„Egal, in welches Musikgenre man reinhört, Gott kommt da immer wieder vor.“ Pfarrerin Laura Kadur hat sich gefragt, woher das kommt und warum sich so viele damit auseinandersetzen. Musik spricht eine tiefere Ebene in Menschen an und kann als Gebet interpretiert werden. Für die Pfarrerin ist Musik daher immer Teil der Verkündigung.
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Der Text zum Nachlesen
Gott in der Musik, das ist doch ein Thema, über das man auf jeden Fall reden sollte: eigentlich völlig egal, in welches Musikgenre man reinhört, Gott kommt da immer wieder vor. Madonna, Depeche Mode, aber auch im Heavy Metal oder natürlich in der deutschen Rock- und Popmusik. Gott spielt irgendwie immer eine Rolle und ich habe mich gefragt: „Warum ist das eigentlich so, oder warum setzen sie sich so viele damit auseinander?“
Jetzt hat natürlich Gott generell was mit dem Leben zu tun. Das glaube ich auf jeden Fall, aber ich glaube, dass die Musik noch mal eine ganz besondere, tiefere Ebene in den Menschen anspricht und sich Menschen auch noch mal musikalisch anders mit Gott auseinandersetzen. Musik ist quasi wie Gebet, wenn man so will. Ich glaube, dass uns das animieren sollte, ein bisschen mehr auf die Texte zu achten und sich zu fragen: „Wie ist eigentlich mein Lieblingsmusiker, meine Lieblingsmusikerin da auch irgendwie mit Gott unterwegs?“
Ich habe da ein bestimmtes Lied gerade im Kopf von The Fray, das heißt: you found me und das ist so toll, weil da quasi ein Mensch Gott auf der Straße begegnet und ihn auch wirklich fragt: „Wo warst du eigentlich in den Zeiten, wo es mir so schlecht ging?“ Und es eigentlich schlussendlich in dieser Antwort endet: „Ich war die ganze Zeit da. Ich bin mit dir gegangen durch die Höhen und durch die Tiefen des Lebens.“ Ich glaube, das ist das, was die Musik in einem bewirkt und das, was es auslöst. Gott ist da, die ganze Zeit eigentlich ist er ja mit uns unterwegs. Er wird immer wieder anders angesprochen, deshalb ist Musik immer Teil der Verkündigung, egal um welche Musik es sich handelt.
https://www.kkk-nord.de/wp-content/uploads/2021/11/Bildschirmfoto-2021-11-11-um-13.45.32-e1636637971528.png15692793https://www.kkk-nord.de/wp-content/uploads/2020/11/logo.png2023-06-29 22:01:002023-07-10 23:10:04Kirche2go fragt: „Wo ist Gott in der Musik?“
Eine Einweihungsstunde für zwei Objekte mit wissenschaftlichem wie privatem Blick in die Historie und auf das Heute in ökumenischer Verbundenheit. Innerhalb derVIA REFORMATA, des zunächst zwölfteilig konzipierten Geschichtspfades zur Reformation in der Kölner Innenstadt, wurden zwei weitere Stationen eröffnet. Dabei handelt es sich um jeweils eine Bodenplatte nordöstlich der Dominikanerkirche St. Andreas sowie im Südosten des Roncalliplatzes. Nach einem musikalischen Einstieg durch das Hornquartett–Ensemble (Daniela Held, Philipp Eick-Kerssenbrock, Maria Schönnenbeckund Jakob Valder) begrüßte Stadtsuperintendent Dr. Bernhard Seiger an der Andreaskirche zahlreiche Teilnehmende. Früher sei in dieser Gegend die Alte Universität angesiedelt gewesen, „die ja gegenüber der Reformation und ihren neuen Gedanken im 16. Jahrhundert alles andere als aufgeschlossen war”.
Ökumenische Einweihung der VIA REFORMATA-Stationen: Musik und Geschichtspfad vereinen Christen in historischem Gedenken
Die Einweihung der VIA REFORMATA-Stationen 1 und 2 erfolge mit einem protestantischen und einem ökumenischen Blick, stellte Seiger voran. „Für das Protestantische steht heute wieder die Bläsermusik, Sie ist ein Kennzeichen evangelischer Musikkultur.“ Ökumenisch sei der Geschichtspfad, weil er die Themen aus ökumenischer Perspektive bedenke. Der Stadtsuperintendent hieß auch Stadtdechant Robert Kleine herzlich willkommen undäußerte seine Freude über die abermals ökumenische Einweihung der Stationen. Im Oktober 2021 habe man bereits gemeinsam die Station Antoniterkirche eröffnet. „Ich freue mich darüber und denke: Wie gut, dass wir nach den Irrtümern und der Ablehnung über Jahrhunderte nun hier als Christen vereint stehen und Geschichte bedenken und lernen und hören, wie damals Konflikte zwischen Katholiken und Protestanten ausgetragen wurden, und wie wir heute gemeinsam unterwegs sind.“
VIA REFORMATA: Zwölf Stationen in Köln mit Symbolen des Weges und QR-Codes eingeweiht
Seiger erläuterte knapp das Konzept der VIA REFORMATA. Ihre zwölf Stationen in der Innenstadt, von denen aufgrund Baustellensituation nur noch die Adressen am Rathaus und Gürzenich fehlten, verfügten über dreiGestaltungsformen: Stelen, Wandtafeln und Bodenplatten. Verantwortlich für die Gestaltung zeichne Romano Amend. Als besondere Merkmale nannte Seiger das Symbol des Weges, die goldene Kugel und den QR-Code. Mittels des Codes können Informationen zum jeweiligen Standort und zur Historie/Gegenwart der Protestantinnen und Protestanten in Köln aufgerufen werden. Seinen Dank für die Unterstützung des Projekts richtete Seiger an die Stadt Köln. „Ich danke Oberbürgermeisterin Henriette Reker, Bezirksbürgermeister Andreas Hupke, den Fraktionen, der Verwaltung auf allen Ebenen.“
v.l. Günter Leitner, Msgr. Robert Kleine, Prof. Dr. Siegfried Hermle und Stadtsuperintendent Bernhard Seiger an der ersten Station der VIA REFORMATA
Die Station ‚Alte Universität‘ in Köln: Einblick in die Geschichte der vierten deutschen Universität
Es war an Siegfried Hermle, entpflichteter Professor für Kirchengeschichte an der Universität zu Köln, die Station „Alte Universität“ zu erläutern. Die im Januar 1389 in Betrieb genommene Kölner Universität mit über die Stadt verteilten Lehrgebäuden sei die vierte im damaligen Deutschen Reich gewesen, stellte der Theologe fest. Er charakterisierte es als etwas Besonderes, dass eine Reichsstadt eine solche Institution gegründet und finanziert habe. Professoren hätten Studenten aus ganz Europa in vier Fakultäten unterrichtet. Das Grundstudium wurde laut Hermle an der Artistenfakultät, der Philosophischen Fakultät absolviert. An den drei höheren habe man das Studium fortsetzen können. Als bedeutende Vertretende der Theologischen Fakultät nannte Hermle etwa den in St. Andreas bestatteten Albertus Magnus, den in der Minoritenkirche beigesetzten Franziskaner Johannes Duns Scotus sowie den Mystiker Meister Eckhart.
Der Humanismus als Herausforderung an der Kölner Universität: Die Geschichte von Adolf Clarenbach
Als herausfordernd bezeichnete Hermle für die Kölner Uni seit Mitte des 15. Jahrhunderts denHumanismus. In Italien ausgebildet, habe die geistige Strömung auch hierzulande eine wachsende Anhängerschaft gefunden. „In dieser aufgewühlten Zeit”, in der die alte, traditionelle Scholastik sich entschieden gegen den Humanismus gestellt habe, habe im August 1514 der spätere Märtyrer Adolf Clarenbach sein Studium an der Uni aufgenommen. Nach seinem Magisterexamen habe er als Lehreretwa in Münster und in seiner Heimat Lennep gewirkt. Aus seinen jeweiligen Tätigkeitsorten sei Clarenbach ausgewiesen worden, da er bald auch reformatorische Ideen vertreten habe. „Als er im April 1528 mit seinem Freund Klopriß nach Köln kam, wurde er, obwohl er in Köln zu keiner Zeit reformatorisch gewirkt hatte, sofort verhaftet.”
