Kirchengemeinde Mauenheim-Weidenpesch feiert Grundsteinlegung

„Siehe, ich mache alles neu!“ – das Wort aus der Offenbarung (21,5) des Johannes ist Leitmotiv für den Neubau des Erlöserkirchenzentrums in der Derfflinger Straße in Köln-Weidenpesch. So verkündet es seit längerem auch das Transparent am Baugerüst. Im Rohbau herrschte zuletzt eine freudige, erwartungsvolle Stimmung. Nach und nach fanden sich über hundert Gäste zur Grundsteinlegung innerhalb eines Gottesdienstes ein. In Höhe des künftigen Altar-Standortes wurde die in Carrara-Marmor gearbeitete Grundsteinplatte präsentiert. Benachbart wartete die als Zeitkapsel dienende metallene Kassette darauf, mit Dokumenten befüllt zu werden.

„Platz im Veedel“

Punkt Zwölf hieß Pfarrer Markus Zimmermann die Gemeinde „herzlich willkommen in unserer neuen Kirche“. Es sehe hier zwar noch etwas ungemütlich aus, aber wir könnten schon ahnen, „wie schön diese Kirche, unser neues Erlöserkirchenzentrum werden wird“, so der Presbyteriumsvorsitzende der Evangelischen Kirchengemeinde Köln-Mauenheim-Weidenpesch. Das auf dem Grundstück der abgebrochenen Erlöserkirche errichtete neue Erlöser-Quartier wird unterschiedliche Nutzungszwecke miteinander verbinden: Kirche, Gemeinderäume, Kindertagesstätte und Wohnungen. Der Kirchplatz soll ein gemeinsamer „Platz im Veedel“ werden.

Gemeindepfarrer Zimmermann, der als Superintendent den Kirchenkreis Köln-Nord repräsentiert, begrüßte einige der Gottesdienst-Teilnehmer*innen besonders. Darunter aktuelle wie ehemalige Mitglieder des Presbyteriums. Mehr als 1,5 Jahrzehnte seien diese „an dem Thema dran, neu zu bauen“. Sie hätten quasi vor dem Grundstein den Grundstein, das Fundament gelegt. Zimmermann nannte auch die Mitglieder des Bauausschusses sowie Joel Harris vom Büro Harris + Kurrle Architekten in Stuttgart. Mit deren Sieg beim Architekturwettbewerb habe eine gute Zeit begonnen.

Bauvorhaben braucht Betreuung und Begleitung

„So ein Bauvorhaben braucht Betreuung und Begleitung“, richtete der Pfarrer seinen Willkommensgruß auch an Vertreter*innen der Projektsteuerung Schlünz in Bonn, der Antoniter Siedlungsgesellschaft mbH (ASG, Wohnungsbaugesellschaft im Evangelischen Kirchenverband Köln und Region), der Landeskirche und der Gemeindeverwaltung. Ebenso an Vertreter*innen der beteiligten Firmen und Gewerke, der katholischen Schwestergemeinde, an Bezirksbürgermeisterin Dr. Diana Siebert sowie Nachbarn. Ausdrücklich dankte er diejenigen, „die durch Spenden beitragen, das der Kirchraum gemütlich und einladend wird“.

Direkte Nähe von Kita und Kirchraum

Mit Pfarrer Thorsten Sommerfeld begrüßte er den Vorstandsvorsitzenden des Evangelischen Kindertagesstättenverbandes Köln-Nord. Der Verband werde mit seiner Kita Spatzennest einen Großteil des Gebäudes belegen. Sommerfeld freute sich in seinem Grußwort über die direkte Nähe von Kita und Kirchraum. Wer von der einen in den anderen gelangen wolle, könne die Hausschuhe anlassen. „Gott, wir danken Dir, dass wir heute den Grundstein legen können“, betete Pfarrerin Christina Schlarp. Andere lasen aus Matthäus 7,24-25 (Haus auf Fels gründen) und 2 Korinther 6,16 („Wir aber sind der Tempel des lebendigen Gottes“).

