Tafel geöffnet in Bocklemünd

Trotz Maske war Erika Schwabe, der Leiterin der Tafel in der Auferstehungskirche im Görlinger Zentrum, die Erleichterung anzusehen. Nach drei Monaten Corona-Pause war die Lebensmittelausgabe wieder geöffnet. Corona-bedingt hatte sie mit den ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ein Sicherheitskonzept entworfen und umgesetzt, sodass bedenkenlos die Körbe mit Lebensmitteln wieder an die Bedürftigen ausgegeben werden konnten.

Alles Corona-gerecht organisiert

Schnell hatte sich in Bocklemünd herumgesprochen, dass die Tafel wieder vor Ort ist. Lebensmittel gibt es allerdings nur für registrierte Personen. Diese Personen können zunächst morgens in die Kirche kommen und sich für den konkreten Termin anmelden. Dadurch wird ihnen ein Zeitfenster zugewiesen, in dem sie ihren persönlichen Korb abholen können. Der Empfang war ganz Corona-konform mit Abstand, Maske und Plastikscheiben ausgestattet, auch die Kunden der Tafel durften nur einzeln eintreten. „Das klappt hier wirklich gut, den einen oder anderen muss man erinnern, aber wir haben das so organisiert, dass alle wirklich sicher sind“, freut sich Erika Schwabe über das gelungene Konzept.

Drei Sprinter voller Lebensmittel

Beliefert wird die Lebensmittelausgabe durch die Kölner Tafel. „Heute kommen über den Tag verteilt drei Sprinter voll, dann haben wir mehr als genug“, war Erika Schwabe zufrieden. Für die Mitarbeitenden heißt es dann Kisten packen, damit jede und jeder Bedürftige in seinem Zeitfenster seine persönliche Kiste möglichst schnell mitnehmen kann. „Was meinen Sie, was das hier für ein organisatorischer Aufwand ist, wir sind hier den ganzen Tag voll beschäftigt.“ 15 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unterstützten Erika Schwabe am Premierentag, und jeder hatte den ganzen Tag gut zu tun. Auch in der Gemeinde wurde der Start der Tafel mit Freude registriert, Pfarrer Torsten Sommerfeld und einige Vertreter des Presbyteriums schauten extra vorbei und versicherten sich, dass das Hygienekonzept für alle Beteiligten passte.

Jetzt wieder jeden Freitag

Erika Schwabe und ihr Team stehen jetzt wieder jeden Freitag von 8:45 Uhr bis 16:45 Uhr in der Kirche, um ihren Kunden und Kundinnen zu helfen. „Danach weiß man echt, was man getan hat, wir müssen ja auch noch aufräumen.“ An die 500 Menschen aus Bocklemünd sind bei der Tafel registriert, der Andrang ist groß. „Da gibt es locker noch 300 weitere Menschen und wollen von uns versorgt werden.“ Da muss Erika Schwabe allerdings passen: „Wir haben einen Aufnahmestopp und führen auch keine Warteliste, unsere Kapazität ist schon jetzt mehr als erschöpft.“ Sonst ließe sich das Ganze kaum noch mit dieser Mannschaftsstärke organisieren. Schon jetzt liegt Erika Schwabe so manche Nacht wach und macht sich Gedanken um die nächste Tafel. Die gibt es jetzt wieder jeden Freitag in der Auferstehungskirche im Görlinger Zentrum

Wie geht es weiter?

Erika Schwabe selber ist seit mittlerweile 11 Jahren dabei. „Nach meinem Ruhestand brauchte ich eine sinnvolle Tätigkeit, da habe ich halt diese Tafel ins Leben gerufen.“ Die übrigen Gründungsmitglieder sind mittlerweile nicht mehr dabei, Nachwuchs ist nicht einfach zu finden. „Ich würde das schon gerne in andere Hände geben, irgendwann muss auch mal Schluss sein“, so die vitale Frau, der man ihr Alter nicht annähernd anmerkt. Vielleicht hält auch gerade so eine verantwortungsvolle Tätigkeit Körper und Geist jung und fit.

Text: Klemens Surmann
Foto(s): Klemens Surmann

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„Helfen hilft“ – Die Telefonseelsorge in Zeiten von Corona

Die Hauptthemen sind geblieben, werden aber immer bedrängender

Das Virus hat auch die Arbeit in den evangelischen Telefonseelsorge-Stellen verändert. Zwar sind Einsamkeit, depressive Stimmungen und familiäre Beziehungen weiterhin die Hauptthemen. „Aber die Probleme haben sich verstärkt bei Menschen, die sowieso schon einsam waren oder Ängste spürten“, berichtete Dr. Dorit Felsch, Leiterin der Evangelischen Telefonseelsorge, bei einem gemeinsamen Pressegespräch mit Annelie Bracke, die die katholische Seelsorge leitet.

Zugenommen hat der Anteil der Gespräche, in denen der Gedanke an Suizid eine Rolle spielt. „Der Anteil ist von sieben Prozent im Jahr 2019 auf 13 Prozent in 2020 gestiegen“, sagte Bracke. Man könne keine belastbaren Aussagen über Suizid-Zahlen machen, „aber der Gedanke daran hat massiv zugenommen“. Und: „Wer vorher wenige soziale Kontakte hatte, hat im Lockdown noch weniger. Die alte Dame etwa, die jeden Nachmittag in ihr Stammcafé ging, muss nun erleben, dass das seit Monaten geschlossen ist. Und wenn familiäre Beziehungen konfliktreich waren, wurden die Probleme etwa beim Home-Schooling noch bedrängender“, fuhrt sie fort.

Neues Klientel

Aber es riefen auch Menschen an, die eigentlich keine TS-Klientel seien. Felsch nannte beispielhaft die Studentin, die im ersten Semester ausschließlich zu Hause studiere. „Die lernt niemand kennen. Keine Vorlesungen, keine Semesteranfang-Partys. Sie gehört zu den Menschen, für die Einsamkeit vor Corona kein Thema war.“ Felsch hat Wellenbewegungen beobachtet: „Die Themen Einsamkeit und Depressionen waren im Sommer nach dem ersten Lockdown deutlich geringer als im Herbst, als viele Lockerungen wieder zurückgenommen wurden. Jetzt registrieren wir einen Anstieg der Zahlen mit Gesprächen über Einsamkeit und Depression auf ein ganz hohes Niveau.“
Auch die Belastung der Mitarbeitenden der Telefonseelsorge habe zugenommen. Manche musste ihre Dienste absagen, weil sie sich in Quarantäne begeben mussten. Die Leiterinnen sind sich einig, dass sie weiterhin einen guten Kontakt zu den Mitarbeitenden halten. Telefonisch. „Allerdings fielen unser Sommerfest und die Weihnachtsfeier aus. Das fehlt den Menschen dann zum Auftanken“, bedauerte Dr. Dorit Felsch.

