Rock und Liebe: Entpflichtung von Siegfried Kuttner

Die Friedenskirche in Köln-Ehrenfeld war bis auf den letzten Platz gefüllt. Viele Gäste konnte Presbyterin Ilona Burggraf begrüßen, darunter Vertreter der Stadt, der Kirche und die Familie von Pfarrer Siegfried Kuttner. Inhalt und Form des Abschiedsgottesdienstes waren ganz auf Siegfried Kuttner zugeschnitten, man kannte und liebte ihn für die spannende und musikalisch mitreißende Gestaltung seiner Gottesdienste.

Das hohe Lied der Liebe

„Wir leben in schwierigen Zeiten. Wer beendet den Hass? Wer beendet  den Hunger? Wer bekommt die Klimakrise in den Griff? Warum haben wir Krieg?“ Siegfried Kuttner nannte im Eröffnungsgebet die brennenden Probleme beim Namen und wies gleich auf eine Lösung hin: „Herr wir brauchen dich. Erbarme dich.“ Mit einem Gebet für die besonders geplagten Menschen leitete Siegfried Kuttner zur Lesung über: „Selig sind die, die Leid tragen, sie sollen getröstet werden. Selig sind die Hungernden, sie sollen zu essen bekommen.“ Die Lesung hatte das „hohe Lied der Liebe“ als Kernthema. „Ohne Liebe wäre ich nichts, Liebe ist langmütig und freundlich. Sie bläht sich nicht auf, lässt sich nicht erzittern, sie erträgt alles. Die Liebe hört niemals auf. Wir nähren uns von Liebe ,Glaube und Hoffnung, die Liebe ist das dabei das Größte.“

Danach griff Siegfried Kuttner zur Gitarre und stimmte zur Klavierbegleitung eines guten Freundes „He’s got the whole world in his hands“ an. Die Gemeinde klatschte und sang begeistert mit, zum Schluss gab es sogar Szenenapplaus. „Wir haben so viel zusammen gespielt“, erinnerte sich Pfarrer Kuttner an gemeinsames Musizieren mit seinem Freund.

Auch das Evangelium hatte die Liebe zum Thema. So sprach der Herr: „Ihr sollt einander lieben wie ich euch geliebt habe. Ich nenne Euch Freunde und nicht Diener. Ich habe euch ausgewählt, ihr geht hinaus und bringt reiche Frucht. Ihr sollt einander lieben, genau das ist mein Gebot für euch.“

Abschiedspredigt mit Spielszenen – Hochmut kommt vor den Fall

Thema der Predigt von Siegfried Kuttner war das Gastmahl des Belsazar. „Damals stand das für eine Zeitenwende, wie wir es heute ja auch oft hören.“ König Nebukadnezar und sein Heer regierten gnadenlos, das jüdische Volk wurde deportiert. Nebukadnezar nahm alles Wertvolle mit, auch die schlauesten Leute des jüdischen Volkes sollten ihm dienen. Darunter war Daniel, er sollte dem König persönlich als Traumdeuter dienen. Der Inhalt der Predigt wurde auch in Spielszenen dargestellt, zunächst im Dialog zwischen Daniel und dem König. Dieser hatte den Traum, ein Stein sei vom Himmel gefallen und habe eine große Statue zerstört. Der König konnte den Traum nicht deuten und rief Daniel zu sich. Daniel konnte den Traum erklären: „Es wird viele Reiche geben, aber nur einen Gott. Am Ende wird sein Stein sein ewiges Werk sein.“  Nebukadnezar war dankbar und beförderte ihn. Er träumte immer wieder diesen Traum, bis der Herr mit den Wolken des Himmels kam, „seine Macht ist ewig.“

Späterer König wurde Belsazar. Der verlor jedes Maß, trat die 10 Gebote mit Füßen. Er veranstaltete ein Mahl für seine 1000 mächtigsten Menschen, ließ dazu gestohlene jüdische Gefäße bringen, um daraus zu trinken. Auch diese Szene wurde gespielt, an die Gemeinde wurden dabei Trauben verteilt. „Alle feierten ausgelassen – wer sollte nur dem König widerstehen?“  Plötzlich schrieben Finger einen Text auf die getünchte Wand. Der König wurde blass und schlotterte. Keiner verstand, was da stand. Wieder einmal wurde Daniel geholt und erklärte die Schrift: „Du hast dich gegen den Herrn erhoben. Die Schrift bedeutet, der Herr hat dein Königtum beendet.“ Genau das trat dann auch ein. Im Jahr 539 verlor Belsazar sein Leben, das Reich wurde von anderen erobert. Pfarrer Kuttner gab der Gemeinde mit auf den Weg: „Die Botschaft ist hier ganz klar: Hochmut kommt vor den Fall. Daniel bewahrt sich eine Tugend, die ihn weise machte, Gottesfurcht. Daniel steht mit beiden Beinen auf der Erde. Das ist seine Demut.“

„Wir brauchen Menschen wie Dich“

Nach der Abschiedspredigt bat Superintendent Markus Zimmermann Pfarrer Kuttner, das Presbyterium sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Gemeinde vor den Altar. „Wir verabschieden dich und danken Gott für deinen Dienst, deine Treue und deine Liebe. Du hast 34 Jahre Dienst getan.“ In einem kurzen Rückblick erwähnte Markus Zimmermann, Pfarrer Kuttner habe viel Neues geschaffen. „Ich glaube kein Pfarrer im Kirchenkreis ist so oft umgezogen wie du. Die Kirche zieht sich nicht zurück, die Kirche baut.“ Besonders würdigte der Superintendent das persönliche Wirken von Siegfried Kuttner: „Wir brauchen Menschen wie dich, Menschen die geerdet sind. Wir sehen die Früchte deines Wirkens, du hast dich der Wahrheit gestellt. Dafür sind wir dankbar.“  Mit dem Ruhestand beginne jetzt neue Lebensphase. „Du bist frei, kannst Abendmahl feiern, wann und wo du willst“. Es folgte ein Gebet für den scheidenden Pfarrer, anschließend wurde er mit einem Segen entpflichtet. Ein besonderes Wort richtete der Superintendent an die Gemeinde: „Achtet den Dienst, den er für euch getan hat. Betet weiter für ihn.“

Anschließend gaben einige Vertreter der Gemeinde dem entpflichteten Pfarrer persönliche Abschiedsworte und Abschiedswünsche mit auf den Weg. „Das einzig Bleibende ist Veränderung.“ „Ich wünsche dir, dass die Liebe Gottes in dir bleibt.“ „Gott beschütze dich.“ „Gott bringe dein Leben zum klingen.“  „Gott segne dich.“

Begleitet wurde der Gottesdienst von der Ehrenfelder Kantorei, die mit einer eindrucksvollen Chorunterstützung der Feier etwas Besonderes verliehen hat. Mit „Blowin’ in the wind“ von Bob Dylan und dem Segen war der Gottesdienst dann beendet. Zu einem Orgelspiel zogen  alle Beteiligten gemeinsam aus dem Gotteshaus aus, um im Gemeindehaus gegenüber zu einer kleinen Abschiedsfeier zusammenzukommen.

Text: Dr. Klemens Surmann
Foto(s): Dr. Klemens Surmann

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