Pfarrerin Dr. Dorit Felsch als Leiterin der Evangelischen TelefonSeelsorge Köln verabschiedet

Abschied in der Kartäuserkirche

Seit April 2017 leitete Pfarrerin Dr. Dorit Felsch die Evangelische TelefonSeelsorge Köln als Vakanzvertretung, ab 2019 in der entsprechenden Pfarrstelle. Nun wurde sie in einem Gottesdienst in der Kartäuserkirche verabschiedet. Superintendent Torsten Krall nahm die Entpflichtung vor. Ihm assistierten Pfarrerin und Supervisorin Miriam Haseleu sowie die Ehrenamtliche Andrea Schneider, die beide auch liturgisch mitwirkten. Für die exzellente wie vielfältige musikalische Gestaltung sorgte Michaela Wiskirchen mittels Klavier, Blockflöte und Orgel.

Wechsel in neue Leitungsaufgabe

Felsch wechselte bereits im Juni in die Leitung der Ausbildung Ehrenamtlicher in Seelsorge im Evangelischen Kirchenverband Köln und Region. Diesen Bereich verantwortet sie gemeinsam mit Pfarrerin Dagmar Schwirschke.

Ein Gottesdienst voller Dankbarkeit

Der Gottesdienst in der Kölner Südstadt, an dem zahlreiche der aktuell rund neunzig ehrenamtlichen Mitarbeitenden der Evangelischen TelefonSeelsorge Köln sowie Pfarrerin Charlotte Horn als Felsch’ Nachfolgerin teilnahmen, war bestimmt vom gegenseitigen Ausdruck von Dankbarkeit und Wertschätzung. In ihrer Begrüßung dankte Felsch unter anderem Superintendent Krall, dass er der TelefonSeelsorge Köln sichtbar und unsichtbar den Rücken freigehalten habe.

Psalm 42 als theologischer Leitfaden

Ihrer Predigt legte Felsch den auszugsweise vorgetragenen Psalm 42 zugrunde. Dabei setzte sie das Gehörte in Beziehung zur verantwortungsreichen Tätigkeit der Mitarbeitenden in der Telefonseelsorge.
„Was ist eigentlich Seelsorge?“ Diese Frage habe sie von auszubildenden Ehrenamtlichen manches Mal gestellt bekommen. Und immer habe sie in den letzten acht Jahren auch anderen gesagt: „Wir machen keine Beratung. Wir machen Seelsorge.“ Der Begriff „Seele“ sei schwer greifbar. Psalm 42 beginne mit den Sätzen: „Wie eine Hirschkuh nach Wasserbächen verlangt, so verlangt meine Kehle nach dir, Gott! Meine Kehle dürstet nach der Gottheit, nach dem lebendigen Gott.“

Die Stimme als Ort der Seele

„Meine Kehle“, so laute es in der am hebräischen Urtext sich orientierenden Übersetzung der Bibel in gerechter Sprache. „Meine Seele verlangt und dürstet nach Gott“ habe Luther übertragen. „Beide Übersetzungen sind richtig“, so Felsch. Denn das hebräische Wort Nefesh habe mehrere Bedeutungsfacetten. „Es steht für ein konkretes Körperteil: den Rachen oder die Kehle als Organ der Nahrungsaufnahme, der Atmung und der Stimme.“

Die Kehle verbinde uns in besonderer Weise mit unserer Umwelt. In der zweiten biblischen Schöpfungsgeschichte werde der Mensch dadurch zu einem lebendigen Wesen, dass Gott dem Menschen den Atem des Lebens in die Kehle einhauche. Die Nefesh werde zum Begriff für Lebenshunger und Lebensdurst, für „Lebenskraft, Lebendigkeit“ und „Leben“ selbst. „All das gehört zu dem, was wir mit ‚Seele‘ übersetzen. Die jüdisch-biblische Theologie trennt nicht zwischen ‚körperlich‘ und ‚geistig‘.“ In der alttestamentlichen Tradition gehöre beides untrennbar zusammen.

Ein Rückblick auf acht Jahre TelefonSeelsorge

„Meine Tränen sind mir zum Brot geworden Tag und Nacht.“ Diesen Satz aus dem Psalm würden die Ehrenamtlichen gut kennen. „Aus den vielen Gesprächen am Telefon – Tag und Nacht. Menschen, denen ihre Tränen zum Brot geworden sind – die Tränen rinnen also die Kehle herunter, die Tränen gehen in die Seele. Und Tag und Nacht seid ihr da und hört zu. Fühlt euch ein. Gebt Resonanz. Sucht nach Hoffnung und haltet das Dunkel aus“, so Felsch. „Das macht ihr ausschließlich mit der Stimme. Mit dem also, was aus der Kehle – aus der Seele – kommt. Seufzen und Weinen, auch schweigen, mal schreien und ganz viel reden – Äußerungen der Kehle, der Seele.“

„Es war etwas Besonderes für mich, acht Jahre lang Teil der Gemeinschaft der TelefonSeelsorge zu sein. Euch dafür ausrüsten und dabei begleiten zu dürfen, diese besondere Arbeit zu tun. Die Aufgabe, die ihr ehrenamtlich übernehmt, ist nicht ohne und sie fordert einiges“, führte Felsch aus. Naheliegend seien auch die Organisation und Leitung dieser Aufgabe nicht immer nur einfach, erinnerte sie an Punkte, „an denen wir uns gerieben haben“. Auch die erlebte Gemeinschaft und Solidarität habe viel mit der Seele zu tun: „mit gemeinsamem Lachen und Weinen. Dinge werden geteilt, die tief aus der Kehle kommen, die Seele berühren.“

Psalmen als Spiegel seelsorglicher Gespräche

„Den Psalmen ist nichts an menschlichen Gefühlen fremd. Alles kommt in ihnen vor und darf gesagt werden: Jubel und Dankbarkeit, Wut, Trauer, Resignation und Zweifel, Schmerz und Hoffnung, Glaube und Unglaube.“ Die Psalmen seien selbst ein Ausdruck des Lebensdurstes der Kehle-Seele. Der Verlauf des Psalms 42 habe sie in der Gottesdienst-Vorbereitung erstaunlich an ein Seelsorgegespräch erinnert. „Auf die erste große Klage der Not folgt eine Erinnerung an frühere, bessere Zeiten.“ In dieser Erinnerung sei die Zugehörigkeit und das Gesehensein von Gott spürbar.

Die Verfassenden der Psalmen hätten schon vor zweieinhalbtausend Jahren gewusst, was neuere Hirnforschung und Traumatherapie erklärten: „Die Vergegenwärtigung guter Erfahrungen wirkt auf das emotionale Gedächtnis und schüttet Glücks- und Beruhigungshormone aus – in das Blut, in die Seele.“ In der Traumatherapie und auch in der Trauerbegleitung spreche man aktuell vom „pendelnden Gespräch“. Dieses wechsele zwischen belastenden Erfahrungen und positiven Erinnerungen.

