Unsere Wochentipps: Kammerchor VoxBona und „Literatur in der Kirche“

Unsere Wochentipps laden ein! Am Freitag feiert der Förderverein Kirchenmusik in der Antoniterkirche sein 20-jähriges Jubiläum mit einem Konzert namens „KirchenTöne“. Am Sonntag steht die Einführung von Pfarrer Gerd Maeggi in der Paul-Gerhardt-Kirche auf dem Programm und ein musikalischer Abend unter dem Motto „Musik trifft Lyrik – Momente des Friedens“ lädt in die Andreaskirche Schildgen. Die Trinitatiskirche präsentiert ein Konzert mit dem Kammerchor VoxBona und dem Sinfonieorchester der Kreuzkirche Bonn. Des Weiteren findet ein Vortrag zur aktuellen Lage der Krisen in Deutschland statt, geleitet von Politikwissenschaftler Prof. Dr. Christoph Butterwegge. Die Kirchengemeinde Sindorf veranstaltet einen literarischen Abend mit Spiegel-Bestseller-Autorin Alena Schröder in der Christus-Kirche.

Die Tipps in der Übersicht:

10.11.2023, 18:15
Evangelische Gemeinde Köln
Antoniterkirche, Schildergasse 57, 50667 Köln
20 Jahre Förderverein Kirchenmusik
Konzert KirchenTöne in der Antoniterkirche
Vor 20 Jahren wurde der Förderverein Kirchenmusik gegründet. Aus diesem Anlass lädt der Förderverein zu einem Konzert am Freitag, 10. November, 18.15 Uhr, in die Antoniterkirche, Schildergasse 57, ein. Das Orchester der Antoniterkirche unter der Leitung von Kirchenmusikdirektor Johannes Quack, Peter Scheerer (Trompete), Geo del Valle Miranda und Paul Rhee (beide Horn) sowie Johannes Geffert (Orgel) lassen Werke von Georg Friedrich Händel, Leopold Mozart und Josef Rheinberger erklingen. Und noch etwas gibt es an diesem Tag zu feiern: die Einweihung der „Chimes“ in der Antoniterorgel. Bei den „Chimes“ handelt es sich um besondere Röhrenglocken, die vom Spieltisch angeschlagen werden und das Klangrepertoire des Instrumentes erweitern. Sie sind einmalig in Köln und wurden durch Spenden finanziert. Der Eintritt ist frei, Spenden für die musikalische Arbeit an der Antoniterkirche sind erwünscht.
www.antonitercitykirche.de

12.11.2023, 10:00
Evangelische Kirchengemeinde Köln-Lindenthal
Paul-Gerhardt-Kirche, Gleueler Straße 106, 50935 Köln
Einführung von Pfarrer Gerd Maeggi
Gottesdienst mit Superintendentin Susanne Beuth
Am Sonntag, 12. November, 10 Uhr, wird Pfarrer Gerd Maeggi in der Paul-Gerhardt-Kirche, Gleueler Straße 106, in sein neues Amt als Pfarrer der Evangelischen Kirchengemeinde Köln-Lindenthal, eingeführt. Die Einführung erfolgt durch Pfarrerin Susanne Beuth, Superintendentin des Evangelischen Kirchenkreises Köln-Mitte.
www.kirche-lindenthal.de

12.11.2023, 17:00
Evangelische Kirchengemeinde Altenberg/Schildgen
Ev. Andreaskirche Schildgen, Voiswinkeler Str. 40, 51467 Bergisch Gladbach
Musik trifft Lyrik – Momente des Friedens
Klavierstücke ukrainischer Komponisten und Rezitation
Klavierminiaturstücke ukrainischer und anderer Komponisten sowie Gedichte und kleine Geschichten verschiedener Autorinnen und Autoren tragen Ulrike Mütze und Bettina Sonnenschein (beide Rezitation) sowie Holger Koslowski (Klavier) am Sonntag, 12. November, 17 Uhr, in der Andreaskirche Schildgen, Voiswinkeler Straße 40, vor. Der Abend steht unter dem Motto „Musik trifft Lyrik – Momente des Friedens“. Der Eintritt ist frei, um eine Spende zugunsten des Fördervereins der Andreaskirche wird gebeten
www.andreaskirche-schildgen.de

12.11.2023, 19:00
Trinitatiskirche
Trinitatiskirche, Filzengraben 4, 50676 Köln
„Mozart, Bach, Mendelssohn“
Konzert mit dem Kammerchor VoxBona und Sinfonieorchester der Kreuzkirche Bonn
VoxBona, der vielfach preisgekrönte Kammerchor der Kreuzkirche Bonn wird am Sonntag, 12. November, 19 Uhr, die Musik von Johann Sebastian Bach und Wolfgang Amadeus Mozart gemeinsam mit dem Sinfonieorchester der Kreuzkirche Bonn bei einem Konzert in der Trinitatiskirche, Filzengraben 4, interpretieren. Auf dem Programm stehen die Werke „Requiem in d-Moll“ (Mozart), „Bist du bei mir, so geh ich mit Freuden“ (Bach) sowie „Psalm 42“ von Felix Mendelssohn Bartholdy. Der Eintritt kostet 15 Euro, ermäßigt 7 Euro. Kinder bis 12 Jahre haben freien Eintritt. Eintrittskarten gibt es im Vorverkauf über KölnTicket unter Telefon 0221/2801 oder online unter www.koelnticket.de.
www.trinitatiskirche-koeln.de

12.11.2023, 19:30
Evangelische Kirchengemeinde Köln-Klettenberg
Tersteegenhaus, Emmastraße 6, 50937 Köln
Abendgespräch zur Sache
Eine Vortrags- und Diskussionsveranstaltung mit dem Politikwissenschaftler und Armutsforscher Prof. Dr. Christoph Butterwegge
Am Sonntag, 12. November, 19.30 Uhr bis 21 Uhr, findet im Tersteegenhaus, Emmastraße 6, das nächste Abendgespräch zur Sache statt. Der Referent ist der Armutsforscher Christoph Butterwegge, der von 1998 bis 2016 Politikwissenschaften an der Universität zu Köln gelehrt und zuletzt die Bücher „Kinder Ungleichheit. Wie sich die Gesellschaft ihrer Zukunft beraubt“ und „Die polarisierende Pandemie. Deutschland nach Corona“ veröffentlicht hat. Er wird über die aktuellen Krisen (Klima, Pandemie, Energie, Inflation, Krieg) sprechen – was sie für den sozialen Zusammenhalt und die ökologische Transformation bedeuten und wie sie bewältigt werden können – sozial gerecht und im Sinne von Natur- und Klimaschutz. Zu dem Abendgespräch laden die evangelische und katholische Kirchengemeinde in Sülz und Klettenberg mit der Ökumenischen Initiative Eine Welt ein. Der Eintritt frei.
Kontaktperson: Heribert Sticker, Tel. 43 56 21, Email: heribert@sticker.name
www.kirche-klettenberg.de

15.11.2023, 19:30
Evangelische Kirchengemeinde Sindorf
Christus-Kirche, Carl-Schurz-Str. 2 / Ecke Kerpener Straße, 50170 Kerpen-Sindorf
Spiegel-Bestseller: „Bei euch ist es immer so unheimlich still“
Reihe „Literatur in der Kirche“ in Sindorf
Spiegel-Bestseller-Autorin Alena Schröder ist am Mittwoch, 15. November, 19.30 Uhr (Einlass 19 Uhr), zu Gast in der Christus-Kirche Kerpen, Carl-Schurz-Straße 2, und liest aus ihrem neuen Roman „Bei euch ist es immer so unheimlich still“. In der Reihe „Literatur in der Kirche“, der Evangelischen Kirchengemeinde Sindorf, lesen die Autoren und Autorinnen live. Es können Fragen vom Publikum gestellt werden. Der Eintritt kostet 12 Euro. Darin enthalten ist ein kleiner Snack mit Selbstgemachtem und verschiedene Getränke. Karten gibt es im Vorverkauf in der VHS Bergheim, Bethlehemer Straße 25, im Soziokulturellen Zentrum, Mittelstraße 23, sowie in der Buchhandlung Sindorf, Kerpener Straße 81.
www.evangelisch-in-sindorf.de

Text: APK
Foto(s): APK

Der Beitrag Unsere Wochentipps: Kammerchor VoxBona und „Literatur in der Kirche“ erschien zuerst auf Evangelischer Kirchenverband Köln und Region.

