Ingrid Schneider, Pfarrerin im Pastoralen Dienst im Übergang, wurde in der Petrikirche in Köln-Niehl verabschiedet

Im März 2017 trat Pfarrerin Ingrid Schneider ihren Pastoralen Dienst im Übergang in der Evangelischen Kirchengemeinde Köln-Niehl an. Mitte Januar wurde sie in einem Gottesdienst in der Petrikirche verabschiedet. Ingrid Schneider und Uwe Rescheleit, Pfarrer der Evangelischen Kirchengemeinde Köln-Riehl, begrüßten gut achtzig Gemeindeglieder. Pianist Moritz Schily und Sängerin Génesis López gestalteten den Gottesdienst in besonderer Weise musikalisch mit. Im Anschluss leitete der Komitas-Chor der Armenischen Gemeinde Köln e.V. zum informellen Teil der Verabschiedung der Theologin über.

Ingrid Schneider ist seit 2013 seitens der rheinischen Landeskirche als Pfarrerin im Pilotprojekt des Pastoralen Dienstes im Übergang tätig. Dieser ermöglicht Kirchengemeinden, die aufgrund einer (bevorstehenden) Vakanzzeit über mögliche bzw. notwendige Veränderungen in ihrer Gemeindearbeit oder ihrer Struktur insgesamt nachdenken wollen, eine intensive Begleitung durch eine erfahrene Pfarrerin oder Pfarrer.

Konzept

Das Konzept sieht vor, dass die beauftragte Person einerseits „die pfarramtlichen Aufgaben im Sinne einer pastoralen Grundversorgung wahrnimmt“. Andererseits, dass sie die betreffenden Gemeinden „mit beraterischer Kompetenz begleitet“. Dabei stützt sich Schneider nicht nur auf ihre Erfahrungen als langjährige Gemeindepfarrerin in Köln-Klettenberg. Zudem verfügt sie über weitere Ausbildungen insbesondere im Bereich von Organisationsentwicklung. Ihre ersten beiden Stationen im Übergangsdienst waren Bergisch Neukirchen und Düsseldorf-Eller.

Zuletzt war Schneider bis Ende 2019 auf einer 75%-Stelle in der Niehler Gemeinde tätig. Diese hat die Pfarrerin in einem längeren Prozess der Teilung begleitet und beraten. Erfolgreich: Zum 1. Januar 2020 hat sich der nördliche Teil der Niehler Gemeinde, das sind Merkenich, Fühlingen und die Rheindörfer, mit den Evangelischen Kirchengemeinden Köln-Neue Stadt und Köln-Worringen zur Evangelischen Hoffnungsgemeinde im Kölner Norden zusammengeschlossen. Für den südlichen Teil der Niehler Gemeinde, er umfasst den Stadtteil Niehl, wurde laut Presbyteriumsvorsitzender Andreas Kock ein umfassender und verbindlicher Kooperationsvertrag mit der Evangelischen Kirchengemeinde Köln-Riehl geschlossen.

Diese Lösung sei insofern ungewöhnlich, weil es sich um „eine weitreichende Kooperation über Kirchenkreisgrenzen hinweg“ handele, so Schneider. Ermöglicht habe diesen Vertrag ein neues, auf der Landessynode 2019 beschlossenes Kirchengesetz. Laut Schneider kooperieren die Gemeinden Niehl und Riehl unter anderem beim Konfirmandenunterricht und Auftritt in der Öffentlichkeit; bei Beratungen der Leitungsgremien, der Veranstaltungsplanung und in der Nutzung von Personal, wie aktuell schon im Bereich Kirchenmusik.

Zukunftsweisende Lösung ist größte Aufgabe

Als größte Aufgabe im abgeschlossenen Prozess der Teilung der Niehler Gemeinde bezeichnete Schneider, für beide Seiten eine zukunftsweisende Lösung zu finden. Die stärksten Herausforderungen für die beiden neu entstandenen Gebilde sieht die Pfarrerin nun darin, „die Ideen und Zusammenschlüsse wirklich mit Leben zu füllen und ein aktives und attraktives Gemeindeleben auf den Weg zu bringen“. Das sei deshalb herausfordernd, weil „in den einzelnen beteiligten Gemeinden sehr unterschiedliche Gemeindekulturen und Gewohnheiten“ bestünden. „Das kann fruchtbringend für etwas ganz Neues sein, kann aber auch schnell zum Stein des Anstoßes werden, wenn Unterschiede und Verschiedenheiten nur als trennend erlebt werden.“ Als „schön“ habe sie im Verlauf des Entwicklungsprozesses erlebt, „dass letzteres aber nicht in den Vordergrund trat“.

