Kirche2go fragt: Was ist Altenseelsorge?

Kirche2go fragt: Was ist Altenseelsorge? Die Altenseelsorge wendet sich an Menschen in der zweiten Lebensphase. Die Seelsorgerinnen und Seelsorger begegnen den älteren Menschen in ihrem Zuhause, in Altenheimen und Pflegeeinrichtungen. Sie hören zu, begleiten sie und oft auch ihre Angehörigen. Was dabei besonders wichtig ist, erfahren Sie in dieser Kirche2go-Folge.

In der Passionszeit 2022 erklärt Kirche2go jeden Freitag einen Aspekt aus dem Bereich Seelsorge.

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Der gesamte Text zum Nachlesen:

Kirche2go fragt: Was ist Altenseelsorge?

Unsere Gesellschaft verändert sich und viele Menschen werden immer älter. Viele Seniorinnen und Senioren sind aktiv und beteiligen sich am öffentlichen Leben, so lange es ihre Kräfte zulassen. Die Altenseelsorge hat sich besonders auf Menschen im höheren Alter spezialisiert. Forscher gehen davon aus, dass jeder zweite Menschen, der heute geboren wird, 100 Jahre und älter werden wird.

Die Altenseelsorge wendet sich an Menschen in der zweiten Lebensphase. Die Seelsorgerinnen und Seelsorger begegnen den älteren Menschen in ihrem Zuhause, in Altenheimen und Pflegeeinrichtungen. Sie hören zu, begleiten sie und oft auch ihre Angehörigen.

In vielen Kirchengemeinden werden Besuchsdienste angeboten. Zu Geburtstagen, auf Nachfrage oder auch einfach nur mal so werden Seniorinnen und Senioren von Pfarrerinnen und Pfarrer oder auch Ehrenamtlichen besucht. Sie hören zu, nehmen wahr und sehen den ganzen Menschen, seine sozialen und materiellen Lebensbedingungen, seine Gefühle und seine Suche nach Glück, Sinn und oft auch nach Gott. So nehmen die Seelsorgerinnen und Seelsorger Anteil an den Lebensgeschichten bis zum Ende eines Lebens.

In vielen Kirchengemeinden und Einrichtungen werden auch Andachten, Gottesdienste und Abendmahl mit älteren Menschen gefeiert. Dabei wird oft auf die Einschränkungen, die durch das Alter entstehen können, Rücksicht genommen.

Text: APK
Foto(s): APK

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Fairness-Abkommen: Bernhard Seiger und Gregor Stiels wachen über die Parteien

„Wir werden weiter wachsam sein“, gab Bernhard Seiger als Motto aus. Der Stadtsuperintendent und Gregor Stiels, kürzlich wiedergewählter Vorsitzender des Katholikenausschusses in der Stadt Köln, haben das Fairness-Abkommen des Kölner Runden Tisches für Integration mit den demokratischen Parteien zur Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen im kommenden Mai vorgestellt. Unterschrieben haben das Papier die SPD, die CDU, die FDP, das Bündnis 90/Die Grünen und Die Linke. Darin verpflichten sich die Parteien ausdrücklich, sich im Wahlkampf jeder Form von Ausländer- und Fremdenfeindlichkeit zu enthalten.

Seiger und Stiels haben die Aufgabe übernommen, über die Einhaltung des Abkommens zu wachen.“Wenn uns ein Verstoß gemeldet wird, werden wir zunächst das Gespräch suchen. Sollten wir nicht auf Einsichtigkeit treffen, werden wir den Verstoß und denjenigen, der das Abkommen verletzt hat, öffentlich machen“, beschrieb Seiger das Vorgehen. Seit 1998 verpflichten sich die großen demokratischen Kölner Parteien zur Fairness im Wahlkampf. Einschreiten mussten die kirchlichen Vertreter bislang eher selten. Seiger erinnerte sich an einen Fall aus dem Kommunalwahlkampf 2014. Den damaligen Verstoß habe man ohne großes Aufsehen klären können, weil der Betroffene die angezeigte Äußerung zurückgenommen habe. Man sei angewiesen auf Meldungen und es gelte, die Bürgerinnen und Bürger dafür zu sensibilisieren, sich bei Verstößen gegen das Abkommen unter info@rundertischkoeln.de zu melden. Dann würden er und Stiels tätig.

„Unsere ökumenische Zusammenarbeit drückt sich ja nicht zuletzt darin aus, wie wir unsere gesellschaftliche Verantwortung wahrnehmen“, erklärte Gregor Stiels. Als Katholik stehe er momentan „scharf im Wind“, die Glauwürdigkeit der Institution habe in jüngster Zeit arg gelitten. „Aber die Menschen in Köln haben großes Vertrauen, dass wir diese Verantwortung ernst nehmen.“

Keine Vorurteile schüren

In seinem Grußwort nannte Wolfgang Uellenberg-van Dawen, Sprecher des Kölner Runden Tisches für Integration, die drei Grundpfeiler des Abkommens: „Es gilt, keine Vorurteile gegen die hier lebenden Migrantinnen, Migranten und Flüchtlinge zu schüren oder in den eigenen Reihen zu dulden, sich aktiv gegen Antisemitismus und Rassismus zu engagieren und Migrantinnen, Migranten und Flüchtlinge nicht für negative gesellschaftliche Entwicklungen wie die Arbeitslosigkeit oder die Gefährdung der inneren Sicherheit verantwortlich zu machen.“ Das Abkommen nehme dies als Leitlinie zum Umgang mit den Themen Flucht und Migration, zum Umgang mit den kulturellen, religiösen und politischen Themen, die in ihrer Vielfalt immer mehr die Stadtgesellschaft bestimmten und auch zu einer Diskussionskultur führe, die trotz aller Unterschiede und Zuspitzungen Hass und Hetze vermeide. Uellenberg-van Dawen dankte Stiels und Seiger, „denen die Parteien die Fähigkeit zuerkennen, fair über mögliche Verstöße zu urteilen und diese zu unterbinden“, für ihre Arbeit.

Auf Aufmerksamkeit angewiesen

Seiger räumte ein, dass es schwierig sei, anstößige Äußerungen in den sozialen Medien zu entdecken und zu verfolgen. In diesem Bereich sei man besonders auf die Aufmerksamkeit der Bürgerinnen und Bürger angewiesen. „Es ist oft schwierig, Wahrheiten und Unwahrheiten in der großen weiten Welt der sozialen Medien zu erkennen“, sagte der Stadtsuperintendent. Er verwies auf den Krieg in der Ukraine: „Wir spüren, dass unsere Demokratie nicht sicher ist. Sie ist gefährdet. Manchmal schleichend, mal durch ein besonderes Ereignis wie den aktuellen Krieg. Die Demokratie ist die Staatsform, um die weltweit gerungen werden muss. Die Entscheidungsfindung funktioniert in den politischen Prozessen nur, wenn sich die Partner zuhören, sich bewegen und dann mit einem Kompromiss zueinander finden.“ Der Ukraine-Konflikt sei längst in Köln angekommen. In Schulen etwa oder im Freizeitbereich. „Alle Demokraten müssen dafür werben, dass es nicht zu nationalistischen Polarisierungen kommt.“

Text: Stefan Rahmann
Foto(s): Stefan Rahmann

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Wochentipps: Benefizkonzert und Stadtführung „Kölner Vororte“

Unsere Wochentipps – ein Potpourri an unterschiedlichen Veranstaltungen: Es gibt ein Podiumsgespräch zu Schnittstellen jüdisch-muslimischer Geschichte in Deutschland, das Konzert mit Iris Rieg „Something old, something new, something borrowed, something blue” in der Trinitatiskirche, den ökumenischen Kreuzweg der Jugend „getaped: verbunden – gestützt – geheilt“, das Benefizkonzert für den Hospizdienst Wipperfürth/Kürten und die neue Stadtführung: „Kölner Vororte: Brück“ sowie ein Frühlingskonzert in der Zeltkirche.