Positive Erinnerung löse die Not der Gegenwart nicht auf, so Felsch. Und manchmal komme die Frage nach Positivem viel zu früh. „Die Leugnung der existenziellen Not ist keine Lösung. Damit die Kehle, Seele Luft bekommt, muss sie klagen dürfen!“ Die berechtigte Klage brauche Raum und Resonanz. Dann könne am Ende etwas Leises, Vorsichtiges Neues aufblitzen. „Das Dürsten nach dem, was die Kehle-Seele nährt, hat noch kein Ende. Aber es gibt eine Ahnung davon, dass Gottesnähe, dass Lebenskraft wieder zu spüren sein werden.“

„Ein Psalm wie ein Telefonseelsorgegespräch. Oder eher umgekehrt: Telefonseelsorgegespräche im Sinne der Psalmen“, stellte Felsch fest. In der Rahmenordnung unserer Stelle stehe: „Für uns wird der verborgene Gott dort sichtbar, wo wir hinschauen und hinhören.“ Nichts weniger als das täten die ehrenamtlichen Mitarbeitenden. Felsch dankte ihnen dafür von ganzem Herzen. Dafür, dass „wir darin miteinander unterwegs waren“. Abschließend wünschte die Pfarrerin allen in der TelefonSeelsorge Köln Tätigen, „dass ihr den Segen erfahrt, der in dieser Arbeit liegt, und dass ihr angesichts neuer Strukturen und veränderter Bedingungen gut damit in die Zukunft gehen könnt.“

Ein persönlicher Dank von Superintendent Krall

Krall wiederum wandte sich vor dem offiziellen Akt der Entpflichtung mit sehr persönlichen Worten an seine Kollegin: „Du hast mir Freude bereitet mit deinem Tun.“ Das sage er im Namen vieler Menschen, „die hier sitzen oder woanders sind“. Im Namen auch ganz vieler Anrufer, „die vielleicht gar nicht wissen, dass es dich als Leiterin gegeben hat“.

„Du hast TelefonSeelsorge gelebt. Du hast wirklich dich ganz eingesetzt.“ Der Dienst am Telefon brauche großen Einsatz. „Und der Dienst im Hintergrund, in der Ausbildung, genauso“, konstatierte Krall. „Man begibt sich am Telefon auf unsicheres Gelände. Die Seelenlandschaften, in die man geführt wird, sind selten im Paradiesgarten, sonst würden die Menschen nicht anrufen.“ Da brauche es jemand im Hintergrund, der Halt geben könne. Jemand, der ganz viele Fäden im Hintergrund knüpfe, damit dann der eine Faden am Telefon gut geknüpft sei.

Würdigung für gelebte Seelsorge

„Für Menschen am Telefon braucht es Menschen im Hintergrund. Du hast dafür gesorgt, dass es euch gut geht“, würdigte er Felschs Einsatz. „Erstmal mit einer sehr guten Ausbildung, dann mit Supervision und allem was dazugehört.“ Als Krall die TelefonSeelsorge näher kennengelernt habe, habe ihn der hier herrschende Grad der Professionalität beeindruckt – obwohl es ja fast alles Ehrenamtliche seien. „Das ist vorbildlich. Es gibt es an wenigen Stellen in unserer Kirche, dass Ehren- und Hauptamt so zusammenwirken auf so einem Niveau. Mit ganz viel Einsatz, ganz viel Überlegen, mit ganz viel Herz und Kopf.“

Felsch habe sich mit allem, was sie ausmache, eingebracht in die Telefonseelsorge: „Und das ist sehr viel. Du bist oft sehr schnell, sehr engagiert, mit Herz und Verstand immer dabei.“ Sie habe sich ebenso engagiert über diesen Kreis hier hinaus. „Du warst im Fachvorstand der TelefonSeelsorge Deutschland und hast auch in der Landeskirche einiges für die TelefonSeelsorge geleistet. Ich denke, dass die TelefonSeelsorge Köln so gut aufgestellt ist, das liegt zum großen Teil an Dir. Das liegt an ihnen“, richtete Krall sich an die Ehrenamtlichen, „aber auch an dir“, betonte er. „Heute ist auch der Augenblick, dass es dir gesagt sein darf.“

„Wir machen Seelsorge, wir machen keine Beratung.“
Das sei ein Unterschied, meinte Krall, „weil da immer noch jemand dabei sei, den wir mit uns haben, die uns unterstützen, die uns Kraft geben. Und auch das hast du gelebt: zu wissen, von welchen Quellen wir uns eigentlich nähren, wenn unsere Kraft mal ausgeht. Genau das wünsche ich dir, dass du diese Geistkraft, die im Psalm steckt, weiterträgst, dass sie dich weiter begleitet.“

Text: Engelbert Broich
Foto(s): Engelbert Broich

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Wochentipps: Zwischen Klangraum, Spieltisch und Poesie

Ein Sommerprogramm zwischen Orgelvirtuosität, Spieltischen, poetischer Lyrik und klangbasierter Selbsterfahrung. Die folgende Auswahl bietet Einblicke in kreative und spirituelle Formate aus dem kirchlichen Umfeld – kostenfrei, offen für alle Generationen, und mit liebevoller Umsetzung vor Ort.


31.07.2025 · 19:00 Uhr

Sommerabend – Casino-Abend light
Evangelische Kirchengemeinde Köln-Pesch
Ev. Gemeindezentrum, Montessoristraße 15, 50767 Köln
Würfel, Karten und Chips – Spielspaß ohne Risiko. An verschiedenen Stationen laden Würfelspiele, Kartentische und Jetons zu einem unterhaltsamen Abend ganz im Zeichen des Glücks ein – ohne finanziellen Einsatz. Die Teilnahme ist kostenlos, eine Anmeldung nicht erforderlich.
www.dem-himmel-so-nah.de


31.07.2025 · 19:30 Uhr

„Tanzen auf der Orgel!“ – Orgelkonzert mit Vincent Dubois
Trinitatiskirche Köln
Trinitatiskirche, Filzengraben 4, 50676 Köln
Vincent Dubois, Titularorganist der Kathedrale Notre-Dame de Paris, zählt zu den international gefragtesten Konzertorganisten. Das Programm umfasst Werke von Bach, Franck, Vierne, Ravel und Dupré sowie eine freie Improvisation. Das Konzert wird von Johannes Kircher unterstützt. Der Eintritt ist frei, Spenden sind erbeten.
www.trinitatiskirche-koeln.de


