangelische Begegnungsgemeinde Köln verschoben
Nord Evangelische Christusgemeinde an der Glessener Höhe verschoben
Nord Evangelische Clarenbach-Kirchengemeinde Köln-Braunsfeld findet statt

digital

17.03.2024

Nord Evangelische Dietrich-Bonhoeffer-Gemeinde Junkersdorf findet statt

digital

10.03.2024

Nord Evangelische Gemeinde Weiden/Lövenich

17.03.2024

Nord Evangelische Hoffnungsgemeinde im Kölner Norden findet statt

Gemeindeversammlung

17.03.2024

Nord Evangelische Kirchengemeinde Ehrenfeld verschoben
Nord Evangelische Kirchengemeinde Ichthys verschoben
Nord Evangelische Kirchengemeinde Köln-Pesch verschoben
Nord Evangelische Kirchengemeinde Pulheim verschoben
Nord Evangelische Nathanael-Kirchengemeinde Köln-Bilderstöckchen findet statt

digital

10.03.2024

Nord Evangelische Trinitatis-Kirchengemeinde an der Erft

17.03.2024

Kirchenkreis Kirchengemeinde Wahl Art Einführung am:
Rechtsrheinisch Evangelische Brückenschlag-Gemeinde Köln-Flittard/Stammheim findet statt

digital

17.03.2024

Rechtsrheinisch Evangelische Kirchengemeinde Altenberg/Schildgen

10.03.2024

Rechtsrheinisch Evangelische Kirchengemeinde Bensberg

10.03.2024

Rechtsrheinisch Evangelische Kirchengemeinde Bergisch Gladbach, Bezirk 1 findet statt

digital

10.03.2024

Rechtsrheinisch Evangelische Kirchengemeinde Bergisch Gladbach, Bezirk 2

10.03.2024

Rechtsrheinisch Evangelische Kirchengemeinde Bergisch Gladbach, Bezirk 3

10.03.2024

Rechtsrheinisch Evangelische Kirchengemeinde Delling

17.03.2024

Rechtsrheinisch Evangelische Kirchengemeinde Kalk-Humboldt

10.03.2024

Rechtsrheinisch Evangelische Kirchengemeinde Köln-Brück-Merheim

17.03.2024

Rechtsrheinisch Evangelische Kirchengemeinde Köln-Dellbrück/Holweide findet statt

allgemeine Briefwahl
& Präsenz-/Urnenwahl

10.03.2024

Rechtsrheinisch Evangelische Kirchengemeinde Köln-Dünnwald

10.03.2024

Rechtsrheinisch Evangelische Kirchengemeinde Köln-Höhenhaus

17.03.2024

Rechtsrheinisch Evangelische Kirchengemeinde Köln-Rath-Ostheim

10.03.2024

Rechtsrheinisch Evangelische Kirchengemeinde Lindlar

10.03.2024

Rechtsrheinisch Evangelische Kirchengemeinde Mülheim am Rhein

10.03.2024

Rechtsrheinisch Evangelische Kirchengemeinde Porz

10.03.2024

Rechtsrheinisch Evangelische Kirchengemeinde Porz-Wahn-Heide

17.03.2024

Rechtsrheinisch Evangelische Kirchengemeinde Vingst-Neubrück-Höhenberg

17.03.2024

Rechtsrheinisch Evangelische Kirchengemeinde Volberg-Forsbach-Rösrath findet statt

digital

10.03.2024

Kirchenkreis Kirchengemeinde Wahl Art Einführung am:
Süd Evangelische Friedenskirchengemeinde Erftstadt findet statt

digital

17.03.2024

Süd Evangelische Kirchengemeinde Brüggen/Erft

10.03.2024

Süd Evangelische Kirchengemeinde Brühl

10.03.2024

Süd Evangelische Kirchengemeinde Frechen

10.03.2024

Süd Evangelische Kirchengemeinde Horrem

17.03.2024

Süd Evangelische Kirchengemeinde Hürth

24.03.2024

Süd Evangelische Kirchengemeinde Kerpen

Gemeindeversammlung

10.03.2024

Süd Evangelische Kirchengemeinde Köln- Bayenthal findet statt

digital

10.03.2024

Süd Evangelische Kirchengemeinde Köln-Zollstock

10.03.2024

Süd Evangelische Kirchengemeinde Lechenich

10.03.2024

Süd Evangelische Kirchengemeinde Rodenkirchen

Gemeindeversammlung

10.03.2024

Süd Evangelische Kirchengemeinde Rondorf

10.03.2024

Süd Evangelische Kirchengemeinde Sindorf

Gemeindeversammlung

10.03.2024

Süd Evangelische Kirchengemeinde Sürth-Weiß

10.03.2024

Süd Evangelische Kirchengemeinde Wesseling

Gemeindeversammlung

10.03.2024

Süd Evangelische Philippus-Kirchengemeinde Köln-Raderthal

Gemeindeversammlung

17.03.2024

 

Text: APK
Foto(s): APK

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Unsere Wochentipps: Gamesnight in Bensberg und Reise durch die Musikgeschichte

Unsere Wochentipps sind wieder bunt gemischt: Von einem Vortrag über 500 Jahre evangelisches Gesangbuch, dem Orgelkonzert „Eine improvisatorische Reise durch die Musikgeschichte“ bis hin zur Gamesnight für Jugendliche ins Bensberg ist für jeden etwas dabei. Zudem wird die Einführung von Pfarrerin Maike Pungs als 1. Stellvertretenden Skriba gefeiert.

01.02.2024, 19:00
Evangelische Kirchengemeinde Rodenkirchen
Erlöserkirche, Sürther Straße 34, 50996 Köln
2000 Jahre Kirchenlied – 500 Jahre evangelisches Gesangbuch
Vortrag und Präsentation
Am Donnerstag, 1. Februar, 19 Uhr, findet als Auftaktveranstaltung zum Festjahr „ 500 Jahre Evangelisches Gesangbuch“ im Saal neben der Erlöserkirche Rodenkirchen, Sürther Straße 34 ein kurzweiliger Vortrag mit Präsentation mit Kirchenmusikdirektor Thomas Schmidt, Experte für Liedkunde, statt. In diesem Jahr feiert die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) die Tatsache, dass es seit 1524, also seit genau 500 Jahren Gesangbücher gibt und in deren Folge sich das Singen der Gemeinde im evangelischen Gottesdienst zu großer Bedeutung entwickelt hat. Thomas Schmidt hat einen Lehrauftrag an der Hochschule für Musik und Tanz Köln für Hymnologie (Liedkunde) und Gemeindesingen. Im landeskirchlichen C-Seminar unterrichtet er das Fach Hymnologie. Er ist berufenes Mitglied im „Ausschuss für Gottesdienst und Kirchenmusik der EKiR” (Evangelische Kirche im Rheinland) und Mitglied der Gesangbuchkommission der EKD, die gerade ein neues Gesangbuch erarbeitet. Der Eintritt ist frei.
www.erloeserkirche-rodenkirchen.de

01.02.2024, 19:30
Trinitatiskirche
Trinitatiskirche, Filzengraben 4, 50676 Köln
Eine improvisatorische Reise durch die Musikgeschichte
Orgelkonzert mit Max Deisenroth
Zu einer improvisatorischen Reise durch die Musikgeschichte am Donnerstag, 1. Februar, 1930 Uhr, lädt der Evangelische Kirchenverband Köln und Region in die Trinitatiskirche, Filzengraben 4, ein. Auf dem Programm stehen Suite Francaise, Canzona, drei Choralbearbeitungen im deutschen Barockstil, Choralphantasie im romantischen Stil, Mosaik sowie Variations symphonique improvisée. Organist Max Deisenroth berücksichtigt auch Themenwünsche der Zuhörerinnen und Zuhörer. Sie können vor dem Konzert in schriftlicher Form eingereicht werden. Der Eintritt ist frei, Spenden sind erwünscht.
www.trinitatiskirche-koeln.de

