Dietrich-Bonhoeffer-Kirche in Köln-Junkersdorf: Pfarrerin Regina Doffing entpflichtet

Zahlreiche Mitglieder der Evangelischen Dietrich-Bonhoeffer-Gemeinde Junkersdorf haben Ende August Pfarrerin Regina Doffing in einem Gottesdienst in den Ruhestand verabschiedet. Dicht besetzt waren selbst die „Stehplätze“ und einige Treppenstufen zur Empore der Dietrich-Bonhoeffer-Kirche. Zudem verfolgten zahlreiche Besucher bei wunderbarem Spätsommerwetter im Außenbereich die Übertragung per Lautsprecher. Dort lief parallel die Vorbereitung der anschließenden Feier mit Grußworten, Musik, Spielen und einem Eiswagen.

Würdigung

Die wenig überraschend hohe Zahl an Menschen aus allen Generationen lässt sich durch die Dauer, den Umfang und die Inhalte von Doffings engagiertem Wirken erklären, ebenso wie durch die große Wertschätzung gegenüber ihrer Seelsorgerin. Über drei Jahrzehnte versah sie ihren Dienst im Kölner Westen. In ihrer Predigt ging sie auf Besonderheiten in Kirche und Gemeinde sowie auf Fügungen durch den Heiligen Geist ein. Sie verdeutlichte, wie sehr sie die Beschäftigung mit Dietrich Bonhoeffer gleichzeitig als Aufgabe und Herausforderung verstanden hat und führte aus, wie ungemein wichtig ihr der christlich-jüdische Dialog ist.

Bevor Superintendent Markus Zimmermann seine Kollegin offiziell von ihrem Gemeindedienst entpflichtete, würdigte er ihr vielfältiges Tun und charakterisierte sie als Ermöglicherin. „Du hast diese Gemeinde geliebt, so hast du es zum Ausdruck gebracht. Und so wird es auch heute deutlich. An den vielen, die hier sitzen, und den vielen, die noch draußen stehen und dir zeigen wollen, wie sehr du ihnen am Herzen liegst.“

Ein besonderer Gottesdienst

Sie habe diese Verabschiedung „ganz klein“ halten wollen, so Doffing. „Aber es ist mir nicht ganz gelungen. Das ist ja mehr als an Weihnachten“, begrüßte sie zu einem besonderen Gottesdienst „für mich und für die Gemeinde“. In diesem gesellten sich zum angemessenen Ernst und zur verständlichen Emotionalität auch Humor, Fröhlichkeit und Zuversicht, ganz nach dem Motto „Ich bin vergnügt, erlöst, befreit“ – so der Titel eines Psalmgedichts von Hanns Dieter Hüsch. Ihre Lieblingsbibelverse, stellte Doffing voran, sollten durch den Gottesdienst führen.

„Aber Jesus sprach: Lasset die Kindlein zu mir kommen und wehret ihnen nicht, denn solcher ist das Reich Gottes“, zitierte sie Matthäus 19,14 – und bat Mädchen und Jungen der Evangelischen Kita Junkersdorf nach vorne. Diese dankten ihr mit einer umgedichteten Version der „Vogelhochzeit“. In zwölf Strophen zeichneten sie das Bild einer zugewandten, sich kümmernden Pfarrerin: „Frau Doffing feiert Abschied heut, darum sind hier so viele Leut…“, sangen sie mit den Kita-Mitarbeiterinnen. Und: „Sie ist die Chefin hier im Haus, das weiß die kleinste Kirchenmaus…“ – „Die Kitakinder kennen sie als Pfarrerin mit viel Esprit“ – „Die Gemeinde ist ihr Herzensstück, das ist für uns ein großes Glück!“ – „Ob privat oder im Talar, sie ist für alle Schäfchen da.“ Als sichtbares Geschenk überreichte die Kita eine mit guten Wünschen behangene Lagerstroemia. „Sie blüht jedes Jahr zu deinem Geburtstag, damit du an uns denkst.“ Doffing zeigte sich beeindruckt: „Zwölf Strophen, das haut einen ja um.“

Musikalische Beiträge und ökumenische Verbundenheit

Musik steuerten auch der Gospelchor der Gemeinde und die Indonesische PERKI Gemeinde Köln bei. Letztere feiert einmal im Monat Gottesdienst in der evangelischen Kirche. Ihre Vertreter wünschten Doffing alles Gute und Gottes Segen für ihren weiteren Lebensweg und sangen „Ditengah ombak“ (Mitten in den Wellen), ein gefühlvolles Lied über das eigentliche Lebensziel Jesus Christus, der „dein Herz kennt“. Es sei schön, hier „in der ökumenischen Weite und Verbundenheit feiern zu können“, reagierte Doffing. „Das war mir immer ein Anliegen.“

„Wie viele wunderbare und lustige Momente hat es hier gegeben“, stellte sie eingangs ihrer Predigt fest, auch bei der immer wiederkehrenden Frage von Post- oder Paketboten, ob „hier“ auch Dietrich Bonhoeffer wohne. Anfangs habe sie gelacht. „Warum sollte neben den vielen Namen, die auf unserem Türschild standen, nicht auch noch Dietrich Bonhoeffer hier wohnen?“ Bei dem hohen Zustellungstempo habe sie auf lange Erklärungen verzichtet. „Ich habe einfach immer öfter geantwortet: Ja, hier wohnt Dietrich Bonhoeffer, und das Päckchen angenommen.“