01.08.2025 · ab 16:50 Uhr

Ritual Music – „Field 5. Aura“ von Wojtek Blecharz
Christuskirche am Stadtgarten
Dorothee-Sölle-Platz 1, 50672 Köln
Eine persönliche Eins-zu-eins-Performance zwischen Klangkunst und Zeremonie. Sieben kabellose Lautsprecher, ein Performer, eine hörende Person – eine Klangbegegnung als heilsames Ritual. Kuratiert von Sophie Emilie Beha. Treffpunkt ist vor dem Haupteingang der Christuskirche. Buchung erforderlich unter:
www.ritual-music.de
www.christuskirche-koeln.de


02.08.2025 · 10:00–16:00 Uhr

Markt der schönen Dinge rund um die Auferstehungskirche
Evangelische Kirchengemeinde Köln-Rath-Ostheim
Auferstehungskirche Ostheim, Heppenheimer Straße 7, 51107 Köln
Im Rahmen des Ostheimer Hofflohmarkts lädt die Kirchengemeinde zu einem vielseitigen Markt mit nostalgischem Trödel, DIY-Produkten, Schmuck, Hausrat und Büchern. Nachhaltige Upcycling-Artikel ergänzen das Angebot. Für das leibliche Wohl sorgen Kaffee, Kuchen und Würstchen.
www.kirchengemeinde-rath-ostheim.de


05.08.2025 · 20:00 Uhr

Sommergespräche: Peter Härtling – Engel und Lebensfragen
Evangelische Kirchengemeinde Brühl
Christuskirche, Mayersweg 10, 50321 Brühl
Im Zentrum des Abends steht Peter Härtlings Gedichtzyklus über Engel – ein stilles Zeugnis seines christlichen Glaubens. Die lyrischen Texte berühren mit Tiefe und Nachdenklichkeit. Pfarrerin Renate Gerhard moderiert den Abend. Der Eintritt ist frei, eine Anmeldung nicht erforderlich.
www.kirche-bruehl.de

Text: APK
Foto(s): AI

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Ein „Mensch aus dem Leben“ – Lutz Zöllikofer wurde in der Lukaskirche zum Prädikanten ordiniert

Dass Lebenswege selten geradlinig verlaufen und Krisen den inneren Kompass neu justieren können, davon weiß Lutz Zöllikofer viel zu erzählen. Die Betreuung seiner mittlerweile verstorbenen Mutter und der Ausstieg aus seinem Beruf in der IT führten ihn zunächst in die Gemeinde – und schließlich in die Ausbildung zum Prädikanten.

Von der Gemeinde aufgefangen

„Die Gemeinde hat mich aufgefangen und mir ins Leben zurückgeholfen“, sagt er. Diese Erfahrung weiterzugeben, ist ihm ein Anliegen: „Ich möchte der Gemeinde vermitteln, dass da eine Quelle ist, aus der wir Kraft schöpfen können.“

Küster mit Herz und Humor

Seit vier Jahren ist Zöllikofer Küster in der Evangelischen Kirchengemeinde Brüggen/Erft und hat mit seinem Humor und seiner offenen, zugewandten Art viele Herzen gewonnen. Nach zwei Jahren intensiver theoretischer und praktischer Ausbildung wurde er nun in einem feierlichen Abendmahlsgottesdienst in der – für diesen Anlass beinahe zu kleinen – Lukaskirche zum Prädikanten ordiniert.

Ein besonderer Gottesdienst in der Lukaskirche

Pfarrerin Gesa Francke, die die Festgemeinde begrüßte, erklärte: „Wir ernten heute eine Frucht der Reformation.“ Schließlich machten die evangelische Lehre vom Priestertum aller Gläubigen und die Motivation zum Gebrauch der Gaben ein solch verantwortungsvolles Amt wie das einer Prädikantin oder eines Prädikanten erst theologisch denkbar.

Synodalassessor Michael Miehe nahm die Ordination von Lutz Zöllikofer zum Prädikanten vor, assistiert von Presbyter Stefan Rothenspieler (l.) und Pfarrerin Gesa Francke.

Die Ordination nahm Synodalassessor Michael Miehe vor. Er erläuterte, dass ordinieren die Verpflichtung auf die Tradition und die Grundlagen des evangelischen Glaubens bedeute – insbesondere die Barmer Theologische Erklärung. Zugleich legte er ein persönliches Geständnis ab: „Als vor 20 Jahren das Amt des Prädikanten eingeführt wurde, war ich eher skeptisch.“ Heute aber schätze er es sehr, dass mit Lutz Zöllikofer ein „Mensch aus dem Leben“ in Seelsorge und Verkündigung tätig sei – das helfe auch, die „Gefahr der Bubble“ zu vermeiden.

Theologische Tiefe trifft Alltagsbeobachtung

Viele Gemeindeglieder nutzten die Gelegenheit, dem „Denker und Naturwissenschaftler“ ein persönliches Votum mit auf den Weg zu geben. Gesammelt wurde diese „geistliche Wegzehrung“ in Form von bunten Zetteln in einem verschließbaren Glas.

Für seine erste Predigt im neuen Amt hatte sich Zöllikofer Worte aus dem Lukasevangelium (Lukas 6,36) ausgesucht: „Seid barmherzig, wie euer Vater im Himmel barmherzig ist.“ Dieser Vers erinnere an die „Goldene Regel“, die populäre Version von Kants kategorischem Imperativ: „Was du nicht willst, das man dir tu, das füg auch keinem anderen zu.“

Das sei eigentlich „Stoff für eine richtig heftige Moralpredigt“, aber er habe sich lieber gefragt: Was hätte Jesus wohl gepredigt? Orientierung biete da die Bergpredigt.

„Wie Gott mir, so ich dir!“

Nach dem großen Moment strahlte Lutz Zöllikofer über das ganze Gesicht.

Zöllikofer fühlte sich an einen Satz aus seinem erklärten Lieblingsbuch „Der kleine Prinz“ von Antoine de Saint-Exupéry erinnert: „Man sieht nur mit dem Herzen gut, das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.“

Wie das im Alltag aussehen kann, schilderte er sehr anschaulich anhand seines allmorgendlichen „Zweikampfs“ mit einem schwarzen Sportwagen im Reißverschlussverfahren. Was mit Groll und Rachegedanken begann, endete mit einem freundlich-dankbaren Winken des Gegenübers. „Wir müssen raus aus den Handlungszwängen“, forderte Zöllikofer. Innehalten statt Gegenhalten. Der Predigttext lasse sich prägnant so zusammenfassen: „Wie Gott mir, so ich dir!“ – „Wenn wir die Schubladen schließen“, so Zöllikofer, „dann öffnet Gott neue Räume. Wir Christen können (nur) damit anfangen!“

Ein Neuanfang mit Freude auf Menschen

Worauf sich Lutz Zöllikofer in seinem neuen Amt besonders freut? Auf die Menschen – und auf das menschliche Miteinander. Da traf es sich gut, dass nach dem Gottesdienst noch bei einem Sektempfang im Gemeindehaus auf diesen besonderen Tag angestoßen wurde.

