„Wir brauchen jemanden, der uns an die Hand nimmt” – Ordination von Hans Kippes

Gute zwei Jahre hatte sich Hans Kippes, 1955 in Derendorf geboren und schon länger wohnhaft in Widdersdorf, auf den großen Moment vorbereitet – nun war es soweit: Markus Zimmermann, Superintendent des Kirchenkreis Köln-Nord, war gekommen, um ihn im Rahmen eines Abendgottesdienst im evangelischen Gemeindehaus „Unter Gottes Gnaden“ zum Prädikanten zu ordinieren.

Zimmermann begann den Gottesdienst mit einer Bibelstelle, die ihm auch als Lieblingstext von Kippes bekannt und bewusst war: „Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst, ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist mein“, zitierte der Superintendent. Er führte anschließend aus, dass die Ausbildung, die Kippes nun durchlaufen habe, kein „Honigschlecken“ sei. „Das ist viel Arbeit und da muss man Energie einbringen“, so Zimmermann in Anbetracht der Tatsache, dass nun der große Moment gekommen war. Es sei auf irgendeiner Ebene auch sehr evangelisch, einen großen Anspruch an sich selber zu haben – und gerade diesem Anspruch sei Kippes treu geblieben.

Fürchtet euch nicht

Der Superintendent dankte in seiner Ansprache Pfarrerin Liane Scholz, die den heutigen Gottesdienst organisiert habe. „Fürchtet euch nicht, das passt auch gut hier in die Gemeinde“, führte er weiter aus. Mit der Liebe zur Kirche und dem vielfältigen Einsatz der Gemeindemitglieder für die Kirche werde dies sichtbar. Und wiederum Kippes müsse sich genauso wenig vor Rückmeldungen aus der Gemeinde fürchten, nahm er die benannte Bibelstelle noch einmal auf.

Die Ordination von Hans Kippes wurde von Zimmermann durchgeführt, hierzu rief er alle anwesenden Presbyter nach vorne – Kippes sollte sich nicht alleine fühlen, weder jetzt noch in Zukunft. Als Prädikant ist er nun Laienprediger und damit berechtigt, Gottesdienste zu leiten und Amtshandlungen wie Taufen, Trauungen und Beerdigungen vorzunehmen. „Sie dürfen nun Handlungen ausführen, die auch von den Pfarrern ausgeführt werden, allerdings ehrenamtlich”, so Zimmermann. Die Kirche habe sich entschlossen, ihre „Laien“ bewusst gleichzustellen, auch wenn es hierfür keine Bezahlung gebe, so der Superintendent. Der Reihe nach sprachen die Presbyter ihre Grußworte, „die heilige Schrift ist Bekenntnis und Richtschnur zugleich”, betonte Liane Scholz.

Es war nicht immer einfach, doch Gott passt auf mich auf

Nachdem die Ordination dann feierlich vollzogen worden war, berichtete Hans Kippes von den Monaten der Vorbereitung. „Es war nicht immer einfach und es gab auch Momenten, in denen ich überlegte, aufzuhören“, gab er zu. Es sei ein langer Weg gewesen, rückblickend sei er aber der Meinung, Gott habe ihn von seinem Irrweg abgeholt. So wie der Hirte auf seine Schafe aufpasse, passe Gott auf ihn auf. Er berichtete von seinem bisherigen Lebensweg. Hans Kippes hatte ursprünglich Maschinenbau in Essen studiert, dies aber abgebrochen, damals war er auch nach Köln gezogen. „Ich habe auf mein Herz gehört und Gott wusste wohl schon damals, was er mit mir vorhat”, schmunzelte er nun rückblickend.

„Es gibt immer Zeiten, in denen wir jemanden brauchen, der uns an die Hand nimmt, wenn wir Orientierung, Hilfe und Kraft suchen”, so der frisch ernannte „Laienprediger“. Seine Seele werde, wenn sie durstig sei oder er traurig sei, erquickt – ganz bewusst nutze er dieses seltene Wort, denn es beschreibe genau, was er als Fürsorge des Herrn erlebe. Anschließend sprach er ein Gebet und einen Segen.

Musikalische Begleitung und ein Jubiläumsgruß

Unter der Leitung von Julia Diedrich, Organistin der Gemeinde Ichthys und Dozentin für Klavier, sorgte der Chor für eine passende musikalische Begleitung der Feier, hierfür gab es viel Applaus, die vielen Lieder kamen sichtbar gut an. Der Gottesdienst nahm ganz zum Ende hin noch einmal eine etwas überraschende Wende: Denn noch bevor andere Gratulanten nach vorne kamen, um Hans Kippes ihren Glückwunsch auszusprechen, trat Marianne Lawnik vor die Gemeinde und auch vor Liane Scholz: „Wir möchten auch dir gratulieren, denn du bist nun seit 30 Jahren in unserer Gemeinde”, strahlte sie die Pfarrerin an und überreichte ihr kurzerhand einen Blumenstrauß. Lawnik hatte insgesamt 20 Jahre lang als Küsterin in der evangelische Kirchengemeinde gewirkt: „Ich wollte die Abläufe nich stören, aber dies musste sein”, gab sie verschmitzt zu.

Eine lebendige und mutige Gemeinde

Auch alle anderen freuten sich sichtbar und Markus Zimmermann schloss sich den Wünschen an: „Man sieht doch, hier gibt es eine ganz lebendige und auch mutige Gemeinde”, stellte der Superintendent zufrieden fest. Er nahm noch einmal kurz Bezug auf den Beginn des Gottesdienst: „Fürchte dich nicht“ – die lebendige Gemeinde habe Mut und sei eben dies, eine lebendige Gemeinde, die nach vorne gehe. Das sehe man schon am Neubau, der hier von statten ginge, aber eben auch an solchen Momenten.

Wie ursprünglich geplant, kamen nun noch viele weitere Redner nach vorne. Dabei waren auch andere Anwärter auf Ordinationen, die noch anstehen: „Ich habe diesen Moment noch vor mir. Wir haben uns im Rahmen der Vorbereitungen kennengelernt”, berichtete zum Beispiel Markus Wieland, der in Wesseling aktiv ist. Auch Eleonore Höfer, Leiterin des katholischen Kindergarten der Nachbargemeinde St. Jakobus und aktiv im dortigen Ortsausschuss, sprach einige Worte an Hans Kippes: „Sie haben sich ganz intensiv vorbereitet und wir als katholische Schwesterngemeinde wünschen Ihnen viel Erfolg”, betonte sie im Namen ihrer Gemeinde.

Anschließend begaben sich alle Beteiligten nach draußen, denn bei den aktuell sommerlichen Temperaturen war es mittlerweile sehr warm in der Kirche geworden. Im Garten vor dem Gemeindezentrum warteten schon kühle Getränke und ein kleiner Imbiss auf alle Beteiligten, die sich dort dann weiter rege austauschten.

Text: Judith Tausendfreund
Foto(s): Judith Tausendfreund

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