Die Entwicklung einer Fusion oder auch einer Kooperation habe viele Mütter und Väter, so Schneider. Ihr spezifischer Beitrag sei gewesen, „hier über Prozessstrukturen und das Runterbrechen der nötigen Aufgaben in Kleinstschritte den zu gehenden Weg wirklich gangbar zu machen“. Gerade bei einer Fusion seien so viele kleine Schritte zu gehen, so viele Dinge zu erwägen – das bedeute weit mehr als am Ende nur ein paar Beschlüsse zu fällen. „Mit meiner Kompetenz der Organisationsentwicklung habe ich den Gesamtprozess im wahrsten Sinne des Wortes designed, mir die Sequenzen überlegt und die Aufgaben in Arbeitspakete gepackt. Diese konnten dann nach und nach von den Gremien bearbeitet werden“, schilderte Schneider.

Sie vergleicht den Fusionsprozess mit einem Hausbau. „Ein Architekt hat die Aufgabe, beim Hausbau die Wünsche der Bauherren zu erspüren, dafür den Entwurf zu machen und dann in Abstimmung mit den Bauherren den Bau zu begleiten.“ Der Fusionsprozess sei nur mehr eine Art notwendiger sozialer Architektur. Es gehe also darum, „die Menschen in passenden Formen zusammenzubringen, damit Gespräche über die Vorstellungen, wie die Zukunft aussehen kann, wirklich stattfinden. Und das war meine Rolle.“

Predigt

Ins Zentrum ihrer Predigt stellte Schneider Matthäus 2,1-12. Durch den Text über die Sterndeuter werde das Weihnachtsgeschehen richtig lebendig, leitete sie ein. Es zeigte sich bald, dass Schneider in ihrer klar strukturierten Auslegung nicht zuletzt auf die Situation und Herausforderungen der veränderten und neuen Gemeinden vor Ort einging.

Der Beruf der Sterndeuter habe Qualitäten von Hinsehen, Hinhören, von Achtsamkeit für das, was sich zeige. Es gehe den Weisen darum, Zusammenhänge zu erkennen, zum Kern der Dinge vorzudringen. Die drei Sterndeuter bei Matthäus zeichnen sich laut Schneider durch vier herausragende Qualitäten aus. Als erste Qualität benannte sie „das-sich-auf-den-Weg-machen“, also den entscheidenden ersten Schritt wagen. Sie seien bereit gewesen für ein aus ihrer Sicht attraktives Ziel einen beschwerlichen, gefahrvollen Weg in Kauf zu nehmen. „Uns geht es auch so“, zog die Pfarrerin Parallelen. Aber wie oft folge auf den Vorsatz eben nicht der erste Schritt, wie oft bleibe das bei uns allein im Kopf? Und, gab Schneider zu bedenken, „eine Garantie für das Gelingen haben wir nicht“.

Zweitens seien die Weisen neben dem Stern als äußerem Richtungsweiser einem inneren Kompass gefolgt. Die Quelle von innerer Freude ermutige inneren Träumen zu folgen. „Manchmal begegnen wir Menschen, die das tun, worauf ihr Herz zeigt“, sagte Schneider. Die Frage danach, wohin es einen ziehe, gelte letztlich auch für Gemeinden: „Was wollen wir mit dem Leben in den Gemeinden verwirklichen, was sollen Menschen in unserer Mitte entdecken mögen?“ Wir bräuchten Orientierung, wohin es gehen solle, betonte Schneider. Die Sterndeuter seien drittens offen für unerwartete Wendungen gewesen. Es gelte zu erkennen, wenn Dinge nicht so seien, wie wir sie erhofft oder erwarte hätten, „es doch gut ist“.

„Die Geister unterscheiden können und sich nicht von falschen Verbindlichkeiten einfangen lassen“, zeichne viertens die Sterndeuter aus. Ihre Geschichte verdeutliche, dass am Ziel Angekommene nicht so einfach zurückgehen könnten. „Sie sind andere geworden, die alten Wege passen nicht mehr.“ Der Weg habe sie zu Weisen gemacht. Aus der Kraft ihrer Seelen sei ihr Handeln entstanden. In ihren Herzen hätten sie ihre innere Weisheit, die Kraft aus göttlicher Ressource gefunden. So viele Menschen befänden sich auf dem Weg, sagte Schneider. „Wer ahnt schon, dass damit ein fundamentaler Paradigmenwechsel verbunden ist. Kann ich die innere Weisheit wahrnehmen und wage ich, ihr zu vertrauen?“ Eigentlich seien Kirchengemeinden wunderbare Orte, um sich gegenseitig Mut auf diesem Weg zu machen, schloss Schneider.