Die Tipps in der Übersicht:

31.03.2022, 19:00
Melanchthon-Akademie
Melanchthon-Akademie, Kartäuserwall 24b, 50678 Köln
Schnittstellen jüdisch-muslimischer Geschichte in Deutschland
Ein neuer Blick der Bildungsarbeit auf herrschende Narrative

Im Anschluss an ein Impulsreferat von Professorin Sabine Mangold-Will wird am Donnerstag, 31. März, 19 Uhr, bei einem Podiumsgespräch in der Melanchthon-Akademie, Kartäuserwall 24b, mit Vertretenden der jüdischen und der muslimischen Community über die Frage diskutiert, wie deutsch-jüdisch-islamische Begegnung gestaltet werden kann und welchen Beitrag dazu heute Bildungsarbeit leisten kann. Jahrhunderte alte Beziehungen zwischen Judentum und Islam prägten die europäische Geschichte mit und waren bis in die jüngere Zeit von Toleranz und Kooperation geprägt. Diese erstaunliche Erkenntnis sollte trotz aller politischen Probleme, die Antisemitismus hervorgerufen hat, gewürdigt werden, nicht zuletzt in Deutschland, wo nunmehr Juden und Muslime dicht beieinander leben. Die Teilnahme ist kostenlos. Eine Anmeldung ist erforderlich.

Anmeldung erforderlich, Tel: 0221 931 803 0, anmeldung@melanchthon-akademie.de
www.melanchthon-akademie.de

31.03.2022, 20:00
Trinitatiskirche
Trinitatiskirche, Filzengraben 4, 50676 Köln
„Something old, something new, something borrowed, something blue”
Konzert mit Iris Rieg in der Trinitatiskirche

Musik über einen der schönsten Tage des Lebens trägt Iris Rieg, internationale Konzertorganistin, Dozentin und Autorin, am Donnerstag, 31. März, 20 Uhr, in der Trinitatiskirche, Filzengraben 4, vor. In dem etwa einstündigen Konzert erklingen Werke von Richard Wagner (Ouvertüre zu „Die Meistersinger von Nürnberg“), Johann Sebastian Bach („Schmücke dich, o liebe Seele“, BWV 654), Iris Rieg (Aus der „Suite francaise“ über „Veni creator spiritus“), Louis Vierne (Marche nuptiale, aus Suite op. 51), Petr Eben („Die Hochzeit zu Kana“) sowie von Charles Marie Widor (Toccata aus der 5. Sinfonie für Orgel). Der Eintritt zu diesem Konzert des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region ist frei. Um eine Spende wird gebeten.

www.trinitatiskirche-koeln.de

01.04.2022, 18:00
Ev. Jugendpfarramt Köln
Haus der Evangelischen Kirche, Kartäusergasse 9-11, 50678 Köln
Ökumenischer Kreuzweg der Jugend
„getaped: verbunden – gestützt – geheilt“

Der diesjährige ökumenische Kreuzweg der Jugend am Freitag, 1. April, 18 Uhr, trägt den Titel: „getaped: verbunden – gestützt – geheilt“. Die Stationen greifen mit Bildern und Texten die Lebenswirklichkeit junger Menschen auf und verbinden sie mit dem Kreuzweg Jesu. Jugendliche und junge Erwachsene treffen sich auf der Wiese vor dem Haus der Evangelischen Kirche, Kartäusergasse 9-11. Im Anschluss an die letzte Station, der katholischen Jugendkirche CRUX, An Zint Jan 1, wird es einen kleinen Imbiss geben. Kreuzwege erzählen von der Leidensgeschichte Jesu. Sie sind an vielen Orten wie katholischen Kirchen, in Parks oder an Wallfahrtsstätten zu sehen. Die klassischen Stationen sind meist auf Gemälden oder als Skulpturen dargestellt. Der Jugendkreuzweg knüpft an diese Tradition an und führt sie weiter. Wer teilnehmen möchte wird gebeten sich unter www.jupf.de/online-anmeldungen anzumelden.

www.jupf.de

01.04.2022, 19:00
Evangelische Kirchengemeinde Delling
Versöhnungskirche Bechen, St. Antoniusweg, 51515 Kürten
Benefizkonzert für Hospizdienst Wipperfürth/Kürten
Evangelische Kirchengemeinde Delling lädt ein

Zu einem Benefizkonzert für den ökumenischen Hospizdienst Wipperfürth/Kürten am Freitag, 1. April, 19 Uhr, laden Falko Steinbach (Klavier) und Carmelo de los Santos (Violine) in die Evangelische Versöhnungskirche Bechen, St. Antoniusweg 12, ein. Auf ihrer Europatournee machen die beiden Professoren und Musiker der University of New Mexico Station im Bergischen Land. Sie präsentieren Werke von Johann Sebastian Bach, Lothar Windsperger, Camille Saint-Saens und anderen. Der Eintritt ist frei um Spenden wird gebeten.

www.kirche-delling.de

02.04.2022, 14:00
AntoniterCityTours
St. Hubertus, Olpener Str. 954
Neue Stadtführung: „Kölner Vororte: Brück“
Stadtteilführung der AntoniterCityTours

Seit 1914 gehört der Stadtteil Brück zu Köln. Das alte Erscheinungsbild einer Reihe von Höfen hat sich bis heute im Ort erhalten. Viele Akzente des Wohnens und des Lebens lassen sich durch die verschiedenen Siedlungsbauten aufzeigen, etwa mit der Siedlung in der Brücker Heide oder die am Klausenberg. Der Rundgang durch Brück, der auch den Besuch des Friedhofes und der Kirche St. Hubertus umfasst, beginnt an der Katholischen Kirche St. Hubertus, Olpener Straße 954. Stadtführer Günter Leitner begleitet die Teilnehmenden am Samstag, 2. April, 14 Uhr, durch Köln-Brück. Die Teilnahme kostet 10 Euro, ermäßigt 8 Euro. Aufgrund der begrenzten Teilnehmendenzahl ist eine Anmeldung unter www.antonitercitytours.de oder www.koelnticket.de erforderlich.

www.antonitercitytours.de

03.04.2022, 18:00
Evangelische Kirchengemeinde Bensberg
Kirche Kippekausen, Am Rittersteg 1, 51427 Bergisch Gladbach-Kippekausen
Frühlingskonzert in der Zeltkirche
Klänge der Romantik und der Postmoderne

Unter dem Motto „Salut Printemps“ kommen am Sonntag, 3. April, 18 Uhr, in der Zeltkirche geistliche und weltliche Klänge der Romantik und Postmoderne in einem Frühlingskonzert zu Gehör. Auf dem Programm stehen Werke für Frauenchor und Solosopran unter anderem von Johannes Brahms, Claude Debussy und John Rutter. Ausführende sind der Frauenchor „Voce di donne“ unter der Leitung von Marcel Brühl sowie die Sopranistin Andrea Stein. Der Eintritt ist frei, um eine Spende wird gebeten.

www.kirche-bensberg.de

Text: APK
Foto(s): APK

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VIA REFORMATA: Soirée in der Trinitatiskirche

Der Weg ist wie so oft auch hier das Ziel: An zwölf Stationen kann man die evangelische Historie und Gegenwart des evangelischen Kölns zu Fuß erfahren. Die Via Reformata führt vom Standort der alten Universität in Domnähe bis zur Kartause in der Südstadt und wurde im Herbst 2021 eröffnet. Stadtsuperintendent Bernhard Seiger hat zahlreiche Gäste in der Trinitatiskirche begrüßt, eine der Stationen auf dem Weg, zu einer Soirée mit dem Titel „Die Via Reformata: Reformation zieht Kreise. Eine evangelische Zeitreise durch die Kölner Innenstadt“. Neben Seiger führten Martin Bock, Leiter der Melanchthon-Akademie und Gerd Maeggi, Referent des Stadtsuperintendent, durch das Programm. Wolf-Rüdiger Spieler begleitete den Abend an der Orgel.