03.02.2024, 18:00
Evangelische Kirchengemeinde Bensberg
Evangelische Kirche Bensberg, Friedhofsweg 9, 51429 Bergisch Gladbach
Gamesnight in Bensberg
Jugendliche im Alter ab 12 Jahren treffen sich zum Zocken
Rund 100 Jugendliche kommen ins Bensberger Gemeindezentrum, Friedhofsweg 9, wenn Pfarrer Samuel Dörr zur Gamesnight einlädt. Am Samstag, 3. Februar, 18 bis 22 Uhr, ist es wieder soweit und Jugendliche im Alter ab 12 Jahren treffen sich in den Räumen in der zum gemeinsamen Zocken. Gespielt werden verschiedene Spiele – miteinander oder gegeneinander – mit einer Altersfreigabe ab 12 Jahren. Die jeweiligen Finals werden dann auf der großen Leinwand ausgefochten. Die Spiele ändern sich bei jeder Gamesnight ein bisschen. Diesmal wird es etwas Retro. Auch diesmal gibt es wieder Preise zu gewinnen. Außerdem gibt es Snacks, Getränke und Musik. Mitgebracht werden muss nichts. Konsolen und Controller stehen bereit.
www.kirche-bensberg.de

04.02.2024, 11:00
Evangelische Kirchengemeinde Pulheim
Friedenskirche Sinnersdorf, Horionstraße 12, 50259 Pulheim
Einführungsgottesdienst der 1. Stellvertretenden Skriba
Gottesdienst mit Superintendent Markus Zimmermann
Zur Einführung von Pfarrerin Maike Pungs als 1. Stellvertretenden Skriba im Kreissynodalvorstand (KSV) am Sonntag, 4. Februar, 11 Uhr, in der Friedenskirche Sinnersdorf, Horionstraße 12, lädt der Evangelische Kirchenkreis Köln-Nord ein. Die Pfarrerin der Evangelischen Kirchengemeinde Pulheim wird von Pfarrer Markus Zimmermann, Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Köln-Nord in einem Gottesdienst ihr Amt eingeführt. Ihre Amtszeit geht bis 2028. Der KSV ist das Leitungsgremium eines Kirchenkreises. Dem Evangelischen Kirchenkreis Köln-Nord gehören insgesamt zwölf Gemeinden im Stadtgebiet Köln und aus dem Rhein-Erft-Kreis an.
www.kirchenkreis-koeln-nord.de

Text: APK
Foto(s): APK

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Internationaler Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust: Gedenkstunde am Löwenbrunnen – Erinnerung an die aus Köln deportierten und ermordeten Kinder

Bei anfangs „gewohnt schlechtem Wetter“ begrüßten Pfarrerin Ulrike Gebhardt und Adrian Stellmacher vom Arbeitskreis „Lern- und Gedenkort Jawne“ zur Gedenkstunde am Löwenbrunnen. Dort, in der Kölner City, setzten Schülerinnen und Schüler, Vertretende der Synagogen-Gemeinde Köln, der Stadt Köln, des Katholischen Stadtdekanates und des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region in Verbindung mit dem Arbeitskreis ein wichtiges Zeichen: Sie sprachen sich deutlich gegen Hass, Antisemitismus und Rassismus, gegen jede Form von Diskriminierung und Ausgrenzung aus. Da der 27. Januar in diesem Jahr auf einen Samstag fiel, verlegten die Organisatoren die Gedenkstunde auf den Vortag. Damit konnten auch Jüdinnen und Juden an der jährlichen Veranstaltung zum Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust in der Kölner City teilnehmen.

„Wir freuen uns sehr, dass Sie diese Arbeit würdigen“, wandte sich Gebhardt an Pfarrer Dr. Thorsten Latzel. Der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland nahm erstmals am Gedenken an der Kindergedenkstätte Löwenbrunnen teil. Damit wolle er die Erinnerungskultur stärken und den vermehrt wahrzunehmenden antisemitischen und insgesamt rechtsextremistischen Äußerungen entgegentreten, erläuterte er im kurzen Austausch mit Kirche Köln. Ebenso begrüßte Gebhardt den Stadtsuperintendenten Bernhard Seiger und sie dankte Rabbiner Yechiel Brukner, für den die Gedenkstunde eine Herzensangelegenheit sei. Die Pfarrerin wies hin auf die enorm wichtige Verbundenheit mit der Stadt Köln. Und stellte fest: „Es macht uns Mut, dass Schülerinnen und Schüler hierZeichen setzen. Das ist euer Ort.“ Schüler:innen von zwei Schulen und Mitglieder der Konfirmandengruppe der Evangelischen Dietrich-Bonhoeffer-Gemeinde Köln-Junkersdorf trugen Biografien vor. Einerseits von aus Köln deportierten und ermordeten jüdischen Kindern und Jugendlichen. Andererseits erinnerten sie an jüdische Heranwachsende, die vor nationalsozialistischer Verfolgung nach England, Palästina und in die USA fliehen konnten.

Mit der von Dieter und Irene Corbach initiierten Gedenkstätte auf dem Erich-Klibansky-Platz an der Helenenstraße wird namentlich der über 1.100 deportierten und ermordeten jüdischen Kinder und Jugendlichen aus Köln und Umgebung gedacht. Der achteckige Brunnen steht in unmittelbarer Nähe zum ehemaligen Areal des einstigen jüdischen Reform-Realgymnasium Jawne und der Synagoge der orthodoxen Gemeinde in Köln. Dort befand sich ein Zentrum jüdischen Lebens und Lernens.

„Es ist mir eine Ehre, zum ersten Mal hier bei dieser jährlichen Veranstaltung in Köln dabei zu sein“, sagte Latzel eingangs seiner Eröffnungsrede. Eine Ehre, diesen besonderen Ort kennenzulernen, der sich zu einem Erinnerungsort für Kinder und Jugendliche entwickelt habe. „Der Löwenbrunnen zeigt das in beeindruckender Weise“, wies er auf die dort dokumentierten Namen hin. Hier werde regelmäßig an Biographien von im Nationalsozialismus ermordeten oder auch geflüchteten Kindern erinnert. Und zwar aus der Sicht heutiger Kinder und Jugendlicher. Wenn wir aktuell von ermordeten jüdischen Kindern und Jugendlichen sprächen, könne man das nicht tun, ohne die aktuellen Geschehnisse in Israel und Palästina zu erwähnen. Er denke an die am 7. Oktober brutal ermordeten Kinder und jungen Menschen, an deren Eltern und Großeltern. Und an die Geiseln, die bereits 112 Tage dieses Leid ertragen müssten. „In unseren Kirchen beten wir um Frieden in Nahost. Und wir beten dabei immer auch um das Überleben und die Befreiung der Geiseln.“

„Es ist gut, dass wir solch eine Erinnerungskultur pflegen“, zeigte sich der Präses zunächst gespannt und anschließend berührt, wie die Schülerinnen Biografien ehemaliger jüdischer Schülerinnen lebendig werden ließen. Auch wenn „Erinnerung“ so klinge, als gehe es nur um die Vergangenheit. „Es geht bei dieser Erinnerung um unsere Zukunft, um Eure Zukunft“, verdeutlichte Latzel. Durch das Erinnern lernten wir, wachsam zu sein „gegenüber allen Gefährdungen von friedlichem, solidarischem Zusammenleben und Demokratie“. Ebenso müssten wir „Acht geben auf den Umgang mit Minderheiten und zugewanderten Menschen in unserem Land“.