„Helfen hilft“

Aber in vielen Bereich sei das Ehrenamt im Aufwind. „Helfen hilft“, sagte Annelie Bracke: „Viele sagen uns, dass es ihnen hilft, wenn sie etwas Sinnvolles tun. Das hole sie aus der Ohnmacht heraus, die uns alle belastet. Im Sinne von ,Ich kann das Virus nicht stoppen, ich kann aber mein Leben sinnvoll gestalten‘.“ Beide Leiterinnen sind stolz darauf, dass alle Mitarbeitenden den Weg in die digitale Fortbildung und Supervision mitgegangen sind. Manches sei neu entstanden. Vollversammlungen online etwa. „Was natürlich fehlt, sind die Kaffee-Begegnungen“, sagte Annelie Bracke.
Auf die hoffen bei den nächsten Ausbildungskursen, die nach den Sommerferien beginnen und für die man sich jetzt schon anmelden kann. Wer bei der Telefonseelsorge mitarbeiten möchte, wird gut vorbereitet. Die Ausbildung dauert ein Jahr und umfasst unter anderem die Grundlagen der Gesprächsführung und die Reflexion über Krisen und die eigene Spiritualität. „Man muss bereit sein, sich darauf einzulassen“, so Bracke. „Dann kann man sehr viel geben, aber sehr viel nehmen.“ Wer mit anderen Krisengespräche führe, müsse mit sich selbst im Reinen sein. 15 Stunden einschließlich regelmäßiger Fortbildungen und Supervisionen sollten die Interessenten pro Monat einkalkulieren, wenn sie nach der Ausbildung in der Seelsorge am Telefonhörer arbeiten.

Teil des Teams werden

In der katholischen Seelsorge arbeiten 66 Menschen, in der evangelischen 73. Jeweils 26.000 Anrufe erreichen die beiden Stellen pro Jahr, 70 pro Tag.
Für die Ausbildung kann man sich jederzeit anmelden: Katholisch: 0221/2570184. Evangelisch: 0221/317159. Bei einem Beratungswunsch ist die Evangelische Telefonseelsorge erreichbar unter 0800/1110111, die Katholische unter 0800/1110222. Beide Nummern sind kostenlos. Per Mail: Evangelisch: . Katholisch: www.telefonseelsorge.de

Text: Stefan Rahmann
Foto(s): Stefan Rahmann

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„Was uns stark macht“ – Online-Konzert für Kinder am Palmsonntag

Das Singen ist in der ganzen Corona-Zeit viel zu kurz gekommen. Dabei ist es so wichtig für uns: Singen stiftet Gemeinschaft, nimmt den ganzen Körper mit, lässt uns manche Sorgen und Ängste vergessen und macht uns Mut … und vor allem: Singen macht Spaß! Daher laden das Evangelische Schulreferat und die vier Kölner Kirchenkreise zu einem besonderen Online-Konzert alle Kinder in den Grundschulen, Kitas und Gemeinden ein – natürlich gerne mit ihren Eltern und Geschwistern
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Warum Musik und Singen so wichtig für Kinder ist

Viele Erkenntnisse aus der Hirnforschung und Neurobiologie der letzten Jahre bestätigen, Singen ist Kraftfutter für Kindergehirne und Seelenproviant für Kinder. Aus dem Bereich der Alzheimer und Demenzforschung ist bekannt, dass Patienten mit fortschreitendem Gedächtnisverlust, Lieder aus ihrer Kindheit vollständig mitsingen können. Das liegt daran, dass das musikalische Gedächtnis so tief im Gehirn geschützt liegt, dass seine Funktionsfähigkeit häufig bis zuletzt erhalten bleibt. Allein diese Tatsache sollte deutlich machen, warum Musik und Singen nicht nur für Kinder so wichtig ist.

Für Reinhard Horn ist Musik und Singen mit und für Kinder nicht nur Beruf, sondern auch Berufung

„Im gemeinsamen Singen mit Kindern geschehen wunderbare Dinge“, Reinhard Horn weiter „es entsteht ein Dialog, es entsteht ein Augen- und Ohrkontakt, es entsteht Fantasie und das gemeinsam Singen berührt die Seelen. Man muss nur in die Augen der Kinder schauen, um die Freude, die Begeisterung, um die Wärme zu spüren: Musik und Singen ist ein Gottesgeschenk.“

Herkunft der Geschichten und Themen in Reinhard Horns Liedern

Über die Herkunft seiner Lieder erzählt der Musiker „Die Geschichten der Lieder bilden das ganze Leben von Kindern ab – Natürlich lieben Kinder die lustigen, fröhlichen Lieder – voller Unsinn. Aber sie entwickeln durch die Lieder, die von traurigen, nachdenklichen oder belastenden Erfahrungen erzählen, immer auch vorbildhafte Handlungsmöglichkeiten. Sie bleiben mit ihren Ängsten und Sorgen nicht allein, sondern finden Ausdruck im Singen dieser Lieder.“ Reinhard Horn sind seit längerer Zeit insbesondere die Themen „Kinderrechte“ und „Die Schöpfung, das Klima“ wichtig.
Vor gut zehn Jahren schrieb Horn das Klima-Musical für Kinder: „Eisbär, Dr. Ping und die Freunde der Erde“. Über 3.000 Mal wurde das Musical von Kindern in Schulen aufgeführt. Seit drei Jahren engagiert sich Horn bei „artist for future“ sowie „grandparents for future“ und singt auf den Demos. In anschließenden Gesprächen erfuhr Horn von den Jugendlichen, dass einige von ihnen als Grundschulkinder das Musical aufführten und sie sich seitdem für das Klima engagieren – mehr Nachhaltigkeit geht nicht.

Reinhard Horns Highlight des Online-Musikkonzerts

Auf die Frage, auf welches Lied sich Horn beim Online-Konzert am Palmsonntag besonders freut, antwortet er: „Das ist eine schwierige Frage, weil mir so viele Lieder ans Herz gewachsen sind.“ Letztendlich möchte der Musiker aber doch ein Lied besonders erwähnen: „Einfach nur so, so wie du bist, bist du von Gott geliebt“. „Wenn die Kinder dies als Seelenproviant mitnehmen aus dem Konzert“, ist sich Horn sicher „ist das ein wunderbarer Schatz.“
Der Künstler wünscht sich, dass das Singen nicht länger als „Infektionsrisiko“ wahrgenommen wird, sondern die stärkende, entwicklungsfördernde und gemeinschaftsbildende Kraft des Singens wieder im Mittelpunkt steht: „Singen ist in der Tat eine coole Sache.“
Mehr Informationen finden Sie auf www.reli-koeln.de.