Die Märtyrer Adolf Clarenbach und Theodor Fabritius: Bedeutende Figuren der reformatorischen Bewegung in Köln
Von Inquisitoren lang und scharf verhört, sei er schließlich zum Tode verurteilt worden. Begründung: Clarenbach sei „ein reüdig schaff und faul stinckend glid“, das von der „Kirchen abgeschnitten werden müsse“. Zusammen mit Peter Fliestedten, „der im Dom seiner Verachtung der Eucharistie Ausdruck verliehen hatte“, wurde Clarenbach im September 1529 auf Melaten verbrannt. Laut Hermle bedeutsam für die reformatorische Bewegung in Köln sei weiter Theodor Fabritius gewesen. Dieser habe kurz in Köln studiert, sei 1522 nach Wittenberg gewechselt. „Zurück in Köln bot er im Sommer in der Kronenburse Vorlesungen über die hebräische Sprache an.“ In diesen habe er auch reformatorische Ideen entfaltet. Das Veranstaltungsverbot des Rates habe Fabritius zunächst ignoriert. Nach einer ersten Verhaftung im Oktober 1528wieder entlassen, sollte er aufgrund fortgesetzter Tätigkeit in privatem Rahmen Monate später erneut inhaftiert werden. Jedoch sei ihm die Flucht aus Köln gelungen.
„Dem Gedenken an Clarenbach und Fabritius ist diese 1. Station der VIA REFORMATA gewidmet“, informierte Hermle. „Ersterem als Student, letzterem als Lehrendem an der Uni Köln, dessen Wirksamkeit ein kleiner Impuls im Blick auf die Bekanntmachung reformatorischer Gedanken in dieser Stadt gewesen sein mag.“
Station: Domhof/Roncalliplatz
v.l. Günter Leitner, Msgr. Robert Kleine, Stadtsuperintendent Bernhard Seiger, Prof. Dr. Siegfried Hermle und Dr. Hans-Georg Link
Nach kurzem Fußweg erreichte die Gruppe die südöstliche Ecke des Roncalliplatzes. Dort erinnert nun eine Bodenplatte als 2. Station der VIA REFORMATA an die Verbrennung von Luthers Schriften 1520 auf dem früheren Domhof. Die einleitende Interpretation des Hornquartetts von Martin Luthers Choral„Ein feste Burg ist unser Gott“ (1529) nutzte Seiger, um ihn als„Hymne der protestantischen Beharrlichkeit“ zu würdigen. Vor 500 Jahren wäre es nicht möglich gewesen, „das hier zu sagen oder zu singen oder zu spielen“. Die auf die Erneuerung der Kirchenstrukturen und mancher Rituale gerichteten evangelischen Gedanken seien hier unerwünscht gewesen. Ebenso das Werben um die Rückkehr zum Glauben an Christus. „1529 starben für ihren evangelischen Glauben Peter Clarenbach und Adolf Fliedsteden.“
Luthers Kampf für Reform: Von wissenschaftlichem Disput bis zur Verbrennung von Büchern
Luther habe die römische Kirche nicht spalten, sondern reformieren, von innen erneuern wollen, ging Seiger auf den historischen Konflikt ein. „Er wollte einen wissenschaftlichen Disput.“ Seiger verdeutlichte, dass Luther weder bei der Forderung Roms, die 95 Thesen von Wittenberg zu widerrufen, noch nach Veröffentlichung der Bannandrohungsbulle 1520 eingeknickt. Er habe widersprochen und selbst „zu grobem Besteck“ gegriffen: „Er schreibt eine Gegenbulle und bezeichnet die Schrift als Blasphemie und den Papst als Antichrist.“ Aufgrund des Buchdrucks hätten sich der Reformgedanken weit verbreitet.
Die Verbrennung von Büchern Luthers an vielen Orten, darunter am 12. November 1520 auf dem Domhof in Köln, bezeichnete Seiger als „nächste Eskalation“. Als protestantische Antwort habe Luther im Dezember in Wittenberg die päpstliche Bulle und das Kanonische Recht der katholischen Kirche verbrannt, schilderte Seiger den dramatischen Fortgang mit der Einladung auf den Reichstag in Worms 1521. „Da war dann für ihn die große Bühne vor Kaiser und Reich. Er wurde gehört, fand Unterstützung und kam lebend davon.“
Luthers Erbe und die ökumenische Hoffnung: Aufrecht bleiben für die Wahrheit und partnerschaftliches Miteinander
„Als Protestant sage ich: Wie gut, dass Luther und die Seinen aufrecht blieben! Es kann Zeiten geben, da muss man um die Wahrheit streiten“, betonte der Stadtsuperintendent. Heute würden viele Luthers Analyse der festgefahrenenkirchlichen Lage befürworten: „den Verweis auf den Kern des christlichen Glaubens, die Bibel und das Versöhnungshandeln Christi. Und auch weite Teile der römischen Schwesterkirche sehen die Dinge heute tiefgreifend anders als 1520. Wie gut!“ Natürlich habe Luther durch die Bezeichnung des Papstes als Antichrist auch Unrecht gehabt. „Es sprach daraus eine Verachtung, die alles andere als geeignet war, Brücken zu bauen.“
In einem ersten Gedanken dazu ging Seiger auf die bestehende Debatte ein, „ob nicht die römische Kircheden Bann gegen Luther aufheben könne und umgekehrt die evangelische Kirche die Verdammungssätze gegen die römische Kurie“. 1999 und 2017 sei da schon viel passiert. „Das könnte die Ökumene voranbringen“, verwies er auf den anwesenden Theologen Dr. Hans-Georg Link. Dieser habe das Thema insbesondere 2020 angestoßen mit dem Altenberger Ökumenischen Gesprächskreis. „Schön, dass Sie da sind“, begrüßte er Link. Gleichwohl würden solche Entscheidungen nicht auf Stadt- oder Verbandsebene, sondern in Rom getroffen. „Wichtig ist, dass wir heute partnerschaftlich und respektvoll miteinander umgehen und zusammen lernen, was der christliche Glaube in unserer Zeit uns sagt und wohin er uns treibt. Und das tun wir zusammen“, versicherte Seiger.
Bücherverbrennung gestern und heute: Für Presse- und Meinungsfreiheit eintreten
1520 hätten hier Bücher gebrannt, führte er einen zweiten Gedanken aus. Ebenso hätten im Mai 1933 Bücher jüdischer Autorinnen und Autoren gebrannt nach dem Motto: „Wider den undeutschen Geist“. Schon 1823 habe Heinrich Heine geschrieben: „Dort, wo man Bücher verbrennt, verbrennt man auch am Ende Menschen.“ Und es stimme, verwies Seiger auf die Schriften Luthers und die Märtyrer Clarenbach und Fliesteden sowie auf diejüdischen Bürgerinnen und Bürgern im Nazi-Deutschland. Und es stimme heute in China, im Iran und in Russland. Dort würden Gedanken verboten, eine freie Presse gebe es nicht. „Wie gut, dass hier, auf dem Roncalliplatz, heute Demonstrationen stattfinden können, weil wir ein demokratischer Rechtsstaat sind und in einer mündigen Demokratie leben dürfen!“
Das Thema Bücherverbrennung sei heute so aktuell wie zu anderen Zeiten, zog Seiger eine Linie zu Verboten des freien Journalismus, von Zeitungensowie der Kontrolle des Internets zu ideologischen Zwecken. Auch um auf dieses Unrecht aufmerksam zu machen, stünden wir hier, forderte Seiger weltweit Presse- und Meinungsfreiheit. Auch, „dass in unseren Kirchen frei gedacht und gesprochen werden darf, um der Wahrheit und der Wahrhaftigkeit willen“. Vor diesem Hintergrund „ist das hier eine sehr aktuelle Station“, schloss der Stadtsuperintendent.