„Euer Erinnern an die Schüler und Schülerinnen Kölns ist ein ganz wichtiger Beitrag dazu“, machte Latzel deutlich, dass es für „uns als Kirche und auch als Gesellschaft im Ganzen eine Pflicht“ sei, Schülerinnen und Schüler zu unterstützen. Latzel dankte ihnen und allen, „die heute hier sind, für ihr Engagement“. Es sei gut, „dass wir uns dafür einsetzen, dass niemand ausgegrenzt wird“. Für den Präses ist „Erinnern ist eine Haltung“. Schließlich stellte er unmissverständlich fest: „Wer Juden angreift, greift uns an. Antisemitismus ist Gotteslästerung.“

Gruppenfoto am Löwenbrunnen 2024

Grüße der Oberbürgermeisterin Henriette Reker und des Rates überbrachte Bürgermeister Andreas Wolter (Grüne). Auch er zeigte sich froh über die Anwesenheit zahlreicher Schülerinnen. „Das stetige Erinnern ist unser Schutzschild davor, dass sich ähnliches wiederholt“, begründete Wolter. Für uns sei ein selbstbestimmtes Leben eine Selbstverständlichkeit. Aber wir sollten das nicht als normal ansehen. Damals habe der mörderische Rassenwahn der Nazis vor niemand Halt gemacht. Heute wollten rechtsextremistische Kräfte missliebige Bürgerinnen vertreiben. Unsere Grundlagen seien die von uns geteilten demokratischen Werte, bekräftigte Wolter. „Jeder Mensch hat das Recht, würdevoll behandelt zu werden“, ermutigte er alle, sich „einzusetzen für Zivilcourage, Toleranz und Akzeptanz“.

Es sei nicht selbstverständlich, dass die Schülerinnen am Tag der Zeugnisausgabe und nun in ihrer Freizeit diesem Gedenken bewohnten, schickte Christina Zimmermann vom Katholischen Schulreferat Köln ihren Dank für deren biografischen Beiträge voraus. Mittels einer vorgetragenen Fabel zeigte die Schulreferentin auf, dass „jede und jeder Einzelne zählt“. Dass es auf jede Stimme ankomme im Engagement gegen Rassismus und Antisemitismus.

Schülerinnen der Ursulinenschule riefen Erinnerungen von überlebenden Jawne-Schülerinnen wach. „Vergessen kann man´s nicht und verstehen kann man´s auch nicht“, habe einst Kurt Marx festgestellt. Siggy Reichenstein habe die Entwicklung von der Diskriminierung über die Entrechtung bis hin zur Verfolgung und Ermordung der Juden beschrieben als „eine Schraube, die sich immer mehr zudrehte“. Die Jugendlichen berichteten von Henny Franks sowie Lore Robinson, die „uns deshalb beeindruckt, weil sie so optimistisch war“. Und sie stellten fest, dass „die geretteten Kinder sehr selbständig gewesen sein müssen“ – neun von zehn nach England geretteten Heranwachsenden hätten ihre Eltern nie wiedergesehen.

Schüler des Berufskollegs Werner-von-Siemens-Schule behandelten in ihrer Präsentation, wie damals betroffene Schülerinnen die Judenfeindlichkeit erlebt haben – und wie diese sich heute äußert. Zunächst blickten die Referierenden auf die früh gesetzlich verordneten umfassenden Einschränkungen für Juden. Darunter auch die Verbote, keine Haustiere mehr halten zu dürfen oder öffentliche Verkehrsmittel zu nutzen. Vorgetragen wurden Betrachtungen von Ruth Rebecca Fischer-Beglückter, die 1939 mit ihrer Mutter und zwei Geschwistern nach Chile flüchten konnte. Einen weiteren Jawne-Schüler zitierten die Berufsschüler mit den Worten: „So wenig auffallen wie möglich, so wenig in Erscheinung treten wie möglich. Es war wirklich ein Gang in Richtung Nichtexistenz.“

Für Erschrecken sorgte zudem der Hinweis auf eine jüdische Schülerin, deren Lehrer hinter ihrem Rücken den Hitlergruß gezeigt hat. Was sich zunächst wie ein Vorfall aus ferner Vergangenheit anhörte, entpuppte sich bald als Tabubruch aus dem Jahr 2019. „Das war kein Einzelfall. Antisemitismus gibt es auch heute noch“, betonte der Berufsschüler, um schließlich auszurufen: „Antisemitismus gehört nicht in unsere Gesellschaft.“ Der auch im Arbeitskreis „Lern- und Gedenkort Jawne“ mitwirkende evangelische Schulreferent Dr. Rainer Lemaire zeigte sich „stolz auf das“, was die Berufsschüler in der kurzen Zeit ihres Workshops geleistet hätten.

Yechiel Brukner, Rabbiner der Synagogen-Gemeinde Köln, betonte zu Beginn seines sehr persönlichen Grußwortes seine Wertschätzung für die Schülerinnen und Schüler. Er erinnerte an seinen Vater, der Auschwitz überlebt und zeitlebens die in den Unterarm tätowierte Nummer getragen hat. Brukner dankte den vielen Soldaten auf der Welt, die damals für die Freiheit gekämpft und das Überleben von Gefangenen in den Konzentrations- und Vernichtungslagern ermöglicht hätten. Zahlreiche Soldaten hätten ihr Leben riskiert und geopfert, „damit dieses unfassbare Gespenst, diese Naziherrschaft, besiegt werden kann“. Und um die Welt von diesem Bösen und Fürchterlichen zu befreien. Wir seien diesen Menschen, die ihr Leben gegeben hätten, damit die Menschlichkeit wieder Oberhand gewinnen könne, zu großem Dank verpflichtet, sagte Brukner.

Er deutete an, dass wir uns heute in einem ähnlichen Kampf befänden. „Nur paradoxerweise“ seien es seine Söhne, seine Nachbarn, die jetzt in Israel kämpften, um leidende Geiseln zu befreien. Die kämpften, „um diese dämonischen, monströsen Kräfte, die sich am 7. Oktober wie plötzlich ausgelassen haben, zurückzudrängen. Damit wir, bei uns zuhause, leben können in Freiheit.“ Brukner ging ein auf den Slogan „From the river to the sea, (Palestine will be free)“. Dieser werde auch hierzulande auf pro-palästinensischen sowie israel- und judenfeindlichen Demonstrationen geschrien. „Ich bin ganz sicher, dass ihr davon gehört habt“, erläuterte Brukner diese Schmähung. Mit dem River sei der Jordan gemeint, mit der Sea das Mittelmeer. „Wenn das jemand sagt, dann sagt er mit anderen Worten, der jüdische Staat, der Staat Israel, der für die Juden da ist, muss ausgelöscht werden. Das ist klares Deutsch.“ Wer heute so etwas sage, schicke quasi die Juden zurück nach Auschwitz.

