Kundgebung vor dem EL-DE-Haus gegen Rechte und Putinfreunde

Der heutige „Tag der Befreiung vom Nationalsozialismus“ verweist auf den 8. Mai 1945 – der Tag, an dem die bedingungslose Kapitulation aller Wehrmachtsteile in Kraft trat und der 2. Weltkrieg in Europa beendet wurde. Ein wichtiger Tag, der uns immer daran erinnern sollte, wie wichtig es ist, für eine offene, freie und demokratische Gesellschaft einzustehen.

Kundgebung am NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln

Am Samstag hat eine Kundgebung gegen Rechte und Putinfreunde vor dem EL-DE-Haus stattgefunden – als Reaktion auf den Aufmarsch der Putin-treuen Organisation „Brücke Freundschaft zwischen Russland und Deutschland“ der in Köln lebenden Elena Kolbasnikova und ihres Partners Max Schlund. Mitarbeitende des Hauses brachten Transparente an dem NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln an und Vereinsmitglieder bauten Infotische mit Informationen zum Haus und zu der Aktionswoche in Erinnerung an die Bücherverbrennung 1933 auf. Claudia Wörmann-Adam, Co-Vorsitzende des Vereins EL-DE-Haus, begrüßte unter anderem Marianne Arndt, Martin Bock, Rolly Brings, Jörg Detjen, Ciler Firtina, Albrecht Kieser, Kerstin Klein, Vertreterin Omas für den Frieden, Markus Reinhardt und Wolfgang Uellenberg van Dawen.

„Lied der Moorsoldaten“

Die anwesenden Polizeikräfte sorgten dafür, dass die Kontrahenten nicht aufeinanderstießen und die Demonstranten in ausreichendem Abstand vom EL-DE-Haus gestoppt wurden. An der Schwalbengasse war für sie Endstation. Mit ihren Blumen, die sie im NS-DOK hatten niederlegen wollen, zogen sie dann am Samstagnachmittag wieder ab. Die EL-DE-Haus-Verteidiger beendeten ihre Aktion mit dem von Rolly Brings intonierten „Lied der Moorsoldaten“.

Claudia Wörmann–Adam erklärte in Bezug auf Markus Beisicht und „Aufbruch Leverkusen“, Elena Kolbasnikova und Max Schlund: „Nach außen gibt man sich bieder, aber wie schon früher hat man enge Kontakte ins rechtsextreme und teilweise neo-faschistische und verfassungsfeindliche Milieu an seiner Seite, nicht erst jetzt, sondern seit dem völkerrechtswidrigen Angriffskrieg auf die Ukraine. Elena Kolbasnikova und ihr Partner Max Schlund: Gemeinsam gründeten sie in der Anwaltskanzlei von Markus Beisicht die Gruppierung ,Brücke Freundschaft zwischen Russland und Deutschland‘ und verteidigen Putins Angriffskrieg. Über ihr vermeintliches Engagement gegen ,Russophobie‘ gab Kolbasnikova vor, sich gegen antislawischen Rassismus einzusetzen, die Formulierung diente allerdings vielmehr der Legitimierung und Verharmlosung russischer Kriegsverbrechen. Der Presse gegenüber behauptete Kolbasnikova, in der Ukraine sei eine Nazi-Regierung an der Macht.“

Dr. Martin Bock, Pfarrer und Akademieleiter Melanchthon-Akademie Köln, sprach als Vertreter der evangelischen Melanchthon-Akademie, um das EL-DE-Haus in Köln als Ort der demokratischen Kultur, der Toleranz und des Lernens an diesem Tag zu schützen und zu unterstützen: „Es ist erschreckend, wie häufig, wie alltäglich, wie schamlos antisemitische Parolen auch in unserer Gegenwart noch die Stadt durchziehen – wenn Stolpersteine beschmiert werden und Menschen die Kippa vom Kopf geschlagen wird. Nur wenn wir uns diese tägliche Bedrohung der Demokratie durch rechte Gewalt in Worten und Taten und in allen gesellschaftlichen Schichten vor Augen führen, wenn wir sie in Schule und Erwachsenenbildung, in der Kultur und in der politischen Gestaltung der Stadt zum Thema machen, nur dann bewahren wir den Geist, der das EL-DE-Haus ausmacht.“ Er betonte: „Demokratie muss man machen. Das ist ein täglicher Stresstest. Gerade in Krisenzeiten sollten wir um die Anfälligkeiten für autoritäres, nationalistisches und ausgrenzendes Denken wissen. Aber auch um unsere Ressourcen, die wir zur Verteidigung der Demokratie mobilisieren können. Das gilt auch für die Kirchen als Teil dieser demokratischen Stadtgesellschaft.“ Deshalb könne das EL-DE-Haus kein Ort sein, an dem rechtsextreme Positionen geäußert werden dürfen.

Text: APK
Foto(s): Heinrich Bleicher

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Sommerferien-Nähwerkstatt der Evangelischen Familienbildungsstätte Köln

In der fünften Sommerferienwoche heißt es: An die Nadel, fertig, los genäht! In der Sommerferien-Nähwerkstatt der Evangelischen Familienbildungsstätte Köln (fbs) können kreative Kinder und Jugendliche ab zwölf Jahren das Hobby „Nähen“ für sich entdecken. Es sind keinerlei Vorkenntnisse erforderlich, denn los geht es erst einmal mit einem Nähmaschinenführerschein: Hier erlernen die jungen Kreativen vom Einfädeln über unterschiedliche Nadeln, Stiche & Einstellungen alles, was es braucht, um die Grundfunktionen der Nähmaschine zu beherrschen.

