Kundgebung zum Ukraine-Krieg: „Frieden und Zusammenhalt in Europa!“

„Frieden und Zusammenhalt in Europa! Solidarität mit den Ukrainerinnen und Ukrainern!“ Unter diesem Motto haben die Kölner Vertretenden der 2016 in Frankfurt am Main gegründeten Bürgerinitiative „Pulse of Europe“ erneut zu einer Kundgebung auf den Roncalliplatz geladen. Im Schatten des Kölner Doms versammelten sich mehrere hundert Menschen, um vereint gegen Putins Angriffskrieg in der Ukraine aufzutreten. Viele brachten mit Fahnen, Plakaten und Bannern sichtbar ihre Meinung zum Ausdruck. Einzelne, Organisationen und lose Gruppen nutzten das Mikrofon für Erklärungen, Einschätzungen und Aufrufe. Darunter Vertreter und Vertreterinnen des Kölner Rates der Religionen. „Pulse of Europe“ setzt sich unabhängig, überparteilich und überkonfessionell für die europäische Idee, für ein vereintes, demokratisches Europa ohne nationalistische Tendenzen ein – für ein neues europäisches Bewusstsein.

„Die Ukraine gehört zu Europa“, stellte Wolfgang Steinhauer vom Kölner Organisationsteam von „Pulse of Europe“ zum Auftakt grundsätzlich fest. Seine Begrüßung mündete in einen flammenden Appell, gemeinsam für Frieden und Freiheit in der Ukraine und in Europa einzustehen. Fast 77 Jahre habe man in Europa in Frieden gelebt. Nach dem Zweiten Weltkrieg mit sechs Millionen ermordeter Jüdinnen und Juden und insgesamt über sechzig Millionen Toten seien die Herrschenden und führenden Politiker einig gewesen: „Nie wieder Krieg in Europa.“ Ein Konsens, der mittels vertrauensbildender Ost-West-Abkommen auch die Zeit des Kalten Krieges überdauert habe. Wahr sei jedoch auch, dass beide Seiten später „das eine oder andere Rüstungskontrollabkommen“ aufgekündigt hätten. „Und dann kam der 24. Februar dieses Jahres.“ Der Angriffskrieg des russischen Präsidenten Putin in der Ukraine habe die Welt geschockt. Es sei ein „nicht legitimierbarer Überfall auf die territoriale Integrität eines souveränen europäischen Staates“.

Eine himmelschreiende Ungerechtigkeit und Grausamkeit mache sich breit in Europa. Aber das Denken in kriegerischen Kategorien bringe uns dem Frieden nicht näher, forderte Steinhauer die Bildung einer breiten Friedensoffensive. „Und ja, wir brauchen mehr Frauen in der Politik. Als Gegengewicht zu dem nicht geringen Anteil an oftmals testosterongesteuerten Männern.“ Er rief der großen Europäische Union zu, sich selbst treu zu bleiben. „Gib den Traum einer menschlichen Welt nicht auf. Bleibe deiner Charta der Grundrechte treu, der Menschenwürde, Freiheit, Gleichheit, Solidarität. Bleibe den Werten der Völkerverständigung treu und trete gegen jede Form des Nationalismus ein.“ Er bat die große europäische Staatenfamilie, nicht in nationalstaatlichem Denken gefangen zu bleiben, sondern sich auf eine gemeinsame Kraft zu besinnen.

Für ein friedliches Zusammenleben

Bevor Vertreter und Vertreterinnen des Kölner Rates der Religionen ein Statement verlasen, dankte Diakon Jens Freiwald den Kölner „Pulse of Europe“-Mitgliedern für ihr Engagement und die kurzfristig ermöglichte Beteiligung. „Der Kölner Rat der Religionen trifft sich zweimal im Jahr mit der Oberbürgermeisterin“, erläuterte Freiwald die Grundlage der Einrichtung. „Die Basis unseres Zusammenseins ist die Kölner Friedensverpflichtung, in der sich 2006 die Religionsgemeinschaften Kölns für ein friedliches Zusammenleben verpflichtet haben, gegen jede Form von Ausgrenzung und Gewalt, gegen jede Form von Diskriminierung.“

Der Diakon, der im Katholischen Stadtdekanat unter anderem zuständig ist für die Ökumene und den Interreligiösen Dialog, mahnte, dass wir aufpassen müssten, dass nicht auch dieser fürchterliche Konflikt in der Ukraine Menschen hier in dieser Stadt gegeneinander aufbringe. Wir müssten achtgeben, dass Menschen nicht ausgegrenzt würden, beispielsweise weil sie russischsprachig seien. Denn es sei kein Krieg aller russischsprachigen Menschen gegen die Ukraine, sondern ein Krieg Putins gegen die Ukraine. „Und das sollte uns immer deutlich sein.“

Auch wenn der Kölner Rat der Religionen sich hauptsächlich für das friedliche Zusammenleben hier in Köln einsetze, stehe man heute hier vereint für den Frieden in der Ukraine. Man stehe mit gemeinsam gegen diesen fürchterlichen Krieg, für das Mitgefühl mit den Menschen, für Solidarität und für den Schutz der zu uns kommenden Menschen. Sie seien auch in unserer Stadt willkommen.

Als kleines Symbol für die Verbundenheit mit den wirklich vom Krieg Betroffenen kündigte Freiwald die Verteilung von kleinen Kerzen an die Teilnehmenden an. Diese habe der Kölner Dom zur Verfügung gestellt.

„Wir denken an Euch“

Zuvor gab der Diakon das Mikrofon an seine Mitstreitenden vom Kölner Rat der Religionen weiter. Pfarrerin Dorothee Schaper, Frauenreferentin im Evangelischen Kirchenverband Köln und Region und als Studienleiterin der Melanchthon-Akademie zuständig für die Fachbereiche christlich-muslimische sowie interreligiöse Begegnung, ging kurz auf die Entstehung des Textes mit dem Titel „Wir denken an Euch“ ein: Das Statement sei in den letzten Tagen immer weiter entwickelt worden. Schließlich wurden die aus Schapers Feder stammenden Zeilen, in denen sie zahlreiche Perspektiven und Aspekte berücksichtigt, abwechselnd vorgetragen. Beteiligt haben sich Mitglieder der Alevitischen Gemeinde, der Baha´i-Gemeinde, des Buddhistischen Zentrums StadtRaum, Mitglieder islamischer Gemeinden, Zentren und Vereine, Mitglieder jüdischer Gemeinden und Mitglieder christlicher Gemeinden, Gemeinschaften und Einrichtungen.

Gedacht wurde unter anderem an die, „die Ihr bis zuletzt gehofft habt, dass es keinen Einmarsch und keine chauvinistische Gewalt geben wird“. An die, die unter Beschuss stünden, ohne Licht, Wasser und Heizung seien, „in diesen Stunden in den tiefliegenden U-Bahnstationen oder an anderen hoffentlich geschützten Orten in euren Städten mit Wut und Angst verharrt“. Man dachte an die, die sich um Angehörige, Geliebte und Freunde und Freundiinnen, um den Verbleib nahestehender Menschen im Kriegseinsatz sorgten. An die, „die Ihr in unseren Städten und Dörfern unsere alten Menschen pflegt und dafür Eure eigenen Familien verlassen habt und Euch nun sorgt“. An die Kinder, die die Welt nicht mehr verstünden. An von Gewalt betroffene Frauen, an die, die sich in „fragwürdige gewaltlegitimierende Erzählungen verstrickt“ hätten. Auch an die, „die Ihr wo auch immer Geflohene und Geschundene aufnehmt und versorgt“. An die, die in russischen und belarussischen Städten trotz staatlicher Repressalien gegen den Krieg demonstrierten. Ebenso an die, „die in der Ukraine, in Kenia, Somalia, Äthiopien“ aufgrund der ausbleibenden Mehllieferungen aus der Ukraine, der Kornkammer Europas, kein Brot mehr backen könnten.