„Schade, dass Hitler dich nicht auch vergast hat“, habe ihm vor vierzig Jahren jemand auf der Straße in der Schweiz zugerufen. Damals dachte Brukner, „wer so etwas sagt, ist nostalgisch“. Aber inzwischen gebe es viele, „die auf der Straße ´From the river to the sea´ schreien“. Das bedeutet für den Rabbiner: „Geh´ zurück nach Auschwitz.“ Er bat die Schülerinnen, das den Menschen „bei euch in der Schule, im Dorf, im Stadtviertel, wo immer ihr auch einen Einfluss habt“, ins Bewusstsein zu bringen. Die Tatsache, „dass ihr da seid, heißt, dass ihr euch für den geschichtlichen Kontext interessiert. Das zeigt auch, dass ihr Zivilcourage habt“, so Brukner. „Dafür schätze ich euch sehr. Ich wünsche uns allen eine bessere Welt.“

Nach Brukner sprach und sang Mordechay Tauber die Gebete von Psalm 110 und „El Male Rachamin“ („Gott voller Erbarmen“). Den Vortrag des Kantors der Synagogen-Gemeinde Köln leitete Gebhardt bei nun blauem Himmel mit dem Hinweis ein, dass Psalmen in Köln weitaus früher in Hebräisch als in Hochdeutsch und Kölsch gesungen worden seien. Den Schülerinnen gab die Pfarrerin mit auf den Weg, dass diese für sie „mindestens so große Helden“ seien wie die Akteure der Deutschen Handball-Nationalmannschaft, die im Hotel gegenüber des Klibansky-Platzes residierten.

Schließlich betete Thomas Gruner, Referent des gesundheitlich verhinderten Stadtdechanten Monsignore Robert Kleine, zu Gott: „Gib, dass alle die Verantwortung haben, erfüllt werden mit Weisheit und Kraft, damit sie ihre Aufgabe vollbringen zum Leben und nicht zum Verderben der Welt.“ Stellvertretend empfahl Gruner dem Allmächtigen „die Menschen in Rechtlosigkeit und unter Unrechtsregimen, die Erniedrigten, Verhafteten, Deportierten und Ermordeten der Nazi-Diktatur mit ihrer perversen Tötungsmaschinerie“. Ebenso die Gequälten und zu Unrecht Verhafteten, die Gefolterten, die Heimatlosen auf der Flucht und in Lagern und die Hungernden. Gruner schloss in das Gedenken auch die Opfer des Massakers durch die Hamas ein.

Text: Engelbert Broich
Foto(s): Engelbert Broich

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25.01.2024 – Verabschiedung Voß

Superintendent Markus Zimmermann würdigte sie als „Reformatorin“, und viele ihrer nun ehemaligen Mitglieder des Kollegiums des Freiherr-von-Stein-Gymnasiums schätzten die Religionslehrerin als sympathische Person mit stets offenem Ohr für verschiedenartige Themen. Auch Schüler der Rösrather Lerneinrichtung werden Pfarrerin Almuth Voß durchaus vermissen: Sie wurde nach 31 Jahren aus ihrer Tätigkeit als Rösrather Schulpfarrerin in den Ruhestand verabschiedet.

Vornehmlich dem Stundenplan der Kollegen und Schüler geschuldet, hatten sich neben den aus dem Schulalltag bekannten Gesichtern zudem Gemeindemitglieder, Freunde und weitere Bekannte zu nachmittäglicher Stunde an einem Werktag anlässlich ihres Entpflichtungs-Gottesdienstes in der Versöhnungskirche eingefunden. Pfarrer Armin Kopper spürte bei der Begrüßung ein ihn umgebendes Gefühl der Traurigkeit, denn „ich hatte mich so daran gewöhnt, dass wir hier seit 20 Jahren an Weihnachten und Ostern gemeinsam Schulgottesdienste begehen und feiern konnten.“ Vor 31 Jahren wurde die in Düren konfirmierte Voß an gleicher Stätte in ihren Dienst eingeführt, und Kopper erinnerte sich gerne an das Krippenspiel mit ungewohnter, offener Wortwahl während ihres ersten gemeinsamen Weihnachtsgottesdienstes, durch das er sich in der „offenen und liberalen Gemeinde“ gleich willkommen fühlte und zu dem auch Almuth Voß wesentlich beitrug.

Beginnend mit einem Studium in Bonn und ihrem Vikariat in Köln-Höhenhaus und -Dünnwald (Ordination 1988) zog es die heute 64-Jährige 1985 an die Hamburger Missionsakademie als besonderen Ort des ökumenischen Lernens, wo sie ein Sondervikariat absolvierte und dort mit Theologen aus anderen Kontinenten im Seminarprogramm zusammenkam. Zurückblickend auf ihr Wirken als Pastorin im Sonderdienst im Kirchenkreis Köln rechtsrheinisch und ihrer dortigen Funktion als Frauenreferentin würdigte Superintendent Zimmermann sie als Reformatorin, da sie sich für die Anliegen der Frauen „in unserer Kirche eingesetzt hat – in einer Kirche, die damals auf toxische Weise männerlastig und -dominiert war. Du, liebe Almuth, warst und bist daher eine Reformatorin, da du dagegen gekämpft hast, und das war wahrlich nicht einfach. Du hast dich eingesetzt für die Rechte der Frauen und überhaupt dafür, dass sie von uns gesehen werden.“ Als weiteren Beweis nannte Zimmermann ihre vieljährige Tätigkeit als Herausgeberin der „Schlangenbrut“, einer Zeitschrift für feministisch-theologisch und spirituell interessierte Frauen. „Du warst mutig und widerspenstig genug, uns darauf aufmerksam zu machen, was alles so falsch läuft.“

Zum 1. Februar 1993 kam die ehrenamtlich auch auf Gremienebenen engagierte Voß (u.a. beim Weltgebetstag) schließlich ans Rösrather Gymnasium, wo sie die Schüler auf ihrem Weg vom Fünftklässler zum Abiturienten begleitete und die schöne kollegiale Zusammenarbeit nicht nur in der Religionsfachschaft genoss. „Ich habe dieses Amt stets seelsorgerisch verstanden, sowohl den Schülern gegenüber als auch interkollegial. Seelsorge bedeutet für mich Begegnung, und daher war es für mich immer toll, mit den Schülern inhaltlich arbeiten zu können“, erklärt Voß, die ferner die Ehre hatte, als erste Pfarrerin im Kölner Dom predigen zu dürfen. Dabei fand sie es spannend, Gruppen länger zu begleiten und die jeweiligen geistigen Entwicklungen der Schüler besonders in der Oberstufe mitzuerleben, „wie das zusammenwächst, was man reingepflanzt hat, also zu beobachten, wie sich das eigenständig weiterentwickelt und sie ihre eigenen Gedanken und Formulierungen finden. Das hat mir immer viel Spaß gemacht.“

Almuth Voß, die auch als Stufenkoordinatorin in der Oberstufe und Klassenleiterin in der Unterstufe wirkte, beteiligte sich auch am Schulleben, etwa mit spirituellen Impulsen auf Weihnachtskonzerten oder als Krisenmanagerin während großer politischer Ereignisse durch die Schaffung von „Gedankenräumen“ für Schüler mit Bedarf an internem Austausch. „Das war für mich selbstverständlich und empfand ich einfach als meine Aufgabe.“ Gerne erinnert sie sich auch an die Organisation von Spendenaktionen, die Durchführung schulpsychologischer Angebote, die Beratungsarbeit wie auch an die zehnjährige Oberstufen-Koordination mit beratender Tätigkeit der angehenden Abiturienten.