Text: Reinhard Horn/Schulreferat/APK
Foto(s): Reinhard Horn/Schulreferat

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„Wo ist dein Bruder Abel?“ – Archivale März

„Die Evangelische Woche“ ist Archivale des Monats März 2021. Mit Themen, die noch heute aktuell sind, sollte mit der Veranstaltung der Kontakt zu Menschen gesucht werden, die sich von der Evangelischen Kirche entfernt hatten. Hier erfahren Sie mehr über dieses spannende Format.

„Wo ist dein Bruder Abel?“

So titelte die zweite Evangelische Woche 1951 in Köln. Diese Evangelische Woche und auch die nachfolgende im Jahr 1952 (Christ in der Masse) standen unter den Eindrücken und Erfahrungen des Zweiten Weltkrieges. Die Erfahrung von Tod, Leid, extremer Not, Nationalismus, Heimatlosigkeit, Vertriebensein und Arbeitslosigkeit führten zum Zerbrechen von Familien, zum Gefühl von Sinnlosigkeit und einem starken Sehnsuchtsgefühl nach Halt und Geborgenheit.

Die Evangelische Woche, die in Köln ab 1950 im Zusammenhang mit den Reformationsfeierlichkeiten veranstaltet wurde, stand ganz unter dem Zeichen der Verantwortung füreinander, die Bedeutung des Einzelnen, der biblisch evangelischen Besinnung und der christlichen Opferbereitschaft. Sie sollte dazu dienen, den evangelischen Kölnerinnen und Kölnern wieder eine Perspektive und Halt im Leben zu geben.

Themen

Die behandelten thematischen Aspekte wie Ehe und Familien, Erziehung der Jugend, Politik, Gesellschaft, Medien und Presse wurden unter diesen Aspekten beleuchtet. Prominente Redner waren Präses Heinrich Held, Superintendent Funke aus Dahme-Mark, der Bundestagspräsident und Oberkirchenrat Dr. Ehlers, Präses der Synode der EKiD Dr. Dr. Heinemann sowie andere Größen aus Politik, Wissenschaft und Medien.

Auch auf den nachfolgenden Evangelischen Wochen wurden gegenwarts- aktuelle Themen diskutiert, die heute nicht weniger Brisanz haben bspw. „Wir sind Gottes Mitarbeiter“ (1960) oder „Was können wir morgen noch glauben?“ (1963) oder „Zukunft und Kirche“ (1968) oder „Christen für die Dritte Welt“ (1970), „Leben lohnt“ (1973) und „Mut zum Frieden“ (1986).

Ziel

Jede Veranstaltung hatte das Ziel mit Menschen in Kontakt zu kommen, die sich von der Evangelischen Kirche entfernt hatten. Das offene Format sowie die künstlerisch aufwendige Gestaltung der Programmhefte sollten Menschen ansprechen und die Möglichkeit der offenen Diskussion an zentraler Stelle, den Kölner Messehallen, schaffen.
Besonders im Fokus standen dabei ab den 1970er Jahren die Jugend, Frauen sowie Lehrerinnen und Lehrer. Es wurden diesen gesellschaftlichen Gruppen eigene Tage – Tag der Jugend, Tag der Frauen und Tag der Lehrer – gewidmet. Dort wurden neben dem gemeinsamen Programm, wie Gottesdienste und Einführungsveranstaltungen, welches auch musikalisch begleitet wurde, Themen bearbeitet bzw. angeboten, die die Fragen und Probleme, sowie Sorgen und Nöte dieser Gruppen in den Blick nahmen und mögliche Lösungen aufzeigten.

Das Programmheft 1964

Einen Einblick in den Aufbau der Ev. Woche bietet das Programmheft aus dem Jahr 1964 „Die Kirche zwischen gestern und morgen“. Die Auseinandersetzung mit naturwissenschaftlichen Entwicklungen und Erkenntnissen wie bspw. die erste Mondlandung standen im Fokus. Die Auftaktveranstaltung bildete ein Konzert und ein einführender Vortrag im Gürzenich. Darauf folgte die Auseinandersetzung mit dem thematischen Rahmenprogramm an unterschiedlichen Orten in den Kirchengemeinden. Den Abschluss bildeten die Reformationsfeierlichkeiten.

Das Jahr 1964 ist auch für die Geschichte des Kirchenkreises Kölns von historischer Bedeutung. Es entstanden die vier Kölner Kirchenkreise. Auch dieses Ereignis fand durch den Vortrag vom ersten Stadtsuperintendent Hans Encke „Unsere Evangelische Kirche in Köln nach der Neugliederung“ Eingang in die Evangelische Woche.

Ab den 1990er Jahren beschränkte man sich aufgrund der schwindenden Teilnehmerzahlen auf Veranstaltungen zum Reformationstag am 31.10.



Text: Stefanie Schensar
Foto(s): Stefanie Schensar

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„Geht doch!“ Superintendentin Andrea Vogel zur Passionszeit 2021

„In der Krise beweist sich der Charakter.“ Schnell finden wir uns in Routinen wieder, die wir nicht bewusst kontrollieren. Zorn oder Blockaden sind häufige Reaktionen. Doch wie verhalten wir uns richtig, wenn wir dem Konflikt gegenüberstehen? Gott schafft Raum dafür, dass wir in Frieden das Feld räumen dürfen und uns nicht in kriegerische Auseinandersetzungen verlaufen.

Superintendentin Andrea Vogel nimmt sich ein Beispiel an Abraham und Loth: „Es nicht auf die Machtfrage in einem Konfliktfall ankommen zu lassen, sondern die Blockadehaltung aufzugeben“, ist Ihre Antwort und das wünscht sie sich und uns in dieser Passionszeit.

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Hier der gesamte Text zum Nachlesen

In einem Konfliktfall – und davon haben wir in unserem Leben einige, geht es mir oft so, dass ich dann gerade die Sehnsucht nach Weite habe. Dass ich aus der Blockade in einem Konfliktfall herauskommen möchte und dann wünsche ich mir, meinen Blick ins Weite schweifen zu lassen, um wieder zurückzukommen und zu gucken: Wie kann man denn  diesen Konflikt lösen?

