Botschaft heiliger Orte wahrnehmen: Förderverein Romanische Kirchen feiert in St. Kunibert 40-jähriges Bestehen
Mit einem ökumenischen Dankgottesdienst und einer Ausstellungseröffnung hat der Förderverein Romanische Kirchen gerade in St. Kunibert sein 40+1-jähriges Bestehen gefeiert, denn 1981 wurde der Förderverein Romanische Kirchen Köln im Hansesaal des Kölner Rathauses gegründet. Das Jubiläum zum 40-jährigen Bestehen konnte allerdings, wie so vieles, im letzten Jahr coronabedingt nicht pünktlich gefeiert werden. Und so fand nun der Dankgottesdienst, in dieser, mit rund 800 Jahren Geschichte „jüngsten“ romanischen Kirche in Köln, statt. Geleitet wurde der von Stadtsuperintendent Bernhard Seiger sowie Monsignore Robert Kleine. Beide sind auch Vorstandsmitglieder des Fördervereins.
Helmut Haumann, seit 2002 Vereinsvorsitzender, begrüßte im Anschluss an den Gottesdienst den Künstler Alexander Dettmar, dessen Bilder der romanischen Kirchen Kölns derzeit in St. Kunibert zu sehen sind. Oberbürgermeisterin Henriette Reker, Ehrenvorsitzende im Förderverein sprach ein sehr persönliches Grußwort und Prälat Josef Sauerborn, Vorsitzender des Vereins für Christliche Kunst im Erzbistum Köln und im Bistum Aachen, führte in die Ausstellung ein. Musikalisch begleiteten die Sänger des Kammerchors des Kölner Männergesangvereins unter der Leitung von Professor Christopher Brauckmann sowie Hoonbyeong Chae an der Orgel den Nachmittag.
Kirche „ein Ort des Gebets und der Kultur“
Im Gottesdienst erinnerte der Kölner Stadtdechant, Monsignore Robert Kleine, daran, dass St. Kunibert im Zweiten Weltkrieg massive Zerstörungen erleiden musste. Dennoch blieb die Kirche „ein Ort des Gebets und der Kultur, sie war weiterhin ein Platz an dem sich Menschen als lebendige Steine des Hauses fühlen konnten“. Weiter führte er aus: „Und seit 1981 engagieren sich tatkräftig und segensreich die Vereinsmitglieder, um den nach 1945 begonnenen kirchlichen, kulturellen und politischen Aufbau weiter zu unterstützen.“ Mit Blick auf die Ukraine mahnte der Stadtdechant: „Wir müssen schon im kleinen Frieden schaffen. Tod und Krieg dürfen nicht das letzte Wort haben.“
Die Predigt hielt Stadtsuperintendent Seiger. „Wir sind hier an einem heiligen Ort in Köln. In St. Kunibert, in einer unserer geschätzten romanischen Kirchen, die wir heute ehren“, begann er, um dann zu fragen: „Erkennen wir Menschen eigentlich heilige Orte?“ Der Predigttext aus 2. Mose 3 erzählte vom brennenden Dornbusch, davon, dass Mose sich bewusst war, auf heiligem Boden zu stehen. Ganz so einfach sei es für uns Menschen nicht, räumte der Theologe ein. Aber: „Wir müssen uns nicht klein und unsensibel fühlen, wenn wir einen heiligen Ort nicht erkennen. Es muss einem gesagt werden. Das Entscheidende im Leben muss einem gesagt werden, man kann es sich nicht selbst sagen.“ Dafür brauche es Weggefährten, ist der Theologe überzeugt.