Die gesangliche Überraschung gelingt

Vor der offiziellen Entpflichtung lobte auch Superintendent Markus Zimmermann die schulische Integrität von Almuth Voß. „Du wurdest wie selbstverständlich wahrgenommen, und zwar als Kollegin und nicht als Pfarrerin. Du hast an der Schule die gute Botschaft Jesu Christi gepredigt und im Unterricht auf ganz vielfältige und kreative Weise weitergegeben. Viele Früchte deines Wirkens werden jedoch weiterhin wahrgenommen, heute am Tag deines Abschieds und weit darüber hinaus.“ Als Beleg ihrer hohen Akzeptanz und aus großer Dankbarkeit zog das Kollegium zum Lied „Du bist ein Gott, der mich ansieht“ singend in den Altarraum ein und überraschte die scheidende Kollegin mit dieser emotionalen Inszenierung.

Mit dem Eintritt in den Ruhestand beginnt für Almuth Voß nun eine neue Lebensphase. Die neu gewonnene Freizeit möchte sie gerne in Reisen, in den Besuch von Kulturveranstaltungen oder in häufigere Begegnungen mit Freunden investieren. „Ich werde mir einen ganz neuen Alltagsrhythmus organisieren. Ich kann Spätvorstellungen besuchen und mich jetzt auch mal vor 16 Uhr verabreden. Ich freue mich sehr auf diese Zeit und die schönen Aussichten“, sagt sie und kündigt indes an, in bisherigen Vernetzungen weiterhin ehrenamtlich mitwirken zu wollen.

Als jetzt ehemalige Schulpfarrerin hatte sie mit Menschen zu tun, die nichts oder nur wenig mit Kirche gemeinsam haben. „Daher habe ich eher von diesen Menschen, also vom Rand, auf die Kirche geschaut. Da ergeben sich zwangsläufig andere Perspektiven, wie sie etwa eine Gemeindepfarrerin hat. Ich bin geschult darin, zu wissen, dass die Relevanz der Kirche im Alltag der Menschen ganz stark abgenommen hat.“ Für den religiösen Schulalltag sei in zunehmendem Maße eine Alphabetisierung hinsichtlich religiöser Fragen und Erfahrungen nötig. „Da ist im Laufe der Jahre einiges weggebrochen, denn die Schüler haben ja viele Eltern, die nicht mehr kirchlich gebunden sind. Das ist eine Tatsache, mit der wir umgehen müssen. Die Herausforderung besteht meines Erachtens darin, dass der Unterricht einerseits an die Lebenswirklichkeit der Schüler anknüpfen soll, andererseits hierfür aber erstmal religiöse Aspekte gefunden werden müssen.“

Text: Holger Hoeck
Foto(s): Holger Hoeck

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100. Mahnwache am Mühlenbrunnen: Ein Zeichen gegen Krieg

Ein „Jubiläum“, das es nicht geben sollte: Seit zwei Jahren versammeln sich jeden Samstag Menschen zu einer Mahnwache am Mühlenbrunnen in Dellbrück, um ein Zeichen gegen Krieg zu setzen. Mittlerweile fand die Mahnwache zum 100. Mal statt. Wie vor zwei Jahren schon waren auch diesmal Kinder der Regenbogen-Schule mit dabei. Wie damals sangen sie „Wir wollen Frieden“.

Bereits am Samstag vor dem Angriff Russlands auf die Ukraine am 24. Februar 2022 versammelten sich auf Initiative von Pfarrer Ulrich Kock-Blunk einige Menschen rund um den Mühlenbrunnen unweit der Dellbrücker Hauptstraße zu einer Mahnwache. Mit Liedern, Kerzen und Gebeten wollten sie ein Zeichen setzen gegen den (damals noch lediglich drohenden) Krieg. Wenige Tage später war der befürchtete Krieg in Europa Realität.

Bis heute treffen sich samstags um 12 Uhr zwischen 50 und 100 Menschen, die sich nicht wort- und tatenlos abfinden wollen mit der scheinbar unaufhaltsamen Spirale der Gewalt, zumal seit dem 7. Oktober 2023 ein weiterer Konflikt die Welt erschüttert. „Wir wollten unsere Ohnmacht teilen und unsere Hoffnung, dass die Menschheit mehr kann als Eskalation“, sagte Ulrich Kock-Blunk.

„Krieg in der Zermürbungsphase“

„Inzwischen ist der Krieg fast zwei Jahre alt. Wir erleben einen Krieg in der Zermürbungsphase. Wir sehen Bilder von sinnlos zerbombten Städten. Wissen von traumatisierten Menschen. Wir rechnen die Milliarden, die für Waffen ausgegeben werden und die doch dringend anders benötigt werden. Dieser Krieg ist Wahnsinn. Er zerstört ein ganzes Land“, beschrieb Kock-Blunk den ernüchternden Ist-Zustand.

Seit die Hamas am 7. Oktober Israel mit Terror überzog, ist auch im Gaza-Streifen Krieg und die Teilnehmenden der wöchentlichen Mahnwache mussten nicht nur ihr geografisches „Blickfeld“ erweitern, sondern noch ein wenig mehr gegen das Gefühl der Ohnmacht und Hilflosigkeit ankämpfen.

„Menschen sind in beiden Kriegen, die von einem Tag auf den anderen zu Flüchtlingen wurden. Menschen, die ihr Land, ihre Arbeit, ihre Familie, alle Dinge und Menschen, die sie geliebt haben, zurücklassen müssen. Menschen sind da, die von einem Tag auf den anderen zu Gefangenen wurden, denen keine Individualität mehr zugestanden wird, keine Intimität, keine körperliche Unversehrtheit, die vergewaltigt werden, Menschen, die auf einmal eingepfercht werden wie Tiere, die für demütigende Spiele drapiert und gefoltert werden nach Belieben“, so Kock-Blunk.

Er rief den Teilnehmenden aber auch ins Gedächtnis, dass Kriege tiefe Spuren in den Seelen aller Beteiligten hinterlassen: „Für diejenigen, die der Krieg zu Tätern macht, gibt es das auch: das Entsetzen darüber, wie der Krieg die eigene Person, die eigene Psyche verformt hat. Gewalt wirkt nicht nur auf die zurück, die ihr unterworfen werden, sondern auch auf die, die sie ausüben. Diejenigen, die von sich selbst nicht wussten, dass sie andere quälen und töten könnten“, und er fragte: „Was wird aus diesen Vielen, die das gelernt haben – nach dem Krieg?“

Verständigung statt Hass

Am Ende seiner kurzen Ansprache gab Ulrich Kock-Blunk den Teilnehmenden zwei historische Beispiele mit auf den Weg, die Hoffnung darauf machen, dass Hass nicht endlos perpetuiert werden muss, sondern von Menschen guten Willens sogar in sein Gegenteil verkehrt werden kann: die Wandlung der deutsch-französischen „Erbfeindschaft“ zur deutsch-französischen Freundschaft und den langen Weg von Konfessionskriegen zur gelebten Ökumene.

Michael Mohr, bis vor kurzem Vorsitzender des katholischen Pfarrgemeinderates, zitierte aus einem bewegenden Interview mit einer 75-jährigen palästinensischen Christin, die ihren Sohn gewaltsam verloren hatte, sich aber der Verständigung statt des Hasses verschrieb. Geleitet werde sie dabei von drei Prinzipien: Erstens der Gleichheit aller Menschen, zweitens ihrer Verschiedenheit und drittens dem Glauben an einen wertvollen, unveränderlichen Kern in jedem Menschen. Diesen „Diamanten“ in ihrem Inneren wolle sie jeden Tag neu zum Leuchten bringen.

