Kirche2go fragt: Sind alle Partnerschaften erlaubt?

Kirche und Partnerschaften: Dieses Thema wird immer wieder in unserer Gesellschaft diskutiert. Was ist mit diversen Partnerschaften? Wer darf wen lieben und kann das alles mit Gottes Segen geschehen, wenn wir ein partnerschaftliches Konzept eingehen, welches nicht der „Norm“ entspricht? Pfarrer Nico Ballmann bezieht dazu eine ganz klare Stellung. Welche das ist, verrät er uns bei Kirche2go.

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Kirche und Partnerschaften: Ein Haus, ein Mann, eine Frau und zwei Kinder. Das ist irgendwie so ein bisschen noch das Idealbild einer Familiensituation hier in Deutschland und vielleicht ist es auch das, was sich viele Menschen wünschen. Eine Familie, alles geregelte Sicherheit. Ich finde dagegen spricht erst mal nichts. Wenn wir allerdings darauf schauen, was die Bibel sagt zu Partnerschaft, dann ergibt sich ein ganz anderes Bild. Nämlich da ist plötzlich von Vielehe in der Bibel die Rede. Von Abraham und seiner Frau Sarah und seiner Magt Hagai, mit der er noch ein Kind bekommt. Jacob muss sich erstmal ganz viele Frauen anheiraten, damit er letztlich die Frau bekommt, die er eigentlich möchte und so zieht sich eigentlich dieses Bild von Partnerschaft sehr plural und ganz divers durch die ganze Bibel.

Wenn also Menschen heutzutage auf mich zukommen und sagen: Ja, also die Heirat zwischen Mann und Frau, dass die Kinder bekommen, das ist eigentlich das Bild, was die Bibel uns doch mit auf den Weg gibt, das merken wir das schon bei Adam und Eva, da muss man leider sagen: Nein, die Bibel sagt erstmal nichts über das Bild von Partnerschaften.

Sondern das Bild, was wir gerade von Partnerschaften haben, ist ein Bild, das entstanden ist so im 17./18. Jahrhundert, als die Menschen in die Städte geflohen sind, als man nicht mehr in Großfamilien lebte. Und die Idee als eine Verbindung von zwei Menschen, die in Liebe miteinander leben, das ist auch ein Bild, was eigentlich erst mal nur ganz neu ist. Früher waren das eher Zweckehen. Man wollte Sicherheit haben und musste dafür sorgen, dass man möglichst viele Kinder bekommt, damit man auch im Alter noch versichert ist.

Die Bibel sagt also erstmal nichts über Partnerschaften oder die ideale Partnerschaft.

Was die Bibel allerdings sagt, das ist: Gott ist die Liebe und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm. Von daher finde ich, dass wir als Kirche da offener werden sollten. Bei Partnerschaften, die vielleicht nicht der Norm entsprechen oder die wir vielleicht nicht so gewohnt sind. Sondern auch Menschen den Segen zu sprechen, die in anderen Lebenskonstellationen leben, solange sie sich in Liebe begegnen und im gegenseitigen Einverständnis, sehe ich da zumindest keine Probleme.

Text: APK
Foto(s): APK

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CSD-Gottesdienst: „Für Menschenrechte: Viele, gemeinsam, stark!“

Nach zwei Jahren Corona-Zwangspause findet dieses Jahr endlich wieder der große und traditionsreiche CSD-Gottesdienst am Samstag, 2. Juli 2022, um 18 Uhr in der Antoniterkirche statt. Für dieses Highlight unterbricht Citykirchenpfarrer Markus Herzberg sogar seine viermonatige Fortbildung in Berlin und feiert die Evangelische Messe zum Christopher Street Day in ökumenischer Verbundenheit. Mit dabei sind u.a. Pastor Olaf Sion von der Alt-Katholische Gemeinde in Köln, Pfarrer Bernd Mönkebüscher, römisch-katholisch, aus Hamm, und Prädikantin Karin-Bettina Encke von der AntoniterCityKirche. Daneben gibt es viel Unterstützung von Frauen und Männern aus dem Citykirchenteam. Für Stimmung sorgt die Bordkapelle der „StattGarde Colonia Ahoj e.V.“ unter der Leitung von Kapellmeister Roland Steinfeld an der Orgel.

Fest der Vielfalt und Freude

Der CSD-Gottesdienst 2022 verspricht wieder ein buntes Fest der Vielfalt und Freude zu werden, mit viel Raum, miteinander zu feiern und Gott für die Fülle der Lebensformen dankzusagen. Neben Lob und Dank, Vielfalt und Freude steht weiter der Einsatz für die Gleichberechtigung aller Lebensformen in In- und Ausland unter dem Motto des CSD 2022: „Für Menschenrechte: Viele, gemeinsam, stark!“

Die AntoniterCityKirche setzt sich auf der Grundlage des Evangeliums bewusst für LGBTIQ+ ein. So gehören queere Menschen in ihrer ganzen Vielfalt selbstredend zum Gemeindealltag: Nicht nur zum CSD, sondern 365 Tage im Jahr sind LGBTIQ+ und ihre Freund*innen selbstverständlich aktiver Teil des Gemeindelebens: in Gottesdiensten, Gruppen und Kreisen, Veranstaltungen und Konzerten.

Der Erlös aus der Kollekte geht wie schon in früheren Jahren an „rubicon“. Der Kölner Verein steht für geschlechtliche und sexuelle Vielfalt und den Kampf gegen jede Form der Diskriminierung. Der „rubicon e.V.“ unterstützt lesbische, schwule, bisexuelle, trans* und queer orientierte Menschen (LGBTIQ+) darin, selbstbewusst und angstfrei zu leben und zu lieben. (www.rubicon-koeln.de) Vertreter*innen des „rubicon“-Beratungszentrums stellen die konkrete Arbeit des Vereins im Gottesdienst vor.

Im Anschluss wird gefeiert: Auf dem Kirchplatz gibt es unterstützt von Café Restaurant Sander Erfrischungen und ausreichend Gelegenheit zum Austauschen.

www.colognepride.de

Text: APK
Foto(s): Sammy Wintersohl

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„Ein Ende und ein Anfang“: Bewegende Entwidmung der Philipp Nicolai Kirche

Eine Epoche ist jetzt auch formal zu Ende gegangen. Mit der Entwidmung des Kirchengebäudes der Philip Nicolai Kirche wurde in Mauenheim der konkrete Umzug in das neue Gebäude in Weidenpesch endgültig eingeleitet. Das Gebäude war ohnehin schon weitgehend leer geräumt, jetzt wurden noch die letzten Utensilien hinaus getragen und die Kerzen gelöscht.

Pfarrerin Susanne Zimmermann begrüßte zunächst viele Gäste, darunter alle Familien, die bisher im Pfarrhaus gelebt haben, frühere Presbyterinnen und Presbyter sowie Vertreter der katholischen Schwestergemeinde. Susanne Zimmermann erinnerte an die Grundsteinlegung 1965, die Anschaffung der Orgel und die Installation verschiedener Glocken. „Wir sitzen heute auf Stühlen und feiern den Gottesdienst mit Klavierbegleitung, vieles ist schon ausgeräumt und wird mitgenommen.“ Dazu gehören die Orgel, die Bänke und ein Kirchenfenster. „Wir werden aus allen Gebäuden hier ausziehen, auch das Pfarrhaus und die KiTa werden umgesiedelt. Hier sind Generationen von Kindern mit christlichen Werten groß geworden.“

„Wir nehmen Abschied vom Haus, nicht von dir“

Die Pfarrerin weckte die Erinnerung an unzählige Gottesdienste, Taufen, Konfirmationen, Feste, Ereignisse und auch  Trauer. Auch die stillen Gottesdienste in den Corona Jahren würden dauerhaft im Gedächtnis  bleiben. In Psalm 121 wird gesagt, dass Hilfe vom Herrn kommt. Im Gebet bat die Gemeinde um Unterstützung durch Gott. „Wir nehmen Abschied vom Haus, nicht von dir“.

Die Lesung bezog sich auf Jesaja Kapitel 55. Hier wird Gottes wunderbarer Weg beschrieben. „Meine Gedanken und Wege sind nicht eure Gedanken und Wege. Das Wort soll wie Regen auf die Erde fallen und nicht zurückkommen. Ihr sollt in Freuden ausziehen und in Frieden geleitet werden“. Im Evangelium nach Johannes wird auf den Frieden und die Gemeinschaft Christi Bezug genommen. „Meinen Frieden gebe ich euch. Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Ihr müsst an mir bleiben, wie die Traube an der Rebe“.