Text: Priska Mielke
Foto(s): Priska Mielke

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Evangelischer Gottesdienst zum Christopher-Street-Day in der Antoniterkirche

Die Parade zieht durch die Schildergasse

Die bunte Parade zum Christopher-Street-Day in Köln zog traditionell auch über die Schildergasse. „Für Queerrechte. Viele. Gemeinsam. Stark.“ lautete das Motto der Demonstration, an der sich die Evangelische Kirche und Diakonie in Köln mit einem Festwagen und einer großen Fußgruppe beteiligten. Dabei passierten die insgesamt rund 60.000 Teilnehmenden auch die AntoniterCityKirche.

Evangelische Messe zum CSD: Ökumenisch und überfüllt

Wie gewohnt hatte dort am Abend zuvor eine Evangelische Messe mit ökumenischer Beteiligung zum CSD stattgefunden. Wie üblich musste zu dieser Veranstaltung früh vor Ort sein, wer unter vielen hundert Besuchenden einen Sitzplatz ergattern wollte.

Die Jungfrau im Dreigestirn – ein Zeichen queerer Sichtbarkeit

„Im gottesdienstlichen Kontext kann es nichts Größeres in der Kirche geben als die Jungfrau“, begrüßte Citykirchenpfarrer Markus Herzberg namentlich nur einen Gast: Hendrik. Er verkörperte als Marlis die Jungfrau im ersten schwulen Kölner Dreigestirn. „Manche haben schon blöd geguckt, als es hieß, drei schwule Männer bilden das Dreigestirn 2024/25“, so Herzberg. Die drei von der Karnevalsgesellschaft StattGarde Colonia Ahoj e.V. hätten der queeren Familie einen Riesendienst geleistet, dankte der Pfarrer.

Musik als verbindende Kraft

Für die musikalische Gestaltung sorgten der von Manuel Busch geleitete Shanty-Chor aus demselben Karnevalsverein, das Saxophon-Ensemble „Die Fläshmöpse“ unter Leitung von Michael Lauscher sowie Roland Steinfeld an der Orgel. Ihre Aufführung von englischen, deutschen und kölschen Stücken, in die viele der Teilnehmenden inbrünstig einstimmten, sorgte für eine feierliche, emotionale Atmosphäre. Die Kollekte ist für den rubicon e.V. bestimmt. Der Kölner Verein engagiert sich mit zahlreichen Beratungs- und Unterstützungsangeboten für LGBTIQ*-Personen und setzt sich für deren Rechte ein.

Eine bewegende Predigt über Liebe und Verantwortung

Der Gottesdienst mit Abendmahl, in dem die Vielfalt, Gottes Liebe und die der Menschen gewürdigt wurden, hielt erneut eine eindringliche und zugleich pointierte Predigt Herzbergs bereit. Er dankte zunächst, dass er hier stehen dürfe. Früher habe er es nicht für möglich gehalten, dass man Pfarrer werden dürfe, wenn man schwul sei. Dies hätten Menschen vor ihm erkämpft. Die heutige Generation müsse ihrerseits Vorbild sein für nachfolgende.

Der Regenbogen als göttliches Versprechen

Heute vor acht Jahren habe er in einem Fernsehstudio die Live-Übertragung der Bundestags-Debatte zur Ehe für alle mitmoderiert, erinnerte Herzberg eingangs seiner Ansprache. „Als klar war, dass die Mehrheit der Abgeordneten die Ehe für alle beschlossen hatte, musste ich mich echt zusammenreißen, nicht zu heulen.“ Seitdem heiße es in §1353 des Bürgerlichen Gesetzbuches: „Die Ehe wird von zwei Personen verschiedenen oder gleichen Geschlechts auf Lebenszeit geschlossen.“

Das traditionelle Eheverständnis sei endlich erweitert worden und habe sich der Lebenswirklichkeit vieler Menschen angepasst. „Liebe und Gerechtigkeit haben gewonnen.“ Herzberg zitierte Ministerpräsident Winfried Kretschmann, der damals im Bundesrat begründet hatte: „Entscheidend ist doch nicht, was die Verfasser und Verfasserinnen des Grundgesetzes damals unter dem Begriff Ehe verstanden haben, sondern was heute für uns Ehe bedeutet.“

„Nie wieder“ – ein politisch-theologisches Leitmotiv

Im Gegensatz zu heute habe der CSD damals jährlich wechselnde Mottos formuliert. Eines davon griff Herzberg nochmals auf: „Nie wieder.“ Er empfinde es als wichtiger denn je. Dieses Motto sei angelehnt an einen gesellschaftlichen Konsens, den wir in Deutschland seit dem Zweiten Weltkrieg etabliert hätten. „Nie wieder sollten sich die schrecklichen Ereignisse der damaligen Zeit wiederholen.“ Auch schwule Männer und als „asozial“ herabgewürdigte lesbische Frauen seien damals stigmatisiert, verfolgt und in Konzentrationslager verschleppt worden.

Noch 1957 sei in der Bundesrepublik entschieden worden, dass der Homosexualität kriminalisierende Nazi-Paragraph 175 nicht dem deutschen Grundgesetz widerspreche. Erst 1994 wurde er vollständig aufgehoben. „In einer Gesellschaft und in einer Welt, die spürbar politisch immer weiter nach rechts rückt, müssen wir daran erinnern und auch heute deutlicher denn je wieder fordern: ‚Nie wieder‘“, betonte der Pfarrer.

Der Ruf zur Liebe – und zur Selbstliebe

„Nie wieder“ sei für ihn nicht nur ein Blick in die Vergangenheit, sondern eine Forderung für das Hier, das Jetzt und unsere Zukunft. Beispielsweise sollten nie wieder Schwule und Lesben, bi und trans* Menschen und alle, die nicht in das Weltbild einer heteronormativen Normalität passten, auf offener Straße angefeindet oder von der eigenen Bundesregierung diskriminiert werden. Nie wieder sollten Paare gleichen Geschlechts blöd angeschaut werden, „nur weil sie händchenhaltend durch die Stadt gehen und für sich beanspruchen, was für andere doch so herrlich normal ist“.

