Kirche2go fragt: Warum ist gendern sinnvoll?

Warum ist gendern sinnvoll? Dieser Frage widmet sich Janneke Botta in dieser Folge von Kirche2go. „Wenn wir Menschen durch Sprache ausschließen, dann kommen sie in der Welt nicht vor“, sagt die Pfarrerin aus Köln-Mülheim. Für sie ist eine achtsame Sprache wichtig. „Wir können gut in Jesus Nachfolge sein, wenn wir nicht nur in unserem Handeln, sondern schon in unserer Sprache all die einschließen. Wenn wir nicht nur von Männern sprechen, sondern wenn wir unsere Sprache anpassen und da auch Frauen und nicht-binäre Personen vorkommen lassen.“

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Der gesamte Text zum Nachlesen

„Dieses Gendern, das das ist nichts für mich. Da mache ich nicht mit. Da bin ich dagegen!“ – hat letztens jemand gesagt. Und ich habe mich gefragt, können wir uns dafür eigentlich entscheiden? Dagegen zu sein?

Denn das was passiert, wenn wir gewisse Menschen durch Sprache ausschließen, ist, dass sie marginalisiert werden. Dass sie unsichtbar gemacht werden. Wenn wir immer nur von Ärzten reden, dann werden die Frauen, die nicht-binären Personen, nicht sichtbar sein.

Es gibt ein Lied, in dem heißt es: „Achte auf deine Gedanken, denn sie werden deine Worte“ und später heißt es „Achte auf deine Worte, denn sie werden deine Taten“. Sprache ist das, was uns prägt und das, was Realitäten schafft. Wenn wir Menschen durch Sprache ausschließen, dann kommen sie in der Welt nicht vor. Und ich glaube Jesus ist uns gutes Beispiel gewesen genau zu denen zu gehen, die sonst übersehen werden. Die sonst missachtet werden. Für die sonst kein Raum in der Gesellschaft ist.

Wir können gut in Jesus Nachfolge sein, wenn wir nicht nur in unserem Handeln, sondern schon in unserer Sprache all die einschließen. Wenn wir nicht nur von Männern sprechen, sondern wenn wir unsere Sprache anpassen und da auch Frauen und nicht-binäre Personen vorkommen lassen. Deswegen glaube ich, dass es gute christliche Nachfolge ist, wenn wir da sensibel sind, wenn wir auf dem Weg sind. Achtsam mit dem, wie wir reden und wir Menschen begegnen.

Text: APK
Foto(s): APK

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Anzugträger am Sonntagmorgen in Bayenthal – Einführung von Skriba Jan Ehlert

Der Neue im Bunde ist Jan Ehlert, 36 Jahre alt, ein Typ, mit dem man um die Häuser ziehen mag. Am 5. September 2021 wurde der Hürther Pfarrer in sein Amt als zweiter Stellvertreter des Superintendenten (Skriba) des Evangelischen Kirchenkreises Köln-Süd eingeführt. Gelassen wendet er sich seinen Gesprächspartnerinnen und Gesprächspartnern zu, während im Baum hinter ihm Kinder klettern. Oder er hilft noch Kleinkindern die Kirchenstufen hoch, wenn andere sich bereits im Garten ins Kirchencafé stürzen.

Auf die Frage, was ihm ein wichtiges Anliegen sei, worauf er in fünf Jahren zurückblicken möchte, wird er nachdenklich. Seine Antwort: „Wir müssen die Veränderungen in der Welt wahrnehmen. Als Kirche und Menschen in der Kirche. Kirche muss sich verändern, nicht mehr alle Strukturen sind zukunftsfähig“.

Immer auf dem neuesten Stand

In die Apps TikTok und Instagram schaut er jeden Tag rein und ist dort auch selbst vertreten. „Mit Facebook ist es wie mit dem Einwohnermeldeamt: Man muss sich da anmelden, geht aber gerne daran vorbei“, so der Hürther Pfarrer. Gerne hätte er soziale Arbeit studiert, wäre da nicht die Zentrale Vergabestelle für Studienplätze und sein Abi-Durchschnitt (2,7) gewesen. Als „Zivi“ (heute „Bufdi“) kam er auf die Idee, Theologie zu studieren. Das habe lange gedauert, müsse man im Studium doch Hebräisch, Griechisch und Latein lernen.

Nach der Wahl ist vor der Wahl. Insoweit wird Jan Ehlert in seiner Funktion als zweiter Stellvertreter des Superintendenten des Kirchenkreises in den Ressorts „Digitale Möglichkeiten“ sowie „Kinder- und Jugendarbeit“ an zukunftsfähigen Strukturen und Inhalten Hand anlegen können. Auf die Frage, ob beispielsweise die Struktur im Bereich „Digitale Möglichkeiten“ – salopp gesagt –  „von oben“ vorgegeben werden solle, oder ob demnächst mit Influencern oder Tutorials zu rechnen sei, verweist der Theologe auf seine zweieinhalbjährige Tätigkeit im Landeskirchenamt, Bereich Digitale Kommunikation.

In seiner Gemeinde hole er die Konfirmandinnen und Konfirmanden mit den neuen Medien ab. Den Jugendlichen werde ermöglicht, eigene Inhalte und Content herzustellen: Texte erstellen, Videos drehen, Design, Kreativität, über Glauben diskutieren. All das, aber auch zu erkennen, wann etwas in einer vertrauten Gruppe bleiben sollte und nicht ins soziale Netz gehört, sei für ihn vordringlich.

Ein gebührendes Programm

Mit Freude singt Superintendent Pfarrer Bernhard Seiger durch den Einführungsgottesdienst in der Reformationskirche Bayenthal. Sein luftig gesungenes Kyrie Eleison ist ein überraschender Auftakt. Das Programm bietet Nährboden für nachhaltige Botschaften. Er führt professionell Regie und schafft über Lieder, Liturgie, Predigt und Segen eine gelungene Atmosphäre. Erwartungsvoll wird zu Beginn der Start des 11. Kirchenmusikfestivals Köln am Donnerstag, dem 9. September angekündigt. Nach einem Einführungsvortrag um 19 Uhr, wird Samuel Dobernecker das Festival um 20 Uhr mit synagogaler und thematisch jüdischer Orgelmusik eröffnen.

Vom ersten Willkommensgruß am Eingang bis zur Verabschiedung verläuft der Morgen im dezenten Piano, unaufdringlich aber stimmungsvoll. Biblische Erzählstränge, philosophische und psychologische Betrachtungen stiften die Besucherinnen und Besucher des Gottesdienstes zum Nachdenken an. Auf dem feierlichen Höhepunkt bekennt Jan Ehlert, mit Gottes Hilfe die Verwaltungsverantwortung in der Kirche Christi anzunehmen. Der Kreissynodalvorstand sagt ihm dafür seine Unterstützung zu.

Die Zeit der Ethik

Thessalonicher 5, Vs. 15-23, Sehet zu, dass keiner Böses mit Bösem jemand vergelte; sondern allezeit jaget dem Guten nach, untereinander und gegen jedermann. Seid allezeit fröhlich, … wählt Superintendent, Pfarrer Bernhard Seiger, den Einstieg in seine Predigt. Welche Rolle hat die Kirche heute in der pluralen Welt? Was tun wir? Welche Stellung haben wir? Was haben wir zu sagen?