Auf der Via Reformata kann man Menschen, Ereignisse, Gebäude und Stimmungen zwischen dem 16. Jahrhundert und der Gegenwart erfahren und darüber ins Gespräch kommen. „An den zwölf Stationen erleben wir Stärken und Schwächen der Kölner Protestanten. Wir erleben ihr Verhältnis zur Politik. Wir werden hingewiesen auf Irrtümer und Wahrheiten, auf Widersprüche, auf Licht und Schatten. Im besten Fall entdecken wir etwas völlig Neues“, sagte Seiger zu Beginn.

Er verwies auf das kleine Heft, das Erläuterungen zu den Stationen bereit stellt und auf den umfangreichen digitalen Führer. Die Schauspieler Friedhelm Weiss und Günther Heitzmann warfen zuvor Schlaglichter auf die protestantische Historie im Schatten des Doms. Die begann offiziell 1802 mit der Erlaubnis Napoleons, in Köln evangelische Gottesdienste feiern zu dürfen. Doch schon bald danach war die Gemeinde auf 5000 Mitglieder angewachsen. Raummangel war demnach ein Grund für neue Überlegungen. Weitere Motive kamen hinzu, so beispielsweise innere Spannungen. Pfarrer August Hermann Rebensburg schreibt in einer Jubiläumsschrift 1902 über den preußischen König Friedrich Wilhelm IV: „Wo unter seinem Protektorate eben der Anfang gemacht war, den hehren Tempel der Katholiken, den gewaltigen Dom, seiner Vollendung entgegenzuführen“, wollte er „auch für die Evangelischen eine schöne würdige Kirche, einen protestantischen Dom“ erbauen. Das war der Startschuss für den Bau der Trinitatiskirche, die als klassizistischer Bau des Berliner Architekten Friedrich August Stüler entstand.

Kraft und Einigkeit

Da sich das preußische Kaiserpaar mit dem Domkapitel während des „Kulturkampfes“ nicht über das Procedere der Domeinweihung 1880 einigen konnte, feierten die evangelisch-kaiserlichen Herrschaften die Weihe in der Trinitatiskirche. Superintendent Justus Barthelheim ließ es an dem zu jener Zeit üblichen Pathos in seiner Predigt nicht fehlen. „Andächtige, in Jesu Christo geliebte Zuhörer! Der Herr hat Großes an uns getan, des sind wir fröhlich. Die Freude an dem Herrn sei darum unsere Stärke. Er war mit uns. Ihm sei die Ehre. Im preisenden Aufblick zu ihm, dem allmächtigen und barmherzigen Herrn, feiern wir im Hause, da seine Ehre wohnt, die Vollendung des Cölner Domes als ein verheißungsvolles Symbol deutscher Kraft und Einigkeit. Gott sei Dank, der uns diesen Tag bereitet hat, da wir wohl uns freuen und fröhlich sein können, aber auch beten müssen: Herr hilf, lass wohl gelingen.“

Weiss und Heitzmann erinnerten auch an den evangelischen Pfarrer Georg Fritze, der am zweiten Ostertag 1916 als Pfarrer an der Trinitatiskirche eingeführt wurde und entschlossen gegen den damaligen Geist des Militarismus und die Weltkriegstheologie predigte, dem Ausdruck tiefster Verbundenheit zwischen Thron und Altar. Am 31. Oktober 1917 äußerte sich der Pfarrer öffentlich und seine Worte haben einen aktuellen Bezug: „Wir deutschen Protestanten reichen im Bewusstsein der gemeinsamen christlichen Güter und Ziele allen Glaubensgenossen, auch denen in den feindlichen Staaten, von Herzen die Bruderhand. Wir erkennen die tiefsten Ursachen dieses Krieges in den widerchristlichen Mächten, die das Völkerleben beherrschen, in Misstrauen, Gewaltvergötterung und Begehrlichkeit, und erblicken in einem Frieden der Verständigung und der Versöhnung den erstrebenswerten Frieden.“ Und weiter: „Wir fühlen angesichts dieses fürchterlichen Krieges die Gewissenspflicht, im Namen des Christentums fortan mit aller Entschiedenheit dahin zu streben, dass der Krieg als Mittel der Auseinandersetzung unter den Völkern aus der Welt verschwindet.“

Fritze war während der NS-Zeit Pfarrer an der Kartäuserkirche, wurde aber von der Gemeinde gemeinsam mit den NS-Herrschern aus dem Dienst entfernt.

Streifzug durch die Geschichte des Protestantismus

„Echt abgefahren – Ein zugiger Streifzug durch die Geschichte des Protestantismus in Köln über 12 Stationen mit kölschen Noten“ hatte Professorin Athina Lexutt ihren Vortrag überschrieben. Sie erforscht die Kirchengeschichte an der Justus-Liebig-Universität in Gießen. „Die Geschichte der Protestanten in Köln zeigt: Totgesagte leben länger! Kommen Sie mit auf eine Reise im ICE der Kölner Kirchengeschichte“, hob sie launig an und flocht in ihren Vortrag immer wieder Refrains bekannter Kölner Karnevalslieder ein. „Adolf Clarenbach, der lutherisch predigt und die Papisten als Gräuel bezeichnet; Peter Fliesteden, der bei der Elevation der Hostie auf den Boden spuckt; Gerhard Westerburg, der sich den Wiedertäufern in Münster anschließt; weitere Täufer – sie alle lassen ihr Leben auf dem Scheiterhaufen, dem Schafott, in der Gefängniszelle.“

Auch Köln hatte protestantische Märtyrer. Aber es habe nach der Reformation auch ein heimlich protestantisches Leben gegeben, das gerade die Herren der Kölner Universität zu verhindern versucht hätten, so Lexutt, das sich dann aber immer stärker Bahn gebrochen habe. Nach der napoleonischen Zeit erhielten die Protestanten die Bürgerrechte und durften sich wirtschaftlich betätigen. Prosperierende Unternehmen wie die Herstatt-Bank und die Zucker-Raffinerie von Carl Wilhelm Joest seien entstanden. Nach Irrungen und Wirrungen zwischen 1914 und 1945 sei man zunächst auf den Adenauer-Zug gesprungen. Aber der Widerstand gegen den Vietnam-Krieg mit Dorothee Sölle an der Spitze habe die Protestanten auf die Straßen getrieben. Wie friedlich sich Katholizismus und Protestantismus in Köln in den Armen lägen, wollte Lexutt mal dahingestellt sein lassen: „Aber das ist Köln: So sin mer all hie he jekumme und Arsch huh und Zäng ussenander und einen Rosenmontagszug mal schnell zu einer Friedensdemonstration umfunktionieren – das ist Theologisieren op kölsche Art.“