Neues, modernes Gemeindezentrum

Nach dem Glaubensbekenntnis erinnerte auch Superintendent Markus Zimmermann an eine lange und bewegte Zeit der Gemeinde. „In den 58 Jahren war viel Liebe – in Festen, Gruppen, Kreisen, im diakonischen Engagement“. Ein besonderes Ereignis sei der Kirchentag 2007 gewesen, als die Kirche ein Zentrum für viele Gläubige war. „Jetzt müssen wir Abschied nehmen. Da ist sehr viel Dank für Gottes Liebe. Wir verlassen nicht die Menschen in Mauenheim, auch wenn wir nach Weidenpesch ziehen. Die Liebe wird bleiben, Gott hat noch viel mehr mit uns vor“.

Der Superintendent sieht in dem Umzug in das neue, modernere Gemeindezentrum eine große Chance: “Wir als evangelische Kirche werden wieder groß rauskommen. Viele Menschen werden begreifen, dass das Konzept der Selbstoptimierung seine Grenzen hat. Gott nimmt mich an, wie ich bin. Wir treten für den Frieden ein und sind so auf dem Wege Jesu“. Dazu gehöre, alle Menschen, die in Not zur Gemeinde kommen,  auch im neuen Zentrum aufnehmen. Zum Schluss zitierte er voller Optimismus den Namenspatron der Kirche Philip Nicolai. „Er hat gesagt: Singet, springet, jubilieret und danket dem Herrn.“

„Wir erleben hier einen Anfang und ein Ende“

Anschließend wurden einige Gemeindemitglieder und Gäste nach vorne gerufen, um ihre Gedanken zum Umzug stellvertretend für alle zu verkünden. „Ich wünsche mir in der neuen Kirche wieder das gleiche diakonische Engagement“. „Wir erleben hier einen Anfang und ein Ende“. Pfarrerin Christina Schlarp hat die meiste Zeit ihres Berufslebens in dieser Gemeinde verbracht: “ Das war eine tolle Zeit hier und ein Glücksfall für mich. Wir werden alle wunderbaren Begegnungen und die Geborgenheit mitnehmen.“ „Das ist ein schwerer Abschied, meine Familie ist hier aufgewachsen. Ich freue mich auf das neue, schöne Haus.“ Schließlich gab es noch einen sehr passenden Vergleich mit einer defekten Kaffeetasse:

„Das Haus hier ist sehr marode. Der Umzug erinnert mich an eine kaputte Kaffeetasse. Man nimmt eine neue Tasse, doch der Inhalt bleibt gleich“. „Die Kirche war ein zweites Wohnzimmer für mich und meine Geschwister. Es gab viele prägende Erlebnisse. All das bleibt uns erhalten und zieht mit“.

Johannes Feyrer liest die Endwidmungserklärung

Mit dieser Erklärung wurde die Kirche formal zum 19. Juni 2022 endwidmet. Johannes Feyrer, früherer Leiter der Kölner Feuerwehr und seit langem engagiertes Mitglied der Gemeinde, sprach die Endwidmung in einem sehr bewegenden Moment aus: „Hiermit stellen wir die Philipp Nicolai Kirche außer Dienst“.

In einem letzten Akt wurden die noch verbliebenen Gegenstände eingesammelt und die Kerzen gelöscht. Bei gedeckter Musik wurden die Sachen vom Presbyterium aus der Kirche getragen. Die Kinderkerze bleibt noch 14 Tage an, so lange wird die KiTa noch von den Kleinen genutzt.

Nach dem Segen traf sich die Gemeinde bei Kaffee und Kuchen – um optimistisch in die Zukunft zu schauen.

Text: Dr. Klemens Surmann
Foto(s): Dr. Klemens Surmann

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Wochentipps 30.6.-6.7.

Bei unseren Wochentipps ist für jeden etwas dabei: Es gibt die Buchvorstellung „Die Letzten hier. Köln im sozialen Lockdown“, das Orgelkonzert „MagniWidor – Magnificat und Symphonik“, das Internationale Orgelfestival im Altenberger Dom, den Ökumenischen Gottesdienst zum CSD, das Open-Air-Konzert mit den „78Twins“ sowie die „Sommergespräche – die etwas andere Einladung“.

Die Termine in der Übersicht:

30.06.2022, 19:00
Evangelisch Leben in Köln und Region
Vringstreff e.V., Im Ferkulum 42, 50678 Köln
„Die Letzten hier. Köln im sozialen Lockdown“
Buchvorstellung und Diskussion im Vringstreff

„Wie haben Obdachlose die Corona-Pandemie erlebt?“, „Wie geht eine Großstadt wie Köln mit dem Lockdown um, wenn nicht alle zu Hause bleiben können?“ und „Haben sich Strukturen des Hilfesystems verändert?“ diesen und weiteren Fragen geht Christina Bacher, Journalistin und Chefredakteurin des Straßenmagazins DRAUSSENSEITER, in ihrem Buch „Die Letzten hier. Köln im sozialen Lockdown“ nach. Am Donnerstag, 30. Juni, 19 Uhr, ist zu zu einer Lesung mit anschließender Diskussion zu Gast im Vringstreff, Im Ferkulum 42. Unterstützt wird sie von der mehrfach ausgezeichneten Lyrikerin Sabine Schiffner, deren Gedichtzyklus zum Thema Obdachlosigkeit ebenfalls in der Coronapandemie entstanden ist. Die Lesung findet begleitend zur Ausstellung „Kunst trotz(t) Ausgrenzung“, die von Samstag, 25. Juni, bis Freitag, 19. August, in der Diakonie Michaelshoven, im Vringstreff und an anderen Orten gezeigt wird. Der Eintritt kostet 5 Euro, ermäßigt 3 Euro. Der Vringstreff e.V. ist eine Begegnungsstätte und Beratungsstelle für Menschen mit und ohne Wohnung im Herzen der Kölner Südstadt.

www.vringstreff.de und www.kunst-trotzt-ausgrenzung.de

30.06.2022, 20:00
Trinitatiskirche
Trinitatiskirche, Filzengraben 4, 50676 Köln
„MagniWidor – Magnificat und Symphonik“
Orgelkonzert mit Angela Metzger

Angela Metzger konzertiert regelmäßig bei internationalen Orgelfestivals und ist Preisträgerin zahlreicher Orgelwettbewerbe. An der Musikhochschule München studierte sie Kirchenmusik und Orgel. Am Donnerstag, 30. Juni, ist sie zu Gast in der Trinitatiskirche, Filzengraben 4, und konzertiert an der großen Klais-Orgel. Sie trägt Werke von Dietrich Buxtehude (1637-1707), Philipp Maintz (*1977), Johann Sebastian Bach (1685-1750), Adolph Friedrich Hesse (1809-1863) sowie Charles-Marie Widor (1844-1937) vor. Der Eintritt ist frei, um eine Spende wird gebeten.

www.trinitatiskirche-koeln.de

30.06.2022, 20:00
Evangelische Kirchengemeinde Altenberg/Schildgen
Altenberger Dom, Altenberg, 51519 Odenthal-Altenberg
Internationales Orgelfestival im Altenberger Dom
Eröffnungskonzert mit Musik für Blechbläser

„Klingender Dom“ ist der Titel des Eröffnungskonzerts des Internationalen Orgelfestivals (30. Juni bis 1. September) am Donnerstag, 30. Juni, 20 Uhr, im Altenberger Dom, Eugen-Heinen-Platz 2. Festliche Musik für Blechbläser und Orgel von Georg Friedrich Händel, Jean-Joseph Mouret, Johann Sebastian Bach, Jacques-Nicolas Lemmens, Richard Strauß, Charles-Marie Widor und anderen tragen die Altenberger Dombläser mit Thibaud Robinne und Patrick Dreier (beide Trompete), Michael Scheuermann und Tobias Sünder (beide Posaunen) sowie Rolf Müller (Orgel) vor. Der Eintritt kostet 10 Euro an der Abendkasse. Eintrittskarten im Vorverkauf gibt es im Altenberger Dom-Laden.

www.altenberger-dommusik.de

02.07.2022, 18:00
Evangelische Gemeinde Köln
AntoniterCityKirche, Schildergasse 57, 50667 Köln
Ökumenischer Gottesdienst zum CSD
Mit der Bordkapelle der StattGarde Colonia Ahoj