Gott als Liebhaberin des Lebens

„In diesem ‚Nie wieder‘ steckt auch die große Chance, dass wir als Menschen die Kraft und Verantwortung haben, Dinge anders machen zu können. Es ist ja nicht so, als würden wir hier in Stein gemeißelt sein.“ Die Gesetzesänderung zur Ehe für alle zeige, dass sich Dinge im Laufe der Zeit verändern können.

Selbst Gott bekomme es hin, seine Meinung zu ändern, erinnerte Herzberg an die Sintflut. An deren Ende sage Gott: „Ich habe meinen Bund mit euch geschlossen, und nie wieder sollen alle Wesen aus Fleisch vom Wasser der Flut ausgerottet werden.“ Der Regenbogen sei das Zeichen Gottes, das Zeichen seines Versprechens und seines Bundes mit allen Menschen. „Der Regenbogen wird zum Zeichen für Frieden, Gerechtigkeit und Liebe. Und nicht umsonst ist vielleicht gerade der Regenbogen heute unser aller Zeichen.“ Die Regenbogenfahne finde sich überall in unserer Stadt und sei Symbol für die von Gott geschenkte Vielfalt.

„Jesus ruft seinen Jüngerinnen und Jüngern zu: ‚Bleibt alle gemeinsam in der Liebe‘. Das ist die Kernbotschaft des christlichen Glaubens, vielleicht die PR-Botschaft aller Religionen dieser Erde.“ Jesus mache immer wieder klar, dass die Liebe das Größte sei. Gott selbst sei die Liebe. „Gott liebt uns, obwohl wir so sind, wie wir sind. Deswegen kann ich als Antwort Gott zurücklieben – und ich kann vor allem mich selber lieben. Und wenn ich das kann, kann ich mein Gegenüber lieben.“ Eigenliebe sei nichts Egoistisches, sondern von Gott geschenkt. „Die Kirche selbst hat das lange Zeit nicht verstanden.“ Sie habe nicht immer die Liebe gepredigt, ganz im Gegenteil. Viel zu lange habe sie Anderssein und homosexuelle Liebe als Sünde und Perversion gebrandmarkt.

„Gott ist schließlich die Liebhaberin des Lebens, die uns fähig macht zu lieben in dieser Welt. Fähig, durch diese Welt zu gehen und zu lieben und nicht die anderen zu moralisieren.“ Herzberg schloss mit den Worten:
„Wenn wir irgendwann mal vor unserer Schöpferin oder unserem Schöpfer stehen, dann wird dieser Gott uns nur eine Frage stellen: Liebst du?“

Text: Engelbert Broich
Foto(s): Engelbert Broich

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Trauerfeier für Körperspender: Die Gabe für die Wissenschaft würdigen

Normalerweise wird Menschen mit einer würdigen Bestattung eine letzte Ehre erwiesen. Aber was passiert, wenn der Leichnam nicht – sei es nun im Sarg oder in der Urne – in die Erde kommt? Was, wenn der oder die Verstorbene zu Lebzeiten entschieden hat, ihren Körper der Wissenschaft zu spenden? Wie kann dann eine Trauerfeier für diese Menschen aussehen?

Simon Schomäcker war bei einer solchen Zeremonie dabei: „Wir stehen heute hier, um uns bei Menschen zu bedanken, die mit ihrem Entschluss, Körperspender zu werden, etwas Außergewöhnliches geleistet haben.“

Dank und Musik in der Klinikkirche

Eine Gruppe Medizinstudentinnen steht am Altar der Kölner Klinikkirche St. Johannes der Täufer und hält abwechselnd eine Ansprache. Die Bankreihen sind bis auf den letzten Platz besetzt, dahinter stehen weitere Menschen – vor allem Angehörige von Verstorbenen, die ihren Körper nach dem Tod der Wissenschaft gespendet haben.

In ihrer Rede betonen die angehenden Ärztinnen, wie bedeutsam diese außergewöhnlichen Leihgaben für ihren Präparierkurs waren: „Was mich durch den Kurs begleitet hat, ist eine unermessliche Faszination für den menschlichen Körper, seine Zusammenhänge und auch die Variationen, die jeder Einzelne von uns mit sich trägt. Das lässt sich in einem Lehrbuch nicht annähernd erfassen.“

Jedes Jahr veranstaltet das Zentrum für Anatomie der Universität zu Köln eine solche Gedenkfeier. Neben Wortbeiträgen haben einzelne Studierende auch passende Musikstücke vorbereitet. Im vergangenen Semester standen 90 Körperspenden zur Verfügung.

Zwischen Forschung und Abschiedsschmerz

Laut Prof. Dr. Martin Scaal, Direktor des Zentrums für Anatomie, ist diese Zahl seit über zehn Jahren relativ konstant geblieben. Auch die Motivation der Körperspenderinnen und Körperspender bleibt ähnlich: „Sie möchten einfach, wenn man schon sterben muss, dass man damit noch etwas Gutes tun kann.“

Für die medizinische Ausbildung ist diese Entscheidung von unschätzbarem Wert – für die Angehörigen jedoch oft eine emotionale Belastung. Die Körper verbleiben bis zu zwei Jahre am Institut, eine Trauerfeier direkt nach dem Tod entfällt. Pfarrerin Caroline Schnabel begleitet viele dieser Prozesse seelsorglich: „Bei klassischen Bestattungen hören wir oft: Es ist gut, wenn dieser Tag geschafft ist – der Tag der Trauerfeier. Da werden Worte gesagt, da kommt man als Familie zusammen. Danach beginnt ein neuer Abschnitt der Trauer. Und genau das fehlt hier erst einmal. Diese Zeit ist schwer zu durchleben.“

Die Trauerfeier ist daher anders aufgebaut. Es geht nicht um einzelne Lebensgeschichten, sondern um das Gemeinsame: die Verbindung zu den Verstorbenen. Die Angehörigen kennen Persönliches – die Studierenden entdecken Zeichen gelebten Lebens am Körper selbst: ein Herzschrittmacher, eine künstliche Hüfte. Auch das lässt Rückschlüsse zu.

Eine stille Ehre – und ein bleibender Dank

Unter musikalischer Begleitung verlesen die Studierenden alle Namen der Spenderinnen und Spender und entzünden Kerzen am Altar. In Rheinland-Pfalz etwa werden die Leichname nach der Kremation meist anonym bestattet – auf Wunsch auch auf einem Friedhof der Wahl.

Manche Fakultäten, wie in Bielefeld, richten eigens dafür Gräberfelder ein. Martina Hollmann von der dortigen Friedhofsverwaltung beschreibt eine neue 800 m² große Rasenfläche mit Bäumen und zentralem Gedenkplatz. Namen sollen auf Bodenplatten verewigt werden, auch bei anonymen Beisetzungen.