Namensgebung der Kirche

Zur Einweihung dieser Kirche 1965 sei es keine Selbstverständlichkeit gewesen, sie nach ihm zu benennen. Ursprünglich habe das Presbyterium der damals zuständigen Gemeinde Weiden den Namen Heilig-Geist-Kirche vorgesehen. Dann habe der junge Pfarrer den Theologen und Widerstandskämpfer vorgeschlagen. „Es waren ja noch nicht viele, denen wir nach dem Krieg folgen konnten.“ Nach der ersten und weiteren Ablehnungen des Presbyteriums hätten die Junkersdorfer ihren Antrag immer wieder auf die Tagesordnung gestellt. Schließlich habe die Gemeindeleitung entschieden: „Sollen sie doch machen, was sie wollen, die Junkersdorfer. Liebe Gemeinde“, betonte Doffing: „Hier wohnt Dietrich Bonhoeffer.“

Das sei für sie als Pfarrerin von Anfang an eine Aufgabe und Herausforderung gewesen. „Dieser habe ich mich verpflichtet gefühlt in all den Jahren. Sein Denken und Handeln war mir aber nicht nur Verpflichtung, sondern auch Freude. Ich habe viel von Dietrich Bonhoeffer lernen können, schöne Dinge erfahren und erlebt.“ Ebenso hätten viele Generationen von Konfirmandinnen und Konfirmanden sich mit Bonhoeffer beschäftigt. „Sie mussten von ihm lernen, dass es auch möglich ist, Widerstand zu leisten, wenn nötig. Sie mussten lernen, dass es manchmal sein muss, sich nicht der Mehrheit anzuschließen, sondern dagegenzuhalten, sich nicht einfach wegzuducken. Sich auch heute wieder, leider, gegen Antisemitismus zu stellen und mutig für andere einzutreten.“

Theologische Einsichten und Kritik

Bonhoeffers Mahnungen und Aufrufe hätten aber auch einen ganz besonderen theologischen Hintergrund und etwas mit unserem eigenen Glauben zu tun. Auch jeder Nicht-Christ könne sich gegen Antisemitismus wenden. „Aber Bonhoeffer schreibt man den Satz zu: ´Nur wer für die Juden schreit, darf gregorianisch singen.´ Oder mit meinen Worten: Wie kann ich sonntags hier Kirchenlieder singen und mich im Alltag dem Mob anschließen und Synagogen verbrennen.“ Nach den Novemberpogromen 1938 sei ein öffentlicher Protest ausgeblieben. „Die Kirche blieb bis auf einzelne Stimmen stumm. Der gregorianische Gesang, also unser christlicher Gesang, wurde einfach fortgesetzt. Der Schrei für die Juden war kaum zu hören.“

„Ich weiß, dass Dietrich Bonhoeffer vielleicht eher eine Ausnahmepersönlichkeit war. Aber er hat ganz klar gemacht, wenn ich diesem Jesus von Nazareth, der selbst Jude war, nachfolge (…), dann kann ich mich nicht als Christ dem Judenhass, der Verfolgung, anschließen. Mehr noch: Wenn ich Jesus von Nazareth als den Sohn Gottes anerkenne, dann kann ich Antijudaismus und Antisemitismus nicht dulden. Dieser wendet sich direkt gegen unseren eigenen Herrn.“

„Ich bin erlöst, liebe Gemeinde“, leitete Doffing zu ihrem einst ausgesuchten Konfirmationsspruch über: „Jesus Christus spricht, ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater denn durch mich.“ Dieser Vers aus dem Johannesevangelium habe sie ihr ganzes Leben begleitet. Damals sei es ihr als junges Mädchen vor allem wichtig gewesen, durch die biblischen Erzählungen von Gott erfahren zu haben, dazugehören zu dürfen. „Ich durfte mich geborgen und angenommen fühlen im Glauben an Gott.“ Dann hätten ihr dieser Vers und seine Auslegung aber auch eine Anfechtung gegeben. „Wieso sollte der Weg nur über Jesus gehen? Waren die Jüdinnen und Juden nicht schon längst bei Gott, als wir im hessischen Bergland noch Eichen anbeteten?“, fragte die gebürtige Gießenerin.

„Immer wieder wurde mein Konfirmationsspruch ja auch gegen Jüdinnen und Juden ausgelegt: Wenn ihr den Weg nicht geht, gehört ihr nicht dazu. Der richtige und ausschließliche Weg sei der über Jesus Christus und somit nicht der des jüdischen Volkes“, kritisierte sie die noch heute praktizierte christliche Missionierung unter Juden. „Mein Studium, besonders meine Zeit in Jerusalem, haben mir viel Einblick in das Judentum und seine Glaubenspraxis gegeben“, erklärte die Pfarrerin. „Ich brauche mich nicht negativ abzugrenzen, wenn ich zu diesem Gott dazugehören will. Ich kann mich freuen, dass ich an diesem reichen Schatz an Erzählungen und Erfahrungen, die Menschen mit Gott gemacht haben, teilhaben darf.“

Besonderheiten der Kirche und persönliche Erinnerung

Neben der Namensgebung der Kirche wies Doffing mit dem künstlerisch umgesetzten wandernden Gottesvolk an der Altarwand auf eine zweite Besonderheit hin. In den drei Jahrzehnten sei ihr immer wieder deutlich geworden, welch ein Wunder es sei, dass dieses Wandbild hier hänge. „Wir werden immer wieder erinnert: Gott ist treu. Auf ihn können wir uns verlassen, wie schwer es auch sein mag.