Paulus, das sei die Zeit der Ethik. Normen und Formen der Zeit seien hinterfragt worden, Werte aus der jüdischen Tradition hätten sich eingefärbt, so die Nächstenliebe und Demut. Egal, woher ein Mensch käme oder was er sei, am Tische des Herrn seien die Menschen vereint, würden relativiert. Am Tische des Herrn säßen Männer und – revolutionär –  auch Frauen. Vor Gott würden gesellschaftliche Unterschiede nicht gelten, zu ihm kämen Witwen und Waisen, der Stand spiele keine Rolle.

Der Superintendent sieht darin eine dynamische Haltung. „Was ist Heiligung?“, fragt er. Paulus verkünde die Botschaft der Rechtfertigung. Ein Freisprechen führe zur Heiligung. Der Gott des Friedens, der Frieden hat und Frieden gibt, möge die Herzen und das Handeln bestimmen. Aus Glauben folgen Nächstenliebe und der Einsatz für Schwache. Luther habe es so auf den Punkt gebracht: „Gott prägt dein Leben, Glauben verändert dein Leben.“

Was ist unsere Aufgabe?

Eine Gemeinde, eine Synode, sie leisten Einsatz für Frieden. Von Norden bis Süden, in der Familie, in der Nachbarschaft. Was wäre, wenn es nicht so wäre? Der Theologe kommt zu dem Schluss: „Es wäre kalt zwischen uns. Die Rechtfertigung und Heiligung gehören zusammen“. Und er entlehnt bei Luther: „Liebe, und dann tu, was Du willst.“

An die Gemeinde gerichtet fragt Pfarrer Seiger: Freiheit, was heißt das für jeden Einzelnen von uns? Was ist meine persönliche Aufgabe? Halte ich Friede? Tröste ich Schwache? … prüfe ich mein Gewissen? Vielleicht ist meine Entscheidung darüber heute eine andere als vor drei Jahren. Bin ich träge oder packe ich überall an, bis ich nicht mehr kann?

Einfach mal zurücklehnen

Freiheit heißt, ein von Gott geliebtes Kind zu sein. Dieses Kind muss sich nicht verbiegen und überlasten. Eine Botschaft an all diejenigen, die sich enormem Leistungsdruck aussetzen. Paulus philosophiere: „Prüfe alles, aber das Gute bereite.“ Die Psychologie heute würde empfehlen: Wenn ich spüre, dass ich in einer Ecke festgefahren bin, kann ich davonlassen, kann woanders anfangen.

Wer kenne nicht das Gedicht Oettingers (1702-1782)? Gott, gib uns die Gnade, mit Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden. Der Philosoph rufe „Seid alle Zeit fröhlich! Du bist Gottes Kind. Du darfst fröhlich sein“. Wenn ein Tag widerwärtig ist, gilt: Du darfst fröhlich sein. Gib weiter, was du empfangen hast. Er aber, der Gott des Friedens, heilige uns, samt Seele und Geist.

Text: Antje Rabe/APK
Foto(s): Antje Rabe

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Die Woche – die Welt mit anderen Augen sehen, Orgelkonzert und Telefonseelsorge

Die kommenden Tage werden diesmal besonders vielseitig – „A Mile in my shoes“ lädt am  Ebertplatz 1, 50668 Köln, zu einer “Entdeckungsreise” ein, die Welt für einen Moment durch die Augen eines anderen Menschen zu erleben. Es werden spezielle Zertifikatskurse für Lehrkräfte angeboten – eine Möglichkeit, um dem Mangel im Fach Evangelische Religion zu begegnen. Anlässlich des Festjahres 1700 Jahre Jüdisches Leben in Deutschland widmet sich ein Konzert explizit jüdischer Orgelmusik – und damit einer etwa 100 Jahre währenden musikalischen Kultur, deren Entstehung alles andere als selbstverständlich ist. Und die TelefonSeelsorge erinnert am Welttag der Suizidprävention an ihre Wurzeln.

„A Mile in my shoes“

Wie fühlt es sich an, im falschen Körper geboren zu sein? Eine Flucht miterlebt zu haben? Oder im 80. Lebensjahr die große Liebe zu finden? Wie blickt eine Strafgefangene in die Zukunft? „A Mile in my shoes“ lädt am  Ebertplatz 1, 50668 Köln, zu einer “Entdeckungsreise” ein, die Welt für einen Moment durch die Augen eines anderen Menschen zu erleben – noch bis Sonntag, 3. Oktober 2021, immer mittwochs bis freitags von 15 bis 19 Uhr, samstags und sonntags von 13 bis 19 Uhr.

Das von der Londoner Künstlerin Clare Patey ins Leben gerufene „Empathy Museum“ erforscht seit 2015, wie unsere persönlichen Beziehungen durch Empathie transformiert werden können und was es braucht, sich den globalen Herausforderungen wie wachsender Ungerechtigkeit, Fremdenfeindlichkeit und sozialer Ungleichheit zu stellen. Eine Sammlung von über 250 Schuhen und Geschichten aus Köln und der Welt führt durch die Straßen der Stadt: Ein Sexarbeiter, eine Neurochirurgin, ein Kriegsgefangener erzählen aus ihrem Leben und fordern dazu auf, die Perspektive zu wechseln.

„A Mile in my shoes“ ist ein interaktives Schuhgeschäft, in dem die Besucher und Besucherinnen in die Schuhe einer anderen Person schlüpfen – im wortwörtlichen Sinne – und während eines Spaziergangs an der frischen Luft per Kopfhörer der Geschichte der Schuhbesitzerin oder des Schuhbesitzers lauschen.

https://www.sommerblut.de/veranstaltung/2021/447-a-mile-in-my-shoes-by-empathy-museum/

Zertifikatskurse können dem Mangel im Fach Evangelische Religion begegnen

Erleuchte und bewege uns, leit und begleite uns‘ – Vokation des Zertifikatskurses 2020/21 – Unter der Überschrift dieser Liedzeile fand am 3. September 2021 der Vokationsgottesdienst des Zertifikatskurses SI 2020/2021 als Open Air Gottesdienst auf dem Gelände des Tagungshauses Haus Wiesengrund statt. Drei Tage lang hatten sich die Teilnehmerinnen mit den Themen Heiliger Geist und Trinität befasst. Die Früchte unserer Auseinandersetzung mit diesen Thema waren im Gottesdienst zu spüren, zu hören und zu sehen: Beispielsweise säumten „Gedanken-Funken“ den Weg hinunter vom Tagungshaus zum Ort des Gottesdienstes auf dem Wiesengrundstück, Mobilés als Versuche der Annäherung an trinitarische Modelle bewegten sich im Wind.
Pfarrer Michael Schäfer, Lukasgemeinde Bonn, begleitete uns mit der Gitarre, das Lied „Erleuchte und bewege uns“ begleitete zudem eine Teilnehmerin mit ihrer Geige. Bewegt, begeistert und gestärkt gingen die Teilnehmer, die angereisten Gäste und das Team der Schulreferate Bonn und Köln aus diesem Gottesdienst heraus. Die Teilnehmer nahmen im Gottesdienst ihre Zertifikate und Vokationsurkunden in Empfang und stärken nun in unserer Region als neue Religionslehrerinnen unser schönes und wichtiges Unterrichtsfach. Der Weg zur Vokation war für die 13 Lehrerinnen weitgehend ein Lernen auf Distanz, rund 2/3 der Kurszeit wurden online absolviert.