Schweigegang vom Dom zur Synagoge: Stadtsuperintendent Seiger und Stadtdechant Kleine solidarisch mit Israel

Die beiden großen christlichen Kirchen sind sich ohne Wenn und Aber einig: Sie stehen an der Seite Israels nach dem terroristischen Angriff der palästinensischen Hamas am 7. Oktober. Und sie handeln: Ein Schweigegang startet morgen, 8. November, um 18 Uhr auf dem Roncalliplatz. Nach einer kurzen Begrüßung durch Stadtdechant Monsignore Robert Kleine und den Stadtsuperintendenten Bernhard Seiger gehen die Teilnehmenden vom Dom zur Synagoge an der Roonstraße. „Wir wollen mit dem Gang an die Pogromnacht von 1938 erinnern“, erklärte Seiger.

Der Termin am Vorabend der großen Gedenkveranstaltung habe „Nachtcharakter“ und das Schweigen sei Ausdruck der Bedrückung, die man empfinde. „Wir wollen das Erinnern nicht durch Reden relativieren“, fuhr Seiger fort. Eine Ausnahme ist auf der Glockengasse geplant. Dort wollen Kleine und Seiger daran erinnern, dass dort bis zur Pogromnacht eine Synagoge gestanden hat.

Der Gang sei auch als Zeichen der Solidarität mit den Opfern des Terrors gegen Israel bei dem Überfall der Hamas am 7. Oktober zu verstehen, ergänzte Kleine. „Die Stimmung in unserer Gesellschaft ist gar nicht so sehr von Entsetzen geprägt“, hat der Stadtdechant beobachtet. „Wenn ich lese, wie da exekutiert und gefoltert wurde, gefriert mir das Blut. Das ist ein Terrorangriff, den man mit dem 11. September vergleichen kann. Die Terroristen hatten damals wie jüngst das Ziel, möglichst viele Menschen zu ermorden.“ Natürlich sei jedes Opfer im Gazastreifen eins zu viel. „Wir aber fühlen uns verbunden mit Israel.“

Gefahr eines Antisemitismus

Kleine sieht die Gefahr eines Antisemitismus in Deutschland, der zunehmend salonfähig werden. Und er verweist auf Beispiele in anderen Ländern. In Dagestan habe ein antisemitischer Mob ein israelisches Flugzeug attackiert. „In der Türkei hängen Plakate an Geschäften, auf denen steht, dass Juden dort nicht einkaufen sollen.“ Und auf der Domplatte hat Kleine gesehen: „Aus den Kreisen mit den Flaggen der Länder, die Straßenkünstler malen, ist die israelische seit dem 7. Oktober verschwunden. Und auf der palästinensischen Flagge liegt immer Geld.“

Das Ziel der Hamas sei die Vernichtung des israelischen Staates und der Juden und Jüdinnen, die dort leben, erklärte Seiger. „Das ist wie bei der Shoa. Jüdisches Leben soll ausgelöscht werden. Unser Platz als Kirche ist ganz klar an der Seite Israels. Und auch an der Seite unserer jüdischen Mitbürger und Mitbürgerinnen in Köln.“ Das Existenzrecht Israels dürfe niemals zur Debatte stehen. Seiger und Kleine räumten ein, dass die Theologie der beiden christlichen Kirchen in früherer Zeit dazu beigetragen habe, dass Antisemitismus entstanden sei. „Wir haben daraus gelernt. Für uns heißt es ,Nie wieder‘. Und da gibt es auch keine theologischen Differenzen“, fasste der Stadtsuperintendent zusammen.

Klar auf Seiten Israels habe sich auch der Rat der Religionen nach seiner jüngsten Sitzung positioniert, sagte Kleine: „Auch die DITIB hat sich dem angeschlossen.“ Vertreter der Synagogengemeinde und der DITIB hätten sich nach der Hamas-Attacke gegenseitig besucht. Der Stadtdechant betonte, dass es neben Stadtdekanat, Katholikenausschuss und Evangelischer Kirchenverband Köln und Region zahlreiche weitere Institutionen gebe, die sich dem Aufruf zur Teilnahme am Schweigegang angeschlossen hätten. „Wirklich jede und jeder ist eingeladen.“

Text: Stefan Rahmann
Foto(s): Stefan Rahmann

Der Beitrag Schweigegang vom Dom zur Synagoge: Stadtsuperintendent Seiger und Stadtdechant Kleine solidarisch mit Israel erschien zuerst auf Evangelischer Kirchenverband Köln und Region.

„Was ist aus unseren Träumen geworden?“ – Frauenmahl setzt Zeichen für Solidarität und Gerechtigkeit

„Jetzt ist die Zeit für Solidarität und Gerechtigkeit – Kölnerinnen damals und heute kämpfen weiter“ lautete das Motto des Frauenmahls zum Reformationsfest. Eingeladen hatte der Theologinnenkonvent des Kirchenkreises Köln-Nord mit der gastgebenden Evangelischen Kirchengemeinde Weiden/Lövenich in das Gemeindezentrum Jochen-Klepper-Haus. Gut fünfzig Teilnehmerinnen und Mitwirkende tauschten sich aus, sangen und speisten gemeinsam. Sie lauschten der Musik von Frederik Stark und verfolgten Reden, Interviews und einer biographischen Darstellung in historischem Kostüm.

Gerechtigkeit und Solidarität seien Themen, die wir Frauen unbedingt teilen müssten, begrüßte die Weidener Pfarrerin Monika Crohn. Heute gehe es darum zu erfahren, was sie uns bedeutet haben und werden. Dazu gehöre unbedingt auch der Schalom, der Frieden. Unsere Gedanken, so Crohn, gingen an diejenigen, die Schweres erlebten. „Jetzt ist wieder Zeit für eine Zeitansage“, führte Pfarrerin Susanne Zimmermann ein. „Wie wir das schon immer im Kirchenverband tun rund um den Reformationstag.“ Der Konvent wolle zwei Frauen vorstellen – eine aus der Historie, eine von heute. Zunächst wolle man sich auf Spurensuche begeben mit der politischen Aktivistin, Schriftstellerin und Publizistin Mathilde Franziska Anneke (1817-1884). Und dabei einbeziehen, „was aus unseren Träumen geworden ist“. Anneke, eine Frau mit einem „reichen und rebellischen Leben“, gehöre zu den 18 weiblichen Figuren auf dem Kölner Rathausturm.

Eine Stimme gegen Armut und für Gleichberechtigung der Kulturen

„Das rebellische Gen gibt es auch bei uns, im Kirchenkreis Köln-Nord“, verwies Zimmermann auf die eingeladene Melek Henze. Die in der Türkei geborene und in Duisburg aufgewachsene Sozialwissenschaftlerin setzt sich für soziale Gerechtigkeit ein. Seit 2021 leitet sie den Lindweiler Treff, eine soziale Begegnungsstätte des Diakonischen Werkes Köln und Region im Kölner Norden. Auch dort ist die interkulturelle Beraterin und Konfliktmanagerin eine Stimme gegen Armut und für Gleichberechtigung der Kulturen. „Von ihr werden wir Handlungsanweisungen erfahren“, kündigte Zimmermann an.

Zunächst jedoch schlüpften die Pfarrerin Ronja Voldrich und Pfarrerin i. R. Uta Walger in die Rolle der jüngeren und älteren Sozialrevolutionärin und Frauenrechtlerin Anneke. Im inspirierenden Austausch untereinander ließen sie deren Leben in der Ich-Form überzeugend Revue passieren. Sie loteten Annekes Überzeugungen und starken Willen aus und ließen auch den privaten Herausforderungen und ihren Zweifeln Raum. Dabei wurde rasch deutlich, dass die historische Person „Sachen erlebt“ hat, „die für drei Leben reichen“. Sie erinnerte sich an eine tolle Kindheit in einem sehr liberalen, evangelisch-katholischen Elternhaus in Westfalen. Nach der Scheidung von ihrem ersten Mann verdiente sie sich ihren Unterhalt als Autorin von Gebetsbüchern. „Ich war sehr erfolgreich, wurde dafür gelobt“, beschrieb sie sich als Pflänzchen, das „anfing zu blühen und größer zu werden“. Durch die Gründung eines Salons, den Menschen mit Visionen besuchten, lernte sie Fritz kennen. Von ihm schwärmte die jüngere wie ältere Anneke. „Ein Mann, den ich vorher nicht erlebt hatte. Wir teilten unsere Gedanken, wollten zusammen die Welt verändern“, fühlte sie sich mit ihm auf Augenhöhe, als Kämpferin an seiner Seite. Seine neue Anstellung in Köln brachte die Familie in die Domstadt. Anneke initiierte mit die demokratische Gedanken verbreitende Neue Kölnische Zeitung. „Die war sehr erfolgreich, aber auch sehr verboten“, sagte sie hinsichtlich der Märzrevolution 1848.