Gegen allen Anschein, Gott lässt sein Volk, lässt uns nicht im Stich.“ Welch eine wunderbare Wirkung des Heiligen Geistes, stellte Doffing fest. Denn geplant gewesen sei das alles ganz anders. „Jetzt haben wir eine Dietrich-Bonhoeffer-Kirche, und wo ein Abendmahlsbild habe hängen sollen, das wandernde Gottesvolk.“

„Im Lauf der Jahrzehnte waren in dieser Kirche auch immer wieder Jüdinnen und Juden zu Gast“, so Doffing. Besonders gelernt habe sie von Erwin Schild. Geboren im rechtsrheinischen Mülheim, habe er „gerade noch so den Holocaust überlebt und dann viele Jahre als Rabbiner in Toronto gewirkt“. Doffing bezeichnete ihn als Brückenbauer zwischen damals und heute, zwischen dem jüdischen Volk und den Christen. Bei seinen häufigen Besuchen in Köln und in unserer Kirche „hat er vielen Menschen die Hand gegeben, damit Versöhnung möglich ist. Damit wir miteinander und voneinander lernen.“

Schild habe versucht, Jugendliche zu sensibilisieren. Anhand seiner Geschichte habe er sie darauf aufmerksam gemacht, welche Gefahren um uns herum lauerten. „In seiner liebevollen Weise hat er viele Menschen hier begeistert und Versöhnung möglich gemacht“, so Doffing. „Oder, um mit Josef aus dem ersten Buch Mose zu sagen: ´Ihr gedachtet es böse mit mir zu machen, aber Gott gedachte es gut zu machen.´“ Das sei wirklich einer ihrer Lieblingsverse, „weil ich das oft in meinem Leben erfahren durfte“. Oder, verwies die Pfarrerin auf das zuvor gesprochene Glaubensbekenntnis von Dietrich Bonhoeffer, „ein Gott, der aus dem Bösesten auch Gutes entstehen lassen kann.“

Abschied und Ausblick auf die Zukunft

„So, ich bin befreit“, stellte Doffing fest. Befreit, weil sie zuversichtlich sei, dass dieser Geist Gottes auch weiterhin in unserer Kirche wirken werde. Befreit, „weil ich weiß: Gerade in den vielen Herausforderungen, denen wir uns ausgesetzt sehen, die wir irgendwie bewältigen müssen, da wirkt Gottes Geist“. Angesichts wachsender gesellschaftspolitischer Probleme in unserer Welt wisse man gar nicht, wo man anpacken solle. „Ohne Hilfe schaffen wir das gar nicht“, erinnerte die Predigerin an ein von Konfirmandinnen formuliertes Glaubensbekenntnis. Darin heiße es: „Der Heilige Geist gibt mir Kraft, jeden Morgen aufzustehen.“ Ja, diese Kraft bräuchten wir jeden Tag neu, so die Pfarrerin. „Gott lässt mich nicht allein. Auch wenn es manchmal lange dauert, bis man etwas spürt.“ Er begleite uns. „Mit dieser Kraft werden wir dann auch die Reformen schaffen, die noch vor uns liegen hier in der Kirche, in der Gemeinde.“

„Denn Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit“, zitierte sie einen weiteren ihrer Lieblingsverse. „Ich bin frei, habe ich gesagt. Aber Freiheit gehört zur DNA unserer Kirche.“ Wir müssten uns immer wieder neu reformieren oder, mit Luther, neu dem Volk aufs Maul schauen. „Damit wir wissen, was die Menschen brauchen, was wichtig ist jetzt und hier.“ Sie sei aber auch befreit, weil sie wisse, dass sie sich auf Gottes Wirken verlassen könne.

„Hier ist jetzt Zeit für Veränderung. Bei mir und in der Gemeinde“, konstatierte die Pfarrerin. Sie freut sich, dass ab Oktober mit Judith Schaefer eine junge Kollegin den Dienst hier offiziell übernehmen wird. „Sie wird einfach weitermachen“, wünscht sich Doffing, dass die Gemeinde Schaefer die Chance eröffne, „viel Neues auszuprobieren und Ideen umzusetzen“. Und Doffing selbst? „Für mich heißt es jetzt: Ich bin vergnügt, erlöst, befreit. Und ich bin gespannt, was das Leben für neue Aufgaben bereithält.“

Text: Engelbert Broich
Foto(s): Engelbert Broich

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Wochentipps für Vielfalt und Jubiläen: Kirchliche Veranstaltungen in Köln und Umgebung

An diesem Wochenende finden in Köln und der Region mehrere kirchliche Veranstaltungen statt. Die Palette reicht von Jubiläumsfeiern über Workshops bis hin zu Konzerten. Im Folgenden finden Sie eine Übersicht der wichtigsten Termine und Veranstaltungen.

06.09.2024, 14:00
Evangelische Kirchengemeinde Ehrenfeld
Café Bickolo, Clemens-Hastrich-Straße 11, 50827 Köln
Jubiläumsfeier: 30 Jahre Café Bickolo
Ökumenische Begegnungsstätte bringt Menschen im Westend zusammen
Am Freitag, 6. September, feiert das Café Bickolo sein 30-jähriges Bestehen. Von 16 bis 19 Uhr findet am Café Bickolo und auf dem Platz an der Clemens-Hastrich-Straße 11, ein Festakt mit musikalischem Begleitprogramm, Essen und Trinken sowie der Eröffnung der Wanderausstellung „Kleines Café – mit großer Wirkung“ statt. Ziel der Einrichtung ist es, Menschen im Stadtgebiet Bickendorf/Westend unabhängig von ihrer sozialen oder kulturellen Herkunft mit präventiven und fördernden Angeboten zu unterstützen. Dazu gehören ein Stadtteil-Café mit Kleiderkammer genauso wie Feste und Aktionen im Stadtteil. Das wöchentliche Angebot einer Sozialberatung wird von den Besuchenden genauso in Anspruch genommen wie etwa die Angebote für Kinder und Jugendliche. Vor 30 Jahren wurde das ökumenische Café Bickolo von der evangelischen Kirchengemeinde Bickendorf im Zuge der Neubebauung im Westend gegründet. Seit 17 Jahren wird die Einrichtung von einem ökumenischen Trägerverein, bestehend aus Mitgliedern der katholischen und evangelischen Kirchengemeinden, geführt.
www.bickolo.de

