„Ihr seid das Salz der Erde“: Evangelische Christusgemeinde an der Glessener Höhe feiert Fusion
Im Kirchenkreis Köln-Nord geht man beim Thema Zukunft in die Offensive. Gemeinschaft heißt das Mittel der Wahl. In der Gnadenkirche in Brauweiler wurde nun die Fusion der bisherigen Christusgemeinde Brauweiler-Königsdorf mit dem Gemeindeteil Niederaussem-Glessen gefeiert, die am 1. Januar 2024 in Kraft getreten ist. Die Gemeinde heißt jetzt Evangelische Christusgemeinde an der Glessener Höhe.
Superintendent Markus Zimmermann war gekommen, um die Predigt zu halten. Alles sei im Fluss, erklärte er. Man erlebe eine Zeitenwende. Seit dem Angriff Russlands auf die Ukraine habe sich die Welt völlig verändert. Nichts sei wie vorher, Verunsicherung mache sich breit. „Auch die Kirche ist schon länger verunsichert. Wo geht es hin?“
Doch jetzt gelte es, die Fusion zu feiern. Ostern rückt näher, und Freude passe eigentlich nicht zu der Zeit vor Ostern. Aber es gebe einen Grund zur Freude. „Nicht weil wir so toll sind, sondern weil uns das zugesagt ist.“ Der Superintendent hat einen Text neu entdeckt, der ihm, wie er einräumte, aus dem Blick geraten ist. Es geht um die Propheten Elija und Elischa. Letzterer sei der Nachfolger von Elija gewesen und von Hause aus Landwirt.
„Gott wählt häufig die aus, von denen man das am wenigsten erwartet. Normalos sozusagen.“ Die Geschichte stammt aus dem zweiten Buch der Könige. Darin beklagen sich die Männer der Stadt Jericho: „Siehe, es ist gut wohnen in dieser Stadt, wie mein Herr sieht; aber es ist böses Wasser und das Land unfruchtbar.“ Zudem hätten viele Frauen Fehlgeburten. Elischa ließ sich eine Schale Salz bringen und warf das Salz in die Wasserstelle. „So spricht der Herr: Ich habe dies Wasser gesund gemacht; es sollen hinfort weder Tod noch Unfruchtbarkeit von ihm kommen.“
Kirche ganz neu gestalten
Zimmermann nannte die Geschichte „eine wunderbare kleine Episode“, die an die aktuelle Situation der Kirche erinnere. Ja, es sei gut, in dieser Stadt zu wohnen. Zu erleben, wie die Gemeinde den Glauben lebe und weitergebe. Auch der Kirche sei es in den vergangenen Jahrzehnten gut gegangen. Gerade in den 60er und 70er Jahren habe man Kirchen gebaut ohne Ende. „Und es war gut, was darin passiert ist. Geld war kein Thema. Es strömte immer weiter. Wir hatten immer mehr Ressourcen.“
In den 80er Jahren habe man die Pfarrerschwemme erlebt. „Auf eine Stelle gab es mitunter 70 Bewerbungen. Wir saßen am Strom, der nicht versiegte.“ Nun sei das Wasser fade, die Menschen kämen nicht mehr selbstverständlich in die Gemeinden. Die Kirche habe nicht mehr die einstige Reputation. Man sei zum Beispiel unachtsam gewesen beim Thema sexuelle Gewalt.
Jetzt gelte es, Kirche ganz neu zu gestalten. „Wie sieht die Kirche in einigen Jahren aus? 2040 werden wir weniger als die Hälfte der jetzigen Pfarrstellen haben.“ Bei den Gebäuden tappe man im Dunkeln. Die energetische Sanierung koste viel Geld.
„Wir ziehen weiter. Gott begleitet und stärkt uns dabei“
Im Bibeltext bitten die Männer Elischa um Hilfe, er wendet sich an Gott, und der macht das Wasser mit Salz sauber und damit trinkbar. „Dieses Salz brauchen wir“, so Zimmermann. „Als Kirche. Aber woher kann dieses Salz kommen?“ Nicht von Außen.
„Ihr seid das Salz der Erde“, wandte sich der Superintendent an die Festgemeinde. Fusionen bedeuteten, erstmal zu gucken. Und dann mache man „wunderbare Entdeckungen“. Etwa, „dass die so ticken wie wir. Dass sie wie wir ihren Glauben leben und weitergeben. Gucken Sie mal, wie viel Salz in diesem Kirchraum versammelt ist. Wir sind die, die Kirche gestalten.“
Es gelte, loszulassen und zu Neuem aufzubrechen. „Wir ziehen weiter. Gott begleitet und stärkt uns dabei.“ Man gestalte, nehme Abschied und breche neu auf. Im Kirchenkreis habe es mal 16 Gemeinden gegeben. Jetzt seien es noch zwölf. Und die drei linksrheinischen Kirchenkreise würde 2026 zu einem verschmelzen. „Es ist doch wunderbar, sich als Salz wahrzunehmen. Veränderung macht Freude.“
Text: Stefan Rahmann
Foto(s): Stefan Rahmann
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