Dabei wird nicht nur das Handwerkliche erlernt, sondern es wird auch spielerisch Wissen über Materialien und den Umgang mit Nähmaschinen vermittelt. Außerdem kann jeder seine Kreativität beim Design von einfachen Projekten in den Vordergrund stellen: Im Anschluss kann jeder sein individuell selbst gestaltetes Nähprojekt kreieren. Gerne berät die Kursleitung, ob z.B. Scrunchies, Federmäppchen, Sportbeutel oder Kuschelkissenbezug ein vom Schwierigkeitsgrad passendes Projekt ist. Hierbei sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt. Die erfahrene Kursleitung begleitet den Entstehungsprozess Schritt für Schritt. So ist für jeden das Richtige dabei – jeder findet hier die Möglichkeit, sich auf seine Weise kreativ zu betätigen. Die Teilnehmenden gehen mit neuem Selbstvertrauen und Stolz nach Hause, da sie  etwas Einzigartiges geschafft haben – ein Produkt, von dem sie sagen können: „Das habe ich selbst gemacht!“

Eine ausführliche Materialliste inklusive Tipps, Anregungen und Materialempfehlungen für Projekte erhalten die Teilnehmenden bei der Anmeldung.

Termine

Mo. 24.07.2023 Do. 27.07.2023
9:30 12:30 Uhr
59 Euro

Kontakt

Evangelische Familienbildungsstätte Köln (fbs)
Kartäuserwall 24b
50678 Köln

www.fbskoeln.org

Text: Katrin Przybilla/APK
Foto(s): Canva/APK

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Breites Bündnis gegen Konzert von Roger Waters: Scharfe Kritik an antisemitischen Äußerungen

Mit deutlichen Worten hat sich Stadtsuperintendent Bernhard Seiger gegen das für Dienstag, 9. Mai, in der Lanxess-Arena geplante Konzert von Roger Waters ausgesprochen: „Es geht uns darum, auf den schleichenden Weg zur ,Salonfähigkeit des Antisemitismus‘ aufmerksam zu machen. Und ein Salon sind Konzertbühnen“, sagte Seiger bei einer Pressekonferenz im Vorfeld. Es spreche nichts gegen die Musik von Roger Waters. „Aber gerade weil er für viele ein Vorbild ist, muss er Verantwortung für seine Botschaften übernehmen.“ Das Gefährliche in den Anfängen des Nationalsozialismus sei das schleichende Gift der Menschenverachtung gewesen. „Das Gift hat Dinge denkbar gemacht, die Menschen mit einem ethischen Kompass nicht denken und schon gar nicht aussprechen dürfen.“

Kundgebung gegen das Konzert am Montag, 8. Mai, ab 17 Uhr auf dem Roncalliplatz

Der 79-jährige Waters, ehemaliger Sänger der legendären Rockband „Pink Floyd“, ist immer wieder durch israelfeindliche und antisemitische Äußerungen aufgefallen. Jüngst ließ er während seiner Konzerte ein Luftballon-Schwein mit einem David-Stern fliegen und in der Luft zerplatzen. Darüber hinaus ist er Unterstützer der Organisation Boycott, Divestment and Sanctions (BDS), die einen Israel-Boykott umsetzen möchte. „Ich hoffe, dass unsere Klarheit dazu beiträgt, dass Menschen sensibilisiert werden, wenn Israel- oder judenfeindliche Sätze oder Symbole eine Rolle spielen. Und dass sie dann beim Konzert pfeifen und nicht etwa applaudieren. Denn das Schweigen 1933 und 1938 war der Weg, der eine öffentliche Meinung salonfähig machte, die nur würdelos, unmenschlich und ganz und gar unchristlich ist“, schloss Seiger. Er wird einer der Redner sein bei einer Kundgebung gegen das Konzert am Montag, 8. Mai, ab 17 Uhr auf dem Roncalliplatz. Ein breites Bündnis aus Kirchen, Parteien, anderen Organisationen und Initiativen protestiert gegen den Waters-Auftritt in der Lanxess-Arena. Dort wird unter anderem auch Oberbürgermeisterin Henriette Rekers sprechen.

„Wir müssen unseren Kindern zeigen, was richtig und was falsch ist“

Der Kölner Stadtdechant Monsignore Robert Kleine erinnerte daran, dass während der Pogromnacht 1938 3000 jüdische Männer in die Frankfurter Festhalle getrieben worden waren und anschließend deportiert wurden. Nachdem die Stadt Frankfurt als Eigentümerin das Waters-Konzert in ebenjener Festhalle verboten hatte, habe Waters auf die Menschenrechte der 3000 Deportierten verwiesen, sich mit ihnen solidarisiert und sich selbst auf eine Ebene mit Sophie Scholl gestellt. „Das ist unfassbar und geschmacklos“, erklärte der Stadtdechant. Bettina Levy von der Synagogen-Gemeinde Köln sagte, dass es für die Gemeinde ein sehr wichtiges Zeichen sei, dass sich so viele Menschen in der Stadt gegen den Antisemitismus eines Musikers wendeten. „Wir lassen dem keinen Raum. Wir müssen unseren Kindern zeigen, was richtig und was falsch ist. Köln ist kein Ort für antidemokratisches Verhalten, kein Ort für Antisemitismus, Köln ist kein Ort für Roger Waters. Das Konzert ist inakzeptabel.“

Dr. Jürgen Wilhelm von der Kölnischen Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit erklärte, dass niemand unter dem Deckmantel der künstlerischen Freiheit die Menschenwürde beleidigen dürfe: „Das ist ein Skandal, den ich 2023 im Land der Täter nicht für möglich gehalten hätte.“ Er bedauerte, dass wahrscheinlich viele Konzertbesucherinnen und -besucher nichts über die politische Einstellung von Waters wüssten. Mit der Wahl des Kundgebungsdatums einen Tag vor dem Konzert wolle man die Konfrontationen zwischen Besuchern und Kundgebungsteilnehmern in Bahnhofsnähe vermeiden, erklärte Wilhelm. Claudia Wörmann-Adam erinnerte daran, dass die Verhöhnung der Juden in Verbindung mit Schweinen eine lange Tradition habe. Schweine würden den Juden als unrein gelten. An vielen Kirchen gebe es als Figur die „Judensau“. Sie verurteilte die Aktion mit dem Plastikschwein während der Rogers-Konzerte als “antisemitisch und menschenverachtend“.

