Stadtsuperintendent Bernhard Seiger im Amt bestätigt – Nachrichten von der Verbandsvertretung: Wahlen und Haushaltsberatungen

Auch die Verbandsvertretung des Kirchenverbandes Köln und Region (EKV) tagte als Zoom-Konferenz. Stadtsuperintendent Bernhard Seiger eröffnete die Sitzung mit einer Andacht und „Gedanken zum Corona-Jahr und zur Freiheit“, wie er zu Beginn anmerkte. Abstand sei in diesen Zeiten die neue Form von Nähe. Auch wenn es schwerfalle, auf Begegnungen zu verzichten. „Und wir blicken mit gemischten Gefühlen auf Weihnachten. Wie können wir verantwortungsvoll und trotzdem nah bei den Menschen sein?“, laute die Frage, die es zu beantworten gelte. Es gebe, so der Stadtsuperintendent, zunehmenden politischen Streit darüber, wie weit der Staat die Freiheit des Einzelnen einschränken dürfe. Und wie weit staatliche Stellen über die Lebensumstände der Menschen bestimmen dürften. „Wie stehen Freiheit und Gemeinwohl zueinander?“, fragte Seiger und erinnert an die drei Freiheitsschriften von Martin Luther von 1520 vor exakt 500 Jahren. Insbesondere an „Die Freiheit eines Christenmenschen“.

Sie sei entstanden in einer Zeit der Krise. Manchmal laufe die Theologie in Krisenzeiten zur Hochform auf. „Ein Christenmensch ist ein freier Herr über alle Dinge und niemand untertan. Ein Christenmensch ist ein dienstbarer Knecht aller Dinge und jedermann untertan“, heiße es dort zu Beginn. In der Theologie gehe es um die Befreiung von Angst vor einem strafenden Gott. Freiheit sei für Luther ein theologischer Begriff gewesen. Der Kern des Evangeliums sei die Befreiung von Angst. Freiheit sei gebunden an die Beziehung zu Gott. Dank dieser Bindung sei man gegenüber allen anderen frei. „Wenn Menschen heute von Freiheit sprechen, geht es fast immer um die individuelle Freiheit.“ Natürlich könne man Glück als individuelle Freiheit genießen. Aber Freiheit müsse sich immer auch auf den Nächsten beziehen. „Freiheit muss zur Verantwortung führen. Sonst wird alles lieblos und kalt.“ Der Stadtsuperintendent zitierte aus dem Timotheus-Brief: „Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht.“ Und schloss: „Das ist unser Auftrag in diesen Zeiten im Wissen um den langen Bogen Zuversicht zu vermitteln.“

Oberkirchenrat Bernd Baucks überbrachte die Grüße der Kirchenleitung aus Düsseldorf

Oberkirchenrat Bernd Baucks überbrachte die Grüße der Kirchenleitung und erinnerte an deren Visite im ablaufenden Jahr in den Kölner Kirchenkreisen. „Wir waren beeindruckt von der kulturellen Vielfalt in Köln.“ Er berichtete von einer Weihnachtsbeilage in den Kölner Zeitungen, die die Landeskirche in Auftrag gegeben habe. „Weihnachten ist mehr als ausfallende Weihnachtsmärkte. Lassen Sie uns den Advent als Zeit der Einkehr erleben.“

 

Rückblick:
Seiger berichtete im Anschluss über die Arbeit des Verbandsvorstandes von Oktober 2019 bis Oktober 2020. Der Verband hat sich, so der Stadtsuperintendent, an der Anschaffung eines Notfall-Containers für die Rettung von havariertem Kulturgut durch den Notfallverbund der Kölner Archive und Bibliotheken beteiligt. Bernhard Seiger verwies auf das neue Corporate Design des EKV, das seit Ende August in vielen Medien und im Schriftverkehr verwendet wird. Im August hat die Leitung der Evangelischen Kirche im Rheinland (EkiR) die vier Kölner Kirchenkreise visitiert. Der Stadtsuperintendent nannte als Beispiel für die Zusammenarbeit das Amt für Presse und Kommunikation, das die Kirchenleitung besucht hat. „Dieses Amt mit seinen Impulsen kann als Beispiel für andere Kirchenkreise gesehen werden. Die Qualität dieser Arbeit wird ermöglicht durch die Bündelung der Kräfte in der Organisation des Verbands.“ Während einer Sitzung des Verbandsvorstandes und der Kirchenleitung wurden Themen „Zukünftige Kirchenkreis-Formation“, „Verwaltungsstrukturreform“ und „Statusbericht zur Umsetzung des Schutzkonzeptes gegen sexualisierte Gewalt im Bereich des EKV“ angesprochen.