In Köln jedoch bleiben die Namen unsichtbar. Prof. Scaal verweist auf eine steinerne Stele vor der Klinikkirche: „Da steht drauf: Mortui vivos docent – die Toten lehren die Lebenden. Und darunter einfach ein Dankeswort an die anonymen Körperspenderinnen und Körperspender.“

Dieser Gedanke zieht sich durch die ganze Feier – bis hin zum Abschlusswort der Studierenden: „Ihre Eltern, Partner, Freunde, Familie leben nicht nur in Ihnen – sondern vielleicht auch ein kleines bisschen in uns weiter. Sie haben uns sehr, sehr viel gelehrt – was uns in unserem Beruf als Ärztinnen und Ärzte, als Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler und auch als Menschen begleiten und prägen wird.“

Ein Podcast von Deutschlandfunkkultur.de zur besonderen Trauerfeier

Text: APK
Foto(s): Engelbert Broich

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Unsere Archivale für Juli: Die Anfänge – Städtepartnerschaft zwischen Köln und Liverpool seit 1952

Was verbindet Köln mit Liverpool – abgesehen von Musik und Fußball? Mehr, als man denkt – denn zwischen Köln und Liverpool ist über Jahrzehnte hinweg eine lebendige ökumenische Freundschaft gewachsen, die einst aus Ruinen entstand und heute Brücken zwischen Menschen, Gemeinden und Kulturen baut.

Die Idee der Städte- und Gemeindepartnerschaften entstand nach dem Zweiten Weltkrieg. Die britische Besatzung verfolgte das Ziel, über ein solches Projekt freundliche Beziehungen zwischen deutschen und britischen Städten aufzubauen und so den in den Kriegsjahren geschürten Vorurteilen und Anfeindungen entgegenzuwirken.

Verbindung zwischen Köln und Liverpool im Jahr 1952

Die erste Verbindung, die die Stadt Köln nach dem Zweiten Weltkrieg einging, war mit der britischen Stadt Liverpool im Jahr 1952. Doch nicht nur auf kommunaler Ebene wurden die Fühler ausgestreckt. 1985 suchte Revd. David Wills von der Gemeinde Mossley Hill eine Partnergemeinde in Köln. Er richtete sich an den Evangelischen Stadtkirchenverband Köln (Vorgängerinstitution des Evangelischen Kirchenverbands Köln und Region), und dieser wiederum leitete das Schreiben an die Gemeinde Lindenthal weiter. Pfarrer in Lindenthal war zu dieser Zeit Martin Hüneke. Er hatte jahrelang in England gelebt und gearbeitet und schien daher der geeignete Ansprechpartner zu sein. Die Gemeinde Lindenthal gründete daraufhin im November desselben Jahres einen Partnerschaftskreis mit sieben Studierenden und England-Interessierten.

Begegnungen auf beiden Seiten des Kanals

In den Jahren 1986 bis 1988 erfolgten regelmäßige Besuche zwischen den beiden Gemeinden, die teils offiziell, teils informell stattfanden. Dabei zeigte sich: Viele Herausforderungen sind typisch für moderne Großstädte – ganz gleich, ob sie am Mersey oder am Rhein liegen.

„Faith in the City“ und soziale Projekte

Eine Grundlage für den Austausch bildete die von der anglikanischen Kirche durchgeführte soziologische Erhebung zur Rolle der Kirchen in Brennpunkt-Gegenden, die 1985 unter dem Titel „Faith in the City“ veröffentlicht wurde. Daraus ergaben sich die Einrichtung eines Fonds („Urban Priority Fund“) und die Gründung der Organisation „Merseyside and Region Churches Ecumenical Assembly“ (MARCEA). Beide Initiativen zielten auf die Bekämpfung von Armut und die Verbesserung des interkulturellen Zusammenlebens ab – und förderten auch internationale, ökumenische Projekte.

Fachlicher Austausch im Sozialraum

Auf Ebene des Stadtkirchenverbandes entwickelte das Sozialwerk den Austausch von Pfarrerinnen und Pfarrern sowie Presbyteriumsmitgliedern weiter zu einer Fortbildungsreihe für Beschäftigte in der Gemeinwesen- und Sozialarbeit. Dabei tauschten sie sich wechselseitig über ihre Arbeit mit benachteiligten Menschen aus. Das Projekt wurde jedoch aufgrund anderer personeller und finanzieller Bindungen nicht fortgeführt. Ende der 1990er-Jahre stockte der Austausch zwischen Lindenthal und Liverpool infolge von personellen und finanziellen Umstrukturierungen – sowohl in Liverpool als auch in Köln.

Neuer Schwung ab 2000

Richtig Fahrt nahm die ökumenische Beziehung zu Liverpool erst wieder Anfang der 2000er-Jahre auf. Zum 50-jährigen Bestehen der Städtepartnerschaft zwischen den Metropolen am Rhein und Mersey kamen zwei Delegationen aus der britischen Stadt. Gleichzeitig fand die Feier „200 Jahre evangelisches Köln“ statt. Ein Highlight des Zusammentreffens war die Predigt des Methodistenpredigers John Taylor, der in der Antoniterkirche auf Deutsch predigte. Um die Beziehungen dieses Mal dauerhaft zu gestalten, wurde durch die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) und die Liverpooler Freunde eine Kooperation in zehn Projekten angestrebt.

Heute: gelebte Partnerschaft

Im September 2003 konstituierte sich der ökumenische Partnerschaftsausschuss, in dem der Stadtkirchenverband durch das Ökumene-Referat, die Melanchthon-Akademie und das Sozialwerk vertreten war. Die Beziehungen zu Liverpool bestehen bis heute, und auch der Evangelische Kirchenverband Köln und Region ist Teil der lokalen Arbeitsgruppe der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen.

Noch mehr Archivalien finden Sie hier:

Text: Stefanie Sternemann
Foto(s): Stefanie Sternemann

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Am Ufer des Glaubens – 10. Rheintaufe der Ev. Gemeinde Köln: Ein Gottesdienst zwischen Fluss, Erinnerung und Aufbruch

Interview mit Pfarrer Markus Herzberg zur 10. Rheintaufe in Köln

Zum zehnten Mal feierte die evangelische Kirche in Köln ihre besondere Rheintaufe – unter freiem Himmel, direkt am Wasser, gemeinsam mit 21 Familien. Einer der Mitwirkenden war Pfarrer Markus Herzberg. Im Interview spricht er über die Atmosphäre am Flussufer, berührende Momente, feuchte Überraschungen – und über das, was diese Form des Gottesdienstes für ihn als Theologen besonders macht.

