Anerkennender Applaus für die „gute Seele“ – Verabschiedung von Pfarrer Jürgen Mocka

Was am 1. Oktober 1985 mit dem Probedienst begann, endete nun in einem würdevollen Gottesdienst mit anschließender Feierstunde. Pfarrer Jürgen Mocka, der seinen Dienst in der Immanuelgemeinde in Köln-Longerich über 36 Jahre auf bestmögliche Weise zum Wohle der Gemeinde erfüllte, wurde feierlich und im Beisein von Superintendent Markus Zimmermann in den Ruhestand verabschiedet.

Ein besonderes Erlebnis

„Er hat so viel geleistet, dafür stelle ich mich gerne an. Er ist doch unsere gute Seele“, sagte eine vor dem Eingang in einer Menschenschlange stehende Besucherin seines Abschiedsgottesdienstes, der aufgrund des immensen Andrangs mit zehnminütiger Verspätung begann. Im vollbesetzten Gotteshaus hatten sich Weggefährten, Freunde und Gemeindemitglieder eingefunden, die sich auch an der musikalischen Gestaltung des besonderen Gottesdienstes durch das von Kirchenmusikerin Annerose Rademann geleitete gemeindliche Kammerorchester, einem Gesangsquartett, Organist Bernhard Graf und Sopransaxophonist Burghard Corbach erfreuten. Im Mittelpunkt stand jedoch zweifelsohne „ihr“ Pfarrer, der sichtlich jede Minute seiner letzten Predigt auf der Kanzel genoss und am Ende schmunzelnd einräumte: „Die Predigt war zu lang. Das habe ich mir aber heute gegönnt, denn damit knüpfe ich an meine Anfänge an, als ich immer rund 20 Minuten gepredigt habe. Das musste heute einfach sein.“ Überrascht zeigte sich Jürgen Mocka über den anschließend einsetzenden Beifall seiner Gemeinde. „Schön, dass ich das noch erleben darf!“

Gern investierte Vorbereitungszeit

Der Applaus bildete somit eines der letzten von zahlreichen außergewöhnlichen Ereignissen, auf die der 65-Jährige während seiner über dreieinhalb Jahrzehnte in Longerich zurückblicken kann. „Mein Hauptanliegen war es stets, Menschen einzuladen, sich in die Liebesgeschichte Gottes mit unserer Welt verwickeln zu lassen. Dazu gehört, dass Menschen biblische Geschichten als sattmachende Seelennahrung entdecken und im Alltag den Spuren Jesu folgen wollen und können“, umschreibt Mocka eine wesentliche Motivation. Große Freude bereitete ihm stets die Vorbereitung der Gottesdienste, für die er regelmäßig viel Zeit investierte. „Als etwas Kostbares habe ich es zudem erlebt, wenn ich in einer Familie Trauungen, Taufen, Konfirmationen und auch Beerdigungen durchführen durfte. Da habe ich die Zeitdimension besonders intensiv wahrgenommen, und es wurden mir immer wieder die Augen geöffnet für die vielfältigen Lebens- und Glaubenserfahrungen, die sonst eher unentdeckt bleiben.“ Ferner habe er sich immer gefreut, wenn Menschen durch seine Seelsorge Gottes Kraft spüren konnten.

Vielfältige Aufgaben…

Gerne erinnert sich der zweifache Vater und Großvater eines Enkels auch an seine Anfänge, als mit der Lutherkapelle noch zwei Kirchen und Pfarrstellen existierten. „Zu Beginn lag ein inhaltlicher Schwerpunkt meiner Arbeit auf der Einbeziehung gesellschaftspolitischer Themen. Dazu gehörte etwa die Kooperation mit der Bürgerinitiative ´Wohnen und Umwelt´. 1989 wurde außerdem die Friedensgruppe Gartenstadt-Nord gegründet, durch die eine Mahntafel zur Erinnerung an die Zwangsarbeiterlager in Longerich realisiert wurde.“ Gesprächsabende zur Rolle der Kirche im Dritten Reich sowie eine Beschäftigung mit Paul Humburg, einst Präses der Bekennenden Kirche im Rheinland, Namensgeber des Gemeindehauses, waren ihm wichtig. Fahrten mit Konfirmandengruppen, Presbyterums-Wochenenden, eine mehrjährige Religionsunterrichts-Tätigkeit am Montessori-Gymnasium – „Das war eine besondere Chance, mit Jugendlichen verschiedenen Glaubens, vor allem mit Muslimen, in Kontakt zu treten. Dabei habe ich viel gelernt.“ – , Begleitung angehender Prädikantinnen und Prädikanten wie auch die Aufgabe eines Vikariatsmentors sind weitere Zeugnisse seines vielfältigen Wirkens.