Mit der gesungenen Bitte „Verleih uns Frieden gnädiglich“ endete die 100. Mahnwache am Dellbrücker Mühlenbrunnen und es wird weitergehen, auch wenn wohl alle Anwesenden hoffen, dass es keiner 200. Zusammenkunft mehr bedarf.

Text: Priska Mielke
Foto(s): Priska Mielke

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Kirche2go fragt: Was ist Seelsorge?

Kirche2go fragt: Was ist Seelsorge? Seelsorge bedeutet Dasein – mit und für einen Menschen, auch und gerade dann, wenn dieser es sehr schwer hat. Seelsorge bedeutet auch Aushalten – den Schmerz, die Trauer, das, was schwer ist, – damit niemand damit alleine sein muss. Seelsorge ist meist ein persönliches Gespräch unter vier Augen, in dem Menschen über ihre Sorgen und Nöte sprechen und Lebens- oder Glaubenshilfe erfahren.

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Der gesamte Text zum Nachlesen:

Kirche2go fragt: Was ist Seelsorge? Anderen Menschen beistehen, sich in ihre Lebenssituation einfühlen und Freude und Not mittragen – so beschreiben Seelsorgerinnen und Seelsorger oft selbst ihre Arbeit. Seelsorge bedeutet Dasein – mit und für einen Menschen, auch und gerade dann, wenn dieser es sehr schwer hat. Seelsorge bedeutet auch Aushalten – den Schmerz, die Trauer, das, was schwer ist, – damit niemand damit alleine sein muss. Egal, ob es Zoff im Job, Unstimmigkeiten in einer Beziehung gibt, ein Mensch sich alleine oder isoliert fühlt, einen anderen Menschen verloren hat oder Mist im Leben gebaut hat, – Seelsorgerinnen und Seelsorger sind für sie in ihren persönlichen Situationen da und bieten Hilfe an. Für die Helfenden sind alle Menschen Geschöpfe und Ebenbilder Gottes. Daher ist der Kirche die „Sorge für die Seele“ so ein wichtiges Thema. Früher wurde Seelsorge oft nur im Zusammenhang mit der Beichte gesehen. Heute ist Seelsorge meist ein persönliches Gespräch unter vier Augen, in dem Menschen über ihre Sorgen und Nöte sprechen und Lebens- oder Glaubenshilfe erfahren. Hier sind meist die Pfarrerinnen und Pfarrer, aber auch ausgebildete Ehrenamtliche in den Kirchengemeinden vor Ort, die richtigen Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner. Seelsorge kann von jedem Menschen in Anspruch genommen werden. Sie geschieht auf Basis eines christlichen Menschenbildes und wird kostenfrei angeboten. Neben Seelsorgeangeboten in den Gemeinden bieten die Kirchen zum Beispiel auch in Krankenhäusern, Altenheimen, Gefängnissen, in der Notfallseelsorge oder auch in der Telefonseelsorge Hilfe an. Grundsätzlich stehen jede Pfarrerin und jeder Pfarrer als Seelsorgerin und Seelsorger zur Verfügung. Alle unterliegen einer seelsorglichen Schweigepflicht und dem Beichtgeheimnis. Es gehört zum Christsein dazu, anderen Menschen beizustehen, sich einzufühlen und ihre Freude und ihre Not mitzutragen. So hat es Jesus Christus vorgelebt. Daher bilden viele Kirchen auch Ehrenamtliche in der Seelsorge aus. Sie unterliegen auch der seelsorglichen Schweigepflicht und werden für diesen Dienst beauftragt und darin begleitet. Selbst vor Gericht haben Seelsorgende ein Aussageverweigerungsrecht. Jeder Mensch kann sich daher in der Seelsorge ohne Angst vor den Folgen Dinge von der Seele reden. Auch wenn Seelsorge meist im Verborgenen geschieht, ist sie ein essenzieller Bestandteil von Kirche.

Text: APK
Foto(s): APK

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Statement von Stadtsuperintendent Bernhard Seiger zum Thema ForuM-Studie

Zu der am 25.1.2024 vorgestellten ForuM-Studie (Forschung zur Aufbereitung von sexualisierter Gewalt in der EKD und Diakonie Deutschland) sagt Stadtsuperintendent Bernhard Seiger:

„Der Umgang mit der Verletzung der sexuellen Selbstbestimmung und die Fehler unserer Kirche in den vergangenen Jahrzehnten in dieser Hinsicht sind ein zentrales Thema auch für uns in den Kölner Kirchenkreisen. Ich bin dankbar für alle bisherigen Schritte der Aufarbeitung. Die ForuM-Studie liefert viele Informationen dazu, wo es in der evangelischen Kirche strukturelle Bedingungen gibt, die sexualisierte Gewalt ermöglicht oder erleichtert haben.

Entscheidend ist unsere Haltung: Wir müssen wahrnehmen, dass über Jahrzehnte auch in unserer Kirche viele Menschen großes Leid an Leib und Seele erlitten haben, durch Amtsträger, durch Mitarbeitende, auch durch Ehrenamtliche in der Kinder- und Jugendarbeit. Viele Betroffene tragen daran ihr ganzes Leben. Hier gibt es nur eine Haltung: Auf der Seite der Betroffenen stehen, in Kontakt sein, danach fragen, was jetzt dran ist und ihnen hilft. Sexualisierte Gewalt widerspricht allem, was wir in der evangelischen Kirche glauben und wollen.

Aus all dem, was bisher bekannt ist, können wir für die Prävention weiter lernen. Unsere Schutzkonzepte, die Melde- und Dokumentationspflichten und die Schulungen dienen dazu, dass unsere Kirche gegenwärtig und in Zukunft an möglichst jedem Ort ein sicherer Platz für Kinder und Jugendliche und Erwachsene ist. Wir werden weiter lernen, was gewesen ist in Kirche und Diakonie, wo es blinde Flecken gab und gibt und sehen, was wir verbessern können.

Die nächsten Schritte für uns sind die gründliche Lektüre der umfangreichen Texte der ForuM-Studie und der Austausch darüber auf allen Ebenen unserer Kirche, von der Kirchenleitung bis in die Presbyterien und Mitarbeiterkreise. Unsere Aufgabe heißt jetzt zuerst: lernen und verstehen. Dann werden wir sehen, welche Rahmenbedingungen wir in unserer Kirche ändern müssen, um gute Lösungen zu finden, die betroffenen Menschen jetzt sinnvoll helfen und sexualisierte Gewalt im Raum unserer Kirche in der Gegenwart und der Zukunft verhindern.“


 

Die ForuM-Studie der EKD finden Sie hier: www.forum-studie.de

Informationen zum Schutzkonzept des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region und die entsprechenden Ansprechpersonen sind hier hinterlegt.

Weitere Ansprechpersonen finden Sie auf der Internetseite der Ansprechstelle der Evangelischen Kirche im Rheinland oder bei der Zentralen Anlaufstelle der EKD:

 


 

Die Melanchthon-Akademie in Köln bietet am 4.3.2024 um 18 Uhr eine Veranstaltung zur ForuM-Studie mit dem Titel „Sexualisierte Gewalt in der Evangelischen Kirche“ an. Sie soll eine Einordnung der ForuM-Studie der EKD bieten und aktuelle Entwicklungen thematisieren. Der Forschungsverbund der ForuM-Studie verfolgte das Ziel, evangelische Strukturen und systemische Bedingungen, die (sexualisierte) Gewalt und Machtmissbrauch begünstigen, zu analysieren. Die Studie ist empirische Grundlage für weitere Schritte zur Aufarbeitung in der evangelischen Kirche und der Diakonie.

