„Fake-News verbreiten sich schneller als Corona“ – Tom Buschardt weiß, wie man sie entlarvt

Der Ukraine-Krieg, Corona und die Energiekrise: nur drei von zahllosen Themen, zu denen im Internet kontroverse Informationen kursieren. Darunter auch Fake-News, bewusst gestreute Fehlinformationen und Falsch-Nachrichten. Ein Experte, der dabei hilft, sich im Infodschungel zu orientieren, ist Tom Buschardt. Der Medien- und Kommunikationsprofi, der die Agentur „200 Prozent“ gegründet hat und führt, war kürzlich in der Melanchthon-Akademie zu Gast. Im aktuellen Interview erklärt er, warum Demokratien besonders gefährdet sind für Fake-News und Propaganda von verschiedenen Seiten. Und wie man Falsch-Nachrichten erkennt.

Herr Buschardt, wie können Menschen Fake News erkennen beziehungsweise entlarven?

Tom Buschardt: Der wichtigste Satz, den man mir in meiner journalistischen Ausbildung beigebracht hat, lautet „Frag dich immer, was derjenige davon hat, wenn er dir etwas erzählt und du es genauso weiterverbreitest.“  – Für diesen Satz bin ich auch nach 35 Berufsjahren dankbar. Er hat mich vor manchem Fehler bewahrt. Wir müssen uns darüber im Klaren sein, dass sich Nachrichten nicht durch ihre Bedeutung verbreiten, sondern durch die Emotionalität, die sie bei uns auslösen. Beispielsweise betrifft uns ein Fährunglück auf den Philippinen mit 280 Toten weniger, als der Verkehrsunfall mit drei Toten auf dem Weg zu unserer Arbeitsstelle. Wir stellen Nachrichten stets in einen Kontext. In meinen Vorlesungen zum Thema Fake-News und Krieg in der Ukraine habe ich festgestellt, dass für die Studierenden die Ukraine weit weg war. Bis man Ihnen gesagt hat, dass von der östlichsten deutschen Grenze bis zur ukrainischen Grenze „Pi mal Daumen“ die Entfernung der Strecke Köln-Berlin entspricht. Auf einmal wird es greifbar. Oft hilft uns bei Fake-News der gesunde Menschenverstand. Aber insbesondere zu Kriegszeiten werden Fake-News zur strategischen Waffe der Kriegsparteien. Das gilt nicht nur für Russland, sondern auch für die Ukraine. Guter Journalismus ist langsam. Er verifiziert die Fakten. Das dauert. Warum müssen wir immer die ersten sein, die etwas Spektakuläres weiterleiten?

Wo sehen Sie aktuell die meisten Fake-News?

Tom Buschardt: Twitter ist sicher ganz weit vorne. Allerdings müssen wir auch berücksichtigen, dass viele Fake-News in anderen Kanälen oft ihren Ursprung auf Twitter haben und sich dann wie moderne, urbane Legenden weiterverbreiten. Fake-News verbreiten sich schneller als Corona. Das Problem ist: Medien schwächen sich selbst, wenn sie Twitter als Medium bezeichnen. Twitter ist ein Vertriebskanal. Wenn die Tagesschau meldet, dass die „Bundesregierung auf Twitter mitgeteilt“ hat, macht sie sich überflüssig. Twitter habe ich auf meinem Smartphone  – was brauche ich da die Tagesschau? Die Quelle bleibt die Bundesregierung. Oder hat die Tagesschau vor 30 Jahren formuliert: „Die Bundesregierung hat auf drei Seiten Telefax mitgeteilt…“? Eben nicht. Hier ist der Journalismus gefragt, denn wenn ich in der Tagesschau lerne, dass Twitter gleichberechtigt wichtig ist – dann glaube ich auch die Fake-News über Twitter leichter, wenn doch selbst die Tagesschau ständig sich darauf beruft.

Bei welchen Themen sollte man aktuell besonders aufmerksam oder vorsichtig sein?

Tom Buschardt: Corona und der Angriffskrieg gegen die Ukraine sind derzeit nach meiner subjektiven Wahrnehmung die häufigsten Themen, die zur Destabilisierung unserer Gesellschaft angewendet werden. Demokratische Strukturen sind dafür leider anfälliger, deshalb brauchen wir eine wehrhafte Demokratie mit allen Konsequenzen.

Inwiefern sind Demokratien anfälliger?

Tom Buschardt: Demokratien sind deshalb anfälliger, weil sie per se Medien nicht zensieren. Und vor allem wird auch den absurdesten Minderheitsmeinungen Aufmerksamkeit gezollt, weil man sie abbilden möchte. Damit sitzen dann jedoch Schwurbler und Experten scheinbar gleichberechtigt in den Sendungen und Talkshows. Und: je absurder die Behauptung, desto medial interessanter scheint sie.

Haben Sie drei Merkmale oder Tipps, wie man Fake-News erkennen kann?

Tom Buschardt: Im Krieg ist Twitter der Kanal mit der größten und schnellsten Reichweite und Verbreitung. Hier sollte man beispielsweise stutzig werden, wenn anstelle von Links über deren Inhalte wir uns aufregen sollen, Screenshots verschickt werden. Hier fehlen häufig die Datums- und Uhrzeit-Stempel, die Twitter automatisch vergibt. So hat der Absender offenbar weniger Interesse daran, dass man die Fakten überprüfen kann. Oftmals erkennt man bereits an der verwendeten Typo, dass es kein Original-Screenshot sein kann. Dazu muss ich mich aber in den Medien auskennen, um den Unterschied zu bemerken. Auch das gehört zur Medienkompetenz, die in unserer Gesellschaft immer mehr nachlässt. Oftmals hebelt man mit einfachen Fragen: „Woher hast du das?“ , „Wie hast du das überprüft?“ schon viele Schwurbler aus. Wir müssen neugieriger werden, skeptischer – nicht stets die erste Information glauben, nur weil sie bei uns auf ungeframte Wahrnehmung stößt.

Wie können vor allem jüngere Menschen für die Problematik sensibilisiert werden?

Tom Buschardt: Fake-News machen nur vor der Bezahlschranke Sinn. Wir müssen für Medien und Journalismus bereit sein, Geld auszugeben. Sie haben in Deutschland das Recht auf freien Journalismus – Sie haben nicht das Recht, ihn kostenlos zu bekommen. Umfragen zu Beginn meiner Fake-News-Vorlesungen bringen es ans Licht: Fast alle haben ein Streaming-Abo bei Netflix, Amazon Prime, Apple TV – aber so gut wie niemand hat ein Abo eines Premium-Mediums. Warum sind wir bereit, für fiktionale Inhalte Geld auszugeben – für non-fiktionale Inhalte jedoch nicht? Da stimmt doch etwas nicht. Welcher junge Erwachsene kann denn heute noch zwischen Kommentar und Leitartikel, zwischen Satire und Glosse oder Nachricht und Meldung unterscheiden? Das war bei uns Unterrichtsstoff in der achten und neunten Klasse. Heute versteht man unter Medienkompetenz, dass man ein Smartphone bedienen kann. Das ist falsch. Wir müssen beginnen, uns mit dem Content zu beschäftigen. Das wirkt nicht von heute auf morgen – aber langfristig. Was kostet das Studentenabo der Süddeutschen Zeitung? 17,50 Euro. Sie dürfen es auf fünf Geräten lesen. Hat ein Studierender fünf Geräte? Nein. Aber er hat vier Kommilitoninnen und Kommilitonen. Das wäre dann 3,50 Euro/Monat bei 26 Tagesausgaben sind das 14 Cent am Tag. Es gibt kein Argument, das stärker ist als 14 Cent, um hinter eine Paywall mit Qualitätsjournalismus zu kommen. Sehr, sehr wahrscheinlich entspricht das nicht den AGB der Süddeutschen. Zeigen Sie mir den Studierenden, der beim Installieren einer App die AGBs sorgfältig liest – und wir diskutieren das noch einmal neu und ich überlege mir ein anderes Argument.

www.buschardt.de

Text: Hildegard Mathies
Foto(s): Tom Buschard

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Jupf auf der Gamescom: 200 ehrenamtliche Helfer und große Vorfreude

Vom 23. bis 28. August findet wieder die Gamescom in Köln statt, die weltweit größte Messe für Computer- und Videospiele. Die Evangelische Jugend Köln ist zum sechsten Mal mit einem eigenen Stand und Großspielgeräten vertreten und hat knapp 200 ehrenamtliche Helferinnen und Helfer dabei. Jugendbildungsreferent Daniel Drewes, Evangelisches Jugendpfarramt Köln, erzählt im Interview über die Relevanz von Videospielen für Jugendliche, Highlights und Vorfreude:

Warum hat die Gamescom so eine große Relevanz für die Jugendlichen?

Daniel Drewes: Videospiele sind ein wichtiger Bestandteil der Lebenswelt von Jugendlichen. Ob auf dem Handy, dem PC oder der Spielekonsole – sie sind aus dem Leben vieler Jungen und Mädchen nicht mehr wegzudenken. Das liegt auch daran, dass die Spiele immer aufwendiger produziert werden und dass die spielenden Personen aktiv eine Geschichte mitgestalten können. So sind sie tief im Spiel und nehmen anders teil, als es beispielsweise beim Schauen eines Filmes passiert.

Die Evangelische Jugend Köln ist zum sechsten Mal mit einem eigenen Stand und Großspielgeräten vertreten. Was ist von eurer Seite aus geplant?

Daniel Drewes: Wir sind wieder Eventpartner der Gamescom und freuen uns, die Besucher und Besucherinnen mit Bewegungsangeboten zu unterhalten. Bei uns können sie sich am Bungee Run oder am Menschenkicker austoben, sich auf den Balance Boards von Daffyboards probieren oder auch ein kaltes Getränk von Kicos genießen.

Haben sich bereits viele ehrenamtliche Helfer gefunden?

Daniel Drewes: Ja, auch in diesem Jahr werden wir wieder mit knapp 200 helfenden Jugendlichen aus dem ganzen Verbandsgebiet dabei sein.

