Gemeinde Bickendorf bietet Taufe zu Hause oder im Park an
Die Evangelische Kirchengemeinde Bickendorf bietet seit dem Frühjahr die Taufe zu Hause oder an besonderen Orten an. Das Angebot wurde bisher gut angenommen, sagt Pfarrer Nico Ballmann: „Zum Beispiel hatte ich schon eine Taufe in einem Schrebergarten. Die Familie hatte einen Pavillon aufgebaut und sie haben sich sehr gut überlegt, was auf dem Altar steht, zum Beispiel Blumen, Taufkerzen und eine Taufschale – und überall waren Rosen verteilt. Demnächst habe ich beispielsweise eine Taufe in einem Park.“
„Die Taufe hat innerhalb der Geschichte immer wieder Wandlungen erfahren“, sagt Pfarrer Nico Ballmann. „ln der Bibel begegnet uns die Taufe als Bußzeichen, als Bekehrungshandlung. Der Mensch bekennt sich zu Gott und wird getauft. Erstaunlich: Jesus selbst tauft nie, sondern er wird getauft, von Johannes im Jordan.“
Taufe von Säuglingen
Die Taufe ist eines der beiden Sakramente im Protestantismus. Anders als im Katholizismus, in dem es sieben Sakramente gibt, haben Martin Luther und mit ihm die Reformatoren und Reformatorinnen sich darauf geeinigt, lediglich Abendmahl und Taufe als Sakramente zu bezeichnen. Eigentlich hätte Luther auch gerne die Buße als Sakrament gehabt, aber dazu fehlte ihm das sichtbare Zeichen. Die Taufe als Bekehrungsereignis, als Bußpraxis, hat sich im Laufe der Geschichte gewandelt. Aus dem Weg eines Katecheten (Taufanwärters) und seinem Bekenntnis des Glaubens hat sich die Taufe von Säuglingen entwickelt.
Nicht mehr der Mensch entscheidet sich aktiv für Gott, sondern die Heilshandlung Gottes wird symbolisch an einem Kind vollzogen, dabei trägt der Glaube der Gemeinde die Taufe. Die ‚katechetische‘ Vorbereitungszeit ist ins Jugendalter verschoben worden, im Katholizismus zur Firmung, später im Protestantismus zur Konfirmation, zur Bestätigung der Taufe. Während zu Zeiten Jesu noch in Flüssen getauft wurde, verlagerte sich die Taufe in der Urkirche mehr und mehr ins Zentrum des Gottesdienstes, von dort wiederum zu Tauffeiern. Heute befindet sich der Ort der Taufe hauptsächlich sonntags im Gemeindegottesdienst in der Kirche.
„Gute Erfahrungen gemacht“
„So wie sich die Taufe entwickelt und immer wieder verändert hat, so hat sich auch unsere Gesellschaft verändert“, sagt Pfarrer Nico Ballmann. „Heute ist es mehr und mehr wichtig, auf die individuellen Bedürfnisse der Menschen einzugehen und damit nicht nur Wertschätzung für Glaubenspraxis und Spiritualität auszudrücken, sondern auch diesen besonderen Tag im Leben eines Menschen und als Feier innerhalb der Familie zu würdigen.“
Nico Ballmann berichtet über die Idee, Taufe an Orten außerhalb der Kirche stattfinden zu lassen: „Kolleginnen und Kollegen aus anderen Landeskirchen haben es schon probiert und wunderbare Erfahrungen gemacht, und deshalb freuen wir uns, dass das Presbyterium entschieden hat, den Ort der Taufe nun nicht mehr allein auf den Kirchraum und den sonntäglichen Gottesdienst zu begrenzen, sondern zu öffnen für Taufen im eigenen Garten, im Park oder an besonderen Orten.“
Individuellere Gestaltung von Taufe
Diese neue Praxis führt zu einer individuelleren Gestaltung von Taufe, aber vor allem auch zu einer anderen Betrachtung. Fragen, die in die Tiefe führen und für die im Taufgespräch Zeit sein wird, sind beispielsweise: Wie soll der Altar aussehen? Was müsste in den Garten, Park kommen, damit wir Gottesdienst gemeinsam feiern können? Wie sieht es mit Musik aus? Welches Wasser benutzen wir, und warum ist uns dieses Zeichen so wichtig?
„Wir sind uns sicher, dass durch die neuen Möglichkeiten viele wunderbare Gespräche und vor allem Tauffeiern zustanden kommen werden und die Taufe zeitgemäß und individuell gefeiert werden kann“, freut sich Pfarrer Nico Ballmann.
Weitere Informationen und Kontakt:
Text: APK
Foto(s): APK
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