06.09.2024, 17:30
Melanchthon-Akademie
Nathanael Kirche Bilderstöckchen, Escher Weg 160, 50739 Köln
+++ ABGESAGT+++ „Vielfältig und evangelisch? Kirche divers – wir packen es an!“
Neue Workshop-Reihe der Melanchthon-Akademie
Die Melanchthon-Akademie bietet eine neue Workshop-Reihe mit dem Titel „Vielfältig und evangelisch? Kirche divers – wir packen es an!“ in der Nathanael Kirche Bilderstöckchen, Escher Weg 160, an. Gemeinsam mit den Teilnehmenden soll darin eine Kirche weiterentwickelt werden, die menschliche Vielfalt in allen ihren Ausprägungen willkommen heißt. Gemeinsam, soll in den Workshops überlegt werden, was in der Kirche anders gemacht werden kann und welche Strukturen dafür verändert werden müssten. Das einführende Workshop-Wochenende mit dem Schwerpunkt „Rassismuskritik“ am Freitag, 6. September, 17.30 Uhr bis 19 Uhr, und Samstag, 7. September, 10 bis 13 Uhr, richtet sich an alle Menschen in Kirche und Diakonie. Am Freitag, findet außerdem von 19 bis 21 Uhr ein öffentlicher Vortrag statt. Das erste Wochenende findet in Zusammenarbeit mit dem Pamoja Afrika e.V. statt. Es ist möglich, sich für einzelne Veranstaltungsblöcke per E-Mail an anmeldung@melanchthon-akademie.de anzumelden. Die Teilnahme kostet 20 Euro. Ein weiteres Wochenende mit dem Schwerpunkt „Sexismus- und Machtkritik“ wird am Freitag und Samstag, 29. Und 30. November angeboten.
www.melanchthon-akademie.de

07.09.2024, 09:30
Evangelisch Leben in Köln und Region
Abtei Brauweiler, Ehrenfriedstraße 19, 50259 Pulheim
Landesposaunentag der Evangelischen Kirche im Rheinland
75 Jahre Posaunenwerk und 1000 Jahre Abtei Brauweiler
Das Posaunenwerk der Evangelischen Kirche im Rheinland (EKiR) feiert seinen alle fünf Jahre stattfindenden Landesposaunentag am Samstag, 7. September, 9.30 Uhr bis 21 Uhr, in der Abtei Brauweiler, Ehrenfriedstraße 19. Das Motto „1000 Jahre wie ein Tag“ knüpft an das Abteijubiläum an. 450 Bläserinnen und Bläser aus allen Regionen der Rheinischen Landeskirche werden an Workshops und Konzerten rund um die Abtei teilnehmen. Besonderer Höhepunkt des Tages wird eine Bläserserenade (18.30 Uhr) im Wirtschaftshof der Abtei sein. Dort werden zwei Stücke zur Uraufführung kommen, die unmittelbar für diesen Tag geschrieben worden sind. Matthias Kiefer, ehemals Solotrompeter im Gürzenich Orchester, der zudem in Brauweiler lebt, hat ein Stück mit dem Titel „1000 Jahre Abtei“ komponiert. Traugott Fünfgeld nimmt in seiner Komposition „500 Jahre Gesangbuch“ ebenfalls ein großes Jubiläum in den Blick. Darüber hinaus gibt es unter anderem Wandelkonzerte auf dem Abteigelände, den Jungbläsertag mit 50 Kindern und Jugendlichen sowie ein Festkonzert mit TromboneUnit, einer renommierten Blechbläserformation. Mit dem Landesposaunentag verknüpft das Posaunenwerk der EKiR als Dachverband für knapp 200 Posaunenchöre sein 75-jähriges Bestehen. Das Programmheft gibt es unter www.posaunenwerk-rheinland.de
www.posaunenwerk-rheinland.de

