Am Ufer des Glaubens – 10. Rheintaufe der Ev. Gemeinde Köln: Ein Gottesdienst zwischen Fluss, Erinnerung und Aufbruch

Interview mit Pfarrer Markus Herzberg zur 10. Rheintaufe in Köln

Zum zehnten Mal feierte die evangelische Kirche in Köln ihre besondere Rheintaufe – unter freiem Himmel, direkt am Wasser, gemeinsam mit 21 Familien. Einer der Mitwirkenden war Pfarrer Markus Herzberg. Im Interview spricht er über die Atmosphäre am Flussufer, berührende Momente, feuchte Überraschungen – und über das, was diese Form des Gottesdienstes für ihn als Theologen besonders macht.

1. Atmosphäre und Besonderheit

„Die Rheintaufe fand ja unter freiem Himmel statt – was hat diese Atmosphäre am Rhein für Sie als Pfarrer anders gemacht als einen klassischen Gottesdienst in der Kirche?“

Die Atmosphäre ist schon deswegen eine ganz andere, weil so viele Familien und Täuflinge mit ihren unterschiedlichen Perspektiven und Erfahrungen gleichzeitig zusammenkommen. Im Hintergrund der Rhein, auf dem die Schiffe an uns vorbeifahren, am Wegesrand bleiben Spazierende stehen und beobachten das Geschehen, der offene Himmel über uns: einfach beeindruckend. Als ich zur Taufe in den Rhein ging, schaute ich ins Wasser und sah, dass um unsere Füße ein kleine Gruppe Fische schwamm. Das fand ich besonders schön, da eine der Lesungen zum Gedenktag der Apostel Petrus und Paulus (auf den Tag fiel die Rheintaufe) besagte „Siehe, ich will viele Fischer aussenden, spricht der Herr, die sollen sie fischen;“ Jeremia 16,16.

2. Emotionaler Moment

„21 Tauffamilien waren dabei, manche ließen bereits ihr zweites oder drittes Kind hier taufen. Welcher Moment hat Sie persönlich am meisten berührt?“

Besonders emotional für mich war, dass ich ein Kind taufen durfte von einem Mann, dessen Frau vor Jahren gestorben und war. Ich hatte die beiden damals getraut und die Ehefrau später auch am Sterbebett besucht. Nun hat er eine neue Liebe gefunden und ist Vater geworden. Das hat mich sehr bewegt.

3. Praktische Herausforderungen mit Humor

„Von Sandalen bis Gummistiefel war ja alles dabei – wie haben Sie sich als Pfarrer eigentlich auf einen Gottesdienst vorbereitet, bei dem das Wetter so unberechenbar sein konnte?“

Im letzten Jahr hatte ich Surferschuhe getragen, die aber dann den ganzen restlichen Gottesdienst nass blieben, darum habe ich mir für dieses Jahr Gummistiefel besorgt. Als ich dann im Rhein stand, kam ein ziemlich großer Tanker an uns vorbeigefahren. Er machte so große Wellen, dass beide Stiefel bis zum Rand mit Wasser vollliefen. Gott scheint nicht zu wollen, dass ich mit trockenen Füßen aus dem Rhein steige

4. Gemeinschaftsgefühl

„Das ganze Pfarrteam hat diesen Gottesdienst gemeinsam gestaltet. Wie haben Sie diese Teamarbeit am Rheinufer erlebt – ist da eine andere Dynamik entstanden als sonst?“

Es ist schon eine schöne Erfahrung als gesamtes Pfarrteam diesen Gottesdienst vorzubereiten und zu feiern, so dass wir alle gleichermaßen vorkommen und mit unseren je eigenen Persönlichkeiten zusammen wirken.

5. Tradition und Zukunft

„Die Rheintaufe gab es nun schon zum 10. Mal – warum glauben Sie, ist diese Tradition so gut angekommen? Und was wünschen Sie sich für die Zukunft dieses besonderen Gottesdienstes?“

Ich wünsche mir für die Zukunft, dass dieser Gottesdienst die Menschen auch ein Stück weit an die Kirchengemeinde bindet und ihren Glauben stärkt und es nicht zu einem bloßen Event wird.

Text: APK
Foto(s): Niki Siegenbruck / Ev. Gemeinde Köln

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