Viele Kölnerinnen und Kölner auf dem 37. Deutschen Evangelischen Kirchentag in Dortmund
Mit Pionieren, Bienen, Gemeindearbeit, Vertrauensübungen, Musik und Kabarett waren viele Kölnerinnen und Kölner auf dem 37. Deutschen Evangelischen Kirchentag (DEKT) in Dortmund vertreten. Viel Beachtung fanden dabei die „beymeister“ aus Köln-Mülheim.
#Bienen, Pioniere und „beymeister“
Werkstatttag Start-up Kirche | Barcamp
„Pioniere wollen sich aufmachen, sind getrieben von einer inneren Unruhe, um Neues auszuprobieren, um zu bauen, um zu gründen. Sie wollen sich aufmachen, können nicht ewig im Gleichen bleiben. Und wenn sie vor Ort nicht mehr gründen können, dann werden sie unglücklich und gehen irgendwann ein.” Mit diesen Worten erklärte Pfarrer Sebastian Baer-Henney aus Köln-Mülheim in seinem Vortrag zu „Entrepreneurship und Kirche“, wie er neue Wege in seiner Gemeinde gegangen ist und das Start-up „beymeister“ gegründet hat. Die Zuhörerinnen und Zuhörer im voll besetzten Reinoldium in der Dortmunder Innenstadt hörten ihm gespannt zu.
Baer-Henney brachte den Zuhörerinnen und Zuhörern die Idee von Pionieren durch ein Bild nahe. Er verglich Pioniere mit Bienen. Die fleißigen Insekten sind aus seiner Sicht von dem Gedanken getrieben, etwas zu schaffen. „Sie wollen bauen”, stelle er fest, doch dafür benötigen sie neben einem Raum und Material auch eine Grundversorgung.
„Wenn sie dies bekommen, werden sie arbeiten, solange sie können. Andernfalls ziehen sie weiter auf der Suche nach einem geeigneteren Raum“, erklärte Baer-Henney weiter. Aus seiner Sicht braucht die Kirche Pioniere, um voranzukommen. Jedoch müssten die Beteiligten die Anforderungen kennen, die an sie herangetragen werden, um diese zu erfüllen. „Was brauchen Pioniere praktisch, damit sie sich wohlfühlen?“, fragte einer der Zuhörer aus dem Publikum. Die Antwort von Baer-Henney war gleichermaßen kurz wie auch deutlich: „Vertrauen!” Nach seinen Erfahrungen ist Vertrauen in Pioniere wichtig, denn sie arbeiten ohne zu wissen, wie das Ergebnis aussehen wird. „Das ist Freiraum und das ist Vertrauensvorschuss. Und das ist das Vertrauen dahinein, dass das kleine Bienchen im Kopf summen wird.“
An der Seite von Pfarrer Baer-Henney arbeitet Gemeindepädagogin Miriam Hofmann. Gemeinsam haben sie das Projekt „beymeister“ in der Evangelischen Kirchengemeinde Mülheim am Rhein gegründet. Hofmann stellte im Anschluss das Projekt vor und berichtete auch von ihren ersten Schwierigkeiten. Im Presbyterium der Gemeinde dachten die Mitglieder zum Beispiel, dass die neu hinzugewonnenen Besucherinnen und Besucher in die bestehende Gemeindearbeit integriert werden könnten. Diese wollten aber nicht einfach nur bestehende Aufgaben übernehmen, wie zum Beispiel ein Gemeindefest mitzugestalten oder den Gemeindebrief auszutragen. „Sie wollten eigene und neue Wege finden, wie Kirche gebaut werden kann”, erklärte Hoffmann. Baer-Henney ergänzte, dass hierzu eine passende Fehlerkultur nötig sei. „Wir brauchen Fehler. Wer nicht probiert, der macht keine Fehler und der probiert auch nicht. Wer probiert, der macht Fehler“, ermutigte er die Zuhörerinnen und Zuhörer.