Laudatio

„Das, was Sie eben gepredigt haben, haben Sie hier gelebt“, dankte ihr Andreas Kock in der offiziellen Verabschiedung. Schneiders Wirken in Niehl und darüber hinaus sei geprägt gewesen durch die Aufgabe, „eine Gemeinde in einer schwierigen Übergangszeit zu begleiten“. Neben ihren dienstlichen Aufgaben und Amtshandlungen als Pfarrerin habe sie es zusammen mit dem Presbyterium erreicht, dem nördlichen wie dem südlichen Teil der Niehler Gemeinde eine neue Heimat zu geben. Kock stellte Schneiders „maßgebliche Unterstützung“ bei der Fusion des kleineren nördlichen Gemeindebereichs mit den Gemeinden Worringen und Neue Stadt heraus. Und er würdigte, dass man unter ihrer Führung den Abschluss eines Kooperationsvertrages mit der Riehler Gemeinde erreicht habe.

Der Presbyteriumsvorsitzende attestierte Schneider spirituelle Intelligenz, großes Fachwissen und ausgeprägte Managementfähigkeiten. Dank dieser „haben Sie uns begeistern und mitreißen und so auch zu den anderen Gemeinden einen herzlichen Kontakt herstellen“ können. Gerade auch bei Problemen und Rückschlägen habe Schneider „uns gezeigt, wie wir diesen mit einer geistlichen und spirituellen Haltung begegnen und damit Räume für neue Wege schaffen konnten und in der Zukunft können“, so Kock. Dank prägte auch die Fürbitten: Dank für Schneiders Mühe, Freundlichkeit und ihr großes Herz: „Ihre lebendigen Gottesdienste haben jeden einzelnen von uns begeistert und inspiriert.“

Text: Engelbert Broich
Foto(s): Engelbert Broich

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Theologenausbildung, Kirchentag und Schutz vor Missbrauch – Die Ergebnisse der rheinischen Landessynode

Die Landessynode der Evangelischen Kirche im Rheinland hat bei ihren fünftägigen Beratungen, die am Donnerstag in Bad Neuenahr zu Ende gingen, über zahlreiche Themen diskutiert und über eine Reihe von Vorlagen und Kirchengesetzen entschieden. Mit dabei waren auch die Synodalen der vier Kirchenkreise in Köln und Region. Schwerpunkt der Synode war in diesem Jahr das Thema Diakonie.

Diakoniesynode

„Ich habe mich gefreut, dass diese Landessynode als Diakoniesynode geplant wurde und sich Impulse aus den Arbeitsbereichen von Gehörlosenseelsorge bis Obdachlosenarbeit in Andachten und „Unterbrechungen“ durch die ganze Woche zogen“, sagte Stadtsuperintendent Bernhard Seiger nach der Synode. „Es wurde deutlich, dass Diakonie und Kirche konzeptionell und theologisch enger zusammen gesehen werden müssen, als das oft geschieht. Es wurde Wertschätzung ausgesprochen für die Leistungen der in der Diakonie tätigen Menschen und dass die unterschiedlichen Trägerformen dabei alle einen wichtigen Beitrag leisten. Ich habe gemerkt, dass wir im Evangelischen Kirchenverband Köln und Region mit unserem Weg, die Diakonie entscheidungsfreudiger, wirtschaftlich effektiver und zugleich nah an der verfassten Kirche zu gestalten, richtig liegen. Das Feld ,gemeindenahe Diakonie‘ zu entwickeln, ist eine Aufgabe für unsere Gemeinden und unser Diakonisches Werk.“

Präsesbericht

Präses Manfred Rekowski rief in seinem Jahresbericht zum Eintreten gegen Antisemitismus, Hass und Populismus auf und wies auf den konsequenten Klimaschutz hin. Im Bereich der Flüchtlingshilfe forderte die Landessynode eine staatliche Seenotrettung und bat die Kirchengemeinden und Kirchenkreise, das Aktionsbündnis „United 4 Rescue – Gemeinsam Retten!“ zu unterstützen. Die EU solle die Verteilung von Flüchtlingen regeln und Deutschland unbegleitete, minderjährige Flüchtlinge aus überfüllten griechischen Lagern aufnehmen. Nötig sei auch ein Rechtsanspruch auf die Zusammenführung von Familien. Außerdem erneuerte die Synode ihre Forderung nach einer Kindergrundsicherung zur Armutsbekämpfung. Angesichts des wachsenden Antisemitismus soll der Dialog mit dem Judentum vertieft werden. Schon vor 40 Jahren hatte die Landessynode zur Erneuerung des Verhältnisses von Christen und Juden einen Beschluss gefasst. Stadtsuperintendent Bernhard Seiger sagte hierzu: „Als wichtiger Ertrag bleibt für mich auch die Erinnerung an ,40 Jahre rheinischer Synodalbeschluss‘ hängen. Die Ansagen zur Weiterarbeit am Thema und die Ermutigung zum christlich-jüdischen Dialog sind gerade auch mit Blick auf das Jubiläum „1700 Jahre jüdisches Leben in Köln“ in 2021 weiterführend.“