Auch war sie beteiligt an der Gründung des Kölner Arbeitervereins. „Ich wollte mittendrin sein“, sprach sie über erträumtes Wahlrecht, Pressefreiheit und das Recht auf Bildung. „Gerechtigkeit für alle wollten wir erreichen.“ Dafür habe sie auch im badisch-pfälzischen Aufstand zu Pferde gekämpft. Schmähende Beinamen wie „Flintenweib“, „Communistenmutter“ oder „Apostelin des Kommunismus“ habe sie fast als Kompliment empfunden. „Die Preußen haben uns niedergemacht.“ Tot würden wir der Revolution nicht mehr nutzen, habe der zwischenzeitlich inhaftierte Fritz gesagt. Man sei über die Schweiz mit anderen Verfolgten in die USA ausgewandert. „Wir retteten unser Leben und unsere Idee.“ Erste Station sei New York gewesen, dann die deutsche Kolonie in Milwaukee im Bundesstaat Wisconsin. „Ich war richtig fleißig als Schriftstellerin, konnte Reden halten, fand Gleichgesinnte.“ Zusätzlich habe sie sich für die Befreiung von der Sklaverei und das Frauenwahlrecht eingesetzt, verstand sie sich auch in Übersee als Netzwerkerin. Nach einem Intermezzo in der Schweiz kehrte Anneke zurück in die USA. Mit einer Freundin gründete sie eine Töchterschule, auf der „vernünftige“ Bildung inklusive der Naturwissenschaften vermittelt wurde.

„Gemeinsam solidarisch miteinander umgehen.“

Abschließend erkundigte sich Zimmermann nach dem Knackpunkt von Annekes Einsatz für soziale Gerechtigkeit? Der liege begründet in der eigenen Notlage, „die war ja schon immer da“, so Voldrich.  Relevant sei es geworden, „als ich auf mich allein gestellt war“. Sie habe immer die Vision gehabt, dass Gerechtigkeit sein könne, dass man auf Augenhöhe mit Männern leben könne, nannte sie die Quelle ihres Antriebs. Diesen Traum von Gerechtigkeit gebe sie für alle weiter, sagte Voldrich. Was würde sie wohl gerne an uns weitergeben? „Ich finde, dass Frauen auch manchmal unbarmherzig miteinander umgehen, dass wir nicht solidarisch miteinander sind. Dabei ist das der größte Schatz. Gemeinsam solidarisch miteinander umgehen.“ Walger als ältere Anneke riet dazu, das Träumen nicht aufzuhören.

Melek Henze ist eine der Kölnerinnen, die heute für soziale Gerechtigkeit kämpfen. Beim Frauenmahl hielt sie eine „Rede zur Solidarität jetzt!“ Zuvor stellte sich sich Fragen von Zimmermann auch über ihre Tätigkeit als interkulturelle Beraterin. Nein, man müsse dafür keinen eigenen diversen kulturellen Hintergrund haben – „aber es kann helfen“. Überhaupt sehe sie in jeder Botschafterin, jedem Botschafter im Außendienst auch eine interkulturelle Beraterin oder einen interkulturellen Konfliktmanager. „Es ist eine Selbstverständlichkeit und auch eine Kernfähigkeit dieses Berufsbildes.“ Als Voraussetzung für den Erfolg einer solchen Arbeit nannte Henze Empathie, einen aufrichtigen, offenen Blick, einen möglichst wertfreien Blick auf die und das Andere. Dann könne man sehr gut interkulturell Brücken bauen. Ihr sei stets wichtig, nicht nur sich, sondern auch andere im Blick zu haben. Dazu gehöre auch das  Rebellische, das „ganz klar“ in ihrer Kindheit aufgekommen sei. Damals schon habe sie Antworten auf Fragen nach dem „Warum“ als unzureichend, als eingrenzend verstanden. „Nimm das an, das ist so“ – mit diesem Motto habe sie sich schon als Kind nicht anfreunden können. Und irgendwann sei sie so weit gewesen, sich für Veränderung einzusetzen.

„Was hat dabei Kraft gegeben?“, wollte Zimmermann wissen. Sie habe beim Gespräch der beiden Annekes gedacht, „das habe ich auch so erlebt“, erwiderte Henze. Die gleichen Beweggründe. „Jeder Kampf hat mir mehr Kraft gegeben.“ Ihr geltende Mauern hätten das Bedürfnis geweckt, diese einzureißen. „Mir widerstrebt alles, wenn ich Ungerechtigkeit sehe.“ Oft werde sie gefragt: „Warum bist du eigentlich in Lindweiler?“ „Weil ich das möchte“, sagte sie in Weiden. „Ich will gerade dort sein und nicht woanders.“ Diese Stelle habe sie bewusst gewählt in der Pandemie, „weil ich diesen Job machen wollte“. Nach wie vor gehe sie mit Freude und Lust zur Arbeit. „Ich bin am Abend glücklich, auch wenn ich vielleicht nicht alles geschafft habe.“

„Rede zur Solidarität jetzt!“

In ihrer „Rede zur Solidarität jetzt!“ wandte sich Henze mit der Geschichte von der Speisung der 5000 an die „lieben Schwestern“. Anhand eines konkreten Beispiels verdeutlichte sie, was diese Geschichte aus der Bergpredigt mit der alltäglichen Arbeit in einer diakonischen Einrichtung wie dem Lindweiler Treff zu tun hat. Bei dem Exempel handelte es sich um das Hoffest, „das wir Ende August zum ersten Mal seit Corona wieder auf dem Marienberger Hof gefeiert haben“. Einleitend beschrieb Henze die Lage, Situation und verschiedenen Lebenssituationen der Besuchenden und Nachbarn der Einrichtung. Das Stadtteilzentrum bietet Beratungsangebote, offene Hilfsangebote und ein vielfältiges Programm für die Stadtbevölkerung und das Veedel. Es verfügt unter anderem über ein Café und einen Second Hand Laden.

In Lindweiler lebten „so viele unterschiedliche Menschen mit ganz gegensätzlichen Bedürfnissen auf engstem Raum zusammen“, stellte Henze fest. „Gerade weil dieser Stadtteil in seiner von Autobahnen ummauerten Randlage sehr auf sich allein gestellt ist, (…) gibt es ganz viele in Lindweiler, die begriffen haben: wenn wir uns hier nicht aus dem Weg gehen können, dann müssen wir irgendwie miteinander auskommen. Und was dieses ,irgendwie‘ dann ausmacht: das liegt an uns“, hob sie hervor, „wie viel ehrenamtliches und zivilgesellschaftliches Engagement sich gerade in so einer schwierigen Randlage mobilisieren lässt“.

Im Lindweiler Treff versuche man verbindend zu arbeiten, „das Inklusive erfahrbar zu machen und allem Ausgrenzenden entgegenzustellen“, so die Leiterin. „Von den rund vierzig Ehrenamtlichen im Treff sind rund 65 Prozent selber auf Sozialleistungen angewiesen. Viele bringen ihre Brüche, Enttäuschungen und Erfahrungen von Scheitern mit.“ Aber wenn es ums Anpacken gehe, ständen sie sofort bereit. Als man für die Planung des Festes die anderen Vereine in Lindweiler eingeladen habe, sei es auch um die Frage der Kosten für die Büfett-Speisen und Softdrinks gegangen. „Niemand wollte einen großen Reibach machen. Aber die meisten waren sich einig: ein Euro für eine Waffel, einen Hot Dog, eine Limo: das ist doch wirklich fast geschenkt! (…) Aber was günstig oder teuer ist, wird in den Wohnungen rund um den Platz ganz anders erlebt, als in den ,bürgerlichen‘ Straßen dahinter.“

„Es wäre ein Fest geworden, das die einen in vollen Zügen hätten mitfeiern können, und bei dem die anderen mit jeder Minute mehr gespürt hätten, dass sie nicht dazu gehören“, richtete sie den Blick auf finanziell schlechter gestellte Menschen und Familien. Am Ende einer intensiven Diskussion habe man „die alles entscheidende Weiche in Richtung auf ein wirklich inklusives Hoffest gestellt: das ganze Fest würde für die Menschen von Anfang bis Ende kostenlos werden“. Das Vertrauen darauf, „genug Spenden für das Büfett zu bekommen“, sei gerechtfertigt gewesen.

