Archivale August – Zweiter Weltkrieg: Ohne Straßenbahn kein Gottesdienst
Während des Zweiten Weltkriegs wurde Köln mehrere hundert Male bombardiert. Die schwersten Angriffe erfolgten zwischen 1942 und 1945. Die Stadt glich einem Trümmerfeld: Mehr als 40 Prozent der Stadt und mehr als 90 Prozent der Gebäude in der Innenstadt waren zerstört. Die Versorgung der Bevölkerung mit Energie, Wasser und Verkehrsmitteln wurde mit jedem Angriff schwieriger. Auch in den evangelischen Gemeinden gestaltete sich die Situation sehr schwer:
Von 150 Kirchen waren 91 vollständig zerstört und 52 beschädigt. Viele Gemeindemitglieder waren teilweise aus Köln geflohen, im Krieg oder ums Leben gekommen. Pfarrer waren zum Kriegsdienst eingezogen worden oder auch geflohen, so dass eine seelsorgliche Unterversorgung eintrat. Die Folge, die verbliebenen Pfarrer teilten den Dienst in den Gemeinden unter sich auf. Auch die Gemeindemitglieder waren auf Grund der Zerstörung vieler Gotteshäuser dazu genötigt weitere Entfernungen zu überwinden, wenn sie an einem Gottesdienst teilnehmen wollten.
Verkehrsnetz schwer beschädigt
Verkehrsmittel wie Autos, Fahrräder oder Straßenbahnen standen durch die schweren Angriffe immer weniger zur Verfügung, so dass die Strecken zu Fuß zurückgelegt werden mussten. Ein schnelles Wiederaufleben des Straßenbahnverkehrs wurde durch die vielen Trümmer in den Straßen, auf den Schienen und das Fehlen der Fahrleitungen erheblich erschwert. Ferner waren auch die Rheinbrücken (Deutzer, Mülheimer und Hohenzollernbrücke) zerstört.
Diese schlechte Gesamtsituation führte dazu, dass teilweise Gottesdienste sonntags nicht stattfinden konnten, da die Pfarrer nicht rechtzeitig oder gar nicht kommen konnten. Die Einstellung des Straßenbahnverkehrs am Sonntagmorgen erschwerte die Situation noch zusätzlich.
Erst ab 1945 ging es langsam vorwärts. Sowohl links- als auch rechtsrheinisch wurde der Verkehr schrittweise wieder in Betrieb genommen, so dass 1947 wieder 75 Prozent des Vorkriegsnetzes befahrbar war. Mit dem Wiederaufbau der Brücken war dann auch wieder eine Verbindung zwischen den Gemeinden links- und rechtsrheinisch möglich.
Text: Stefanie Sternemann
Foto(s): Stefanie Sternemann/Fotosammlung des Archivs der ev. Kirchengemeinde Köln
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