Lino Hammer aus der Kölner Ratsfraktion der Grünen erinnerte an die Resolution des Rates gegen das Konzert und den offenen Brief aller demokratischen Fraktionen an die Lanxess-Arena-Geschäftsführung, das Konzert abzusagen. Das breite Bündnis mache deutlich, dass die Stadtgesellschaft solche Veranstaltungen nicht toleriere. „Das ist eine private Halle. Wir können da nicht eingreifen“, bedauerte Bernd Petelkau, Fraktionsvorsitzender der CDU im Kölner Stadtrat. „Aber die Würde des Menschen ist unantastbar. Wir müssen solche Veranstaltungen in aller Öffentlichkeit als das brandmarken, was sie sind: antisemitisch.“ Deutlich wurde auch Christian Joisten, Fraktionsvorsitzender der SPD im Rat: „Das ist ein schlechter Tag für Köln. Ich appelliere im Namen aller an die Justiz, hier genau hinzusehen. Was Herr Waters verbreitet, sind keine Geschmacklosigkeiten, das sind aus meiner Sicht klare Straftatbestände.“

Text: Stefan Rahmann
Foto(s): Andy Ebels

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Kirche2go fragt: Kirche und Politik – geht das zusammen?

Kirche2go fragt: Kirche und Politik – geht das zusammen? In dieser Folge spricht Pfarrer Nico Buschmann über die Verbindung von Kirche und Politik. Wie die Theologin Dorothee Sölle schon sagte: „Theologisches Nachdenken ohne politische Konsequenz kommt Heuchelei gleich.“ Wir als Christinnen und Christen können nicht einfach wegsehen, wenn Menschen von der Gesellschaft ausgestoßen werden oder Hilfe benötigen, meint Nico Buschmann: Wir haben eine Verantwortung, unsere Stimme in der Politik zu erheben und uns aktiv für eine gerechtere Gesellschaft einzusetzen.

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Hier der gesamte Text zum Nachlesen:

Kirche und Politik… Da fällt mir immer ein Satz ein, der mich, glaube ich, seit meinem Studium geprägt hat. Der ist von der wunderbaren Theologin Dorothee Sölle und die hat mal gesagt: „Theologisches Nachdenken ohne politische Konsequenz kommt Heuchelei gleich.“ Dieser Satz ist so wahr, weil ich fest davon überzeugt bin, dass wir nicht Christinnen und Christen in dieser Gesellschaft sein können, dass wir nicht Jesus Christus nachfolgen können, und zu versuchen, uns für diejenigen einzusetzen, die von der Gesellschaft ausgestoßen sind, dass wir nicht permanent versuchen, Menschen, denen es schlecht geht, zu helfen und dass das keine politischen Konsequenzen hat. Ich glaube, wir Christinnen und Christen sind dazu verpflichtet, dass wir teilhaben an dieser Gesellschaft, teilhaben an Politik und dass wir natürlich unseren Glauben von einem liebenden Gott, der jeden Menschen annimmt und der dafür sorgen möchte, dass jeder Mensch die gleichen Chancen hat, dass wir das nicht einfach ignorieren können, sondern, dass wir das auch als die politischen Menschen, die wir in dieser Gesellschaft nun mal auch sind, dass wir diese Verantwortung wahrnehmen müssen. Und von daher: Kirche und Politik – das lässt sich nicht trennen!

Text: Nico Buschmann
Foto(s): Thorsten Levin

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„Sölle-Poetry-Change“ – Wie Dorothee Sölle heute noch inspirieren kann

Vor 20 Jahren, am 27. April 2003, starb die in Köln gebürtige Theologin Dorothee Sölle. Ihr Leben war geprägt davon, dass sie sich in der Verantwortung sah, sich für eine bessere Welt, für die Umwelt, den Frieden, für Schwache, für Geflüchtete, für die Belange der Frauen einzusetzen. Ihre Ideen und Denkansätze waren geprägt von Frömmigkeit. Sie schrieb von ihrem Wunsch eine Gemeinschaft der Völker und den Sommer Gottes zu erleben. Sie blickte mit wachem kritischem Blick auf die Welt, war aber naturgemäß auch verankert in der Zeit, in der sie schrieb, diskutierte und Poesie verfasste. Da ist es sicherlich legitim, zu fragen, welche Relevanz Dorothee Sölle für heutige jüngere Generationen hat. Und genau das passierte am Dorothee-Sölle-Tag, organisiert durch die Christuskirche, das Schulreferat des Kirchenverbandes Köln und Region sowie die Melanchthon-Akademie.

Der Abend in der Christuskirche am Dorothee-Sölle-Platz war betitelt „Sölle-Poetry-Change“. Die Teilnehmenden waren dazu eingeladen worden, sich von Sölles Gedichten zu eigenen Interpretationen inspirieren zu lassen und sich multimedial zu äußern. Die dem Abend zugrundeliegenden Gedichte durften mit freundlicher Genehmigung des Wolfgang Fietkau Verlags für die Veranstaltung genutzt werden.

Beteiligt waren letztlich so viele Menschen, dass die Kirche sich schnell füllte. Die Teilnehmenden des Poetry Walks, der vorher stattgefunden hatte, blieben gerne. Viele Jüngere, darunter Konfirmandinnen und Konfirmanden aus der gastgebenden Gemeinde, kamen dazu, so dass zum Schluss rund 70 Menschen Film, Ausstellung und Musik genossen.

Pfarrerin Dorothee Schaper von der Melanchthon-Akademie, Pfarrer Christoph Rollbühler aus der Christuskirchengemeinde und Pfarrer Thomas vom Scheidt, Schulreferent im Kirchenverband, führten durch den Abend. Christoph Rollbühler eröffnete den Abend und sagte: „Wir wollen heute Dorothee Sölles Gedanken erneut lebendig werden lassen.“ Auch Sölles Sohn, Martin Sölle, nahm teil und zeigte sich begeistert: „Es rührt mich an, dass jüngere Generationen sich auf gute und positive Weise dem Denken und Wirken meiner Mutter nähern.“

„Wir müssen uns ändern, um die Welt zu retten“

Insgesamt beteiligten sich der Oberstufenkurs der Offenen Schule Köln, die Q1 der Erzbischöflichen Liebfrauenschule, die EF des Deutzer Gymnasiums Schaurtestraße, die Klasse 9 der Freien Waldorfschule Oberberg, der Sölle Gesprächskreises der Melanchthon-Akademie, Gottesdienstbesucherinnen und -besucher des Abendgottesdienstes in Köln-Weiden sowie Konfirmandinnen und Konfirmanden der Christuskirche und der Thomaskirche. Malik Schreiby aus der Offenen Schule und Lukas Roth begleiteten den Sölle-Poetry Change am Flügel.