Friedenstheologie und Feindesliebe

Über „Im Untergrund, gewissermaßen schwelend präsent – Reformationsimpulse in Köln“ sprachen während eines sogenannten Tischgesprächs, geleitet von Martin Bock, Dr. Matthias Engelke vom Ökumenischen Institut für Friedenstheologie, Professor em. Dr. Siegfried Hermle vom Institut für Evangelische Theologie an der Universität zu Köln und Ulrike Graupner, Pfarrerin der Clarenbach-Gemeinde in Köln-Braunsfeld. Hermle nannte Faktoren, die der Ausbreitung des protestantischen Gedankengutes in Köln entgegen gestanden hätten. „Da war zum einen die wirtschaftliche Situation Kölns, die stark abhängig war vom römisch-katholischen Kaiser. Zudem hat es starke Verflechtungen gegeben zwischen den Kölner Bürgern und den Klerikern, die häufig aus der Stadt stammten. Und dann war da noch die Kölner Universität mit ihrem Antihumanismus. Schon 1522 wurden dort Schriften Luthers verbrannt.“

Ulrike Graupner verwies darauf, dass es im Rheinland vier Kirchen gebe, die nach dem Märtyrer Adolf Clarenbach benannt seien. Der sei auch in ihrer Braunsfelder Kirche präsent. „An ihn erinnern die blutroten Stühle. Und die Kirche hat fünf Fenster, die fünf Märtyrer zeigen.“ Braunsfeld sei überproportional protestantisch. „15 Prozent der Bevölkerung sind im Rheinland der Durchschnitt. Bei uns sind es 22 Prozent.“ Das liege vor allem an der Zuwanderung nach dem Zweiten Weltkrieg. „Die Menschen kamen aus protestantischen Stammlanden und wollten in der Diaspora ihren Glauben bekennen“, spannte Graupner den Bogen zu Adolf Clarenbach, der für seinen Glauben gestorben sei. Engelke sprach über die Friedenstheologie und die Feindesliebe: „Jesus Christus ist unser Frieden. Der lebendige Jesus ist zwischen uns. Die Gemeinde ist sein Leib.“

In Kontakt mit einer höheren Kraft

Thema eines weiteren Tischgespräches war der lange Weg „Von den Beginen an der Kartause bis zur ökumenischen Spiritualität heute“. Christine Müthrat, Vorstand der Beginen e.V., beschrieb das Zusammenleben der Frauen. „Wir leben Individualität in der Gemeinschaft. Jede von uns hat eine eigene Wohnung. Aber die Gemeinschaft hebt die Einsamkeit auf.“ Die Frauen folgten sozialen und caritativen Impulsen, seien aber auch feministisch und ökologisch engagiert. Der regulären Kirche gehörten die wenigsten Beginen an. Aber vieles sei nebeneinander möglich: Eine Andacht einer katholischen Religionslehrerin hätte ihren Platz genauso wie die Meditation einer Buddhistin. Müthrat: „Das Ziel ist immer das gleiche: Wir wollen in Kontakt kommen mit einer höheren Kraft, mit einer höheren Energie.“

Seiger sprach über die „neue evangelische Spiritualität“: „Jeder kann sich heute seine Lebensform selbst stricken. Aber wo finde ich innerlich Heimat? Wo ist der Grund, auf dem ich stehen kann?“ Da könne man von den katholischen Geschwistern lernen. „Für die evangelische Spiritualität gibt es keine Formel. Sie ist ein Suchen nach Nähe. Die Gemeinschaft ist da ein Bezugsrahmen. Die Gemeinschaft und das Alleinsein müssten gleichermaßen Räume finden.“ Der Stadtsuperintendent verwies auf das Bauprojekt Campus Kartause in Köln. Dort sollen mehrere Bildungs-Institutionen des Evangelischen Kirchenverbands Köln und Region untergebracht werden. Und eine evangelische Kommunität. „Es geht um das individuelle Spüren: Was brauchen wir, was wir nicht selber in der Hand haben?“

www.via-reformata.de

Text: Stefan Rahmann
Foto(s): Stefan Rahmann

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Ökumenischer Jugendkreuzweg „getaped“ am 1. April

„Das Leid hat in dieser Welt nicht das letzte Wort. Denn das Kreuz ist ein Ort der Hoffnung für Christinnen und Christen weltweit“, sagt Daniel Phan, Theologischer Referent des Kölner Jugendpfarramtes. Daniel Phan ist einer der Organisatoren des Ökumenischen Jugendkreuzweges der Evangelischen Jugend Köln, der in Kooperation mit der Katholischen Jugend in der Domstadt in der Regel am letzten Freitag vor den Osterferien stattfindet. Bedingt durch die Pandemie gab es 2020 eine Veranstaltung in Präsenz ergänzt durch ein Zoom-Meeting, 2021 fiel der Kreuzweg ganz aus, wie Daniel Phan bedauert.

Dieses Jahr allerdings wird er stattfinden können. Am Freitag, 1. April, geht es um die Schlagworte „getaped: verbunden-gestützt-geheilt“. Der Jugendkreuzweg startet um 18 Uhr auf der Wiese vor dem Haus der evangelischen Kirche in der Kartäusergasse 9-11 und endet gegen 20 Uhr an der katholischen Jugendkirche CRUX, An Zint Jan 1, wo es einen kleinen Imbiss geben wird.

Dazwischen liegen vier Stationen, denen das Organisationsteam verschiedene Begriffe zugeordnet hat. Die erste Station am Haus der evangelischen Kirche beschäftigt sich mit dem Thema „feiern“. Das letzte Abendmahl Christi wird ebenso Thema sein, wie die aktuellen Geschehnisse, die es Menschen jeden Alters gerade schwer machen, unbeschwert miteinander fröhlich zu sein. „Wir werden den Krieg in der Ukraine aufgreifen, die Pandemie, das Thema Krankheit allgemein und den Klimawandel“, beschreibt Daniel Phan die Impulse der ersten Station. Denn eine wichtige Intention des Ökumenische Kreuzweges ist es, die Lebenswirklichkeit junger Menschen abzubilden und aufzugreifen. Dass gerade Krieg herrscht und die Welt durch den Klimawandel bedroht ist, belastet nicht nur ältere Menschen, sondern erzeugt auch in der jüngeren Generation große Sorgen.

Die zweite Station steht denn auch unter dem Thema „belastet“. Hier können die Teilnehmenden ihre Belastungen anonym aussprechen, sich auf diese Weise symbolisch von allem Schweren, von Unaussprechlichen befreien. Daniel Phan sagt: „Wir werden an dieser Station Umschläge verteilen, in denen die Teilnehmenden ihre Smartphones, Brieftaschen und Schlüssel deponieren können, um sich unbelastet und ohne Ablenkung auf die dritte Station zu fokussieren.“

Gedanken zum Thema Ausgrenzung

Die dritte Station, „bloßgestellt“ findet sich an der katholischen Obdachlosenseelsorge Köln, Gubbio im ehemaligen Franziskanerkloster in der Ulrichgasse. „Wir werden uns Gedanken zum Thema Ausgrenzung machen, wollen den jungen Menschen zeigen, was es heißt, am Rand der Gesellschaft zu stehen und, dass es Menschen gibt, die den Belasteten mit Herz und Energie beistehen“, kündigt der Theologische Referent an.

Ein Hoffnungsschimmer, der die vierte Station prägt: An der Katholischen Jugendkirche CRUX steht das Kreuz als Symbol der Überwindung des Todes im Mittelpunkt. Im Kreuz symbolisiert sich die Hoffnung der Christinnen und Christen, ihre Belastungen an Gott abgeben zu können. „Hier werden wir noch einmal auf den Kreuzweg zurückblicken und die Jugendlichen einladen, sich segnen zu lassen. Das Kreuz wird für uns zum Ort der Hoffnung“, so Daniel Phan.