Worauf freuen sich alle besonders?

Daniel Drewes: Vor allem freuen wir uns, dass die Messe wieder stattfindet. Zwei Jahre ohne Gamescom waren schon schade, weil es für uns als Jugendverband auch immer eines der Highlights im Jahr ist. Wir freuen uns darauf, viele bekannte Gesichter wieder zu sehen und auf viele Begegnungen auf der Messe.

Was waren Highlights in den vergangenen Jahren?

Daniel Drewes: Das sind immer unterschiedliche. Für uns war es immer toll, wenn uns bekannte Youtuber besucht haben, um am Stand zu drehen, aber auch viele Begegnungen mit Besuchern, die sich begeistert gezeigt haben, dass wir als Kirche auch auf der Messe sind. Dazu kommen unzählige tolle Kontakte mit Ehrenamtlichen und Messebesuchern und Messebesucherinnen. Eigentlich ist die Messe insgesamt immer ein Highlight.

www.jupf.de

Gamescom

Die Gamescom ist das weltgrößte Event rund um Computer- und Videospiele und Europas größte Business-Plattform für die Games-Branche. Bei der Gamescom 2021 gab es 13 Millionen Live-Zuschauende über das gesamte Streaming-Programm mit Fans aus 180 Ländern sowie 60 große Unternehmen. Das offizielle Partnerland der Gamescom 2022 ist Australien. Die Gamescom wird gemeinsam von der Koelnmesse und dem Game-Verband der deutschen Games-Branche e.V. veranstaltet. Am 24. August um 17 Uhr wird das Jupf auch auf der Gamescom Besuch von der Familienministerin NRW bekommen. Neben einer Standführung wird sie ein Grußwort sprechen und eine kurze Gesprächsrunde mit Jugendlichen führen.

Text: APK
Foto(s): PK/Jupf

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Wochentipps: Kirchraumerkundung mit allen Sinnen und zwei Gemeindefeste

Unsere Wochentipps bieten diesmal etwas für alle Sinne: Die Kirchraumerkundung mit allen Sinnen lädt in die Kirche St. Agnes ein. Es gibt das Konzert „Faszination Transkriptionen“ im Altenberger Dom und „Ewald Sträßer – der rheinische Brahms“ sowie die Orgelvesper, den Workshop „Produktive Stille“ mit meditativem Tanz und die Tanztheater-Performanceaktion mit Live-Musik „Die Rolle der Frau in Kirche und Gesellschaft“. Außerdem finden zwei Gemeindefeste statt: von der Evangelischen Kirchengemeinde Köln-Zollstock und an der Andreaskirche. „Soul Delicious“ laden zum Open-Air-Konzert in Bergisch Gladbach ein.

Die Termine in der Übersicht:

18.08.2022, 20:00
Evangelische Kirchengemeinde Altenberg/Schildgen
Altenberger Dom, Altenberg, 51519 Odenthal-Altenberg
Konzert: „Faszination Transkriptionen“
Beitrag zum Internationalen Orgelfestival im Altenberger Dom

Im Rahmen des Internationalen Orgelfestivals im Altenberger Dom, Eugen-Heinen-Platz 2, gibt Kirchenmusikdirektor Andreas Meisner am Donnerstag, 18. August, 20 Uhr, ein Orgelkonzert mit Werken von Georg Friedrich Händel, Johann Sebastian Bach (Badinerie), Edvard Grieg, Sergej Rachmaninow, Richard Wagner sowie Edward Elgar. Das Konzert steht unter dem Motto „Faszination Transkriptionen“. Der Eintritt kostet 10 Euro.

www.altenberg-dom.de

19.08.2022, 16:00
Melanchthon-Akademie
Kirche St. Agnes, Neusser Platz 18, 50670 Köln
„Was haben Frau Schmitz und Frau Groß mit St. Agnes zu tun?“
Kirchraumerkundung mit allen Sinnen

„Welche Bedeutung haben die weltlichen Frauen noch heute und in der Geschichte dieses Gotteshauses?“ – Dieser Frage geht am Freitag, 19. August, 16 Uhr bis 17.30 Uhr, Roswitha Nottebaum bei einer Führung durch die Kirche St. Agnes auf den Grund. Die Teilnehmenden der Führung nähern sich dem Kirchraum mit allen Sinnen und nehmen dabei besonders Frauen im Umfeld der Kirche in den Blick. Bau-, Frauen- und Kirchengeschichte kommen dabei nicht zu kurz. Wer dabei sein möchte, trifft sich mit der Referentin am Eingang der St. Agneskirche, Neusser Platz 18. Die Teilnahme kostet 6 Euro. Um eine Anmeldung per E-Mail an anmeldung@melanchthon-akademie.de wird gebeten.

www.melanchthon-akademie.de

20.08.2022, 10:00
Melanchthon-Akademie
Evangelische Kirche Weiden, Aachener Straße 1208, 50858 Köln
„Produktive Stille“: Meditativer Tanz
Bei einem Workshop kommen die Teilnehmenden durch Bewegung zur Ruhe

In der Reihe „Produktive Stille“ führt am Samstag, 20. August, 10 bis 15 Uhr, in der Evangelischen Kirche Weiden, Aachener Straße 1208, Tanzlehrerin Nicole Eßer die Teilnehmenden in die Welt des meditativen Tanzes ein. Die Meditation besteht darin, dass das Tanzen im äußeren wie im inneren Raum zentriert. So ist man in Bewegung und kommt doch gleichzeitig zur Ruhe. Die Teilnahme kostet 25 Euro. Um Anmeldung per E-Mail an anmeldung@melanchthon-akademie.de oder per Telefon 02217931803-0 wird gebeten. Die Veranstaltungsreihe wurde von Daniela Krause-Wack und Lena Felde, beide Studienleiterinnen der Melanchthon-Akademie, konzipiert. Sie laden zu monatlichen Treffen, jeweils zu einem anderen Thema ein. Weitere Themen und Termine: „Sehen“ am 3. September; „Schreiben“ am 22. Oktober und „Kunst und Märchen“ am 12. November.

www.melanchthon-akademie.de

20.08.2022, 18:00
Trinitatiskirche
Trinitatiskirche, Filzengraben 4, 50676 Köln
Spirituelle Atempause am Wochenende in der Trinitatiskirche
Orgelvesper mit Pfarrer Markus Zimmermann und Organist Thomas Jung

Am Samstag, 20. August, 18 Uhr, lädt der Evangelischer Kirchenverband Köln und Region zu einer Orgelvesper in die Trinitatiskirche, Filzengraben 4, ein. Kantor Thomas Jung, evangelischer Kirchenmusiker in Wesseling, und Pfarrer Markus Zimmermann, Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Köln-Nord, gestalten die Vesper. Zu hören sind Werke von Johann Sebastian Bach, Josef Rheinberger sowie Sigfrid Karg-Elert. Der Eintritt ist frei, Spenden werden erbeten.

www.trinitatiskirche-koeln.de

21.08.2022, 18:00
Evangelische Kirchengemeinde Rodenkirchen
Erlöserkirche, Sürther Straße 34, 50996 Köln
„Ewald Sträßer – der rheinische Brahms“
Musik in der Erlöserkirche Rodenkirchen

Werke für Violine und Klavier von Ewald Sträßer erklingen am Sonntag, 21. August, 18 Uhr, im großen Saal des Gemeindehauses an der Erlöserkirche Rodenkirchen, Sürther Straße 34. Ewald Sträßer stammt aus Burscheid im Bergischen Land, hat von 1867 bis 1933 gelebt und wird oft auch der rheinische Brahms genannt. Seine Musik ist weitgehend in Vergessenheit geraten, obwohl seine Werke zu Lebzeiten durch namhafte Künstler wie Artur Nikisch, Wilhelm Furtwängler, Elly Ney und das Rosé-Quartett aufgeführt wurden. Für die Wiederentdeckung seines Werkes hat sich vor allem die Geigerin Gudrun Höbold eingesetzt, die auch für entsprechende Neueditionen sorgt und zusammen mit der Pianistin Eri Uchido 2021 eine Ersteinspielung auf CD vorgenommen hat. Im Konzert tragen sie auch Werke von Clara und Robert Schumann vor. Der Eintritt ist frei, um eine Spende wird gebeten. Das Tragen einer medizinischen Maske ist gewünscht.

www.erloeserkirche-rodenkirchen.de

21.08.2022, 19:30
Evangelische Gemeinde Köln
Kartäuserkirche, Kartäusergasse 7, 50678 Köln
Premiere: LUXX – Tanztheater-Performanceaktion mit Live-Musik
Die Rolle der Frau in Kirche und Gesellschaft

LUXX ist eine begehbare und naturverbundene site-specific Performanceaktion von XXTanzTheater unter der choreografischen Leitung von Bibiana Jimenez. Inspiriert vom Leben und den Werken von Hildegard von Bingen, setzt sich das Stück mit dem Thema der Rolle der Frau in der Katholischen Kirche sowie mit der Akzeptanz einer gleichberechtigten Rolle der Frau in der Gesellschaft auseinander.Am Sonntag, 21. August, 19.30 Uhr, wird die Performance in der Kartäuserkirche, Kartäusergasse 7, aufgeführt. Der Eintritt ist frei.

www.kartaeuserkirche-koeln.de

21.08.2022, 11:00
Evangelische Kirchengemeinde Köln-Zollstock
Melanchthonkirche, Breniger Straße 18, 50969 Köln
„Melanchthon feiert“
Gemeindefest der Evangelischen Kirchengemeinde Köln-Zollstock

Im Zeichen des 525. Geburtstags von Philipp Melanchthon, des Namensgebers ihrer Melanchthonkirche, feiert die Evangelische Kirchengemeinde Köln-Zollstock am Sonntag, 21. August, 11 bis 16 Uhr, ein buntes Sommerfest. Neben Speis und Trank gibt es ein abwechslungsreiches Musikprogramm, Angebote für Kinder mit Riesenrutsche und Torwand sowie einen Spieleflohmarkt. Thematische Angebote zu Leben und Wirken von Philipp Melanchthon, einen bedeutenden deutschen Reformator, runden das Fest ab. Das Fest beginnt um 10 Uhr mit einem großen Familiengottesdienst in der Melanchthonkirche, Breniger Straße 18.