07.09.2024, 10:00
Diakonisches Werk Köln und Region
Verschiedene Orte im Rheinisch-Bergischen Kreis
„Woche der Diakonie im Rheinisch-Bergischen Kreis“
„100 Jahre Diakonie Köln und Region“: #einefüralle
Die Diakonie im Rheinisch-Bergischen Kreis lädt in diesem Jahr erstmals zu einer „Woche der Diakonie“ ein. Während der Aktionswoche von Samstag bis Sonntag, 7. bis 15. September, laden verschiedene Veranstaltungen in den acht bergischen Kommunen und den ansässigen Kirchengemeinden zum Kennenlernen diakonischer Angebote und zum Gespräch ein. Anlass ist das Jubiläum „100 Jahre Diakonie Köln und Region“ unter dem Motto „#einefüralle“. Eröffnet wird die Woche am Samstag, 7. September, 10 bis 18 Uhr, mit einem Aktionsstand zum Thema „Würde unantastbar“ auf dem Stadtfest Bergisch Gladbach. Die Ausstellung „100 Jahre Diakonie in Köln und Region“ am Sonntag, 8. September, 10 Uhr bis 14.30 Uhr, im Martin-Luther-Haus Altenberg, Uferweg 1, gibt Einblicke in die Diakonie- und Zeitgeschichte aus 100 Jahren. Die diakonischen Einrichtungen Rösraths stellen sich am Sonntag, 8. September, 12 bis 17 Uhr, in der Diakonie-Sozialstation, Hauptstraße 204, vor. Eine Kaffeerunde zum informellen Austausch für Betroffene der Hochwasserkatastrophe findet am Dienstag, 10. September, 16 bis 18 Uhr, statt. An Jugendliche im Alter von 12 bis 27 Jahren richtet sich das Event „Q1 meets friends – 100 Jahre für die Menschen“ mit Konzert, Tanz, Snacks, Getränken und Chillen am Freitag, 13. September, 16.30 Uhr bis 22 Uhr im Q1 Jugend- und Kulturzentrum Bergisch Gladbach, Quirlsberg 1. Den Abschluss der Woche gestaltet die Evangelische Kirchengemeinde Bensberg mit zwei Angeboten: Am Samstag, 14. September, 15 bis 18 Uhr, findet im Evangelischen Gemeindezentrum Bensberg, Im Bungert 3, ein Diakonie-Nachmittag statt. Gruppen und Vereine stellen sich vor. Am Sonntag, 15. September, 11 Uhr, sind alle zu einem Diakonie-Gottesdienst unter dem Motto „Wir für Euch“ in die Evangelische Kirche Bensberg, Friedhofsweg 9, eingeladen. Das ganze Programm findet sich unter www.diakonie-imrbk.de.
www.diakonie-imrbk.de

07.09.2024, 19:00
Evangelische Gemeinde Volberg-Forsbach-Rösrath
Versöhnungskirche, Hauptstraße 16, 51503 Rösrath
Konzert: Abba meets Gospel und vieles mehr
Revue in der Versöhnungskirche Rösrath
Zu einer Revue mit dem Jugend- und Gospelchor unter der Leitung von Katharina Wulzinger lädt die Evangelische Gemeinde Volberg-Forsbach-Rösrath am Samstag, 7. September, 19 Uhr, in die Versöhnungskirche, Hauptstraße 16, ein. Unter dem Motto „Abba meets Gospel und mehr“ sind außer dem Chor auch Sonja Merz (Tanzcoach) und Andreas Orwat (Klavier) an der Revue beteiligt.
www.evkirche-roesrath.de

08.09.2024, 11:00
Evangelische Kirchengemeinde Köln-Klettenberg
Johanneskirche Klettenberg, Nonnenwerthstraße 78, 50937 Köln
Ökumenische Beatmesse: Nepal
Thema: „KindGerecht“
Zu einem Tag mit Kirchentagesatmosphäre lädt die Evangelische Kirchengemeinde Köln-Klettenberg am Sonntag, 8. September, 11 Uhr, in die Johanneskirche Klettenberg, Nonnenwerthstraße 78, ein. Dort findet wieder eine Beatmesse statt. Es geht um Kinderrechte in Nepal. Die liturgische Leitung haben Dominikanerpater Diethard Zils, Pfarrer Ivo Masanek und das Beatmessenteam. Für sowohl mitreißende als auch besinnliche Musik sorgt die Band Ruhama. In der Predigt berichtet Pfarrerin Katrin Weidemann, Vorstandsvorsitzende der Kindernothilfe, von ihrer Reise nach Nepal. Der Gottesdienst wird im Livestream gezeigt unter www.beatmesse.de
www.kirche-klettenberg.de

08.09.2024, 18:00
Evangelische Gemeinde Köln
Kartäuserkirche, Kartäusergasse 7, 50678 Köln
Benefizkonzert – „Kölner Künstler:innen für Kinder“
Auftaktveranstaltung zugunsten der Kindernothilfe
Zum Auftakt der Benefizkonzert-Reihe „Kölner Künstler:innen für Kinder“ treten am Sonntag, 8. September, 18 Uhr, in der Kartäuserkirche, Kartäusergasse 7, ALOLA, Agnes Lipka und Martin Zingsheim auf. Mit ihrem Programm „Von der Klassik zum Jazz und zurück“ sammeln sie Spenden für die Kindernothilfe. „Bildung denen zu ermöglichen, die in ihrem bisherigen Leben keine Chance erhalten haben, ist die beste Investition für eine bessere Welt.“ In diesem Sinne engagiert sich die Kindernothilfe für Kinder auf der ganzen Welt. Ab September bekommt sie dabei tatkräftige Unterstützung von Kölner Künstlerinnen und Künstlern. In Zusammenarbeit mit der Kartäuserkirche entstand die Idee, eine regelmäßige Benefizkonzert-Reihe zugunsten ausgewählter Hilfsprojekte der Kindernothilfe in Leben zu rufen. Auftakt ist ein Konzert der neuen Formation mit ALOLA zusammen mit der international bekannten Sopranistin Agnes Lipka und dem Musiker und Kabarettisten Martin Zingsheim. Der Eintritt ist frei, Spenden für die Kindernothilfe erwünscht.
www.kartaeuserkirche-koeln.de