Diese Sehnsucht nach Weite kann ich auch finden in einer biblischen Geschichte um zwei Männer: Abraham und Loth. Abraham ist der Ältere und er hat in einem Konfliktfall die Initiative übernommen. Abraham und Loth sind beide reich. Sie haben Viehherden, aber sie haben auf Dauer zu wenig Weide. Zuerst tragen den Konflikt ihre Angestellten, die Hirten, aus. Dann aber ergreift der ältere Abraham die Initiative und sagt, wir müssen uns trennen. Liegt nicht das ganze Land vor dir? Lass uns einen guten Weg finden. Überlege dir was du tun willst. Willst du nach rechts? Dann gehe ich nach links. Willst du nach links? Dann gehe ich nach rechts.

Loth lässt seinen Blick schweifen und sieht den Fluss Jordan mit viel Wasser und denkt: Dahin mit meiner Herde – das wäre eine gute Lösung. Und so sagt er denn: Es ist so, ich gehe zum Fluss Jordan. Abraham ist großzügig, hat Mut hat Gelassenheit und den Weitblick. Abraham kann es sich leisten, nicht zu wissen, wohin sein Weg führt, weil er in einem tiefen Vertrauen diesen Weg geht. Er fühlt sich von Gott gesegnet und sagt: Mein Gott ist mit mir, ich werde meinen Weg finden. Es nicht auf die Machtfrage in einem Konfliktfall ankommen zu lassen, nicht die Blockadehaltung groß zu machen, sondern die Sehnsucht nach Weite zu finden, das wünsche ich mir und Ihnen!

Text: Andrea Vogel/APK
Foto(s): APK

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„Die Kirche als Ort der lebendigen, reichen Vielfalt wahrnehmbar machen“

Pfarrerin Miriam Haseleu wurde als nebenamtliches Mitglied in die Kirchenleitung gewählt

Als Anwältin der Menschen versteht sich Pfarrerin Miriam Haseleu. Als Teil einer Kirche, die bunt, vielfältig und lebendig ist. Einer Kirche, die Seelsorge bietet, die trägt und, die sich im Idealfall um eine Balance von Bewahren und Verändern bemüht.

Im Januar wählten die Synodalen sie im Zuge der digital durchgeführten Landessynode zum nebenamtlichen Mitglied der Kirchenleitung. In ihr Amt eingeführt wird die stellvertretende Superintendentin des Evangelischen Kirchenkreises Köln-Mitte, seit 2015 Pfarrerin an der Lutherkirche in Köln-Nippes, in der Düsseldorfer Johanneskirche an diesem Wochenende. Der WDR überträgt den Festgottesdienst, in der auch der neue Präses, Dr. Thorsten Latzel, in sein Amt eingeführt wird, am Samstag, 20. März, von 11 bis 12 Uhr.

Eine Kirche, in der sich Menschen zu Hause fühlen

Pfarrerin wurde die 40-Jährige, weil sie sich für eine diverse, solidarische Gesellschaft einsetzen will. Sie möchte die Rolle der Kirche mit all ihren Angeboten wahrnehmbar machen, für die Menschen sprechen, die am Rand stehen und zeigen, dass Kirche nach wie vor gesellschaftlich relevant ist. „Natürlich weiß ich um den Vertrauensverlust der Menschen und die hohe Zahl der Kirchenaustritte. Doch genau darum müssen wir eine Kirche bieten, in der Menschen sich zu Hause fühlen. Wir müssen Themen aus der Mitte der Gesellschaft im Blick haben und klar äußern, wofür wir stehen.“ Menschen, die sich nach Gemeinschaft sehnen oder auf Sinnsuche sind, müssten einen Platz in der Kirche finden, ist die Theologin überzeugt.

Schwerpunkte ihrer Arbeit sind Themen wie Transkultur, also eine Verknüpfung der Kulturen, und Migration, das Netzwerken und das Verändern der Institution Kirche hin zu einem Ort, der von ganz unterschiedlichen Menschen mit ebenso unterschiedlichen Stärken, Kräften und Energien getragen wird. „Ich hoffe, dass wir Menschen begeistern können, dass wir Halt geben, aber auch in der Lage sind, flexibel auf Veränderungen und Impulse von außen zu reagieren.“ Eine ausschließlich bewahrende Haltung sei nicht zukunftsfähig, ist Miriam Haseleu überzeugt. „Die Balance ist wichtig.“ Einen bunten Sozialraum gemeinsam gestalten – so beschreibt die Pfarrerin ihren Wunsch für eine Kirche, die sich den aktuellen Herausforderungen gewachsen sieht und optimistisch in Zukunft blickt.

Migration und Konfirmandenarbeit

Miriam Haseleu eine der beiden Sprecherinnen des Runden Tisches für Flüchtlingsfragen der Stadt Köln und Initiatorin eines Projektes innerhalb der Arbeit mit Geflüchteten, des seit 2016 bestehenden „WiNHaus International“, eines Ortes der Begegnung für Geflüchtete und Kölner. Sie engagiert sich zudem als Vorsitzende des Arbeitskreises Migration im Evangelischen Kirchenverband Köln und Region sowie als Synodalbeauftragte für Migration im Kirchenkreis Köln-Mitte.

Im Konfirmandenunterricht in Bonn-Beuel kam die Theologin zum ersten Mal intensiv mit Kirche und Glauben in Kontakt. Sie engagierte sich nach ihrer Konfirmation selbst als Teamerin im Konfirmandenunterricht und war wenige Jahre später, im Alter von 19, das jüngste Mitglied des Presbyteriums ihrer Gemeinde, bevor sie in die Kreissynode gewählt wurde. Miriam Haseleu organisierte Jugendbegegnungen und brachte sich in die Offene Tür-Arbeit ein, um Jugendlichen „gute Orte der Begegnung zu schenken“, um Ansprechpartner für die Sorgen der jungen Menschen zu sein.

Profil und Professionalität

Der Wechsel von der praktischen und kreativen Mitgestaltung des Gemeindelebens in die theoretischen Herausforderungen eines Theologie-Studiums in Bonn, Berlin, Prag und Wuppertal fiel ihr leicht, berichtet sie: „Ich mag dieses Zusammenspiel von Praxis und Theorie.“ Ähnlich sieht sie nun auch ihre Arbeit in den kommenden acht Jahren als Mitglied der Kirchenleitung. „Die nebenamtlichen Mitglieder steuern immer ihren Praxisbezug bei. Das finde ich bereichernd und spannend.“ Was sie in das 15-köpfige Gremium der Kirchenleitung an Impulsen einbringen möchte, sind ein urbanes Gemeindebild, das sich aus ihren Erfahrungen in Nippes speist, die Erfahrungen in der Kinder- und Familienarbeit und die Netzwerkarbeit.