Ein Gefühl von Freiheit

Kostenlos habe man nicht nur Speisen und Getränke angeboten. Ebenso frei hätten die zahlreichen Spielangebote und Aktionen genutzt werden können. „Kein Kind musste bei Mama oder Papa betteln, ob es nicht doch dabei sein konnte. Und in dem Getümmel waren sie alle dabei: die Menschen vom Marienburger Hof, deren Sorgen und Tragödien ich unter der Woche immer wieder mitbekomme. Könnt Ihr Euch vorstellen, was dieses kostenlose Fest für manche ein Gefühl von Freiheit geschenkt hat?“

Henze erläuterte die Beziehung zur biblischen Geschichte von der Speisung der 5000. „Erstens: Wenn man Menschen für viele Stunden an einen Ort einlädt, dann bekommen sie Hunger.“ Zweitens habe man hinsichtlich „der materiellen Voraussetzungen am Anfang auch kaum mehr als die fünf Brote und zwei Fische gehabt, um die vielen Menschen satt zu kriegen“. Mit einem von Henze nur andeutungsweise genannten bescheidenen Förderbetrag habe man über 600 Menschen rundum verwöhnen können. „Und das ist die dritte Parallele: Aus unseren ,fünf Fischen und zwei Broten‘ als Grundstock wurde mit dem großartigen Spirit der Ehrenamtlichen ein Festessen.“

„Solidarität und Zusammenhalt entscheiden sich oft über kleine, aber entscheidende Weichenstellungen“, konstatierte Henze. Das zeige die Geschichte dieses Hoffestes. „Diese Weichen im Alltag immer wieder zu erkennen und dann aber auch darum zu kämpfen, dass sie in die richtige Richtung gestellt werden, dass ist unser tägliches Bemühen.“ Dafür brauche man Verbündete. „Dafür brauchen wir euch alle. Und manche Weichen sind so schwer und manchmal auch so verrostet, dass wir noch viel mehr werden müssen, um sie in Richtung einer solidarischeren Gesellschaft umlegen zu können.“

Beim Essen und in zwei Gesprächsrunden wurde sich an den Tischen rege ausgetauscht. Zunächst darüber, was aus früheren Träumen geworden sei. In der Schlussrunde lautete die Fragestellung: „Was tun wir heute für Solidarität und Gerechtigkeit?“ Vielschichtig fielen die Antworten aus. Einerseits ging es um persönliche Hilfe, indem man etwa auf einsame oder alleinerziehende Nachbarinnen und Nachbarn achte. Und wenn angesagt, einfach mal mit anpacken. Andererseits wurde dafür plädiert, „sich öffentlich einzusetzen, den Mund aufzumachen und Zivilcourage zu zeigen, wenn Diskriminierendes, Antisemitisches oder Frauenfeindliches gesagt oder so gehandelt wird“. Nach wie vor setze man sich für Flüchtlinge ein. Und weiter pflege man auch Kontakte nach Israel und Palästina und zeige Verbundenheit.

Auf Vorschlag von Henze geht die Kollekte der Veranstaltung an die Stiftung Wings of Hope Deutschland der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern. Diese verfolgt die Ziele „Trauma heilen, Frieden stiften, Versöhnung leben“.

Text: Engelbert Broich
Foto(s): Engelbert Broich

Der Beitrag „Was ist aus unseren Träumen geworden?“ – Frauenmahl setzt Zeichen für Solidarität und Gerechtigkeit erschien zuerst auf Evangelischer Kirchenverband Köln und Region.

Resolution: Unverbrüchliche Solidarität mit den Jüdinnen und Juden in Köln – Die Synode des Ev. Kirchenkreises Köln-Nord tagte in der Auferstehungskirche in Bocklemünd

In einer Resolution hat die Synode des Evangelischen Kirchenkreises Köln-Nord ihre unverbrüchliche Solidarität mit den jüdischen Menschen erklärt: „Die Synode des Kirchenkreise Köln-Nord steht fest an Seite der jüdischen Gemeinden in Köln und stellt sich gegen Antisemitismus ohne Wenn und Aber. Sie verurteilt jede Form von Antisemitismus und Terror“, heißt es in dem Aufruf, dem alle Synodalen zustimmten.

Pfarrer Johannes Böttcher leitete den Gottesdienst zu Beginn der Synode

Begonnen hatte die Synode mit einem Gottesdienst in der Auferstehungskirche in Bocklemünd, der unter dem Motto „Dem Volk aufs Maul schauen“ stand. Die Predigt hielt Johannes Böttcher, Pfarrer an der Gnadenkirche in Pulheim. Er predigte über Kapitel 14 des ersten Korintherbriefes von Paulus, über die Vielzahl der Sprachen, die damals in der multikulturellen Stadt gesprochen wurden und hatte eine Zeile aus einem Lied von Tim Bendzko als Unterstützung gewählt. „Wenn Worte meine Sprache wären…“.

Nur wer sich verstehe, könne eine Gemeinde aufbauen, habe Paulus den Korinthern damals geschrieben. Verstünden die Menschen noch die Sprache der Kirche? Wer wüsste zum Beispiel mit dem Begriff „Abkündigung“ noch etwas anzufangen. Im Internet finde man die Definition „Lieferende eines Produkts“. „Die Krise der Kirche liegt auch an ihrer Sprache“, erklärte Böttcher. „Die evangelische Kirche ist die Kirche des Wortes. Im Kern haben wir nicht mehr und nicht weniger als die Sprache.“ Aber es gelte neue Worte zu finden, „um in Zukunft glaubwürdiger zu sein für uns selbst und für die anderen“. „Das wandernde Volk Gottes bricht noch einmal auf zu neuen sprachlichen Ufern mit leichtem Gepäck und leichtem Herzen. Wir dürfen auf ein neues Pfingstwunder hoffen. Es war der Heilige Geist, der die Apostel sprachfähig gemacht hat.“

Der Gottesdienst und erst recht die Predigt waren eine Steilvorlage für Philipp Gessler. Der „Zeitzeichen“-Redakteur, der auch schon für den Deutschlandfunk und die „taz“ gearbeitet hat und Mitautor des Buches „Phrase unser“, war zur Synode eingeladen worden und hielt einen Vortrag zum Thema „Dem Volk aufs Maul schauen. Evangelisch leben. Wie machen wir uns heute als Kirche verständlich?“ Er zitierte zu Beginn seiner Ausführungen Dorothee Sölle: „Evangelisch sein, heißt keinen Papst zu haben, aber ein Buch.“ Und fuhr dann mit dem Gedicht „Gib mir die gabe der tränen gottder Theologin und Poetin fort und formulierte Themen zu den Zeilen von Sölle.

Philipp Gessler hielt seinen Impulsvortrag auf der Synode

Kirchliche Sprache, hat Gessler bei seinen Recherchen für sein Buch herausgefunden, sei allzu oft eine uneigentliche aber persönliche Sprache. Weiter sei „sie immer ehrlich und steckt voller emotionaler Ich-Aussagen“. Alles sei immer „spannend, kostbar, wertvoll“. Die inflationäre Verwendung solcher starken Worte entwerte sie. Gessler nannte die Verwendung dieser Begriffe einen „Bestätigungszirkus“ im innerkirchlichen Raum. Gessler kritisierte die „Fachsprache“, die in Gottesdiensten und Predigten gesprochen werde. Niemand verstehe, was mit Gott oder Kreuz gemeint sei, „und wenn wir von Sünde sprechen, denken die Menschen an Schokolade“.

Eine schlanke, nichttheologische, alltagstaugliche Sprache sei immer möglich. „Dem Volk aufs Maul schauen ohne ihm nach dem Mund zu reden“, hält Gessler für einen Schlüssel zum Erfolg. Innerhalb der Kirche grassiere die Angst vor Austritten. „Deshalb ist die Sprache der Kirche die einer ängstlichen. Sie nimmt sich als bröckelnde Institution wahr. Niemand soll erschreckt, alle sollen mitgenommen werden.“ Die Kirche sei mit ihrer Sprache Opfer ihres eigenen Erfolgs geworden. Seit den 70er Jahren habe sich die Gesellschaft modernisiert. Der Glaube an Pädagogik und die Gestaltungskraft der Gesellschaft sei stark geworden. Die Kirchen seien auf diesen Zug aufgesprungen. „Es gab weniger Kult und mehr Einsatz für den Nächsten. Die Kirche hat den Slang jener Zeit übernommen, der heute ziemlich abgenudelt wirkt.“