Nachdem es in den letzten zwei „Corona-Jahren“ nicht möglich war, den großen Kölner Gottesdienst zum Christopher Street Day (CSD) zu feiern, freuen sich die Veranstalter nun am Samstag, 2. Juli, 18 Uhr, wieder in die Antoniterkirche, Schildergasse 57, einladen zu können. In ökumenischer Verbundenheit feiern diesen Gottesdienst mit den Teilnehmenden Citykirchenpfarrer Markus Herzberg (evangelisch), Olaf Sion (alt-katholisch), Pfarrer Bernd Mönkebüscher (römisch-katholisch) und die Bordkapelle der StattGarde Colonia Ahoj.

www.antonitercitykirche.de

03.07.2022, 17:00
Evangelische Kirchengemeinde Bergisch Gladbach
Gnadenkirche, Hauptstraße 256, 51465 Bergisch Gladbach
Open-Air-Konzert mit den „78Twins“
Sommerprogramm an der Gnadenkirche

Seit fast 25 Jahren stehen die Zwillingsbrüder Benny und Bastian Korn auf der Bühne. Beim Quirl-Sommer an der Gnadenkirche Bergisch Gladbach, Hauptstraße 256a, sind sie mit ihrer Band „78Twins“ eine feste Größe. Am Sonntag, 3. Juli, 17 Uhr, verspricht die Rockband wieder ein abwechslungsreiches Programm und eine „explosive“ Live-Show. Die Band wurde mit verschiedenen Musik-Preisen ausgezeichnet. Der Eintritt ist frei.

www.quirl.de

05.07.2022, 20:00
Evangelische Kirchengemeinde Brühl
Christuskirche, Mayersweg 10, 50321 Brühl
„Sommergespräche – die etwas andere Einladung“
Zeit, Raum und offene Ohren in der Christuskirche

Wer im Sommer nicht verreist und Interesse hat, drei Abende mit anderen gemeinsam zu genießen, den lädt Pfarrerin Renate Gerhard zur Reihe „Sommergespräche“ in die Christuskirche Brühl, Mayersweg 11, ein. Am Dienstag, 5. Juli, gehen die Teilnehmenden der Frage nach „Was nützt das Beten angesichts dessen, was zurzeit in Europa geschieht?“. Wie Gottes Schöpfung ganz praktisch bewahrt werden kann, ist das Thema des zweiten Abends am Dienstag, 12. Juli. „In einem anderen Licht – Raum haben für mich selbst“ ist der Titel des dritten Gesprächs am Dienstag, 19. Juli. An diesem Abend geht es ums Spüren, Schmecken, Schauen und Staunen. Beginn ist jeweils um 20 Uhr. Neben dem Gedankenaustausch gibt es etwas zu Essen und zu Trinken. Wer möchte, kann auch eine Kleinigkeit mitbringen und sie mit den anderen teilen.

www.kirche-bruehl.de

Text: APK
Foto(s): APK

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Wenn die Rolle keine Rolle spielt: Pfarrer Stefan Dross in der Versöhnungskirche ordiniert

Stefan Dross ist wahrhaftig kein Unbekannter mehr in der Evangelischen Kirchengemeinde Köln-Ehrenfeld, hat er doch bereits sein Vikariat und seinen Probedienst in der Gemeinde absolviert. In Köln geboren und „mit Rheinwasser getauft“, wurde Stefan Dross vom Glauben seines Großvaters geprägt, der ihm das unerschütterliche Bewusstsein „Gott ist mit mir“ mit auf den Lebensweg gab. Für das, worauf es ihm heute im Leben und im Glauben besonders ankommt, ist der bunte Stadtteil Ehrenfeld jedenfalls nicht die schlechteste Adresse:

„Ich mag, dass Ehrenfeld klare Zeichen gegen Intoleranz setzt und sowohl 2015 als auch 2022 solidarisch auf die Nöte der Menschen mit Fluchthintergrund reagiert hat“, sagt er. „Viel von dem, woran ich glaube, z.B. dass Gott jede Einzelne und jeden Einzelnen einzigartig geschaffen hat und dass unsere Unterschiede dazu da sind, die Welt bunter zu machen, jedoch niemals zur Abgrenzung, Ausgrenzung oder Diskriminierung missbraucht werden dürfen, sehe ich – zumindest in Ansätzen – hier in Ehrenfeld“.

Ordination durch Kreissuperintendent Markus Zimmermann

Mit der Ordination durch Kreissuperintendent Markus Zimmermann am Pfingstsonntag in der Versöhnungskirche (Eisheiligenstraße) wurde für ihn nun eine weitere berufliche Wegmarke gesetzt.

Zimmermann beschrieb Stefan Dross als einen Menschen, für den Glauben und Vernunft keine Gegensätze seien, der „seinen Glauben nicht nur leben, sondern auch in Frage stellen wolle“. Er habe während seiner Zeit in Ehrenfeld bereits besondere Akzente gesetzt – nicht zuletzt durch das Projekt der „Eisheiligen“, eines Familienklosters, das eine spezifische Form spiritueller Gemeinschaft erproben will, und dabei auch in die Gemeinde hineinwirken soll. Als Grundlage seiner Predigt hatte sich Stefan Dross Galater 3, 28 („Hier ist nicht Jude noch Grieche, hier ist nicht Sklave noch Freier, hier ist nicht Mann noch Frau; denn ihr seid allesamt einer in Christus Jesus.“) ausgesucht.

Bedingungslose Annahme

Anhand des kurzen Textes entwarf er einen sehr konkreten und lebensnahen Transzendenzbegriff. Kirche ist für Dross der Ort, um bedingungslose Annahme vorzuleben, denn das Christentum sei per se transkulturell, antiklassistisch und „transsexuell“. Eine Botschaft mit „Sprengkraft“, die nicht nur zur Grenzen überwindenden Botschaft des Pfingstfestes passte, sondern auch eine Art persönliches „Mission Statement“ war.

Ein Ort der Begegnung und der Vernetzung

Und worauf freut sich der frisch ordinierte Pfarrer am meisten? „Auf die Begegnung mit den Ehrenfeldern und Ehrenfelderinnen und darauf, daran mitzuarbeiten, dass unsere Kirche ein Ort der Begegnung und der Vernetzung wird. Ich freue mich darauf, meine Begeisterung für eine Kirche, die, wie ich finde, wunderbar in unser Veedel passt, zu teilen.“

Zur Begegnung und zum Vernetzen war dann noch viel Gelegenheit bei der „Fête de l´ordination“ rund um die Versöhnungskirche.

Text: Priska Mielke
Foto(s): Priska Mielke

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Breite Zustimmung zur Weiterplanung des Campus Kartause – Nachrichten von der Verbandsvertretung des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region

Die Verbandsvertretung gibt weiterhin grünes Licht für das Bauprojekt Campus Kartause. Die Delegierten aus den vier Kölner Kirchenkreisen und Gemeinden, das höchste Beschlussgremium des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region, folgten dem Vorstandsvorschlag: „Die Verbandsvertretung nimmt das aktuelle Projektvolumen per Jahresabschluss zum  31.12.2021 in Höhe von 2.179.920,27 Euro zur Kenntnis und gibt zur Durchführung der weiteren Planung vier Mio. Euro aus der Liquidität des Verbandes frei. Hiermit soll zum einen das bisher investierte Kapital bestmöglich genutzt werden, um durch die Baureife den Wert der Liegenschaft dauerhaft zu erhöhen und zum anderen die Verhandlung mit einem potentiellen Generalunternehmer zur Bauwerkserrichtung Ende 2023 ermöglicht werden“, lautete der konkrete Beschluss.

Zuvor hatten Stadtsuperintendent Bernhard Seiger und Markus Zimmermann, Superintendent des Kirchenkreises Köln-Nord, eindringlich für das Vorhaben geworben. „Das Projekt macht große Schritte voran“, sagte Bernhard Seiger. Im Moment würden die Pläne im Stadthaus in Deutz offengelegt. Dort könne sich jeder und jede informieren und falls gewünscht auch Bedenken vortragen. „Wir schaffen einen lebenswerten Ort des Zusammenkommens“, beschrieb der Stadtsuperintendent das Projekt und fuhr fort: „Wir entwickeln eine wertvolle Liegenschaft und helfen gegen die Wohnungsnot in Köln. Die Baukosten sind leider ungewiss und entwickeln sich ungünstig. Die Lage ist beunruhigend. Wir tragen da alle eine große Verantwortung. Aber heute entscheiden wir lediglich über die Mittel für die weitere Planung.“ Mit dem „gravierenden Beschluss“ über die Vergabe an einen Generalunternehmer rechnet Seiger bei der Verbandsvertretung im November des nächsten Jahres.