Den Synodalen aus 37 Kirchenkreisen, die sie mit 104 Stimmen wählten, stellte sie sich so vor: „Ich möchte an der Vision einer Kirche mitarbeiten, die genug Profil und Professionalität hat, um regional mit Schwerpunkten wirksam zu bleiben und die zugleich so gut interdisziplinär vernetzt ist, dass sie eine gesellschaftliche Säule bleiben und die Stimme für Entrechtete und für Nachhaltigkeit sein kann.“

Text: Katja Pohl
Foto(s): Miriam Haseleu

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Ökumenischer Kölner Jugendkreuzweg, Stationenandacht zur Passionsion und Kreativnachmittag für Kinder ab 6 Jahren

+ + + Absage des Ökumenischen Jugendkreuzweges im Kölner Dom am 19.3.2021. + + +

Mit großem Bedauern und schweren Herzens hat sich das Vorbereitungsteam dazu entschlossen, den geplanten Ökumenischen Jugendkreuzweg im Kölner Dom am 19.3.2021 abzusagen. Die rasant steigende Inzidenzzahl in unserer Stadt und vor allem Sicherheitsbedenken bezüglich der Anreise zum Dom haben zu dieser Entscheidung geführt. „Wir sind sehr dankbar, dass uns die Möglichkeit eröffnet worden ist, an diesem großartigen Ort ein spirituelles und ökumenisches Zeichen der Jugend unserer beiden Kirchen zu setzen und wissen um die guten Hygienekonzepte im Kölner Dom. Wir wollen aber sehr sensibel auf Sicherheitsbedenken hören, die die Anreise und den Rahmen unseres geplanten Gottesdienstes betreffen“, so Pfarrer Matthäus Hilus aus der Vorbereitungsgruppe. „Gerne hätten wir dieses ökumenische Zeichen gesetzt und gemeinsam Kraft und Energie in bewegten Zeiten getankt. Wir sind traurig darüber, dass wir absagen müssen, nehmen aber Bedenken ernst.“ Ergänzend hierzu bedankt sich Daniel Phan, Theologischer Referent des Ev. Jugendpfarramtes, für die sehr gute Zusammenarbeit, für die Vorbereitungen in den einzelnen Gemeinden und Jugendgruppen und dem sehr verantwortungsvollen Umgang in dieser besonderen Situation.

Der ökumenische Kreuzweg der Jugend ist eine gemeinsame Aktion der Evangelischen Jugend in Köln und Umgebung und der Katholischen Jugendagentur in Kooperation.


„Bleibet hier und wachet mit mir“ – eine Stationenandacht zur Passion Reformationskirche präsentiert sich optisch und akustisch in ungewohnter Weise

Am Freitag, 19. März, 19 Uhr, findet in der Reformationskirche Bayenthal, Mehlemer Straße 29/Ecke Goethestraße, 50968 Köln, eine Stationenandacht zur Passionszeit statt. Konfirmandinnen und Konfirmanden bauen gemeinsam mit Vikarin Leonie Stein in der Kirche vier Stationen zum Gebet Jesu in Gethsemane „Bleibet hier und wachet mit mir“ auf. In kleinen Besuchergruppen wird es zu vier verschiedenen Startzeiten möglich sein, den Kirchraum einmal optisch und akustisch auf eine ungewohnte Weise zu erleben. Wegen der begrenzten Teilnehmerzahl ist eine Voranmeldung erforderlich.


 

Kreativnachmittag „Frühling und Ostern“ ONLINE Zoom-Veranstaltung für Kinder im Alter ab 6 Jahren

Die Evangelische Gemeinde Weiden/Lövenich lädt am Freitag, 19. März, 16 bis 18 Uhr, zu einem Online-Kreativnachmittag zum Thema „Frühling und Ostern“ ein. Die teilnehmenden Kinder im Alter ab 6 Jahren werden per Zoom angeleitet, mit unterschiedlichen Materialien und Anforderungen zu Basteln. Eine vorherige Anmeldung zu der Veranstaltung bei Gitta Schölermann, Diakonin und Jugendleiterin, unter Telefon 02234/430216 ist erforderlich.

Text: Engelbert Broich/APK
Foto(s): Engelbert Broich

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Stadtsuperintendent Bernhard Seiger beleuchtet die spirituelle Krise der Kirche

Die Neugierde auf theologische Sichtweisen, auf neues Denken und die Freude am, manchmal auch kontroversen, Austausch sind seit 25 Jahren Kennzeichen der Theologischen Seminare. Seit 1996 finden diese Seminare der Evangelischen Kirchengemeinde Bergisch Gladbach in Schildgen auf Initiative von Pfarrer Christoph Nötzel und Professor Klaus Elgeti als ökumenisches Angebot in enger Zusammenarbeit mit der Katholischen Kirchengemeinde Herz Jesu Schildgen statt.
In diesem Jahr laden die Organisatoren, Antje Rinecker, Pfarrer Jürgen Manderla und Pfarrer Thomas Biju, zum ersten Mal nicht in ihre Kirchen, die evangelische Andreaskirche und die katholische Herz-Jesu-Kirche ein. Vielmehr finden die Vortrags- und Diskussionsabende zum diesjährigen Thema „Reif für die Krise? Schlaglichter aus christlicher Perspektive“ als Zoom-Meetings statt.

Spirituelle Krise der Kirchen im Brennglas von Corona

In der zweiten Veranstaltung der vierteiligen Seminarreihe beleuchtete der Kölner Stadtsuperintendent, Bernhard Seiger, unter dem Titel „Spirituelle Krise der Kirchen im Brennglas von Corona“ Vergangenheit und Zukunft der Kirchen und tauschte sich nach seinem Vortrag mit den 25 Teilnehmern aus.
Das Wort „Krise“ klingt immer dramatisch, doch, wie der Theologe ausführte, kann sie auch als Chance gesehen werden. „Wir dürfen nicht ausblenden, dass es Debatten über Missbrauchsskandale gibt, dass die Zahl der Kirchenaustritte besorgniserregend ist und Kirchen geschlossen werden. Auch in der aktuellen Corona-Pandemie haben wir nicht immer eine gute Figur gemacht, sondern als Kirche immer wieder erschöpft gewirkt“, startete er in einen Impulsvortrag, der letztlich doch das Positive in den Blick nahm.
Denn, so betonte der Stadtsuperintendent: „Das Hadern an der Krise bindet Energie, die wir für die Seelsorge brauchen, dafür, die Menschen wahrzunehmen. Wir klagen zwar, spüren aber durch die Herausforderungen der Krise auch unsere Lebendigkeit.“ Gab es eigentlich jemals eine Kirche ohne Krisenmodus? Auch dieser Frage ging Bernhard Seiger nach und konstatierte klar: „Nein, vermutlich nicht.“ Die Krise sei die „eigentliche Lebenssituation vor Gott“, da Christinnen und Christen immer Suchende sind, die hoffen, den unberechenbaren Gott zu finden. Das wache geistliche Leben zeichne sich dadurch aus, nie gesichert zu sein, sondern immer Irritationen mit sich zu bringen: „Es gibt keinen Stillstand im Glauben.“