Gessler übte auch Kritik an der großen Rolle, die Achtsamkeit gerade in den Gemeinden spiele. „Achtsamkeit erschwert den innerkirchlichen Dialog. Man vermeidet das klare Wort. Wie in fast allen Familien wird über manches nicht geredet. Gessler hatte Beispiele parat: „Ich kann das gut hören. Ich lege jetzt mal meins daneben.“ Die Lacher aus dem Plenum waren ihm sicher. „Wörter, die im Alltag nicht vorkommen, bedeuten nichts“, setzte der Referent seine Kritik fort. Er empfahl der Kirche mehr Vertrauen in die starken Sätze der Bibel, etwa der Propheten und in den Psalmen. Und bloß nicht der Jugendsprache hinterher zu hetzen. „In der ,Volxbibel‘ war die Szene mit Maria Magdalena und einer Gefährtin am Grab überschrieben der Zeile: Jesus: Fettes Comeback.“ Das sorgte für Heiterkeit auf der Synode. Und im Übrigen könne alles ganz einfach sein: „Segen und Handauflegen erklären sich von selbst. Bilder und Gesten sind wichtiger als früher. Das kann für Kirche eine Hoffnung sein.“

Superintendent Markus Zimmermann berichtete über die Ereignisse der vergangenen Monate

In seinem Jahresbericht ging Superintendent Markus Zimmermann auf die aktuelle Situation in Israel und dem Gaza-Streifen. „Der Terrorangriff der Hamas hat Spuren in den jüdischen Gemeinden unserer Stadt hinterlassen. Die Jüdinnen und Juden wissen nun, dass sie kein sicheres Land mehr zum Rückzug haben.“ Zimmermann erinnerte an den Rat der Religionen in Köln, der sich mit den Jüdinnen und Juden solidarisiert hat. Auch die muslimischen Verbände hätten dem zugestimmt. Der Superintendent rief alle auf zur Teilnahme an dem Schweigegang, der am Mittwoch, 8. November, um 18 Uhr am Kölner Dom startet. Er steht unter dem Motto „Wir trauern um die Opfer des Terrors gegen Israel. Wir stehen an der Seite unserer jüdischen Mitbürger*innen!“ Vom Dom gehen die Teilnehmenden schweigend zur Synagoge an der Roonstraße. Neben dem Kirchenverband Köln und Region laden auch das katholische Stadtdekanat und der Kathodenanschluss sowie zahlreiche weitere Unterstützer ein.

An die Vertreterinnen und Vertreter der Gemeinden gewandt erklärte Zimmermann mit Blick auf die Lage der evangelischen Kirche, dass es „überhaupt keinen Grund gibt, uns klein zu reden“. Man könne getrost der Jahreslosung „Gott sieht uns“ vertrauen. „Wir haben Austritte, aber wir haben auch viele Taufen.“ Im Januar wird eine Studie über sexuellen Missbrauch in der evangelischen Kirche veröffentlicht. „Endlich“, so Zimmermann. Die Kirchenleitungen seien angewiesen, diese Studie an alle Ebenen der Kirche weiterzugeben. „Dann sollten wir den selbstverständlichen Haltungswechsel wirklich vollziehen und uns zuerst den Opfern zuwenden.“

Der Superintendent bedankte sich bei allen Beteiligten für ihre Arbeit auf dem Weg zur Regionalisierung im Kirchenkreis. „Das ist anstrengend, es gibt auch Rückschläge und Bedenken. Aber ich sage ihnen ganz ehrlich: Ich kann das Wort ,Sorge‘ nicht mehr hören. Ich habe Zuversicht. Wir alle können entdecken, dass auch jenseits unserer Gemeindegrenzen Menschen Gutes tun. Es liegt so viel Potential in den Fusionen der Gemeinden.“ Der Kirchenkreis Düsseldorf werde zu einer Gemeinde, berichtete er aus der Landeskirche. „Das muss bei uns nicht sein“, sagte Zimmermann mit einem Schmunzeln. „Aber es gilt die Erkenntnis: Gemeinsam sind wir stark.“ Ein schwieriges Kapitel seien die Gebäude. Da gebe es bittere Abschiede. „Wir sollten den Mut haben, Gebäude abzugeben, und das, was wir behalten, richtig schön zu machen.“

Die Gespräche mit den beiden anderen linksrheinischen Kirchenkreisen liefen gut, berichtete der Superintendent weiter. Nach der Fusion werde der neue linksrheinische Kirchenkreis der größte in der Landeskirche sein. Im Jahr 2026 rechnet Zimmermann mit einem gemeinsamen Kirchenkreisamt. Der Superintendent beendete seine optimistischen Ausführungen mit einer tröstlichen Gewissheit: „Gott sieht uns.“

Finanzkirchmeisterin Gaby Orbach berichtete den Synodalen von einem „sehr erfreulichen“ Jahresüberschuss für 2022 in Höhe von 486.726 Euro. Die Summe erklärt sich aus Sondererträgen wie etwa einer nachträglichen Mieterstattung des Kirchenverbandes für die Superintendentur. Zudem seien wegen Corona viele Veranstaltungen ausgefallen und hätten somit keine Kosten verursacht. 414.343 Euro des Überschusses werden an die Gemeinden ausgeschüttet mit der dringenden Empfehlung, daraus eine freiwillige gemeindliche „Rücklage Treibhausgasneutralität“ zu bilden, um einen Teil der später notwendigen Investitionen bezahlen zu können. Je 16.000 Euro spendet der Kirchenkreis einem Projekt des Kirchenkreises Moers zur Armenspeisung in Ägypten, der Dr. Deubner-Stiftung für das Kölner Obdachlosenfrühstück und an United4Rescue.

Gaby Orbach informierte auch über den Stand der Fusionsverhandlungen mit den Kirchenkreisen Köln-Mitte und -Süd. Nach der Fusion werde es nur noch einen Superintendenten oder eine Superintendentin geben. Mehr als zwei Synodalassessoren werde die Landeskirche wohl nicht zulassen. Das gemeinsame Kirchenkreisamt werde deutlich weniger Gemeinden zu betreuen haben, weil die Zahl der Gemeinden wegen deren Fusionen kleiner werde. Man überlege, ob das Amt des Stadtsuperintendenten oder der Stadtsuperintendentin turnusmäßig zwischen dem links- und rechtsrheinischen Kirchenkreise wechsle.

Die Braunsfelder Pfarrerin Ulrike Graupner und Sammy Wintersohl, Leiter des Amtes für Presse und Kommunikation, informierten über den Stand in Sachen Kasualagentur, deren Einrichtung die Verbandsvertretung im Sommer beschlossen hat. „Kasualagentur ist nur ein Arbeitstitel“, erklärte Graupner und berichtete von zwei Ereignissen, die Anlass für die Gründung der Agentur sind. Das Tauffest am Rheinufer im vergangenen Jahr und die Pop-up-Hochzeit in diesem Jahr rund um die Christuskirche. „Das Bewerbungsverfahren für die geplanten zwei halben Pfarrstellen läuft“, sagte Wintersohl. Ende des Jahres sollen die besetzt sein. „Es wird eine Arbeitsgruppe geben, die die Agentur begleitet und berät. Alles, was in der Agentur getan wird, passiert im Rahmen der kirchlichen Ordnung. Wir wollen einen guten Service anbieten.“

Einstimmig wählte die Synode Pfarrerin Maike Pungs in das Amt der 1. Stellvertretenden Skriba und in den Synodalen Finanzausschuss. Außerdem nahm die Synode zur Kenntnis, dass die langgeübte Praxis von sechs Synodalältesten im Kreissynodalvorstand Köln-Nord nach der Fusion der drei linksrheinischen Kirchenkreise nicht fortgesetzt werden kann. Im Hinblick darauf sollen auch dem Kreissynodalvorstand Köln-Nord ab der Wahlsynode 2024 die in der Kirchenordnung vorgesehenen vier Synodalältesten angehören.

Den Kirchenkreis Köln-Nord gibt es seit 1964 nach Teilung des alten Kirchenkreises Köln in vier Kirchenkreise. Gemeinsam mit den ihm angeschlossenen Kirchengemeinden gehört er zur Evangelischen Kirche im Rheinland. Die nächste Synode findet am 12. Juni 2024 statt. 

Text: Stefan Rahmann
Foto(s): Stefan Rahmann / APK

Der Beitrag Resolution: Unverbrüchliche Solidarität mit den Jüdinnen und Juden in Köln – Die Synode des Ev. Kirchenkreises Köln-Nord tagte in der Auferstehungskirche in Bocklemünd erschien zuerst auf Evangelischer Kirchenverband Köln und Region.