1. Atmosphäre und Besonderheit

„Die Rheintaufe fand ja unter freiem Himmel statt – was hat diese Atmosphäre am Rhein für Sie als Pfarrer anders gemacht als einen klassischen Gottesdienst in der Kirche?“

Die Atmosphäre ist schon deswegen eine ganz andere, weil so viele Familien und Täuflinge mit ihren unterschiedlichen Perspektiven und Erfahrungen gleichzeitig zusammenkommen. Im Hintergrund der Rhein, auf dem die Schiffe an uns vorbeifahren, am Wegesrand bleiben Spazierende stehen und beobachten das Geschehen, der offene Himmel über uns: einfach beeindruckend. Als ich zur Taufe in den Rhein ging, schaute ich ins Wasser und sah, dass um unsere Füße ein kleine Gruppe Fische schwamm. Das fand ich besonders schön, da eine der Lesungen zum Gedenktag der Apostel Petrus und Paulus (auf den Tag fiel die Rheintaufe) besagte „Siehe, ich will viele Fischer aussenden, spricht der Herr, die sollen sie fischen;“ Jeremia 16,16.

2. Emotionaler Moment

„21 Tauffamilien waren dabei, manche ließen bereits ihr zweites oder drittes Kind hier taufen. Welcher Moment hat Sie persönlich am meisten berührt?“

Besonders emotional für mich war, dass ich ein Kind taufen durfte von einem Mann, dessen Frau vor Jahren gestorben und war. Ich hatte die beiden damals getraut und die Ehefrau später auch am Sterbebett besucht. Nun hat er eine neue Liebe gefunden und ist Vater geworden. Das hat mich sehr bewegt.

3. Praktische Herausforderungen mit Humor

„Von Sandalen bis Gummistiefel war ja alles dabei – wie haben Sie sich als Pfarrer eigentlich auf einen Gottesdienst vorbereitet, bei dem das Wetter so unberechenbar sein konnte?“

Im letzten Jahr hatte ich Surferschuhe getragen, die aber dann den ganzen restlichen Gottesdienst nass blieben, darum habe ich mir für dieses Jahr Gummistiefel besorgt. Als ich dann im Rhein stand, kam ein ziemlich großer Tanker an uns vorbeigefahren. Er machte so große Wellen, dass beide Stiefel bis zum Rand mit Wasser vollliefen. Gott scheint nicht zu wollen, dass ich mit trockenen Füßen aus dem Rhein steige

4. Gemeinschaftsgefühl

„Das ganze Pfarrteam hat diesen Gottesdienst gemeinsam gestaltet. Wie haben Sie diese Teamarbeit am Rheinufer erlebt – ist da eine andere Dynamik entstanden als sonst?“

Es ist schon eine schöne Erfahrung als gesamtes Pfarrteam diesen Gottesdienst vorzubereiten und zu feiern, so dass wir alle gleichermaßen vorkommen und mit unseren je eigenen Persönlichkeiten zusammen wirken.

5. Tradition und Zukunft

„Die Rheintaufe gab es nun schon zum 10. Mal – warum glauben Sie, ist diese Tradition so gut angekommen? Und was wünschen Sie sich für die Zukunft dieses besonderen Gottesdienstes?“

Ich wünsche mir für die Zukunft, dass dieser Gottesdienst die Menschen auch ein Stück weit an die Kirchengemeinde bindet und ihren Glauben stärkt und es nicht zu einem bloßen Event wird.

Text: APK
Foto(s): Niki Siegenbruck / Ev. Gemeinde Köln

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Ehrenamtliche Seelsorge-Ausbildung startet im September 2025 – noch Plätze frei

Menschen empathisch begleiten, zuhören und unterstützen:

Der Evangelische Kirchenverband Köln und Region bietet ab Mitte September 2025 eine neu ausgerichtete, kostenlose Ausbildung für Ehrenamtliche in der Seelsorge an. Bewerbungen sind weiterhin möglich.

Die Ausbildung richtet sich an Personen, die bereits ehrenamtlich in der Seelsorge tätig sind oder dies künftig sein möchten. Mögliche Einsatzfelder umfassen die Krankenhaus-, Altenheim-, Gefängnis- oder Gehörlosenseelsorge sowie Besuchsdienste in evangelischen Kirchengemeinden und die Evangelische TelefonSeelsorge Köln.

Interessierte sollten Offenheit, Lebenserfahrung und Belastbarkeit mitbringen, über ausgeprägtes Einfühlungsvermögen verfügen und sich mit den Werten der evangelischen Kirche identifizieren können. Zudem werden die Bereitschaft zur persönlichen Reflexion sowie Freude an Weiterbildung erwartet.

Kostenfreie Ausbildung mit umfassender Praxisbegleitung

Die etwa einjährige Ausbildung umfasst 150 Unterrichtsstunden, die sowohl an Wochenenden als auch in regelmäßigen Abendseminaren stattfinden. Zentrale Inhalte sind Grundlagen der seelsorglichen Gesprächsführung, Umgang mit Tod und Trauer, Einsamkeit, Glaubens- und Sinnkrisen, Krankheit, Schuld, Beziehungskonflikte sowie Suizidalität. Ein wichtiger Schwerpunkt liegt auf der bewussten Reflexion eigener Erfahrungen und Wahrnehmungen.

Nach erfolgreichem Abschluss verpflichten sich die Teilnehmenden, mindestens drei Jahre lang ehrenamtlich in einem Seelsorgefeld des Evangelischen Kirchenverbands Köln und Region oder eines Kölner Kirchenkreises tätig zu sein. Während dieser Zeit erhalten sie begleitende Supervision und regelmäßige Fortbildungsangebote durch die zuständigen Pfarrerinnen Dagmar Schwirschke und Dr. Dorit Felsch.

Die Ausbildung steht Interessierten jeden Alters, aller Geschlechter und unabhängig vom beruflichen Hintergrund offen.

Kontakt und Anmeldung:

Angelika Hansmann (Büro Seelsorge-Ausbildung)
Telefon: 0176 – 326 370 38 (Di. und Mi. 9–15 Uhr)
E-Mail: seelsorge-ausbildung.kirche-koeln@ekir.de

Text: APK
Foto(s): APK

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Wiederauflage des „Mehr-als-Noten-Segens“

Im letzten Jahr feierte die Aktion „Mehr-als-Noten-Segen“ ihre sehr gut angenommene Premiere. Zur Neuauflage am letzten Schultag vor den Sommerferien hatte Pfarrerin Mareike Maeggi den bewährten Torbogen in die Laufrichtung der jüngeren wie älteren Passanten auf dem Vorplatz von St. Nikolaus an der Berrenrather Straße gedreht. Obendrein war das Metallgestell mit noch mehr farbigen Kreppbändern geschmückt. Diese bewegten sich im Wind und machten das Arrangement zu einem bezaubernden Blickfang. „Wirklich neu in diesem Jahr ist aber, dass unsere Aktion vom Netzwerk ,hier+weiter – Evangelisch leben in Köln’ und ,#himmelaufkoeln’ organisiert worden ist“, informierte Maeggi.