Einheit in Vielfalt: Erinnerung an Bücherverbrennung und Plädoyer für Freiheit und Ökumene
Stadtsuperintendent Bernhard Seiger und Msgr. Robert Kleine
Stadtdechant Monsignore Robert Kleine erinnerte ebenso an die Zeiten, in denen man sich gegenseitig vorgeworfen habe, nicht in diese Welt zu gehören. Der Roncalliplatz sei nach dem bürgerlichen Familiennamen von Papst Johannes XXIII. benannt. Dieser habe das 1962 eröffnete Zweite Vatikanische Konzil einberufen, und damit auch Erneuerungen in der Kirche zu den Themen Ökumene und Religionsfreiheit angestoßen. Kleine wandte sich weiter von verschiedener Seite dem Vorgang der Bücherverbrennung zu. So zitierte er den Schriftsteller Erich Kästner: „Seit Bücher geschrieben werden, werden Bücher verbrannt.“
Bücherverbrennung nannte der Stadtdechant ein die Menschen seit der Antike begleitendesPhänomen, und führte unterschiedlich motivierte Beispiele an. Darunter die Verbrennung von Publikationen jüdischer Autoren und Wissenschaftler am 17. Mai 1933 vor dem Gebäude der damals in der Claudiusstraße sitzenden Uni (heute eine Adresse der TH Köln). „Wo man Bücher verbrennt, verbrennt man auch am Ende Menschen“, verwies ebenso Kleine auf die von Heine in seiner Tragödie „Almansor“ 1823 veröffentlichte Warnung. Die Geschichte, die heute erinnerten Ereignisse versteht Kleine ebenso als eine Mahnung. „Wir müssen viel mehr auf das Gemeinsame blicken“, redete er einer gelingenden Ökumene das Wort. Wir müssten versuchen, Einheit zu erlangen, auf das Verbindende zu sehen und zusammenzustehen, wo Freiheit der Meinung, Freiheit des Denkens und Religionsfreiheit gefährdet seien. Auf diesem Platz demonstrieren zu können, das müssten wir zu schätzen wissen. In diesem Sinne sei die Bodenplatte auch eine Freiheitsplakette. Sie biete Einblick in die leidvolle Geschichte der reformierten Kirche, aber auch Ermutigung für das Gemeinsame.
Stadtführer Günter Leitner wies abschließend darauf hin, dass bereits der „Weg des Bedenkens zu Adolf Clarenbach und Peter Fliesteden“ 2016 ein ökumenisch begangener gewesen sei. Ebenso ermögliche uns die VIA REFORMATA, Stadtgeschichte Kölns neu zu erschließen. „O Cöln, Cöln, wie verfolgst du das Wort Gottes“, zitierte Leitner einen Ausspruch, den Clarenbach auf seinem letzten Weg vom Domhof zur Hinrichtung getätigt haben soll. So seien dieser und die weiteten Standorte der VIA REFORMATA als Einladung zu verstehen, „das Wort Gottes durch die Stadt zu verfolgen“.
https://www.kkk-nord.de/wp-content/uploads/2023/06/DSC_6112.Via-Reformata.Einweihung-2.-Station-Domhof.Roncalliplatz.-27.6.2023.-c-E.Broich-scaled-1.jpg14422560https://www.kkk-nord.de/wp-content/uploads/2020/11/logo.png2023-06-28 22:00:002023-07-09 23:00:06Evangelischer Kirchenverband in Köln und Region eröffnete weitere Stationen der VIA REFORMATA
Es ist ein aufregender Moment für alle Beteiligten – das erste Popup-Hochzeitsfest seiner Art wird am 26. August in Köln und Umgebung stattfinden. Entsprechend schwankt die Stimmung zwischen Nervosität und ausgelassener Vorfreude, als sich das Team der Segnenden auf der Wiese vor der Christuskirche versammelt. Insgesamt nehmen etwa 30 Pfarrpersonen und Prädikant:innen an diesem besonderen Hochzeitsfest teil. Zwar sind nicht alle heute anwesend, aber viele von ihnen haben den Weg hierher gefunden. Und ehrlich gesagt, ist das auch nicht so schlimm, denn es gibt Eis und bei 30 Grad sind ein paar mehr davon gar nicht verkehrt.
Das Projekt und seine Herausforderungen: Die Idee hinter der einzigartigen Hochzeit
So stehen sie also im Kreis vor der Kirche, treffen in dieser Konstellation zum ersten Mal aufeinander und tauschen sich aus. Sie erzählen, was sie hierhergeführt hat und warum sie Teil dieses Projektes sind. Und eigentlich, was es überhaupt genau ist. Denn auch wenn sich die Idee, dass Paare an einem einzigen Tag spontan heiraten können, einfach anhört, so ist die Umsetzung hinter den Kulissen doch alles andere als unkompliziert.
Die logistische Meisterleistung: Vorbereitungen und Planungen für viele Paare
Das Team hofft auf viele Paare und dies erfordert eine logistische Meisterleistung. Deshalb machen sich die Mitglieder nach dem Eis auf einen Rundgang. Sie durchlaufen die verschiedenen Segnungs-Stationen und überlegen, wo es sich gut picknicken lässt. Sie fragen sich, wie sich ein kölscher Segen von einer intimen kleinen Seifenblasenhochzeit unterscheidet.
Der Rundgang und die Segnungs-Stationen: Eine Entdeckungsreise für das Team
Schließlich kehren sie in die Kühle der Kirche zurück, wo genug Platz und Raum für Fragen ist. Und es gibt tatsächlich viele Fragen, während sich die Gruppe darüber austauscht, kommen die Menschen dem Fest gedanklich immer näher. Man sieht einigen an, dass sie bereits konkrete Vorstellungen von diesem besonderen Tag haben. Und wenn diese Vorstellungen nur halb so fantastisch sind wie die Stimmung im Team, dann erwartet uns wahrhaftig ein wundervoller Tag.
Hier findet ihr alle wichtigen Informationen zum Hochzeitsfest am 26. August 2023:
https://www.kkk-nord.de/wp-content/uploads/2023/06/Stylish-Vision-Board-Photo-Collage-Poster-scaled-1.jpg14402560https://www.kkk-nord.de/wp-content/uploads/2020/11/logo.png2023-06-28 10:00:002023-07-08 23:00:07Das erste Treffen der Segnenden: Aufregung und Vorfreude vor dem Popup-Hochzeitsfest
In der Region Köln gibt es auch in der kommenden Woche wieder viele interessante Termine und Veranstaltungen rund um die evangelischen Kirchengemeinden. Vom Königsdorfer Literaturforum mit dem Journalisten Frank Überall bis hin zu einem offenen Abend zum Thema „Hoffnung“ in der Stephanuskirche bietet sich ein abwechslungsreiches Programm. Erfahren Sie jetzt mehr über die anstehenden Events und besuchen Sie Ihre Gemeinde vor Ort. Lesen Sie weiter für weitere Informationen zu den einzelnen Terminen.
29.06.2023, 20:00 Evangelische Christusgemeinde Brauweiler-Königsdorf
Evangelisches Gemeindehaus Frechen-Königsdorf, Ecke Pfeilstraße / Franz-Lenders-Straße, Pfeilstraße 40 Frank Überall mit „Wie die Presse sich aufführt – Die Darstellung des Journalismus in der Bestseller-Literatur“
„Königsdorfer Literaturforum“
Das „Königsdorfer Literaturforum“ findet am Donnerstag, 29. Juni 2023, um 20 Uhr im Evangelischen Gemeindehaus Frechen-Königsdorf, Ecke Pfeilstraße / Franz-Lenders-Straße, Pfeilstraße 40, statt: Der Kölner Journalist und Professor an der Hochschule für Medien, Kommunikation und Wirtschaft sowie amtierender Vorsitzender des Deutschen Journalistenverbandes (DJV), Frank Überall, wird aus seinem aktuellen Buch „Wie die Presse sich aufführt – Die Darstellung des Journalismus in der Bestseller-Literatur“ vortragen. Der Eintritt ist frei, wenngleich um freiwilligen „Austritt“ gebeten wird.
01.07.2023, 18:00 Trinitatiskirche
Trinitatiskirche, Filzengraben 4, 50676 Köln Orgelvesper
Orgelvesper mit Pfarrerin Ulrike Gebhardt und Barbara Mulack
Kantorin Barara Mulack improvisiert Natur-, Jahreszeiten-und Schöpfungsliedern des Evangelischen Gesangbuches in der Trinitatiskirche, Filzengraben 4, 50676 Köln. Barbara Mulack ist Kantorin der Evangelischen Kirchengemeinde Rodenkirchen und Kreiskantorin des Kirchenkreises Köln-Süd. Sie studierte Kirchenmusik, Cembalo, Germanistik, Geschichte und Musikwissenschaft. Neben ihrer Tätigkeit in den vielfältigen kirchenmusikalischen Sparten der beiden Arbeitsbereiche gilt ein Interesse der Aufführung des Bachschen Kantatenschaffens sowie der Kompositionen des Bachschen Familien-und Schüler-Umfeldes mit der Kantorei Rodenkirchen und dem Orchester Rodenkirchener Barock mit Barockinstrumenten in der seit 1994 bestehenden gemeindlichen Kantaten-Reihe. Mit Ulrike Gebhardt, Pfarrerin in der Evangelischen Kirchengemeinde Köln-Lindenthal.