Bikerinnen und Biker trotzen dem Herbstwetter bei Motorrad-Gedenkfahrt zum Altenberger Dom

Bei schmuddeligem Herbstwetter kamen nur die härtesten Bikerinnen und Biker zum Treffpunkt am Militärring, um von Köln aus Richtung Altenberger Dom zu fahren und verstorbenen Bikern mit einem Gottesdienst zu gedenken. Veranstaltet wurde das Ganze von der Aktion Bauer Punkt, der Motorradorganisation innerhalb der evangelischen Kirche Rheinland. So konnte der Tross ziemlich pünktlich starten und ohne große Verzögerungen nach Altenberg fahren.

Ziel war der Altenberger Dom, wo Motorradpfarrer Ingolf Schulz und sein Kollege Thomas Rusch, ebenfalls begeisterter Motorradfahrer, auf die Bikerinnen und Biker warteten. Die Teilnehmenden mussten bei der Fahrt besonders aufpassen, nasse Straßen und feuchtes Laub sind nicht des Bikers Freund. Gefahren wurde mit Polizeibegleitung, einige Straßen und Kreuzungen waren für den Autoverkehr gesperrt. Die Gruppe war überschaubar, so kamen die Maschinen schnell voran, alle waren rechtzeitig am Altenberger Dom, um dem Gottesdienst zuzuhören und sich erst einmal mit einer Bratwurst zu stärken und vor allem wieder aufzuwärmen.

„Der Gottesdienst ist der Ursprung des Ganzen“

Pfarrer Thomas Rusch gab dem Ganzen gleich den richtigen Rahmen: „Die Fahrt ist ja ganz nett, aber der Gottesdienst ist der Ursprung des Ganzen.“ Im Dom gab es noch ein paar Vorbereitungen, der Küster war erst in letzter Minute zum Dom geeilt, um das Gotteshaus hochzufahren, ihm war der Termin gar nicht bekannt. Auch das vierte Mitglied der Band war überraschend noch dazu gestoßen, doch Pfarrer Ingolf Schulz behielt eine stoische Ruhe und konnte kurz vor 14 Uhr den Gottesdienst starten.

„Heute beginnen wir mal mit einem Dank an alle Ehrenamtlichen, die uns diese Veranstaltung ermöglichen“, begrüßte Ingolf Schulz die Gemeinde. „Auch das passt zu dem heutigen Tag – wir starten mit dem letzten Lied auf Eurem Liedblatt.“ Das war der Motorradfahrerblues, der sehr an Honky Tonk Woman der Stones erinnerte. „Wir denken jetzt daran, dass das hier keine Spaßveranstaltung ist, sondern der Erinnerung an die verstorbenen Bikerinnen und Biker dient.“ Dazu wurde eine Liste herumgereicht, in die jeder ‚seinen‘ Verstorbenen eintragen konnte, dessen Name dann später im Gottesdienst verlesen wurde.

„Dank Gott kommen wir am Fahrtziel unseres Lebens an“

Nach einem Eröffnungsgebet sprachen beide Pfarrer das Glaubensbekenntnis für Motorradfahrer. „Wir erleben Jesus als unsichtbaren Sozius, er kennt und leitet unser Leben, auch der Tod ist ihm nicht fremd. Gott brachte den Motor des Lebens bei Jesu wieder ans Laufen. Freude bestimmt unser Fahren, Gott zerreißt den Strafzettel unseres Lebens, dank Gott kommen wir am Fahrtziel unseres Lebens an.“

Die Kollekte war in diesem Jahr zugunsten traumatisierter Kinder und Jugendlicher, die aus ihrem Zuhause geholt werden mussten. „Wir sammeln hier nicht für uns, sondern das Geld geht komplett an diese Einrichtung.“

„Achtsamkeit kann Menschen verändern“

Die Predigt gestaltete Thomas Rusch in Teilen interaktiv. „Kennt jemand die Jahreslosung der evangelischen Kirche?“ Keine Hand ging in die Höhe, verschmitzt nutzte Thomas Rusch die Gelegenheit und machte das Angebot, nach dem Gottesdienst zu ihm zu kommen und wieder in die Kirche einzutreten. „Ich habe auch noch was Spezielles dabei – die ersten drei Eintritte bekommen einen besonderen Segen und ein kleines Kreuz von mir.“

Natürlich verriet er auch das Jahresmotto, was dann auch Thema seiner Predigt war: „Du bist ein Gott, der mich sieht.“ Er erzählte die Geschichte von Zachäus, einem Zöllner, der sich der herrschenden Klasse andiente und dort durch Betrügereien reich geworden ist. Vom Volk wurde er verachtet. Jesus kam in sein Dorf, er wollte unbedingt Jesus sehen und kletterte auf einen Baum. „Jesus ging an dem Baum vorbei, blieb stehen und redete Zachäus mit Namen an, er möge doch herunterkommen und mit ihm in sein Haus gehen.“ Der völlig überraschte Zachäus tat genau das, hörte Jesus zu und sagte ergriffen, dass er seinen Reichtum zur Hälfte teilen wolle und alles durch Betrug erwirtschaftete Geld zurückgeben werde. „Die tiefe Wertschätzung durch Jesus veränderte Zachäus, Jesus nahm ihm die Zöllnermaske ab.“ Jesus habe Zachäus Achtsamkeit geschenkt, das könne man auf das eigene Leben übertragen. „Wie ist unsere Blickführung im Leben? Schenken wir Achtsamkeit? Erfahren wir Achtsamkeit? Gerade auf dem Bike ist es wichtig, achtsam zu sein.“ Die Konflikte in der Welt würden sich erst lösen, wenn die Menschen sich wieder in die Augen schauen.

Gedenken an verstorbene Bikerinnen und Biker

Einer der Höhepunkte des Gottesdienstes waren die Fürbitten, während derer die verstorbenen Biker namentlich genannt wurden, die vorher in die Listen eingetragen wurden. Für jeden Toten wurde eine Kerze entzündet, zu jedem wurde ein persönliches Wort gesagt, was die Gemeinde still und bewegt zur Kenntnis nahm.

„Wir freuen uns auf nächstes Jahr und sehen uns alle gesund am 26. Oktober 2024 hier wieder“, verabschiedete Ingolf Schulz die Gemeinde, nicht ohne noch eine Rocknummer seiner Band zum Besten zu geben.

Text: Dr. Klemens Surmann
Foto(s): Dr. Klemens Surmann

Der Beitrag Bikerinnen und Biker trotzen dem Herbstwetter bei Motorrad-Gedenkfahrt zum Altenberger Dom erschien zuerst auf Evangelischer Kirchenverband Köln und Region.

Aufruf zum Schweigegang: Gemeinsam gegen Antisemitismus und für Solidarität

Machen Sie mit und setzen Sie ein starkes Zeichen gegen Antisemitismus und für Solidarität! Am Mittwoch, 8. November, findet um 18 Uhr der Schweigegang vom Roncalliplatz über die Glockengasse zur Synagoge in der Roonstraße statt. Stadtsuperintendent Bernhard Seiger, Stadtdechant Msgr. Robert Kleine und der Katholikenausschussvorsitzende Gregor Stiels rufen gemeinsam zum Schweigegang am Vorabend des Gedenkens an das Novemberpogrom von 1938 in der Synagoge auf.

Es geht darum, ein starkes Zeichen gegen antisemitische Gewalt und Hass in jeglicher Form zu setzen. Die schrecklichen Terrorangriffe gegen Israel am 7. Oktober und die darauffolgenden antisemitischen Übergriffe in Deutschland haben gezeigt, dass der Kampf gegen Antisemitismus heute genauso relevant ist wie je zuvor.

Die Resonanz im Vorfeld für den Schweigegang ist überwältigend. Viele Menschen haben bereits ihre Unterstützung zugesagt und ihre Teilnahme angekündigt. Auch viele Gemeinden und Organisationen unterstützen den Gang und haben zur Teilnahme aufgerufen. Die Veranstalter freuen sich, wenn möglichst viele Menschen diesen wichtigen Schweigegang unterstützen und ihre Solidarität zum Ausdruck bringen möchten.

Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

Weitere Informationen finden Sie hier:

Text: APK
Foto(s): APK

Der Beitrag Aufruf zum Schweigegang: Gemeinsam gegen Antisemitismus und für Solidarität erschien zuerst auf Evangelischer Kirchenverband Köln und Region.

Evangelische Beratungsstelle Köln bietet Beratung bei unerfülltem Kinderwunsch an

Catharina Backes, psychologische Beraterin bei der Evangelischen Beratungsstelle Köln, bietet kostenlose Beratung bei unerfülltem Kinderwunsch an. In diesem sensiblen Prozess helfen sie und ihr Team, individuelle Wege zu finden, die zum eigenen „Alles“ passen. Paare können hier Unterstützung erhalten, um Fragen zur Dauer der Behandlung, Abbruchkriterien und partnerschaftliche Harmonie zu klären, ohne sich gegenseitig zu verlieren. Catharina Backes betont: „Wir beraten für die Frau und das Paar, nicht gegen sie.“

Haben Sie Interesse an weiteren Videos? Dann schauen Sie doch rein und abonnieren Sie unseren YouTube-Kanal.