Zwei Standorte, ein Gedanke

In Köln-Sülz also lud die Pfarrerin seitens der Evangelischen Kirchengemeinde Köln-Klettenberg insbesondere Schülerinnen und Schüler ein, bald nach der Zeugnisausgabe das Segenstor zu durchschreiten und sich von ihr – unabhängig von den Schulnoten – zum Ferienstart segnen zu lassen. Ein weiterer Segensort befand sich am Karl-Schwering-Platz. Dort bot ein Team der Evangelischen Kirchengemeinde Köln-Lindenthal, darunter Maeggis Gatte und Kollege Gerd Maeggi, den Segen am Vormittag an.

Schulen in der Nähe – ein Vorteil

Gemeinsam ist beiden Adressen, dass sich im nahen Einzugsgebiet mehrere Schulen befinden. Und so musste auch die Klettenberger Pfarrerin nicht lang auf die erste Schülerin warten. Wie viele weitere Kinder und Jugendliche, aber auch Lehrkräfte, Eltern und „interessierte Laufkundschaft“, freute diese sich über die begleitend von mehreren Geräten erzeugten Seifenblasen und schließlich ein leckeres Eis.

Persönlicher Zuspruch und kleine Freuden

„Im Vorfeld der Aktion haben wir Schulen angeschrieben und in Schulgottesdiensten auf sie hingewiesen“, sagte Mareike Maeggi. Parallel seien Segenskarten an Lehr­einrichtungen verteilt worden, mit einer eigenen Textvariante jeweils für Schülerinnen und Schüler sowie für Lehrkräfte und Eltern. Diese Segenstexte gab die Pfarrerin Interessierten auch vor Ort in die Hand.

„Du bist gut so wie du bist“ – Segenskarten im Fokus

„Segen für dich!“, ist der Schüler-Text überschrieben. „Für jede durchgehaltene Stunde, jedes Über-dich-hinaus-Wachsen, jedes Gegen-den-Strom-Schwimmen, deinen Mut, dich etwas zu trauen oder nein zu sagen. Ein weiteres Schuljahr geschafft. Manches war gut, anderes nicht. Jetzt sind Ferien und du bist gut so wie du bist.“

Resonanz und Ausblick

An beiden Orten hätten sich insgesamt rund 250 Menschen segnen lassen, summiert Mareike Maeggi. Menschen, die zu Fuß, auf einem Fahrrad, mit einem Roller, im Rollstuhl unterwegs gewesen seien. Oder mit einem Puppenwagen, wie die beiden Kitakinder in Begleitung ihrer Oma. Das Ambiente rief bei dem Trio großes Staunen hervor. Selbstverständlich wurde auch ihnen ein Segen zuteil. „Es war eine sehr schöne Veranstaltung mit viel Resonanz“, zog die Pfarrerin wie im Vorjahr ein sehr positives Fazit. „Es bereitet große Freude, Schülerinnen und Schüler auf diese segensreiche Art und Weise in die Ferien zu verabschieden.“

Kirche, die ankommt

Die Mutter von drei Schülerinnen, die gemeinsam mit ihrer Freundin durch Mareike Maeggi Gottes Zuspruch erhielten, „gefällt dieses Angebot tatsächlich sehr gut. Es bringt Kindern Kirche näher. Die Kirche wird dadurch nahbarer.“ Eine ihrer Töchter empfand die Aktion als „sehr passend zum Ferienbeginn. Sie gibt auch Sicherheit, man fühlt sich gut begleitet.“ Mareike Maeggi hofft, im nächsten Jahr noch mehr Segensorte anbieten zu können.

Text: Engelbert Broich
Foto(s): Engelbert Broich

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Wochentipps – Sommerabende, Klangwelten und kreative Begegnungen im Kölner Kirchenkreis

Ob kreatives Kinderprogramm, gemeinsames Kochen oder musikalische Höhepunkte: Die kommenden Tage bieten ein vielfältiges Programm im Raum Köln und Umgebung. Von entspannten Begegnungen bis zu geistlichen Klangräumen – die evangelischen Gemeinden laden zu offenen Formaten für alle Generationen ein.


Donnerstag, 24. Juli 2025

17:00–21:00 Uhr
Friedenskirche, Hackenbroicher Straße 59–61, 50769 Köln-Worringen
Kreativprogramm für Kinder im Biergarten
Die Evangelische Hoffnungsgemeinde lädt zum offenen Feriennachmittag in den Biergarten der Friedenskirche ein. Geboten werden Hüpfburg, Kicker, Spielplatz, Snacks und Getränke.
Eintritt frei
www.hoffnungsgemeinde-koeln.de


19:00–22:00 Uhr
DiakoniePunkt Nippes, Yorckstraße 10, Köln
Eat ’n‘ Greet: Feierabendtreff für 25–40-Jährige
Kochen, essen, ins Gespräch kommen – das Netzwerk „hier+weiter – Evangelisch leben in Köln“ lädt zum offenen Treff für junge Erwachsene. Eine Anmeldung ist erforderlich.
Kostenfrei – Anmeldung per Mail erforderlich
marina.vonameln@diakonie-koeln.de
www.lutherkirche-nippes.de


20:00 Uhr
Altenberger Dom, Eugen-Heinen-Platz 2, 51519 Odenthal
Internationales Orgelfestival: „Bach plus“
Matthias Maierhofer, Domorganist und Professor in Freiburg, präsentiert ein Orgelkonzert mit Werken von Bach, Mozart, Walton und Pärt.
Abendkasse: 10 € | Vorverkauf: 11 €
www.dommusik-aktuell.de


Samstag, 26. Juli 2025

18:00 Uhr
Kartäuserkirche, Kartäusergasse 7, 50678 Köln
Klosterchillin‘ in der Südstadtoase
Sommerabend im Klostergarten mit Lounge-Musik von DJane S’bin, kühlen Getränken und Abendlicht unter alten Mauern.
Eintritt frei
www.kartaeuserkirche-koeln.de


Sonntag, 27. Juli 2025

17:00 Uhr
Christuskirche, Mayersweg 10, 50321 Brühl
Sommerkonzert: Musikalische Bergpredigt mit Duo Zia
Texte, Musik und Improvisation verbinden sich zu einer außergewöhnlichen Klangreise. Mit Trompete, Orgel, Percussion und mehr.
Eintritt frei – Spenden erbeten
www.kirche-bruehl.de

Text: APK
Foto(s): APK

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