Die Akademie lädt zu einer Abendveranstaltung ein, in deren Rahmen gemeinsam mit Claudia Paul, Dr. Thomas Zippert und Matthias Schwarz eine Einordnung und Betrachtung der aktuellen Ergebnisse vornehmen werden soll. Dabei werden folgende Fragen beleuchtet: Was sind die spezifischen Bedingungen für sexualisierte Gewalt und Machtmissbrauch in der evangelischen Kirche? Was sagen die Betroffenen? Wo weist sie blinde Flecken auf? Welche bereits unternommenen Schritte gibt es? Und welche Herausforderungen bleiben noch zu bewältigen?

Die Teilnehme an dieser Veranstaltung ist kostenlos. Die Kursnummer lautet: Nr. 1011BR. Eine Anmeldung ist erwünscht. Die Veranstaltung findet im Haus der Ev. Kirche in der Kartäusergasse 9-11 in Köln statt. Weitere Informationen unter: www.melanchthon-akademie.de

 

Text: APK
Foto(s): EKiR, Januar 2024/Foto: Pexels/Thirdman

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„Alles wirkliche Leben ist Begegnung“ – Fusionsgottesdienst der Begegnungsgemeinde

„Alles wirkliche Leben ist Begegnung.“

Dieser Satz des jüdischen Philosophen Martin Buber inspirierte die aus dem Zusammenschluss der Gemeinden Mauenheim, Weidenpesch und Longerich entstandene „Begegnungsgemeinde“ nicht nur bei der Namensgebung, sondern soll auch deren Leitwort sein. Nachdem bereits bei einem Willkommensfest und einem Abend der Begegnung rund um die Erlöserkirche viel Gelegenheit zum gegenseitigen Kennenlernen gegeben war, wurde die Fusion mit einem Gottesdienst in der Immanuelkirche (Paul-Humburg-Straße 11) in Longerich gefeiert. Dabei konnten sich das Pfarrteam und die Gemeinde auch mit der neuen Liturgie vertraut machen, die den Neubeginn auch in der Gottesdienstform spürbar werden lässt. Musikalisch trugen Chor und Orchester unter der Leitung von Michael Burt zu einer festlichen Atmosphäre bei.

Pfarrerin Christina Schlarp teilte zunächst ihre Eindrücke vom Willkommensfest und berichtete über die zahlreichen Mitmach-Aktionen, bei denen nicht nur verschiedene Generationen, sondern vor allem auch Menschen aus verschiedenen Stadtteilen kreativ werden und ins Gespräch kommen konnten. So wurden die Buchstaben des Wortes „Begegnung“ gemeinsam gestaltet, Erde aus den verschiedenen Stadtteilen wurde als „Symbol des Zusammenwachsens“ in einer Vase gesammelt, Gemeindeglieder konnten sich zu einem zukünftigen Plausch auf der „Begegnungsbank“ an ihrem Lieblingsort im Veedel verabreden, 36 Wertewürfel stellten die Teilnehmenden vor die Herausforderung, 10 davon für ihre persönliche „Werte-Pyramide“ auszuwählen, es gab ein Wissens-Quiz und es wurde ein eigens kreierter Fusions-Cocktail ausgeschenkt.

Der Vers aus Offenbarung 21 „Siehe, ich mache alles neu!“ stand als hoffnungsvolle Zusage über der Predigt von Pfarrerin Susanne Zimmermann. „Gott verheißt uns Zukunft“, führte sie aus, das verleihe Zuversicht auch in schwierigen Situationen. Zimmermann erinnerte an den langen, intensiven Weg, der der Fusion vorausgegangen sei. „Wie Fremde sind wir uns am Anfang begegnet!“, blickte sie zurück. Nun beobachte sie „Freude am Anderen, wachsendes Vertrauen und pragmatisches Handeln.

Ihre Vision für die neue Gemeinde fasste Susanne Zimmermann in drei Bilder. Ein „Tisch der Begegnung“ sei nicht nur der (preisgekrönte) multifunktionale Abendmahlstisch, sondern Tische sollten auch an anderen Orten in der Gemeinde Platz für Gemeinschaft bieten.

Der blaue und der gelbe Fisch im neuen Logo der Gemeinde überschneiden sich, aber die beiden Farben gehorchen nicht der gängigen Farbenlehre, indem sie sich zu Grün mischen, sondern die Schnittfläche ist rot – die Farbe der Liebe. „Reibung erzeugt Wärme“, erklärte Susanne Zimmermann. Als drittes Bild wählte sie die „Bank der Begegnung“, die so etwas wie das „Symbol-Möbelstück“ der Fusion ist – beweglich, kommunikativ und einladend. „Gott überfordert uns nicht, traut uns aber viel zu“, machte sie den Anwesenden Mut.

„Wir werden uns aber auch nicht abfinden!“, versprach Zimmermann in Hinblick auf Missstände sowohl innerhalb der Kirche als auch in der Stadtgesellschaft oder angesichts der politischen Weltlage. Gott habe „keine Teilrenovierung, sondern eine komplette Neuschöpfung“ versprochen.

Superintendent Markus Zimmermann übernahm die Aufgabe, zunächst die ausscheidenden Presbyterinnen und Presbyter zu verabschieden und dann die Mitglieder des vom Kreissynodalvorstand 15-köpfigen Bevollmächtigtenausschusses einzuführen. Dr. Beate Lehndorff, Oliver Lukosch, Baukirchmeisterin Karin Schiefer und Anja Porath werden dem Leitungsgremium der Gemeinde nicht mehr angehören. Alle wirken aber weiterhin in anderen Funktionen bzw. Ausschüssen der Gemeinde mit. Für alle gab es einen mit dem Logo der Begegnungsgemeinde bedruckten Kaffeebecher als „greifbare“ Erinnerung an diesen besonderen Tag. Ein Dank ging auch an das Ehepaar Kampmann-Mathé, das nicht nur den Fusionsprozess intensiv begleitet, sondern sich auch an den Vorbereitungen der Feierlichkeiten beteiligt hatte. So stammt z.B. der Text des Mottoliedes „Zusammenstehen“ von Andrea Mathé.

Das „letzte Wort“ hatte in ökumenischer Verbundenheit Pastoralreferent Markus Sprenger aus der katholischen Nachbargemeinde. „Vor 50, 60 Jahren hätte es das nicht gegeben!“, erklärte dieser und ergänzte in Hinblick auf die etwas schleppender verlaufenden Fusionsprozesse in der katholischen Kirche: „Herzlichen Glückwunsch! Ihr habt schon einen großen Schritt getan!“

Nach dem Gottesdienst wurde zunächst mit Sekt auf die Fusion angestoßen, bevor am Buffet Gelegenheit zum Weiterfeiern und für lebendige „Tisch“-Gemeinschaft war.