„Im Mangel Schätze finden“

Dass das nie einfach war, und auch heute nicht einfach ist, wurde deutlich im zweiten Teil des Vortrages, in dem der Theologe darüber sprach, was wir alle aktuell vermissen. Da ging es um die Nähe der Gemeinschaft im Präsenzgottesdienst, das Singen, das Sakrament des Abendmahls. „Das menschliche Leben ist ein Leben in Beziehung – einer Beziehung, die in dieser Zeit enorm eingeschränkt wurde.“ Dieser Mangel an Beziehungen werde in den kommenden Zeiten zeigen, ob die Verbindungen innerhalb der Gemeinden stark genug waren, um neu zu entstehen, oder, ob die Kirche vertrocknet. „Ein Trost ist es, dass wir im Mangel Schätze finden können, die wir in der Sattheit übersehen hätten, gab Bernhard Seiger zu bedenken.
In der anschließenden Gesprächsrunde griff Antje Rinecker diesen Gedanken auf, jedoch mit einer eher sorgenvollen Prognose: „Hoffentlich füllen die Menschen diesen Mangel nicht mit vielen anderen Ablenkungen und übersehen schließlich, was die Kirche alles zu geben hat. Wir dürfen diesen möglichen Relevanzverlust nicht aus den Augen verlieren.“
Ein Einwand, den der Stadtsuperintendent hoffnungsvoll beantwortete: „Einer Ersatzbefriedigung kann man schnell überdrüssig werden. Wenn wir zeigen, dass Kirche ein besonderes Angebot hat, das es nicht überall gibt, ist das eine Chance. Allerdings müssen wir dafür jetzt jeden Einzelnen in den Blick nehmen.“ Hier ergänzte eine Teilnehmerin: „Wir lernen gerade den Verzicht auf Konsum. Vielleicht ist das ein Weg hin zu mehr spirituellen Fragen, die von der Kirche beantwortet werden können?“
Mit einem Schlusswort von Pfarrer Jürgen Manderla, der hervorhob, Vermissen und Leiden in dieser schwierigen Zeit dürften durchaus sein und wahrgenommen werden, schloss der Abend.

Drittes Theologisches Seminar 2021

Die nächste Veranstaltung mit Gregor Taxacher als Referent findet am Mittwoch, 17. März, ab 20 Uhr online statt. Thema ist „Apokalypse – echt jetzt? Eine theologische Krisen-Intervention“. Kostenbeitrag: 5 Euro.

Text: Katja Pohl
Foto(s): Mathias Pohl

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Frei in Christus verändern wir die Welt Präses Manfred Rekowski sprach mit Gästen über die Ökumene und warf einen Blick auf seine ablaufende Amtszeit

Die Ökumene war ein großes Thema in der achtjährigen Amtszeit von Manfred Rekowski als Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland. Und so war es nur folgerichtig, dass die Veranstaltung der Melanchthon-Akademie und der Karl-Rahner-Akademie, in der Rekowski auf seine Amtszeit zurückblickte, unter dem Motto „Zeiten der Umkehr? Ökumene als Haftungs- und Hoffnungsgemeinschaft“ stand.

Teilnehmende

Am 20. März tritt der 62-Jährige in den Ruhestand. Die Moderatoren Dr. Martin Bock, Leiter der Melanchthon-Akademie, und Norbert Bauer, Leiter der Karl-Rahner-Akademie, begrüßten zwei Gäste, die Rekowski sich gewünscht hatte und die ihn „bewegt und begleitet haben“, wie Dr. Martin Bock in seiner Begrüßung formulierte: Claudia Lücking-Michel, stellvertretende Vorsitzende des Zentralkomitees der deutschen Katholiken und ehemalige CDU-Bundestagsabgeordnete, und Pfarrer Frank Heidkamp, mittlerweile Stadtdechant von Düsseldorf, waren der Einladung in die Melanchthon-Akademie gefolgt. Das Gespräch wurde als Zoom-Konferenz übertragen.

Bauer bat die beiden, ihre Tätigkeit vorzustellen. „Wir sind das erste Zentralkomitee, das es weltweit gegeben hat“, erklärte Lücking-Michel. „Wir treffen uns als Vollversammlung mit 200 Mitgliedern, gestalten die Laienarbeit und verantworten sie mit.“

Heidkamp ist seit dem 1. September 2020 Stadtdechant in der Landeshauptstadt. Er war vorher Pfarrer in Düsseldorf am Rheinbogen und davor in Wuppertal. Dort hat er Rekowski kennengelernt, der vor seiner Zeit als Präses als Superintendent und Pfarrer in Wuppertal tätig war. „Der Stadtdechant ist das Sprachrohr der Stadt gegenüber dem Erzbischof. Er ist aber auch zuständig für die Zusammenarbeit mit den evangelischen Kirchengemeinden, den interreligiösen Dialog und den Kontakt zu den städtischen Institutionen“, beschrieb Heidkamp seine Aufgaben.

„Frei in Christus verändern wir die Welt“

Auf die Frage, was ihn ökumenisch besonders geprägt habe, warf der Noch-Präses einen Blick in seine Kindheit. Aufgewachsen ist er auf einem kleinen Bauernhof in Polen im ehemaligen Ostpreußen. Seine Eltern und er fühlten sich in „sehr evangelischen Bezügen aufgehoben“. Ökumene gab es dort nicht. Rekowski hat vor einiger Zeit seinen Wurzeln nachgespürt bei einem Besuch in Polen. „Das war sehr bewegend, in ein Land zu kommen, in dem ich geboren wurde und wo ich kein Wort mehr verstehe.“

In Polen leben 40 Millionen Menschen, darunter 70.000 Mitglieder der lutherischen Kirche. „Aber die Wirksamkeit von Kirche hängt nicht von der Größe ab“, habe ich dort gelernt: „Wir gucken hier bei uns an immer auf die Zahlen. In Polen sind die Protestanten sehr selbstbewusst und sagen: Frei in Christus verändern wir die Welt. Wobei das natürlich nicht so einfach ist.“ Ökumene erfuhr Rekowski, als er im Alter von zehn Jahren mit der Familie ins Rheinland übersiedelte.