…und auch Herausforderungen

Jürgen Mocka verschließt in seinem Rückblick aber auch nicht die Augen vor Herausforderungen. „Seit 2004 wurden in der Rheinischen Kirche einschneidende Veränderungsprozesse auf den Weg gebracht. Die Umstellung des Finanzwesens, die Verwaltungsstrukturreform sowie die Pfarrstellen- und Personalplanungsprozesse hatten zur Folge, dass bei uns die Stundenzahl aller Mitarbeiterstellen gekürzt wurden. Dabei hatte unser Presbyterium oft wenig Entscheidungsfreiheit.“ Besonders schmerzhaft war für ihn die Aufhebung der Pfarrstelle seiner Frau Ursula Gröger-Mocka „aus strukturellen Gründen“ zum 1. September 2012. Über 13 Jahre lang hatte sich das Ehepaar eine Pfarrstelle geteilt; dies ermöglichte es, Beruf und Familienarbeit gemeinsam zu bewältigen. Seit Februar 2003 arbeiteten sie dann auf je einer eigenen eingeschränkten Pfarrstelle mit je 75 %.

Wegen des Wegfalls von Pfarrstellen im Umfeld wurde seine Vertretungsarbeit umfangreicher; auch seine Tätigkeit als Presbyteriumsvorsitzender und Vorgesetzter erforderte eine zeitintensive persönliche und digitale Kommunikation, durch die er für seine Gemeinde bisweilen nicht „sichtbar“ war. Mit der Überzeugung, dass die Zukunft der Kirche Jesu Christi ökumenisch sein wird, pflegt Pfarrer Mocka intensive Beziehungen zur Äthiopisch-orthodoxen Kirche Deutschlands. 2009 wurde die Lutherkapelle an diese Kirche verkauft und heißt seitdem St. Mikaelskirche. Im ökumenischen Zusammenwirken mit der katholischen Kirche bezeichnet Pfarrer Mocka, der offiziell zum 31. März ausscheidet, gemeinsam gestaltete Schulgottesdienste, Bibelseminare, das Feierabendmahl beim Kölner Kirchentag im Juni 2007 sowie das Reformationsjubiläum am 31.10.2017, beides ökumenisch gefeiert, als willkommene Erinnerungen.

Dankesworte des Superintendenten Markus Zimmermann

Zur offiziellen Entpflichtung lud Superintendent Markus Zimmermann Presbyteriums-Mitglieder, Mitarbeiter wie auch alle Personen in den Altarbereich ein, die ein Segenswort für den scheidenden Pfarrer vorbereitet hatten. „Wir danken Gott für Deinen Dienst, für den Einsatz Deiner Gaben und Kräfte, für Deine Treue und Liebe. Du hast das Evangelium gepredigt und in vielfältiger Weise Gottes Liebe und Treue bezeugt. Viele Früchte Deines Wirkens können wahrgenommen werden, und dafür sind wir sehr dankbar“, schenkte Zimmermann Jürgen Mocka lobende Worte. Gerne könne er weiterhin Berufungen zu Predigten, Taufen und zur Leitung des heiligen Abendmahls dort ausführen, wo dies erbeten sei. „Doch Pflichten hast Du nun nicht mehr. Du bist frei von dienstlichen Pflichten in dieser Gemeinde.“

Zukunftsperspektiven

Seit dem 1. Januar 2022 ist Pfarrer im Probedienst Benjamin Schütz zunächst für ein Jahr der Vertreter für Pfarrer Mocka. Nach dem aktuellen Pfarrstellenrahmenplan bleibt für die Immanuel-Gemeinde nur eine 50%-Stelle (statt wie bisher 75%) übrig. Ab dem 1. Januar 2024 ist eine Fusion mit der Gemeinde Mauenheim-Weidenpesch beabsichtigt.

Text: Holger Hoeck
Foto(s): Holger Hoeck

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