Der ökumenische Kreuzweg der Jugend hat eine lange Tradition in Deutschland. 1958 wurde er auf dem Katholikentag als eine Verbindung zwischen katholischen Christinnen und Christen in Westdeutschland und der ehemaligen DDR initiiert. Seit 1972 wird er von einem ökumenischen Team vorbereitet. Mit rund 60.000 Teilnehmenden ist der Ökumenische Jugendkreuzweg heute eine der größten Aktionen für Jugendliche und junge Erwachsene bundesweit.

Wer sich für den Kreuzweg in Köln anmelden möchte, kann das unter www.jupf.de/online-anmeldungen tun. Eindrücke des Abends werden als Instagram-Stories zu sehen sein. Entweder über den Kanal des Jugendpfarramtes, @jupfkoeln, oder über den des Dachverbandes der evangelischen Jugend in Deutschland, @aej.de.

Text: Katja Pohl
Foto(s): Plakat/APK

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Diskussionsabend zum Krieg in der Ukraine

Jeder Versuch, über das aktuelle Geschehen in der Ukraine zu diskutieren, jede Einordnung des Kriegsgeschehens, jede genannte Zahl der Opfer kann nur eine Momentaufnahme sein. Zu schnell verändert sich täglich die Situation in einem Konflikt, der Menschen weltweit mit Sorge, Angst, aber auch Hilfsbereitschaft erfüllt. Der völkerrechtswidrige Angriff Russlands auf die Ukraine ist innerhalb Europas der schwerste Konflikt seit den Kriegen in Jugoslawien.

Um zumindest einige grundsätzliche Hintergründe zu beleuchten und einen Blick darauf zu werfen, was in den nächsten Wochen in der Ukraine passieren könnte, luden die Volkshochschule Köln (VHS), die Rosa Luxemburg Stiftung NRW, die Melanchthon Akademie Köln, das Friedensbildungswerk Köln, das Katholische Bildungswerk Köln, die Karl Rahner Akademie Köln sowie der Städtepartnerschaftsverein Köln-Wolgograd zu einer Online-Diskussion per Zoom und im Youtube-Livestream unter dem Titel „Krieg in der Ukraine – Versuch einer Momentaufnahme“ ein.

Als Diskussionspartner des, von Journalistin Kristin Helberg moderierten, Abends, gaben Ivo Georgiev, Leiter des Büros der Rosa-Luxemburg-Stiftung in Kiew, und Andreas Zumach, freier Journalist und Auslandskorrespondent der taz, ihre Einschätzungen der Lage ab.

„Gezielte und kontrollierte Abrüstung“

Begrüßt wurden die Zuhörerinnen und Zuhörer durch Homaira Mansury, Fachbereichsleiterin für Politische Bildung der VHS Köln, die erläuterte, dass ein „Info- und Redebedarf“ an sie herangetragen worden sei und dieser Diskussionsabend daher nicht der letzte zum Thema sein soll. „In diesem Konflikt gibt es keine abschließenden Einschätzungen. Wir müssen uns mit Blick auf das Kriegsgeschehen immer wieder korrigieren“, so Homaira Mansury.

Einen intensiven Eindruck, wie es der ukrainischen Bevölkerung gerade geht, gab Ivo Georgiev, der zwar aktuell in Deutschland ist, aber dennoch in engem Kontakt zu seinen Partnerinnen und Partnern in der Ukraine steht. Er berichtete: „Menschen in der Hauptstadt haben ihre pazifistische Haltung aufgegeben, um ihr Land zu verteidigen. Diese Veränderung zieht sich durch die gesamte Gesellschaft. Das Volk hat sich, bei aller Angst und allem Leid, vereint. Das gibt Hoffnung und Kraft.“ Allerdings erwartete das Volk auch Waffenlieferungen von Deutschland. Gerade bei jüngeren Menschen sei zudem eine klare Veränderung „pro Ukraine“ zu beobachten. Präsident Wolodymyr Selenskyj stünde nicht mehr in der Kritik, sondern werde zum Volkshelden erhoben.

Ob der Wille zur Verteidugung aber ausreicht, um Wladimir Putin zu stoppen? Hörbare Zweifel daran klangen im Statement von Andreas Zumach an: „Selbst wenn Putin kaltgestellt würde, gäbe es unmittelbar einen Nachfolger.“ Zumach warnte: „Putin muss gesichtswahrend aus dem Krieg kommen. Aber die Zeichen dafür stehen schlecht.“ Der Journalist sieht derzeit die beste Chance einer diplomatischen Vermittlung durch China, denn China hätte schmerzhafte Sanktionsmöglichkeiten. „Der UN vertraut das russische Volk nicht, Gespräche würden nicht funktionieren“, stimmte Ivo Georgiev zu.

Trotz äußerer Demonstrationen von Stärke, gibt es, nach Andreas Zumachs Überzeugung, auch deutliche Anzeichen für eine Erosion der Macht Putins: „In meinen Augen ist dieser Krieg der Anfang vom Ende seiner Ära. Er wird die Ukraine nicht vollständig unter seine Kontrolle bekommen. Auch in Russland wird seine Macht schwinden.“ Doch was dann? Zumachs ernüchternde Einschätzung: „Momentan sehe ich keine demokratische Opposition, die eine neue Regierung bilden könnte.“

Welche Lösungen gibt es dann? Andreas Zumach sieht eine Zukunft der Kooperation: „Wir haben 20 Jahre lang zugelassen, dass sich das Verhältnis zu Russland verschlechtert. Jetzt müssen wir Russland dabei unterstützen, von der fossilen Energie wegzukommen. Eine grüne Energiewirtschaft ist der Weg. Ebenso wie eine gezielte und kontrollierte Abrüstung.“ Als Sofortmaßnahme hofft Andreas Zumach auf noch härtere Sanktionen und ist sicher: „Die Deutschen würden höhere Preise mittragen, aber es müsste auch Hilfen von der Bundesregierung geben.“

Ivo Georgiev ergänzte: „Auch im Hinblick auf politische Bildung haben wir viel aufzuholen. Informationsvermittlung darf nicht nur über soziale Medien passieren.“ Es gelte, weiterhin Brücken zu bauen. Zum Ende des Abends wurde die Frage nach einem Atomschlag seitens Russlands gestellt. Andreas Zumach sagte dazu: „Ich kann nur hoffen, dass es dann Männer gibt, die Putin aufhalten. Für die jetzige Situation halte ich es aber nicht für ratsam persönlich Druck auf ihn auszuüben, etwa durch den Internationalen Gerichtshof. Das würde ihn nur noch mehr in die Enge treiben.“

Das Video zur Veranstaltung findet sich im Internet.

https://www.youtube.com/watch?v=9Ps4Sb99fV8

Diskussions- und Informationsprogramm:

Die Melanchthon-Akademie hat wegen des Ukraine-Kriegs ein neues Diskussions- und Informationsprogramm mit ausgewiesenen Experten aufgesetzt. In einer Reihe von Veranstaltungen wurden und werden Hintergründe zu der Auseinandersetzung mit Russland geliefert.

www.melanchthon-akademie.de

Diskussionsabend „WiederSprechen: Krieg und Frieden in Europa“

28.03.2022, 19:00
Melanchthon-Akademie
Karl-Rahner-Akademie, Jabachstraße 4-8, 50676 Köln
„Wie in einer anderen Welt aufgewacht?“ ONLINE
Krieg und Frieden in Europa