Eine Holzkirche, zehn Jahre jung. Wie sieht es eigentlich hinter der Kirchentür aus? Was macht die Immanuel-Kirche, Bonhoefferstraße 10, 51061 Köln, so besonders? Am Sonntag, 2. Juli 2023, stehen die Türen von 14 bis 17 Uhr weit offen. Die Besuchenden können sich in aller Ruhe umschauen. Das Kirchenführungsteam steht zur Verfügung, man kann auch um 15 Uhr an einer Kirchenführung teilnehmen. Die Empore ist aufgrund der jährlichen Imprägnierung vorübergehend nicht zugänglich.
02.07.2023, 15:00 Evangelische Gemeinde Köln
Kartäuserkirche, Kartäusergasse 7a, 50678 Köln Erzählcafé Festival HerbstGold
Highlights aus 12 Jahren mit prominenten Gästen
Leben – Geschichten – Erzählen: Das große Erzählcafé-Festival zum 12-jährigen Bestehen (die Feier des 10-jährigen ist coronabedingt entfallen) startet am Sonntag, 2. Juli, 16 Uhr, und dauert bis 21 Uhr. Auf dem Gelände der Kartäuserkirche, Kartäusergasse 9-11, gibt es ein buntes Programm mit vielen bekannten Persönlichkeiten und Musikbeiträgen. Als Gäste werden unter anderem erwartet: Pfarrer Franz Meurer, MAF Räderscheidt, Andreas Hupke, Martina Böhmer, Ingrid Müller-Münch, Georg Tillmann, Tom Words und Celine und Markus Reinhardt. Der Eintritt ist frei.
Ratschläge fürs Leben sind das Einzige, was wir immer kostenlos kriegen: Sport treiben, das Rauchen abgewöhnen, nicht zu tief ins Glas schauen, nett zu den Mitmenschen sein… Am 2. Juli 2023 gibt es im Rahmen der Reihe „Sommerkonzerte in der Christuskirche“ etwas andere musikalische und humoristische Lebensratschläge mit Marion Köhler (Klavier) und Daniela Bosenius (Gesang/Violincello). Der Eintritt ist frei, Spenden sind erwünscht. Die Evangelische Kirchengemeinde Brühl freut sich auf zahlreiche Besucher in der Christuskirche, Mayersweg 10, 50321 Brühl.
In den Sommerferien lädt Pfarrerin Grit de Boer herzlich zu offenen Abenden – hoffentlich lauschigen Sommerabenden – ein, um miteinander über das Thema Hoffnung ins Gespräch zu kommen. Und zwar jeden Dienstagabend ab 18:30 Uhr in der Stephanuskirche, Brehmstraße 4-6, 50735 Köln. Ob nach der Arbeit, oder während des Urlaubs Zuhause oder weil man einfach mal Kontakt zu seiner Kirchengemeinde haben möchten und nette Menschen treffen will. Frau de Boer freut sich, backt Laugengebäck und stellt Wasser & eine Flasche Wein kühl.
https://www.kkk-nord.de/wp-content/uploads/2023/06/Fun-ESL-Activity-Musical-Instruments-Posters-scaled-1.jpg14402560https://www.kkk-nord.de/wp-content/uploads/2020/11/logo.png2023-06-27 22:00:002023-07-07 23:00:06Wochentipps: Einige Highlights der kommenden Woche
In der Nacht vom 28. auf den 29. Juni 1943 erfolgte der für Köln folgenschwerste Luftangriff im Zweiten Weltkrieg. Bei dem „Peter-und-Paul-Angriff“, benannt nach dem Gedenktag der beiden Apostel, „verloren Tausende ihr Leben, Zehntausende Hab und Gut“, erinnerte der evangelische Pfarrer Armin Beuscher zu Beginn eines ökumenischen Gedenkgangs. Dazu eingeladen hatten in bewährter Kooperation der Evangelische Kirchenverband Köln und Region sowie der Katholikenausschuss in der Stadt Köln. Insgesamt war es die elfte Auflage der einst von Beuscher initiierten Veranstaltung durch wechselnde Kölner Veedel – im Gedenken an die Opfer von Faschismus, Krieg und Gewalt. In diesem Jahr steuerte das vertraute Team mit Beuscher, Dr. Ernst-Albert Cramer und Rainer Thelen (beide Katholikenausschuss) sowie Historiker/Stadtführer Günter Leitner sieben Orte in der Kölner Neustadt-Süd an. Sehr verschiedene Adressen, an den Menschen gelebt und gelernt haben, an denen sie Gottesdienst gefeiert haben und es immer noch tun. Ebenso Orte, an denen Menschen Gewalt angetan wurde und an die Schrecken von NS-Terror und Krieg erinnert wird.
Hiroshima-Nagasaki-Park
Zum Auftakt versammelten sich rund zwanzig Interessierte im Hiroshima-Nagasaki-Park südlich des Aachener Weihers. Am 2007 enthüllten Mahnmal „Atomwaffen abschaffen“ erläuterten Beuscher und Leitner die Geschichte der hügeligen Anlage. Wo sich heute einer der höchsten Schuttberge der Domstadt erhebt, war 1938 das „Maifeld“ eingeweiht worden. Es diente als Aufmarschgelände für bis zu 200.000 Menschen. Mit dem Versammlungsplatz wurde auch dessen große Tribüne nördlich der Bachemer Straße unter Kriegstrümmern begraben. Früher habe man das bepflanzte Areal „Wiese am Aachener Weiher“ genannt, so Beuscher. Lange insbesondere von Menschen unter dreißig Jahren frequentiert, werde die ausgedehnte Grünanlage inzwischen sehr breit zu Erholungszwecken angenommen. Ein Ort, an dem Erfahrungen von Krieg und Frieden zusammenträfen.
Dieser Abschnitt des Inneren Grüngürtels mutet Leitner wie ein Grabhügel an. Der Historiker blickte auf die Entwicklung der Namensgebung. 2000 habe das Kölner Friedensforum angeregt, in einem Kölner Park eine Erinnerung zu schaffen an die Abwürfe von Atombomben 1945 auf Hiroshima und Nagasaki, an die ungezählten Opfer. An der Suche nach einem Gedenkort habe der Stadtrat die Bezirksvertretungen (BV) beteiligt. Schließlich sei der in der BV Innenstadt beschlossene Hiroshima-Nagasaki-Park 2004 eröffnet worden. Stark beeinflusst habe die Entscheidung sicher auch die Nähe zu den Standorten des Museums für ostasiatische Kunst und des Japanischen Kulturinstituts, erläuterte Beuscher. Das einen Origami-Kranich darstellende Mahnmal ist von drei Bäumen umstellt. Ein Ginkgo symbolisiert Hiroshima, eine Japanische Blütenkirche steht für Nagasaki, eine Schwarz-Pappel für Köln.
Laut Beuscher zähle zu den Gedenkweg-Ritualen, liturgische, spirituelle Texte und Impulse auf den Weg mitzugeben und diesen mit eben solchen zu beschließen. In diesen erbaten Cramer und Thelen etwa „Kraft, denen in Solidarität beizustehen, die leiden und die heute in Angst leben“. Auch trugen sie eine Erkenntnis des Generals Omar Bradley vor. Im Zweiten Weltkrieg einer der führenden Kommandeure der US-Streitkräfte, formulierte Bradley am Ende seines aktiven Militärdienstes: „Wir leben im Zeitalter der nuklearen Riesen und ethischen Zwerge, in einer Welt, die Brillanz ohne Weisheit, Macht ohne Gewissen erreicht hat. Wir haben die Geheimnisse des Atoms entschleiert und die Lehren der Bergpredigt vergessen. Wir wissen mehr über den Krieg als über den Frieden und mehr über das Sterben als über das Leben.“
Israelische Volksschule / Israelisches Kinderheim
An der zweiten Station, in der Lützowstraße, informierten Leitner und Beuscher die Mitgehenden über die Geschichte der ehemaligen Städtischen Israelischen Volksschule und des einst schräg gegenüber befindlichen Israelischen Kinderheimes. Dieser Ort sei vielen kaum bekannt, so Leitner. Im Gebäude der einst wohl größten öffentlichen jüdischen Volksschule in Deutschland befindet sich heute das städtische Berufskolleg an der Lindenstraße. 1938 wurde die Volksschule geschlossen. An der Fassade in der Lützowstraße befindet sich eine Gedenktafel, die auch auf das 1909 eingeweihte Kinderheim hinweist. Diese Einrichtung mit einer Synagoge auf dem Hof habe die Stadtverwaltung bis 1941 bestehen lassen, so Leitner. Die Mehrzahl der Kinder habe die jüdische Volksschule direkt gegenüber besucht. Leitner referierte, dass die Heimerziehung auf eine praktische Ausbildung gezielt habe, später mit Lehrwerkstätten auch innerhalb der Einrichtung. Nach Schließung des Heimes seien zahlreiche der Kinder und Jugendlichen sowie die Erzieherinnen und Betreuenden 1942 in den Osten deportiert worden.