Zertifikatskurse sind eine Möglichkeit, um dem Mangel im Fach Evangelische Religion zu begegnen. Vorausgesetzt werden der konkrete Bedarf im Fach an der jeweiligen Schule sowie die Mitgliedschaft der Lehgrkraft in der Ev. Landeskirche (oder einer Freikirche).  Teilnehmen können nur Lehrkräfte in einem unbefristeten Beschäftigungsverhältnis. Wir führen die Zertifikatskurse für die Bezirksregierung Köln gemeinsam mit dem Team des Schulreferates Bonn und des Schulreferates Köln durch. Bei Interesse und Fragen wenden Sie sich an Ihr Schulreferat:

Schulreferat Bonn: www.reli-bonn.de
Schulreferat Köln: www.reli-koeln.de

Jüdische Orgelmusik

Ein besonderes Orgelkonzert findet am kommenden Donnerstag in der Reformationskirche Köln-Marienburg. Anlässlich des Festjahres 1700 Jahre Jüdisches Leben in Deutschland widmet sich das Konzert explizit jüdischer Orgelmusik – und damit einer etwa 100 Jahre währenden musikalischen Kultur, deren Entstehung alles andere als selbstverständlich ist. Vielmehr darf sie als Spitze einer europäisch-jüdischen Kultur der Annäherung gelten, die im 19. Jahrhundert mit großer Kraft aufkeimte und im Strudel der Gewalt des 20. Jahrhunderts unterging.  Dass diese Kultur im öffentlichen Bewusstsein heute kaum eine Rolle spielt, macht uns unwillentlich zu Fortschreibern der Zerstörung. Das Konzert möchte sich dem Vergessen entgegenstellen; möge aus der Erinnerung auch eine Inspiration für unser Zusammenleben heute erwachsen.

Das Konzert wird eingeführt durch einen Vortrag der amerikanisch-deutschen Musikwissenschaftlerin Tina Frühauf / New York.

Der Eintritt beträgt 10 / 5€ (Ermäßigung für KölnPass, Schüler und Studierende, Kinder bis 12 Jahre frei). Es gilt die sogenannte 3G-Beschränkung. Eine Voranmeldung ist nicht erforderlich, es gilt keine Maskenpflicht.

Mit dem Konzert wird zugleich das 11. Ökumenische Kirchenmusikfestival Köln „3-2-1 Orgel“ eröffnet. Bis Sonntag, 19. September ist hier eine Vielzahl von Konzerten, Gottesdiensten und Familienakzenten zu erleben: www.kirchenmusikfestival.de

Samuel Dobernecker / Orgel

Tina Frühauf / Einführung, Moderation

Eintritt 10 / 5€

19 Uhr Einführungsvortrag zum Konzert

„Etwas Unerhörtes…“: Orgel und Orgelmusik in jüdischer Kultur

Dr. Tina Frühauf / New York

20 Uhr Konzert

Vorankündigung: Am Sonntag, 3. Oktober 16 bzw. 18 Uhr findet in der Erlöserkirche Rodenkirchen ein Vortrag und Konzert zu synagogaler Chormusik mit Axel Weggen / Düsseldorf, Kantor Amnon Seelig / Mannheim und dem Lewandowski-Ensemble Düsseldorf statt.

TelefonSeelsorge erinnert am Welttag der Suizidprävention an ihre Wurzeln

Die TelefonSeelsorge nimmt den Welttag der Suizidprävention am Freitag, 10. September 2021, zum Anlass, um auf die Bedeutung ihres deutschlandweiten Unterstützungsangebots bei seelischen Krisen hinzuweisen. Suizide nach Möglichkeit zu verhindern war weltweit das zentrale Anliegen bei der Gründung telefonischer Krisen-Anlaufstellen, auch bei der Gründung in Deutschland vor 65 Jahren.

„Bevor Sie sich das Leben nehmen, rufen Sie mich an“ – diesen Anzeigentext hat ein englischer Pfarrer nach dem zweiten Weltkrieg in die Zeitung gesetzt zusammen mit seiner privaten Telefonnummer. Die Geschichte zeigt, worum es ging und geht: Menschen ein Angebot zu machen, die sich in einer aus ihrer Sicht ausweglosen und verzweifelten Lage befinden.

„Suizidprävention ist und bleibt eines unserer Kernanliegen“, erklärt Dorit Felsch, Leiterin der Evangelischen TelefonSeelsorge Köln. „Sie ist ein Hauptgrund dafür, dass wir unseren Dienst rund um die Uhr anbieten und sie ist ein zentrales Thema bei der Ausbildung unserer ehrenamtlichen Seelsorgerinnen und Seelsorger.“

Das statistische Bundesamt weist für 2019 (neuere Zahlen liegen noch nicht vor) die weltweite Suizidrate mit über 700.000 Opfern aus. In Deutschland lag die Zahl bei über 9.000 Menschen. Das seien rund dreimal mehr als durch Verkehrsunfälle Gestorbene.

„Nicht jeder Anruf, den wir bekommen, handelt von Suizid“, sagt Michael Hillenkamp von der TelefonSeelsorge Deutschland. „Aber nahezu Alle, die einen Suizid erwägen und uns anrufen, wollen letztendlich nicht tot sein. Sie wollen nur auf keinen Fall mehr so weiterleben wie jetzt. Diese tiefe Verzweiflung braucht Respekt und Anerkennung, keine klugen, moralischen oder gar frommen Rezepte. Wir sagen deshalb: TelefonSeelsorge wird die Freiheit jedes Menschen zutiefst respektieren und immer zugleich Wege suchen, wie Verzweiflung gemindert und neuer Lebensmut möglich werden kann.“

Die TelefonSeelsorge bietet neben ihren rund um die Uhr besetzten Telefonnummern und einer an 25 Standorten möglichen Vor-Ort-Beratung auch Beratung per Chat und Mail an. „Gerade hier und damit vor allem von unseren jüngeren Kontaktpersonen wird das Thema Suizidalität weitaus häufiger angesprochen als am Telefon. Das macht die Chat- und Mail-Beratung zu einer besonderen Herausforderung“, erläutert Birgit Knatz, Leiterin der TelefonSeelsorge-Stelle Hagen-Mark. Sie hat die Online-Dienste der TelefonSeelsorge mit aufgebaut. Die Herausforderung sei es, in einer solchen Notlage das Gegenüber überhaupt zu erreichen und soweit zu stabilisieren, dass Alternativen wieder denkbar werden. „Genau dafür sind unsere Ehrenamtlichen ausgebildet“.