Bilder vom Leid der ukrainischen Zivilbevölkerung, von geflüchteten Frauen und Kindern, von Militär und Zerstörung prägen derzeit die Welt. Die Hoffnung, nach den schweren Zeiten der Pandemie, wieder etwas entspannter und unbesorgter Leben zu können ist verflogen. Mit der Veranstaltung „Wie in einer anderen Welt aufgewacht? – Krieg und Frieden in Europa“ aus der Reihe „WiederSprechen“ am Montag, 28. März, 19 Uhr, soll ein öffentlicher Raum geschaffen werden in dem die Teilnehmenden ihre Sorgen und Ängste bezüglich des Krieges äußern können und diese mit Fachleuten eingeordnet und diskutiert werden kann. In der Karl-Rahner-Akademie, Jabachstraße 4-8, sind Christine Busch, Vorsitzende der Aktionsgemeinschaft evangelischer Friedensdienst (AGDF) und Stephan Grünewald, Psychologe, zu Gast. Die Moderation übernimmt Arnd Henze, Autor, Journalist und Redakteur beim WDR. Zu dieser Veranstaltung laden das Friedensbildungswerk Köln, die Karl Rahner Akademie Köln, das Katholische Bildungswerk Köln, die Melanchthon Akademie Köln sowie die Volkshochschule Köln ein. Eine Anmeldung unter www.karl-rahner-akademie.de ist erforderlich. Die Veranstaltung wird auch gestreamt. Die Teilnahme ist kostenlos.

www.karl-rahner-akademie.de

Text: Katja Pohl
Foto(s): Matthias Pohl

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Kirchenasyl: Ein starkes Team für Menschen auf der Flucht

Menschen auf der Flucht aus der Ukraine sind derzeit in aller Munde. Die evangelische Hoffnungsgemeinde im Kölner Norden gewährt seit langem Menschen auf der Flucht aus den verschiedensten Ländern Kirchenasyl. „Zwei junge Menschen aus dem Irak sind derzeit bei uns. Nach Prüfung der Fälle sagt das Ökumenische Netzwerk Asyl in der Kirche NRW, dass sie in Deutschland den Antrag genehmigt bekommen werden. Bis April sind sie bei uns und leben in zwei kleinen Zimmern mit einem Klo, im Gemeindezentrum ist eine Dusche und eine kleine Möglichkeit zum Kochen. Wir kommen für Verpflegung auf, denn während des Kirchenasyls gibt es keinerlei staatliche Unterstützung. Dafür sammeln wir Geld, wo auch einiges zusammen gekommen ist, was uns sehr gefreut hat“, sagt Pfarrer Volker Hofmann-Hanke.

Kirchenasyl ist die zeitlich befristete Aufnahme von Schutzsuchenden in Räumen, in denen die Kirchengemeinde Hausrecht ausübt. Schutz wird Menschen gewährt, deren Abschiebung oder Überstellung in ein anderes Land voraussichtlich eine Gefahr für Leib, Leben oder Freiheit der betroffenen Personen oder eine Verletzung ihrer Menschenwürde und Menschenrechte darstellen würde. Während des Kirchenasyls werden alle in Betracht zu ziehenden rechtlichen, sozialen und humanitären Gesichtspunkte geprüft. Pfarrer Volker Hofmann-Hanke betont: „Wir machen kein Kirchenasyl ohne Zielperspektive. Wir gehen da vernünftig dran, wir lassen das von Fachleuten begleiten, die es juristisch gut begleiten können. Es gibt nicht so viele Gemeinden, die das überhaupt machen. Es gibt keine staatlichen Zuschüsse. Wir sind für Kosten und Logis da.“ Er arbeitet intensiv mit dem ökumenischen Netzwerk zusammen: „Wir kennen uns mittlerweile sehr gut.“

Er sagt, dass bisher ausnahmslos alle Menschen „mit Erfolg aus dem Kirchenasyl entlassen worden sind.“ Es habe sich immer um sogenannte Dublin-Fälle gehandelt. Das heißt: Die Menschen müssten eigentlich in das Land der EU zurück, wo sie erstmals Boden der EU betreten haben, um dort ihren Asylantrag zu stellen. „Weil die Bedingungen für Flüchtlinge in diesen Ländern oft desolat sind, kommt es zur Bitte um Kirchenasyl. Uns ist wichtig, dass mit dem Kirchenasyl auch ein erreichbares Ziel verbunden ist: zum Beispiel, in Deutschland den Asylantrag stellen zu dürfen. Dabei arbeiten wir eng mit Fachleuten zusammen, die sich mit den rechtlichen Fragen besser als wir auskennen: konkret mit dem ökumenischen Netzwerk ,Asyl in der Kirche‘ und mit der Migrationsberatung des Diakonischen Werkes in Köln. Bisher gingen alle Fälle positiv aus, allerdings dauerte es oft monatelang.“

„Jeder hat seine eigene Geschichte“

Dabei wird Pfarrer Volker Hofmann-Hanke – neben den gesammelten Spendengeldern – auch von Ehrenamtlichen aus Worringen unterstützt:

Martina Hanke erzählt: „Ich mache etwas ganz Alltägliches, nämlich: die Wäsche waschen. Außerdem schaue ich ab und zu nach, wie es den Leuten geht oder
was gebraucht wird, bin Ansprechpartnerin, besorge kleine Geschenke zum Beispiel zu Weihnachten oder Ramadan.“ Sigrun Heicapell berichtet: „Ich mache vor allem – weil ich das auch von Berufs wegen mitbringe – Deutschunterricht mit den Geflüchteten, sei es, um grundlegende Kenntnisse zu erwerben oder schon vorhandene zu vertiefen. Dabei schaue ich, was gerade an Themen dran ist über das Schulwissen in Deutsch hinaus. Ich zeige auch gerne, wo man günstig einkaufen kann, und helfe bei organisatorischen Schwierigkeiten.“

„Je mehr Kontakt da ist, desto mehr berühren mich die Geschichten: was sie zu Hause erlebt haben, die Erfahrungen auf der Flucht, enttäuschte Hoffnungen hier, Fotos von zerstörten Wohnungen der Familie oder von erfrorenen Füßen unterwegs. Man könnte so viel erzählen. Jeder hat seine eigene Geschichte, und bei allen ist es absolut verständlich, warum sie da sind. Es ist toll zu sehen, wie motiviert die Menschen sind und wie die Hilfe angenommen wird“, sagt Martina Hanke. Sigrun Heicapell frage sich oft, „warum das Kirchenasyl als letztes Mittel überhaupt nötig ist. Ich rede ganz viel mit den Geflüchteten und erinnere mich an Berichte über Folter in Gefängnissen oder den Überlebenswillen bei der Überwindung einer Grenze. Ich möchte diese Menschen unterstützen, auch weil ich überzeugt bin, dass wir solche jungen Leuten hier bei uns brauchen. Es ist schön, dabei zu helfen, dass die Menschen hier einen Schritt weiter kommen, also zum Beispiel für einen Test zu üben, und damit die Hoffnung zu geben, dass sie das schaffen können, dass es eine Zukunft gibt, trotz aller Schwierigkeiten in einer fremden Umgebung.“

Pfarrer Volker Hofmann-Hanke fügt hinzu: „Wenn man diese Menschen fragt, wie es ihnen geht, sagen sie: Ja, ja, alles gut. Aber es sind junge Menschen, denen man eigentlich etwas anderes wünscht. Sie sind aufgeschlossen und lernen fleißig und werden sicherlich unsere Gesellschaft sehr bereichern, wenn sie denn mal loslegen können.“

Kirchenasyl

Die Tradition eines Schutzraumes im Bereich des Heiligen reicht bis in die Antike zurück. Beim Kirchenasyl handelt es sich heute um die Aufnahme von Flüchtlingen, die vom Bundesamt zur Ausreise aufgefordert wurden. Dabei ist wichtig, dass sich das Kirchengebäude nicht im rechtsfreien Raum befindet. Das heißt, den Behörden wird der Aufenthaltsort der Schutzsuchenden mitqeteilt und versichert, dass mit dem Kirchenasyl nicht das Gewaltmonopol des Staates grundsätzlich infrage gestellt sein will, dass die Kirche aber aus Sorge für die Menschen meint diesen Schritt gehen zu müssen.