Christi Auferstehungskirche
Am Eingang der alt-katholischen Christi Auferstehungskirche auf der Ecke Jülicher Straße/Moltkestraße wurde die Gruppe von Pfarrer Jürgen Wenge erwartet. Informativ und kurzweilig blickte Wenge auf die Entstehung der Alt-Katholischen Kirche sowie ihre Entwicklung in Köln. Auf dem Konzil 1869/70 in Rom hätten sich Kritiker gegen zwei beschlossene Dogmen gewandt. Zum einen gegen die Unfehlbarkeit des Papstes in Fragen der Moral und des Glaubens. Zum anderen gegen dessen oberste Entscheidungsgewalt über die gesamte Weltkirche. Für diese Gruppe, deren Mitglieder sich Alt-Katholiken nannten, verstießen diese neuen Lehren „gegen die Aussagen der Bibel und den Glauben der Alten Kirche“. Statt, wie erhofft, in den bestehenden römisch-katholischen Gemeinden eigene Vereine bilden zu können, wurden sie vom Papst exkommuniziert.
Wenge erzählte, dass die von der Reformbewegung in Köln gegründete Gemeinde 1874 staatlich anerkannt worden sei. Deren 1907 eingeweihte Kirche, „der größte eigene Sakralbau der Alt-Katholiken in Deutschland“, sei im Mai 1943 komplett zerstört worden. Die in den 1980er Jahren festgestellten irreparablen Schäden an der Notkirche hätten die Gemeinde zum Verkauf des Kirchengrundstücks bewegt. Auf diesem errichtete ein Investor 1992/93 ein Bürogebäude in den Maßen der ersten Kirche. Und auf dem Gelände des früheren Pfarrgartens entstand die heutige Auferstehungskirche. „Vor dem Zweiten Weltkrieg verfügte die Gemeinde über 2000 Mitglieder, heute sind es 650“, so der Pfarrer. Die Gemeindeglieder verteilten sich über das ganze Stadtgebiet und darüber hinaus. Die Alt-Katholische Kirche sei eine liberale, betonte Wenge. Ihre Struktur charakterisierte er als demokratisches System, das sich mit dem katholisch-bischöflichen System mische. Wenge war früher römisch-katholischer Priester. Mit dem Übertritt sei auch er exkommuniziert worden. „Aber ich kann ihnen versichern, ich leide nicht darunter.“
Jeremiahaus
In der Mozartstraße befasste sich die Gruppe zunächst mit dem ehemaligen Standort des Jeremiahauses. Von außen wie ein gewöhnliches Wohnhaus wirkend, habe es von 1964 bis 2006 als ein Gemeindezentrum mit integriertem Kirchsaal der Evangelischen Gemeinde Köln gedient, so Beuscher. Auch hätten sich darin Wohnungen für Gemeindemitarbeitende sowie Räume für gemeindliche Arbeit befunden. Immerhin hätten außen ein Kreuz und ein kleiner Glockenturm auf die Funktion hingewiesen. Beide fehlen heute, doch zeigt sich die Fassade des privaten Wohn- und Gewerbehauses gegenüber der einstigen protestantischen Predigtstätte nicht allzu sehr verändert. Beuscher erinnerte auch daran, wie es zum Bau des Jeremiahauses kam. Es sei zur Nahversorgung von und zwecks intensiverer Arbeit mit Gemeindegliedern eingerichtet worden. Schließlich hätten Sparzwänge die Evangelischen Gemeinde Köln nicht nur zum Verkauf des Jeremiahauses, sondern auch der Kreuzkirche in der Machabäerstraße veranlasst. Letztere hatte laut Leitner gerade eine neue Orgel erhalten, findet es der Historiker noch heute „bemerkenswert, dass man die Kreuzkirche so schnell aufgegeben hat“. Der besondere Sichtbeton-Altar mit integriertem Taufbecken des Jeremiahauses hat gemäß Beuscher auf dem historischen evangelischen Geusenfriedhof im Stadtteil Lindenthal eine neue Heimat gefunden. Dort werde er etwa für österliche Auferstehungsgottesdienste genutzt.
„Braune Haus“
In der Mozartstraße 28 befand sich von 1933 bis 1934 der Sitz der Leitung des Gaus Köln-Aachen der NSDAP. Früh schon wurden auch hier Regimekritiker und Oppositionelle inhaftiert, verhört, gefoltert. In das „Braune Haus“ habe ein Kommando aus SA- und SS-Mitgliedern am 9. März 1933 auch Wilhelm Sollmann verschleppt, sagte Leitner. Der Journalist und führende Kölner Sozialdemokrat war bis 1933 Mitglied des Reichstags. Am Sitz der Gauleitung, so hatte Leitner einst von Sollmanns Tochter erfahren, habe man ihren Vater vor ein geöffnetes Fenster gestellt, um einen „Unfall“ zu provozieren. Doch Sollmann habe sich aus der Situation herausmanövrieren können. Später gelang ihm die Flucht nach Luxemburg, 1937 konnte er in die USA emigrieren. Leitner kam ebenso auf die Gauleiter für Köln-Aachen zu sprechen. Auf den alkoholkranken Robert Ley sei von 1931 bis 1945 Josef Grohé gefolgt. Grohé habe nach dem Krieg als Spielzeug-Vertreter gearbeitet und zuletzt in Köln-Brück gewohnt. Dort war ihm der elfjährige Leitner regelmäßig begegnet, bei der Zustellung der Kirchenzeitung.
Yitzhak-Rabin-Platz
Die vorletzte Station bildete der Yitzhak-Rabin-Platz zwischen Engelbertstraße und Hohenstaufenring. Mit ihm wird, wie in anderen Städten, des 1995 ermordeten israelischen Ministerpräsidenten gedacht. Bereits ein Jahr später wurde der nach ihm benannte Platz eingeweiht. Den Schlusspunkt des Gedenkganges bildete die nach Plänen von Fritz Schaller nach ihrer Kriegszerstörung in den 1950ern neugestaltet wiederaufgebaute Kirche St. Mauritius am Mauritiussteinweg. Dort schlossen Beuscher und erneut Cramer und Thelen mit liturgischen Texten.
https://www.kkk-nord.de/wp-content/uploads/2023/06/DSC_6010.-Oekumenischer-Gedenkgang.-von-links.-Dr.-med-Ernst-Albert-Cramer.-Pfarrer-Armin-Beuscher.-Historiker-Guenter-Leitner.-c-E.-Broich-scaled-1.jpg14402560https://www.kkk-nord.de/wp-content/uploads/2020/11/logo.png2023-06-26 22:00:002023-07-06 23:00:07Ökumenischer Gedenkgang durch die Kölner Neustadt-Süd zur Erinnerung an die Luftangriffe an Peter und Paul 1943
Bernhard Seiger, Ulrike van Lengerich und Daniel Drewes (v.l.).Bernhard Seiger, Stadtsuperintendent des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region, entpflichtete Ulrike van Lengerich.
Im Rahmen eines Entpflichtungsgottesdienstes und einer kleinen Feierstunde ist Ulrike van Lengerich Mitte Juni in den Ruhestand verabschiedet worden. Mit einem lachenden und einem weinenden Auge verlässt Ulrike van Lengerich das Evangelische Jugendreferat Köln und Region.
Sieben aufregende Jahre voller Energie, Kreativität, Veränderungsbereitschaft und Entschlossenheit hat sie zu verzeichnen und kann das Ruder nun an Daniel Drewes als neuen Leiter des Evangelischen Jugendreferates Köln und Region übergeben.