Der letzte, von Schaper selbst vorgetragene Absatz stellt der grausamen, gewalttätigen Realität eine ersehnte, wünschenswerte Normalität gegenüber: „Wir denken an Euch … die Ihr gerne und viel lieber den Kopf und das Herz und das Geld frei haben möchtet, um zu tanzen, Musik zu hören und zu machen, zu flirten, Schach zu spielen, Nägel zu lackieren, sich zu verlieben, Gedichte zu schreiben, Fußball zu spielen, Schminke und schöne Kleider zu kaufen, Bücher zu lesen oder zu schreiben, alte Autos wieder auf Vordermann zu bringen, Eure Haare zu färben, zu beten, zu angeln, zu singen, eure Hunde , Katzen Pferde zu versorgen, zu kochen, Freunde und Freundinnen zu treffen oder essen zu gehen.“

Die in Köln lebende ukrainische Sängerin Mariana Sadovska trug nicht nur eindringliche-bewegende Lieder vor. Sie beschwor den Lebens- und Kampfeswillen der ukrainischen Bevölkerung, die damit „unsere ganze Welt“ verteidige. Und Sadovska appellierte mit weit tragender Stimme an die westlichen Staaten, ihr Heimatland gegen den Aggressor zu unterstützen. Denn „nukleare Wolken kennen keine Grenzen“. Es herrsche Krieg zwischen Diktatur und Demokratie, stellte sie fest. „Aber es sind russische Soldaten, die Krankenhäuser bombardieren. Das sind russische Männer und Frauen. Diese Schuld können wir ihnen nicht nehmen.“ Sadovska schloss sich der von vielen Seiten geäußerten Forderung an, den Luftraum über der Ukraine zu schließen. „Lasst uns nicht fürchten, seien wir nicht ängstlich“, wandte sie sich ermutigend an die Menge. Denn Putin genieße unsere Angst: „Sie gibt ihm Kraft.“

„Alle Menschen auf der Flucht verdienen unsere Solidarität“

Verlesen wurde eine Erklärung russischer Wissenschaftler, die sich entschieden gegen diesen Krieg stellen. Belarus und Ukraine hätten ein gemeinsames Problem, nämlich Putin, sagte ein georgischer Schauspieler. Leider habe Russland nie aufgehört mit seinen imperialistischen Träumen. Viele Georgier kämpften an der Seite der Ukraine, kämpften um die Demokratie an sich. Deutschland habe „bis zuletzt Wirtschaft über Werte gesetzt und versucht, eher Putin zu verstehen, als uns“. kritisierte er. „Die ganze Welt steht zusammen für die Ukraine. Die Ukraine wird niemals untergehen, die Ukraine wird siegen“, wollte der Redner mit fester, entschlossener Stimme jeden Zweifel beiseite räumen.

„Alle Menschen auf der Flucht verdienen unsere Solidarität“, sagte Christopher Gudacker von der pro-europäischen Partei Volt. Er finde es großartig, wie schnell deutsche Städte wie Köln reagiert hätten. „Rassismus ist keine Meinung und hat keinen Platz in der Geschichte.“ Vier Kölner Bezirksbürgermeister und Bezirksbürgermeister innen, allesamt von den Grünen, dankten den Veranstaltenden und Teilnehmenden für ihren beeindruckenden Friedensaufruf. Andreas Hupke, Bezirksbürgermeister Köln-Innenstadt, beschwor den Zusammenhalt in Köln. Es gebe in dieser Stadt genug Platz für Flüchtlinge. Beispielsweise stehe hier sehr viel Büroraum leer. Da müsse die Stadt ran, nahm er zudem die nordrhein-westfälische Landesregierung in die Pflicht, zu handeln.

Text: Engelbert Broich
Foto(s): Engelbert Broich

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EVK baut den Bereich Orthopädie und Unfallchirurgie weiter aus

Das Evangelische Klinikum Köln Weyertal (EVK) baut den Bereich Orthopädie und Unfallchirurgie weiter aus. Nachdem Suzan Yarkin im Oktober 2020 als Chefärztin die Abteilung Orthopädie und Unfallchirurgie übernommen hat, wird die Abteilung seit Oktober 2021 durch den Chefarzt der Orthopädie Dr. Joachim Franzmann und die Leitende Oberärztin der Orthopädie und Unfallchirurgie Dr. Esen Deniz erweitert. Dr.  Joachim Franzmann übernimmt als neuer Chefarzt die Abteilung Orthopädie und baut den Schwerpunkt Endoprothetik weiter aus.

Zuvor war Franzmann sieben  Jahre als leitender Oberarzt am Severinsklösterchen tätig, er ist zertifizierter Fußchirurg (DAF) und Leiter des EndoProthetikZentrums am EVK. Mit etwa 240.000 künstlichen Hüftgelenken und 190.000 künstlichen Kniegelenken zählt die Endoprothetik zu den häufigsten in Deutschland durchgeführten Operationen. „Modernste minimalinvasive Operationsverfahren tragen dazu bei, dass unsere Patienten weniger Schmerzen haben, ihre Wunden zügiger heilen und sie schneller mobil sind“, sagt Franzmann.

Stärkung der Abteilung

Dr. Esen Deniz ist die neue leitende Oberärztin der Unfallchirurgie und Orthopädie. Sie ist Handchirurgin und bringt auf diesem Gebiet eine große Expertise mit.  Deniz hat ihr unfall- und handchirurgisches Fachwissen von 2010 bis 2017 im Kreiskrankenhaus Gummersbach unter der Leitung von Dr. Walter Schäfer erlangt  und später im Kreiskrankenhaus Dormagen als Oberärztin umgesetzt und vertieft. „Ich freue mich, die Abteilung für Orthopädie und Unfallchirurgie des EVK  durch genau diese beiden Partner zu stärken. Mit der umfassenden Kompetenz im Bereich der Endoprothetik und Fußchirurgie durch Herrn Dr. Franzmann und  die unfallchirurgische und handchirurgische Erfahrung von Frau Dr. Deniz setzen wir gezielt Behandlungsstandards nach neuesten wissenschaftlichen  Erkenntnissen und Leitlinien und mit modernsten Implantaten um. Besonders minimalinvasive Verfahren gewinnen so bei uns an Bedeutung“, sagt Chefärztin  Yarkin.

Regionales Traumazentrum im Traumanetzwerk Köln

Seit 2011 ist das Evangelische Krankenhaus Köln Weyertal zudem als Regionales Traumazentrum im Traumanetzwerk Köln zertifiziert, außerdem ist die Klinik für  Orthopädie und Unfallchirurgie aufgrund Ihrer strukturellen Voraussetzungen und der hohen Fachkompetenz von den Berufsgenossenschaften zum   Verletztenverfahren VAV zugelassen. So können am EVK neben ambulant behandelbaren Verletzungen auch komplexe stationäre Arbeits-, Schul, Kita- und  Wegeunfälle behandelt werden.

Text: Steffen Gerhards
Foto(s): EVK

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Kirche2go fragt: Was ist Krankenhausseelsorge?

Kirche2go fragt: Was ist Krankenhausseelsorge? In vielen Kliniken und Krankenhäusern in Deutschland bieten die evangelische und die katholische Kirche Begleitung für kranke Menschen und die Mitarbeitenden an. Hauptamtliche Seelsorgerinnen und Seelsorger arbeiten an vielen Orten mit Ehrenamtlichen zusammen. Welche Angebote es gibt, und wer diese in Anspruch nehmen kann, erfahren Sie in dieser Kirche2go-Folge.

In der Passionszeit 2022 erklärt Kirche2go jeden Freitag einen Aspekt aus dem Bereich Seelsorge.

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Der gesamte Text zum Nachlesen:

Kirche2go fragt: Was ist Krankenhausseelsorge?

In vielen Kliniken und Krankenhäusern in Deutschland bieten die evangelische und die katholische Kirche Begleitung für kranke Menschen und die Mitarbeitenden an. Hauptamtliche Seelsorgerinnen und Seelsorger arbeiten an vielen Orten mit Ehrenamtlichen zusammen.

Zahlreiche Geschichten erzählen in der Bibel von kranken Menschen. Dabei geht es meist nicht nur um die körperlichen Leiden und die Heilung von Krankheiten. Oft werden auch seelische Belastungen und soziale Einschränkungen thematisiert. Damals und auch heute fragen Menschen in solchen Notlagen nach dem Sinn des Lebens und oft auch nach Gott. Daher haben Christinnen und Christen schon immer die Fürsorge für den Körper und die Sorge um die Seele miteinander verbunden.

Die Seelsorgerinnen und Seelsorger in den Krankenhäusern können von jedem angesprochen werden. Meist wissen die Mitarbeitenden auf den Stationen, wie Kontakt zur Krankenhausseelsorge aufgenommen werden kann. In vielen Kliniken weisen auch Plakate, Flyer und Internetauftritte auf die Angebote der Krankenhausseelsorge hin.

Gerade Krankheiten, Unfälle und andere Ereignisse reißen oft Menschen aus ihrer gewohnten Umwelt heraus. Da können die Seelsorgerinnen und Seelsorger ein Stück Begleitung für die Kranken oder auch ihre Angehörigen sein.

Doch auch für die Mitarbeitenden in den Kliniken stehen die Seelsorgerinnen und Seelsorger für Gespräche bereit. Außerdem bieten sie an vielen Orten auch Gottesdienste an.