www.melanchthonkirche.de

21.08.2022, 11:30
Evangelische Kirchengemeinde Brühl
Andreaskirche, Andreaskirchplatz 1, 50321 Brühl
Gemeindefest an der Andreaskirche
Neben Aktionen wird auch eine Ruhezone eingerichtet

„Neustart“ ist der Titel des Gemeindefests an der Andreaskirche Brühl, Andreaskirchplatz 1, zu dem die Evangelische Kirchengemeinde Brühl am Sonntag, 21. August, einlädt. Das Fest beginnt um 11.30 Uhr mit einem Gottesdienst. Anschließend gibt es verschiedene Angebote mit zum Beispiel einem Bastelangebot zum Upcycling, einer Hüpfburg, einer Tauschbörse für Bücher, CDs und DVDs sowie einer Ruhezone für Eltern und Kinder. An Ständen mit vegetarischen und nicht-vegetarischen herzhaften und süßen Speisen sowie Getränken wird für das leibliche Wohl gesorgt. Möglichst viele der Aktionen sollen draußen angeboten werden. Das Fest endet mit einer Abendandacht, die um 18 Uhr beginnt.

www.kirche-bruehl.de

21.08.2022, 17:00
Evangelische Kirchengemeinde Bergisch Gladbach
Gnadenkirche, Hauptstraße 256, 51465 Bergisch Gladbach
„Soul Delicious“ laden zum Open-Air-Konzert in Bergisch Gladbach ein
Tanzbare Funk-, Soul- und Rockmusik

Seit einigen Jahren ist die Band „Soul Delicious“ im Kölner Raum unterwegs und hat sich einen Namen als Coverband gemacht. Tanzbare Funk- und Soulmusik sowie Rock’n Roll ist das Markenzeichen der sieben Musiker. Am Sonntag, 21. August, 17 Uhr, präsentieren sie sich bei einem Open-Air-Konzert im „Quirl“ an der Gnadenkirche, Hauptstraße 256a. Der Eintritt ist frei.

www.quirl.de

Text: APK
Foto(s): APK

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„Macht das Ziel nicht zu klein“: Gottesdienst mit FC-Fans mit Stadtsuperintendent Bernhard Seiger

Wenn es einen Fußballgott gibt, dann ist er kein Schalker. Jedenfalls nicht am ersten Spieltag der Bundesliga am vergangenen Wochenende. Drei klare Fehlentscheidungen trafen der berühmte Kölner Keller und Schiedsrichter Robert Schröder und ebneten damit den Kickern vom 1. Fußball-Clubs Köln den Weg auf die Siegesstraße.

Von all diesen Aufregungen ahnten die vielen tausend Fans natürlich nichts, die vor dem Saison-Auftakt-Gottesdienst bei bestem Fußballwetter vor dem Dom standen und auf Einlass warteten. Die Schlange reichte über die Domplatte und den Wallrafplatz bis zum Museum für Angewandte Kunst. Und auf der Burgmauer standen ebenfalls Hunderte. Da dauerte es natürlich, bis alle im Dom einen Platz gefunden hatten.

Anpriff zum Gottesdienst

„Kann sein, dass sich der Anpfiff zum Gottesdienst ein bisschen verzögert“, verkündete Stadtdechant Robert Kleine am Mikrofon unter dem Gelächter derer, die bereits auf den Kirchbänken saßen. Am Ende waren auch die Stehplätze gut gefüllt. Kleine und Stadtsuperintendent Bernhard Seiger leiteten den Gottesdienst. Der Stadtdechant begrüßte als erstes natürlich die FC-Fans, fragte aber kurz danach: „Sind auch Schalker hier?“ Die  Wenigen, die in blau-weißer Ausstattung erschienen waren, antworteten mit einem spontanen „Glück auf!“ Hat nichts genutzt, wie sie später erleben sollten.

Gelesen wurde aus dem Markus-Evangelium 9,35. Darin geht es um den Rangstreit der Jünger. Jesus schlichtet den Streit mit einem „Machtwort“: „Und er setzte sich und rief die Zwölf und sprach zu ihnen: Wenn jemand will der Erste sein, der soll der Letzte sein von allen und aller Diener.“ Seiger sprach von Spannung und Vorfreude, die zum Start der neuen Saison herrschten. „Die Mannschaften wollen möglichst gut sein und Spiele gewinnen. Sie wollen Tore erzielen und Punkte holen, besser als der Gegner sein.“

Wie passt das zusammen mit  „Wenn jemand will der Erste sein, der soll der Letzte sein von allen und aller Diener“? Konkurrenz sei gut, denn sie sorge bisweilen dafür, dass Menschen über sich hinaus wüchsen, sagte der Stadtsuperintendent. „Dann können unerwartete Dingen geschehen und man kann sogar übermächtige Gegner besiegen.“

Frauen-Europameisterschaft „war richtig spannend“

Aber dabei gehe es nie um den Einzelnen, sondern immer um das Kollektiv. Das habe man bei der Frauen-Europameisterschaft gesehen. „Das Turnier war richtig spannend und wir haben tollen Fußball gesehen.“ Seiger fand die Aussage der Bundestrainerin nach dem Turnier gelungen. Martina Voss-Tecklenburg rief nach dem verlorenen Finale beim Empfang auf dem Balkon  des Frankfurter Römers: „Lebt die Werte, die wir bei diesem Turnier vorgelebt haben.“ Es komme darauf an, zu erkennen, was die anderen stark mache, interpretierte Seiger die Diener-Funktion in einer Fußball-Mannschaft. „Was kann ich zum Gelingen des Ganzen beitragen?“

Für Christen sei das Ziel das Reich Gottes. „Macht das Ziel nicht zu klein“, schlug Seiger einen Bogen zur Religion: „Wer diesem großen Ziel dient, ist groß.“ Und zurück zum Fußball: „Es ist ein Spiel, und es ist ein Segen, wenn wir daran Freude haben können.“

Kleine attestierte dem Fußball eine bedeutsame  gesellschaftliche Funktion. Die gesamte Fan-Gemeinde diskutiere in der Woche nach dem Spiel über den Ausgang. Und dann stehe ja schon wieder das nächste Spiel an. Fußball stehe explizit gegen Ausgrenzung. Früher am Stammtisch habe man gewusst, wer für seine Meinung gestanden habe. Das sei in den „asozialen Medien“, so Kleine, heute nicht mehr so. Der Stadtdechant lobte die FC-Stiftung, die es drei ukrainischen Jugendfußball-Teams ermöglicht habe, in Köln zu trainieren.

Kleine plädierte dafür, nicht nur russische Vereine, sondern auch belarussische Klubs von internationalen Wettbewerben auszuschließen. „Wir müssen als Staatengemeinschaft allen Kriegstreibern die Rote Karte zeigen.“ Dann intonierte Wolf-Rüdiger Spieler auf der Orgel die FC-Hymne, die Fans wedelten mit den Schals und sangen lauthals mit. Und als im Anschluss der bekannte Schlachtruf „Erster Fußball-Club Köln“ durch die Kathedrale hallte, war man für den Saisonstart gerüstet. Und der Fußballgott war zumindest für diesen Spieltag nachhaltig von den Kölnern beeindruckt. Wenn es ihn gibt.

Text: Stefan Rahmann
Foto(s): Stefan Rahmann

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Zwei Amtseinführungen in einem Gottesdienst: Torsten Krall ist Superintendent und Kerstin Herrenbrück Synodalassessorin im Rechtsrheinischen

Dieser Gottesdienst hatte wirklich Seltenheitswert. Wann erlebt man schon die Amtseinführung eines Superintendenten, dessen erste Amtshandlung direkt im Anschluss die Einführung seiner Stellvertreterin in ihr Amt ist? So geschehen jüngst auf der Wiese hinter der Dünnwalder Tersteegenkirche. Präses Dr. Thorsten Latzel war in den Kölner Osten gekommen, um den Dünnwalder Pfarrer Torsten Krall als Superintendenten des Kirchenkreises Köln-Rechtsrheinisch einzuführen. Als das geschehen war, segnete Krall die Höhenhauser Pfarrerin Kerstin Herrenbrück als Synodalassessorin des Kirchenkreises.

Die Synode hatte Herrenbrück und Krall am 29. April in ihre Ämter gewählt. Sie wollen den Kirchenkreis als Doppelspitze führen. Und so war es nur konsequent, dass beide sich die Predigt teilten. Aber der Reihe nach.

Für einen Einstieg in den Gottesdienst mit Humor entschied sich Sebastian Baer-Henney. Bei der Lesung des Psalms 100, in dem sich Alt und Jung abwechselnd, ließ der Mülheimer Pfarrer der Gemeinde freie Hand: „Sie können selbst entscheiden, welche Zeilen Sie mitsprechen. Ich fange mal mit Alt an.“

Begegnung, Vertrauen und Freiheit

Dann sprach der Präses über den neuen Superintendenten. Aber zuerst wandte er sich den verschiedenen Auswahlverfahren für Führungskräfte zu. Saul sei in alttestamentarischer Zeit König geworden, weil er einen Kopf größer als alle anderen gewesen sei. David habe Gott auserwählt, weil er dessen Herz für andere geschätzt habe. Und – na ja – Salomo habe sein Königsamt der Tatsache zu verdanken, dass er der Sohn Davids gewesen sei. In der rheinischen Landeskirche herrsche nicht einer über andere, erklärte Latzel. Dort seien alle Königinnen und Könige. Torsten Krall sei zwar nicht klein, wolle aber keinesfalls größer sein als andere. Und der Sohn eines Superintendenten sei er auch nicht. Ihn habe die Synode gewählt.