In der Jugendarbeit laufen viele Fäden zusammen: Angefangen mit der Vernetzung aller Akteure, über die Außenvertretung der evangelischen Jugendarbeit in der Politik, Veranstaltungsorganisation, Finanzierung, Informationsweitergabe bis hin zur Öffentlichkeitsarbeit und weiteren Serviceangeboten. Also ein überaus vielseitiges Arbeitsfeld, welches es zu meistern gilt.
Stärkung der gemeindlichen und übergemeindlichen Jugendarbeit
Eine ganz besondere Herausforderung stellte sicherlich die Zusammenlegung der vier Jugendreferate dar. Während bis Dezember 2022 noch vier Jugendreferate, in den evangelischen Kirchenkreisen Köln-Mitte, -Nord, -Rechtsrheinisch und -Süd, und das Jugendpfarramt im Evangelischen Kirchenverband Köln und Region zuständig waren, ist seit Jahresbeginn das neu gegründete „Jugendreferat Köln und Region“ die richtige Anlaufstelle.
„Kräfte zu bündeln“ war sicherlich eine der Kernaufgaben von Ulrike van Lengerich in ihrer Amtszeit. Sie sagte: „Wir stärken die gemeindliche und übergemeindliche Jugendarbeit. Wir stärken junge Menschen und ehrenamtliches Engagement und übernehmen damit eine wichtige gesellschaftliche Aufgabe.“
Bernhard Seiger, Stadtsuperintendent des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region, entpflichtete Ulrike van Lengerich. Er blickte auf die vergangenen sieben Jahre zurück und würdigte die langjährige und engagierte Arbeit von Ulrike van Lengerich sowie ihren Einsatz.
Die Feierstunde im Anschluss an den Gottesdienst bot den zahlreichen Gästen die Möglichkeit, sich persönlich von van Lengerich zu verabschieden. Es gab viele lobende Worte und Dankbarkeit für Arbeit.
Der Ruhestand – ein wichtiger Übergang in das nächste Kapitel des Lebens, in dem man die Freiheit genießen kann, sich seinen Interessen und Hobbys zu widmen, Reisen zu unternehmen, mehr Zeit mit Familie und Freunden zu verbringen. Und was Ulrike van Lengerich nun plant? Sie freut sich zunächst einmal auf ihre Reise durch Skandinavien.
Text: Claudia Klein-Adorf/APK Foto(s): Sammy Wintersohl/Hartmut van Lengerich
https://www.kkk-nord.de/wp-content/uploads/2023/06/05D45E7D-8F39-4A3B-A079-7755B397CC0B-scaled-e1687419575371.jpg10811926https://www.kkk-nord.de/wp-content/uploads/2020/11/logo.png2023-06-25 22:00:002023-07-04 23:10:04Evangelisches Jugendreferat Köln und Region: Ulrike van Lengerich geht in den Ruhestand
Die Evangelische Familienbildungsstätte Köln (fbs) bietet seit kurzem die Möglichkeit, mit einer Gruppe von bis zu zwölf Personen ein einzigartiges Koch- und Backererlebnis zu genießen. Ganz gleich, ob es sich um einen Geburtstag, eine Weihnachtsfeier, ein Abteilungsevent oder einfach nur eine gemeinsame Kochsession mit Freunden handelt – die Evangelische Familienbildungsstätte Köln sorgt für die Organisation und stellt sicher, dass die Teilnehmer eine besondere Zeit erleben können.
Wunschtermin planen
Die Koch- und Backkurse „Kochen mit Freunden“ bieten die Gelegenheit, gemeinsam neue kulinarische Fähigkeiten zu entdecken und kreative Rezepte auszuprobieren. Egal, ob man bereits erfahrener Koch ist oder sich gerade erst an das Kochen oder Backen herantastet – der Kursleiter/die Kursleiterin passt sich dem Können und Interessen der Teilnehmer an. Die Teilnehmenden lernen neue Techniken, entdecken spannende Aromen und genießen die Freude am gemeinsamen Zubereiten und Kosten köstlicher Gerichte. Das Besondere: Es gibt keine festgelegten Termine, die Gruppe kann ihre Wunschtermine festlegen.
Es ist eine Mindest-Teilnehmerzahl von zehn Personen erforderlich. Die Evangelische Familienbildungsstätte Köln berechnet als Teilnahmegebühr immer mindestens vier Unterrichtseinheiten für zehn Teilnehmer (210 Euro). Eine Unterrichtseinheit beträgt 45 Minuten. Die Lebensmittelgebühr sowie gegebenenfalls Kosten für Getränke sind nicht in der Teilnahmegebühr enthalten und kommen zusätzlich hinzu.
https://www.kkk-nord.de/wp-content/uploads/2023/06/Blue-Utensils-Cooking-Lessons-Pinterest-Graphic-scaled-1.jpg14402560https://www.kkk-nord.de/wp-content/uploads/2020/11/logo.png2023-06-24 22:00:002023-07-03 23:10:05„Kochen mit Freunden“: Koch- und Backerlebnisse für Gruppen bei der fbs
Das Popup-Hochzeitsfest in Köln ist eine außergewöhnliche Feier, die am 26. August 2023 von 12 bis 20 Uhr stattfindet und den Rahmen einer traditionellen Hochzeit sprengt. Anstatt sich an die Klischees einer klassischen Hochzeit zu halten, lädt das Team der Evangelischen Kirche in Köln und der Region zu einer Feier ein, die Vielfalt und Segen in den Mittelpunkt stellt.
Für wen ist das Popup-Hochzeitsfest gedacht?
Das Popup-Hochzeitsfest ist für alle Paare gedacht, die eine Hochzeit feiern möchten, die nicht dem Konzept einer traditionellen Hochzeit entspricht. Das Fest richtet sich auch an Paare, bei denen der Weg zur standesamtlichen Hochzeit durch bürokratische Hürden oder andere rechtliche Gründe erschwert ist.
Was ist das Ziel des Popup-Hochzeitsfestes?
Ziel des Popup-Hochzeitsfestes ist es, Segen zu spenden – einen Segen für all jene, die aus verschiedenen Gründen bisher auf eine Hochzeit verzichtet haben. Viele Paare sehnen sich nach Gottes Begleitung und Schutz. In solchen Momenten ist es tröstlich zu wissen, dass Gott über die eigenen Grenzen hinausgeht und die Paare segnet.
Wie können Paare ihre Hochzeit nach ihren individuellen Wünschen gestalten?
Rund um die Christuskirche am Stadtgarten werden verschiedene Stationen eingerichtet, an denen Hochzeitsfeierlichkeiten stattfinden können – sei es spontan oder nach Anmeldung. Die Individualität der Paare steht dabei im Vordergrund. Ob im Freien, im Grünen, unter dem Colonius oder klassisch am Altar – die Paare können die Hochzeitsfeier nach ihren Wünschen und Vorstellungen gestalten. Auch die Musikwahl liegt in ihren Händen: ob Geige, Chanson oder das Lieblingslied vom ersten Date.
Was ist das Motto des Popup-Hochzeitsfestes?
Das Motto des Festes lautet „Vielfalt feiern“ und spiegelt sich sowohl in der Diversität der Paare hinsichtlich Alter, sexueller Identität und Herkunft wider als auch in den unterschiedlichen Gestaltungsmöglichkeiten des Festes selbst. All das ist kostenlos – dazu kann man sogar noch kleine Extras buchen: eine Rikschafahrt durchs Veedel, Sekt, belgische Waffeln, Blumen und vieles mehr.