Text: APK
Foto(s): APK

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Evangelisch-Katholischer Arbeitskreis für Ökumene: Gottesdienst zu 40-jährigem Bestehen

Ein Gottesdienst mit Erinnerungen und Hoffnungen: Seit November 2021 besteht der Evangelisch-Katholische Arbeitskreis für Ökumene im Stadtbereich Köln vierzig Jahre. Aus diesem Anlass haben nun der Arbeitskreis und die beiden ihn tragenden Institutionen, der Evangelische Kirchenverband Köln und Region sowie der Katholikenausschuss in der Stadt Köln, zu einem ökumenischen Gottesdienst eingeladen. In St. Aposteln am Kölner Neumarkt lautete dessen Motto „40 Jahre auf dem Weg. Aufbrechen – Ankommen – Weitergehen“. Rund siebzig Menschen hörten in der Basilika über die Geschichte und Entwicklung des Arbeitskreises. Mitglieder teilten ihre Erinnerungen und Erfahrungen mit. Erfahrungen, die auch im Licht der gottgeleiteten vierzigjährigen biblischen Wüstenwanderung der Israeliten beleuchtet wurden. Orientierung und Stärkung boten der Josua-Text, Musik von Kantor Thomas Frerichs von der Kartäuserkirche sowie eine Tanz-Performance. Die im Altarraum in einem großen Kreis gehaltenen Fürbitten thematisierten unter anderem die fortgesetzte Förderung „unserer Gemeinschaft, mit- und untereinander“. Zu den Anliegen gehörte auch die Vermeidung des kurz darauf doch ausgebrochenen Krieges in Osteuropa.

Pfarrer Dr. Dominik Meiering äußerte in seiner Begrüßung seine große Freude darüber, in stürmisch-grauen Tagen gemeinsam feiern zu können. „Seit vierzig Jahren sind wir mit dem Arbeitskreis auf dem Weg.“ Und diese über 1000 Jahre alte Kirche weise darauf hin, dass man insgesamt länger gemeinsam verbunden gewesen als in Konfessionen getrennt sei. Herzlich lud er ein, „unsere Bitten an Gott gemeinsam“ himmelwärts zu schicken. Das taten auch die circa zwanzig aktuellen ehrenamtlichen Mitglieder des Arbeitskreises. Dessen Vorsitz bekleiden derzeit der Katholik Franz-Josef Bertram und die evangelische Diakonin Anne Geburtig. Pfarrer Dr. Martin Bock bezeichnete die vier Jahrzehnte des Gremiums als „eine lange Geschichte von vielen Menschen, die aus evangelischen und katholischen Gemeinden zwischen Porz und Weiden, zwischen dem Nordkreuz und der Südkurve unterwegs waren und ihre Sehnsucht und ihre Hoffnungen, ihr Zutrauen und ihre Ängstlichkeit zusammengebracht haben“. Für den Gottesdienst habe man vier Generationen, die im Arbeitskreis unterwegs gewesen seien und noch sind, eingeladen, ihre Sicht, ihre Erinnerung und ihre Hoffnung zusammenzutragen, so der Leiter der Melanchthon-Akademie.

Den Anfang machte Margret Müller. Als langjährige ehemalige katholische Vorsitzende des Arbeitskreises erlebte sie seit 1986 dessen lange Geschichte mit. „Dass er bis heute noch lebendig ist, zeigt uns, dass den einzelnen Mitgliedern Ökumene ein Herzensanliegen ist.“ Am Anfang hätten Christen gestanden, die nicht vergessen hätten, dass uns das Evangelium beauftragt habe, die Trennung der Kirchen zu heilen. „Diesen Anstoß verdanken wir vor allem dem II. Vatikanum und in Folge auch engagierten Theologen und Theologinnen, die uns an der Basis durch ihre Erkenntnisse die Augen geöffnet hatten, dass Ökumene nicht Stillstand bedeuten kann.“ Leider sei Ökumene nie das Lieblingsthema der Kirchen gewesen. „Umso begeisterter wurden wir im Arbeitskreis erfüllt davon, Ökumenetage vorzubereiten und durchzuführen.“ Mit bislang 14 dieser Veranstaltungen habe man das Interesse an der Ökumene in der Stadt wachhalten und stärken können, so Müller. Als ebenso bedeutungsvoll schätzt sie die Beteiligung etwa an der Verabschiedung der Charta Oecumenica, an der Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre und Feier des Gedenkens an 500 Jahre Reformation ein. „Gespannt dürfen wir sein, wie sich in Zukunft das ökumenische Leben entwickeln wird und der Arbeitskreis daran Anteil haben kann.“ Müller hob hervor, dass es für „uns Ehrenamtliche sehr wichtig ist, offizielle geistliche Berater an unserer Seite zu wissen, die uns unterstützen“.

Ökumene-Bewegung auf einem Weg der Verwandlung

Bevor Gabi Günther an das Ambo trat, platzierte sie das weiße beschriftete Ökumene-Kleid an ihrer Seite. Dann erläuterte sie die Idee dahinter. Eine Wallfahrt 2012 nach Trier zur Verehrung des Heiligen Rocks habe sie inspiriert, in ähnlicher Form ein Kleid für die Ökumene zu fertigen. Das Ergebnis ist auf der einen Seite beschriftet mit „OECUMENE  =  (über)lebenswichtig für Köln“. Die andere trägt laut Günther Worte, „die die Grundidee der Ökumene ausdrücken. Es ist damit sozusagen eine stichwortartige Charta Oecumenica entstanden.“ Und so las sie die Begriffe, die mit ihren roten Anfangsbuchstaben OECUMENE ergeben, vor. Von oben nach unten lauten sie Offen für Vielfalt, Einladend, Christusbezogen, Um Versöhnung bemüht, Menschenfreundlich, Evangeliumsgetreu, Neues Denken anregend und Einheitsbejahend. „Damit versteht sich die Ökumene-Bewegung als geistliche Nachfolge Jesu mit dem Ziel, sein Vorbild lebendig zu erhalten und seine Lehre auch heute noch nach draußen weiterzutragen“, erklärte Günther. Weiße Kleider würden seit alters her als Zeichen des gewandelten Lebens genutzt, sagte sie. Wir könnten die Farbwahl auch so verstehen, dass wir uns als Ökumene-Bewegung auf einem Weg der Verwandlung befänden und zu einem immer lebendigeren, menschenfreundlicheren Vertrauen kommen wollten.

Vom improvisierenden Spiel Frerichs begleitet, trug Schauspielerin Dagmar Operskalski einfühlsam den Josua-Text vor. Darin wird Josua als Nachfolger des verstorbenen Moses von Gott verpflichtet, sein Volk in das gelobte Land zu führen. „Ich werde dich nie verlassen und dich nicht aufgeben. (…) Hab keine Angst und verzweifle nicht. Denn ich, der Herr, dein Gott, bin bei dir, wohin du auch gehst“, versichert ihm Gott im Vorfeld der Landnahme. Künstlerin Clara Duncker interpretierte in ihrer Performance das Gehörte – und bezog dabei ein wenig wohl auch die vierzigjährige „Wanderung“ des Arbeitskreises mit ein: Aufbrechen – Ankommen – Weitergehen. Rasch oder langsam gehend, springend, stehend oder sitzend, schweigend oder sprechend, mit Tüchern und Bibel als Utensilien bewegte sich Duncker verhalten bis ausdrucksstark im erhöhten Altarbezirk. Bedrückung, Erleichterung und Freude waren nur einige der dargestellten Empfindungen.

Gemeinsam in einer spirituellen Wildnis auf der Suche

Bock sagte, in der jüdischen Auslegung der vierzigjährigen Wüstenwanderung Israels interessanterweise gelesen zu haben, dass das Volk die Einöde in einen menschlichen Wohnsitz habe verwandeln sollen. „Das finde ich eine spannende Zuschreibung auch für mich. Vier Generationen formen etwas um, damit es menschlicher und bewohnbarer wird.“ Als er 2005 Ökumenepfarrer in Köln geworden sei, habe sich gerade der Wind im Ökumenischen gedreht. „Mindestens zwei Generationen vor mir waren schon unterwegs in Köln, um das Christsein, das zerspalten ist in Konfessionen und Grenzen, wieder bewohnbarer zu machen.“ Im Arbeitskreis sei viel Energie in dieses Umformen und Umgestalten gesteckt worden. Wahrgenommen habe man „manchmal auch nicht so viel Interesse von außen“. Ökumene sei so ein Nischenthema geworden. „Das war unfair gegenüber dieser Aufgabe, dieser Berufung, die in diesem Weg dabei ist.“ Jetzt gehe es wieder darum, sehr achtsam miteinander umzugehen. Bock sieht die katholische Schwesterkirche in einer stürmischen Wetterlage, „und wir sind dicht im Windschatten“. Aber er sehe „sehr viele mutige Menschen, auch heute, die Visionen und Ideen haben, wie Kirche, wie Gesellschaft sein kann, wenn sie ein Wohnsitz sein will. Nichts anderes beschäftigt auch uns evangelische Christen.“ Deshalb sei ihm bewusst: „Wir sind gemeinsam in einer spirituellen Wildnis auf der Suche danach, wie wir die Wüste wieder zu einem Platz machen können, auf dem wir in Gottes Gegenwart verweilen können.“

Ein weibliches Mitglied der Evangelischen Kirchengemeinde Köln-Brück-Merheim arbeitet seit etwa einem halben Jahr im Arbeitskreis mit. „Ich nehme an, ich gehöre zur vierten Generation. Das weiß ich auch erst seit einer Viertelstunde“, hatte sie sich zuvor keine Gedanken darüber gemacht. Für sie sei dieser Arbeitskreis wie eine Einladung zueinander. Superintendentin Andrea Vogel habe um ihre Mitarbeit nachgefragt, weil sie seit der 500 Jahre-Reformationsfeier 2017 im gemeindlichen Ökumenekreis aktiv gewesen sei. Diesen habe sie als Heimat empfunden, „obwohl ich mir vorher nicht vorstellen konnte, dass evangelische und katholische Christen so nett miteinander umgehen“. Tatsächlich seien auch im stadtweiten Arbeitskreis die Atmosphäre und das evangelisch-katholische Miteinander genauso herzlich wie in Brück-Merheim.