„Wir haben natürlich keine Zahlen darüber, wie vielen Menschen wir in einer suizidalen Krise wirklich helfen konnten“, sagt Birgit Knatz. „Aber wir wissen, aufgrund der vielen Rückmeldungen, dass wir einen wichtigen Beitrag zur Suizidprävention leisten.“

Evangelische TelefonSeelsorge Köln: 0800 – 111 0 111

www.telefonseelsorge.de

Text: APK
Foto(s): APK

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Podiumsdiskussion: „Nach den Ferien – haben die Schulen dazu gelernt?“

Das Thema war mindestens so hochaktuell wie brisant. „Nach den Ferien – haben die Schulen dazu gelernt?“ lautete die Frage, die in der Aula des Deutzer Gymnasiums Schaurtestraße in der Reihe „WiederSprechen“ der Melanchthon-Akademie diskutiert wurde. Moderiert wurde der Abend von dem Journalisten und Autor Arnd Henze. Auf dem Podium saßen Xueling Zhou aus dem Vorstand der Bezirksschüler*innenvertretung, Robert Voigtsberger, Dezernent für Bildung, Jugend und Sport der Stadt Köln, Jost Klausmeier-Sass, Pfarrer an einem Berufskolleg, und Andy Schöller, Lehrer für Mathematik und Sport am Gymnasium Schaurtestraße.

„Verdammt, bin ich jetzt infiziert?“

Henze sprach Xueling Zhou auf ihre Erwartungen an, mit denen sie ins neue Schuljahr gestartet ist. Über die Maßen hoch seien die nicht gewesen, gestand sie: „Von den Vorgaben des Ministeriums bin ich enttäuscht. Die neuen Regelungen sorgen nicht ja nicht unbedingt für Sicherheit.“ Sie besucht das Gymnasium Genovevastraße. Dort habe man zwei Wochen nach Schulbeginn bereits 30 infizierte Schülerinnen und Schüler gezählt. Die seien in Quarantäne geschickt worden. Ebenso wie die Mitschülerinnen und -schüler, die in unmittelbarer Nähe gesessen hätten. Und die, mit denen sie in der Kantine gegessen hätten.  „Wir bereiten uns auf das Abitur vor. Wir können es uns nicht leisten, wochenlang auszufallen“, klagte sie. Aber natürlich, räumte sie ein, sorgten die obligatorischen Tests montags und mittwochs  für ein Stück weit Angstfreiheit vor der Ansteckung. Und trotzdem: „Kommt man in Quarantäne, sitzt man zu Hause und denkt: Verdammt, bin ich jetzt infiziert? Und hat natürlich Angst, dass man so viel Lernstoff verpasst, dass man nach den zwei Wochen nicht mehr mitkommt. Es gibt ja nur noch Präsenzunterricht.“

Tagesstruktur komplett verloren

Andy Schöller vermutete nach kurzer Rücksprache mit Schulleiterin Anja Veith-Grimm, die in der ersten Besucherreihe saß, dass am Gymnasium Schaurtestraße bisher weniger als fünf Infektionen aufgefallen seien. „Das werden bei uns wahrscheinlich bald auch mehr sein.“ Schöller hat große Wissens-Unterschiede bei den Grundschülerinnen und -schülern festgestellt, die am Deutzer Gymnasium eingeschult wurden. Jost Klausmeier-Sass hat beobachtet, dass die Jugendlichen am Berufskolleg sehr dankbar dafür waren, wieder die Schule und auch das Schulhaus besuchen zu dürfen. „Die waren so gerne da, wie man sich das früher nicht hätte vorstellen können. Die haben die Gemeinschaft vermisst, aber auch die Pflichten und Regelungen. Ich habe aber auch Menschen erlebt, die ihre Tagesstruktur komplett verloren haben. Schülerinnen und Schüler, die morgens am Monitor für den digitalen Unterricht nur das Programm gewechselt haben, weil sie die ganze Nacht Spiele gezockt haben.“

Es gebe darüber hinaus Depressionen, Sozialphobien und große Schwierigkeiten, sich in Menschenmengen zu bewegen und auf Strukturen einzulassen. Klausmeiner-Sass forderte Unterstützung der Lehrerkollegien durch externe Kräfte bei der Bewältigung der Folgen der Pandemie. Es sei völlig unzureichend, dass das Landesschulministerium angeordnet, dass es in den zwei Wochen nach Schulstart keine Leistungsüberprüfung bei den Schülerinnen und Schülern geben dürfe. Dem pflichtete Xueling Zhou ausdrücklich bei. „Lerndefizite sind da. Und das Aufholen wird jetzt in das neue Schuljahr gepresst.“ Sie erinnerte an ein Jahr Digital-Unterricht. „Wir hatten niemanden, bei dem wir mal hätten auskotzen können. Viele von uns haben depressive Stimmungen. Wir finden nur langsam in den Lernmodus zurück. Bevor wir Schüler und Schülerinnen sind, sind wir Menschen. Und als solche fühlen wir uns gerade ziemlich aufgeschmissen.“

„Wir setzen alles daran, dass der Präsenunterricht gelingt.“

Dezernent Voigtsberger lobte die Arbeit der Verwaltung: „Viele versuchen, es so gut wie möglich zu machen. Köln hat gute Lösungen. Ich verweise auf die mobilen Testungen, die frühzeitige Impfung der Lehrer mit Restimpstoffen, den Lolli-Test an Grund- und Förderschulen und die Entzerrungen beim Schülerverkehr. Bei der digitalen Ausstattung der Kollegien und der Klassen haben wir einen Quantensprung gemacht. Wir haben Luftfilter in großer Zahl bestellt. Kurz: Wir setzen alles daran, dass der Präsenunterricht gelingt.“

Das Kölner Gesundheitsamt gehe sehr sensibel mit dem Instrument Quarantäne um und verhänge sie so selten wie möglich. Darüber hinaus seien in Köln 22 Prozent aller Schülerinnen und Schüler zwischen zwölf und 17 Jahren zweimal geimpft. 33 Prozent hätten die Erstimpfung hinter sich. Er habe für die Impfung nicht geworben, erklärte Schöller.

Es gebe Diskussionen unter den Schülerinnen und Schülern. Es gebe aber immer mehr, die sich impfen ließen. Der Mathe-Lehrer kritisierte, dass es noch kein einheitliches digitales Konzept gebe, das allen Schulen zur Verfügung stehe. So gebe es beispielsweise unterschiedliche Plattformen, auf denen man mit den Kindern kommuniziere. Und: „30 Prozent der Schülerinnen und Schüler habe zu Hause kein WLAN.“

Auch beim digitalen Unterricht gebe es große Unterschiede. Die reichten von täglichem Unterricht durch die Lehrer bis zu einer Mail pro Woche. Voigtberger nannte Zahlen: Man habe 11.000 Endgeräte für Lehrer angeschafft und über 50.000 für Schülerinnen und Schüler. Im Übrigen dürfe die Ausstattung der Schulen nicht daran hängen, ob sich einzelne Lehrerinnen und Lehrer überdurchschnittlich engagierten. Dieses von Hentze „Windhundverfahren“ genannte Prinzip müsse durchbrochen werden. Klausmeier-Sass erinnerte daran, dass es an Berufskollegs über Corona hinaus in Köln noch ganz andere Problemen gebe: „Ich habe mit einem Maler-Ausbildenden gesprochen, der in Kürze seine Prüfung ablegt. Der verdient dann 2000 Euro im Monat. Damit wird er sich in dieser Stadt keine Wohnung mehr leisten können.“

Text: Stefan Rahmann/APK
Foto(s): Stefan Rahmann/APK

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Melanchthon-Akademie: Leonore Kampe geht in den Ruhestand

Die Solidarische Landwirtschaft (Solawi) Stommeln darf sich auf ein hoch motiviertes Mitglied freuen. Denn Leonore Kampe hat ab jetzt Zeit, sich intensiv zu kümmern. Sie wurde nämlich mit einem rauschenden Fest in der Melanchthon-Akademie in den Ruhestand verabschiedet. „Abschiede können die gut“, sagt sie im Rückblick auf die „tolle Feier mit vielen Gesprächen und Musik“. Jetzt also Solawi in Stommeln. Dort tragen 100 private Haushalte die Kosten eines landwirtschaftlichen Betriebs, wofür sie im Gegenzug dessen Ernteertrag erhalten. Dabei wird der landwirtschaftliche Betrieb und nicht das einzelne Lebensmittel finanziert. Voraussetzung für die Teilnahme ist die Bereitschaft, an einigen Tagen im Jahr mitzuarbeiten.

