Zwei Zeitkapseln offenbart: Historische Dokumente zeigen die Visionen der evangelischen Jugendarbeit und Frauenbildung in Köln

Heute wurden vom Gelände der Melanchthon-Akademie, der Evangelischen Familienbildungsstätte und des Evangelischen Jugendreferates in Köln zwei Depositorien (Zeitkapseln) zusammen mit den Grundsteinen der ehemaligen Gebäude geborgen und feierlich geöffnet. Auf dem Grundstück, wo derzeit ein Rückbau stattfindet, wird künftig der neue Campus Kartause entstehen. Diese Entdeckungen werfen ein spannendes Licht auf die Geschichte und die ursprünglichen Bestrebungen der evangelischen Kirche in Köln.

Zeitkapsel der Hauses der evangelischen Jugend

Die erste Zeitkapsel stammt aus dem Jahr 1960 und wurde bei der Grundsteinlegung eines Hauses der evangelischen Jugend im Kirchenkreis Köln vergraben. Der Text aus dieser Kapsel beschreibt die Vision für ein Haus, das als Heimat für die evangelische Jugend der ganzen Synode dienen sollte.

Es sollte ein Ort der Begegnung sein, an dem junge Menschen in Freiheit und Vorurteilslosigkeit ihre Verantwortung für Kirche und Gesellschaft entdecken können. Das Gebäude sollte sowohl Raum für ernste Arbeit als auch für heiteres Spiel bieten, stets getragen vom Geist Jesu Christi, der als Geist der Großzügigkeit, Klarheit und Wahrheit beschrieben wird.

Die Initiatoren hofften, dass von diesem Haus keine Spaltung, sondern Sammlung und Sendung ausgehen würde. Als Segenswunsch für die zukünftige Arbeit zitierten sie 1. Chronik 17,27: „Nun hebe an, zu segnen das Haus deines Knechtes; denn was du, Herr, segnest, das ist gesegnet ewiglich.“

 

Zeitkapsel der Evangelischen Mütterschule in Köln

Die zweite Zeitkapsel, die aus dem Jahr 1961 stammt, wurde bei der Grundsteinlegung der Evangelischen Mütterschule in Köln vergraben. Diese Schule, gegründet vom Evangelischen Frauenbildungswerk im Kirchenkreis Köln, war dazu bestimmt, Frauen und Mädchen in ihren mütterlichen Gaben und Aufgaben zu fördern.

In einer Zeit, die durch die Hast des Berufslebens und Zukunftsängste geprägt war, sollte dieses Haus dazu beitragen, die Familie als Hort rechter Gottesfurcht und Frömmigkeit zu stärken. Der Text aus der Kapsel drückt die Dankbarkeit gegenüber dem Kirchenkreis, dem Land und der Stadt Köln aus, die den Bau des Hauses ermöglichten.

Der Segenswunsch, der dem Gebäude mitgegeben wurde, lautet aus 2. Korinther 9,8: „Gott aber kann machen, dass allerlei Gnade unter euch reichlich sei, dass ihr in allen Dingen volle Genüge habt und reich seid zu allerlei guten Werken.“

 

Die Bergung dieser beiden Zeitkapseln ist nicht nur ein historisches Ereignis, sondern auch ein Rückblick auf die Werte und Ziele, die die evangelische Kirche in Köln in den 1960er Jahren verfolgte. Während das Gelände nun für den neuen Campus Kartause umgestaltet wird, erinnert diese Entdeckung daran, wie wichtig es bereits war, Orte der Gemeinschaft, Bildung und geistlichen Stärkung zu schaffen.

Grundstein: Haus der evangelischen Jugend – 1960
Grundstein: Ev. Mütterschule in Köln – 1961

 

 

 

 

 

 


Transkribierter Text aus Depositorium des Hauses der evangelischen Jugend

Dieses Haus der evangelischen Jugend erbaut vom Kirchenkreis Köln, großzügig gefördert von der Stadt Köln und dem Land Nordrhein-Westfalen, soll der evangelischen Jugend unserer ganzen Synode eine Heimat bieten.