Eingangs seiner Predigt über den Josua-Text erinnerte Peter Otten, Pastoralreferent in der Katholischen Pfarrgemeinde St. Agnes, an beeindruckende, menschenbewegende Momente des Weltjugendtages 2005 und des Evangelischen Kirchentages 2007 in und außerhalb Kölns. „So muss es aussehen, wenn Gott das Land nicht nur verspricht, sondern gibt.“ Wie sei es gewesen, als Gott uns das Land gegeben habe, fragte Otten. „Da ist ein Gott, der sagt, nehmt euch dieses Land. Und dann nehmen sie es sich mit Karacho und mit Gewalt“, sprach er vom Josua-Buch als eines der gewalttätigsten im Alten Testament. „Jetzt stonn mer he, und wir machen die Augen zu und überlegen, wie muss es wohl aussehen, wenn wir uns das Land nehmen, das Gott uns versprochen hat.“ Unsere Situation sei ähnlich, meinte Otten. Wir seien in der Realität vielleicht nicht im Exil. Aber, glaubt Otten, gefühlt befänden wir uns noch dort: ein verstreuter Haufen, Institutionskrise, Führungskrise, Ökumene-Krise, Müdigkeit, Missbrauch, Übergriffigkeit. Und wir träumten uns eine Vergangenheit zurück. „Die Zeit der Fahnen und der Prozessionen, Kirchentage und Weltjugendtage.“ Wir träumten uns zurück in die Zeit vor vierzig Jahren, als dieser Kreis mit seiner Arbeit begonnen habe: „Wir sind viele, wir sind bedeutsam, wir sind Volkskirche.“

Otten bezog sich auf Forschungen, die sagten, das mit der Landnahme sei ganz anders gewesen, als es in Josua stehe. „Es gibt keine archäologischen Hinweise dafür, dass das Volk Israel mit Karacho eingefallen ist und die, die da waren, vertrieben hat.“ Vielleicht sei es eher nicht kriegerisch verlaufen, sondern habe wie ein Prozess über Generationen gedauert. „Ein langsames Prägen vorhandener sozialer Strukturen.“ Otten fragte, ob wir jemals Volkskirche gewesen seien. Sei das, was wir als Volkskirchen kennen würden, wirklich Kirche des Volkes, Kirche für das Volk gewesen „War es nicht auch die Kirche des sozialen Drucks, war es nicht auch die Kirche des ´du sollst und du musst´?“

Landnahme anders denken

„Jetz stonn mer he“, wiederholte Otten, was seine Mutter sagen würde. „Und wir bekommen von Josua den Staffelstab in die Hand gedrückt.“ Vielleicht müssten wir uns die Landnahme ganz anders denken, so der Prediger. „Vielleicht beginnt Landnahme, wenn wir das aussprechen, was wir gerade gesehen und gehört haben.“ Beispielsweise nannte er: „Ich werde dir dein Leben lang zur Seite stehen. Genauso wie ich Mose zur Seite gestanden habe. Ich werde dich niemals im Stich lassen. Stellen sie sich vor, einer sagt ihnen das. Stell dir vor, einer sagt dir das, kommt da nicht das Land in Sicht?“ Otten setzte fort mit dieser befreienden Zusicherung: „Stell dir vor, du könntest Leuten vertrauen in einer Welt, die von dir nicht jeden Tag verlangt, dass du misstrauisch bist. Dass du dich vergewissern musst, dass du besser selber nachschaust. Stell dir vor, da gibt es einen, der dir diesen Druck wegnimmt, dass du jeden Tag aufstehst und für alles selber sorgen musst.“

„Hab keine Angst, lass dich durch nichts erschrecken, denn ich, der Herr, dein Gott bin bei dir, wohin du auch gehst. Was wäre, wenn dir das einer sagen würde. Wenn du zuhörst und auf einmal geht deine Angst weg.“ Die Angst, dass es nie reiche. „Wenn das jemand sagen würde, kämen dann nicht Zuversicht und Hoffnung zurück, wäre das nicht Landnahme?“ Die Welt sehne sich nach Glaube, Hoffnung, Liebe. Oder, formulierte Otten säkular, „die Welt sehnt sich nach Vertrauen, Zuversicht und Wertschätzung“ Wo Menschen das einander zusprächen, so wie Gott in diesem Text es dem Josua, da komme das grüne, bunte Land in Sicht. „Nehmen wir den Staffelstab doch in die Hand, sagen wir einander: Vertraue, sei zuversichtlich. Dann kommt wieder Land in Sicht, dann beginnt die Erlösung.“

Text: Engelbert Broich
Foto(s): Engelbert Broich

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Wochenendtipps: Kammerchor-Konzert, Fit für Kinderbetreuung, Christliches Yoga und Passionsgang durch Köln

Am Freitagabend hören Sie ein Konzert des Kammerchors Stuttgart in Ehrenfeld. Fit für die Kinderbetreuung werden Sie am Samstag in einem Online Kompaktseminar des Evangelischen Familienbildungsstätte Köln. Sie sind eingeladen, mit Günter Leitner am Samstag einen Passionsgang durch Köln zu machen. Darüber hinaus haben Sie am Samstag und Sonntag die Möglichkeit, Christliches Yoga in der Melanchthon-Akademie kennenzulernen.

Alle Details zu den Wochentipps lesen Sie hier:

11.03.2022, 20:00
Evangelische Kirchengemeinde Ehrenfeld
Friedenskirche, Rothehausstraße 54a, 50823 Köln
Konzert mit dem Kammerchor Stuttgart unter der Leitung von Frieder Bernius
100. Ehrenfelder Abendmusik in der Friedenskirche Ehrenfeld

Es gibt viele gute, einige sehr gute, aber nur ganz wenige herausragende Chöre auf der Welt. Zu diesen Spitzenchören von internationaler Bedeutung gehört zweifelsohne der berühmte Kammerchor Stuttgart unter der Leitung von Prof. Frieder Bernius. Am Freitag, 11. März, 20 Uhr, gibt der Kammerchor Stuttgart unter der Leitung von Professor Frieder Bernius ein Konzert in der Friedenskirche, Rothehausstraße 54a. Auf dem Programm stehen acht- bis sechzehnstimmige Werke von Johann Sebastian Bach, Carl Friedrich Christian Fasch, Felix Mendelssohn Bartholdy, Gustav Mahler sowie Richard Strauss. Eine etwa zwanzigminütige Einführung in das Konzert mit dem Dirigenten beginnt um 19 Uhr. Der Kammerchor Stuttgart gehört zu den Spitzenchören von internationaler Bedeutung. Er erhält Einladungen zu allen wichtigen europäischen Festivals und konzertiert in renommierten Konzerthäusern: Er war zum Weltsymposion für Chormusik nach Wien, Sydney und Seoul eingeladen. Von über 100 CD-Aufnahmen des Chores wurden über 40 mit bedeutenden Auszeichnungen prämiert. Der Eintritt kostet 30 Euro. Es gilt die 2G-Plus-Regel, Maskenpflicht in der Kirche und am Sitzplatz, freie Platzwahl sowie feste Sitzplätze mit Abstand, www.evangelisch-ehrenfeld.de

12.03.2022, 10:00
Ev. Familienbildungsstätte Köln
Evangelisches Familienzentrum Hürth
„Fit für Kinderbetreuung“ ONLINE
Kompaktseminar für Jugendliche ab 14 Jahren

Kinderbetreuung und Babysitting sind mehr als bloßes „Verwahren“ von Kindern. Neben altersgemäßen Spielangeboten geht es in einem Kompaktseminar am Samstag, 12. März, 10 bis 17 Uhr, auch um 1. Hilfe für Säuglinge und Kleinkinder, Erziehungsfragen sowie Fragen, die mit den Eltern vorab geklärt werden müssen. Das Angebot richtet sich an Jugendliche im Alter ab 14 Jahren und findet online über Zoom oder in Präsenz im Evangelischen Familienzentrum Hürth in Kooperation mit der Evangelischen Familienbildungsstätte Köln statt. Der Kurs wird von einem Notfallsanitäter und einer Diplom-Pädagogin geleitet. Nach Abschluss des Tages erhalten alle Teilnehmenden eine Bescheinigung. Die Teilnahme ist kostenlos. Eine Anmeldung per E-Mail an i.korte@diakonie-michaelshoven.de ist erforderlich. www.fbs-koeln.org