Der ganze Text zum Nachlesen:

In der evangelischen Schwangeren-Beratungsstelle bieten wir auch Beratung bei unerfülltem Kinderwunsch an, und das kostenfrei, wenn ein Paar sich in Kinderwunschbehandlung befindet und es nicht klappt. Oft stellt sich die Frage: Haben wir denn alles gemacht? Nun ja, aber diese „Alles“ ist sehr individuell und persönlich und unterscheidet sich oft von dem, was medizinisch alles noch möglich ist. Oft verlieren Paare leider in diesem Prozess auch ihr persönliches „Alles“ aus den Augen und gehen über ihre Grenzen. Genau da wollen wir mit der Beratung ansetzen und die richtigen Fragen stellen: Was ist eigentlich für uns stimmig? Wie lange wollen wir das machen? Was sind unsere Kriterien dafür, dass wir irgendwann aufhören können? Wie gehen wir damit um, wenn wir unterschiedlicher Meinung sind? Und wie schaffen wir es, dass wir uns als Paar nicht aus den Augen verlieren? Diese Fragen können Teil eines Beratungsprozesses sein, bei dem es darum geht, den für sich vertretbaren Weg zu finden. Wir beraten für die Frau und das Paar, nicht gegen sie.

Text: APK
Foto(s): APK

Der Beitrag Evangelische Beratungsstelle Köln bietet Beratung bei unerfülltem Kinderwunsch an erschien zuerst auf Evangelischer Kirchenverband Köln und Region.

Solidarität mit den Opfern des Terrors gegen Israel: Schweigegang am 8.11.

Am 8. November 2023 findet um 18 Uhr ein Schweigegang vom Roncalliplatz über die Glockengasse zur Synagoge in der Roonstraße statt. Stadtsuperintendent Bernhard Seiger, Stadtdechant Msgr. Robert Kleine und der Katholikenausschussvorsitzende Gregor Stiels rufen gemeinsam zum Schweigegang am Vorabend des Gedenkens an das Novemberpogrom von 1938 in der Synagoge auf.

Schon vor den menschenverachtenden und durch nichts zu rechtfertigenden Terrorangriffen gegen Israel am 7. Oktober und den sich anschließenden antisemitischen Übergriffen auch in Deutschland wurden Stadtdechant Msgr. Robert Kleine und Stadtsuperintendent Bernhard Seiger vom Vorstand der Synagogen-Gemeinde Köln gebeten, die Festrede zum Gedenken am 9. November in der Synagoge zu halten. Sie haben diese ehrenvolle Aufgabe gerne angenommen.

Gemeinsam mit dem Vorsitzenden des Katholikenausschusses, Herrn Gregor Stiels, ist es ihnen ein Anliegen, mit dem Schweigegang nun auch ein öffentliches Zeichen der Anteilnahme und Verbundenheit mit Israel und den jüdischen Mitbürger*innen Kölns zu setzen.

Die Aufrufenden freuen sich, wenn möglichst viele weitere Organisationen, Gemeinden oder Gruppen den Gang unterstützen.

Wenn Gemeinden oder Organisationen den Gang unterstützen möchten, können sie dies bis zum 6. November mitteilen unter: schweigegang@kirchekoeln.de. Bei einem erneuten kurzfristigen Aufruf können sie dann als Unterstützer*innen mit genannt werden.

Text: APK
Foto(s): APK

Der Beitrag Solidarität mit den Opfern des Terrors gegen Israel: Schweigegang am 8.11. erschien zuerst auf Evangelischer Kirchenverband Köln und Region.

„Selig sind die Sanftmütigen, denn sie werden das Land erben“: Zentrale Reformationsfeier in der Trinitatiskirche

Die aktuellen Ereignisse in Israel und Gaza haben auch die Zentrale Reformationsfeier des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region in der Trinitatiskirche geprägt. „Wir kommen zusammen in bewegter Zeit. Atemlos verfolgen wir die tägliche Nachrichtenentwicklung in Israel und Gaza. Wir sind entsetzt über die Opfer des schrecklichen Massakers der Hamas in Israel. Wir stehen als Kirchen und als Gesellschaft an der Seite unserer jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger in unserer Stadt und zeigen das auch klar“, sagte Stadtsuperintendent Bernhard Seiger zur Begrüßung der Gäste in der gut besetzten Kirche.

Man trauere um die Opfer auf beiden Seiten. „Wir sehen die Komplexität des politischen und ethischen Konflikts. Wir sind in großer Sorge um die weitere internationale Entwicklung. Wir versuchen, die Sicht der verschiedenen Seiten wahrzunehmen. Wir spüren die Tragik und unsere Unsicherheit und unsere Ohnmacht.“ Und suche Schutz in Gottes Haus, suche nach Wegen, Worten und Orientierung, nach Schutz für die aufgewühlten Seelen. Seiger verwies auch auf den Krieg in der Ukraine.

Eine weitere weltweite Krise sei der Klimawandel. „Wir sehen die Naturkatastrophen, die Zunahme von Wetterextremen, die Ausbreitung von Dürren und den Nahrungsmangel in der südlichen Hemisphäre. Die Abholzung von Wäldern und der CO2-Ausstoß sind wesentliche Ursachen dafür.“ Von der jungen Generation würden zu Recht unangenehme Fragen nach der Bewahrung der Schöpfung gestellt. Es gelte Antworten zu finden auf die Frage: „Wie können wir mit Blick auf folgende Generationen verantwortungsvoll leben und es tun, ohne dabei die reformatorische Botschaft von der Freiheit eines Christenmenschen aufzugeben?“

Bewegende Worte fand Pfarrerin Charlotte Horn zum Thema in einem Impuls vor der Predigt. Horn unterrichtet evangelische Religionslehre an der Erzbischöflichen Ursulinenschule und ist Pfarrerin der rheinischen Landeskirche. „In Pakistan gab es 2022 die schwerste Flut seit den Wetteraufzeichnungen. Während in Deutschland Klima-Aktivisten kriminalisiert werden, läuft den Menschen in Pakistan die Zeit davon.“ Es wurde ein Brief von Lars Werner verlesen, der eine mehrmonatige Haftstrafe verbüßt, weil er sich auf eine Straße geklebt hat: „Ich sehe mich im Gefängnis nicht als Opfer. Habe ich doch mein Schicksal selbst in die Hand nehmen können. Und ich habe ein Dach über dem Kopf. Nicht wie die 30 Millionen in Pakistan, die ihres bei der Flut verloren haben.“ Der Club of Rome habe schon in den 70er Jahren vor den katastrophalen Folgen ungebremsten Wirtschaftswachstum gewarnt, erinnerte Horn.

„Wer will ich einmal gewesen sein?“

„Wir Boomer hätten es wissen müssen. Die sogenannte ,Letzte Generation‘ ist ja nicht die Generation vor dem Kipp-Punkt, sondern die zwischen den Kipp-Punkten.“ Horn nannte das Buch „Hoffnung durch Handeln“ von Joanna Macy als Beispiel für den Umgang mit den Schuldgefühlen der Boomer. „Wenn Menschen sich dem Strom ihres Lebens öffnen, fällt ihnen eine Last von den Schultern. Die Tiefe ist schwarz, aber nicht bodenlos.“ Horn hat neben einer festgeklebten Kirchenmusikerin und Klima-Aktivistin auf der Straße gesessen. Die habe die entscheidende Frage gestellt: „Wer will ich einmal gewesen sein?“ Diese Frage müsse sich jeder selbst stellen. Aber: „Erfolgsgarantie war noch nie eine prophetsiche Kategorie.“

Stadtsuperintendent Bernhard Seiger.
Stadtsuperintendent Bernhard Seiger.

Die Predigt im Reformationsgotttesdienst hielt Oberkirchenrätin Dr. Wibke Janssen, in der Landeskirchenleitung zuständig für Theologie und Ökumene sowie für die vier Kölner Kirchenkreise: „Liebe Gemeinde, ganz klar: Die Predigt, die wir vor neun Monaten für diesen Gottesdienst vereinbart hatten, muss ich heute anders halten. ,Selig sind die Sanftmütigen, denn sie werden das Land erben‘ sollte ich bedenken, mit Fokus auf die Bewahrung der Schöpfung und die unterschiedlichen Wege, die Menschen dazu für richtig halten. Nach dem brutalen Angriff der Hamas auf Israel vor 24 Tagen steht das Thema ,Land‘ noch in einer anderen, unendlich bitteren Dimension im Raum. Gleichzeitig bleibt die Klimakrise Wirklichkeit.“ Der Reformationstag rufe in ein Spannungsfeld von Widerstand gegen etwas, das unbedingt anders werden müsse, und pro-testare, also Zeugnis ablegend für etwas.