Das Diakonische Werk Köln und Region ist laut Beschlüssen der Verbandsvertretungen im vergangenen Jahr in die Diakonisches Werk Köln und Region gGmbH überführt worden. Ein Einbringungsvertrag, ein Personalüberleitungsvertrag, ein Zuschussvertrag und ein Dienstleistungsvertrag wurden geschlossen. Jörg Zeyßig ist seit dem 1. Juli 2020 Geschäftsführer des Diakonischen Werkes Köln und Region gGmbH. „Das Diakonische Werk kann in dieser Form und mit der neuen Führungsstruktur viel schneller reagieren“, erklärte Seiger.

Er bedauerte, dass die Katholische Hochschulgemeinde Probleme mit der Bistumsleitung wegen der Verbreitung eines kritischen Papiers auf der Internet-Seite hat. Die Seite sei zeitweise abgeschaltet worden. Daraufhin habe die Evangelische Studierendengemeinde den Text auf ihrer Internet-Seite veröffentlicht. „Das lässt uns nicht kalt. Wir leiden, wenn ein notwendiger Diskurs nicht geführt wird. Wir als Kirche der Freiheit stehen auf Seiten derer, die nach Antworten suchen.“ Seiger zitierte ein Paulus-Wort: „Wenn ein Glied leidet, leiden alle Glieder.“ Weiter sagte er: „Wir bedauern die Vorgänge in unserer Schwesterkirche, weil wir mitleiden. Manche tiefe Enttäuschung über kirchliches Handeln der Schwesterkirche hat auch Auswirkungen auf unsere evangelische Kirche, weil viele bei den immer neuen irritierenden Schlagzeilen nicht mehr zwischen den Kirchen differenzieren und nicht erkennen, wie die Kirche Jesu Christi im 21. Jahrhundert – evangelisch und katholisch – glaubwürdig, nahe bei den Menschen, wach, offen und ehrlich gelebt werden kann.“

Der Stadtsuperintendent dankte allen, die in Corona-Zeiten für die Menschen da waren und auch noch sind. Die Kontaktbeschränkungen seien ein großes Problem. Aber: „Die schwierigen Zeiten kommen noch nach Weihnachten. Dann müssen wir uns um die Menschen seelsorglich kümmern.“

Finanzen:
Der Jahresabschluss 2019 des EKV wurde mit einer Bilanzsumme von 120.320.337 Euro festgestellt. Es wurde ein Haushaltsergebnis in Höhe von 1.890.378 Euro erzielt. Diese Summe wird als Ergebnisvortrag zur Stärkung des Haushaltsjahres 2020 verwendet, da für das laufende Jahr aufgrund der Pandemie mit einem Rückgang der Kirchensteuereinnahmen gerechnet wird. Stadtsuperintendent Seiger nannte dieses Vorgehen sehr sensibel: „Wir schaffen es damit, das Jahr 2020 stabil abzuschließen.“

Lothar Ebert erläuterte die Lage der Finanzen im EKV

Für das Jahr 2021 rechnet Lothar Ebert, der im Verbandsvorstand für die Finanzen zuständig ist, mit Kirchensteuereinnahmen in Höhe von 100.943.116 Euro. Die Landeskirche schätzt, dass im kommenden Jahr sechs Prozent weniger Kirchensteuern zur Verfügung stehen. Dem trägt der EKV mit seiner Finanzplanung Rechnung. Nach Abzug aller landeskirchlichen und sonstigen Umlagen werden nach dieser Prognose 53.458.653 Euro im Verband zur Verteilung verbleiben. 10.691.731 Euro werden für die Aufgaben des EKV aufgewendet. Das entspricht einem Anteil von 20 Prozent. 41.689.398 Euro gehen nach Anzahl der Gemeindeglieder an die Gemeinden. Das sind im Durchschnitt pro Kopf 155 Euro.