Die Landessynode 2020 zählt 206 stimmberechtigte Mitglieder

Die rund 200 anwesenden Synodalen in der Evangelische Kirche im Rheinland verabschiedeten viele Gesetze und besetzten Positionen neu. Ein neues Gesetz gegen sexualisierte Gewalt sieht vor, dass Beschäftigte künftig alle fünf Jahre das erweiterte polizeiliche Führungszeugnis vorlegen müssen. Dies gilt auch für Ehrenamtliche, die in intensivem Kontakt mit Minderjährigen stehen. Für Menschen, die rechtskräftig wegen Missbrauchs verurteilt wurden, gilt ein Beschäftigungsverbot. Ein Verdacht auf Verletzung der sexuellen Selbstbestimmung muss an eine zentrale Anlaufstelle gemeldet werden. Weiter lädt die rheinische Kirche den Deutschen Evangelischen Kirchentag ab 2027 ins Rheinland ein. Für das Großereignis werden 8,5 Millionen Euro zurückgelegt. Wo der Kirchentag stattfindet, entscheidet das Präsidium.

Finanzen

Auch im Bereich der Finanzen beschloss die Synode Änderungen. Landeskirche, Kirchenkreise und Kirchengemeinden erhalten 2021 mindestens 70 Millionen Euro mehr als im Jahr 2020. Das ist ein Plus von zehn Prozent oder knapp 30 Euro pro Kirchenmitglied. Grund hierfür ist, dass die Umlage für die Versorgung der Ruhestands-Pfarrerinnen und -Pfarrer sowie der Kirchenbeamtinnen und Kirchenbeamten von 25 auf 18 Prozent des Kirchensteueraufkommens sinkt. „Ich begrüße die neue Umlagensystematik für landeskirchliche und gesamtkirchliche Aufgaben“, sagte Seiger zu diesem Entschluss. „So bleibt der Anteil der Kirchensteuern, die beim Kirchenverband und damit bei den Gemeinden der Region verbleiben, kalkulierbarer. Es entsteht so auch Druck auf den anderen Ebenen, die Erfüllung von Aufgaben der Einnahmeentwicklung anzupassen.“

Für lange Diskussionen und Debatten sorgte der Tagesordnungspunkt der Finanzsoftware „Wilken“. Die Ausgaben für die Einführung der Software werden weit über den geplanten Kosten liegen. Nach einem Prüfbericht liegen diese Mehrkosten bei rund 3,4 Millionen Euro. Gründe hierfür waren eine unzureichende Kostenschätzung, handwerkliche Fehler und ein zu ehrgeiziger Zeitplan. Über die Konsequenzen beraten mehrere Ausschüsse, ihre Ergebnisse werden auf der Synode 2021 diskutiert. Eine weitere Entscheidung in Sachen Finanzen fällten die Abgeordneten der Kirchenkreise in Bad Neuenahr. So hebt die rheinische Kirche ihren Kürzungsbeschluss auf und finanziert mit knapp 2,8 Millionen Euro pro Jahr die Kirchliche Hochschule (KiHo) Wuppertal/Bethel. Die Hochschule wird gemeinsam mit der westfälischen Kirche und von der Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel getragen. Ein neuer Studiengang ermöglicht hier künftig auch eine berufsbegleitende Theologenausbildung.

Kirchenleitung

v.r. Präses Manfred Rekowski mit Superintendent Markus Zimmermann

In der Kirchenleitung wurden zwei Positionen neu besetzt. Die Pfarrerinnen Christiane Münker-Lütkehans aus Moers und Almut van Niekerk aus Sankt Augustin wurden als neue Mitglieder in die Kirchenleitung gewählt. Präses Manfred Rekowski wird nach Ende seiner achtjährigen Amtszeit bei der nächsten Wahl Anfang 2021 nicht mehr antreten. Besonders gefreut hat sich Pfarrer Markus Zimmermann, Superintendent des Kirchenkreises Köln-Nord. Er wurde zum neuen Vorsitzenden des Ständigen Finanzausschusses der Evangelischen Kirche im Rheinland gewählt. Er erhielt 125 der 191 abgegebenen Stimmen. Zimmermann tritt sein Amt am 1. April 2020 an. Ebenfalls in neue Ämter gewählt wurde Prof. Dr. Udo Bühler aus dem Kirchenkreis Köln-Süd. Er wird neues Mitglied in der Spruchkammer nach der Lehrbeanstandungsordnung in der Landeskirche. Sammy Wintersohl wird Mitglied im Ausschuss für öffentliche Verantwortung.