Die Schülerinnen und Schüler der Liebfrauenschule hatten sich in einem Projekt mit ihrer Lehrerin, Pfarrerin Charlotte Horn, filmisch mit Sölles Leben auseinandergesetzt. Sie besuchten Orte ihres Werdegangs und zogen ein klares Fazit: „Wir müssen uns ändern, um die Welt zu retten.“ Zu ihrer Auseinandersetzung mit den Politischen Nachtgebeten, die ab dem Ende der 1960er Jahre in der Kölner Antoniterkirche stattfanden, ergänzte Martin Sölle: „Es ist mir wichtig, dass meine Mutter ein Teil eines sehr engagierten ökumenischen Kreises war und diese Gebete durchaus nicht allein organisierte.“

Auf der Empore fand die Ausstellung statt. Dort lasen die Besucherinnen und Besucher Gedanken zum „Credo“ zu „Der dritte Weg“, die düstere Neudichtung „Nur ein Traum“, angelehnt an Sölles Gedicht „Zeitansage“, entdeckten ein großformatiges Gedichtbuch, das „ganz sein – nicht zerstückelt leben“ enthielt und spürten, dass Dorothee Sölle durchaus jungen Menschen heute noch aus dem Herzen spricht. Dorothee Schaper beobachtete das Miteinander zufrieden: „Der Abend war geprägt von Gespräch und Begegnung und gegenseitiger Wertschätzung. Es war eine schöne Atmosphäre.“ Am Ende gab es viel gegenseitigen Beifall – vom Publikum für die Beteiligten und von den am Poetry-Change Beteiligten für ein sehr interessiertes Publikum.

 

Text: Katja Pohl
Foto(s): Matthias Pohl

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Die Freiheit des Wortes: Mit dem „Poetry Walk“ auf den Spuren von Dorothee Sölle

Heute ist der Tag der Pressefreiheit, ein bedeutsamer Tag: Es braucht Pressefreiheit, um Informationen ungefiltert empfangen zu können, seine Meinung äußern zu dürfen und Missstände aufdecken zu können. Dorothee Sölle war nicht nur Theologin und Aktivistin für den Frieden, für Frauen und die Umwelt. Sie schrieb auch Gedichte, bezeichnete sich selbst als „Theopetin“. Sie hat sich zeitlebens für Freiheit und Gerechtigkeit eingesetzt und war davon überzeugt, dass eine freie Presse wichtig für eine lebendige Demokratie ist. Anlässlich ihres 20. Todestages am 27. April hatten Melanchthon-Akademie, das Schulreferat des Kirchenverbandes Köln und Region sowie die Christuskirche einen Dorothee-Sölle-Tag ausgerufen. Zu den unterschiedlichen Aktionen gehörte auch ein Poetry Walk durch Köln, dem sich rund 30 Zuhörende anschlossen. Er startete an der Antoniterkirche, wo Sölle ab 1968 die Politischen Nachtgebete mitverantwortete, und führte zur Christuskirche, die am Dorothee-Sölle-Platz liegt.

Vorgetragen werden konnten die Gedichte mit freundlicher Genehmigung des Wolfgang Fietkau Verlags. Rezitiert wurden sie von Dorothee Sölles Sohn Martin Sölle, von Bischöfin a.D. Bärbel Wartenberg-Potter und von Pfarrerin Dorothee Schaper, Frauenbeauftragte im Kirchenverband und Dozentin an der Melanchthon-Akademie. Zu den ersten Stationen gehörte das Käthe-Kollwitz-Museum am Neumarkt. Eine logische Entscheidung, wie Pfarrerin Schaper meint: „Sölle und Kollwitz traten für die Emanzipation der Frauen ein, waren engagierte Friedensfrauen. Das eint sie.“ Und so las Schaper „Die Emanzipation der Frauen“, in der eine weibliche Stimme artikuliert, was sie eben nicht will: Herrschen, erobern, sich nur um die Kinder kümmern oder aufgrund von Leistungsdruck emotional verarmen. Vielleicht heute nicht mehr zur Gänze zeitgemäß, aber von Schaper in seiner Entstehungszeit Mitte der 1970er Jahre verortet, voller Sprengkraft und Provokation.

Wenige Meter weiter findet sich die Buchhandlung C. Roemke & Cie., wo Dorothee Sölles Bücher verkauft wurden, und die den Bogen zu Martin Sölle, selbst Buchhändler, schlug. Auch hier wurden Verse vorgetragen, auch hier schauten Passantinnen und Passanten, was passiert, nahmen sich aber bedauerlicherweise nicht die Zeit stehenzubleiben, um das Gedicht „Ohne zu lügen“ zu hören. Sie hätten sonst Sölles flehentliche Bitte an Gott gerichtet gehört, einen neuen Geist und ein neues Herz erhalten zu dürfen.

Ein Spaziergang voller Poesie, feiner Beobachtungen und voller Vertrauen auf Gott

Die Ehrenstraße erlebte anschließend Lyrik. Als Einkaufsstraße beliebt, setzte Dorothee Schaper sie in Zusammenhang mit Sölles Gedicht „Magnolien am Broadway“ – und Christoph Rollbühler, Pfarrer der Christuskirche illustrierte fleißig fegend die Zeilen aus „Der Besen“, eine Liebeserklärung an die Menschen, die am Rand der Gesellschaft stehen.