Die 6.000 Quadratmeter große Fläche am Kartäuserwall 24b, wo im Moment die Evangelische Familienbildungsstätte, die Melanchthon-Akademie und das Jugendpfarramt untergebracht sind, soll komplett neu bebaut werden. 18 öffentlich und frei finanzierte Wohnungen mit drei bis fünf Zimmern sind geplant. Die fünf Bildungsreinrichtungen des Kirchenverbandes – Melanchthon-Akademie, Familienbildungsstätte, Jugendpfarramt, Schulreferat und Pfarramt für Berufskollegs – werden in einem Gebäude vereint, das gegenüber vom aktuellen Akademiehaus liegt. In zwei weiteren Neubauten werden voraussichtlich 29 Studierendenwohnungen, diakonisch betreute Wohngruppen und eine evangelische Kommunität einziehen. Zwölf Personen werden dort in Apartments einziehen.

Der Verband hat den Projektsteuerer Wolf Schlünz als Begleiter engagiert. Er brachte konkrete Zahlen ins Spiel, die er aber selbst „sehr spekulativ“ nannte. Würde der Auftrag aktuell vergeben, müsse man wohl mit Baukosten in Höhe von 50,1 Millionen Euro rechnen. Bei einer Vergabe an den Generalunternehmer Ende 2023 könnten 57,9 Millionen Euro Kosten im Auftrag stehen. Aber auch bei dieser Zahl bewege man sich noch auf unsicherem Boden. Allerdings sei der Generalunternehmer an die Kostensumme gebunden, die er vertraglich zugesichert habe.  Schlünz nannte mehrere Möglichkeiten, die Kosten zu senken, beziehungsweise die Einnahmenseite zu stärken. Letzteres werde geschehen, weil man eine Etage an einen anderen Bildungsträger vermiete, der gut zum Campus Kartause passe. Die jährlichen Mieteinnahmen betrügen rund 110.000 Euro. Schlünz erklärte, darüber hinaus könne man nachdenken, ob man für einzelne Teile des Projektes externe Investoren ins Boot hole.

Superintendent Zimmermann sagte, dass das kirchliche Vermögen durch die Investition in das Bildungsprojekt nicht geschmälert werde. „Im Gegenteil: Hier handelt es sich um die langfristige und nachhaltige Sicherung von kirchlichem Vermögen. Brächen wir heute das Projekt ab, hätten wir uns anvertraute Kirchensteuermittel für immer verloren.“ Zimmermann nannte mehrere Möglichkeiten, die Finanzierung des Campus zu optimieren. Wenn diese geprüft seien, werde man sich mit Vorschlägen an die Verbandsvertretung wenden. Die Argumente verfehlten ihre Wirkung nicht. Bei vier Enthaltungen stimmten die Delegierten einstimmig für die Weiterplanung des Campus Kartause.

In einem launigen Vortrag warben Thomas vom Scheidt und Hanser Brandt-von-Bülow vom Schulreferat und Pfarramt für Berufskollegs, Dr. Martin Bock, Leiter der Melanchthon-Akademie, Ulrike van Lengerich, Leiterin des Jugendpfarramt, und Sabine Marx, Geschäftsführerin der Evangelischen Familienbildungsstätte Köln, für das neue Bildungsprojekt. Man war sich einig: Das sei eine Investition in die Zukunft der Kirche, denn es sei eine Bildungs-Investition in die Jugend. „Wer nichts weiß, glaubt am Ende alles“, sagte Brandt-von-Bülow.

Die bestehende Satzung des Kirchenverbandes bleibt in Kraft, da die modifizierte Satzung einen neuen Anlauf nehmen muss. Sie verfehlte die notwendige Zweidrittelmehrheit aller Delegierten mit sieben Stimmen knapp. Dreiviertel der Anwesenden hatten zwar für den Vorschlag gestimmt, doch diese Mehrheit reichte nicht. Das Landeskirchenamt hatte dem Kirchenverband Köln und Region mitgeteilt, dass dessen Satzung nicht den geltenden Rechtsvorschriften entspreche. Daraufhin hatte der Vorstand des Verbandes im intensiven Austausch mit den Kirchenkreisen und den Gemeinden eine neue erarbeitet. Bei einem Hearing im Vorfeld der Sitzung der Verbandsvertretung hatten alle nochmal Gelegenheit, Änderungswünsche vorzutragen, die auch eingearbeitet wurden. Offensichtlich waren nicht alle überzeugt von den schlankeren Strukturen, die die neue Satzung vorsah. Stellvertretend für einige befürchtete die Porzer Pfarrerin Ingrid Kibilka, dass die presbyterial-synodale Ordnung geschwächt würde. Sie beantragte eine geheime Abstimmung, dabei erhielt die neue Satzung 62 Stimmen. 69 während nötig gewesen.

Finanzkirchmeister Lothar Ebert stellte den Jahresabschluss zum 31.12.2021 mit einer Bilanzsumme von rund 111 Millionen Euro vor. Es wurde ein Haushaltsergebnis in Höhe von 8,2 Millionen Euro erzielt, über dessen Verwendung die Delegierten noch nicht entschieden. Für das laufende Jahr rechnet Ebert vorsichtig mit einem Ergebnis in der gleichen Höhe. Die Kirchensteuereinnahmen betrugen im vergangenen Jahr 122,5 Millionen Euro und lagen damit acht Millionen Euro über denen von 2020. Das bedeutet, dass nach Abzug aller Umlagen 41,68 Millionen Euro an die Gemeinden des Verbandes je nach Gemeindegliederzahl verteilt wurden.

Pfarrerin Christa Schindler, Seelsorgerin im Kinderkrankenhaus an der Amsterdamer Straße, und Volkher Preis, Pfarrer am LVR-Krankenhaus in Merheim und am Krankenhaus in Porz, stellten ein Konzept für die Krankenhausseelsorge im Jahre 2030 vor. Die Seelsorge in den Kliniken wird dann von zwei Teams erledigt, die jeweils im Links- und im Rechtsrheinischen angesiedelt sind. Sie wird von fünf Pfarrerinnen und Pfarrern sowie zwei Angestellten geleistet. „Wir sprechen hier von Regionalisierung“, erklärte Preis. Bei der Priorisierung geht es darum, in welchen Kliniken gehäuft Notfälle vorkämen. „Natürlich wird es an den evangelischen Krankenhäusern am Weyertal, in Kalk und Bergisch Gladbach eine Stelle geben.“ Im Linksrheinischen würden zwei Pfarrstellen und eine Angestelltenstelle geben, im Rechtsrheinischen drei Pfarrstellen und eine Angestelltenstelle. In ökumenischer Zusammenarbeit soll sichergestellt werden, dass evangelische Seelsorge auch in katholisch getragenen Kliniken möglich sei, wenn diese gewünscht werde.

Die Sitzung der Verbandsvertretung hatte begonnen mit einem Gottesdienst in der Kartäuserkirche. Er wurde von Hanne Döhler, ehrenamtliche Seelsorgerin an der Uniklinik Köln, Thomas Frerichs, Kantor an der Kartäuserkirche, Antje Hofmann, Pfarrerin an der Uniklinik Köln, Pfarrer Volkher Preis und Dr. Birgit Ventur, Pfarrerin an den Städtischen Kliniken Merheim und Holweide gestaltet. Im Mittelpunkt stand der blinde Bartimäus, den Jesus sehend machte.

Personalia:

Neu im Vorstand des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region sind Professor Dr. Otto Oberegge aus der Gemeinde Junkersdorf und Artur Broch aus der Gemeinde Nippes. Die Verbandsvertretung wählte beide einstimmig.

Stichwort Verbandsvertretung

Die Verbandsvertretung ist das Leitungsorgan des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region mit seinen 54 Gemeinden und rund 250.000 Gemeindegliedern im Rhein-Erft-Kreis, in Köln, im Rheinisch-Bergischen Kreis und im Oberbergischen Kreis in den vier Kölner Kirchenkreisen. Zu den Aufgaben der Delegierten gehören beispielsweise der Beschluss des Haushalts und die Wahl des Stadtsuperintendenten. Die Verbandsvertretung tagt zweimal im Jahr und wird von Stadtsuperintendent Bernhard Seiger geleitet.

Text: Stefan Rahmann
Foto(s): Stefan Rahmann / APK

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Archivale Juni: Schulstart mit Hindernissen

Die Machtergreifung Adolf Hitlers und die Ausweitung nationalsozialistischer Ansichten im gesellschaftlichen Leben trafen auch die konfessionsgebundenen Schulen und kirchlichen Jugendverbände. Die nationalsozialistischen Machthaber wollten den Einfluss der Kirchen auf Kinder und Jugendliche auf diese Weise einschränken oder gänzlich unterbinden. 1938 wurden die Konfessionsschulen ersetzt durch Gemeinschaftsschulen ohne Religionsunterricht.