Leonore Kampe wird sich um die Koordination dieser Arbeit kümmern. Koordinieren, das war immer ihr Ding. 32 Jahre hat sie bei der Melanchthon-Akademie alles Mögliche koordiniert. Im Studium hat sie ein Chemie-Diplom gemacht und dann Deutsch und Chemie auf Lehramt hinzugefügt. Aber statt Schülerinnen und Schülern das Periodensystem der Elemente näher zu bringen, zog es sie in den Journalismus. Die Stadt-Revue, der Stadt-Anzeiger und auch der WDR waren ihre Auftraggeber. Zudem besuchte sie Radio-Kurse des Gemeinschaftswerks der evangelischen Publizistik.

Riesiges analoges Studio

Und so unergründlich wie die Wege des Herrn sind manchmal berufliche Karrieren. Plötzlich war Leonore Kampe Beauftragte des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region für den Bürgerfunk. Zunächst unter dem Dach der Pressestelle, dann in der Melanchthon-Akademie. „Die Journalistenkurse, die wir in der Kartause angeboten haben, waren für die Verwaltung des Verbandes schon eine echte Herausforderung“, erinnert sie sich. Die Mitarbeitenden waren an Arbeitszeiten zwischen neun und 17 Uhr gewöhnt. Die Kurse fanden abends und am Wochenende statt. Vom Deutschlandfunk bekam der Kirchenverband ein riesiges analoges Studio, das Leonore Kampe und ein Techniker für die Bürgerfunksendungen der Gemeinden, Konfirmandengruppen und sonstigen Interessierten aus dem evangelischen Dunstkreis im Haus der Evangelischen Kirche installierten.

„Das war ein tolles neues Zentrum“

Das Zwei-Säulen-Modell für den Privatfunk war damals eine Idee der SPD-Landesregierung. Bürger bekamen eine Stunde Sendezeit pro Tag zur Verfügung gestellt. Die Landesregierung stellte auch Geld zur Verfügung. Die Anfangseuphorie war groß. Erst recht nach dem Umzug ins neue Komed im Mediapark. „Das war ein tolles neues Zentrum“, erinnert sich Leonore Kampe an die Zeit, in der auch der Musiksender Viva im Mediapark seine große Zeit erlebte. Leonore Kampe bot ihren ehrenamtlichen Radiomachern Kurse wie „Schreiben fürs Hören“ und Sprechschulungen mit dem renommierten Trainer Lutz Göhnermeier an.  Anfang der 2000er Jahre flaute das ab. Grund war der technische Fortschritt. Da konnten die Bürgerfunker alles am Küchentisch machen. Auch die Hörerzahlen sanken. Die Bürgerfunksendungen liefen ursprünglich um acht Uhr morgens. Das Interesse bei den Zuhörenden war groß.

Als der Bürgerfunk in die Abendstunden auf 21 Uhr geschoben wurde, war der Boom vorbei und Leonore Kampe widmete sich anderen Projekten, nämlich gut finanzierten EU-Projekten.  Bei einem stand am Anfang die Frage Pate, wie man kulturfernen Menschen Kultur nahe bringt. Leonore Kampe arbeitete mit zwei Punks, Menschen aus einem besetzten Haus in Ossendorf und Frauen aus dem Görlinger Zentrum in Bocklemünd. Zum Projekt gehörten Gruppenreisen zu den europäischen Bildungspartnern in Palermo, Avignon und im dänischen Aalborg und deren Besuche in Köln.

Leonore Kampe hat mit einem digitalen Mitmachspiel zum Kölner Kirchentag die heute so beliebten Selfies vorweggenommen. Beim Kirchentag 2007 verteilte sie buntbedruckte und -beschriftete Pappkartons an die Kirchentagsbesucher. Damit wurden die Gäste aufgefordert, besondere Fotos von sich in Köln zu machen. Anlass war das „Abrahamsprojekt“, das Abraham als Stammvater der drei abrahamitischen Religionen in Köln verortete. Die Besucher fotografierten sich an ihren touristischen Abrahamsorten, während sie sich den Papp-Rahmen vor das Gesicht hielten. Die Fotos luden die Porträtierten dann ins Netz.

Sie erfand die sogenannten „Kulissengespräche“

Schließlich übernahm Leonore Kampe die Leitung des Fachbereichs Kultur der Melanchthon-Akademie und setzte schnell eigene Akzente. Sie erfand die sogenannten „Kulissengespräche“ mit der damaligen Kölner Schauspielintendantin Karin Beier und deren Dramaturgin Rita Thiele. Anlässlich aktueller Inszenierungen wurden Menschen zu Gesprächen eingeladen, die thematisch einen besonderen Bezug zu den Stücken hatten und die Inszenierung daher aus eigener Sicht kommentierten. Auch das „Kulturfrühstück“ ist eine Erfindung von Leonore Kampe. Dabei werden kulturelle Seiten von Köln gezeigt, die nicht dem Mainstream zugerechnet werden. Immer noch fasziniert erzählt sie über eine psychologische Bildbetrachtung mit einem Experten von der Kölner Universität. Thema im Museum Schnütgen war ein mittelalterliche Darstellung von Christus am Kreuz.

„Ein Näschen für Themen“ habe man ihr zum Abschied attestiert, sagt sie. So hatte sie mit einer Tagung auch das genossenschaftliche Wohnen im Alter an die Akademie gebracht, das bis heute dort als „Wohnschule“ im Programm ist. Und um Hühnerhaltung in Privathaushalten. Und ab jetzt um die solidarische Landwirtschaft.

Text: Stefan Rahmann/APK
Foto(s): Stefan Rahmann/APK

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Junkersdorf: Gemeinde verabschiedet Peter-Orgel und freut sich auf die neue Orgel

„Momentan sind wir mit Klavier oder Posaunenchor unterwegs“, sagt Kantor Frank Stanzl. Er ist daher sehr gespannt auf die neue Orgel – die Bonhoeffer-Gemeinde erwartet den Einbau der neuen Orgel, die von der Elsässer Orgelwerkstatt Muhleisen gefertigt wird, im Frühjahr 2022, wahrscheinlich Anfang April. „Die Indienstnahme ist dann am 4. September 2022 mit festlicher Orgelmusik und Festgottesdienst. Danach sind weitere Konzerte u.a. mit Orgel und Orchester geplant“, sagt Kantor Frank Stanzl. „Wie die Orgel Stück für Stück wachsen wird, da freut sich ja die ganze Gemeinde drauf, nicht nur ich – das ist ein großes Gemeinschaftsprojekt. Ich freue mich besonders darauf, den Aufbau mitzuerleben. Jede einzelne Pfeife wird an den Raum angepasst und ich darf das mit meinen Wünschen mitbestimmen.“

Alte Orgel aus dem Jahr 1976

Einen verhältnismäßig stillen Abschied hat die alte Orgel aus dem Jahr 1976 gehabt. Nach 45 Jahren Dienst in der Dietrich-Bonhoeffer-Kirche in Junkersdorf war ursprünglich wesentlich mehr geplant: musikalische Gottesdienste, Atelierkonzerte, Benefizveranstaltungen im Vorfeld und ein Orgel-Marathon am letzten Tag – die Sicherheitsbestimmungen zum Schutze der Bevölkerung vor einer Coronavirus-Infektion machten dies unmöglich.