Fazit zur „Kurz-Synode”

Insgesamt hatte die Synode einen Tag weniger getagt als in den Jahren zuvor. Im Herbst hatte es eine eintägige „Kurz-Synode“ gegeben. „Ich empfinde es als einen Nachteil für die Synodenkultur, dass die Sitzungswoche um einen Tag gekürzt wurde“, sagte Stadtsuperintendent Bernhard Seiger hierzu. „Dies hat der Entwicklung eines inneren Synodenprozesses geschadet. Wichtige Themen wurden oft unter Zeitdruck abgehandelt und konnten kaum gewürdigt werden. Es konnte weder in den Ausschüssen, noch im Plenum thematisch differenziert genug über strittige Fragen gesprochen werden. Es gibt auch eine Form von Effizienzdenken, die Kreativität erstickt. So freue ich mich, dass die Synode 2021 wieder im üblichen Rhythmus stattfinden wird.“

v.l. Superintendentin Andrea Vogel, Ursula Hölzer und Stadtsuperintendent Dr. Bernhard Seiger

Die nächste Synode wird erst wieder im Januar 2021 stattfinden. Auf dieser Wahlsynode werden wieder Ämter neu und erneut zu besetzen sein. Viele der Kölner Synodalen werden dann erneut mit dabei sein. Für Ursula Holzer aus dem Kirchenkreis Köln-Rechtsrheinisch war es leider die letzte Landessynode. Sie wird im nächsten Jahr nicht mehr dabei sein. Auch wenn der ehemaligen Finanzkirchmeisterin der Abschied nicht leicht fiel, ein Foto mit Superintendentin Andrea Vogel ist eine bleibende Erinnerung und ein Dank für ihren Einsatz für den Kirchenkreis.

Text: APK
Foto(s): APK

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Dorothee Sölle: „Bockige, mutige, moderne Prophetin!“ – Frauenmahl im Ev. Kirchenkreis Köln-Nord

Dorothee bedeutet „Geschenk Gottes“ und Dorothee Sölle war eines. Der 2003 verstorbenen Theologin, Sprachwissenschaftlerin, Dichterin, Journalistin und Lehrerin widmete der Kirchenkreis Köln-Nord sein diesjähriges „Frauenmahl“ mit dem Titel „Den Himmel erden“. Bärbel Wartenberg-Potter, ehemalige Bischöfin der Nordelbischen Evangelisch-Lutherischen Kirche, beschrieb sie als eine der wenigen Anwesenden, die Dorothee Sölle zu Lebzeiten kannten, besonders liebe- und respektvoll: als eine „bockige, mutige, moderne Prophetin“.

Dorothee = Geschenk Gottes

Der Name Dorothee Sölle steht selten allein, ohne den beigefügten Ritterschlag „radikale Heilige“. Sölle, die dieses Jahr ihren 90. Geburtstag gefeiert hätte, wäre das nicht recht gewesen, ist sich Sabine Petzke sicher. „Sie hätte sich nicht als protestantische Heilige verehren lassen wollen“, stellte die Pfarrerin für den Ortsbereich Pulheim fest. Mit Blick auf die Biographie Sölles beschrieb sie eine zweimal verheiratete, vierfache Mutter, die nicht nur gute Zeiten erlebt hat, die oft aneckte und selten das tat, was von ihr erwartet wurde. Ihr Elternhaus war weder religiös noch spirituell. Bei allen erlebten Veränderungen, kontinuierlichem Dazulernen und unausweichliche Positionsänderungen blieb dennoch ihr Glaube die unerschütterliche Konstante. „Wie Dietrich Bonhoeffer sah sie die Gegenseitigkeit von Gott und Mensch, suchte ihn im Lebendigen. Anderen Menschen bei- und für sie einzustehen war für sie gelebte Nachfolge Gottes“, ergänzte Pfarrerin Petzke. „Beziehung war ein wichtiges Wort.“