Kölner Flüchtlingsrat

Der Kölner Flüchtlingsrat e.V. ist eine Flüchtlings- und Menschenrechtsorganisation. Seit 1984 setzt er sich für den Schutz und die Rechte der Flüchtlinge, für ihre Integration sowie für Toleranz und Völkerverständigung ein. Als unabhängiges Netzwerk setzt er sich aus Flüchtlingen, Beratungsstellen, Menschenrechtsgruppen, Flüchtlingsinitiativen, Haupt- und Ehrenamtlichen in der Flüchtlingsarbeit sowie interessierten Einzelpersonen zusammen.

www.koelner-fluechtlingsrat.de

Ökumenisches Netzwerk Asyl in der Kirche NRW e.V.

Jan Henkel, Thomas Brandt, Thomas Flörchinger
Haus der Evangelischen Kirche | Kartäusergasse 9-11 | 50678 Köln
mo 9 – 14 Uhr
Tel: 0221 . 33 82 -281, nrw@kirchenasyl.de

www.hoffnungsgemeinde-koeln.de

Text: Frauke Komander
Foto(s): Volker Hofmann-Hanke

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Baustellenbesuch: ASG baut auf dem Grundstück der ehemaligen Jesus-Christus Kirche

Wasserversorgung, Parkplatzsituation, ökologische Gesichtspunkte: Zu einer Baustellenbesichtigung des Neubauprojekts in der Martin-Luther-Straße 10-14 in Köln-Esch hat die Antoniter Siedlungsgesellschaft im Evangelischen Kirchenverband mbH Köln und Region (ASG) interessierte Nachbarinnen und Nachbarn sowie Gemeindemitglieder der Evangelischen Kirchengemeinde Köln-Pesch eingeladen.

Ende 2018 hat die Wohnungsbaugesellschaft das Grundstück der ehemaligen Jesus-Christus-Kirche von der Kirchengemeinde erworben, um dort in drei zweigeschossigen Wohngebäuden mit Staffelgeschoss Zwei- bis Fünfzimmer-Wohnungen für insgesamt 21 Haushalte zu errichten. Die Fertigstellung soll im II. Quartal 2023 erfolgen.

Drei Rohbauten

Vor allem die unmittelbaren Nachbarinnen und Nachbarn, die den Baufortschritt seit dem Baubeginn im April 2021 aus nächster Nähe beobachten können, nahmen an der Baustellenbesichtigung teil. Zu sehen waren die drei Rohbauten, von denen zwei bereits vollständig und einer zu zwei Dritteln fertig gestellt sind. Der Innenbereich der Gebäude konnte aus Sicherheitsgründen nicht betreten werden. ASG-Geschäftsführer Guido Stephan, der technische Leiter Michael Kress und der verantwortliche Bauleiter Guido Manheller informierten die Teilnehmenden zum aktuellen Stand des Baus. Technische Gewerke wie Heizungsbau und Sanitär haben mit ihren Arbeiten bereits begonnen, ebenso die Dachdecker. Sobald die Fenster geliefert und eingebaut sind, kann voraussichtlich Ende April mit dem Innenausbau begonnen werden.

Auch ein Kinderspielplatz ist eingeplant

Die Besucherinnen und Besucher der Baustellenbesichtigung freuten sich, endlich mehr über das Bauprojekt erfahren zu können und Antworten auf ihre Fragen zu erhalten, die insbesondere auf die Sicherstellung ihrer Privatsphäre, die Wasserversorgung und die Parkplatzsituation abzielten. Fragen danach, inwieweit ökologische Gesichtspunkte beim Bau berücksichtigt wurden, beantwortete Michael Kress mit dem Hinweis auf die monolitische Massivbauweise mit einem hochdämmenden Ziegelmauerwerk ohne zusätzlichen Einbau eines Wärmedämmverbundsystems. Die Beheizung des gesamten Objektes sei mit einer Wärmepumpe in Kombination mit einer Fußbodenheizung geplant. Auch bei der Außenanlagenplanung setze man ökologische Akzente, so Kress. So würden heimische Gehölze, wasserdurchlässige Pflasterflächen kombiniert mit Rasenflächen und umlaufende Hecken das Gebäudeensemble durchgrünen. In der Außenanlage sei im Übrigen auch ein Kinderspielplatz eingeplant, fügte er hinzu.

Mit der Vermarktung der freifinanzierten Wohnungen soll im April 2022 begonnen werden. Vermieterin ist die ASG. Der Mietservice der Wohnungsbaugesellschaft wird sich dann mit den Mietinteressenten in Verbindung setzen, die sich in den letzten Wochen schon zahlreich bei der ASG gemeldet haben.

Guido Stephan dankte den Teilnehmenden für ihr großes Interesse und betonte, dass er jederzeit für weitere Nachfragen und Gespräche zur Verfügung stehe, die er gerne auch vor Ort fortsetzen will.

Informationen zum Baufortschritt findet man auf der ASG-Website www.asg.koeln.

Text: Susanne Hermanns
Foto(s): Susanne Hermanns

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Kirche2go fragt: Was ist Gefängnisseelsorge?

Kirche2go fragt: Was ist Gefängnisseelsorge? Die Seelsorgerinnen und Seelsorger besuchen Gefangene und begleiten sie in ihrer besonderen Lebenssituation. Sie helfen ihnen bei ihrem Versuch, ihr Leben zu verstehen und neu auszurichten, um „künftig ein Leben ohne Straftaten führen zu können.“ – wie es im Strafvollzugsgesetz formuliert ist. Wie sie es schaffen können, eine Brücken zwischen „Drinnen“ und „Draußen“ zu bauen, erfahren Sie in dieser Kirche2go-Folge.

In der Passionszeit 2022 erklärt Kirche2go jeden Freitag einen Aspekt aus dem Bereich Seelsorge.

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Der gesamte Text zum Nachlesen:

Kirche2go fragt: Was ist Gefängnisseelsorge?

„Ich war im Gefängnis und ihr seid zu mir gekommen.“ – Motiviert von diesem Ausspruch von Jesus Christus, der im Neuen Testament im Matthäusevangelium überliefert wird, arbeitet die Gefängnisseelsorge. Die Seelsorgerinnen und Seelsorger besuchen Gefangene und begleiten sie in ihrer besonderen Lebenssituation. Sie helfen ihnen bei ihrem Versuch, ihr Leben zu verstehen und neu auszurichten, um „künftig ein Leben ohne Straftaten führen zu können.“ – wie es im Strafvollzugsgesetz formuliert ist.

Dabei begegnen sie Menschen aller Religionen mit Respekt und bieten auch Gefangenen anderer Religionszugehörigkeit auf ihren Wunsch hin seelsorgliche Begleitung an oder stellen Kontakte zu Geistlichen anderer Glaubens- und Religionsgemeinschaften her.

Aber auch Menschen in Untersuchungshaft können sich an die Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner der Kirchen wenden. Dabei unterliegen die vielen hauptamtlichen und auch ehrenamtlichen Seelsorgerinnen und Seelsorger der seelsorglichen Schweigepflicht und dem Beichtgeheimnis. Informationen aus den Gesprächen mit den Gefangenen werden nicht weitergegeben.