Weggefährten, die sich schließlich auch für heilige Orte, wie die zwölf großen romanischen Kirchen in Köln stark machen. „Was war das für eine Leistung, die zerstörten Kirchen nach dem Zweiten Weltkrieg wieder aufzubauen! Die, die damals mit aufgebaut haben, wussten: Wir brauchen heilige Orte für unsere Seele. Als Kraftorte in Wüstenzeiten.“ Orte, die wir achtsam und mit Respekt behandeln, in denen wir ihre Botschaften hören dürfen: „Die erste Botschaft dieser Kirchen ist: Entschleunigung! Die zweite ist: Suche! Die dritte: Hör und sieh! Dann kann es sein, dass wir etwas vom Heiligen spüren, dass Gott menschlich und spürbar wird.“
Brückenschlag zur Weihnachtsgeschichte
Als Brückenschlag zur Weihnachtsgeschichte erinnerte Stadtsuperintendent Seiger daran, wie auch Bethlehem zu einem heiligen Ort wurde, ein schlichter Stall, wo im Alltäglichen der Glanz Gottes erfahrbar wurde. „Bethlehem lehrt uns: Es gibt keinen Ort, der nicht zur Begegnung mit Gott werden kann. Natürlich auch der Hauptbahnhof und die Obdachlosenunterkunft und die Herberge für Geflüchtete.“
Weihnachtliche Musik, umrahmt von Kunst und schließlich der Segen, erteilt im Sinne der Ökumene von Stadtsuperintendent und Stadtdechant leiteten über zu einer anschließenden kurzen Feierstunde, in der Helmut Haumann das Engagement des Vereins umriss. „Der Förderverein Romanische Kirchen Köln hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Erhaltung und Ausgestaltung der romanischen Kirchen zu fördern.“ Das beinhaltet finanzielle Unterstützung der Kirchengemeinden bei substanzerhaltenden Maßnahmen an den Bauten sowie bei Restaurierungen an Gegenständen der historischen Ausstattungen. Außerdem widmen sich die Mitglieder des Vereins der wissenschaftlichen Erforschung der Kölner Kirchen. Der Förderverein lädt zu öffentlichen Besichtigungen und Führungen ein und bemüht sich, durch Vortragsreihen die Kirchen stärker ins allgemeine Bewusstsein zu rücken.
Sehr persönliche Worte fand Oberbürgermeisterin Henriette Reker, seit 2016 Ehrenvorsitzende des Fördervereins in ihrem Grußwort. Sie beschrieb, wie sie schon zu Schulzeiten die Namen der großen romanischen Kirchen in Köln auswendig lernen musste. „Diese Gotteshäuser erzählen die Geschichte der Stadt. Schon Heinrich Böll liebte die romanischen Kirchen, denn er empfand sie als typisch kölsch.“ Diese Kirchen seien zu Konstanten im Kölner Leben, zu Mittelpunkten der Veedel geworden. „Gegenwart und Geschichte vereinen sich hier.“ Typisch für Köln sei es auch, dass sich vor 40 Jahren Menschen aus der Bürgerschaft zusammenfanden, um sich für die Kirchen einzusetzen. „Dieser Einsatz ist nicht selbstverständlich.“
Künstlerseelsorger Prälat Josef Sauerborn führte zum Schluss der Festveranstaltung in das Werk Alexander Dettmars ein. „Die hier gezeigten Bilder sind sehr persönliche Portraits unserer Kirchen, keine schlichte Architekturmalerei.“ Die fließenden Formen ohne scharfe Konturen, die irdene Farbwahl seien Zeugnisse dafür, dass der Künstler der seelischen Tiefe der romanischen Kirchen in Köln auf die Spur gekommen ist.
Der Pleinairkünstler und Themenmaler Alexander Dettmar hat in den Jahren 2019 und 2020 die zwölf großen romanischen Kirchen auf Leinwand gebannt. Realisiert wurde die 30 Bilder umfassende Ausstellung in St. Kunibert gemeinsam mit der Künstlerseelsorge Köln.
Die Ausstellung ist bis zum 22. Februar 2023 zu sehen.
Text: Katja Pohl
Foto(s): Matthias Pohl
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