12.03.2022, 10:30
Melanchthon-Akademie
Melanchthon-Akademie, Kartäuserwall
Christliches Yoga in der Melanchthon-Akademie
Ein Wochenende mit Bewegung, Entspannung und christlichen Impulsen

Pia Wick, Yogalehrerin und Leiterin des Instituts Sela für christliches Yoga, führt am Wochenende Samstag und Sonntag, 12. und 13. März, 10.30 Uhr bis 16.30 Uhr, in der Melanchthon-Akademie, Kartäuserwall 24b, in das Christliche Yoga ein. Es ist eine Technik, die dabei helfen kann, inneren Frieden zu erleben. Durch verschiedene Entspannungsübungen und Atemtechniken kommen die Teilnehmenden zur Ruhe und bekommen einen klaren und wachen Geist. Durch die Yogaübungen wird der Körper gestärkt und gedehnt und richtet sich auf. Die Übungen werden mit Inspirationen aus der Bibel verknüpft. Die leichten Übungen können auch Teilnehmende ohne Vorkenntnisse ausführen und ihren individuellen Bedürfnissen anpassen. Die Teilnahme kostet 70 Euro. Anmeldung erforderlich, Tel: 0221 931 803 0, anmeldung@melanchthon-akademie.de
www.melanchthon-akademie.de

12.03.2022, 11:00
AntoniterCityTours
Kirche St. Ursula, Ursulaplatz 24, 50668 Köln
Passionsgang durch Köln
Rundgang mit Günter Leitner

Am Samstag, 12. März, 11 Uhr, stellt Stadtführer Günter Leitner das Thema der Passion Christi mit Bilddarstellungen und Passionsbetrachtungen in Kölner Kirchen und Stadträumen vor. Dabei löst er sich auch von der Interpretation der Passion hin auf die Leidensgeschichte Christi und öffnet sie zu aktuellen Themen, wie etwa die Situation von Drogen gebrauchenden Menschen in Köln. Dazu besuchen die Teilnehmenden auch eine Einrichtung, die sich um drogenabhängige Menschen kümmert. Treffpunkt für den Passsionsgang durch Köln ist die Kirche St. Ursula, Ursulaplatz 24, . Die Teilnahme kostet 10 Euro, ermäßigt 8 Euro. Eine Anmeldung über die Homepage www.antonitercitytours.de oder über www.koelnticket.de ist aufgrund der begrenzten Teilnehmendenzahl erforderlich. Es gelten die aktuellen Coronaregeln. www.antonitercitytours.de

13.03.2022, 18:00
Evangelische Kirchengemeinde Ichthys
Gemeindehaus Unter Gottes Gnaden, Zum Dammfelde 37, 50859 Köln-Widdersdorf
+++verschoben auf 20.03.+++Benefizkonzert für die Menschen in der Ukraine
Ausschnitte aus dem Programm „Haifisch, Taube, Tiger und Schwan“

Die Evangelische Kirchengemeinde Ichthys lädt zu einem Benefizkonzert am Sonntag, 13. März, 18 Uhr, ein, um humanitäre Hilfsmaßnahmen für die vom Krieg betroffenen Menschen in der Ukraine zu unterstützen. Daniela Bosenius und Julia Diedrich präsentieren im Evangelischen Gemeindehaus Widdersdorf, Zum Dammfelde 37, Ausschnitte aus ihrem Programm „Haifisch, Taube, Tiger und Schwan“. Texte mit alten und neuen politischen Ansichten sowie persönlichen Einsichten werden von Cello-Musik begleitet und versprechen einen spannenden, abwechslungsreichen Abend. Das tierisch-musikalische Vergnügen mit Brecht, Kreisler Tucholsky und Cello dauert etwa 75 Minuten. Es gilt die 3G-Regelung. www.evkirche-ichthys.de

Text: APK
Foto(s): Annika Bocks

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Helfen: Hilfsangebote für Geflüchtete aus der Ukraine

Hilfe für die Leidtragenden des Ukraine-Kriegs: Die Stadt Köln erlebt derzeit eine große Welle der Unterstützung und Hilfsbereitschaft. Was wird benötigt, welche Anlaufstellen gibt es, wohin kann ich spenden? Online gibt es viele Informationen (s.u.). Auch die Liga der Freien Wohlfahrtspflege in Köln hat zur Situation in der Ukraine Stellung bezogen – unter anderem unterschrieben von Jörg Zeyßig, Geschäftsführer Diakonisches Werk Köln und Region gGmbH: Sie seien „erschüttert über das kriegerische Vorgehen der russischen Staatsführung gegenüber dem Nachbarland Ukraine. Wir verurteilen eine solche Auseinandersetzung mit dem Einsatz von Waffen auf das Schärfste, da sie jeglicher völkerrechtlicher Legitimation entbehrt. In Gedanken sind wir bei der ukrainischen Zivilbevölkerung, die unter diesem Konflikt leidet und sich in ihrer Existenz bedroht fühlt.“ Die Liga der Freien Wohlfahrtspflege sichere in diesem Zusammenhang ihre uneingeschränkte Solidarität und Unterstützung zu. Sie werden in den kommenden Wochen und Monaten die humanitäre Hilfe bieten und leisten, die aller Voraussicht nach notwendig sein wird – die Betreuung von Flüchtlingen aus der Ukraine, die Unterbringung in Unterkünften oder Angebote der sprachlichen Unterstützung durch muttersprachliche Personen. „Wir wollen damit unseren Anteil beitragen, die Auswirkungen dieses sinnlosen Konflikts für die betroffenen Menschen zu mildern und erträglicher zu machen. Wir stehen an dieser Stelle deutlich für Freiheit und Demokratie.“

Online-Angebote in der Übersicht

Die Stadt hat eine zentrale Stelle inklusive separater Mailadresse eingerichtet. Diese lautet: ukraine@koelnhilft.koeln. Hier können Kölner Bürgerinnen und Bürger ihre Hilfsangebote plazieren. Das Blau-Gelbe Kreuz e.V. (Deutsch-Ukrainischer Verein) bietet eine Plattform zur Vermittlung von Wohnraum, Annahme von Spenden und Logistikleistungen an unter https://www.bgk-verein.de/

Adressen für Rechtliche Beratung, Hilfsangebote, Sach- und Geldspenden sind hier zu finden:

www.diakonie-koeln.de/aktuelles/berichte/news/detail/News/unterstuetzung-fuer-die-ukraine/

Der Fachdienst Migration des Diakonischen Werkes Köln und Region bietet beispielsweise folgende rechtlichliche Beratung an:

  • für Geflüchtete die Flüchtlingsberatung
  • für Ukrainer und Ukrainerinnen, die schon einen Aufenthalt haben, die Migrationsberatung für erwachsene Zuwanderer (MBE)

Die Diakonie Katastrophenhilfe bittet um Spenden für die Hilfe in der Ukraine und deren Nachbarstaaten. Das Hilfswerk unterstützt mit Nahrungsmitteln und Trinkwasser sowie der Bereitstellung von Notunterkünften und Bargeldhilfen.

Spendenkonto: Diakonie Katastrophenhilfe
IBAN DE68 5206 0410 0000 5025 02 (Evangelische Bank)
Stichwort: Ukraine Krise

Online-Spende und weitere Informationen: https://www.diakonie-katastrophenhilfe.de/spende/ukraine

Text: APK
Foto(s): Sammy Wintersohl

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Tauffest des Kirchenverbands Köln und Region: „Taufe feiert die Gemeinschaft und Gottes Liebe“

Vielversprechender könnte die Einladung nicht sein: Unter dem Motto „Vielfalt feiern“ lädt der Evangelische Kirchenverband Köln und Region ein zu einem großen Tauffest am Rheinufer am 13. August dieses Jahres. Die Evangelischen werden am Rheinufer nördlich vom Tanzbrunnen feiern. Los geht es um 15 Uhr. Schauplatz für das Bühnenprogramm sind die Rheinwiesen im Rheinpark. Getauft wird am Rheinstrand in der Nähe des Tanzbrunnens. Alle Gemeinden des Kirchenverbandes sind eingeladen, sich zu beteiligen.

Für die meisten Menschen, die sich mit dem Thema Taufe beschäftigen, ist die Kontaktaufnahme mit der Gemeinde, zu der man gehört, der normale Weg. Aber gerade in Großstädten verändert sich die Kirchenbindung. Häufige Wohnortswechsel erschweren den Kontakt zur Ortsgemeinde. Auch dem will man mit dem Tauffest Rechnung tragen. Und man hat festgestellt, dass zum Beispiel Alleinerziehende ihre Kinder deutlich seltener taufen lassen als Eltern, die zusammenleben.