„Fahr zur Hölle, geh zur Sölle“

Jede(r) der rund 80 Frauen und wenigen Männer kannte Passagen aus Sölles Leben, vor allem die, für die sie als rebellisch und unbequem galt: Auf dem Katholikentag 1968 in Essen war sie erst ausgebuht und dann mit ihrem Wunsch nach einem politischen Gottesdienst mit den Worten „Ab 11 Uhr könnt ihr machen, was ihr wollt“ auf das abendliche Ende der Veranstaltung vertröstet worden. Dorothee Sölle ließ sich nicht abschieben und nahm den Ausweichtermin gern an – und ging „in Serie“. Aus der ursprünglich einmaligen Veranstaltung entstand ab dem folgenden Oktober das regelmäßig einmal im Monat in der evangelischen Antoniterkirche in Köln stattfindende „Politische Nachtgebet“. Aktuelle politische Fragen wurden diskutiert, gemeinsame Aktionen geplant und die eigenen Gedanken in den Kontext der Bibel gestellt. Tausende nahmen daran teil.

Die „Nachtbeter“ bekamen viel Aufmerksamkeit – allseits beliebt wurde Dorothee Sölle aber nicht. „Fahr zur Hölle, geh zur Sölle“ war ein damalig geflügeltes Wort, an dem die Stärke des Gegenwindes hervorragend gemessen werden konnte. Neben Kritikern und Gegner sammelten sich aber mindestens ebenso viele Gleichgesonnene an, die sie unterstützten und begleiteten. Sie stand mit beiden Beinen fest mitten im Leben und zog die an, die politisch wach und geistlich frustriert waren.

„In deinem Licht sehen wir das Licht“

Die positive Wirkung, die Sölle auf die Menschen um sich herum hatte, spiegeln sich in Bärbel Wartenberg-Potters Erinnerungen wieder. Sie sind freundlich, klug und wirkend inspirierend „anders“. „In den allerkleinsten Dingen war Gott für sie am größten“, erzählte Bärbel Wartenberg-Potter vor vollem Saal der Auferstehungskirche Bocklemünd. „Mystik war für sie kein Rückzug aus dem Leben, sondern Kraft zur Aktion.“ Als besonders berührend und beeindruckend schilderte die ehemalige Bischöfin den Anblick, wie Sölle klein und schmal in den 80er Jahren vor der Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen in Vancouver stand und Empörung für ihre klaren Worte erntete. Dafür, dass sie dort sprechen durfte, hatte Wartenberg-Potter selbst gesorgt.

2003 starb Dorothee Sölle an den Folgen eines Herzinfarktes. Kurz vorher hatte sie noch als ihr Gast mit der ehemaligen Bischöfin am Tisch gesessen und viel geredet. Bärbel Wartenberg-Potter leitete Beerdigung und Trauerfeier zu ihren Ehren. „Sie hat mich inspiriert“, stellte sie schnörkellos fest. „Sie sagte: ,Ich stelle mir vor, dass ich nach meinem Leben ein Tropfen im Meer der Liebe Gottes werde.‘ Wenn sie ein Tropfen geworden ist, dann ist sie ein goldener!“ 


Frauenmahl im Kirchenkreis Köln-Nord

Der Theologinnenkonvent, der das Frauenmahl seit Jahren zu wechselnden Schwerpunktthemen initiiert, bietet den Pfarrerinnen, Prädikantinnen und Vikarinnen des Kirchenkreises Köln-Nord seit 20 Jahren die Möglichkeit zum Austausch und zur Fortbildung. Gemeinsam ist den Treffen das „Mahl“, das gemeinsame in Ruhe essen und genießen bei einem besonderen Thema. Den passenden musikalischen Rahmen gestalteten in diesem Jahr Christoph Kirschbaum an der Gitarre und Sabine Kirschner-Théry auf der Querflöte. Beendet wurde der Tag mit dem Lesen von Lieblingstexten von Dorothee Sölle als einer vielseitigen Frau und wegweisenden Theologin mit Blick für das „Dahinter“.

Text: Claudia Keller
Foto(s): Claudia Keller

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Segen für Karnevalisten – ökumenischer Gottesdienst im Dom mit Kardinal Woelki und Stadtsuperintendent Seiger

Kirche und Karneval – das gehört in Köln untrennbar zusammen. Deshalb gibt es die von Kardinal Meisner vor Jahren begründete Tradition, dass sich das Kölner Dreigestirn in jedem Jahr den Segen von ganz oben im Kölner Dom abholt. Mit dabei waren in dieser Session mehrere tausend Jecken sowie viele Karnevalsvereine mit ihren Standarten. Kardinal Woelki und Stadtsuperintendent Bernhard Sieger gaben den Segen für die neue Session.