08.09.2024, 18:00
Evangelische Kirchengemeinde Köln-Zollstock
Melanchthonkirche, Breniger Straße 18, 50969 Köln
Orgelkonzert in der Melanchthonkirche
60 Jahre Peter-Orgel
Eine musikalische Zeitreise verspricht das Orgelkonzert am Sonntag, 8. September, 18 Uhr, in der Melanchthonkirche, Breniger Straße 18, zu werden. Barbara Bannasch präsentiert Werke aus dem Jahr 1930 (Bau der Kirche) und 1964 (Baujahr der Orgel) sowie zeitgenössische Orgelwerke. An diesem Abend ist auch eine Fotoausstellung zur Geschichte der Orgel zu sehen. Der Eintritt ist frei.
www.melanchthonkirche.de

09.09.2024, 10:00
Evangelisches Jugendreferat Köln und Region
Segeltörn in Holland
Zeit fürs Segel setzen
Klimaneutral übers Ijsselmeer
Das Evangelische Jugendreferat Köln und Region bietet für Jugendliche und junge Erwachsene im Alter ab 16 Jahren von Montag bis Freitag, 14. bis 18. Oktober, eine klimaneutrale Segeltour in Holland an. Gemeinsam fährt die Gruppe von Köln aus mit dem Zug nach Harlingen, um von dort mit der Besatzung der „Mermaid“ in See zu stechen. Die Gruppe segelt mit einem umweltfreundlichen Segelboot und versucht ihre CO2-Emissionen zu kompensieren, um den ökologischen Fußabdruck zu minimieren. Die Teilnahme kostet 200 Euro. Darin enthalten sind die Hin- und Rückfahrt, Übernachtung, Vollverpflegung und ein begleitetes Programm. Wer mitreisen möchte, kann sich unter www.evangelische-jugend.koeln/online-anmeldungen anmelden.
www.evangelische-jugend.koeln

Text: APK
Foto(s): AI

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Iona-Andacht in der Kartäuserkirche: Einsatz für Frieden und Gerechtigkeit im Einklang mit der Natur

Die Arbeitsgemeinschaft Kommunität lädt am Freitag, 6. September, 19 Uhr, zu einer Andacht nach der Liturgie von Iona in die Kartäuserkirche, Kartäusergasse 7, ein. Anschließend sind alle zu Brot, Wein und Käse in das Refektorium des Hauses der Evangelischen Kirche, Kartäusergasse 9-11, eingeladen. Dabei kommen die Teilnehmenden über die schottische Insel und das internationale ökumenische Leben der Iona-Gemeinschaft ins Gespräch.

Die Iona-Kommunität ist eine christliche Gemeinschaft von Menschen, die für eine gewisse Zeit in einer alten Benediktinischen Abtei mit dazugehöriger Klosteranlage auf der schottischen Insel Iona lebt. Sie ist überkonfessionell und international. Ziel der Arbeit ist es, das Bekenntnis der Religion in der Mitverantwortung für Umwelt und Gesellschaft zu leben. Die Gemeinschaft tut das unter anderem durch Jugendarbeit, neue Gottesdienstformen und Lieder sowie den Einsatz für Gerechtigkeit und Frieden. Die Arbeitsgemeinschaft Kommunität plant eine Wohn- und Lebensgemeinschaft auf dem Campus Kartause in der Kölner Südstadt.

Weitere Informationen erhalten Sie auf der (englischsprachigen) Internetseite der Community:

https://iona.org.uk/

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Text: APK
Foto(s): Bernhard Seiger/APK

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Große Freude: „Lokal Vielfalt“ startet dank Diakoniespende 2023/2024 im DiakoniePunkt Nippes durch – mit Lastenfahrrad

Das „Lokal Vielfalt“ des Diakonischen Werkes Köln und Region ist im Herbst vor zwei Jahren als Modellprojekt gestartet, um Menschen unabhängig von Herkunft, Sprache und Nationalität, die Möglichkeit zu geben, sich mit ihren Anliegen und Ideen auf Augenhöhe zu begegnen. Diese Möglichkeit gab es bislang im Turmcafé in Köln-Bilderstöckchen, wo aber schnell klar war, dass der Platz nicht reichen würde. Die Diakoniespende 2023/2024 in Höhe von 24.920,33 Euro sollte helfen, einen neuen Standort zu finden. Außerdem wünschte sich das Team rund um Projektleiterin Fenja Petersen ein Lastenfahrrad, um das Angebot „Lokal Vielfalt“ in die Veedel hineintragen zu können. Beide Wünsche konnten durch die finanzielle Hilfe der Diakoniespende zur großen Freude von Fenja Petersen realisiert werden. Das Lastenrad war schon beim Sommerfest Veedel4All, beim Internationalen Tag gegen Rassismus und in Bilderstöckchen im Einsatz.

Planung für die Gestaltung der Räumlichkeiten

Die neuen Räume fanden sich letztlich im DiakoniePunkt Nippes in der Yorckstraße 10. „Für das Lokal Vielfalt werden hauptsächlich die Küche, der große Saal, ein Lagerraum und ein Beratungsraum genutzt. Außerdem gibt es einen sehr großen Garten“, berichtet die Projektleiterin begeistert und fügt hinzu: „Wir stecken aktuell im Umbau und in der Planung für die Gestaltung der Räumlichkeiten. „Lokal Vielfalt“ steht vor allem der Saal zur Verfügung, der durch eine Wand in zwei kleinere Räume geteilt werden kann. Dies bietet sich für die offene Sprechstunde für Menschen ohne sicheren Aufenthaltstitel und Bleiberecht sowie Bastel- und Kreativ-Angebote an. Wir sind außerdem mit Hochdruck dabei, die neuen Angebote zu koordinieren und eine Eröffnungsfeier zu planen.“ Im Garten soll zudem ein Radunterstand entstehen.