Ökumene

„Da lernte ich den real existierenden Katholizismus kennen.“ Später, als Pfarrer, schob er die Ökumene an der Basis an. Mit Schulgottesdiensten mit der katholischen Nachbargemeinde. Mit der gemeinsamen Telefonseelsorge und einem ökumenischen Hospiz. Die evangelische Kirche auf dem Weg in die Diaspora ist auch ein Thema, das den Präses umtreibt. „Bei meinem Amtsantritt in Wuppertal lebten dort zwei Drittel Protestanten. Heute sind es noch 21 Prozent. 30 Prozent der Grundschüler und -schülerinnen gehören keiner Konfession an.“

Heidkamp erinnerte an vergangene Zeiten. „Wann Manfred Rekowski und ich uns das erste Mal begegnet sind, weiß ich nicht mehr. Ich weiß aber, dass er immer mit einem kleinen Elektro-Auto fuhr und auch schon mal am Straßenrand stand, weil er keinen Saft mehr hatte.“ Das ökumenische Hospiz sei damals ein Zeugnis gewesen der guten Zusammenarbeit zwischen Protestanten und Katholiken.

Mit einem Schmunzeln erinnerte sich der Stadtdechant an eine Andacht in einer lebendigen Krippe mit Rekowski in Wuppertal-Elberfeld. „Das war für den Kollegen sehr ungemütlich. Er ging auf Distanz zu den Tieren.“ „Und das, obwohl ich vom Bauernhof komme“, entgegnete Rekowski lachend.

„Damit Christen vor Ort noch eine Heimat haben“

Ob ein etwaiger Diaspora-Status der christlichen Kirchen die Gefahr der Abgrenzung berge, fragte Norbert Bauer. „Nein“, erwiderte Heidkamp. Es gehe darum, dass die Christen und Christinnen im Gespräch blieben, sich gemeinsam auf den Weg machten und bei geringerer Finanzkraft zum Beispiel Gebäude gemeinsam nutzten, „damit Christen vor Ort noch eine Heimat haben“.

Rekowski ergänzte: „Für uns ist das Evangelium substanziell und relevant. Wir müssen Dominanzverzicht lernen. Anfang der 80er Jahre waren die Schulgottesdienste in unseren Kirchen ökumenisch. Heute hören wir aus den Schulen: Ihr könnt gern zu Schulbeginn in unsere Aula kommen. Der Imam kommt übrigens auch. Da ist auch ein Stück weit Demut gefragt.“ Auch  Lücking-Michel betonte die Gemeinsamkeiten: „Wir können nur durch Überzeugung wirken. Sonntags kommt keiner mehr in die Gottesdienste, weil er muss.“ Heidkamp erinnerte an den Kölner Erzbischof Joseph Kardinal Höffner, der von der „Geh-hin-Kirche“ gesprochen habe. „Wir müssen viel mehr über die Orte nachdenken. Ich habe einen Gottesdienst in einem Autokino gefeiert. Die Resonanz war absolut positiv.“

Lücking-Michel gab zu bedenken: „Wir sind nicht mehr Geh-hin-Kirche. Wir müssen aufpassen, dass wir hinterherkommen, so schnell, wie die uns verlassen. Wir müssen schauen, dass wir bei den Menschen sind, wir müssen unsere Hausaufgaben machen, aufräumen und systemisch was verändern. Aber der synodale Weg frisst sehr viel Zeit. Wir arbeiten gegen alte, fast monarchische zentralistische Strukturen.“

„Gemeinsam am Tisch des Herrn“

Auch das ökumenische Papier „Gemeinsam am Tisch des Herrn“ wurde besprochen an diesem Abend in der Melanchthon-Akademie. „Es gibt nicht ein Abendmahlsverständnis. Aber wenn wir uns auf eine gewisse Vielfalt einigen, könnte das eine Brücke sein“, erklärte Rekowski. „Ich habe gelernt, die andere Haltung nicht schwach zu reden, sondern mir ihre Stärken anzugucken.“

Lücking-Michel nannte das Papier einen Lichtblick. „Es ging nicht darum, der langen Tradition der Streitpapiere ein weiteres hinzuzufügen. Jede und jeder kann aus eigener Überzeugung beim Abendmahl der anderen Konfession hinzutreten. Nicht jede Postkarte, die aus Rom kommt, ist eine theologische Lehrschrift. Eine Einladung zum Abendmahl ist etwas anderes als ein interkonfessionelles Abendmahl. Einladung heißt, dass man willkommen ist.“

Heidkamp bewertete das Papier als „gute Möglichkeit, ins Gespräch zu kommen und miteinander zu ringen“. Bedauert wurde allerseits, dass der Ökumenische Kirchentag in Frankfurt in der dritten Maiwoche wohl nicht wie geplant stattfinden wird. „Ich bin mit der Trauerarbeit noch nicht fertig. Was stattdessen gehen wird, damit habe ich mich noch nicht befasst. Wir hatten ja vor kurzem eine Zoom-Synode. Am Anfang habe ich gedacht, da geht wenig. Aber es geht ganz viel.“ Was beim Präses im Ruhestand geht, steht noch nicht fest. Er wird ein Ehrenamt ausüben, wahrscheinlich im diakonischen Bereich. „Irgendwas Unspektakuläres.“

Text: Stefan Rahmann
Foto(s): Stefan Rahmann

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„Ich freue mich darauf, wenn ich mich einfach wieder sorglos und angstfrei zwischen die Leute setzen kann, wenn da in der Mitte ein Platz frei ist“

Auch die Antoniter Siedlungsgesellschaft mbH im Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region (ASG) beschäftigt sich seit einem Jahr mit der Pandemie. Was bleibt, wenn das Virus geht? Welche langfristigen Entwicklungen wurden in der evangelischen Immobilienwirtschaft angestoßen?

Interview mit Hausmeister Heinz Fischer

Susanne Hermanns, Referentin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit bei ASG, hat mit ihrem Kollegen Heinz Fischer über seinen Arbeitsalltag nach einem Jahr Pandemie gesprochen. Heinz Fischer (66 Jahre) ist Hausmeister in einer Wohnanlage der Gesellschaft in Köln-Bocklemünd mit 244 Wohnungen und feiert in diesem Jahr sein 25-jähriges Dienstjubiläum bei der ASG.
Das Hausmeister-Gen liegt in der Familie, denn Fischer hat die Stelle damals von seinem Vater übernommen, der vor ihm schon 29 Jahre als Hausmeister in der Wohnanlage tätig war. Und auch die dritte Generation Fischer steht bereits in den Startlöchern: Marc Fischer, der zurzeit noch in anderen Wohnobjekten als Hausmeister der ASG tätig ist, wird in einigen Jahren die Stelle seines Vaters in Bocklemünd übernehmen. Der will aber trotz seines Alters noch nicht in Rente gehen, denn Heinz Fischer liebt seine Arbeit.
Die Covid 19-Pandemie hat auch den Arbeitsalltag des Hausmeisters beeinflusst – denn gerade im Umgang mit Mieterinnen und Mietern sind Abstands- und Hygieneregeln besonders wichtig und Regelüberschreitungen durch Mieterinnen und Mieter hier und da an der Tagesordnung.