https://www.kkk-nord.de/wp-content/uploads/2023/06/Cream-and-Pink-Paper-Ripped-World-Marriage-Day-Instagram-Story-scaled-1.jpg14402560https://www.kkk-nord.de/wp-content/uploads/2020/11/logo.png2023-06-23 22:00:002023-07-02 23:10:04Popup-Hochzeitsfest in Köln: Segen für besondere Hochzeiten
Von Buchvorstellung über Tanz-Seminar bis hin zu Philosophie-Workshop – in dieser Woche gibt es eine Vielzahl an interessanten Veranstaltungen, die man nicht verpassen sollte. Hier sind unsere Wochentipps:
23.06.2023, 15:00
Melanchthon-Akademie
Melanchthon-Akademie, Kartäuserwall 24b, 50678 Köln „Ressource Religion in der säkularen Gesellschaft“
Interdisziplinärer Workshop
Gemeinsam mit der Kölner Karl Rahner-Akademie, dem Philosophischen Seminar und dem An-Institut für Rechtsphilosophische Forschung der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster gestaltet die Kölner Melanchthon-Akademie am Freitag und Samstag, 23. und 24. Juni, einen interdisziplinären Workshop „Ressource Religion in der säkularen Gesellschaft“. Die Demokratie braucht Verbundenheit und Resonanz, sagte jüngst der Soziologe Hartmut Rosa. Helfen Religion und religiöse Institutionen, solche gesellschaftlichen Ressourcen auszubilden und zu stärken – auch in säkularen und pluralistisch verfassten Gesellschaften, die sich mit keiner bestimmten Religion oder Weltanschauung identifizieren? Oder hat der Staatsrechtler Horst Dreier recht, wenn er im säkularen Staat einen „Verzicht auf Transzendenz als Begründungsressource“ fordert? Welche Konsequenzen hätte dieser Verzicht? In diesem interdisziplinären Workshop lädt die Melanchthon-Akademie, Kartäuserwall 24b, 50678 Köln, dazu ein, diesen Fragen in konkreten Kontexten und verschiedenen Akteur:innen nachzugehen und zu diskutieren.
23.06.2023, 19:30
Evangelische Kirchengemeinde Köln-Nippes
Lutherkirche, Siebachstraße 85/ Merheimer Straße 112, 50733 Köln Joachim Gauck: Erschütterungen. Was unsere Demokratie von außen und innen bedroht.
Buchvorstellung und Gespräch
Am 23. Juni, 19:30 Uhr, ist Joachim Gauck im Rahmen der phil.cologne 2023 zu Gast in der Lutherkirche, Siebachstraße 85/ Merheimer Straße 112, 50733 Köln, und stellt sein neues Buch „Erschütterungen“ vor. Der ehemalige Bundespräsident geht darin der Frage nach, weshalb das Vertrauen vieler Bürger in unsere liberale Demokratie erschüttert ist. Was bedroht unsere Demokratie von innen heraus? Welche Rolle spielen autoritäre und libertäre Dispositionen in Krisenzeiten? Zugleich lotet er aus, warum wir heute vor den Scherben einer Ostpolitik stehen, die im Verhältnis zu Russland allzu lange nur auf die Prinzipien »Frieden vor Freiheit« und »Wandel durch Handel« gesetzt hat. Seine These: Wir können unsere liberalen Freiheiten verteidigen und tatsächlich eine wehrhafte Demokratie werden. Die Tickets kosten 24,00 Euro (plus VVK), der Abend wird von Joachim Frank, dem Chefkorrespondenten des Kölner Stadtanzeigers, moderiert.
24.06.2023, 15:00
Melanchthon-Akademie
Melanchthon-Akademie Lateinamerikanische Tänze
Von Brasilien bis Kuba
Die Melanchthon-Akademie, Kartäuserwall 24b, 50678 Köln,bietet am Samstag, 24. Juni, von 15 bis 17 Uhr ein Seminar zu lateinamerikanischen Tänzen an. Heute ist der Salsa an sich ein fester Bestandteil der internationalen Tanzkultur. Unter den vielen verschiedenen Stilen der Salsa unterrichtet Loredana Aiello in diesem Workshop die Salsa Cubana, erklärt die historischen Zusammenhänge, auch zur Musik, und gibt Einblicke in andere Tanzstile wie Merengue und Bachata. Auf Wunsch wird sich auch brasilianischen Tänzen wie Forró oder Samba angenähert. Gerne können Sie sich mit oder ohne Partner anmelden und Interessierte können, neben dem normalen Paartanz, auch ein paar Solo-Schritte erlernen. Gebühren: 12 Euro,.
25.06.2023, 10 Uhr
Christuskirche Köln, Dorothee Sölle-Platz , 50672 Köln WDR 5 Radio-Gottesdienst aus der Kölner Christuskirche Übertragung zum Thema Dorothee Sölle
Am Sonntag, 25. Juni, 10 Uhr überträgt WDR 5 einen Radiogottesdienst aus der evangelischen Christuskirche Köln am Dorothee Sölle-Platz, 50672 Köln. „In der Kirche dabei, zum Anhören, aber auch zum Mitfeiern“ : WDR 5 Gottesdienste werden an jedem Sonntag und fast jedem Feiertag übertragen. Es wird unter anderem um Dorothee Sölle gehen, die eine große KölnerDichterin, Aktivistin und Denkerin war. Sie hat sich viel mit Gott und der Welt beschäftigt und sich fürGerechtigkeit und Frieden eingesetzt. Vor 20 Jahren ist sie gestorben.
Das Sommerseminar 2023 der Melanchthon-Akademie nimmt vom 30. Juni bis 2. Juli das Verhältnis Kirche und Staat in Blick. Zwischen beiden besteht seit Konstantin ein enges Bündnis. Wie war es vor Konstantin? Was erzählt die Geschichte der Kriegsdienstverweigerung darüber? Welche Impulse geben historische Beispiele postkonstantinischen Kircheseins? Gibt es heute Wegzeichen in Richtung einer von staatlichen Fesseln befreiten Kirche? Das Seminar findet in Zusammenarbeit mit dem Ökumenischen Institut für Friedenstheologie und dem Katholischen Bildungswerk Köln statt. Die 24 Unterrichtsstunden sind umsonst.
https://www.kkk-nord.de/wp-content/uploads/2023/06/International-Dance-day-Flyer-scaled-1.jpg14402560https://www.kkk-nord.de/wp-content/uploads/2020/11/logo.png2023-06-20 22:00:002023-07-01 11:10:05Unsere Wochentipps: Salsa-Seminar und Buchvorstellung von Joachim Gauck
Nachsinnen über das Ende von Lebensabschnitten – über Abschiedsschmerz und das, was man loslässt, loslassen muss. Ebenso ein Überdenken, was Veränderungen bewirken können – ein sich freuen auf das, was die nächsten Schritte bereithalten. Ein Vertrauen in das Neue, das sehr wohl als Chance begriffen werden darf. Ein Vertrauen in die Verheißungen Gottes. So könnte man den Gottesdienst zusammenfassen, in dem Superintendent Markus Zimmermann Pfarrerin Ina Schubart und Pfarrer Dietmar Zissoldt entpflichtet hat. Damit schieden sie aus ihrem jahrzehntelangen Dienst an Berufskollegs aus. Doch beinhaltete die Verabschiedung in der Kartäuserkirche weit mehr: nämlich den Dank für ihr langjähriges Engagement. Und die Zusage, die Stärkung für ihre weiteren Wege.
Also für den Wechsel in die Freiheit, wie es Pfarrer Jost Klausmeier-Saß vom Pfarramt für Berufskollegs im Evangelischen Kirchenverband Köln und Region „anders“ formulierte. In seiner Begrüßung der großen Gemeinde aus Angehörigen, Freunden, Kolleginnen und Kollegen von Schubart und Zissoldt nannte er den Begriff der Entpflichtung merkwürdig und sperrig. Einfacher gesagt heiße es danach: „Alles darf sein, muss aber nicht. Eben gelebte evangelische Freiheit. Sie bleiben Pfarrerin und Pfarrer, aber nicht mehr auf einer Pfarrstelle.“
Zissoldt war tätig am Goldenberg Europakolleg mit Standorten in Hürth und Wesseling. Das Thema seiner Predigt ließ er von Kantor Thomas Frerichs anspielen. Ein wohlbekanntes Lied, wie sich nach den ersten Tönen herausstellte: „Niemals geht man so ganz“ von Trude Herr. Sie habe das Lied 1987 vor ihrem Abschied von Köln gesungen, erinnerte der Pfarrer. „Vieles von dem, was ihr wichtig war, hat sie zurückgelassen.“ Sie habe gesungen von Tränen, Wehmut und Trauer. Von der Unsicherheit, was sie in der Ferne erwarte. Über ihre Hoffnung, „niemals geht man so ganz, ein Stück von mir bleibt hier“.