Erst nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges war es wieder möglich, an die Einrichtung des Religionsunterrichtes in den regulären Lehrplan zu denken. Es wurden auch wieder Überlegungen angestellt, konfessionsgebundene Schulen zu eröffnen. Grundlage bildete die durch die britische Militärregierung erlassene Schulanweisung, die den Religionsunterricht wieder als reguläres Schulfach in den Lehrplan der Schulen aufnahm und er sollte auch nach Möglichkeit in der regulären Schulzeit im Schulgebäude stattfinden. Voraussetzung: Schüler und Schülerinnen durften nicht zur Teilnahme am Religionsunterricht oder am Schulgottesdienst gezwungen werden.

Die Militärregierung ließ die Schulform offen, so dass im Stadtgebiet Köln 1946 eine Befragung von Eltern bezüglich der Einführung einer evangelischen Bekenntnisschule durchgeführt wurde. Das Ergebnis zeigt die Archivale des Monats. Insgesamt wurden Eltern von 6444 Schülerinnen und Schülern von 46 Schulen befragt, wovon sich insgesamt 3651 für eine evangelische Bekenntnisschule wünschten. Die tabellarische Aufzählung zeigt jedoch auch deutlich, dass die Beteiligung sehr mäßig war. Dieses Ergebnis sollte gemäß Pfarrer von Staat, der im Amt für Schule und kirchliche Unterweisung des Gesamtverbandes evangelischer Kirchengemeinden im Kirchenkreis Köln mitarbeitete, einen Weckruf für die Verantwortlichen darstellen.

Mangel an Religionslehrenden

Laut seiner Ansicht fehle es in den evangelischen Kirchengemeinden an Engagement, so dass er eindringlich die Pfarrer dazu aufrief, an Ostern, die Eltern nochmals zu bitten ihre Kinder für eine evangelische Bekenntnisschule anzumelden und somit das Projekt nicht scheitern zu lassen. Doch es fehlte nicht nur an Anmeldungen, sondern auch an Lehrkräften. Auf beispielsweise 4254 Schülerinnen und Schüler kamen vor dem Krieg 42 Lehrkräfte. Nach Kriegsende waren es deutlich weniger.

In Fühlingen, Volkhoven, Merkenich, Niehl, Worringen und Tenhoven konnte auf Grund des Lehrermangels kein evangelischer Religionsunterricht erteilt werden. Um den Religionsunterricht an den Volks- sowie weiterführenden Schulen wie Berufsschulen zu stemmen, wurden neben Lehrern, auch Katecheten, Pfarrer und Studienräte eingesetzt. Diese mussten jedoch vorher durch die Landeskirche als Lehrpersonen anerkannt worden sein.

Kontinuierlich wurde an der Verbesserung der geschilderten Lage gearbeitet. Die Mitarbeitenden des Amts für Schule und kirchliche Unterweisung besuchten regelmäßig verschiedene Schulen, um mit den Lehrkräften vor Ort zu sprechen und gestalteten das Angebot des Amtes nach den Bedürfnissen. Es wurden neben dem Organisieren von Fachvorträgen, Gespräche mit staatlichen Behörden geführt, gemeinsame Freizeiten durchgeführt sowie Prüfungen von Junglehrern für das Lehrfach Religion abgehalten. Dies trug mit dazu bei, dass sich der Mangel an Religionslehrenden an den Schulen besserte und so konnte auch die Durchführung des Religionsunterrichts gewährleistet werden.

Text: Stefanie Sternemann
Foto(s): Stefanie Sternemann

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Antijüdisches Relief darf an Kirche bleiben: Interview mit Dr. Martin Bock zu BGH-Urteil

Der Bundesgerichtshof (BGH) hat kürzlich entschieden, dass ein als „Judensau“ bezeichnetes Sandsteinrelief aus dem 13. Jahrhundert an der Stadtkirche Wittenberg in Sachsen-Anhalt nicht entfernt werden muss. Durch eine Bodenplatte und einen Aufsteller mit erläuterndem Text habe die Kirchengemeinde das „Schandmal“ in ein „Mahnmal“ umgewandelt, sagten die obersten Zivilrichterinnen und -richter Deutschlands (Az.: VI ZR 172/20). Ein Gespräch mit Dr. Martin Bock, Pfarrer und Akademieleiter Melanchthon-Akademie Köln, zu dem BGH-Urteil:

Was bedeutet das Urteil des BGH für die Darstellungen am Kölner Dom?

Martin Bock: Das Urteil bedeutet, dass es keine einfachen Antworten auf die Frage nach dem Umgang mit den antijüdischen Artefakten im Kölner Dom gibt. Das Urteil bedeutet aber auch, dass diese sogenannten Artefakte, für die es eine ökumenische und gesamtgesellschaftliche Verantwortung gibt, weiter einer Kommentierung bedürfen, die erstens für möglichst viele Menschen verständlich ist, die zweitens die tiefe antijüdische Verseuchung, die Israelvergessenheit der gesamten christlichen Theologie aufzeigt und drittens deutlich macht, dass wir uns Gottseidank seit einigen Jahrzehnten auf einem ökumenischen Weg der Umkehr und Erneuerung befinden. Anders als in Wittenberg, wo schon seit den 1980er Jahren eine „bußkritische“ Kommentierung der unsäglichen Darstellung der Judensau begonnen hat, ist dieser Aufklärungsweg in Köln noch ein recht frischer. Hier in Köln hat die Melanchthon-Akademie dazu den ersten Schritt getan, als sie 2002 eine Tagung zum Thema „Gewalt im Kopf. Tod im Topf“ veranstaltete. In diesem Rahmen trat der Aktionskünstler Wolfram Kastner auf, der vor dem Dom mit einem Plakat „Judensau!“ auf die Artefakte aufmerksam machte. Man kann sich vorstellen, was das für einen Wirbel gemacht hat, auch im Domkapitel. Der zweite Schritt ging dann von der Karl Rahner-Akademie aus. Das war 2006. Mehr als zehn Jahre später hat sich dann das Domkapitel das Thema zu eigen gemacht, Texte zu den Artefakten neu veröffentlicht und gemeinsam mit der Kölnischen Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit eine Arbeitsgruppe „Der Dom und die Juden“ begründet, in der auch Vertreter der Synagogengemeinde und der evangelischen Kirche mitarbeiten. So ist deutlich, dass es eine gemeinsame getragene Verantwortung gibt, in Zukunft erkennbar zu machen, dass das Christentum seine antijüdische Geschichte so selbstkritisch wie nur möglich betrachtet.

Wie schätzen Sie das Urteil ein?

Martin Bock: Das Urteil sagt ja: Durch die verschiedenen Kommentierungen ist in Wittenberg das Schandmal zu einem Denkmal geworden. Deshalb sei die Position des Klägers, die Judensau könne nur durch Entfernung und Musealisierung aus dem „Verkündigungszusammenhang“ gelöst werden, nicht tragend. Ich kann diese Position verstehen, und dies wird wohl auch der Weg im Kölner Dom sein. Aber ich habe auch Verständnis für den Klageanlass: Herr Düllmann, der Kläger, der ja Jude ist, sagt ja: Die „Judensau“ als Teil einer Kirche ist Teil kirchlicher Verkündigung. Ich verstehe das so: Solange das Judentum in einer solchen Weise diffamiert wird, wie es die Judensau-Darstellung zu erkennen gibt, ist kirchliche Verkündigung verseucht, ist sie menschenfeindlich. Es ist in der Tat eine Zumutung für Jüdinnen und Juden, in kirchlichen Bauwerken immer noch solchen Darstellungen zu begegnen, die das Judentum blasphemisch beleidigen, ja die sogar Gott selbst beleidigen. Aber es geht wohl kein Weg daran vorbei, unsere Geschichte gerade nicht von den Schandflecken zu ‚befreien‘, sondern sie in ihrer Elendigkeit zu begreifen. Wir können ja auch das Neue Testament nicht von den Texten ‚befreien“, die judenfeindlich sind, zum Beispiel im Johannesevangelium. Wir müssen sie in ihrer Genese und ihrer Wirkung verstehen. Das Christentum ist halt auch eine geschichtliche Religion, die man ebenso geschichtlich kritisieren muss.