Somit wurde am letzten Sonntag vor dem Abbau zwar intensiv – aber vor gefühlt viel zu wenigen Zuhörern – musiziert, denn die zugelassene Anzahl von gut 40 Personen durfte nicht überschritten werden. Kantor Frank Stanzl spielte Orgelwerke von J.S. Bach und Felix Mendelssohn, dazwischen begleitete er die klare Stimme unseres Gemeindemitglieds, der Sopranistin Bettina Mansel. Ende März wurde das Instrument der Kölner Orgelbauwerkstatt Peter an die kroatische Orgelbaufirma Kvaternik verkauft und in zwei Etappen abgebaut.

Die neue Orgel wird symmetrisch aufgebaut

Die Orgel soll technisch überarbeitet im ursprünglichen Gehäuse wieder aufgebaut werden und weitere Jahre ihren Dienst tun in der St. Majka-Teresija-Kirche in Koprivnica-Starigrad, das etwa 100 km von der kroatischen Hauptstadt Zagreb entfernt ist. „Die Pfeifen der alten Orgel waren noch in Ordnung, aber die Überholung der Technik wäre ingesamt zu teuer gewesen. Sie stand auch nicht so gut. Jetzt sind wir mit dem Neubau zu einem definitv besseren Ergebnis gekommen. Die alte Orgel stand schräg drin, und die neue Orgel wird symmetrisch eingebaut“, sagt Stanzl.

Text: Frank Stanzl/APK
Foto(s): Frank Stanzl/APK

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9500-Euro-Spende: Diakonie Michaelshoven kann zwei audiovisuelle Projektoren für Menschen mit Demenz anschaffen

Für ältere Menschen, die in Senioreneinrichtungen leben und sich beispielsweise aufgrund von fortgeschrittenen demenziellen Veränderungen nicht mehr viel bewegen können, gibt es spezielle audiovisuelle Projektoren, die mobil in jedem Zimmer eingesetzt werden können und individuelle Bilder und Videos sowohl an die Decke als auch an die Wand projizieren. Der „Qwiek up“ wurde speziell für bettlägerige Menschen und Menschen mit Demenz entwickelt. Dank der Spende der Deutschen Postcode Lotterie in Höhe von 9500 Euro konnten zwei Senioreneinrichtungen der Diakonie Michaelshoven jeweils mit einem „Qwiek up“ ausgestattet werden.

Teilhabe an besonderen Momenten

Seien es Familienfotos, Videos von den Enkeln oder auch Naturaufnahmen: Über den „Qwiek Up“ ist es möglich, besonders für Menschen, die bettlägerig sind, die Teilhabe an besonderen Momenten zu ermöglichen. Der Einsatz soll perspektivisch von ehrenamtlichen MitarbeiterInnen erfolgen. Auch geht es darum, über die audiovisuellen Medien ins Gespräch zu kommen, denn mit Bildern aus der Vergangenheit wird bei Menschen mit Demenz das Langzeitgedächtnis aktiviert.

„Wir sind froh, dass wir das Gerät nun täglich einsetzen können und unseren Bewohnern so viele schöne Momente ermöglichen können“, sagt Kristina Narkovic, Sozialer Dienst im Bodelschwingh-Haus. Katrin Peter, Mitarbeiterin der Stiftung der Diakonie Michaelshoven, ist glücklich, dass die Teilnehmer und Teilnehmerinnen der Deutschen Postcode Lotterie in NRW mit dem Kauf ihrer Lose dieses Projekt unterstützen: „Toll, dass so viele mitmachen und in ihrer Nachbarschaft etwas Gutes tun wollen“.

Petra Rottmann, Head of Charities bei der Deutschen Postcode Lotterie, sagt: „Wir freuen uns, dass wir dank unserer TeilnehmerInnen dieses wichtige Projekt unterstützen können. Für die Umsetzung wünschen wir alles Gute und viel Erfolg.“

Über die Deutsche Postcode Lotterie

Das Konzept der Soziallotterie ist einzigartig: Nachbarn gewinnen gemeinsam und helfen gemeinsam. Denn 30 Prozent von jedem verkauften Los fließen in grüne und soziale Projekte in der Nähe der TeilnehmerInnen. Seit ihrem Start 2016 unterstützt die Deutsche Postcode Lotterie über 3000 Projekte aus den Bereichen Natur- und Umweltschutz, Chancengleichheit sowie sozialer Zusammenhalt mit mehr als 80 Millionen Euro. Über die Auswahl der Projekte entscheidet ein Beirat unter Vorsitz von Prof. Dr. Rita Süssmuth.

www.diakonie-michaelshoven.de

Text: DW Michaelshoven/APK
Foto(s): DW Michaelshoven

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Geschäfts- und Sozialbericht 2020 der ASG: Sanierung der Trinitatiskirche erfolgreich

Die 1860 fertiggestellte Trinitatiskirche ist die älteste neu erbaute evangelische Kirche im linksrheinischen Köln und seit vielen Jahren ein unverzichtbarer Bestandteil des kulturellen Lebens in der südlichen Altstadt. Auf das denkmalgeschützte klassizistische Bauwerk richtet der Geschäftsbericht für das Jahr 2020 der Antoniter Siedlungsgesellschaft mbH (ASG) im Evangelischen Kirchenverband Köln und Region (EKV) ein besonderes Augenmerk. Denn es musste im vergangenen Jahr von Grund auf saniert und erneuert werden. Diese Aufgabe konnte das Architekturteam der ASG termingerecht und budgetgetreu abschließen. „Das war eine besondere Herausforderung“, sagt Bauleiter Michael Fischer in einem Interview mit den beteiligten Architekten, das im Bericht zu lesen ist. Der Programm- und Organisationsleiter der Trinitatiskirche, Wolf-Rüdiger Spieler, lobt die gute Zusammenarbeit mit der ASG: „Die Kommunikation war ganz ausgezeichnet, freundlich, wertschätzend und stets daran orientiert, diesen besonders wertvollen evangelischen  Kirchenraum in Köln angemessen zu sanieren, umzubauen und für die nächsten Jahrzehnte ‚fit‘ zu machen.“ In seinem Vorwort zum Bericht betont ASG-Geschäftsführer Guido Stephan: „Wir sind stolz darauf, dass wir das in uns gesetzte Vertrauen bestätigt haben.“

Professionelle Dienstleistungen rund ums Wohnen, Planen und Bauen

Aber auch andere aktuelle und abgeschlossene Architekturprojekte der ASG werden im Geschäftsbericht vorgestellt. So zum Beispiel die Sanierung der Stephanuskirche mit Neubau des Gemeindezentrums in Köln-Riehl. Hier übernahm die ASG die Bauherrenvertretung für die Kirchengemeinde. Das ausführende Architekturbüro Zeller Kölmel Architekten GmbH erhielt im März 2021 einen Architekturpreis für den gelungenen Sakralbau.