Auf einer Trittleiter stehend, sprach Dorothee Schaper dann am Friesenplatz die „Jakobsleiter“ – und sagt dazu: „Wir wollten die Menschen darauf aufmerksam machen, dass hier etwas geschieht, wollten Sölles Worte in die Nachbarschaft tragen.“ Die Zeile mit den tönenden Farben rief die Pfarrerin laut heraus. Weiter ging es zum Jugendzentrum „Anyway“, das Raum gibt für junge Lesben, Schwule, Bi, Trans*, Inter* und Queers, wo es um den „Alltag einer Ehe“ ging und dann zum Dorothee-Sölle-Platz. Unter einem Baum stehend las Pfarrerin Bärbel Wartenberg-Potter „Vom Baum lernen“ und erinnerte so daran, dass Dorothee Sölle sich auch immer wieder für den Schutz der Umwelt einsetzte. Pfarrer Rollbühler trug währendessen „Minderheiten“ vortrug und verlieh Sölles Zeilen zu Menschen ohne Lobby und zu Fremdenfeindlichkeit eine Stimme.

Der Poetry Walk endete in der Christuskirche, wo zum Schluss „Sieben Wünsche für eine Konfirmandin“ in den Raum hinein hallten.

Es war ein beeindruckender Spaziergang voller Poesie, feiner Beobachtungen, voller Vertrauen auf Gott – aber auch in dem Bewusstsein, ein eigenverantwortlicher Mensch zu sein. Der Spaziergang bewies, wie viele Facetten die „Theopoetin“ Dorothee Sölle hatte.

Text: Katja Pohl/APK
Foto(s): Matthias Pohl

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Unsere Wochentipps: Jazzkonzert für zwei Flügel und „Einführung in 7 geistliche Übungen“

Keine Langeweile diese Woche! Hier sind unsere Wochentipps: Es gibt einen Vortrag von Christian Wulff „Wieviel Religion braucht die Demokratie?“, das Mitsingkonzert „Singen im Mai“, die Orgelvesper mit Pfarrer Klaus Völkl und George Warren und einen Vortrag mit Lesungen aus „Episode am Genfer See“ und „Schachnovelle“. Außerdem im Angebot: Geistliche Chormusik von Liszt, Bach und Telemann, ein Kantoreikonzert in der Evangelischen Kirche Frechen, das Jazzkonzert für zwei Flügel „checks & balances“ und ein Online-Abend „Einführung in 7 geistliche Übungen“.

Die Tipps in der Übersicht:

04.05.2023, 19:00
Evangelische Gemeinde Köln
Antoniterquartier, Antoniterstraße 14 – 16, 50667 Köln
AntoniterAbend: Vortrag von Christian Wulff, „Wieviel Religion braucht die Demokratie?“
Bundespräsident a.D. Christian Wulf: „Wieviel Religion braucht die Demokratie?“

Die AntoniterCityKirche, Antoniterstraße 14-16, 50667 Köln, lädt am 4.Mai um 19.00 Uhr zu einem Vortrag von Bundespräsident a.D. Christian Wulff ein. Mit dem Thema „Wieviel Religion braucht die Demokratie?“ richtet er seinen persönlichen Blick auf das demokratische Zusammenleben und die Aufgabe der Religionsgemeinschaften in unserem Land. Daran schließt sich ein Gespräch von Pfarrer Markus Herzberg und Christian Wulff an. Gerahmt wird der Abend von KMD Johannes Quack mit Musik am Flügel.

06.05.2023, 15:00
Evangelische Kirchengemeinde Bickendorf
Auferstehungskirche Bocklemünd, Görlinger Zentrum 39, 50829 Köln
Singen im Mai: Mitsingkonzert

Monika Kampmann und Ingrid Ittel-Fernau laden am 6. Mai um 15 Uhr wieder zu einem Frühlingskonzert in hochdeutsch und kölscher Mundart ein. Das Mitsingkonzert „Singen im Mai“ findet in der Auferstehungskirche Bocklemünd, Görlinger Zentrum 39, 50829 Köln, statt. Gesang und Gitarre: Monika Kampmann. Ingrid-Ittel-Fernau begleitet die Stücke am Klavier. Der Eintritt ist frei, um eine Spende für die Künstler und Künstlerinnen wird gebeten.

www.gemeinde-bickendorf.de

06.05.2023, 18:00
Trinitatiskirche
Trinitatiskirche, Filzengraben 4, 50676 Köln
Orgelvesper
Orgelvesper mit Pfarrer Klaus Völkl und George Warren

Die Orgelvesper mit Pfarrer Klaus Völkl und George Warren findet am 6. Mai um 18 Uhr in der Trinitatiskirche, Filzengraben 4, 50676 Köln statt. Unter anderem gibt es zu hören: Sigfrid Karg-Elert (1877-1933) – Aus dem Triptych Op.141: Marche Pontificale, Herbert Norman Howells (1892-1983) – Psalm Prelude Set 1, No.3 ‚Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück; denn du bist bei mir‘, Johann Sebastian Bach (1685-1750) – Toccata und Fuga in d-moll ‚Dorische‘ BWV538 und Gerard Bunk (1888-1958) – Fantasie in c-moll Op.57. In der Kölner Innenstadt spielt Warren als Basilikaorganist von St. Kunibert. Dazu arbeitet Warren als Korrepetitor in der Kölner Domkantorei. Völkl ist Pfarrer in der Kirchengemeinde Köln-Delbrück/Holweide mit Schwerpunkt an der Pauluskirche und Mitglied des Vorstandes des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region. Der Eintritt ist frei.

www.trinitatiskirche-koeln.de

07.05.2023, 16:00
Evangelische Kirchengemeinde Bickendorf
Epiphaniaskirche Bickendorf, Erlenweg 39, 50827 Köln
„Ein Flüchtling: Stefan Zweig“
Vortrag mit Lesung von Auszügen aus „Episode am Genfer See“ und „Schachnovelle“