Pfarrerin Miriam Haseleu ist Synodalassessorin im Kirchenkreis Köln-Mitte und hat mit ihrem Team die Verantwortung für die Organisation des Festes übernommen. Auch Torsten Krall, Synodalassessor im Rechtsrheinischen, ist mit dabei. Wir haben mit beiden gesprochen:

Warum wird im August ein großes Tauffest am Rhein gefeiert? An wen richtet sich das Tauffest?

Torsten Krall: Taufe ist eines der großen und wichtigen Feste der evangelischen Kirche. Taufe feiert die Gemeinschaft und Gottes Liebe, die jedem Menschen gleichermaßen gilt – von Anfang an und durch das ganze Leben hindurch. Gottes Liebe begleitet jeden Menschen ins Leben und durchs Leben. Das wollen wir in einem fröhlichen, bunten Fest feiern. Weil Gottes Liebe jedem Menschen gilt, ist die evangelische Kirche eine bunte und diverse Gemeinschaft. Jede und jeder, der und die möchte, gehört dazu. Vielfalt macht uns aus – auch was Lebens-, Beziehungs- und Familienformen und unterschiedliche Zugänge zu Glauben und Spiritualität angeht. Alle, die Lust haben, miteinander zu feiern, und sich in diesem Rahmen taufen zu lassen, sind eingeladen. Auch für möglichst viel Barrierefreiheit zum Beispiel durch Gebärdendolmetschern und Gebärdendolmetscherinnen ist gesorgt. Taufe kann im Sonntagsgottesdienst in der Kirche gefeiert werden und für viele passt das gut. Es gibt aber auch andere Möglichkeiten, wie bei diesem Fest draußen am Rhein. Und alle, für die das gut passt, sind eingeladen.“

Wie wird das Tauffest ablaufen?

Miriam Haseleu: Es findet im Rheinpark draußen auf der Wiese statt. Es gibt ein Bühnenprogramm mit Musik und verschiedenen Beiträgen. Moderator ist Ralph Caspers von der Sendung mit der Maus. Es gibt kreative Aktionen zum Thema ‚Wasser und Klimagerechtigkeit‘ und es gibt die Möglichkeit, mit den eigenen Gästen auf Picknickdecken zu feiern. Eis, Kaffee und kalte Getränke können an Imbisswagen erworben werden. Im Mittelpunkt des Nachmittags steht ein Gottesdienst, der von vielen Pfarrer:innen gemeinsam gestaltet und von einem großen Projektchor begleitet wird. In diesem Gottesdienst wird dezentral getauft. Das heißt, viele beteiligte Pfarrer:innen taufen parallel die Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen, die getauft werden wollen.

Was müssen Interessierte machen, um daran teilzunehmen?

Miriam Haseleu: Sich melden unter tauffest@kirchekoeln.de oder bei den Ansprechpartnern und Ansprechpartnerinnen der jeweiligen Kirchengemeinde. Es wird Vorbereitungstreffen mit Raum für Fragen und alle Details geben.

Auch Stadtsuperintendent Bernhard Seiger freut sich auf das Fest. Er ist sicher, dass alle Beteiligten unvergessliche Erfahrungen machen werden. Nach jetzigem Stand rechnet er damit, dass mindestens die Hälfte alle Gemeinden des Kirchenverbandes der Einladung zur Teilnahme folgen: „Unsere Gäste sollen erleben: Wir sind viele Menschen, die zur Kirche Jesu Christi gehören wollen. Es soll spürbar werden: Uns verbindet, dass wir im Lebensraum Gottes als Kinder Gottes Erfahrungen machen, getauft werden und den Segen Gottes empfangen wollen.“

Weitere Informationen unter:

www.tauffest2022.de

Text: Stefan Rahmann
Foto(s): Stefan Rahmann

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Schulpolitischer Aschermittwoch: Weisheiten für Lebenskrisen

„Gemeinsam lernen. Impulse für ein gelingendes Miteinander aus der alttestamentlichen Weisheit“ lautete der Titel des Vortrags den Dr. Markus Saur, Professor für Theologie des Alten Testaments an der Universität Bonn, beim Schulpolitischen Aschermittwoch des Evangelischen Kirchenverbands Köln und Region hielt. Organisiert wird das alljährliche Treffen vieler Menschen, die mit schulischer Bildung zu tun haben, vom Schulreferat und dem Pfarramt für Berufskollegs des Verbandes. Und man hatte gut daran getan, online zu tagen, denn im Anschluss an die Karnevalstage schossen die Inzidenz-Zahlen in Köln in die Höhe.

Markus Zimmermann, stellvertretender Stadtsuperintendent und für den Bildungsbereich zuständiger Superintendent, begrüßte den Referenten und die Zugeschalteten. „Krise“ sei ein in den vergangenen Monaten häufig benutzter Begriff in den öffentlichen Debatten gewesen, so Zimmermann. „Sie in den Schulen wissen, was das bedeutet. Nicht vergessen dürfen wir die Belastungen, denen vor allem die Schülerinnen und Schüler ausgesetzt waren und sind. Ich habe die gedämpfte Stimmung in einem Schulgottesdienst vor kurzem in Erinnerung. Aus vielen Schulen haben wir gehört von den Auswirkungen der Pandemie auf die physische Gesundheit und die psychischen Belastungen. Das bestätigt sich auch in unseren Gemeinden und bei der Telefonseelsorge.“

Krisen seien das Grundgefühl der Zeit und seit dem Krieg in der Ukraine noch mehr. Egoismus, Resigantion und Verzweiflung machten sich breit. „Das gesellschaftliches Miteinander wird durch Corona auf viele Proben gestellt. Die jüdische und die christlichen Traditionen sind ein Schatz an Ideen für Lebenskrisen. Wir freuen uns auf den Vortrag von Professor Saur. Er ist ein ausgewiesener Experte für die Weisheits-Tradition.“

Weisheit ist erfahrungsgetragen

Saur ging in seinen Eingangs-Statements ein auf alte sumerische Sprichwörter aus dem dritten Jahrtausend vor Christus ein, die gar nicht so alt klingen. „Wer schwer isst, wird deswegen nicht schlafen können“, sei einer der ältesten überlieferten Sätze. Weisheit sei erfahrungsgetragen und als kurze literarische Form leicht lern- und lehrbar. Nächstes Beispiel: „Das Gute ist das Bier, das Schlechte ist die Expedition.“ Reisen, so Saur, bringe Unsicherheiten mit sich und Gefahren. Genießen im bekannten Umfeld verschaffe ein Gefühl der Sicherheit. Und weiter: „Wer eine Grube gräbt, fällt in sie hinein, und wer einen Stein wälzt, auf den rollt er hinab.“ (Sprüche 26,27). In diesem Satz erfahre man etwas über zum Thema Wirkungsgeschichte. „Dabei handelt sich um um einen Grundmechanismus des Weisheitsdenkens. Die  Dinge stehen im Wechselverhältnis. Konsequenzen aus meiner Tat haben Wirkung darauf, wie es mir ergeht. Es gibt einen Zusammenhang über die konkrete Tat hinaus.“

Und weiter: „Wer sein Ackerland bebaut, wird satt an Brot, wer aber Nichtigem nachjagt, entbehrt des Verstandes.“ (Sprüche 12,11). „Die Tür dreht sich in ihrer Angel und der Faule in seinem Bett.“ (Sprüche 26,14) Hier stehe eine starke Fokussierung auf Arbeitsamkeit und Fleiß im Mittelpunkt. Niemand werde ermahnt, aber die Sätze sollten etwas in Gang setzen. Sie sollten bei den Angesprochenen Erkenntnis und Einsicht produzieren. Gruben graben berge Gefahren, Faulheit das Risiko, nicht mehr satt zu werden.