Evangelische Jugendarbeit in ihrer ganzen Vielfalt soll sich hier treffen.
Unter einem Dach soll vereinigt sein, was der Zurüstung und der Muße dient, ernste Arbeit ebenso wie heiters Spiel.
Junge Menschen sollen hier ihr eigenes Leben finden.
Ihre eigensten Anliegen sollen zur Sprache kommen.
In Freiheit und Vorurteilslosigkeit in ihre Verantwortung für Kirche und Öffentlichkeit sollen sie hineinwachsen.
Alles Leben soll getragen sein von dem Geist Jesu Christi, der ein Geist der Großzügigkeit und Weite, aber auch der Klarheit und Wahrheit ist.
Darum soll von diesem Hause nicht seltenheiten Spaltungen und Zerstreuung, sondern Sammlung und Sendung ausgehen.
Die Losung des Tages der Grundsteinlegung sei aller zukünftigen Arbeit in diesem Haus eine freundliche Verheißung:
“Nun hebe an, zu segnen das Haus deines Knechtes; denn was du, Herr, segnest, das ist gesegnet ewiglich.

1. Chronik 17,27 – Köln, den 8. Juli 1960

 


Transkribierter Text aus Depositorium der Evangelischen Mütterschule in Köln

Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes

Am 3. November, im Jahre des Herrn 1961, drei Tage nach dem Reformationsfest, als Heinrich Lübke Präsident der Bundesrepublik, Dr. Konrad Adenauer Bundeskanzler, Dr. Franz Weyer, Ministerpräsident des Landes Nordrhein-Westfalen, Theo-Burauen Oberbürgermeister der Stadt Köln war, als Präses D. Kurt Scharf den Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland leitete, Professor D. Dr. Joachim Beeckmann Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland war, und Hans Enke als Superintendent der Synode Köln vorstand

hat das Evangelische Frauenbildungswerk im Kirchenkreis Köln mit Gottes Hilfe den Grundstein zur – Evangelischen Mütterschule – in Köln gelegt.

Nachdem bereits seit dem 1. Oktober 1956 das Evangelische Frauenbildungswerk im Kirchenkreis Köln unter Leitung seiner 1. Vorsitzenden, Frau Irmgard Martin, eine Mütterschule in den Räumen der Evangelischen Kirchengemeinde Köln unter Leitung von Frau Luise Corneleius eingerichtet hatte, kann nunmehr der Mütterschule ein eigenes Haus gegeben werden.

Wir leben in einer Zeit, in der die Familie als Hort rechter Gottesfurcht und wahrer Frömmigkeit durch die Hast des Berufslebens und Angst vor der Zukunft vielfach gefährdet ist. Darum sieht es die Synode Köln als ihre Aufgabe an, durch die Errichtung dieses Hauses Gelegenheit zu schaffen, dass Frauen und Mädchen in ihren mütterlichen Gaben und Aufgaben so gefördert werden, dass sie in Geiste Jesu Christi zum Segen für alles ihnen anvertraute Leben wirken können. Wir sind dankbar, dass durch die Hilfe des Kirchenkreises, des Landes und der Stadt der Bau, den Architekt Werner Haupt geplant und dessen Rohbararbeiten die Firma H. Busse ausführt, erreichtet werden kann. Wir bitten Gott den Herrn um seinen Schutz und Segen, dass in diesem Haus allezeit gelte:

Gott aber kann machen, dass allerlei Gnade unter euch reichlich sei, dass ihr in allen Dingen volle Genüge habt und reich seid zu allerlei guten Werken.

2. Kor. 9,8 – Köln, den 3. November 1961

Die beiden Grundsteine und Depositorien (Zeitkapseln)
v.l. Susanne Beuth, Bernhard Seiger, Torsten Krall, Markus Zimmermann, Michael Miehe und Bruno Piek
Bernhard Seiger, Susanne Beuth und Bruno Piek präsentieren das enthüllte Pergament

 

Text: APK
Foto(s): APK

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