„Ein Flüchtling: Stefan Zweig“ – Der Vortrag mit Lesung von Auszügen aus „Episode am Genfer See“ und „Schachnovelle“ findet in der Epiphaniaskirche Bickendorf, Erlenweg 39, 50827 Köln, statt – am 7. Mai um 16 Uhr. Der österreichische Schriftsteller Stefan Zweig (1881–1942) verbrachte einen Teil des ersten Weltkrieges als Emigrant in der Schweiz. Und während der Zeit des Nationalsozialismus floh er unter anderem über London und New York nach Brasilien, wo er sich aus Verzweiflung über den Verlust seiner Heimat das Leben nahm. Seine Erzählungen „Episode am Genfer See“ und „Schachnovelle“ beschäftigen sich mit der Situation von Flüchtlingen. Die Lesung wird ergänzt durch Musik von Chopin, Brahms, Bach und Schönberg. Der Eintritt ist frei, um eine Spende für die Künstler wird gebeten. Axel Tillmann: Klavier, Werner Seuken: Rezitation.

www.gemeinde-bickendorf.de

07.05.2023, 17:00
Trinitatiskirche
Trinitatiskirche, Filzengraben 4, 50676 Köln
Cantate
Singet dem Herrn ein neues Lied! Geistliche Chormusik von Liszt, Bach und Telemann

Der Aufforderung Cantate! Singet! kommt der Oratorienchor Köln am Sonntag, 7. Mai 2023, um 17 Uhr, nach und führt in der Trinitatiskirche, Filzengraben 4, in 50676 Köln Chorwerke von Bach, Liszt und Telemann auf. Karten gibt es für 15 Euro, ermäßigt 8 Euro zzgl. VVK-Gebühr über www.kvstickets.com, alle angeschlossenen Vorverkaufsstellen sowie an der Tageskasse. Mitwirkende sind Theresa Klose, Sopran; Bettina Schaeffer, Alt; Wolfgang Klose, Tenor; Konstantin Paganetti, Bass, Oratorienchor Köln, Neues Rheinisches Kammerorchester; Henrik Hasenberg, Orgel; Joachim Geibel, Dirigent. Nach dem Konzert lädt das Netzwerk Kölner Chöre ins Foyer der Trinitatiskirche ein. Die Getränke sind im Eintrittspreis enthalten.

www.trinitatiskirche-koeln.de

07.05.2023, 18:00
Evangelische Kirchengemeinde Frechen
Evangelische Kirche, Hauptstraße 209, 50226 Frechen
Cantate Domino
Kantoreikonzert in der Ev. Kirche Frechen

„Kantate“ ist der vierte Sonntag nach Ostern, auf Deutsch „Singet!“. In der Ev. Kirche Frechen, Hauptstraße 209, 50226 Frechen, sind am 07.05.2023 „Cantate Domino“ in verschiedenen Vertonungen aus aller Welt zu hören. Von alt bis neu, und als Hauptwerk die „Deutsche Messe“ von Franz Schubert in der ersten Fassung für Chor und Orgel. Eintritt frei, Spenden für die Kirchenmusik erbeten.

www.kirche-frechen.de

07.05.2023, 19:00
Evangelische Kirchengemeinde Köln-Bayenthal
Martin-Luther-Haus, Mehlemer Straße 7, 50968 Köln
checks & balances – Klavierkonzert
Jazzkonzert für zwei Flügel

Am Sonntag, 7. Mai um 19 Uhr gibt es ein besonderes Klavierkonzert im Großen Saal des Martin-Luther-Hauses, Mehlemer Straße 7, 50968 Köln. Infolge der Neuanschaffung eines Flügels im letzten Jahr verfügt die Gemeinde momentan über den seltenen Luxus von zwei Instrumenten: Den Bechstein-Flügel von 1907 und der August Förster-Flügel aus dem Jahr 2002. Mit Florian Ross und Lucas Leidinger sind zwei ebenso vielseitig wie erfolgreiche Jazz-Pianisten zu Gast. Sie präsentieren das für zwei Flügel konzipierte Album „Checks and Balances“, das sie 2020 im Kammermusiksaal des Deutschlandfunks aufgenommen haben. Ein besonderer Klavierabend mit (mindestens) zweimal zwei Generationen! Der Eintritt beträgt 15€ / 10€ an der Abendkasse (kein Vorverkauf). Danach gibt es die Möglichkeit mit einem Getränk in der Hand mit den Künstlern ins Gespräch zu kommen.

08.05.2023, 20:00
Melanchthon-Akademie
ONLINE
Ökologische Spiritualität als Übungsweg ONLINE
Online-Abend „Einführung in 7 geistliche Übungen“

An dem Online-Abend der Melanchthon-Akademie am 8. Mai wird von 20 bis 21.30 Uhr ein Ansatz mit sieben Übungen vorgestellt, um die eigene Spiritualitätspraxis ökologisch(er) auszurichten: In der Ökologischen Spiritualität geht es um die Verbundenheit mit allem, was lebt – mit menschlichem, tierischem und pflanzlichem Leben. Das Besondere der Ökologischen Spiritualität ist eine leidenschaftliche Beziehung zur Natur. Lange Zeit war das Naturverhältnis des Christentums äußerst ambivalent und oft sogar naturabwertend, dehalb sucht Ökologische Spiritualität nach Formen, die Verbundenheit mit der Natur spirituell auszudrücken.

Anmeldung erforderlich, Tel: 0221 931 803 0, anmeldung@melanchthon-akademie.de
www.melanchthon-akademie.de

 

Text: APK
Foto(s): APK / Canva

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Keine Bühne für Antisemitismus – Kundgebung am 8. Mai gegen Roger-Waters-Konzert in Köln

Keine Bühne für Antisemitismus – am 8. Mai 2023 um 17 Uhr auf dem Roncalli-Platz veranstaltet die Kölnische Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit gemeinsam mit der Synagogen-Gemeinde Köln, der Deutsch-Israelischen Gesellschaft Köln, dem Evangelischen Kirchenverband Köln und Region, dem Katholischen Stadtdekanat Köln, dem Verein EL-DE-Haus Köln und dem Städtepartnerschaftsverein Köln-Tel Aviv-Yafo eine Kundgebung gegen den am 9. Mai geplanten Auftritt des britischen Musikers und Pink-Floyd-Mitgründers Roger Waters in der Lanxess Arena.