„Begegnung, Vertrauen und Freiheit sind Ihre Leitworte für Ihre bisherigen Ämter und für Ihre zukünftige Aufgabe“, sagte der Präses an Krall gewandt. Er ließ Kralls Leben kurz Revue passieren. Geboren in einem kleinen Dorf in der Nähe von Mönchengladbach hat er nach dem Zivildienst in Heidelberg, Berlin und Bonn Theologie studiert. Seit Ende 2004 ist Pfarrer in der Evangelischen Kirchengemeinde Köln-Dünnwald. Außerdem unterrichtet er Evangelische Religion am Dietrich Bonhoeffer-Gymnasium in Bergisch-Gladbach Heidkamp. „Es war Ihnen immer wichtig, den Menschen offen zu begegnen“, so der Präses an Krall gewandt.

„Gott vertraut uns grundlos“

Die Begegnung des Menschen mit Gott sei von wechselseitigem Vertrauen geprägt. „Gott vertraut uns grundlos. Und für uns wird Gott real, indem wir ihm vertrauen. Deshalb sind wir frei. Frei anderen Menschen kreativ zu vertrauen. Und dann können wir etwas verändern.“ Der Präses empfahl Krall, ruhig zuzuhören, unideologisch und offen. Es gebe eine große Sehnsucht nach Vertrauen angesichts der krisenhaften Zeiten. Aber es brauche auch einen klaren Blick und die Fähigkeit durchzuhalten, wenn man etwas für richtig erkannt habe, das gerade nicht „stylish“ sei. Mit viel Applaus gratulierte die Gemeinde dem neuen Superintendenten. Auch die Amtskollegen Bernhard Seiger aus dem Kirchenkreis Köln-Süd, Markus Zimmermann aus Köln-Nord und Susanne Beuth aus Köln-Mitte waren zum Gottesdienst gekommen.

Gerade „inthronisiert“, leitete Krall die Amtseinführung seiner Stellvertreterin ein. Er erinnerte an die biblische Geschichte von einem, der Angst vor der Verantwortung hatte. Zu Recht, so Krall, denn alles ging schief. „Wer aus Angst an allem festhält, wird alles verlieren. Wer aber loslässt und alles einsetzt, was ihm zur Verfügung steht, wird alles gewinnen.“

„Wie können wir als Kirche noch mehr Vielfalt leben?“

Für ihre gemeinsame Predigt hatten Herrenbrück und Krall jeweils eine Bibelstelle ausgewählt. Die Synodalassessorin hatte sich für „Mit meinem Gott kann ich über Mauern springen“ entschieden. Der Superintendent hatte „Werft Euer Vertrauen nicht weg, welches eine große Belohnung ist“ genommen. Herrenbrück erinnerte sich an viele Mauern, die sich in ihrem Leben vor ihr aufgetürmt haben. „Und es werden wohl noch welche dazu kommen. Wie können wir als Kirche noch mehr Vielfalt leben? Wie können wir uns von Strukturen trennen, die nicht mehr segensreich sind? Es ist gut, einen Gott zu haben, der sagt, dass auch hinter den Mauern ein Leben wartet, das er gestaltet.“ Es sei gut, springen zu können ohne Angst. Viele Menschen hätten Höhen und Tiefen hinter sich. Es sei gut, dass Gott ihnen das Zutrauen vermittele, springen zu können.

Kraft und Mut

Krall erinnerte sich an seine Jugend. Er habe sich begeistern lassen von der Kirche. „Mir war klar: Ich bin Teil einer größeren Geschichte geworden. Gott begegnet mir in, mit und unter Menschen.“ Herrenbrück ist fasziniert von dem Bild vom Springen. „Nicht klettern oder hochziehen. Ein Satz, und man ist drüben. Die Kraft und den Mut dafür bringe ich allerdings nur auf, wenn ich an das gute Leben auf der anderen Seite glaube.“ Ohne Not springe man selten. Man hoffe auf neue, herausfordernde Perspektiven hinter den Mauern. Allein zu springen, sei gut. Besser jedoch sei es, gemeinsam zu springen.

Er erzählte, dass sich für ihn das Mitgehen zur evangelischen Jugendgruppe, sein Sprung über die Mauer, auf jeden Fall gelohnt habe. Es habe Rückschläge gegeben. „Die habe ich aber nicht zu retardierenden Momenten erklärt, um die Erfolge umso strahlender aussehen zu lassen.“ Krall gestand, dass er seine „kleine Geschichte“ oft nicht zusammenbringen könne mit der „großen Geschichte, die über die Kirche erzählt wird“. Für die Kirche gehe es in erster Linie darum, Geschichten zu hören. Und: „Wir zusammen können Geschichte und Geschichten schreiben.“

Text: Stefan Rahmann
Foto(s): Stefan Rahmann

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„Vielfalt feiern“ – großes Tauffest auf der Rheinwiese am Tanzbrunnen bei strahlendem Sonnenschein

Man muss die Feste feiern, wie sie fallen, vor allem in Zeiten von Corona – diese Grundeinstellung vieler Menschen war auch beim großen Tauffest des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region zu spüren. 196 Kinder, Jugendliche und Erwachsene haben sich bei strahlendem Sonnenschein an diesem Samstagnachmittag taufen lassen und zusammen mit rund 3.100 Gästen ihre Taufe gefeiert. „Eigentlich wollten wir unsere Tochter vor der Konfirmation fragen, ob sie getauft werden möchte“, erzählte Martina Timm. Aber dann bekam sie einen Brief von der Gemeinde, in dem auf das große Tauffest des Evangelischen Kirchenverbands Köln und Region hingewiesen wurde. Und da hat sie ihre Tochter einfach mal etwas früher gefragt. Die fünfeinhalbjährige Pauline hatte Lust. Und wie! Und dann war es Pfarrerin Astrid Krall-Packbier vorbehalten, das Kind aus ihrer Dünnwalder Gemeinde zu taufen. Dessen Mutter war begeistert: „Das hier ist eine Supersache. Das passt auch wirklich zu uns.“

„Vielfalt feiern“

Auch Präses Thorsten Latzel taufte Kinder beim Kölner Tauffest

Die „Supersache“ lässt sich in Zahlen fassen. 40 Pfarrerinnen und Pfarrer, darunter auch Stadtsuperintendent Bernhard Seiger, Projektleiterin und Pfarrerin Miriam Haseleu und Präses Thorsten Latzel, tauften 196 Täuflinge, Kinder und Erwachsene, auf der Wiese neben dem Tanzbrunnen am Rhein. Das Tauffest stand unter dem Motto „Vielfalt feiern“. Rund 3.100 Menschen waren gekommen, um genau das zu tun. Die Voraussetzungen waren fast perfekt, aber auch herausfordernd. Das sonnige Wetter sorgte für hohe Temperaturen. Viele Besucherinnen und Besucher drängten sich daher in den Schatten der am Wiesenrand stehenden Bäume. Dort saßen sie auf Picknick-Decken und genossen das Vorprogramm, das von Ralph Caspers von der „Sendung mit der Maus“ und der Entertainerin Annie Heger moderiert wurde. Für gute Laune im Publikum sorgten die politisch-feministische Musikerin Suli Puschban, die Kindermusik vortrug, und Frau Höpker, die gewohnt fröhlich zum Gesang von jungen und alten Hits bat. Pfarrerin Caroline Schnabel, Krankenhausseelsorgerin an der Uniklinik Köln, leitete die Liturgie des Gottesdienstes und begrüßte die Gäste: „Ich glaube, heute an diesem Tag erleben wir jedenfalls etwas davon, wie Gott ist.“

Astrid Kroll-Packbier erzählte als Lesung die Geschichte der Speisung der 5.000. Darauf bezog sich die Theologin Sarah Vecera von der Vereinten Evangelischen Mission in ihrer Predigt. „All die Menschen um Jesus und nur fünf Brote und zwei Fische. Stellt euch das mal hier und heute vor. Alle würden in Panik ausbrechen.“ Nicht so Jesus. Der sei völlig ruhig geblieben. „Das Wunder besteht daher nicht nur in der Vermehrung des Essens, sondern auch in der Verwandlung der Atmosphäre.“ Dieses Gottvertrauen werde durch die Taufe gefestigt. „Das ist das Wunder. Ihr seid das Wunder. Wir sind das Wunder. Und genau dieses Wunder könnt ihr weitergeben. Nehmt es mit in den Alltag.“ Alle sehnten sich nach einer Gemeinschaft, in der es allen gut gehe und alle satt und fröhlich seien. „Eine Gemeinschaft, in der wir auf uns und unsere Welt Acht geben. So wie heute.“ Und weiter: „Wenn Ihr nur ein wenig von dieser Gemeinschaft, von heute, von dem, wie Jesus auf die Menschen zugegangen ist und voll Gottvertrauen ruhig blieb, mitnehmt, werden wir schon viel verändern können.“

Dann stand der Höhepunkt des Gottesdienstes an, oder besser: Die 196 Höhepunkte. Eine Person pro Täufling holte an einem zentralen Tisch eine Karaffe mit Rhein- oder Leitungswasser ab. Die Täuflinge beziehungsweise ihre Vertreter und Vertreterinnen hatten vorab die Wahl. Und dass das Wasser von Köln gut ist, mussten die Bläck Fööss nicht besonders betonen, die nebenan im Tanzbrunnen den Sound-Check für ihr abendliches Jubiläumsprogramm absolvierten. Die kölschen Protestanten taufen schließlich schon seit Jahrhunderten mit dem ortsansässigen Nass. Viele der 30 beteiligten Gemeinden hatten Taufbecken mitgebracht. Pfarrer Torsten Krall beispielsweise hatte die Taufschale aus Dünnwald per Lastenrad zum Tanzbrunnen transportiert. Er wird am nächsten Tag in sein Amt als Superintendent für den Kirchenkreis Köln-Rechtsrheinisch eingeführt werden. In Gruppen mit vier oder fünf Täuflingen tauften die Gemeindepfarrer, nachdem das Wasser aus den Karaffen in die Taufbecken gegossen worden war. Kein Taufbecken? Kein Problem, am Info-Point konnte man eines ausleihen. Auch ein katholisches Exemplar stand dort in guter ökumenischer Anerkennung der Taufe der anderen Konfession zur Verfügung.

