Diakoniespende 2022/2023: Frisuren für ein Leben auf der Straße – Ehrenamtliche und Spender unterstützen GULLIVER
„Diana, ich habe schon auf dich gewartet“, ist in der Überlebensstation GULLIVER im Bahnbogen 1 an der Kölner Trankgasse in den vergangenen drei Jahren zu einer ganz üblichen Begrüßung geworden. Die herzliche Begrüßung gilt Friseurin Diana Klauß, die den Gästen des GULLIVER ehrenamtlich die Haare schneidet. Dieses Angebot gibt es schon lange, denn das Team des GULLIVER hat früh den Bedarf seiner Gäste im Hinblick auf Friseur oder auch Fußpflege erkannt. Inzwischen wechseln sich zwei Friseurinnen ab, so dass etwa alle drei Wochen aus dem Tagesschlafraum für ein paar Stunden ein Friseursalon wird. Viele Ehrenamtler wie Diana Klauß unterstützen mit ihrer Arbeit die Überlebensstation GULLIVER. Die Diakoniespende des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region geht in diesem Jahr an das GULLIVER – dadurch kann die so wichtige Arbeit weiter ausgebaut werden, weil die Öffnungszeiten erweitert werden können (s. unten).
Praktische Frisuren für „ein Leben draußen“
Diplom-Sozialpädagoge Sebastian Ebert fragte vor einigen Jahren bei Diana Klauß an, ob sie sich vorstellen könnte, die Gäste des GULLIVER zu unterstützen. Die 46-Jährige, die in Köln mit einer Kollegin einen Friseursalon leitet, gibt zu, dass sie sich das GULLIVER erst einmal anschauen wollte, bevor sie ihre Zusage gab. Sie sagt in der Rückschau: „Ich war positiv überrascht und bin seitdem regelmäßig und gerne im GULLIVER.“ Ihr Werkzeug bringt sie mit, eine Haarschneidemaschine wurde gespendet, die dann auch vor Ort bleibt. Modische Ansprüche hat hier kaum jemand. Eher sollen es praktische Frisuren für „ein Leben draußen“ sein, die sich die hauptsächlich männlichen Kunden wünschen.
Was Diana Klauß aber durchaus zu Beginn lernen musste, ist die doch sehr direkte Ansprache. Denn manchmal braucht es eine klare, aber freundliche Ansage. „Das musste ich üben“, berichtet die Friseurin lachend. Ihre Kundinnen und Kunden im GULLIVER freuen sich immer, wenn sie sich im Tagesschlafraum startklar macht. Manche genießen ihren Haarschnitt still und in Ruhe, andere sprechen über Sorgen, Ängste und Probleme. Diese Schicksale lassen natürlich auch die Friseurin nicht unberührt. „Ab und zu muss ich mich hinterher bei Freunden aussprechen und meine Empfindungen teilen. Natürlich nenne ich dann keine Namen. Aber ich nehme doch einiges von hier mit.“ Schließlich können jeden von uns ein ähnliches Schicksal treffen, ist Diana Klauß überzeugt.
Viele Stammkunden
Rund zehn Gästen schneidet sie bei jedem ihrer Besuche in der Trankgasse die Haare, manche sind in den Jahren zu Stammkunden geworden, die sich auf die Begegnung mit der Friseurin schon immer sehr freuen.
Diana Klauß, die den Kundinnen und Kunden ihres Salons regelmäßig von ihrem Engagement für das GULLIVER erzählt, sieht ganz viel Sinn in ihrem Ehrenamt. So betont sie, auch auf der Straße lebende Menschen sollten nach Möglichkeit ihr Selbstwertgefühl bewahren können: „Man muss den Menschen ihre Obdachlosigkeit, ihre oft tragische Lebensgeschichte, ja nicht gleich ansehen. Das ist in meinen Augen eine Frage der Würde.“
Wie gern die Gäste für ihren Service, das Zuhören und Anteil nehmen etwas zurückgeben, hat Diana Klauß erfahren, als einer der Männer ihr eine Schachtel Pralinen überreichte. Diese besondere Geste eines Dankeschöns rührt die Friseurin noch immer, wenn sie davon berichtet.
Diakoniespende
Ein Jahr lang, bis September 2023, steht die Überlebensstation GULLIVER im Bahnbogen 1 in der Trankgasse am Kölner Hauptbahnhof im Mittelpunkt der jährlichen Diakoniespende des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region. Die Spende soll dazu dienen, die Öffnungszeiten, die pandemiebedingt eingeschränkt werden mussten, wieder auszuweiten. Denn die Anlaufstelle für obdachlose Menschen, die täglich rund 200 Gäste zählt, möchte ab dem kommenden Frühjahr an 365 Tagen im Jahr statt von 8 bis 15 Uhr von 8 bis 18 Uhr für die Menschen da sein. Das Besondere an der Diakoniespende: Bis zu einem Spendenaufkommen von 100.000 Euro verdoppelt der Kirchenverband Köln und Region die Summe.
Text: Katja Pohl
Foto(s): Matthias Pohl
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