Kölner Treff – Evangelische Jugend in Köln und Umgebung
Zentrum Jugend | Café
Mit zehn großen Zelten und einem gewaltigen Küchenbereich war der „Kölner Treff“ Teil des Zentrums Jugend. Geboten wurden zahlreiche Aktionen rund um das Kirchentagsmotto „Was für ein Vertrauen“. So standen in diesem Jahr Vertrauensübungen und -spiele im Mittelpunkt. Die 175 Teamerinnen und Teamer kamen aus 18 Kirchengemeinden aus den vier Kölner Kirchenkreisen. In drei Schichten versorgten sie die Besucherinnen und Besucher von 10 bis 18:30 Uhr, nicht nur mit Programm, sondern auch mit Essen und Trinken.
Rund 1.000 Portionen Essen verteilten sie jeden Tag. Besonders beliebt waren die Suppen und die Gemüsedöner, die, nach Angaben von Bildungsreferent Daniel Drewes eine begehrte Alternative zum reichhaltigen Bratwurst- und Pommes-Sortiment darstellten. Als Zutaten gab es vorzugsweise Bio-Produkte, die aus der Region stammten. Organisiert wurde der „Kölner Treff“ von Daniel Drewes vom Evangelischen Jugendpfarramt, Arno Kühne vom Evangelischen Jugendreferat Köln-Mitte und Katrin Reher vom Evangelischen Jugendreferat Köln-Nord. Unterstützt wurden sie von vielen Praktikantinnen und Praktikanten sowie FSJ-lerinnen und FSJ-lern.
Ulrike Mensching, Leiterin des Evangelischen Jugendpfarramtes, war sehr zufrieden mit dem Verlauf des Kirchentages. Zum ersten Mal waren alle vier Kirchenkreise zusammen vertreten. Nach dem ersten „Kölner Treff“ im Jahr 1992 hat sich diese Veranstaltungsform etabliert. Die Suche nach Freiwilligen ist aus Menschings Sicht schon fast ein Selbstläufer geworden.
Kabarett Hermanns & Putzler
Kabarett | Aufführung
Vor elf Jahren haben sich Sabine Putzler und Susanne Hermanns nach eigenen Angaben ineinander „verliebt“ und das Kabarett Hermanns & Putzler gegründet. Für ihre Auftritte schreiben sie immer ein passgenaues Programm. Die Auftraggeber erhalten hierüber im Vorfeld keinerlei Informationen, was die Aufführung zusätzlich spannend macht. Kirchentag machen sie seit 2011.
„Eine besondere Herausforderung stellte der Kirchentag in Stuttgart dar“, verraten die beiden. Hier lautete das Thema „Sterben“. Selbst hier trafen sie den richtigen Ton und ihre Bedenken blieben unbegründet. Und so freuen sie sich, dass ihre Bewerbung auch in diesem Jahr vom Kirchentag berücksichtigt wurde.
Zur eigenen Motivation verrät Hermanns: „Es ist natürlich toll, wenn man da hingeht und dann sieht, dass da eine Schlange von 600 Leuten steht, die gekommen sind, weil sie uns sehen wollen.“ Im Gegensatz zum Kölner Kabarett Klüngelbeutel sehen sie sich weniger sakral und bieten ein Programm, das eher durch eine gesellschaftliche denn eine kirchliche Brille schaut. Je nach Auftrag und Erwartungshaltung dauern die Vorbereitungen unterschiedlich lange. Für den Kirchentag bereiteten sie sich zwei Monate vor.
Das Programm für den Kirchentag 2019 ging zum Beispiel auf die neue Datenschutzverordnung ein. So stellten die beiden einem tobenden Publikum vor, wie Datenschutz in einer Gaststätte funktionierte, die den Datenschutz ernst nimmt. Von der Bestellung bis zur Abrechnung ist einiges komplizierter, wenn das Konsumierte personenbezogene Daten darstellen und man vor dem Erhalt der Rechnung ein Recht darauf hat, vergessen zu werden. Aber auch der obligatorische Anruf bei der Mutter ist nahezu unmöglich, wenn man die Telefonnummer nicht ohne Einverständnis speichern darf.
Auch vor der Ökumene machte das Kabarett keinen Halt. In der Dortmunder Fussballhochburg griffen sie das Thema „ökumenischer Fußball“ auf. „Oh, die Katholen sind nervös”, sagte dann der eine Fan, gespielt von einer der beiden Kabarettistinnen. „Kein Wunder, wenn man seit hunderttausend Jahren nach demselben Muster spielt”, entgegnet der andere Fan.
Text: Ebels/APK
Foto(s): Ebels
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