„Die Taufe verbindet uns mit Menschen aus der ganzen Welt“

Stadtsuperintendent Bernhard Seiger mit der Taufschale seiner Gemeinde

Stadtsuperintendent Bernhard Seiger beschloss den offiziellen Teil der Veranstaltung mit einem Grußwort. „Ich finde den Gedanken toll, dass heute rund 200 junge Menschen Teil der weltweiten Christenheit geworden sind. Die Taufe verbindet uns mit Menschen aus der ganzen Welt.“ Der Tag werde in Erinnerung bleiben. Überall, wo man auf ein Taufbecken treffe, denke man an dieses erinnerungswürdige Fest.  „Solche Tauforte gibt es auch an jedem der Orte, an denen wir wohnen. Ob in der Kölner Südstadt, in Dünnwald, Bickendorf oder Brühl. Das sind Kraftorte, die wir als Kirche pflegen. Sie helfen uns, im bunten Leben, das sich ständig wandelt, einen festen Ankerplatz für die Seele zu haben.“

Ein positives Fazit zog auch Miriam Haseleu, Pfarrerin aus Nippes und Projektleiterin des Tauffestes: „Es war toll. Und es hat fast alles so geklappt, wie wir uns das vorgestellt haben.“ Pfarrerin Haseleu hat das Tauffest mit einem Projekt-Team seit zwei Jahren vorbereitet, zu dem unter anderem auch Rolf Emmerich und Hanna Behr von Sommerblut e.V.  gehörten.  Ein Regie-Team, bestehend aus den drei Pfarrerinnen Miriam Haseleu, Johanna Kalinna und Caroline Schnabel hatte den Gottesdienst und den Programmablauf geplant. Finanziert wurde das Tauffest vom Evangelischen Kirchenverband Köln und Region. Zum Kirchenverband gehören die vier Kölner Kirchenkreise und 54 evangelische Kirchengemeinden in Köln und darüber hinaus.

Projektleiterin und Pfarrerin Miriam Haseleu auf der Bühne beim Tauffest am Rhein

Für Miriam Haseleu stand der Gedanke der Vielfalt und der Diversität im Zentrum des Tauffestes. „Vielfalt feiern, das bedeutet ein Statement für die evangelische Kirche in der heutigen Gesellschaft“, sagte sie zu diesem Grundgedanken. „Das bedeutet: Wir sind bunt. Wir lieben die Schöpfung in allen Facetten, die auch in der Wasserthematik der Taufe zum Tragen kommt. Wasser gehört zum Kreislauf des Lebens, das uns von Gott geschenkt ist. Deswegen feiern wir hier am Rhein, und deswegen zieht sich die Wasserthematik durch unser Fest.“

Für die Pfarrerin aus Nippes steht fest, dass alle Menschen von Gott so geliebt sind, wie sie sind. Dies gilt für ihre jeweilige Herkunft, Zukunft, für das, was sie gegenwärtig ausmacht, wie sie leben, wie sie lieben und wie sie aussehen. „Das christliche Symbol schlechthin dafür ist das Sakrament der Taufe“, sagt die Pfarrerin weiter. Insgesamt hat das große Tauffest am Rhein ein sehr positives Echo erhalten. Die Leitungsgremien des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region werten das Großereignis in den kommenden Wochen aus und prüfen, in welcher Form die Impulse, die hier gewonnen wurden, in der Zukunft weiter umgesetzt werden. Kleinere Tauffeste in der Region könnten eine Option sein. Weitere Möglichkeiten werden diskutiert.

Text: Stefan Rahmann
Foto(s): Stefan Rahmann/APK/Sabine Große-Wortmann

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Stärkung und Segnung: Gottesdienst zum Schuljahresanfang

„Wir freuen uns, dass dieser Gottesdienst zu einer Tradition geworden ist“, stellte Jost Klausmeier-Sass angesichts der mehr als 60 Religionslehrerinnen und -lehrer in der Kartäuserkirche fest. Der Pfarrer hieß im Namen des Schulreferates und des Pfarramtes für Berufskollegs des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region willkommen zum Gottesdienst zum Schuljahresanfang. Und als einer der Bezirksbeauftragten für Berufskollegs äußerte er die Hoffnung, dass „es ein guter Brauch wird, sich zum Beginn des Schuljahres zu versammeln, sich stärken und segnen zu lassen“.

Auch wenn man persönlich, gedanklich mit allen Sinnen in Ferien gewesen sei, habe sich die Welt doch weitergedreht mit all dem Leid und Elend, den Fragen und Krisen, die uns alle beschäftigten. Das Konzept des Gottesdienstes gebe all diesen Fragen und Krisen Raum, schickte Klausmeier-Sass voraus. Gleichzeitig hörten wir Gottes Wort, das uns sagen könne, „wie wir in diesen Zeiten bestehen“. Zentral behandelte der Gottesdienst mit Superintendent Markus Zimmermann die Frage nach der Gebrochenheit menschlichen Lebens. Dabei ließ die Gemeinde sich leiten von den Worten Jesajas (42, 1-7) gegen das Zerbrechen.

„Da wohnt ein Sehnen tief in uns“

In den bewährten Händen von Thomas Frerichs, Kantor der Kartäuserkirche, lag die musikalische Gestaltung mit mitreißenden, inspirierenden Interpretationen etwa der Lieder „Meine engen Grenzen“ und „Da wohnt ein Sehnen tief in uns“. Die Kollekte ist bestimmt für „Südwind – Institut für Ökonomie und Ökumene“ mit Sitz in Siegburg. Das Institut „forscht und handelt für gerechte Wirtschaftsbeziehungen“. Erfreulicherweise konnten die meisten Besucher und Besucherinnen im Anschluss an den Gottesdienst die Einladung zu Begegnung, Gesprächen und Imbiss im Refektorium wahrnehmen.

Vor dem Kyrie-Ruf baten Mitwirkende bereits in und mit drei eindringlichen Beiträgen Gott um Erbarmen. Im ersten erinnerte Claudia von Aswegen vom Pfarramt für Berufskollegs an den Beginn und Fortgang der Pandemie, an die Folgen der Lockdowns. Der erste im März 2020 habe vielen Menschen zwar auch Entschleunigung gebracht. Zahlreiche hätten sich aufgemacht, seien wandern gegangen, hätten auch ein bisschen Freizeit genossen. Zugleich „haben wir unendlich viele Hygienemaßnahmen kennengelernt“. In den Schulen seien Distanzunterricht eingeführt sowie Laufwege eingerichtet worden, „damit wir uns nicht begegnen“.

„Gott du weißt, was wir fühlen und uns belastet“

Auch der 2. Lockdown mit Homeoffice und Unterricht zuhause habe Familien vor sehr viele Herausforderungen gestellt. Diese ganz schwierige Zeit habe uns verändert und geprägt. „Wir haben Schülerinnen und Schüler aus dem Blick verloren. Gerade diejenigen, die in der Schule einen gewissen Halt gefunden haben, weil sie eine Regelmäßigkeit hatten.“ Aus Angst vor Ansteckung hätten wir uns fern gehalten von Menschen, notwendige Gespräche nicht geführt, wies die Pfarrerin auch auf die sehr eingeschränkten Besuchsmöglichkeiten von Menschen in Krankenhäusern in Pflegeheimen hin. „Gott du weißt, was wir fühlen und uns belastet.“

Ihr Kollege Klausmeier-Sass erzählte von einem Paar, das sich auf Kreuzfahrt nach Barbados und anderen karibischen Inseln begeben habe. Nach zwei Jahren Corona habe man sich das einfach gönnen können, zitierte er den männlichen Part. Man sei durch Corona gekommen, „aber trotzdem, dieser innere Stress“, legte ihnen der Pfarrer in den Mund. Die beiden hätten mit vielen anderen Passagieren sogar einen „echten Regenwald“ besucht und Einheimische kennengelernt. Die Kinder des Dorfes bräuchten nicht zur Schule zu gehen, weil sie den ganzen Tag schöne Produkte für den Verkauf an Touristen anfertigten, hielt er seinen ironischen Ton bei. „Gott, erbarme dich über unseren Lebensstil, über unsere Konsumlust. Erbarme dich über unsere Leichtfertigkeit, mit der wir meinen uns gönnen zu dürfen, mit der wir manchmal meinen, uns gönnen zu müssen“, bat Klausmeier-Sass eindringlich. „Erbarme dich über unsere Verstrickung in die Konsummaschinerie. Über unsere Lust an der Erdölverbrennung. Erbarme dich über unseren Hochmut, mit dem wir andere kritisieren und uns selbst aus dem Blick verlieren würden. Erbarme dich darüber, dass wir so oft wissen, was zu tun wäre – und es nicht tun.“

Blick auf Krieg, Zerstörung, Not und Tod

Schulreferent Dr. Rainer Lemaire ging in seinem Kyrie-Beitrag auf die Schatten ein, die sich trotz aller Erholung in den Ferien auf diese Sommerzeit gelegt hätten und weiter legen. Nicht weit von uns herrschten Krieg, Zerstörung, Not und Tod. Wirklich verdrängen ließen sich diese Schatten nicht. Er selbst werde immer wieder von ihnen eingefangen. „Unsere Welt ist keine heile Welt. Das wird zurzeit so deutlich, wie ich es in meinem Leben vielleicht kaum erlebt habe.“ Wir spürten, dass dieser Krieg auch uns bedrohlich nahe sei. Existentielle Ängste riefen ebenfalls eine fortschreitende Inflation und unsichere Energieversorgung hervor. Über unsere Ängste dürften wir aber nicht vergessen die von uns kaum zu erahnende Not, die Verluste, die Toten, die die Menschen in der Ukraine zu beklagen hätten. Ebenso wenig dürfe uns entfallen, dass auch Menschen in Russland unter ihrer Regierung und diesem Krieg leiden müssten.