Einzelne Angebote, so verrät Fenja Petersen, verbleiben im Turmcafé in der Escherstraße. Die Diakoniespende wird auch für den Umzug eingesetzt und  soll zudem einen Teil der Miete sichern.

Die aktuellen Kooperationspartnerschaften des Lokals Vielfalt bestehen mit der Gemeinde Nippes, der Gemeinde Bilderstöckchen, der Melanchthon-Akademie sowie den Willkommensinitiativen Nippes und Selbstorganisationen für Menschen mit Migrationshintergrund.

Alles zur Diakoniespende auf www.diakoniespende-koeln.de.

Text: Katja Pohl
Foto(s): APK

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Pfarrer-Georg-Fritze-Gedächtnisgabe für das „Ökumenische Netzwerk Asyl in der Kirche“

Große Anerkennung und Würdigung der Arbeit erfuhr das „Ökumenische Netzwerk Asyl in der Kirche“: Superintendentin Susanne Beuth verlieh in der Christuskirche Vertretenden des Netzwerks die Pfarrer-Georg-Fritze-Gedächtnisgabe. Der mit 10.000 Euro dotierte Preis wird alle zwei Jahre vom Kirchenkreis Köln-Mitte vergeben und ist nach dem Pfarrer Georg Fritze benannt, der sich den Nazis widersetzte und deshalb aus seinem Amt an der Kartäuserkirche entfernt wurde.

Jahrzehntelange Tradition des Kirchenasyls

Synodalassessorin Miriam Haseleu, Pfarrerin in Nippes, und Christoph Rollbühler, Pfarrer an der Christuskirche, begrüßen die Gäste. Rollbühler erinnerte daran, dass das Kirchenasyl in seiner Gemeinde eine jahrzehntelange Tradition hat. Auf die Historie des Kirchenasyls ging Bürgermeister Andreas Wolter ein. Schon im Tempel in Jerusalem habe man Menschen aufgenommen, die Schutz suchten. „Diese Jahrhunderte alte Tradition gibt dem Kirchenasyl viel Kraft.“

Das Netzwerk gibt es seit 31 Jahren. Und die Zahl der Härtefälle werde nicht geringer. Das liege auch daran, „dass das Ausländeramt am absoluten Limit arbeitet“. Die allermeisten Geflüchteten wollten arbeiten und Teil der Gesellschaft sein, betonte der Bürgermeister. Gerade nach dem Attentat von Solingen müsse man sagen: „Opfer sind auch die Geflüchteten, die Integration wollen. Ich schäme mich für die Ministerien, die sich von Xenophoben vor sich hertreiben lassen. Ich wünsche mir in der Debatte weniger Hysterie und mehr gesunden Menschenverstand.“

Zahl der Kirchenasyle hat zugenommen

Rafael Nikodemus sprach ein zweites Grußwort. Er ist Kirchenrat im Landeskirchenamt der Evangelischen Kirche im Rheinland (EKiR). Als theologischer Dezernent in der Abteilung III (Ökumene, Mission, Religionen) ist er zuständig für die Arbeitsbereiche Christen und Muslime, Innereuropäische Ökumene und Catholica. Er nannte die Pfarrer-Georg-Fritze-Gedächtnisgabe eine wichtige Anerkennung der Arbeit. Das Kirchenasyl sei eine Basisbewegung und immer eine Basisentscheidung in den Gemeinden. „Das Netzwerk und die Landeskirche haben in den vergangenen Jahren gut und vertrauensvoll zusammengearbeitet.“ Und weiter: „Politisch weht uns der Wind ins Gesicht. Es herrscht ein hoher Abschiebedruck. Das Asylrecht soll verschärft werden. Die Zahl der Kirchenasyle hat zugenommen. Gründe sind Menschenrechtsverletzungen an den europäischen Grenzen. Dort wird das Recht an die Praxis angepasst und nicht wie sonst üblich die Praxis an das Recht.“

Die Anfragen wegen Kirchenasyl übersteige bei weitem, was die Gemeinden zu leisten in der Lage seien. Das Kirchenasyl sei eine Zone am Rande des Rechtsstaats. „Dessen große Stärke ist, dass er solche Korrekturen aushält. Die Kirchenleitung unterstützt Kirchenasyle vorbehaltlos. Das ist eine ganz wichtige humanitäre Arbeit.“

Homeira Ayobi: „Ich hatte große Angst, dass ich zurückmusste. Es galt: Bleiben oder Tod“

Homeira Ayobi ist vor sechs Jahren von Afghanistan nach Deutschland geflohen. Sie fand Unterschlupf im Kirchenasyl in der Thomaskirche im Agnesviertel. Sie hat mittlerweile den Führerschein gemacht, eine eigene Wohnung gefunden und eine kaufmännische Ausbildung abgeschlossen. „Ohne dieses Netzwerk wäre ich nicht hier. Ich hatte große Angst, dass ich zurückmusste. Es galt: Bleiben oder Tod. Ich bedanke mich, ist ein viel zu kleines Wort.“