Handeln des Menschen hatte Effekte, die auf ihn selbst zurückwirken

Das Schwarz-Weiß-Prinzip von Gute und Böse griffen weitere Sätze auf. „Wenn der Sturm vorüber ist, ist der Frevler nicht mehr da, der Gerechte aber hat für immer Bestand.“ (Sprüche 10, 25). „Darin“, so der Theologie-Professor, „drücke sich die Hoffnung aus, dass übles Verhalten keinen Bestand haben möge.“ Auch für die Herrschaftsformen haben die Sprüche Weisheiten parat: „Ein knurrender Löwe, ein gieriger Bär, so ist ein ungerechter Herrscher über ein armes Volk.“ (Sprüche 28,15). „Wenn die Frevler an der Macht sind, nimmt das Vergehen zu, die Gerechten aber werden sehen, wie sie stürzen.“ (Sprüche 29,16). „Wo gehören solche Sprüche hin? In die Erziehung des Prinzen und des höheren Beamtenstandes. Hohe moralische Standards werden gesetzt“, sagte Saur und zitierte den renommierten  Bibelwissenschaftler Gerhard von Rad, um das Ganze schlüssig zusammen zu fassen: „Kein Mensch würde auch nur einen Tag leben können, ohne empfindlichen Schaden zu nehmen, wenn er sich nicht von einem ausgebreiteten Erfahrungswissen steuern lassen könnte. Dieses Erfahrungswissen lehrt ihn die Abläufe in seiner Umgebung verstehen, es lehrt ihn die Reaktion seiner Mitmenschen vorauszusehen, seine eigenen Kräfte am rechten Punkt anzusetzen, das Regelmäßige vom Einmaligen zu unterscheiden und vieles andere mehr.“ Das Fundament des Denken im Sprüchebuch ist laut Saur: „Das Tun des Menschen und sein Ergehen stehen in einem Zusammenhang. Das Handeln des Menschen hatte Effekte, die auf ihn selbst zurückwirken, die zugleich aber auch sein sozialen Umfeld prägen und damit gesellschaftliche Dimensionen haben.“

Ganz anders sei der Ansatz bei Hiob. In entsprechenden Buch sieht Saur eine „Problematisierung des Tun-Ergehen-Zusammenhangs: Warum geht es dem Gerechten schlecht und dem Ungerechten gut?“ Das Hiobbuch stelle grundlegende Inhalte des Sprüchebuches in Frage: Das Gelernte werden am Beispiel Hiobs problematisiert. „Das Beispiel Hiob zeigte, dass der Gerechte sehr wohl ins Unglück stürzen könne. „Hiob und seine Freunde ringen mit dieser Erfahrung, dass der Frevler prächtig in Saus und Braus leben kann.“ Sie stellten die Fragen: „Was nutzt es, Gott zu bitten, wenn er als Garant dieser Ordnung nicht mehr auftreten will“, erinnerte Saur an die Moral des Sprüchebuches. Für Hiob sei Gott souverän, seine Weiheit verborgen.

„Resilienz bedeutet, sich ohne schlechtes Gewissen des Lebens zu freuen“

Wieder anders verhalte es sich im Koheletbuch, dem Buch des Predigers Salomo. Er stelle Aussagen nebeneinander, die sich widersprächen. „Im Buch finden sich spannungsreiche Aussagen, die sich für Kohelet aus der ,empirischen‘ Untersuchung der Welt ergeben. Er sieht, was unter der Sonne geschieht, und deutet, was er sieht“, sagte Saur und fuhr fort: „Diese Deutungen Kohelets binden Leserinnen und Leser ein, sie sind auf eine konstruktive, mitdenkende Rezeption hin angelegt.“  Als Beispiele nannte er: „Sei nicht übergerecht, und gib dich nicht gar zu weise. Warum willst du scheitern? Sei nicht zu oft ungerecht, und sei kein Tor. Warum willst du sterben vor deiner Zeit?“ Und: „Es gibt Nichtiges, das auf Erden geschieht: Es gibt Gerechte, denen es ergeht, als hätten sie gehandelt wie Frevler, und es gibt Frevler, denen es ergeht, als hätten sie gehandelt wie Gerechte: Ich dachte: Auch dies ist nichtig.“ Bei Kohelet werden Erkenntnis aus Erfahrung gewonnen. Der Mensch sei zu Erkenntnis befähigt, aber zugleich auch begrenzt. Die Zeit sei eine der Grenzen des Menschen, die Freude am Leben eine Gabe Gottes. Die Weisheit werde verstanden als lehrender und lernender Diskurs. „Die alttestamentliche Weisheitsliteratur spiegelt einen Diskurs um die Fragen des gelingenden Lebens, um die Grenzen des Menschen und um die Ordnung der Welt. Das Sprüchebuch, das Hiob-Buch und Kohelet können nicht isoliert gelesen und interpretiert werden, sondern müssen als Stimmen eines breiten gelehrten Diskurses verstanden werden“, fasste Saur am Ende zusammen.

Für das Heute sei festzustellen, dass Gott Lebensfreude billige im Wissen um die begrenzte Zeit, die dem Menschen zur Verfügung stehe. Das sei aber nicht zu verwechseln mit billigem Hedonismus. Die alttestamentlichen Weisheiten seien Dokumente dafür, wie Resilienz entstehen könne. „Es gibt trotz aller Bedrohungen genug Gründe, das Leben zu genießen.“ Viele nichtchristliche Schüler seien ansprechbar für diese Wurzeln aus dem Land zwischen Euphrat und Tigris. Es gelte im interreligiösen Dialog zu zeigen: „Menschheitsgeschichtliches Kulturwissen kommt nicht nur aus Rom und Athen.“

Superintendent Markus Zimmermann hatte das Schlusswort: „Resilienz bedeutet, sich ohne schlechtes Gewissen des Lebens zu freuen. Gottes Gerechtigkeit und Liebe werden sich durchsetzen. Die Gottlosen werden in die Irre gehen.“

Text: Stefan Rahmann
Foto(s): Stefan Rahmann

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Ökumenischen Friedensgebet im Antonius Saal an der AntoniterCityKirche

Mit dem Zweitguss des „Schwebenden“ von Ernst Barlach und einem Exemplar des Nagelkreuzes von Coventry verfügt die Antoniterkirche an der Kölner Schildergasse über zwei sehr besondere Erinnerungs- und Friedenssymbole. An der Kirche wird derzeit renoviert. Deshalb fand das Ökumenische Friedensgebet der Evangelischen Gemeinde Köln auf Einladung der AntoniterCityKirche im Antoniter Saal des benachbarten Antoniterquartiers statt. Dort war in Gestalt einer Kerze ebenfalls ein Friedenszeichen präsent. Die Kerze zeigt eine Friedenstaube auf den ukrainischen Landesfarben Blau-Gelb. Beschriftet ist sie mit „Frieden für die Ukraine“. Im Verlauf des Gottesdienstes wurde diese Friedenskerze von Markus Herzberg, Pfarrer an der Antoniterkirche, entzündet. „Jesus Christus hat gesagt, ich bin das Licht der Welt, und wer mir nachfolgt, der wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben.“

Gemeinsames Gebet für Frieden in der Ukraine

Mit dem gemeinsamen Gebet für Frieden in der Ukraine und in der ganzen Welt drückten Herzberg, Superintendentin Susanne Beuth, der römisch-katholische Kölner Stadtdechant Monsignore Robert Kleine, Pfarrer Jürgen Wenge von der Alt-Katholischen Pfarrgemeinde Köln und Pfarrer Mathias Bonhoeffer, Presbyteriumsvorsitzender der Evangelischen Gemeinde Köln mit den über fünfzig Besuchenden ihre Geschwisterlichkeit in dieser Stadt aus. Sie appellierten miteinander, die Friedensbemühungen zu wahren. Und setzten ein Zeichen der Solidarität und Anteilnahme gegenüber allen Menschen in der betroffenen Kriegsregion. Der Abend war geprägt von Gebet, Gesang sowie Musik von Kantor Johannes Quack am Flügel. Geprägt vom Fragen nach der unmittelbaren Zukunft, vom Sprechen und Nachdenken über und Hoffen auf den Frieden.

Es seien Zeiten, „in denen wir Schulter an Schulter nebeneinanderstehen, in unserem Erschrecken, in unserer Traurigkeit, auch in unserer Angst, unserem nicht glauben können, was mitten in Europa passiert“, begrüßte Herzberg. Wie könne es weitergehen, könne Frieden werden in dieser Welt, wo könnten wir die Kraft dazu finden, fragte er. Wie den Menschen in der Ukraine Kraft spenden, „die in diesen Stunden in den U-Bahn-Stationen sitzen, in den Bunkern, um das Leben fürchten, um das eigene und das der Menschen, die sie lieben?“. Gott gebe Kraft und Stärke. Er ermutige uns, nicht aufzuhören, daran zu glauben, dass Frieden sein könne, sprach Herzberg von der Wirklichkeit, die Gott in seinem Schalom dieser Welt geschenkt habe. Hier solle ein Ort sein, wo wir unsere Sorge und Not lassen könnten. Hier wolle man Raum geben für Traurigkeit und Angst, aber auch für Trost und Hoffnung.