Mit dem hölzernen Modell für unsere „Hauskirche 3.0“ habe Joel Harris der Gemeinde eine Vision gegeben, erklärte Pfarrerin Susanne Zimmermann. Um diese Vision, übersetzt, die vollendete Erlöserkirche, vor unserem inneren Augen sehen zu können, veranschaulichte die Pfarrerin deren künftiges Erscheinungsbild mit einem Gang in die vier Himmelsrichtungen. „Im Osten wird der Morgenstern aufgehen.“ Das dortige Wandfenster stehe für den Neuanfang. Über uns befänden sich mit den Kinderräumen die schönsten Räume. An der Ostseite, die Kraft für den Neuanfang gebe, sei auch Platz für Fürbittenlichter. „Im Süden ist das Licht am allerhellsten, hier werden wir ein Fenster sehen, dass sprüht und funkelt“, erläuterte die Theologin. Dieses werde von der Künstlerin Gabriele Wilpers gestaltet. Darin eingearbeitet habe sie die von Herbert Schuffenhauer zum Schöpfungs-Thema entworfenen sieben Medaillon-Fenster des Vorgängerbaus. Durch das Fenster würden funkelnde Lichtstrahlen auf den Boden und die Wänden treffen. Ein alter Balken des Kreuzes der Philipp-Nikolai-Kirche werde die Osterkerze tragen.

Der Westen sei der Ort, wo der Tag sich neige, beschrieb die Pfarrerin. Dort gehe es um Abschied nehmen. „Auch wir haben Abschied genommen von zwei Kirchen, Kita und Gemeindehaus.“ Gleichzeitig heiße es dort, an ein Ziel zu gelangen. „Der Norden steht für die Ruhe der Nacht“, erklärte Susanne Zimmermann. „Wir wünschen uns, dass die Kirche ein Ort wird, wo man zur Ruhe finden, zu Atem kommen kann, wo uns auch neue Einsichten gelingen.“ Der „Rundgang“ schloss am künftigen Standort des Altars unter einer dann gefalteten Decke. „Hier wird Licht sein.“ Und der Altarort werde kein unbeschriebenes Blatt sein, sprach die Pfarrerin von einem Kraftort, an dem wir anknüpften an die Zeiten und Menschen vor uns.

„Glaube und Leben hängen eng zusammen“

Aufschlussreich verlief ebenfalls die Befüllung der Grundstein-Kassette. Denn die einlegenden Personen gingen kurz auch auf die jeweilige Symbolik der Zeitdokumente ein. Markus Zimmermann begann mit der Lutherbibel von 2017 in gedruckter und elektronischer Form. Als christliche, evangelische Gemeinde sei uns wichtig, dass der Glaube mit dem Leben zu tun habe, ließ er die Wochenendausgabe einer Kölner Tageszeitung folgen. Auf der Titelseite finden sich ein Foto der Anschläge in New York und Washington vor zwanzig Jahren und ein Beitrag über die Impfpflicht. „Glaube und Leben hängen eng zusammen“, betonte er. Wir müssten mitten im Leben wirken, Menschen dort abholen, wo sie in Not seien, so der Pfarrer. „Wir sind eine lebendige Gemeinde“, legte Schlarp zunächst den aktuellen Gemeindebrief hinein. Er gebe wieder, was wir machten und zeige wie wir miteinander im Glauben und auf vielen anderen Ebenen verbunden seien. Zudem ließ sie eine Corona-Maske folgen als ein Merkmal des Alltags in der Pandemie. Durch diese Maske seien wir verbunden mit nachfolgenden Generationen. Ihnen wünschten wir, dass sie sich dieser Herausforderung nicht stellen müssten.