„Kirchenasyl ist kein rechtsfreier Raum“

Thomas Kutschaty, Mitglied der SPD-Fraktion im Landtag und Staatsminister a.D., hielt die Laudatio. Er erinnerte daran, dass Georg Fritze Mitglied der SPD war: „Ich bin stolz, dass wir Menschen wie Georg Fritze als Mitglieder in der SPD hatten. Sie geben der Sozialdemokratie ihre Identität, sind Vorbild und verpflichten nachfolgende Generationen.“ Als Jurist und ehemaliger NRW-Justizminister nahm Kutschaty zunächst eine rechtliche Einordnung vor: „Das Kirchenasyl ist nicht explizit rechtlich normiert. Es ist jedoch ein Gewohnheitsrecht mit christlich-humanitärer Tradition. Bei diesem geht es übrigens nicht darum, jemandem endgültig Asyl in Deutschland zu gewähren. Sondern darum, diesen Menschen den Zugang zum deutschen Asylverfahren zu eröffnen. Ein großer Unterschied. Kirchenasyl ist kein rechtsfreier Raum.“

„Kirchenasyl gibt den Menschen Hoffnung“

Der Minister a.D. erklärte, er sei ein kritischer römisch-katholischer Christ. „Das Thema „Flucht“ ist schon früh im Alten Testament durch die Flucht des Stammes Israel aus der Sklaverei in Ägypten verwurzelt. Im Buch Levitikus werden dann auch die christlichen Lehren aus dieser Vergangenheit gezogen: „Und wenn ein Fremdling bei dir weilt in eurem Lande, so sollt ihr ihn nicht bedrücken. Wie ein Eingeborener unter euch soll euch der Fremdling sein, der bei euch weilt, und du sollst ihn lieben wie dich selbst; denn Fremdlinge seid ihr gewesen im Lande Ägypten.“

Entscheidend sei die Menschenwürde, die laut Kant jeder Mensch aufgrund seines Menschseins besitze. Man könne sie nicht verlieren. „Kirchenasyl gibt den Menschen Hoffnung. Wie oben geschrieben: Es geht hier aber nicht um rechtsfreie Räume. Es geht darum, Zeit zu gewinnen, bevor unwiderrufbare Fakten durch eine Abschiebung geschaffen werden. Zeit für eine eingehende Prüfung der Fälle und weitere Verhandlungen mit den Behörden. Und zwar für Menschen, denen durch eine Abschiebung Gefahren für Leib, Leben oder Freiheit drohen, oder für die mit einer Abschiebung nicht hinnehmbare humanitäre Härten verbunden sind.“

Migration: Gegen Fluchtursachen vorgehen

Der Druck auf das Kirchenasyl wachse in dem Maße, in dem die gesellschaftliche Stimmung, das Miteinander vergiftet würden. „Ich möchte nicht falsch verstanden werden. Natürlich müssen wir auch über Migration reden. Wir müssen auch darüber reden, wie wir sie regeln. Wir müssten auch mal wieder darüber reden, wie wir sie vermeiden, indem wir gegen Fluchtursachen vorgehen. Hier müssen wir uns aber auch fragen, inwieweit unser Wohlstand auf der Armut in anderen Ländern gebaut ist.“ Und an die Preisträger gewandt: „Die Flüchtlinge sind keine Zahlen, sie sind Personen: Sie sind Gesichter, Namen, Geschichten – und als solche müssen sie behandelt werden. Ich bin mir sicher, dass Ihre Arbeit, insbesondere der letzte Punkt, selten so schwer war wie heute. Deshalb nehmen Sie den heutigen Tag, diesen Preis und auch die vielen Menschen, die sich hier mit Ihnen solidarisch machen, auch einmal als Selbstvergewisserung, dass Sie nicht alleine sind und etwas Richtiges und Wichtiges tun.“

Jan Henkel und Jan Niklas Collet sprachen für das Netzwerk. Henkel berichtete, dass es in Deutschland im vergangenen Jahr 2000 Kirchenasyle in Deutschland gegeben habe, davon 600 in Nordrhein-Westfalen. Wer nach dem Dublin-Verfahren in andere europäische Länder verwiesen werde, erlebe dort meistens katastrophale Bedingungen. Wer sich allerdings sechs Monate in Deutschland aufhalte, habe ein Recht darauf, dass sein Asylantrag dort bearbeitet werden. Die Kirchenasyle seien für die Überbrückung der sechs Monate sehr wichtig.

„Mit dem Kirchenasyl werden wir die Welt nicht retten. Aber wir können sie ein Stück gerechter machen“

„Angesichts des Relevanzverlustes der Kirchen wird das mit dem Kirchenasyl nicht besser“, befürchtet Henkel. Collet berichtete von sieben Räumungen von Kirchenasylen in diesem Jahr. „Das sind mehr als im vergangenen Jahrzehnt zusammen.“ Er berichtete auch, dass man ein sogenanntes Dossierverfahren eingeführt habe, um pragmatische Lösungen für Härtefälle zu finden. Das Netzwerk erläutere in Dossiers, warum Geflüchtete dringend Schutz in Deutschland bekommen müssten. 2016 habe man viele positive Entscheidungen von Behörden erlebt. „Seit 2018 wurde kein Dossierverfahren mehr positiv entschieden.“ Henkel nannte das Dublin-Verfahren ein „menschenverachtendes System der Verantwortungslosigkeit, das einen regelrechten Abschiebezirkus inszeniert“. Abschiebung dürfe niemals eine Strafe sein. „Mit dem Kirchenasyl werden wir die Welt nicht retten. Aber wir können sie ein Stück gerechter machen.“

Text: Stefan Rahmann
Foto(s): Stefan Rahmann

Der Beitrag Pfarrer-Georg-Fritze-Gedächtnisgabe für das „Ökumenische Netzwerk Asyl in der Kirche“ erschien zuerst auf Evangelischer Kirchenverband Köln und Region.