Die Gesellschaft ist seit ihrer Gründung 1951 weit über ein reines Wohnungsunternehmen hinausgewachsen. „Als immobilienwirtschaftliches Kompetenzzentrum der Evangelischen Kirche bündeln wir das ganze Spektrum professioneller Dienstleistungen rund um Wohnen, Planen und Bauen in einer Hand“, sagt Stephan. Neben der Bauherrenbetreuung, Projektentwicklung, Projektsteuerung, Planung, Denkmalpflege und Wertermittlung gehöre die Wohnungsverwaltung ebenso wie Dienstleistungen des ASG-Tochterunternehmens Grube & Räther GmbH im Bereich Garten- und Baumpflege, Hausmeisterdienste, Handwerker- und Reinigungsservice zu den Angeboten.

Bei alledem habe man den Gründungsauftrag nicht aus den Augen verloren: erschwinglichen Wohnraum bereitzustellen und Menschen ein sicheres Zuhause zu bieten. In den letzten Jahren hat die ASG in Ergänzung zu ihrem Wohnungsbestand und in enger Zusammenarbeit mit dem Diakonischen Werk und der Diakonie Michaelshoven Wohnprojekte für demenziell erkrankte Menschen, Jugendliche aus schwierigen Verhältnissen, Frauen mit häuslichen Gewalterfahrungen, alleinstehende Mütter mit Betreuungsbedarf, wohnungslos gewordene Familien und ehemals obdachlose Menschen realisiert, denen auf diese Weise die Rückkehr in die Selbstständigkeit und die eigene Wohnung ermöglicht wurde.

Seniorinnen und Senioren vermissten soziales Miteinander und Geselligkeit

Das Engagement im Seniorenwohnungsbereich mit der Betreuung durch ein eigenes Sozialmanagement stellt ein weiteres Angebot der ASG dar. Die aus der öffentlichen Bindung fallenden Seniorenwohnanlagen vermietet die Gesellschaft zu moderaten Konditionen an ältere Menschen, um die gewachsenen Sozialstrukturen zu erhalten. Im Sozialbericht kommen diesmal die beiden Mitarbeitenden des ASG-Sozialmanagements (SoMa) zu Wort, die in einem Interview erzählen, wie sie ihre Arbeit im Corona-Jahr 2020 erlebt haben. Beratungsangebote – wichtigster Bestandteil ihrer Arbeit – fanden überwiegend telefonisch statt, da Corona-bedingt alle Sprechstunden in den Seniorenhäusern ausfallen mussten.

„Manche müssen sich überwinden, von sich aus den Kontakt zu uns aufzunehmen. Da gibt es vielfach auch sprachliche Probleme. Einige sind sehr nervös am Telefon. Da ist viel Geduld gefragt“, erklärt Heike Kohr vom SoMa. Große Enttäuschung gab es bei den Seniorinnen und Senioren auf Grund der Absage von Veranstaltungen wie Jahreszeitenfesten, Ausflügen, Kreativ- und Sportangeboten oder gemeinsamen Mahlzeiten. 1100 solcher Angebote wurden in den vergangenen Jahren jeweils, zum Teil in Kooperation mit Seniorennetzwerken, durchgeführt. „Jedes einzelne Angebot ist für die Senioren wichtig“, so Kohr. Oftmals seien dies die einzigen Kontakte außerhalb der Familie und eine wichtige Abwechslung in deren Alltag. „Das soziale Miteinander und die Geselligkeit fehlte den Menschen“, so SoMa-Teamleiter Frank Nieder.

Keine negativen Auswirkungen durch die Covid-19-Pandemie

2020 konnte die ASG wieder als ein wirtschaftlich erfolgreiches Jahr abschließen. Bei Umsatzerlösen von ca. 13,9 Mio. Euro konnte ein Jahresüberschuss von rund 900.000 Euro gegenüber 766.000 Euro im Vorjahr erwirtschaftet werden. Unter Berücksichtigung eines Eigenkapitals von rund 24,4 Mio. Euro ergab sich eine Eigenkapitalrendite von 3,7 %. Die Investitionen im Bereich der Instandhaltung, Sanierung und Modernisierung blieben mit 2,5 Mio. Euro im Vergleich zu knapp 2,4 Mio. im Vorjahr auf einem hohen Niveau. Rund 3,4 Mio. Euro wurden in Sachanlagen investiert. Geplant ist noch in diesem Jahr für Ankäufe, Neubau und aktivierungspflichtige Modernisierungsmaßnahmen eine Investitionssumme von rund 6,5 Mio. Euro.

Hinsichtlich der Vermietungssituation hinterließ die Covid 19-Pandemie in 2020 keine nennenswerten Spuren. Mieterseitige Kündigungen lagen mit 111 Fällen um 26 Fälle unter dem Vorjahr. Auch die Zahl der sterbefallbedingten Kündigungen lag um fast 38 Prozent unter dem Vorjahreswert und war somit deutlich rückläufig. Die Neuvermietungsquote blieb auf dem Niveau des langjährigen Durchschnitts der Jahre 2010 bis 2019. Leerstände von mehr als drei Monaten waren überwiegend auf pandemiebedingte Kapazitätsengpässe der beauftragten Firmen zurückzuführen.

Der Geschäftsbericht und Sozialbericht 2020 können per Mail (info@asg.koeln) oder telefonisch (0221 931211-23) im Sekretariat der ASG angefordert werden. Sie stehen auch unter www.asg.koeln als Download bereit.

Text: Susanne Hermanns/APK
Foto(s): Andreas Richter/APK

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Die Ökumene prägte sein Leben: Symposium im Citykirchenzentrum thematisiert das Wirken Philip Potters

Am 19. August wäre Philip Potter 100 Jahre alt geworden. In Erinnerung an den früheren Generalsekretär des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK), dem er von 1972-1984 voranstand, lud die Melanchthon-Akademie in Kooperation mit der Evangelischen Gemeinde Köln und dem Rheinischen Dienst für Internationale Ökumene (RIO) zu einem Symposium mit Impulsen und Eindrücken in das Citykirchenzentrum im AntoniterQuartier ein.

Pfarrer Mathias Bonhoeffer von der evangelischen Gemeinde freute sich, dass sich unter den Anwesenden im Saal auch Potters zweite Ehefrau Bärbel Wartenberg-Potter, Oberkirchenrätin Barbara Rudolph und Susanne Beuth, Superintendentin im evangelischen Kirchenkreis Köln-Mitte, eingefunden hatten. „Ich hatte ehrlich gesagt mit weniger Menschen auf dieser Gedenkveranstaltung gerechnet, umso schöner, dass es so viele geworden sind“, zeigte sich Bonhoeffer positiv überrascht.