Dombesuch in Ornat und mit Standarte

Beeindruckend sah es aus, als sich die Karnevalisten langsam sammelten, um rechtzeitig in den Dom zu kommen. Bunte Kostüme, Uniformen und Standartenträger prägten das bunte Bild rund um die mächtige Kirche, die fröhliche Atmosphäre wurde beim feierlichen Einzug mit in das Gotteshaus genommen. Der Wortgottesdienst, zu dem evangelische und katholische Kirche gemeinsam eingeladen hatten, war geprägt von karnevalistischen, aber auch ernsten Momenten. Es wurde gesungen, sogar geschunkelt und applaudiert, in ernsten Momenten auch nachdenklich geschwiegen.

Karnevalskerze zum Schutz für die Session vom Kinderdreigestirn gestaltet

Kölner Kinderdreigestirn

Zu Beginn des Gottesdienstes hat Kardinal Woelki eine Karnevalskerze gesegnet, die vom designierten Kinderdreigestirn gestaltet wurde. Mit der Kerze bitten die Kölner Karnevalisten um Schutz für die Session. Symbolhaft soll diese Kerze die Karnevalszeit erleuchten. Sie wird bis Aschermittwoch im Dom brennen und kann dort besichtigt werden. Auch hier wurde das Sessionsotto ”Et Hätz schleiht em Veedel “ verwirklicht – alle 86 Veedel sind auf der Kerze abgebildet.

Gottesdienst im Zeichen der Veedel und ganz locker

„Was für mein herrliches Bild“ schwärmte Kardinal Woelki spontan beim Anblick der bunten Gottesdienstbesucherinnen und -besucher. „Das ist einer der schönsten Gottesdienste überhaupt und dazu noch der am zweit-meist-besuchte Gottesdienst hier im Dom.“ Der Gottesdienst stand im Zeichen des Sessionsmottos „Et Hätz schleiht em Veedel.“

Der Kardinal wies darauf hin, „in unserem Leben gibt es Schuld, Versagen und Sünde. Dafür bitten wir Gott um Vergebung.“ Die Lesung aus dem 1. Johannesbrief befasste sich mit dem Thema Nächstenliebe. „Wer liebt, stammt von Gott und erkennt Gott.“ Seine Predigt begann der in Köln-Mülheim aufgewachsene Kardinal mit der Anrede „Leev Fastovendsfründe“ , womit er sogleich die jecken Herzen auf seiner Seite hatte. „Ich weiß, was es bedeutet, seine Heimatstadt zu verlassen, ich musste drei Jahre nach Berlin.“ Da merke man, was man zurücklasse, die Heimat, die bekannten Menschen. „Wir in Köln nennen das Veedel.“ Das Leben hier stelle ein „Jeföhl“ dar und das ergebe sich aus den Menschen, mit denen man dort lebt.

„Gott hat ein mitfühlendes Herz, wenn Christen geben, vermissen sie nichts, dann werden sie reicher.“ Das Ganze nenne sich Geborgenheit. Auch die Gemeinsamkeit der Kirchen war dem Kardinal ein Anliegen: “Ich freue mich, dass wir hier zusammen einen ökumenischen Gottesdienst begehen.”

Bernhard Seiger: Global denken, lokal fühlen

Stadtsuperintendent Dr. Bernhard Seiger

Das sah Stadtsuperintendent Bernhard Seiger ganz genauso: „Schön, dass wir hier zusammen den Gottesdienst feiern“ – so eröffnete er seine Predigt im Kölner Dom. „Zusammengehörigkeit ist für Christen gerade in der globalen Welt immer wichtiger.“ Es sei immer wichtiger, zu wissen, wo man hingehöre. „Als Christ ist man nie alleine unterwegs.“ Die gegenseitige Fürsorge der Menschen verwirkliche sich besonders auf der lokalen Ebene.

Egal, was in der Welt passiere, das aktuelle Sessionsmotto rufe zu lokalem Zusammenhalt auf. „Global denken und lokal fühlen – das brauchen wir in der heutigen Zeit.“ Zum Schluss zitierte Bernhard Seiger „ein ganz einfaches Gebot, was wir alle kennen: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.“ Der Nächste sei immer der andere, der einem gerade begegne.

Kollekte für SKM und SKF

Die Kollekte kommt in diesem Jahr dem Sozialdienst Katholischer Männer (SKM) und dem Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) in der Siedlung „Im Mönchsfeld“ im Kölner Norden zugute. Hier bieten die katholische Kirchengemeinde, der SkF und der SKM gemeinsam wertvolle Hilfen für Familien, Jugendliche und Kinder an.