Wie sieht bei Ihnen der „neue Arbeitsalltag“ aus? Ist er wirklich neu, oder gab es einige der Maßnahmen schon vor Corona?

Ich begegne den Mietern nicht mehr so wie früher. Wenn mich einer anruft und bittet, in seine Wohnung zu kommen, um einen Schaden aufzunehmen, dann gibt es klare Regeln: Ich klingle, und das ist das Zeichen, dass die Mieterinnen und Mieter ihre Fenster und die Wohnungstür öffnen müssen, damit es Durchzug gibt. Während ich in der Wohnung bin, müssen die Mieterinnen und Mieter die Wohnung verlassen und im Treppenhaus oder im Laubengang warten. Wenn sie darauf bestehen, mit mir in die Wohnung zu gehen, dann gehe ich wieder, schreibe einen Auftrag und leite das dem zuständigen Techniker weiter. Natürlich trage ich immer eine Maske. Die meisten halten sich an die Regeln, wer das nicht tut, kann mir einen Zettel in den Briefkasten schmeißen, und ich mache alles fertig.
Bei Wohnungsbesichtigungen ist es ähnlich. Ich schließe die Wohnung auf, und die Interessentin/der Interessent kann sich die Wohnung alleine in Ruhe anschauen. Den Rest klärt er dann mit unserem Mietservice. Bei einer Wohnungsübergabe mache ich vorher alles fertig – Namensschilder, Schloss usw. – dann gehe ich mit einer Person unter Einhaltung eines entsprechenden Abstands durch die Räume und wir machen ein Übergabeprotokoll. Nach jedem Kontakt wasche und desinfiziere ich meine Hände.
Ich versuche möglichst viel kontaktlos, also telefonisch, zu regeln. Die meisten halten sich an die Abstandsregeln. Wer das nicht tut, den weise ich darauf hin. Nicht alle sind einsichtig. Wenn einer seine Maske nicht anzieht, drehe ich mich einfach um und lasse den stehen. Es bringt ja nichts, sich mit den Leuten zu streiten.
Natürlich beobachte ich auch draußen, dass mehrere Leute aus mehreren Haushalten zusammensitzen und essen und trinken – meistens später am Abend, wenn es schon dunkel ist. Am nächsten Tag liegt dann der Müll dort. Ich spreche die Leute an und sage denen, dass das verboten ist. Dann gehen sie weg und kommen wieder, wenn ich weg bin. Das wäre sicher anders, wenn Ordnungsstrafen fällig wären, die sie sofort bezahlen müssten. Dann hätte sich die Sache erledigt!
Die Polizeipräsenz ist immerhin höher als vor Corona-Zeiten. Das macht sich insgesamt schon bemerkbar. Es sind weniger Leute draußen, wer ohne Maske rumläuft, zieht die natürlich ganz schnell an, wenn Polizei in der Nähe ist.

Welche konkreten Schritte hat Ihre Organisation durchgeführt?

An meinem Arbeitsplatz hat sich nichts geändert. Ich habe hier mein Büro wie immer. Wenn Leute hier hereinkommen, dann geht das nur einzeln. Wenn es mehrere Personen sind, muss der Rest draußen bleiben und durch die offene Tür zuhören oder mit mir reden.
Die ASG hat uns Hausmeister alle mit ausreichend Masken und Desinfektionsmittel ausgestattet. Die Geschäftsstelle in der Kölner Südstadt dürfen wir derzeit nicht betreten. Da gibt es ganz klare Regeln. Aber es gibt regelmäßig Treffen mit unserem Teamleiter auf dem Parkplatz der ASG – wir nennen das „Drive In“. Da bekommen wir dann unsere Post und Unterlagen, was sich so angesammelt hat.

Wie haben Kolleginnen und Kollegen auf die Maßnahmen reagiert?

Alle halten sich an die Regeln, aber wir vermissen uns auch alle. Das soziale Miteinander fehlt, kurze Gespräche und Plaudereien, wenn ich mal in der Geschäftsstelle bin. Man würde einfach gerne mal mit den anderen Hausmeistern zusammensitzen und reden. Mit manchen telefoniere ich oft, einfach mal, um zu quatschen.
Insgesamt dauert alles länger und ist umständlicher. Wenn ich in der Geschäftsstelle bin, regele ich z. B. mit dem Techniker oder zuständigen Kollegen im Mietservice vor Ort im kurzen Austausch ganz viele Dinge. Zum Beispiel sagt mir der Techniker, dass bei einem Neubezug noch nicht alles fertig ist und der neue Mietvertrag erst auf den 15. des Monats ausgestellt werden kann – das kann ich dann sofort mit dem anderen Kollegen weiter besprechen usw.- Jetzt muss ich für alles eine oder mehrere E-Mails schreiben oder anrufen – da vergisst man aber viel. Das ist mir zu unpersönlich.
Ich mag den persönlichen Kontakt zu den Kollegen, genauso wie ich den Kontakt zu „meinen“ Mieterinnen und Mietern mag. Bei denen ist es mir egal, wer das ist oder wo sie oder er herkommt. Ich wohne selbst seit 46 Jahren in der Wohnanlage. Ich kenne alle – und ich freue mich darauf, wenn ich mich einfach wieder sorglos und angstfrei zwischen die Leute setzen kann, wenn da in der Mitte ein Platz frei ist.

Die Antoniter Siedlungsgesellschaft mbH

Die Antoniter Siedlungsgesellschaft mbH (ASG) ist das Wohnungsbauunternehmen der Evangelischen Kirche in Köln und Region. Sie verfügt über mehr als 1.700 Wohnungen in Köln und Umgebung, davon über 700 Seniorenwohnungen und vier Demenz-WGs sowie Wohngruppen für ehemals obdachlose Menschen, für Menschen mit Behinderung oder aus schwierigen Verhältnissen, Mutter-Kind-Gruppen sowie Frauen mit häuslicher Gewalterfahrung.

Text: Susanne Hermanns/APK
Foto(s): Susanne Hermanns

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