„Woher kommen Trost und Hoffnung, woher kommt Hilfe?“

Was für uns vielleicht sicher und selbstverständlich gewesen sei, sei dies tatsächlich keineswegs (mehr) – nicht der Frieden, nicht der Wohlstand, nicht unsere Demokratie, nicht meine ganz persönliche Sicherheit, so Lemaire. Was taugten unsere friedensethischen Positionen noch, wenn wir in den Krieg hineingezogen würden oder hineinzögen, fragte er. Was, wenn ein erbitterter Streit um Energie und Rohstoffe ausbreche? „Was, wenn es den Rechten weiter gelingt, die Demokratie bei uns und in Europa zu schwächen“?  All das zeige uns, dass Selbstverständlichkeiten vielleicht auch auf lange Sicht vorbei seien. „Wann wird dieser Schatten wieder weichen, fragen wir, und wird er wieder weichen? Woher kommen Trost und Hoffnung, woher kommt Hilfe?“, bat Lemaire Gott um Erbarmen.

Nach einer wertvollen Auszeit hole uns der Alltag wieder ein, leitete Schulreferent Thomas vom Scheidt seinen Kyrie-Ruf ein. Die schwierigen Zeiten mit Krieg, Klimakrise und Pandemie zeigten, wie zerbrechlich unser gewohntes Leben sei. „Die Welt erscheint uns als heilloses Durcheinander.“ Wir wüssten auch um unsere eigenen Verstrickungen und dass wir unseren Teil beitrügen zu ungerechten Lebensverhältnissen.

„Wir würden gerne anders leben und handeln und schaffen es häufig nicht. Wir werden schuldig an uns und an anderen“, bekannte vom Scheidt. Wir seien nachdenklich, verunsichert, verletzlich. Mehr denn je spürten wir unsere Bedürftigkeit und wie sehr wir Beistand und Halt bräuchten. „Wir sehnen uns nach Vergebung und Veränderung, nach Heilung für unsere Schulen, für unsere Welt und auch für uns.“ Stellvertretend brachte vom Scheidt Gott unser Leben vor, unser Leben mit unseren Ängsten und Sorgen, mit unserer Schuld und Sehnsucht mit unseren Versäumnissen und Hoffnungen.

In seiner Predigt ging der stellvertretende Stadtsuperintendent Markus Zimmermann auf die Lesung Jesaja 42, 1-7 („Ein geknicktes Schilfrohr zerbricht er nicht“) ein. Er sprach zunächst von großen Unsicherheiten hinsichtlich des Ablaufs des Schuljahres. Kehrten die Corona-Beschränkungen zurück, werde es tatsächlich ein kalter Winter, wie entwickle sich überhaupt die Situation in der Welt? Es sei anders als sonst zu Schulbeginn, stellte Zimmermann fest. Deshalb sei den Einladenden vom Schulreferat und dem Pfarramt für Berufskollegs so wichtig, dieses andere näher zu beleuchten. Und zwar am Jesaja-Wort, diesem wunderbaren Text der Zusage.

Neue Hoffnung schöpfen

Das Volk Israel sei ein völlig geknicktes und geknechtetes im Exil gewesen. Die guten Zeiten seit Generationen vorbei. „Perspektivlosigkeit war an der Tagesordnung.“ In diese Situation hinein habe der Prophet gesprochen. Und die, die damals zugehört hätten, hätten sofort gewusst, dass sie gemeint gewesen seien: „Gott wird sie nicht zerbrechen und auch nicht auslöschen lassen.“ Stattdessen habe Gott durch den keineswegs heldenhaften Gottesknecht als selbst Verletzung erfahrener Befreier dem Volk Israel Mut zusprechen lassen, auf das es neue Hoffnung schöpfe.

Am Anfang eines Schuljahres mit vielen Unbekannten und Unsicherheiten spürten wir, dass Corona wie ein Tinnitus ständig in uns sei, sagte Zimmermann, „wie ein unangenehmes Geräusch“. Und wir als Vertreterinnen und Vertreter einer Kirche mit kräftigen Imageproblemen stünden als eine geknickte Gemeinde dar – „aber wir stehen als eine Gemeinde dar“, betonte Zimmermann. Die Menschen damals hätten genau gehört und gespürt, dass Gott da sei in ihrer Perspektivlosigkeit, Gebrochenheit, zumindest Unsicherheit. „Und so ist Gott auch bei uns. Heute und in diesem Schuljahr.“

Vielleicht gebe es noch keine neuen pädagogischen Erkenntnisse oder ministerielle Erlasse zum neuen Schuljahr. Aber es gebe etwas für uns als Gemeinde zu sagen, was Bildung „as its best“ sei, so der Superintendent. Nämlich den Schülerinnen, Schülern und uns selbst beizubringen, dass jetzt endgültig Schluss sei mit dem immer mehr, besser, weiter, billiger. Auch wenn sich das niemand von uns gewünscht habe.

Wir müssten zu der Bildungserkenntnis kommen, dass wir als Menschen gebrochen und nicht perfekt seien. Dies spiegle sich nicht nur in einer schlechten Note wider. „Das betrifft uns alle.“ Und das führe uns auch dazu, dass wir näher dran seien an dem, was wesentlich an der Botschaft des Menschensohnes sei: „Gott ist mitten unter uns, bei denen, die sich schlecht fühlen, die Hilfe brauchen und in Not sind.“ Diese Botschaft bezeichnete Zimmermann als wichtiger denn je. „Wir sind eine Gemeinde der noch nicht ganz Erlösten.“ Aber wir seien eine besondere Gemeinde, weil wir vertrauen könnten, dass Gott uns gerade in unsere Fehlbarkeit zur Seite stehe.

Unterstützung, Stabilität, Hilfe, Rücksichtnahme und Vertrauen

Zimmermann sprach von einer ungewöhnlichen Botschaft. Sie halte die wunderbare Erkenntnis bereit, dass niemand perfekt sein müsse. Was wir jetzt benötigten, sei gegenseitige Unterstützung, Stabilität, Hilfe, Rücksichtnahme und Vertrauen. Der Gottesknecht habe auf diese Weise die Menschen verändert. Ihnen verdeutlicht, dass Gott keine Maschine im Himmel sei. Denn „Gott ist mitten in euren und unseren Herzen. Und da bewirkt er ganz viel“. Die Gemeinde der Religionslehrerinnen und Schulpfarrer sei keine exklusive, so Zimmermann. Gott sei mitten im Herzen auch der anderen, im Herzen der Kolleginnen und Schüler.

Bei aller Gewissenhaftigkeit bei unseren Aufgaben in der Schule, bei allem Ernstnehmen unseres Auftrags gelte es anzuerkennen, dass wir nicht perfekt sein müssten und es auch von niemandem verlangen sollten. „Wir Unperfekten sind eine Gemeinde“, die sich stärken ließe durch Jesu Botschaft. Zimmermann riet, dass sich diese Gemeinde als eine nicht perfekte wahrnehme. Deshalb könne sie mit viel Humor den eigenen kleinen Fehlern begegnen und hoffentlich auch gnädig zu anderen sein. Eine Gemeinde voller Zuversicht, die den Dingen trotze, die hochsensibel sei für die Not anderer und in der Lage, sich auch im neuen Schuljahr wenn auch nur um wenige, aber dafür intensiv kümmern zu können.

Dietrich Bonhoeffer habe einmal gesagt, es sei wichtig, dass wir uns um Menschen kümmerten: „Es wird viel bewirken.“ Schließlich wies Zimmermann auf einen pädagogischen Auftrag Jesajas hin. Der Prophet gebe zu Beginn seines Buches seiner Gemeinde und uns allen den Auftrag, das zu tun, was wesentlich sei: „Tröstet, tröstet mein Volk und tröstet die Menschen.“ Nicht nur in der Schule, sondern darüber hinaus, betonte Zimmermann. Er ermutigte die Lehrer und Lehrerinnen, dieses Schuljahr als Getröstete und Gestärkte zu beginnen. Und er vermittelte ihnen die Zuversicht, dass sie auch andere trösten und sich gegenseitig trösten könnten.

Text: Engelbert Broich
Foto(s): Engelbert Broich

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„Bleibeperspektiven in Köln“: Programm will Integration von Menschen mit längerem Duldungsaufenthalt fördern

In der vergangenen Woche hat die Stadt anlässlich des einjährigen Bestehens des Programms über „Bleibeperspektiven in Köln“ informiert. Das Programm will die Integration von Menschen mit längerem Duldungsaufenthalt fördern. Im Mai 2021 hatte der Rat der Stadt Köln beschlossen, das im Oktober 2018 gestartete Bleiberechtsprojekt für langjährig geduldete Menschen in Köln fortzuführen – fortan als dauerhaftes Programm unter dem Titel „Bleibeperspektiven in Köln“.

Ossi Helling, Rom e.V., Claus-Ulrich Prölß, Kölner Flüchtlingsrat, Stadtdirektorin Andreas Blome und Ulrike Willms, Leiterin des Ausländeramtes (von links).

Ossi Helling, Rom e.V., Claus-Ulrich Prölß, Kölner Flüchtlingsrat, Stadtdirektorin Andreas Blome und Ulrike Willms, Leiterin des Ausländeramtes, berichteten vom Erfolg des Programms. Ossi Helling von Rom e.V. resümierte: „Wir haben hier gemeinsam ein Erfolgsprogramm gestrickt, dass bundesweit einzigartig ist.“ Er und Claus-Ulrich Prölß erinnerten daran, dass das erfolgreiche Programm „seine Initialzündung durch einen breiten Bürgerprotest in 2016 hatte“, wo engagierte und prominente Kölnerinnen und Kölner sehr öffentlichkeitswirksam mit der Forderung „Bleiberecht statt Duldung“ politischen Druck aufgebaut hatten.

Aktuell gibt es 5500 Geduldete in Köln. Im Programm werden aktuell 1825 Geduldete betreut, die die Kriterien zur Aufnahme in das Programm erfüllen, im laufenden Jahr 2022 wurde 135 bisher Geduldeten eine Aufenthaltserlaubnis erteilt, seit 2018 waren es insgesamt 446.