Die Veranstalter werden dabei unterstützt von allen demokratischen Parteien des Kölner Stadtrates, dem Bündnis „Köln stellt sich quer!“ und dem Katholikenausschuss in der Stadt Köln. Roger Waters ist bei seinen Konzerten sowie im Rahmen von Interviews wiederholt durch antisemitische Inszenierungen und Aussagen aufgefallen. Beispielsweise lässt er regelmäßig bei seinen Konzerten einen Ballon in Gestalt eines Schweines durch seine Konzertbesucher zerstören, wobei das Schwein neben verschiedenen kapitalistischen Symbolen einen Davidstern trägt. Bei der sogenannten „Judensau“ handelt es sich um ein jahrhundertealtes antisemitisches Bild.

Aufgrund seiner antisemitischen Äußerungen wird nun vielerorts gefordert, seine geplanten Konzerte abzusagen. Auch in Köln formiert sich Protest gegen das Konzert, das am 9. Mai 2023 in der Lanxess Arena stattfinden soll. Wir schließen uns dem Protest mit einer Kundgebung am Vortag an.

Über die verschiedenen Aktionen vor dem Konzert, aber auch über die Kundgebung informieren bei einem Pressegespräch am Donnerstag, 4. Mai, um 12 Uhr im DOMFORUM:

  • Stadtdechant Msgr. Robert Kleine, Katholisches Stadtdekanat Köln
  • Stadtsuperintendent Bernhard Seiger, Evangelischer Kirchenverband Köln und Region
  • Bettina Levy, Vorstand der Synagogen-Gemeinde Köln
  • Professor Dr. Jürgen Wilhelm, Vorsitzender der Kölnischen Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit
  • Claudia Wörmann-Adam, Vorstand EL-DE Haus e. V.
  • Dr. Johannes Platz, Vorsitzender der Deutsch-Israelischen Gesellschaft AG Köln

Text: APK/Hildegard Mathies
Foto(s): Esther Stosch / fundus-medien.de

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Ein Tropfen im Meer Gottes: Zeitzeug:innengespräch zum 20. Todestag von Dorothee Sölle

Zu ihren Lebzeiten wurden die theologischen Gedanken Dorothee Sölles durchaus kontrovers diskutiert. Sölle dachte unter anderem über eine Theologie nach Auschwitz nach. Sie fragte sich 1965 auf dem Kirchentag in Köln öffentlich, mit Blick auf den Holocaust, wie man nach Auschwitz Gott noch loben könne, forderte, Politik und Christsein zu verbinden, sich einzumischen und Verantwortung zu übernehmen. Sie sah im Kreuz ein Sinnbild für Todesverherrlichung. Dorothee Sölle war Friedens- und Umweltaktivistin, Feministin, verfasste als Theopoetin Lyrik. Sie war eine der Initiatorinnen und Mitgestalterin der Politischen Nachtgebete in der Antoniterkirche und als Gast auf theologischen Tagungen nicht unbedingt immer erwünscht.

Am 27. April 2003 verstarb sie 73-jährig, nun jährte sich ihr Todestag zum 20. Mal. Anlass für Organisatorinnen und Organisatoren aus dem Schulreferat des Kirchenverbandes Köln und Region, aus der Melanchthon-Akademie sowie der Christuskirche zu einem Dorothee-Sölle-Tag einzuladen, um die vielen Facetten der gebürtigen Kölnerin zu beleuchten und nach ihrer Relevanz für die heutige Welt zu fragen.

Der Tag begann in der Antoniterkirche, dem Ort der Politischen Nachtgebete, die ab 1968, organisiert durch einen ökumenischen Arbeitskreis, dort stattfanden. Martin Sölle, Dorothee Sölles Sohn, und Bischöfin a.D. Bärbel Wartenberg-Potter, Freundin und Wegbegleiterin der Theologin, erinnerten sich in der gut besetzten Kirche an die Theologin. Unter den Zuhörenden waren auch Manfred Kock, ehemaliger EKD-Ratsvorsitzender, Martin Sölles Schwester Michaela Sölle sowie Dr. Martin Bock, Leiter der Melanchthon-Akademie.

Moderiert wurde das „Zeitzeug:innengespräch“ von Dorothee Schaper, Pfarrerin und Frauenbeauftragte im Kirchenverband. Sie skizzierte zunächst den Lebenslauf Sölles und fragte dann Martin Sölle nach den Politischen Nachtgebeten. Der Kölner Buchhändler berichtete, das Nachtgebet sei „zeitlich an den Rand des Tagesablaufs gedrängt und darum zum Nachtgebet umgedeutet worden“. Als Mitglied von Amnesty International habe er als Teenager bei dem Nachtgebet, das politische Gefangene in den Mittelpunkt stellte, auch einen Text vorgetragen. Überhaupt habe das Politische Nachtgebet zwar alle Generationen zusammengeführt, es sei aber deutlich von einer jüngeren Generation geprägt worden, berichtete er. Pfarrerin Dorothee Schaper erinnerte daran, dass diese Form des Gottesdienstes bis heute in den Kirchen nachwirkt, richtete den Blick unter anderem auf Maria 2.0 und das Nachtgebet in Sankt Peter.

Lehrende und Lernende zugleich

Von Sölles Zeit in New York, wo sie von Mitte der 1970er Jahre zehn Jahre lang am Union Theological Seminary, einer unabhängigen theologischen Hochschule, als Gastprofessorin Systematische Theologie lehrte, erzählte Pfarrerin Bärbel Wartenberg-Potter. „In Deutschland war sie nicht wirklich erwünscht, ihre Professur in den USA stand dazu in krassem Widerspruch.“ Als die Bischöfin a.D. deutlich später selbst für ein Semester am Union studierte, sei sie immer noch auf Sölle angesprochen worden. „Sie war auch dort ein Wirbelwind, war aufregend, ging zu Friedensdemonstrationen und stieß Friedensgruppen an.“ Dorothee Sölle sei immer Lehrende und Lernende zugleich gewesen, auch unerschrockene Mahnerin. Zur Vollversammlung des Ökumenischen Rates 1983 in Vancouver sei sie letztlich eingeladen worden, vorher gab es heftige Diskussionen dazu. In ihrer Rede verwies sie erneut auf den Holocaust, erklärte, Reichtum und erfüllte Spiritualität gleichzeitig wäre unmöglich.