Wie sollte aus Ihrer Sicht mit diesen Darstellungen umgegangen werden?

Martin Bock: Im Kölner Dom bestand der letzte Schritt der Aufklärungsarbeit darin, dass sogar aus der Zeit nach der Shoa noch ein antijüdisches Artefakt in seiner skandalösen Judenfeindlichkeit offengelegt und interpretiert wurde. Es ist das sog. „Kinderfenster“, in dem sich Bilddarstellungen jüdischer Menschen finden, die an die Ikonografie des Nationalsozialismus erinnern. Dieses „Kinderfenster“ und die anderen Artefakte sind nun in einem Heft, also in einem schriftlichen Führer, und in einer Ausstellung, gut dokumentiert. Es gibt außerdem Führungen zum Thema, die jede Gruppe, die den Dom besuchen will, buchen kann. Beim kommenden evangelischen Kirchbautag im September wird es zudem einen Workshop zu diesem Thema geben. Aber ich meine, wir müssen noch niedrigschwelliger ansetzen und es jeder Besucher und jede Besucherin des Domes möglich machen, ohne zusätzlichen Aufwand darauf zu stoßen, wie im Dom zwischen Mittelalter und den 1960er Jahren mit dem Judentum umgegangen wurde. Um diese Frage kümmert sich zurzeit die Arbeitsgruppe „Der Dom und die Juden“, in der ich mitwirke. Davon, dass der Dom ein Mahnmal für ein erneuertes Verhältnis von Christen und Juden ist, sind wir noch entfernt. Zur Niedrigschwelligkeit gehört auch, dass die für jede Dorf- und Stadt-Kirche Verantwortlichen schauen: Wie sieht es bei uns aus? Welche Darstellungen erzählen vom Volk Israel und wie tun sie dies? Was vermittelt das ohne Worte in jedem Gottesdienst und wie wollen wir mit Worten vermitteln, dass wir es anders sehen?!

Text: APK
Foto(s): Frauke Komander

Der Beitrag Antijüdisches Relief darf an Kirche bleiben: Interview mit Dr. Martin Bock zu BGH-Urteil erschien zuerst auf Evangelischer Kirchenverband Köln und Region.

„Draht zu Gott“: Missionale erstmals mitten in der Stadt

„Herzlich willkommen, hier sind Sie goldrichtig!“ Fröhlich begrüßte die Sicherheitsmitarbeiterin die Besucherinnen und Besucher der Missionale 2022 am Kölner Gürzenich. Bei dem erstmals dezentral stattfindenden ökumenischen Glaubens- und Mutmacherfest bildete der Gürzenich den Schwerpunkt mit mehreren Foren, vielen Infoständen und als Ort des großen Abendsegens. Doch auch Antoniter- und Trinitatiskirche sowie das Domforum luden zu Bibelarbeit und Themenforen ein. Außerdem gab es bei dem erstmals seit drei Jahren wieder stattfindenden Treffen einen meditativen Spaziergang, ein Forum mitten im Stadtraum. All das passt zum Leitwort der diesjährigen Missionale: „Mittendrin“ – denn Kirche muss da sein, wo die Menschen sind, so die Botschaft.

Die aus mehreren Generationen stammenden Teilnehmerinnen und Teilnehmer konnten wählen zwischen Themenkomplexen wie „Kirche mitten im Umbruch“, „Mittendrin in einer zerbrechlichen Welt“ und „Mitten in einer Gesellschaft kultureller Vielfalt“. Viel Zuspruch fand das Forum „Warum evangelisch?“ mit dem Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Dr. Thorsten Latzel. Dass er launig und persönlich über seinen Glauben und seine Erfahrungen sprach, aus dem „Näh- und Seelenkästchen“ plauderte, wie Missionale-Pfarrer Christoph Nötzel kommentierte, kam an bei den Menschen im großen Saal des Gürzenich. Sieben Gründe führte Latzel dafür an, dass er, wie er sagt, – aus ,konfessionsverschiedener Familie stammend – protestantisch glaubt und lebt: „Gott, Hoffnung, Glauben und Denken, Freiheit, ein Ethos unbedingter Liebe, Pluralismus aus Glauben, versöhnte Verschiedenheit, Vertrauen.“

2,3 Millionen Päpstinnen und Päpste

Freiheit sei der Schlüsselbegriff evangelischen Glaubens, so der Präses in seinen Ausführungen. Er zitierte Martin Luther, der den doppelten Charakter dieser Freiheit beschrieben habe: „Ein Christenmensch ist ein freier Herr aller Dinge und niemandem untertan. Und ein Christenmensch ist ein dienstbarer Knecht und jedermann untertan.“ Die Freiheit liegt laut Latzel darin, dass das Leben ein Geschenk Gottes sei, „gratis, umsonst, für lau“. Und weiter: „Ich kann nichts dafür tun und nichts und niemand kann es mir nehmen. Und niemand hat mir deshalb etwas in meinem Leben letztgültig zu befehlen,“ erklärte Präses Thorsten Latzel. Zugleich sei der Mensch dadurch radikal gebunden: „Weil dieses Geschenk eben nicht nur mir gilt, sondern immer auch jedem anderen Menschen in gleicher Weise. Mit jedem anderen Menschen so umzugehen, dass mir in ihm oder in ihr Gott selbst begegnet, das bindet stärker als alles andere.“

Die Freiheit eines Christenmenschen sei in der evangelischen Kirche prägend: „Jede Christin und jeder Christ hat einen unmittelbaren Draht zu Gott. Wir kennen keinen Priesterstand als notwenigen Heilsmittler zwischen Gott und den Menschen, niemanden mit einer gesonderten Weihe.“ Die Evangelische Kirche im Rheinland sei eine Kirche „mit 2,3 Millionen Priester*innen, König*innen und Prophet*innen – dazu sind wir gesalbt, jeder von Ihnen, in der Taufe“, betonte der Präses und ergänzte. „Wir haben 2,3 Millionen Päpstinnen und Päpste“. Auf jeder Synode werde miteinander gerungen, „wir muten einander unsere Freiheit zu“, so Latzel. „Es gibt bei uns kein letztes Lehramt, keine vorgeschriebenen Dogmen, sondern ein Leben in letzter, tiefer Freiheit aus Gott. Jede kirchliche Ordnung muss sich daher daran messen, ob sie dieser Freiheit des Glaubens dient. Und wenn sie es nicht tut, dann können und müssen und werden wir sie ändern.“

Beim Abendmahl ökumenisch endlich weiterkommen

Zu Beginn hatte der Präses betont, dass er zwar aus protestantischer Perspektive spreche, dass dies aber keine „implizit negative Aussage“ gegenüber anderen Konfessionen, Religionen oder Weltanschauungen beinhalte. Die evangelische Kirche trete ein für eine versöhnte Verschiedenheit, für einen Pluralismus aus Glauben, so Latzel. „Es ist gut, dass es verschiedene Ausdrucksformen des Glaubens gibt. Es gibt immer diesen ,Christus für mich‘. Wichtig ist, dass uns dies nicht voneinander trennt, etwa bei der Feier des heiligen Abendmahls“, machte der Präses deutlich.

„Das Geheimnis, dass Christus gegenwärtig ist, das macht uns frei, stiftet Gemeinschaft, versöhnend.“ Theologinnen und Theologen versuchten, dies rational zu beschreiben, zu begreifen aber „letztlich erfassen können wir dieses Geheimnis des Glaubens alle nicht“, bekannte Latzel. „Deswegen ist es wichtig, an dem Wesentlichen festzuhalten: Christus ist der Einladende! Und wir sind alle Gäste. Deswegen laden wir eben bei der evangelischen Kirche alle Christinnen und Christen ein, am Mahl teilzunehmen. Und ich freue mich, wenn wir in der Perspektive des Textes ,Gemeinsam am Tisch des Herrn‘ ökumenisch hier endlich weiterkommen.“ Das sei etwas, „das auch mir als Kind aus einer konfessionsverschiedenen Ehe persönlich viel bedeutet: Setze keinen Punkt, wo Gott ein Semikolon setzt.“

Hoffnung aus Trümmern und Paradoxien

Das Thema Hoffnung habe ihn in den ersten eineinviertel Jahren seiner Amtszeit als Präses intensiv begleitet, gerade angesichts von Krieg, Corona, Flut und Klimawandel und der neu damit erfahrenen Verletzlichkeit des einzelnen Menschen wie der Gesellschaft insgesamt, erzählte Thorsten Latzel. „Die Menschen in den Kellern und U-Bahn-Schächten in der Ukraine: Was ist die Hoffnung, die sie am Leben hält?“, fragte er dann. Eine Frau in den Flutgebieten habe es einmal so ausgedrückt: „Ich habe nicht geweint, als die Wasser kamen, ich habe erst geweint, als die Hilfe kam. Das hat mir den Glauben an Gott und die Menschheit wiedergegeben.“