Duldung heißt, dass die eigentlich bevorstehende Abschiebung vorerst ausgesetzt ist. Eine Duldung wird meist nur für ein halbes Jahr erteilt und dann immer wieder neu für ein halbes Jahr. Damit ist es schwierig, eine Arbeit oder eine Wohnung zu finden – und es bedeutet natürlich eine große Unsicherheit für die Geduldeten.

Grundlage war die Überlegung, dass es bei dieser Personengruppe aus unterschiedlichen rechtlichen und tatsächlichen Hindernissen als unwahrscheinlich galt, dass der Aufenthalt in Deutschland zeitnah beendet wird, gleichzeitig aber die rein zeitlichen Voraussetzungen für ein gesetzliches Bleiberecht bereits erfüllt waren.

Hürden zur tatsächlichen Bleiberechtserteilung, wie Unkenntnis der gesetzlichen Voraussetzungen, fehlende Sprachkenntnisse, Schwierigkeiten beim Zugang in den Arbeitsmarkt, aber auch das mangelnde Vertrauen in die Behörde und damit die Bereitschaft mit dieser zu kooperieren, stellen bundesweit ein Problem dar. Um den Menschen bei der Integration zu helfen und den gesetzgeberischen Ansatz der Bleibeperspektive angemessen zu fördern, wurden mit dem Projekt einige Arbeitsansätze, inzwischen nachhaltig, verändert.

„Das Programm ist aus diakonischer Sicht ein großer Erfolg. Denn es gibt denen, die schon viele Jahre in Köln leben und hier bleiben wollen, eine verlässliche Perspektive und damit die Möglichkeit, sich wirklich zu integrieren“, sagt Martina Schönhals, Prokuristin und Mitglied der Geschäftsleitung Diakonisches Werk Köln und Region. „Als Diakonisches Werk begrüßen wir sehr die Erweiterung der bisherigen Zielgruppen und können uns auch eine weitere Öffnung vorstellen.“

Text: APK
Foto(s): Jürgen Schulzki/Martina Schönhals

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Wochentipps: Großes Tauffest und Lesung von Frank Schätzing

Unsere Wochentipps haben diesmal echte Highlights im Gepäck: Am Samstag ist es endlich soweit – der Evangelische Kirchenverband Köln und Region lädt zum großen Tauffest am Rheinufer „Vielfalt feiern“. Auch die Einführung von Superintendent Torsten Krall und Assessorin Kerstin Herrenbrück findet statt. Es werden 165 Jahre Evangelischer Gottesdienst im Altenberger Dom gefeiert und bei der Comedy-Veranstaltung im Kirchgarten „Escht Kabarett“ auf dem „Quirl-Grill“ gibt es viel zu lachen. Frank Schätzing liest im Vringstreff aus seinem Buch „Was, wenn wir einfach die Welt retten?“ und junge Musikstudenten treten im Antonius Saal auf. Außerdem gibt’s ein Open-Air-Konzert mit „Page 1“ an der Gnadenkirche und das ökologische Abendgebet zum Thema „Ernährung“.

Die Termine in der Übersicht:

12.08.2022, 19:00
Evangelische Kirchengemeinde Bergisch Gladbach
Gnadenkirche, Hauptstraße 256, 51465 Bergisch Gladbach
„Escht Kabarett“ auf dem „Quirl-Grill“
Open Air im Kirchgarten

Bühnenköbes Christian Bechmann moderiert am Freitag, 12. August, 19 Uhr (Einlass 18 Uhr), die Comedy-Veranstaltung „Escht Kabarett“. Diesmal treten Il Young Kim, Sertac Mutlu sowie Torsten Schlosser auf. Die Comedians treten unter freiem Himmel im Kirchgarten der Gnadenkirche Bergisch Gladbach, Hauptstraße 256a, auf. Der Eintritt kostet 13 Euro. Reservierungen und Tickets gibt es unter info@quirl.de.

www.quirl.de

13.08.2022, 15:00
Evangelischer Kirchenverband Köln und Region
Rheinufer, nördlich vom Tanzbrunnen, 50679 Köln
„Vielfalt feiern“ – großes Tauffest am Rheinufer
Evangelischer Kirchenverband Köln und Region lädt zum Fest am Rhein ein

Unter dem Motto „Vielfalt feiern“ lädt der Evangelische Kirchenverband Köln und Region am Samstag, 13. August, 15 Uhr, zu einem großen Tauffest am Rheinufer, nördlich des Tanzbrunnens, ein. Angemeldete Täuflinge aus den vier Evangelischen Kirchenkreisen Köln-Süd, -Nord, -Rechtsrheinisch und -Mitte werden dann im Rahmen eines großen Festes am Rheinstrand getauft. Im Mittelpunkt des Nachmittags steht ein großer Gottesdienst. Ralph Caspers, Moderator von der Sendung mit der Maus, moderiert das Bühnenprogramm mit Musik und verschiedenen Beiträgen. Für Kinder und Jugendliche gibt es kreative Angebote zum Thema „Wasser und Klimagerechtigkeit“. Alle Gäste sind eingeladen, auf selbst mitgebrachten Picknickdecken Eis, Kaffee und kalte Getränke zu genießen, die in einem Imbisswagen angeboten werden.

www.kirche-koeln.de

13.08.2022, 19:00
Evangelische Gemeinde Köln
AntoniterCityKirche, Schildergasse 57, 50667 Köln
Konzertreihe vereint Kammermusik und Jazz
Junge Musikstudenten treten im Antonius Saal auf

In der Reihe „Forum AntoniterMusik“ findet das nächste Konzert am Samstag, 13. August, 19 Uhr, im Antonius Saal im AntoniterQuartier, Antoniterstraße 14-16, statt. Die von Kirchenmusikdirektor Johannes Quack in Zusammenarbeit mit der Hochschule für Musik und Tanz Köln initiierte Reihe vereint Kammermusik mit Jazz. Diesmal spielen Borja Sánchez Solis (Saxofon) und Ettore Strangio (Klavier) Werke von Fréderic Chopin, Heitor Villa-Lobos, Manuel de Falla, Paul Hindemith und anderen. Der Eintritt an der Abendkasse kostet 8 Euro, ermäßigt 6 Euro.

www.antonitercitykirche.de

14.08.2022, 09:00
Evangelische Kirchengemeinde Altenberg/Schildgen
Altenberger Dom, Altenberg, 51519 Odenthal-Altenberg
165 Jahre Evangelischer Gottesdienst im Altenberger Dom
Festgottesdienst mit besonderer Musik

Ein Posaunenchorprojekt sorgt für die besondere musikalische Gestaltung des Festgottesdienstes am Sonntag, 14. August, 9 Uhr, im Altenberger Dom, Eugen-Heinen-Platz 2. Anlass ist, dass seit nunmehr 165 Jahren im Altenberger Dom evangelische Gottesdienste gefeiert werden. Der Altenberger Dom ist eine sogenannte Simultankirche, die sowohl von der evangelischen wie auch der katholischen Kirche genutzt wird.

www.altenberg-dom.de

14.08.2022, 15:00
Evangelischer Kirchenkreis Köln-Rechtsrheinisch
Tersteegenkirche Dünnwald, Amselstraße 22, 51069 Köln
Einführung von Superintendent Torsten Krall und Assessorin Kerstin Herrenbrück
Gottesdienst mit Präses Thorsten Latzel in der Tersteegenkirche Dünnwald

Pfarrer Torsten Krall wird in einem Gottesdienst am Sonntag, 14. August, 15 Uhr, von Pfarrer Dr. Thorsten Latzel, Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, in sein neues Amt als Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Köln-Rechtsrheinisch eingeführt. In seiner neuen Funktion wird er anschließend seine neu gewählte Vertreterin Pfarrerin Kerstin Herrenbrück in ihr Amt als Assessorin einführen. Dem Kirchenkreis Köln-Rechtsrheinisch gehören sowohl Kirchengemeinden auf dem Stadtgebiet Köln als auch im Rheinisch-Bergischen Kreis sowie in Lindlar an. Um Anmeldung zum feierlichen Gottesdienst auf der Wiese hinter der Tersteegenkirche Dünnwald, Amselstraße 22, unter www.kirche-rechtsrheinisch.de wird gebeten. Im Anschluss findet ein Empfang statt.

www.kirche-rechtsrheinisch.de

14.08.2022, 17:00
Evangelische Kirchengemeinde Bergisch Gladbach
Gnadenkirche, Hauptstraße 256, 51465 Bergisch Gladbach
Open-Air-Konzert mit „Page 1“
„Quirl“ an der Gnadenkirche lädt zum Sommerprogramm ein

Beim Sommerprogramm des „Quirl“ an der Gnadenkirche, Hauptstraße 256a, am Sonntag, 14. August, 17 Uhr, ist die Band „Page 1“ zu Gast. Die Musikerinnen und Musiker um Soulsängerin Monika Jardin spielen vor allem englischsprachige Soul-, Funk- und Pop – Klassiker. Dazwischen finden sich auch immer einige brandaktuelle Titel sowie Eigenkompositionen. Der Eintritt zum Open-Air-Konzert ist frei.

www.quirl.de

14.08.2022, 18:00
Evangelische Gemeinde Köln
AntoniterCityKirche, Schildergasse 57, 50667 Köln
Ökologisches Abendgebet zum Thema „Ernährung“ ONLINE
Reihe „Mensch, Erde!“ wird in der Antoniterkirche fortgesetzt

In der Reihe „Mensch, Erde!“ geht es um die Klimakrise und die damit verbundenen vielfältigen Fragestellungen. Das ökologische Abendgebet am Sonntag, 14. August, 18 Uhr, in der Antoniterkirche, Schildergasse 57, mit dem Titel „Damit alle satt werden“ stellt das Thema „Ernährung“ in den Mittelpunkt. Zu Gebet und Musik, thematischem Impuls und biblischer Auseinandersetzung lädt ein Team aus verschiedenen Bereichen der Kirche ein. Das Abendgebet wird auch als Livestream auf YouTube gezeigt.