In vielen Gefängnissen feiern die Seelsorgerinnen und Seelsorger auch Gottesdienste mit den Gefangenen, bieten Gesprächsgruppen, Musikgruppen oder Einzelgespräche an. Auch Mitarbeitende der Gefängnisse können sich an sie wenden.

Außerdem sind die Gefängnisseelsorgerinnen und Seelsorger auch Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner für Angehörige von Strafgefangenen. So können sie Brücken zwischen Drinnen und Draußen bauen.

Text: APK
Foto(s): APK

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Theologische Seminare: „Mehr Aggression unter Verschwörungsgläubigen“

Gleich in zweierlei Hinsicht hat die Pandemie Einfluss auf die Vortrags- und Diskussionsreihe der Theologischen Seminare der Andreaskirchengemeinde in Bergisch Gladbach-Schildgen genommen. Es ging um „Verschwörungstheorien in Corona-Zeiten“. Und: Wie im Vorjahr hatten die Organisatorinnen und Organisatoren sich aufgrund steigender Inzidenzzahlen in diesem Frühjahr erneut gegen Präsenzveranstaltungen und für Zoom-Konferenzen entschieden. Diesmal, im 26. Jahr der Theologischen Seminare, lautete das Motto: „Woran Du Dein Herz hängst – Religiöse Überzeugungen und der heiße Kern des Christentums“. Organisiert werden die Theologischen Seminare als Kooperationsveranstaltung der evangelischen Gemeinde Altenberg/Schildgen, der katholischen Kirchengemeinde Herz Jesu Schildgen, des Katholischen Bildungswerkes Rheinisch-Bergischer Kreis sowie der Kölner Melanchthon-Akademie.

Nun fand der zweite Abend der dreiteiligen Reihe statt – unter dem Titel „Nichts ist wie es scheint! – Verschwörungstheorien in Corona-Zeiten“. Andrew Schäfer, Landespfarrer für Weltanschauungsfragen der Evangelischen Kirche im Rheinland, referierte über Verschwörungstheoretiker und Verschwörungstheoretikerinnen, die Wurzeln solcher Überzeugungen und darüber, wie man diesen Menschen begegnen kann.

Ernüchternde Erkenntnis des Düsseldorfer Theologen nach einem gut einstündigen intensiven Vortrag: „Wenn jemand erst einmal in diesen Verschwörungsmythen steckt, ist er für von seinem Weltbild abweichende Impulse nicht mehr zugänglich.“ Argumentativ werde ein solcher Mensch nicht mehr erreicht, der Umgang mit den Theorien und Weltanschauungen der Betroffenen könne zermürben und Beziehungen zerstören, berichtete Andrew Schäfer aus seiner Praxis als Berater und Gesprächspartner von Angehörigen und Betroffenen. „Es stimmt mich unsagbar traurig, wenn Menschen nicht mehr miteinander reden, Familien zerbrechen. Dann ist es wichtig, die Angehörigen intensiv zu begleiten.“

Absoluter Wahrheitsanspruch und ein klares Feindbild

Kennzeichen von Verschwörungstheoretikern und Verschwörungstheoretikerinnen sind ein absoluter Wahrheitsanspruch im Hinblick auf ihre Sicht der Dinge, gepaart mit einem klaren Feindbild. Misstrauen und Zweifel bestimmen den Alltag, jegliche Kritik wird abgeblockt. Wer mit einem solchen Menschen zu diskutieren versuche, erreiche im Grunde immer nur eine Eskalation. Dennoch sei Zivilcourage gefordert: „Leugnern des Holocaust zum Beispiel, müssen wir etwas entgegensetzen“, mahnte Andrew Schäfer und gab Tipps, wie ein Gespräch verlaufen könnte. Er machte aber auch klar, dass manchmal nur eine Kontaktpause einen endgültigen Bruch verhindert.

„Verschwörungstheorien sind so alt wie unsere Gesellschaft.“

Zuvor hatte er den 16 Teilnehmenden des Seminars Einblicke in die Szene der Verschwörungstheorien gegeben und ein Blick auf die Geschichte geworfen. Denn: „Schon im Mittelalter gab es nicht wenige, die an die Ritualmordlegende glaubten. Diese besagte, dass Juden das Blut von Säuglingen trinken, um ewiges Leben zu erlangen. Die heutige These der hauptsächlich in den USA angesiedelten QAnon-Bewegung, eine Elite würde das aus dem Blut von Kindern gewonnene ,Adrenochrome‘ konsumieren, fußt auf diesem jahrhundertealten Irrglauben“, erläuterte der Pfarrer und ergänzte: „Verschwörungstheorien sind so alt wie unsere Gesellschaft.“

Mit Besorgnis, so der Theologe, beobachte nicht nur er, dass das Aggressionspotenzial innerhalb der Gruppen von Verschwörungsgläubigen zunehme. Der Sturm auf die Reichstagstreppe in Berlin und das Capitol in Washington hätten deutlich gezeigt, dass die Hemmschwelle, Gewalt anzuwenden, stetig gesunken sei. „Politiker wie Volker Beck oder Karl Lauterbach wurden schon verbal bedroht oder sogar tätlich angegriffen.“

Dass Menschen, die sich politisch eher rechts positionieren, offenbar auch häufiger Teil der Verschwörungsszene sind, dokumentierte Andrew Schäfer mit Filmausschnitten, die Tamara Kirschbaum zeigten. Die Heilpraktikerin aus der Eifel mit großer Nähe zu den Reichsbürgern sprach unmittelbar vor dem Angriff auf den Reichstag davon, dass Donald Trump die Herrschaft in Deutschland übernehmen werde. Schäfers These dazu lautet: „Das Verschwörungsmilieu ist immer noch heterogen, driftet aber deutlich nach rechts ab.“

Im christlichen Bereich gebe es eine Affinität zur Freikirche, so der Düsseldorfer. „Freikirchen erleben sich als Minderheitskirchen, manche halten ein sehr konservatives Ehe- und Familienbild hoch, das gut zu einer neuen rechten Bewegung passt, die auch Verschwörungstheorien verbreitet.“ Am Beispiel des Senders Kla.tv des Schweizers Ivo Sasek, der offen krude Weltanschauungen verbreitet, zeigte Schäfer, wie gut die Szene sich auch digital vernetzt hat. Hier hakte Pfarrer Jürgen Manderla, Moderator des Abends nach, und fragte nach dem Einfluss des Internets auf Verschwörungstheorien. „Das Internet hat das Wissen demokratisiert. Es gibt keine Lösung, die Verbreitung von Verschwörungsmythen aufzuhalten“, bedauerte Andrew Schäfer. Pfarrer Thomas Biju, Mitorganisator der Seminarreihe, gab zu bedenken, dass Verschwörungstheoretiker und Verschwörungstheoretikerinnen oft sehr intelligente Menschen seien. Hier stimmte der Landespfarrer zu: „Menschen, die sich auf diese Weise verändern, haben oft einen schmerzlichen Umbruch in ihrem Leben erlitten.“

Der nächste Abend findet am Donnerstag, 17. März, statt. Das Zoom-Seminar beginnt um 20 Uhr und steht unter dem Titel „Betet ohne Unterlass! – Einblicke in die Tradition gelebter christlicher Spiritualität“. Referent ist Dr. Dr. Michael Plattig O.Carm. aus Münster. Weitere Informationen gibt es auf der Website der Gemeinde:

www.andreaskirche-schildgen.de

Text: Katja Pohl
Foto(s): Matthias Pohl

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