Bei seiner Sommertour der Hoffnung im vergangenen Jahr habe er etwa 40 Gemeinden besucht und Menschen nach ihren Hoffnungsgeschichten gefragt. Hoffnung war dann erneut das Thema bei Besuchen in den Flutgebieten. „Was gibt einem Hoffnung, wenn auf einmal eine verwüstete Stadt wie Bad Neuenahr daliegt, eine einzige Trümmerlandschaft, in der nichts mehr heil ist?“, fragte der Präses. „Meine Quintessenz: Hoffnung ist das, was Menschen selbst in den schwierigsten Situationen die Kraft verleiht nicht aufzugeben. Hoffnung ist etwas, was ich nie alleine habe, sondern das davon lebt, dass ich sie mit anderen teile. Hoffnung macht Menschen aktiv, sie macht uns stark zu handeln. Und sie hilft uns auch wieder loszulassen und die Zukunft in Gottes Hände zu legen.“

Missionsland Deutschland: Ein spirituell schlafender Riese

Bei der Missionale 2022 schwang auch die Frage mit, was es heute heißt, missionarisch Kirche zu sein und Menschen für die Botschaft Jesu begeistern zu wollen. Beim Forum „Voneinander lernen. Kirche in Mission im 21. Jahrhundert“ ging es um die Erfahrungen in einigen der – allein im Rheinland – rund 500 internationalen Gemeinden unterschiedlicher Prägungen sowie in frei- und landeskirchlichen Gemeinden. Dabei wurde aus dem Kreis der Teilnehmenden deutlich, dass die Existenz der internationalen Gemeinden als Grund zur Hoffnung gesehen wird: „Ist Deutschland Missionsland?“, fragte eine Teilnehmerin und dankte dann den anwesenden Vertreterinnen und Vertretern für ihren Dienst, nachdem Pastor Richard Aidoo von der freikirchlichen „New Life Church“ in Düsseldorf berichtete, dass zu seiner Gemeinde mit Menschen aus 50 Nationen auch viele, gerade junge Deutsche kommen.

„Deutschland braucht Mission“, bestätigte Richard Aidoo. „Deutschland ist spirituell ein schlafender Riese.“ Deshalb hat der Pastor bereits 2011 die Initiative „5 Minuten Gebet für Deutschland täglich“ und im vergangenen Jahr das „Gebet der Nationen für Deutschland“ ins Leben gerufen. „Denn Deutschland muss wach sein“, so Richard Aidoo. Deutschland sei eine christliche Nation und Martin Luther habe der Welt viel gegeben. „Deutschland braucht jetzt unsere Hilfe“, betonte Richard Aidoo.

Modernes Missionsverständnis: Gemeinsam auf dem Weg

Superintendent Jürgen Buchholz vom Kirchenkreis Niederberg unterstrich, dass das alte Missionsverständnis heute nicht mehr gelten könne – nicht nur wegen seiner imperialistischen Anklänge oder aus dem Zeitgeist heraus, sondern aus einer besseren Kenntnis der biblischen Sprache heraus. „Macht euch auf den Weg und lasst alle Völker mitlernen“ heiße es heute in der Bibel in gerechter Sprache – und nicht mehr „Geht und macht alle Völker zu meinen Jüngern“. Nicht die Kirche habe eine Mission, „sondern Gott hat eine Mission – und die Kirche ist ein Teil davon“. Der Zweck der Kirche sei nicht, sich selbst zu genügen, sondern über sich hinauszuweisen und eine Gemeinschaft zu sein, die das Reich Gottes abbildet.

„Ich habe da ein Bild im Kopf: Wir gehen als Kirche mit Gott unterm Arm irgendwo hin und teilen ihn aus. So würde das nicht funktionieren“, betonte Buchholz. „Nicht wir bringen als Kirche Gott zu den Menschen, sondern Gott ist immer schon da. Denn seine Liebe ist umfassend und überall. Und ich kann da hinkommen und in Kommunikation gehen und sehen, was sich entwickelt, wenn ich mit Menschen in Kontakt komme und bezeuge und lebe, Gemeinde lebe.“

Über den eigenen Glauben sprechen

Bendix Balke, Gründer und Pfarrer der Interkulturellen Gemeinde An Nahe und Glan, berichtete aus seiner Erfahrung: „Ich bin überzeugt, dass es Deutsche gibt, die es gerne sehen, wenn es Kirche auch mal wagt, anders zu sein, etwas unkonventionell, etwas bunter.“ Das „Forum Bad Kreuznach“ erreiche eher Einheimische als Migranten, darunter Menschen, für die Kirche noch einen positiven Klang habe, Menschen, die von der Praxis enttäuscht sind und sich zurückgezogen haben, oder Menschen, die „lange nichts mit Kirche am Hut hatten und das spannend finden“. Balke: „Uns hilft es, dass Migranten ganz selbstverständlich von ihrem Glauben sprechen.“ Erst in der Begegnung merke man, dass sich das viele Menschen hier gar nicht trauen. Wenn dann jemand sage, dass er oder sie ohne Gebet, ohne Bibel, ohne Segen nicht leben könnte und wenn es dann noch Menschen seien, die monatelang oder Jahre auf der Flucht waren und sagen „Mein Glaube hat mir die Kraft dafür gegeben“, dann bekämen er und viele in der Gemeinde Gänsehaut.

„Vielleicht ist es so, dass Menschen, die nicht so durch die Aufklärung geschritten sind wie wir, sagen: ,Selbstverständlich habe ich eine ganz persönliche Beziehung zu Jesus, selbstverständlich kann ich mir mein Leben nur als Geschenk Gottes vorstellen, selbstverständlich lebe ich von der Kraft des Heiligen Geistes‘.“ Das könne ein Anstoß sein sich zu fragen: Wie kann ich meinen Glauben ausdrücken? Wie kann ich ihn so leben, dass ich davon nicht gleich etwas zurücknehme? „Wir sind auf der Suche nach einer gemeinsamen Spiritualität“, so Pfarrer Bendix Balke, „und ich glaube, das kann uns auch nur gemeinsam gelingen.“

Antirassismus muss überall ein Thema sein

Missionale-Pfarrer Christoph Nötzel und Simone Enthöfer, Landespfarrerin für Missionale Kirche in der Evangelischen Kirche im Rheinland, zogen eine positive Bilanz der Missionale 2022. Für Enthöfer ist wichtig: „Mittendrin, bei all unserer Begeisterung, unserem Tun, ist Gott selber. Was wir tun können, ist dem Heiligen Geist Landebahnen bauen. Mittendrin ist der Heilige Geist selber.“

Corona, die Flut, Krieg, Angst und Terror hätten die Menschen verändert. „Aber vielleicht ist ja auch Platz für Mut-Räume geworden“, so Enthöfer. „Mut-Räume zu sagen: das ist nicht nur mein Haus, mein Herd, mein Garten, sondern auch: das ist mein Scherbenhaufen.“ Im Dialog mit Nötzel empfahl sie dann „Trostbrot, Gracefruit, Rudelsalat, Wildkirchentee und Frommbeeren“, um zum Neudenken und zum Aufbruch einzuladen sowie Mut zu machen. Ihr Traum ist, dass die Missionale zukünftig wie ein kleiner Kirchentag überall in der Stadt stattfindet und alles durchdringt: Gemeinden, Geschäfte und das ganze Stadtbild.

Nächste Missionale für 2024 geplant

Im Juni wird die nächste Missionale stattfinden, wieder im Gürzenich. Im März 2023 findet die Jugendmissionale in Mülheim als Jugendfestival statt.

www.missionale.de

Text: Hildegard Mathies /APK
Foto(s): APK

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Abschied von Simone Drensler als Pfarrerin im Kirchenkreis und Mitglied des Kreissynodalvorstandes

In seiner letzten Sitzung vor den Sommerferien am 20. Juni hat der Ev. Kreissynodalvorstand des Kirchenkreises Köln-Süd sich von Simone Drensler als Pfarrerin im Kirchenkreis und als Mitglied des Kreissynodalvorstandes verabschiedet. Simone Drensler wurde zur Pfarrerin im Kirchenkreis Kleve gewählt und tritt ihre Gemeindepfarrstelle am 1.8. in Xanten an.