www.antonitercitykirche.de

17.08.2022, 19:30
Evangelisch Leben in Köln und Region
Vringstreff, Im Ferkulum 42, 50678 Köln
Frank Schätzing liest im Vringstreff
„Was, wenn wir einfach die Welt retten?“

Am Mittwoch, 17. August, 19.30 Uhr (Einlass 19 Uhr), ist der Bestseller-Autor Frank Schätzung zu Gast im Vringstreff in der Südstadt, Im Ferkulum 42. Er liest aus seinem Buch „Was, wenn wir einfach die Welt retten?“ und erklärt, warum Weltrettung nur gemeinsam gelingen kann, als Menschheitsprojekt. Die Lesung findet im Rahmen der Wanderausstellung „Kunst trotz(t) Ausgrenzung“ der Diakonie Deutschland statt. Sie ist bis Freitag, 19. August, im Vringstreff, in der Diakonie Michaelshoven und an anderen Orten in Köln zu sehen. Im Vringstreff werden fotografische Arbeiten gezeigt von Göran Gnaudschun („Alexanderplatz 2010-2013“) und Esra Rotthoff („Die Ausgebürgerten“). Eintrittskarten zur Lesung zum Preis von 9 Euro, ermäßigt 7 Euro, gibt es im Vorverkauf unter Telefon 0221/2785655 oder per E-Mail an info@vringstreff.de sowie an der Abendkasse.

www.vringstreff.de

Text: APK
Foto(s): APK

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Vielfältige Wege – neue Touren und ein neuer Leiter für die AntoniterCityTours

Vor einigen Wochen hat Dirk Vergin die Leitung der AntoniterCityTours übernommen. Für den 38-Jährigen war es kein unbekanntes Terrain, denn rund um die AntoniterCityKirche war er schon länger tätig: im Foyerteam, im Büro und dann für die Bereiche Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Internet und Social Media, vor allem bei den CityTours. Auch wenn er mit Respekt über die großen Fußstapfen spricht, die seine Vorgängerin Miriam Jansen hinterlassen hat, ist er mit klaren Visionen für das Programm angetreten – und für den Umgang mit den Stadtführerinnen und Stadtführern.

Dass die „Führungskräfte“ auch weiterhin eigene Ideen für Touren einbringen können und sollen, versteht sich für Vergin von selbst. „Wir haben jedes Halbjahr neue Führungen, die die Stadtführer einbringen“, sagt Vergin. „Das ist etwas ganz Gutes!“ Im aktuellen Programm geht es zum Beispiel um die noch neue und weiterhin wachsende Via Reformata durch Köln. Günter Leitner, der von Anfang an dabei ist, seit die evangelische Kirche 1988 ihr Stadtführungsprogramm startete, wird unter anderem dazu führen. „Da bin ich sehr gespannt, wie das ankommt und freue mich auch drauf, da mal mitzugehen“, sagt Dirk Vergin. „Das ist auch so ein Ziel: ich werde bei relativ vielen Touren mitgehen.“

Der Naturwissenschaftler, der sich auch einige Jahre der Theologie gewidmet hat, begeistert sich selbst nämlich immer wieder neu für Architektur, Stadtentwicklung und das, was sich in Köln so alles tut. Auch wenn er froh ist, abends in Richtung Bonn zu starten, wo er lebt und einen ruhigeren Feierabend schätzt als ihn die Großstadt Köln bietet. „Aktuell haben wir viele Bauprojekte in Köln“, sagt Vergin. Nach dem Zweiten Weltkrieg sei schon einmal damit begonnen worden, alles neu zu machen. Manches, das noch stand, habe weichen müssen – und das habe die Stadt in einigen Fällen auch bereut. „Ich bin gespannt, wie sich das alles jetzt entwickelt.“

Führungen zur Stadt im Wandel

Der gebürtige Euskirchener aus konfessionsverbindendem Elternhaus liebt die gotischen und neugotischen Kirchen, den Dom und die Antoniterkirche mit ihren Barlachskulpturen, aber auch die Kirchen rund um Neumarkt. „Und ich kann auch sehr die Kartäuserkirche und das ganze Gelände empfehlen“, sagt er. „Da bieten wir auch Führungen an, unter anderem zum Tag des offenen Denkmals.“ Der findet in diesem Jahr am 11. September statt und viele evangelische Kirchen werden dann wieder zu besonderen Führungen und Angeboten einladen.

Zu seinen eigenen Lieblingsstadtteilen gehört Ehrenfeld. Das hat seine Jugend sehr geprägt, erzählt Vergin. Mit der Musikszene und vielen Clubs, mit seiner Streetart und der multikulturellen, so studentischen wie typisch kölschen Mischung. „Da habe ich viele Konzerte und viele schöne Momente meiner Jugend erlebt. Daran hängt so ein bisschen mein Herz“, sagt er. „Es ist sehr jugendlich, sehr modern. Das gefällt mir ziemlich gut.“ Mittlerweile sei leider manches, wie das Underground, abgerissen worden und das Veedel verändert sich. „Da haben wir auch einige Führungen, die das abdecken“, sagt Dirk Vergin. „Neu-Ehrenfeld, Ehrenfeld, der Wandel, der sich vollzieht. Das ist auch ganz spannend.“

„Die Menschen sehnen sich danach wieder rauszugehen“

Aktuell holen die AntoniterCityTours nach den Einbrüchen der Coronajahre wieder auf. Die Gruppen werden wieder größer, soweit es die Räume, die aufgesucht werden, zulassen. Und die Menschen sehnen sich danach, wieder rauszugehen und etwas zu erleben, sich auch kulturell wieder mehr zu bewegen, so der Leiter der AntoniterCityTours. Der Andrang bei privaten Führungen sei auch gerade sehr groß. „Aktuell bieten wir nur Zu-Fuß-Touren an“, erklärt Vergin. Früher gab es auch Bustouren, doch weil sie in den vergangenen Jahren coronabedingt kaum noch planbar waren, sind sie erstmal ad acta gelegt worden. Für eine mobile, jüngere Klientel kann sich Dirk Vergin aber auch vorstellen, in Zukunft mal Touren mit E-Rollern anzubieten. Und auch andere Schwerpunkte sind ihm wichtig: „Ich habe selbst mal in der Inklusion gearbeitet, deshalb achte ich da auch besonders drauf“, sagt er. „Aber unsere Touren sind sowieso möglichst barrierefrei. Wer Zweifel hat, soll vorher einfach mal anrufen und nachfragen. Wir sorgen dann schon dafür, dass alle an den Touren teilnehmen können.“

Sein eigener Weg sei nie „straight von der Schule zum Studium zum Job“ gewesen, erzählt Dirk Vergin. „Tatsächlich sind meine Wege sehr vielfältig.“ Mit dem Glauben habe er lange Zeit „nicht wirklich was zu tun“ gehabt. „Das hat sich erst so mit Mitte 20 entwickelt, wo ich mich dann auch relativ schnell dazu entschlossen habe, Theologie zu studieren, weil ich eher aus einem naturwissenschaftlichen Hintergrund komme und ich mich sehr für die Sachen, die dahinter stehen, interessiere und das auch alles näher wissen wollte“, sagt Vergin. Er habe damals auch viel christliche Musik gehört und das habe ihn geprägt.

Heute ziert unter anderem das Christusmonogramm als Tattoo seinen Arm und eine tätowierte Lutherrose seine Brust. Daneben findet sich ein japanisches Symbol – Ausdruck seines Interesses für Asien und seine Kultur. „Das ist das, was mich interessiert und was mich prägt, und das trage ich immer gerne mit mir rum“, sagt Dirk Vergin über seine Tattoos.

Neue Touren im Programm

Sind die CityTouren denn auch ein bisschen Missionsarbeit? „Es ist sicherlich eine gute Möglichkeit, auch Leute, die nichts mit Kirche zu tun haben, an Kirche heranzuführen, auch über Kunst und darüber, dass wir viel Musikalisches in der Gemeinde machen. Das sind immer gute Sachen, um Leute wieder näher an die Kirche zu holen, damit sie sehen, dass es gar nicht immer so ist wie es in den Medien auch dargestellt ist“, sagt Vergin. „Ich glaube auch, dass es ein bisschen was mit Mission zu tun hat, aber eigentlich möchten wir, dass die Leute Spaß und Freude haben und eine schöne Zeit verbringen. Das andere ist ein schöner Nebeneffekt.“

Was empfiehlt er, wenn man nur drei Stunden Zeit in der Stadt hat und sie noch gar nicht kennt? „Das ist aber sehr wenig Zeit!“, sagt er lachend. „Drei Stunden – ich würde sagen, da können Sie zwei kurze Führungen bei uns buchen, da können wir schon einiges abdecken, einige Stadtteile.“

Das aktuelle Halbjahresprogramm bietet dafür jede Menge Anregungen. Neu im Programm sind etwa die „Porzer Geschichten“, die meditative Führung „Bettelorden, Betende und Beginen –  Geistliches Leben im Mittelalter in Köln“ oder die zweite Ausgabe der „Kölner Kunst(t)räume“, die zu St. Maria im Kapitol führt mit dem vielversprechenden Titel „Zwischen Plektrudis, Tempel und Glasaugenmadonna“. Daneben gibt es viele weitere besondere Führungen, wie der Gang auf den Spuren Konrad Adenauers, Führungen durch den Barbarastollen unter der Uni Köln, die Architekturführung „Licht in der Stadt“ oder die Friedhofsführung zu Frauen auf Melaten.

Das gesamte Programm liegt in der AntoniterCityKirche und an vielen anderen Orten aus und ist im Internet abrufbar unter

www.antonitercitytours.de

 

Text: Hildegard Mathies
Foto(s): Hildegard Mathies

Der Beitrag Vielfältige Wege – neue Touren und ein neuer Leiter für die AntoniterCityTours erschien zuerst auf Evangelischer Kirchenverband Köln und Region.