Text: Priska Mielke
Foto(s): Priska Mielke

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Umzug in die Zukunft: Im Gespräch mit Dr. Martin Bock von der Melanchthon-Akademie

In der Kölner Südstadt entsteht der „Campus Kartause“, ein neues Bildungszentrum der Evangelischen Kirche Köln und Region. Das Herzstück wird das „Haus der Bildung“ sein, das ab Ende 2026 verschiedene Einrichtungen wie die Melanchthon-Akademie, Evangelische Familienbildungsstätte, Evangelisches Jugendreferat, Schulreferat und Pfarramt für Berufskollegs beherbergen wird. Der Neubau, geplant am Kartäuserwall, ersetzt alte Gebäude, die den heutigen Standards nicht entsprechen. Der Entwurf umfasst vier Gebäude um einen Innenhof, darunter Wohnungen, ein Studierendenwohnheim, Büros und eine Tiefgarage. Ziel ist die Zusammenführung der Bildungseinrichtungen an einem Ort für effizientere Fortbildungen und kulturelle Innovation.

Damit der Campus Kartause am Kartäuserwall entstehen kann, werden die drei ansässigen Einrichtungen vorübergehend umziehen und ihre Arbeit an einem anderen Standort fortführen.


Im Gespräch mit Dr. Martin Bock, dem Leiter der Melanchthon-Akademie

Wohin ziehen Sie und ab wann genau?

Vom 5. bis 7. Februar zieht die Akademie ganz aus dem Kartäuserwall aus. Unsere Geschäftsstelle, also Sekretariat und Studienleitende, sind dann nach Karneval, ab dem 15.2. am Sachsenring 6 zu finden. Unsere Räume haben zum alten Gebäude auf den Kartäuserwall teilweise Blickkontakt. Das heißt: Wir können „aus sicherer Entfernung“ gut beobachten, wie sich der Campus Kartause entwickelt. Auch zwei kleinere Seminarräume kommen in die neue Geschäftsstelle. Die allermeisten Veranstaltungen finden aber ab dem 15. Februar im Haus der Evangelischen Kirche in der Kartäusergasse 9-11 statt: Bewegungsveranstaltungen, Tagungen, Vorträge, Abendveranstaltungen, Workshops – all‘ das hat dort Platz. Am Haus der Evangelischen Kirche gibt es in begrenztem und tageszeitabhängigem Maße auch einige Parkplätze, die unsere TeilnehmerInnen nutzen können. Wenn es eben möglich ist, raten wir aber dazu, mit dem ÖPNV zu kommen, da es längst nicht so viele Parkplätze geben wird, wie am Kartäuserwall.

Vor welchen Herausforderungen stehen Sie derzeit? Welche Chancen ergeben sich bei diesen Herausforderungen und den damit verbundenen Veränderungen?

Die Herausforderung vor dem Umzug besteht schlicht darin, ein über 60 Jahre bespieltes Haus leerzuziehen, mit allen Archivräumen, der Bibliothek, aller Geschichte – und auch allen „Stehrümchen“. Aber das ist natürlich auch eine Chance: Sich zu entscheiden – was brauchen wir noch dringend, wovon können wir uns trennen, was kann ins Archiv des EKV, was kommt im Interim in Verwahrung? Die zweite Herausforderung ist, unseren Teilnehmenden und Dozierenden die neue Situation möglichst angenehm zu machen, sie weiterhin gut zu begleiten und zu beraten. Das alte Gebäude hat es uns ja leicht gemacht: Alles unter einem Dach. Jetzt sind zwischen Geschäftsstelle und Veranstaltungsräumen Luftlinie 500 m. Dann werden unser Hausdienst und die Studienleitenden für die Seminarbetreuung hin- und herflitzen. Auf der anderen Seite hat die Geschäftsstelle im Sachsenring ein sehr schönes und helles Ambiente, wir können Menschen dort gastfreundlich empfangen, kleine Seminare für bis zu 20 Personen veranstalten. Und das Haus der Kirche ist ein großzügiges Ensemble mit repräsentativem Charakter – das wird uns auch guttun. Die jetzigen Mitarbeitenden im EKV dort müssen aufgrund des Einzugs unserer Veranstaltungen ganz schön zusammenrücken – und dafür sind wir Ihnen auch sehr dankbar! Ich glaube, dass es in Zukunft im Haus der Evangelischen Kirche – über die Veranstaltungen des Schulreferates hinaus – so viele unterschiedliche Angebote der Erwachsenen- und Familienbildung gibt, ist für alle ein Gewinn!

Bieten die Interimsgebäude vielleicht sogar Möglichkeiten, die es vorher nicht gab?

Die neuen Gebäude sind beide barrierefrei erreichbar, sie sind hell und repräsentativ, die Geschäftsstelle am Sachsenring ist ähnlich gut vom ÖPNV aus erreichbar und ein schönes neues Zwischen-Zuhause. Für größere Tagungen werden wir im Haus der Evangelischen Kirche nun deutlich großzügigere Räume haben als bisher; auch für Begegnung und Catering ist dort eine schöne Umgebung. Und dass wir so nah‘ an der Kartäuserkirche sind und in dem Gebäude des alten Kartäuserklosters arbeiten, ist auch eine große spirituelle Chance. Eigentlich ist das ein wunderbarer Übergang für die Entstehung des Campus Kartause, in dem ja auch Arbeiten, Lernen, Wohnen und Spiritualität ineinander verflochten sein werden.

Wenn alles fertig ist – worauf freuen Sie sich besonders?

Wir freuen uns, dass ein lange und genau geplanter Planungsprozess zum Ziel kommt: Dass dann erkennbar sein wird, dass die evangelische Kirche in Köln auf Bildung und Begleitung im Erwachsenenalter so erkennbar großen Wert legt. An diesem Ort können wir in noch viel größerem Maß zusammen LEBEN; wir können Menschen empfangen, Konzerte veranstalten, zum Essen und Trinken einladen, spirituelle Angebote machen, die Kontakte zwischen den Generationen herstellen. Was wollen wir mehr? Deshalb finde ich ja „Campus Kartause“ auch so ein schönes Wort. Es ist ja nicht nur für die Universitäten reserviert, sondern heißt: Raum zum Zusammensein und -Lernen!

Was unternehmen Sie, um kontinuierlich weiterhin die gewohnte hohe Qualität bieten zu können?

Weiterhin sind unsere Mitarbeiter:innen sehr verlässlich da, um Teilnehmende bei der Wahl ihrer Bildungsveranstaltung zu beraten; es gibt eine gute Feedback- und auch „Beschwerde“-Kultur. Natürlich müssen wir uns alle auf die neue Situation einstellen und werden in den kommenden Monaten besonders wach und aufmerksam sein. Insofern glaube ich: Diese Zwischen-Zeit ist anstrengend, tut uns und der Aufmerksamkeit für die Melanchthon-Akademie in der Stadt aber gut!

Wo finden Interessierte alle Informationen?

Wie bisher finden alle Informationen über die Webseite melanchthon-akademie.de. Es gibt dort im Moment auch ein Menü „Umzug“. Die Bestellung des Newsletters über die Webseite hilft auch, auf dem Laufenden zu bleiben. Zudem informieren wir ab sofort bei jeder Seminaranmeldung darüber, wo die entsprechende Veranstaltung ab dem 15. Februar stattfindet. Unser Hausdienst und die Studienleiter sind dann gerade am Anfang auch zur Stelle, um bei Anfangsschwierigkeiten schnell zu helfen.

Über Dr. Martin Bock

Dr. Martin Bock, geboren 1966 in Essen, absolvierte sein Theologiestudium in Bethel, Bonn, Tübingen und Jerusalem. Seit 2008 leitet er die Melanchthon-Akademie und ist als Ökumenebeauftragter tätig. Vor dieser Position war er Gemeindepfarrer und hat umfangreiche Erfahrung im pastoralen Bereich.

Text: Dr. Martin Bock/APK
Foto(s): APK

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