Für Bernhard Seiger, Stadtsuperintendent des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region, und den Vorstand kam der Abschied überraschend: Erst vor einer Woche wurde die Entscheidung bekannt. Bernhard Seiger gratulierte Simone Drensler zur Wahl auf die neue Pfarrstelle, die sie zurück in ihre Heimat am Niederrhein führt: „Ich bin sicher, Du wirst das dort gut machen. Gemeindearbeit liegt Dir sehr am Herzen, Du bist mit vielen Ideen, Kreativität und Energie unterwegs, und Dir liegt sehr an Beteiligung. Ich wünsche Dir und Euch als Familie einen guten Start im neuen Umfeld.“ Er dankte der Assessorin für die gemeinsame Arbeit im Vorstand.

Begleitung der Gemeinden in Veränderungsprozessen

Im Juni 2016 war Simone Drensler von der Kreissynode Köln-Süd als Scriba gewählt worden, im November 2020 wurde sie als Nachfolgerin von Rüdiger Penczek zur Synodalassessorin gewählt und im Januar 2021 in ihr Amt eingeführt. Bernhard Seiger zählte viele der gemeinsamen Projekte in der Leitung auf: Begleitung der Gemeinden in Veränderungsprozessen, Gespräche mit Pfarrkolleginnen und -kollegen, Visitationen, Umgang mit der Coronakrise, gemeinsame Synodenleitung. Besonders hob er den Einsatz für eine Veränderung der Strukturen für eine kleiner werdende Kirche hervor und nannte dabei die geplante Zusammenführung der vier Kölner Jugendreferate mit dem Jugendpfarramt des Kirchenverbandes und die Gestaltung einer gemeinsamen Zukunft der linksrheinischen Kölner Kirchenkreise. Er erinnerte an die gerade erst durchgeführte erfolgreiche Frühjahrsynode in der Trinitatiskirche zum Thema Nachhaltigkeit, die ein Signal an die Gemeinden für ein starkes Engagement für die Bewahrung der Schöpfung war.

Die bisherigen Aufgaben der Assessorin wurden zunächst im Vorstand für die kommenden Monate neu verteilt. Ein Nominierungsausschuss wurde eingesetzt, der die Wahl einer neuen Assessorin oder eines neuen Assessors auf der Herbstsynode im November vorbereiten soll.

 

Interview mit Simone Drensler:

Es geht für Sie zurück in die Heimat. Was heißt das für Sie?

Simone Drensler: Das stimmt! Nach dreißig Jahren geht es wieder zurück in meine Heimat, zurück an den tiefen Niederrhein, nah an der niederländischen Grenze. Dort bin ich aufgewachsen, meine Familie lebt dort. Abgesehen von der wunderschönen Landschaft mag ich einfach den Schlag Mensch, der dort lebt: unprätentiös, bodenständig, gerade heraus, der Niederrheiner „sacht halt wie et is“ Wen der Niederrheiner einmal ins Herz geschlossen hat, den lässt er da auch nicht so schnell wieder raus. Ich bin glücklich, dass ich mit meinem Mann und unserer Tochter Johanna in diesem schönen Landstrich wohnen werde.

Worauf freuen Sie sich bei der neuen Stelle?

Simone Drensler: Als ich mich dazu entschieden habe, mich auf eine Gemeindepfarrstelle zu bewerben, habe ich die mittlerweile vielen Ausschreibungen im Amtsblatt studiert. Sie können mir das jetzt glauben oder nicht: bei der Lektüre der Ausschreibung der Gemeinde Xanten-Mörmter hat es geradezu gefunkt. Die Zeilen kamen so ehrlich, so wenig hochglanzgestylt daher und so freundlich, kurz niederrheinisch, da habe ich gedacht. Das ist sie! Deine zukünftige Gemeinde! Mich hat dann nur noch das aufwendige, rheinische Bewerbungsverfahren von diesem Traum getrennt (lächelt). Ich freue mich darauf in und mit der Gemeinde zu leben und zu arbeiten. Nah bei den Menschen zu sein, die Schätze der Gemeinde zu bewahren, aber auch neue Formate zu entwickeln, Neues denken und wagen, ganz konkret diese Kirche vor Ort weiter zu entwickeln: Die barocke Kirche liegt direkt am Marktplatz einer durchaus touristisch belebten Kleinstadt. Ein wenig träume ich ja von einer Form von Citykirchenarbeit, aber wir werden sehen, das wird sich alles zeigen und den Weg werde ich mit dem hoch engagierten und mutigen Presbyterium und der Gemeinde gemeinsam entwickeln.

Was werden Sie an Ihrer alten Stelle vermissen?

Simone Drensler: Ich habe 16 Jahre lang am Goldenberg Europakolleg gearbeitet, einem gewerblich-technischen Berufskolleg. Das war eine tolle Zeit mit einem großartigen Kollegium. Die gesamte Schule hat sich mit allen Beteiligten immer als ein Team verstanden, das zum Besten der Schülerinnen und Schüler Hand in Hand gearbeitet hat. Da sind viele Freundschaften und tiefe Verbindungen entstanden, die ich als Niederrheinerin, wie oben bereits gesagt, nicht aus meinem Herzen lassen werde. Mein Dienst an der Schule ist von allen immer sehr geschätzt worden. Seelsorge, gestaltete Abschiedsfeiern, Konflikte mit der Schulleitung usw., da konnte ich positiv wirken. Mir half der Dienst in einer quasi Außenstelle von Kirche geerdet zu bleiben. Der Traditionsabbruch, die Religionsferne, die massive kirchenkritische Sicht ist dort nicht einfach eine Austrittszahl, sondern immer sichtbar, spürbar, hörbar in kontroversen Gesprächen und Diskussionen, ob im Unterricht oder in der Pause. Überspitzt gesagt musste ich quasi täglich Rechenschaft ablegen von der Hoffnung, die in mir ist. Aber ich hatte immer einen sehr guten Draht zu meinen Schülerinnen und Schülern, sodass mir das nicht schwer viel. Und auch umgekehrt: Ich habe viel gelernt von und mit meinen Schülern. Der Rückbau auch der Pfarrstellen an den Schulen führt zum Verlust dieser Kontaktfläche. Und ich hoffe, dass wir als Kirche es schaffen, trotzdem in den Bildungsraum hinein vernetzt zu bleiben. In den letzten Jahren habe ich zusätzlich im KSV des Kirchenkreises Köln-Süd mitgearbeitet. Erst als Skriba, dann als Assessorin. Mir war es wichtig, die Gemeinden und das Pfarrkollegium gut zu begleiten, in all den Strukturprozessen nah dran zu bleiben an den Menschen, die diese Veränderungen gestalten und leben müssen. Es ist enorm, was der mittleren Ebene mittlerweile an Aufgaben zuwächst, ohne dass sich gleichzeitig auch Entlastungs- und Leitungsstrukturen angepasst hätten. Da muss Kirche klüger werden und mehr Bereitschaft zu größerer Veränderung entwickeln, als sie das aus meiner Sicht bis dato zeigt. Zudem wird es Zeit, dass sich unsere presbyterial-synodal verfasste Kirche nicht nur der Partizipations-, sondern auch der Machtfrage stellt. Die Machtfrage ist eher noch eine, die hinter vorgehaltener Hand, aber nicht offen gestellt wird. Das muss sich auf allen Ebenen dieser Kirche ändern!

Was wird Ihnen besonders im Gedächtnis bleiben?

Simone Drensler: Besonders in Erinnerung werden mir meine super netten Schülerinnen und Schüler und das Kollegium bleiben. Es war sehr spannend an meinem Berufskolleg eine Außenstelle von Kirche sein zu können. Außerdem wird mir der Zusammenhalt und das Engagement der Menschen nach der Unwetterkatastrophe im vergangenen Jahr bei uns im Kirchenkreis in Erinnerung bleiben. Meine Kolleginnen und Kollegen aus den Gemeinden haben so vielen Menschen geholfen. Ich habe als stellvertretende Superintendentin unseren Krisenstab koordiniert. Ich bin dankbar, dass wir den Betroffenen in der Region unkonventionell helfen und zur Seite stehen konnten. Froh bin ich, dass wir gemeinsam mit der Diakonie eine Stelle für eine Sozialpädagogin installieren konnten. Frau Schnackerts berät und begleitet Menschen, die von der Flut betroffen sind. Das macht sie hochkompetent und engagiert. Da wurde und wird viel für die betroffenen Menschen erreicht. Ein segensreicher Dienst!

Text: Frauke Komander/APK
Foto(s): Jan Ehlert

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