Kölsche Fürbitten und kölsche Gaben

Kölner Dreigestirn

Die Fürbitten wurden in karnevalistischen Stil in Kölsch vom erwachsenen und vom Kinderdreigestirn gesprochen. Göttlicher Beistand für die Jecken, eine schützende Hand über die Veedel und die Bitte um ein friedliches Karnevalsfest standen dabei im Mittelpunkt. Ein besonderes Gebet galt den Opfern des Unfalls in Südtirol, darunter auch eine junge Kölnerin.

Nach den Fürbitten übergaben die Pänz von Jan van Werth dem Kardinal einige typisch kölsche Gaben wie ein Kölschfass, einen Karnevalsorden oder eine Karnevalskappe, die er sofort begeistert über seine Kardinalsmütze zog. Den Präsentkorb mit Süßigkeiten reichte er gleich weiter an eine Obdachlosenunterkunft, „die freuen sich wie jeck darüber.“

Kölsches Finale

Auch die Musik bei diesem Gottesdienst war dem Motto angepasst. Gemeinsam sangen alle das Lied vom Veedel sowie die Hymne vom Stammbaum. Kardinal Woelki intonierte gemeinsam mit Bernhard Seiger die kölschen Lieder, schnell sang die ganze Gemeinde lauthals mit. Mit einem Vaterunser sowie dem Segen für alle Karnevalisten und einem beeindruckenden Ausmarsch war der Gottesdienst dann beendet.

Text: Dr. Klemens Surmann
Foto(s): APK

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„Jetzt wächst zusammen, was zusammengehört“ – Clarenbachgemeinde baut neues Gemeindezentrum

Mit einem Lächeln im Gesicht mauerten Superintendent Markus Zimmermann, Pfarrer Uwe Zimmermann, Geschäftsführerin Irina Helmert, Presbyter Hendrik Van Laak und Architekt Felix Rindt die Zeitkapsel in die Grundmauern des neuen „Fliestedenhaus / Benderhaus“ ein. Darin befinden sich „Zeitzeugen“ aus dem November 2019 wie zum Beispiel Zeitungsausgaben, Münzen und ein Zitat aus der Bibel: „Einen andern Grund kann niemand legen außer dem, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus“ aus 1. Korinther 3,11, die mögliche Entdecker an das Jahr der Grundsteinlegung erinnern sollen. Rund vier Jahre hatten die Vorbereitungen für den Bau des neuen Gemeindezentrums der Evangelischen Clarenbach-Kirchengemeinde in Köln-Braunsfeld gedauert. Jetzt ist das Loch ausgehoben und der eigentliche Bau ist im vollen Gange.

Fliestedenhaus / Benderhaus

Seit September 2019 baut die Gemeinde ihr neues Gemeindezentrum mit dem Namen „Fliestedenhaus / Benderhaus“. Finanziert wird das neue Gebäude der Kirchengemeinde gemeinsam mit dem Sozialwerk der Ev. Clarenbach-Kirchengemeinde Köln-Braunsfeld GmbH. Im Erdgeschoss des neuen Gebäudes sind Gemeinderäume für größere und kleinere Veranstaltungen, Besprechungsräume, Gemeindebüro, Kleiderkammer und Jugendräume vorgesehen. In den weiteren Räumen des Erdgeschosses wird das Sozialwerk eine Tagespflege einrichten. In den Obergeschossen sind Wohnungen für betreutes Wohnen geplant, die das Angebot des Sozialwerkes erweitern.

„Es wächst zusammen, was zusammengehört“

Die Baukosten des Gesamtgebäudes betragen rund 7 Millionen Euro. Sie werden durch einen Kredit und durch Eigenmittel, die durch den Verkauf des alten Gemeindehauses erlöst werden sollen, getragen. „Nun konzentriert sich alles rund um Kirche und Altenheim, so wie es ursprünglich in den 1950 er Jahren schon einmal war: Es wächst eben wieder zusammen, was zusammengehört“, umschrieb Pfarrer Uwe Zimmermann das Bauvorhaben, das in rund zwei Jahren abgeschlossen sein soll.

Standort für Alt und Jung

„Ich möchte der Gemeinde für ihren Mut danken, etwas Neues zu bauen“, sagte Markus Zimmermann, Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Köln-Nord. „Das machen eine ganze Reihe von Gemeinden. Wir stellen uns neu auf und merken, dass Kirche im Umbruch ist. So ist dies ein wunderbarer Standort für jüngere und ältere Menschen.“ Mit dem neuen Gemeindehaus soll eine Verbindung geschaffen werden zwischen dem Clarenbachstift und dem „Fliestedenhaus /  Benderhaus“, in dem Menschen jeden Alters das Gebäude beleben werden.

Text: APK
Foto(s): APK

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