„Ich merke, gerade in der letzten Zeit, dass es mir sehr schwerfällt, Abschied zu nehmen“, gestand Zissoldt. 36 Jahre Wesseling und Hürth seien mehr als ein halbes Leben. Eigentlich sei das Kapitel Schule nach dem Abitur für ihn beendet gewesen. Aber die Wege des Herrn seien unergründlich. „Und dann ist der 21. Juni mein letzter Schul- beziehungsweise Arbeitstag“, ging er im Kopf noch zu Erledigendes durch: „Ich werde mein Fach leeren, die Schlüssel abgeben, meinen Kaffeedeckel begleichen und vieles mehr.“
„Abschied ist schwer“
Er nehme ungern Abschied, sprach Zissoldt über von Trauer und Wehmut getrübte Momente. Das heiße auch, liebgewonnenes loslassen, etwa die Schulgemeinschaft. „Abschied ist schwer. Nach so vielen Jahren weiß ich ganz genau, ich werde ganz, ganz viel verlieren“, nannte er ein tolles Kollegium und die Schulkinder. Die von ihm angesprochenen Gefahr, bei Rückblicken in Eigenlob zu verfallen, umschiffte er elegant. Stattdessen betonte er das Wir. „Ich war eigentlich nie alleine. Was haben wir nicht alles erreicht. Ohne eure Unterstützung und Akzeptanz hätte meine Arbeit am Berufskolleg nicht so viel Freude gemacht, hätte ich vielleicht gar nicht so lange ausgehalten.“
Da mische sich die Vorfreude auf die neue Lebenssituation mit Traurigkeit und Wehmut. Ja, er wisse, dass das Leben immer wieder fordere, Vertrautes loszulassen und weiterzugehen. „Wer am Alten haften bleibt und es nicht bewusst loslässt (…) der kann nur schwer sich mit dem Herzen auf das Neue einlassen“, stellte Zissoldt sich selbst ermutigend fest. Das Neue wolle er mit Lust anpacken. Gott sage im Brief des Paulus an die Philipper: „Ich vergesse, was dahinten ist und strecke mich nach dem aus, was vor mir liegt.“ Auch Zissoldt will nach vorne schauen, auf neue Aufgaben, über die er sich eigentlich noch nicht richtig im Klaren sei. Angesichts von Ängsten und Sorgen vor dem Ungewissen auch in Umbruchzeiten wisse er, dass Gott einen Weg für ihn habe. „Er ist bei mir und weiterhin mit mir. Dieser Gedanke tröstet mich und lässt mich letztendlich auch lächeln.“
Schubart versah die vergangenen neun Jahre ihren Dienst am Berufskolleg Kartäuserwall in der Kölner Südstadt. Zu Beginn ihrer Predigt las sie die Worte aus Genesis 12,1-6. Darin folgt Abram/Abraham Gottes Weisung, aus seiner Heimat in ein Land zu ziehen, das er ihm zeigen werde. „Ich werde dich zu einem großen Volk machen, dich segnen und deinen Namen groß machen. Ein Segen sollst du sein.“ Losgehen, sich verändern, ins Unbekannte ziehen, nannte die Pfarrerin das Thema von Abraham. Mit dem Übergang in den Ruhestand erwarte sie selbst das „Herausgehen aus dem vertrauten Tagesgeschehen“, so die Theologin.
In diesem Zusammenhang verwies Schubart auf die tiefenpsychologische Studie „Grundformen der Angst“ (1961) des Psychologen Fritz Riemann (1902-1979). Dieser meinte, dass vier Grundängste unseren Kosmos und uns selbst bestimmen. Schubart wies insbesondere auf zwei dieser Bewegungsrichtungen hin. Der Drang nach Entwicklung, den Riemann mit Angst vor Stillstand gleichsetze. Und der Wunsch nach Stabilität und Vertrauen, bei Riemann die Angst vor Veränderung. Abraham gehöre zur ersten Kategorie, so Schubart. Dabei benötigten wir laut Riemann auch immer etwas von der Gegenbewegung. Abraham habe Bekanntes und Vertrautes mitgenommen, zählte Schubart etwa seine Frau, weitere Angehörige, Tiere, Hab und Gut auf. Er habe von Gott ein Ziel vorgegeben bekommen, die Verheißung eines neuen Landes. „Folge mir – dann wirst du ernten.“
„Ein bisschen wie Abraham ist es mir ergangen“, erinnerte die Pfarrerin. Vor Jahrzehnten sei sie gefragt worden, ob sie nicht an einer Berufsschule unterrichten wolle. „Berufsschule, das klang sehr fremd für mich“, gestand sie. „Jugendliche, die aus ganz anderen Feldern kommen als ich; nehmen die mich überhaupt ernst?“ Und erst das Kollegium. Viele Fragen und Zweifel hätten sie damals bewegt. Letztlich habe sie sich der Herausforderung an einer Duisburger Berufsschule gestellt.
Angesichts der ihr fremden Strukturen dort und manchmal komplett ablehnend eingestellter Menschen in der Schüler- und Lehrerschaft sei es tatsächlich zunächst nicht immer einfach gewesen. Nach nun 32 Jahren an Berufsschulen könne sie aber feststellen: „Es ist etwas anderes passiert.“ Die Fragen, die Kritisierenden, die Andersdenkenden, die mit anderen Prägungen und Erfahrungen, seien ihr wichtig und teuer geworden – „etliche richtig ans und ins Herz gewachsen“. Dieses immer wieder infrage gestellt zu werden, „das ist zu meinem geworden“. Sie habe einen zusätzlichen anderen Blickwinkel gewonnen, den von außen, aus dem Unverständnis heraus.
„Es bleibt sehr viel von dem, was Sie getan haben“
Schubart sprach von ihrem gesammelten Reichtum. Sie habe etwa ein ganz andere „Denke“ kennenlernen dürfen. Das Herauskommen können aus Verkrustungen bedeutet für sie Verheißung, „die, wenn ich mich darauf einlasse, sich erfüllt“. Die Gespräche mit dem Kollegium, die Rückmeldungen von Schulkindern hätten ihr Kraft gegeben. Und nun erwarte sie eine andere Kehrtwende; der Weg zurück zu ihren Wurzeln. „Ich habe angefangen, mich in meiner Wohnortgemeinde einzubringen.“ Dabei nehme sie ihren gewonnenen Reichtum mit. Den wolle sie einbringen in die gewohnten Strukturen. Wolle Mut machen auf die Vielfalt, bestärken darin, auf die manchmal Fernen zuzugehen und sie zu verstehen versuchen. Es gelte, mehr von Abrahams Mut aufbringen und mehr herauszukommen aus der eigenen Komfortzone. Das sei es, was Gott anbiete: „Folgt mir, auch in unbekanntes Gebiet.“
Vor dem eigentlichen Akt der Entbindung von allen dienstlichen Pflichten durch Markus Zimmermann richtete der Superintendent persönliche Worte an beide. Er dankte Schubart, die in den letzten neun Jahren im Evangelischen Kirchenverband Köln und Region tätig gewesen sei, für ihr Durch- und Aushalten. Zissoldts Predigt charakterisierte Zimmermann als bewegend und berührend. „Sie sind eine Institution an ihrer Schule.“ Überhaupt könnten beide sich sicher sein, die Schulkinder geprägt zu haben. Diese Menschen würden sich in ihrem Leben in manchen Situationen gewiss an die Pfarrerin oder den Pfarrer erinnern. „Es bleibt sehr viel von dem, was Sie getan haben“, versprach Zimmermann.
Der Superintendent übermittelte in seiner Ansprache auch allen anderen, die an Schulen und Berufskollegs unterrichten, seine hohe Wertschätzung. Seinen Respekt dafür, dass sie junge Menschen auf deren Weg begleiteten. Dabei geschehe sehr vieles im Verborgenen, beispielsweise in Gesprächen mit dem Kollegium.
Die Kollekte ist bestimmt je zur Hälfte für „Blau-Gelbes Kreuz. Deutsch-Ukrainischer Verein e.V“. und den Förderverein des Goldenberg Europakollegs Wesseling/Hürth.
https://www.kkk-nord.de/wp-content/uploads/2023/06/DSC_5812.-Superintendent-Markus-Zimmermann.-links.-entpflichtete-Pfarrerin-Ina-Schubart-und-Pfarrer-Dietmar-Zissoldt.-Foto-c-Engelbert-Broich-scaled-1.jpg14402560https://www.kkk-nord.de/wp-content/uploads/2020/11/logo.png2023-06-19 22:00:002023-06-30 00:00:10Kartäuserkirche: Gottesdienst zur Entpflichtung von Pfarrerin Ina Schubart und Pfarrer Dietmar Zissoldt