„Selig sind die Sanftmütigen, denn sie werden das Land erben.“

Mit Bezug auf die Bergpredigt und die Worte „Selig sind…“, erklärte die Oberkirchenrätin: „Jesus wendet sich den Verunsicherten zu, die an Gott zweifeln und den Traurigen, den Trauernden, die sich nach Trost sehnen.“ Und er rufe auf: mit einem Hunger nach Gerechtigkeit, mit den Aufgaben, Frieden zu stiften und aktiv zu werden für die gerechte Sache. „Politische Themen. Wir sind mittendrin, in Gefühlen und Fragestellungen, zu denen Jesus vor langer Zeit lehrt, und die uns heute sehr bewegen.“ Und weiter: „,Selig sind die Sanftmütigen, denn sie werden das Land erben.‘ Ein sanftes Gemüt, das auf Einmütigkeit setzt, macht friedliches Land-Erbe wahrscheinlich. Haltung, die auf Verständigung, nicht auf Behauptung angelegt ist, lässt auf gute Nachbarschaft hoffen. Wer hingebungsvoll sein Tagwerk tut, wird Land, das ihm/ihr zuteil wird, bestellen, für gute Ernte sorgen und zum Wohl aller beitragen. Wer wahrnehmend und respektvoll auf der Erde unterwegs ist, wird die Schöpfung nicht schädigen, sondern bewahren.“

Oberkirchenrätin Dr. Wibke Janssen.
Oberkirchenrätin Dr. Wibke Janssen.

Die Grenzen dieses Modells würden beim Konflikt zwischen Palästina und Israel deutlich. Juden und Jüdinnen seien mit ein unvorstellbar grausamen Gegenbild von Sanftmut konfrontiert. Und gemünzt auf die Klimakrise: „,Selig sind die Sanftmütigen, denn sie werden das Land erben.‘ – ,Da gibt es irgendwann, bald, nichts mehr zu erben‘ ist der Einwand der ,Letzten Generation‘. Die Sanftmütigkeit mit der Schöpfung, die nötig wäre, um die Klimakrise auf dem Weg in die Klimakatastrophe deutlich zu bremsen, tritt einfach nicht ein. Trotz besserer Einsicht, trotz wissenschaftlicher Absicherung, die Wende geschieht nur bedingt, zu langsam, zu wenig.“ Sanftmut habe Grenzen. Oft könne man sie nicht gewährleisten.

„Und doch! Ich bin tief berührt, in Stimmen von Überlebenden und von Angehörigen der Opfer des terroristischen Überfalls auf Israel zu hören, dass für sie durch weitere Gewalt keine Lösung gefunden werden kann. Ich bin beeindruckt, wenn hier in Köln Vertreter von vier muslimischen Verbänden die Synagoge und ihre Gemeinde besuchen und sich von der Gewalt der Hamas distanzieren. Ich sehe Einsicht und Mut, anders zu ackern, zu essen, zu reisen, zu heizen, zu produzieren. Ich erlebe herausfordernde Beschlüsse und Entscheidungen in unserer Kirche, die dem Klima dienen. Der Mensch kann Sanftmut, aber: der Mensch kann auch ganz und ganz erschreckend anders.“

„Reich der Himmel“

Zurück zum Land, das die Sanftmütigen erben. Das könne man nicht kaufen, nicht mit einem Vertrag in Besitz nehmen. „Ich weiß deshalb, dass der Boden, auf dem ich stehe, nicht wirklich mir gehört, auch, wenn ich im Grundbuch stehe. Ich weiß, dass ich nicht aus meiner Kraft entstanden bin, sondern mich verdanke. Ich weiß um meine Grenzen und Abgründe.“ Demut vor Gott, die nichts damit zu tun habe, sich zu ducken oder klein zu machen, bewahre vor Größenwahn und fördere die Sanftmut. Jesus eröffne das „Reich der Himmel“, ein Land, in dem die Güter der Erde so gerecht verteilt seien, dass alle satt würden, alle, an allen Orten, nachhaltig, alle Generationen und in dem Gegensätze nebeneinanderstehen könnten, ohne sich zu beeinträchtigen. „Unfassbar, wir sind ja schon froh, wenn wir Gegensätze vorübergehend aushalten.“

Politik machen könne man mit der Bergpredigt indes nicht. „Ich kriege sie nicht in den Griff, ich kann sie nicht handhaben. Nur durch die Bergpredigt hindurch kann ich zu persönlichen und politischen Entscheidungen kommen. Durch sie hindurch mit aller Mühe (es geht bergauf) und Konfusion, die das bedeutet.“ Janssen riet, sich mit Jesu Worten von Land zu befassen, um die Hoffnung nicht aufzugeben, dass beide auf eine Weise Land besitzen können, „die ich mir noch nicht vorstellen kann“.

„Selig sind die Sanftmütigen, denn sie werden das Land erben“. Sanftmütig seien die Menschen im Umgang mit der Erde und den Ressourcen wohl nicht. „Aus den Schöpfungsberichten der Bibel ist in weiten Teilen der Kirchengeschichte dem Menschen eine besondere Rolle zugedacht worden: Macht euch die Erde untertan, vermehrt euch, benennt Geschöpfe. Anders ausgedrückt: Es geht vor allem um dich, Mensch, nimm dir, was du brauchst, breite dich aus, die Deutungshoheit über den Rest der Schöpfung liegt bei dir. Das ist eine Ideologie mit politischer Wirksamkeit.“ Die Dreiheit von Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung gelinge nicht. “ Vielleicht sollten wir dabei darüber nachdenken, die Reihenfolge umzustellen, wie Jesus es tut, der in den Seligpreisungen die Möglichkeit, die Erde zu erben und zu erhalten der Gerechtigkeit und dem Frieden voranstellt.“ Die „Letzte Generation“ signalisiere schon im Namen, dass es keinen Spielraum mehr gebe, es gehe um alles.

„Keine Sanftmut mehr, sondern Widerstand, gewaltfrei, aber unbequem und bewusst störend, für die höhere Sache. Die ,Letzte Generation‘ vollzieht eine Abkehr von der Sanftmut, um Sanftmütigkeit für die Schöpfung zu erkämpfen. Das Ziel teilen wir und die Motivation überzeugt. Die Mittel, die die ,Letzte Generation‘ nutzt, sehe ich kritisch, aber nicht so, dass es einem Dialog entgegenstehen könnte. Das, was durch die Praxis der Präventivhaft und Tendenz der Kriminalisierung geschieht, halte ich für ungerecht. Da sind wir als Kirche gefordert, seelsorglich sowieso und mit sehr genauem Hinschauen.“ Nötig sei allerdings auch der Dialog mit denen, die sich in den Maßnahmen zur Klimawende zurückgelassen fühlen: „Kirche im Auftrag der Sanftmütigkeit ist Raum für Gespräche über Meinungs- und Parteigrenzen, über unterschiedliche Zustimmungs- und Widerstandkulturen hinweg.“

Die Ökumene war vertreten durch Stadtdechant Monsignore Robert Kleine, der aus dem Matthäus-Evangelium las. Abraham Lehrer, Vorstand der Synagogen-Gemeinde Köln, Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, war ebenfalls der Einladung gefolgt. Musikalisch begleitet wurde der Gottesdienst an der Orgel von Kreiskantor Thomas Pehlken und dem Oratorienchor Köln unter der Leitung von Joachim Geibel. Stadtsuperintendent Seiger bedankte sich beim Vorbereitungskreis der Reformationsfeier und insbesondere bei Torsten Krall, Superintendent im Kirchenkreis Köln-Rechtsrheinisch, der sich für die Liturgie verantwortlich zeichnete.

 

IMG_0175
IMG_0204
IMG_0206
IMG_0188
IMG_0189
IMG_0191
IMG_0193
IMG_0195
IMG_0200
IMG_0201
IMG_0176
IMG_0177
IMG_0183
DSC_0665

previous arrow
next arrow

Text: Stefan Rahmann
Foto(s): Stefan Rahmann/APK

Der Beitrag „Selig sind die Sanftmütigen, denn sie werden das Land erben“: Zentrale Reformationsfeier in der Trinitatiskirche erschien zuerst auf Evangelischer Kirchenverband Köln und Region.