Als Aperitif zu den anschließenden Beiträgen des ehemaligen ÖRK-Stabsmitglieds Prof. Dr. Gert Rüppell und RIO-Pfarrer Helmut Müller erinnerte Rudolph in einer kurzen Ansprache an die prägende Persönlichkeit der ökumenischen Bewegung: „Philip Potters Programm zur Bekämpfung des Rassismus war für mich der Türöffner zur Ökumene und der Bedeutung des ÖRK. Daher ist es richtig, dass wir heute auf sein Leben, auch angesichts der ÖRK-Weltversammlung in Karlsruhe im kommenden Jahr, und sein Wirken zurückblicken.“

Führungsfigur mit integrativen Fähigkeiten

In seinem Vortrag „Ökumenischer Wandel – neue Impulse“ reflektierte Prof. Rüppell die Bedeutung Potters für die Ökumenische Bewegung und zeichnete dabei relevante Stationen seines Lebens nach. Aufgewachsen zwischen der katholischen Gemeinde seines Vaters und der methodistischen Gemeinde seiner Mutter auf der Karibik-Insel Dominica war er ein Kind der Epoche einschneidender Veränderungen, in der erste Formen der Unabhängigkeitsbewegungen und ein Wandel des westlichen Missionsverständnisses stattfanden. „Potters biografische Prägung durch interkonfessionelles Christentum, multikulturellen Kontext und einer karibisch-afrikanisch wie englisch bestimmten Familiengeschichte machten ihn zu einer interkulturell geprägten Führungsfigur mit hohen integrativen Fähigkeiten“, führte Rüppell aus.

Menschliche Einheit im unteilbaren Christus

Fast scheint es so, als hätte das Schicksal für Potter nur einen Lebensweg vorgesehen gehabt. Nach einem Theologie-Studium, internationalen Begegnungen und Tätigkeiten in der Methodistischen Kirche in Großbritannien sowie als Pfarrer der Armen auf Haiti führte ihn sein Weg in die internationale Ökumene. Nach einer siebenjährigen Mitarbeit in der ÖRK-Jugendabteilung, einer Tätigkeit als Referent in der Methodistischen Missionsgesellschaft sowie als Direktor der Abteilung für Weltmission und Evangelisation wurde er 1972 als „Vertreter des Südens“ schließlich vom ÖRK-Zentralausschuss einstimmig zum neuen Generalsekretär gewählt. „Er war der erste ´farbige´ Generalsekretär nach dem Niederländer Willem A. Visser´t Hooft und dem US-Amerikaner Eugene Carson Blake. Seine Wahl galt daher nicht nur weltweit als Symbol für die nun erreichte Gleichberechtigung der Kirchen der ´Dritten Welt´ gegenüber Europa und Nordamerika, sondern drückte zugleich die enorme Hoffnung auf eine umfassende innere Erneuerung der Ökumene aus“, bewertete Historikerin Katharina Kunter in ihrem Essay „Ende der Weltmission“ den Gipfelpunkt der Potterschen Karriere.

Während seiner zwölfjährigen Amtszeit als Generalsekretär verfolgte Philip Potter mit Vehemenz die Themen weiter, die sein Leben generell bestimmten. So prangerte er den Sexismus als Diskriminierung und Unterdrückung der Frau an und stellte ihn dem Rassismus gleich, den er selbst erlebte und dessen Bekämpfung zu seiner elementaren Lebensaufgabe wurde. Zudem gab es kaum einen Vortrag, in dem er nicht die christliche Einheit thematisierte. Nach seiner Auffassung sei die menschliche Einheit im unteilbaren Christus gegeben, und die weltweite eucharistische Gemeinschaft aller Familienmitglieder Gottes verfolge dieses Geeintsein auf Christus hin als Ziel.

Auch nach seiner Zeit als Generalsekretär war Potter von der praktischen Missiologie getrieben, wie Gert Rüppell festhielt. „Wenn er Freunde einlud, um mit ihnen die Lage der Welt zu erörtern, ging es oft erst zu einem Glas Port. In dieser entspannten Atmosphäre wurde dann über den Ernst der weltlichen Lage diskutiert.“

Steter Einsatz für ein friedliches Miteinander

Pfarrer Helmut Müller setzte in seinem Vortrag „Das weiße Besitzmonopol zerbrechen“ den Fokus auf Philip Potters beständigen Kampf gegen Rassismus und der Unterdrückung von Menschen of Color. „Er erlebte sublime Formen rassistischen Verhaltens, die er abstoßend empfand. Dazu gehörten herablassende Nachsicht, paternalistische Belehrung und insbesondere verletzende Arroganz.“ Den Ansatz der vierten ÖRK-Vollversammlung in Uppsala 1968, der festhielt, dass „weißer Rassismus“ eine offensichtliche Leugnung des christlichen Glaubens sei, habe Philip Potter während seiner Amtszeit konsequent fortgeführt. „Er betonte immer wieder, dass die Zeit gekommen sei, Worten nun konkrete Taten folgen zu lassen. Dabei war ihm die Reflexion der eigenen Perspektive sehr wichtig. Und so deutlich er die ´Kirche des Nordens´ herausforderte, so warnte er auch die Kirchen des Südens, da er bei ihnen eine Neigung zu Selbstgerechtigkeit und Gegenanklage ohne Liebe wahrnahm“, hob Müller hervor. Potter sehnte sich nach einer Erde, auf der alle Menschen füreinander offen seien und sie trotz ihrer Unterschiede in Frieden miteinander leben können.

Nach dem Ende seiner Dienstzeit im ÖRK zog Potter mit seiner zweiten Frau Bärbel Wartenberg, die er 1985 heiratete, nach Jamaika, wo sie gemeinsam an einer Hochschule unterrichteten. Ab 1990 folgte Philip Potter den Berufungen seiner Frau nach Deutschland, die im Jahr 2000 schließlich Bischöfin der Nordelbischen Evangelisch-Lutherischen Kirche wurde. Am 31. März 2015 stirbt Philip Potter in Lübeck im Alter von 93 Jahren.

Philip Potters Erbe

Pfarrer Helmut Müller erinnerte an die Worte, die Oberkirchenrätin Barbara Rudolph anlässlich seines Todes anerkennend wählte. „Für die evangelische Kirche im Rheinland war die direkte und provozierende Vorgehensweise der ökumenischen Führungspersönlichkeit Philip Potters eine große und hilfreiche Herausforderung, sich dem Rassismus und der Ungerechtigkeit zu stellen. Frau Rudolph räumt jedoch ein, dass es der Kirchenleitung und der Landessynode nicht immer leicht gefallen sei, die eigene Verstrickung in potentielle Ungerechtigkeiten wahrzunehmen. Es habe Basisgruppen und ökumenisch engagierte Gemeinden gebraucht, die das Thema auf die Tagesordnung setzten.“

Es ist Potters Erbe, dass das Thema Rassismus (wie auch Sexismus) in den Programmen des ÖRK als Querschnittsthema stets mitgedacht wird, auch wenn es auf der ÖRK-Weltversammlung 2022 kein separates Podium erhalten wird. Im Bereich der EKIR werden hingegen Anti-Rassismus-Trainings angeboten und mit unter Rassismus leidenden Menschen gemeinsam „Wege der Befreiung“ gesucht.

Text: Holger Hoeck/APK
Foto(s): Holger Hoeck/APK

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