Wichtiger Inhalt von Sölles Leben war zudem die Poesie. Ihre Gedichte sind feine Beobachtungen, feiern den Glauben, suchen Gott, stellen sich aber auch der harten, oft ungerechten, verstörenden Realität. Martin Sölle schmunzelte ein wenig, als er zugab, dass er als junger Mann noch nicht so viel mit dieser Lyrik anfangen konnte. „Ich habe aber nach dem Tod meiner Mutter einen anderen Blick auf die Gedichte entwickelt. Sie hatte einen wunderbaren Umgang mit Sprache.“

Der Tod – ein Thema, zu dem auch Bärbel Wartenberg-Potter eine Erinnerung beitrug. „Dorothee hat die Endlichkeit des Menschen angenommen. Das war für mich zunächst schwierig anzunehmen. Sie sagte, wenn du stirbst, wirst du ein Tropfen im Meer Gottes. Und Dorothee ist sicherlich ein goldener Tropfen geworden.“

Dr. Martin Bock fasste nach dem Gespräch seine Eindrücke so zusammen: „Prophetische Theologie, wie sie Dorothee Sölle trieb, hat heute wieder einen ähnlich schweren Stand wie damals. Sie gilt als moralisierend und gottes-vergesslich. Aber dieses Urteil ist mir viel zu kathedermäßig. Ich wäre sehr daran interessiert, wie sich Dorothee Sölle zum Beispiel zur ,Letzten Generation‘ und ihren Anliegen verhalten würde. Hier geht’s ja um viel mehr als um Moral. Hier werden prophetische Zeichenhandlungen wiedererweckt. Das ,Stören‘ hat gewissermaßen einen Grund, der die Welt als Ganze berührt. Hier würde es richtig spannend. Nun liegt es an uns, diesen Dialog zu führen!“

Text: Katja Pohl
Foto(s): Matthias Pohl

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Diakoniespende 2022/2023: Überlebensstation GULLIVER weitet schon jetzt dank beeindruckend hoher Spende Öffnungszeiten aus

Wie gut und unmittelbar die Diakoniespende des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region wirkt, hat sich nun gezeigt, als Stadtsuperintendent Bernhard Seiger die Überlebensstation GULLIVER besuchte, um einen Zwischenstand von beeindruckenden 250.000 Euro weiterzugeben.

150.000 Euro waren schon in den ersten Monaten des Spendenzeitraums zusammengekommen, der Kirchenverband legte wie versprochen 100.000 Euro drauf. Damit wird es möglich, ab dem 1. Mai vier neue Mitarbeitende zu finanzieren. Und so kann die durch das Kölner Arbeitslosenzentrum (KALZ) getragene Einrichtung für obdachlose Menschen in der Trankgasse am Kölner Hauptbahnhof ihre Öffnungszeiten wie erhofft um drei Stunden auf 8 bis 18 Uhr an 365 Tagen im Jahr ausweiten. Sehr zur Freude von Karl-Heinz Iffland und Bernd Mombauer von der Geschäftsführung des GULLIVER sowie von Bernhard Seiger. Er sagt: „Wenn wir erste Ziele zügig, schon während des Spendenzeitraums, umsetzen, schafft das zeitnahe Hilfe.“ Wunderbar findet er die große Summe: „Das zeigt, dass das Projekt GULLIVER in der Stadtgesellschaft wahrgenommen wird.“ Das Projekt schenke Wärme und Geborgenheit, kümmere sich aber auch um die alltäglichen Bedürfnisse der obdachlosen Menschen.

Die neuen Mitarbeitenden kommen zur Freude von Karl-Heinz Iffland und Bernd Mombauer aus dem Kreis der Gäste. Sie wissen, was es bedeutet, obdachlos zu sein, erhalten nun durch ihre Arbeit eine Tagesstruktur und ein regelmäßiges Einkommen. Eine Ausweitung der Öffnungszeiten sei von einem Großteil der rund 200 Menschen, die das GULLIVER täglich aufsuchen, sehr gewünscht gewesen, die Vorfreude ist entsprechend groß. So sagt Bernd Mombauer: „Es ist doch wunderbar, dass wir im Winter drei Stunden länger Wärme schenken können und im Sommer Schutz vor der Hitze.“

„Gute Arbeit mit Begegnung, Kultur und Herz“

Zu den aktuellen Unterstützerinnen und Unterstützern der Diakoniespende, die noch bis September weiterläuft, gehören auch die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker, die Journalisten Anke Bruns und Dr. Frank Überall sowie die Band Die Höhner. In Vertretung der Oberbürgermeisterin war Dr. Harald Rau, Beigeordneter und Dezernent für Soziales, Gesundheit und Wohnen, zum GULLIVER gekommen. Er erklärte: „Obdachlosigkeit ist ein Thema, das uns in Köln gerade sehr beschäftigt. Im Grunde bräuchten wir ein zweites GULLIVER. Ihr Engagement hier hat Vorbildfunktion, ist eine Blaupause für gute Arbeit mit Begegnung, Kultur und Herz.“ Auch Anke Bruns, Moderatorin und Journalistin sowie gewissermaßen Nachbarin der Überlebensstation, fand lobende Worte. „Ich kenne dieses Projekt von der ersten Stunde an und freue mich wie Bolle, dass so schnell eine solche Summe zusammenkam. Auch ich denke, es müsste mehr solcher Angebote geben.“

Peter Werner, ehemaliges Mitglied der Band Höhner, und Jens Streifling von der aktuellen Besetzung hatten ebenfalls den Weg in die Trankgasse gefunden. Peter Werner erzählte, er habe, ebenso wie Ex-Höhnermitglied Janus Fröhlich, im Freundeskreis einen Spendenaufruf gestartet. Musiker Jens Streifling kündigte außerdem an, dass die Band die Gage ihres kommenden Adventsmitspielkonzertes im Dom der Diakoniespende zukommen lassen wird.

www.diakoniespende-koeln.de

Text: Katja Pohl
Foto(s): Matthias Pohl

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