Gutes Miteinander zwischen Kita, Träger und Gemeinde

Die Gemeinde gebe auch ihr letztes Pfarrhaus auf, in dem sie und ihr Mann Markus mit ihren drei Kindern lange gelebt hätten, so Susanne Zimmermann. „Das war nicht nur ein Pfarrhaus, sondern unser Zuhause“, sagte ihre Tochter Lea, bevor sie ein Foto des Gebäudes dem Behältnis übergab. „Wir wünschen uns ein gutes Miteinander zwischen Kita, Träger und Gemeinde“, legte Sommerfeld für den Kitaverband einen Brief hinein, in dem unter anderem die „Vielfalt unserer Kinder“ betont wird. Zwei Kinder der Kita Spatzennest folgten mit zwei „Glückssteinen“ und einer Rolle mit Fingerabrücken und Namen aller aktuellen „Spatzen-Kinder“. Mit ihren Gegenständen drückten die Mädchen und Jungen laut Leiterin Diana Jülicher ihre Hoffnung auf eine baldige Eröffnung der neuen Räume aus sowie den Wunsch, dass es ein Ort der Gemeinschaft werde.

Baukirchmeister Johanes Feyrer verlas den Text der Urkunde mit Angaben zum Bauprojekt, bevor er sie in die Kassette legte. Susanne Zimmermann ließ „andere wichtigen Gaben“ folgen. Etwa Fotos und einen Trümmerstein von der ersten Erlöserkirche, die Einladung zur Grundsteinlegung und das Liedblatt des Gottesdienstes. Schließlich legte Finanzkirchmeister Achim Willgeroth einen Satz Euro-Münzen mit hinein.

„Umgeben von Leben“

Joel Harris vom Büro Harris + Kurrle Architekten in Stuttgart erläuterte die symbolhafte geometrische Zeichnung auf der Grundsteinplatte. Sie sei quasi einen Lageplan, zeige wie das äußerst kompakte Gebäude von oben aussehe. „Um den quadratischen Glockenturm haben wir rechteckige Schalen gelegt. Wie Zwiebelringe, die das Gebäude zusammenhalten.“ Der Kirchraum sei von anderen Funktionen umgeben: „Umgeben von Leben.“ Damit zitierte er den für den Entwurf sinnbildlich stehenden Leitsatz. „Umgeben von Leben“ und mit „Strahlkraft nach außen“ – dies findet Harris „sehr wichtig“. Und es stelle schon etwas Neues dar. Der Architekt zeigte sich dankbar und begeistert über die Kraft und den Mut, den er seitens der Gemeinde gesehen habe, sich vorausschauend für dieses Neue zu entscheiden.

Zur eigentlichen Grundsteinlegung zogen in einer kleinen Prozession unter anderem Architekt, Baukirchmeister und Pfarrer zur Westwand des Rohbaus. Vorneweg trug Harris die Zeit-Kassette, die er auf halber Höhe einer Treppe in die vorgesehene Aussparung setzte. Der ihm folgende Feyrer verschloss die Öffnung mit dem schweren Grundsteindeckel und nacheinander klopften alle an diesem Akt Beteiligten unter dem Sprechen eines Bibelverses mit einem Hammer je dreimal auf die Platte. Den Schlusspunkt dieser feierlich-symbolischen Handlung setzte Markus Zimmermann. Oberhalb des Grundsteins soll zukünftig das Jerusalemfenster aus der Philipp Nicolai-Kirche stehen.

Auf den musikalisch vom Chor-Quartett, Querflötistin Ursula Birkholz und Kirchenmusiker Michael Burt musikalisch vielseitig gestalteten Gottesdienst folgte ein kleiner „Kölscher Empfang“.

„Der Rohbau ist fertig. Wesentliche Bestandteile des Innenausbaus wie Elektroleitungen, Heizungsanlage und Lüftungstechnik sind drin“, informierte Baukirchmeister Feyrer im Gespräch. Im nächsten Schritt sollen die Fenster eingebaut werden. „Wenn die erst mal drin sind“, sei der weitere Zeitplan berechenbar, so Feyrer. Dann dauere es noch circa vier bis sechs Monate, in denen unter anderem die Fassade ein Wärmeverbundsystem erhalte und verklinkert werde. „Wichtig ist, den Bau dicht zu haben, bevor der Winter kommt.“ Im Moment hänge alles vom Fenstereinbau ab. Im Frühjahr, spätestens an Ostern 2022, könne der erste Gottesdienst in der fertiggestellten Erlöserkirche gefeiert werden, so seine Hoffnung.

Text: Engelbert Broich/APK
Foto(s): Engelbert Broich/APK

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