Auf einem guten Weg ist das Bauprojekt Campus Kartause. Das Kölner Studentenwerk hat die Absicht geäußert, die Vermietung der geplanten Studierendenwohnungen zu organisieren. Die für das Bebauungsplanverfahren notwendigen Gutachter und Sachverständigen wurden beauftragt, ebenso zahlreiche Planer. Der Neubauplanungsausschuss (NPA) des EKV steht in engem Kontakt mit den zuständigen Stellen in der Stadtverwaltung. Bislang läuft alles nach Plan. Neuland betraten Stadtverwaltung und EKV bei der ersten Online-Live-Öffentlichkeitsbeteiligung in Köln. Danach erfolgten Umplanungen. Es wird deutlich mehr Grün auf dem Campus Kartause geben. Mehr Dächer werden begrünt, deutlich weniger Flächen versiegelt. Es wird einen Fuß- und Fahrradweg von der Kartäusergasse zum Kartäuserwall geben. Das verglaste Dach über dem Veranstaltungssaal wurde ersatzlos gestrichen, weil man gutes Einvernehmen mit den Nachbarn erzielen möchte. Stattdessen wird auch dieses Dach begrünt. Der Veranstaltungssaal wird dank Fenstern Tageslicht erhalten. Das ist möglich, weil die Gebäude drei Meter von der alten Mauer entfernt in Richtung Westen verschoben werden. Insgesamt hat der NPA entschieden, die Bauleistungen für einen Generalunternehmer auszuschreiben und nicht für 20 Einzel-Gewerke.

Wahlen:
Einstimmig bestätigten die Verbandsvertreter und -vertreterinnen Bernhard Seiger als Stadtsuperintendenten. Er amtiert gleichzeitig als Superintendent des Kirchenkreises Köln-Süd.  Erster Stellvertreter ist Pfarrer Markus Zimmermann, Superintendent des Kirchenkreises Köln-Nord, zweite Stellvertreterin ist Pfarrerin Andrea Vogel, Superintendentin des Kirchenkreises Köln-Rechtsrheinisch, dritte Stellvertreterin ist Pfarrerin Susanne Beuth, Superintendentin des Kirchenkreises Köln-Mitte.

In den Vorstand des Verbandes wurden die Gehörlosenseelsorgerin Pfarrerin Dagmar Schwirschke und Pfarrer Klaus Völkl aus der Gemeinde Dellbrück/Holweide gewählt. Danach wählten die Verbandsvertreter und -vertreterinnen folgende zwölf Älteste in den Vorstand des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region: Julia Danzeglocke aus Nippes, Heide Mantscheff aus der Gemeinde Köln und Silke Schmidt aus Lindenthal für den Kirchenkreis Köln-Mitte. Gabriele Orbach aus Pesch, Erwin Wittenberg aus der Gemeinde Neue Stadt und Dr. Alfred Paulick aus Pulheim für den Kirchenkreis Köln-Nord. Dr. Bernhard Hausberg aus Altenberg/Schildgen, Hartmut Melenk aus Höhenhaus und Christoph Stappert aus Bergisch Gladbach für den Kirchenkreis Köln-Rechtsrheinisch. Lothar Ebert aus Hürth, Professor Dr. Udo Bühler aus Sindorf und Burchard von Spankeren aus Brühl für den Kirchenkreis Köln-Süd.

Stichwort Verbandsvertretung:
Die Verbandsvertretung ist das Leitungsorgan des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region mit seinen 56 Gemeinden im Rhein-Erft-Kreis, in Köln und im Rheinisch-Bergischen Kreis in den vier Kölner Kirchenkreisen. Zu den Aufgaben der Delegierten gehören beispielsweise der Beschluss des Haushalts und die Wahl des Stadtsuperintendenten. Die Verbandsvertretung tagt zweimal im Jahr und wird von Stadtsuperintendent Bernhard Seiger geleitet.

Text: Stefan Rahmann
Foto(s): Stefan Rahmann / APK

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