„Wie wird Friede?“

Mathias Bonhoeffer trug Auszüge eines Textes seines Großonkels, des Widerstandskämpfers Dietrich Bonhoeffer vor. Der damals 28-jährige Pfarrer sprach ihn 1934 auf der dänischen Insel Fanö auf einem Jugendkongress des Weltbundes der Kirchen in einer Morgenandacht zum Thema Frieden. Darin unterschied Dietrich Bonhoeffer zwischen Frieden und Sicherheit. Seine Aussage, das merkten die Menschen im Antonius Saal schnell, hat auch fast neunzig Jahre später nichts an Aktualität verloren. „Wie wird Friede?“, fragte damals Bonhoeffer: „Durch ein System von politischen Verträgen? Durch Investierung internationalen Kapitals in den verschiedenen Ländern, d. h. durch die Großbanken, durch das Geld? Oder gar durch eine allseitige friedliche Aufrüstung zum Zweck der Sicherstellung des Friedens?“ „Nein“, lautete seine Antwort, „Nein, durch dieses alles aus dem einen Grund nicht, weil hier überall Friede und Sicherheit verwechselt wird.“ Es gebe keinen Weg zum Frieden auf dem Weg der Sicherheit, so Bonhoeffer. Denn Friede müsse gewagt werden, und lasse sich nie und nimmer sichern. „Friede ist das Gegenteil von Sicherung.“ Denn Sicherheiten fordern bedeute Misstrauen, welches wiederum Krieg gebäre. „Friede heißt sich gänzlich ausliefern dem Gebot Gottes, keine Sicherung wollen, sondern im Glauben und Gehorsam dem allmächtigen Gott die Geschichte der Völker in die Hand legen und nicht selbstsüchtig über sie verfügen wollen. Kämpfe werden nicht mit Waffen gewonnen, sondern mit Gott.“

Predigt

Die Predigt hielten Beuth, Kleine, Wenge und Herzberg gemeinsam zu dem Lied „Gib Frieden, Herr, gib Frieden“ (EG 430). Auf jede gesungene Strophe folgte nacheinander eine kurze Auslegung. „Die Worte des Liedes bleiben mir im Halse stecken. So darf es doch nicht sein. Macht, Lüge, Unrecht gewinnen?“, dachte Beuth über die erste Strophe nach. Dabei bräuchten Menschen doch die Werte Liebe, Wahrheit und Gerechtigkeit. Wo diese Werte gelten würden, fänden wir den Schalom Gottes, den gerechten Frieden. Dieser sei mehr als die Abwesenheit von Kampf. Schonungslos bringe dieses Lied unsere Situation vor Gott zur Sprache. „Wenn einer sich über die Regeln des gerechten Interessenausgleichs auch und gerade zwischen Staaten hinwegsetzt, wenn er die Regeln des Völkerrechts bricht und in sogenannte Verhandlungen mit Maximalforderungen der bedingungslosen Kapitulation geht, dann ist kein Ende der Gewalt absehbar und erst Recht kein Schalom möglich.“ Die Superintendentin fragte, wo es einen Ausweg gebe für die in Kellern und U-Bahn-Stationen Sitzenden, wo einen Ausweg vor immer neuen Eskalationsstufen. „Kann nur noch ein Wunder helfen?“, so Beuth: „Gib Frieden, Herr, gib Frieden.“

Kleine erinnerte an viele Kriege, viel Terror und Leid in unzähligen Ländern, die er allein in seinem 55-jährigen Leben mitbekommen habe. Und immer sei es auch das Gebet der Kirchen, Gott zu bitten, Frieden zu schenken und die Gedanken der Verantwortlichen zum Frieden hinzulenken. „Die Erde wartet sehr“, zitierte er aus der zweiten Strophe. Die Bilder, die uns seit Kriegsbeginn in der letzten Woche begegneten, die Augenzeugenberichte verliehen dem Lied eine neue, grauenvolle Aktualität.

Fragen

Auch Kleine fragte. Danach, was sich der russische Präsident noch an Attacken überlege, die Leid, Tod, Verzweiflung und Trauer hervorriefen. Danach, was uns und den Menschen in der Ukraine noch bevorstehe. Was den Frauen und Männern, die in Russland mutig demonstrierten gegen ihren Präsidenten. „Wie geht es weiter in der ganzen Welt, wenn die nuklearen Waffen am Horizont stehen? Die Furcht wächst mehr und mehr.“ In den Texten hätten wir gehört, dass wir einen Auftrag hätten, für den Frieden einzustehen „und zwar nicht nur wir als Christinnen und Christen, sondern in der großen Gemeinschaft der Religionen“.

„Du hast für uns gelitten (…), damit wir leben könnten.“ An diesen zwei Zeilen der dritten Strophe sei er hängengeblieben, so Wenge. Viele Christinnen und Christen heute täten sich recht schwer mit dem Gedanken, dass Gott gelitten, sich für uns geopfert habe. „Dass Menschen Opfer bringen für andere Menschen, dass sie sich für andere opfern, das ist, so unangenehm uns diese Vokabel auch sein mag, alltägliche Realität“, dachte Wenge etwa an die vielen in der Pflege tätigen Frauen und Männer. „Da werden tatsächlich Opfer gebracht, damit andere Menschen leben können.“ Dieses Bild lasse sich auch in Zusammenhang bringen mit so vielen Menschen, die sich jetzt mit Blick auf den Krieg in der Ukraine für andere engagierten. „Menschen in der Ukraine sind bereit, sich ihrem Land zu opfern, für ihr Land zu leiden, damit ihre Landsleute weiterhin in einem demokratischen und freiheitlichen Staat leben können.“ Gleichzeitig dachte Wenge an die vielen Unterstützenden in angrenzenden Ländern, „die sich jetzt um humanitäre Hilfe bemühen“. Sie opferten Zeit, Geld und eigene Sicherheit, um den in Not Geratenen mit Hilfsgütern jeder Art beizustehen. Das alles verdeutliche ihm, „dass wir im Sinn der Nachfolge Jesu tatsächlich zu großen Taten in der Lage sind. Taten, die helfen, dass Menschen leben können, und die helfen, dass Freiheit und Gerechtigkeit und Frieden nicht untergehen.“

Vertrauen

Die Nachricht vom Kriegsbeginn habe ihn in Mark und Bein erschüttert, gestand Herzberg. Er habe gemerkt, wie ihn das treffe in seinem Urvertrauen am Menschsein. „In meinem Vertrauen, wie wir als Menschen leben und wie wir Verantwortung füreinander tragen.“ In der vierten Strophe heiße es: „Mut zu bekommen zum Händereichen. Und zur Rede, die nicht lügt.“ Beim Nachdenken darüber nahm er Bezug auf Bonhoeffers Worte von 1934. Deren Quintessenz und Kern sei das Vertrauen. Laut Bonhoeffer seien wir Menschen so auf Sicherheit und Sicherung bedacht, dass wir darüber vergessen würden, „dass wir durch Sicherung eigentlich unterstreichen, wie sehr wir uns misstrauen als Menschen, als Völker und als die, die Verantwortung tragen“.

Warum breche dieser Krieg denn aus, fragte Herzberg. „Weil Vertrauen eines Machthabers nicht vorhanden ist, sondern reines Misstrauen in andere.“ Nur wenn ich meinem Gegenüber vertraute, hätte ich auch die Kraft offen auszusprechen und alles auf den Tisch zu legen. „Bonhoeffer ringt in seinen Worten genau darüber, dass es so schwer ist, in der Menschheit zu vertrauen.“ Herzberg wünscht sich die Einstellung und das Vertrauen, wie es damals der Probst von Coventry gezeigt habe. Als die Deutschen Im Zweiten Weltkrieg alles in Schutt und Asche gelegt hätten, habe er nicht auf sie gezeigt und ihnen die Schuld gegeben. Vielmehr hätten wir als Menschen versagt. Herzberg wünscht sich dieses Vertrauen ins Menschsein, das Vertrauen in unsere Geschwister und Brüder, in all unseren Völkern zurück. „Wir sind nicht Deutsche, Russen oder Ukrainer, sondern wir sind Menschen. Und das wünsche ich mir, dieses Vertrauen ins Menschsein.“

Text: Engelbert Broich
Foto(s): Engelbert Broich

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Weltfrauentag: Melanchthon-Akademie lädt zu „Kunst&Wäsche“ ein

Am Dienstag, 8. März, ist wieder Weltfrauentag. Der Weltfrauentag findet nun schon zum dritten Mal während der Pandemie statt. Weltweit – und auch in Köln – gibt es dennoch Veranstaltungen: Die Melanchthon-Akademie lädt zum Weltfrauentagsprogramm „Kunst&Wäsche“ ein: mit Kunst und neuen Impulsen, mit Zeit für Austausch und befreiendem Protest – selbstverständlich mit Kinderaktion, Getränk und einem kleinen Snack. Die Veranstaltung beginnt um 15 Uhr mit der Eröffnung einer Frauen-Kunstausstellung. Im Anschluss findet das Podiumsgespräch „Frauen in Krisenzeiten“ statt. Einen weiteren Impuls bieten die Mitmach-Performance „Nur noch die Wäsche“, unterwegs im Spannungsfeld von Mentalload und Care-Arbeit, das Weltenbauen mit Gigi Bloks, sowie Erzählungen von inspirierenden Frauengeschichten. Musikalisch wird die Soul-Sängerin NAiYANGO die Veranstaltung begleiten.

Die Veranstaltung soll zeigen: Frauen halten die Gesellschaft am Laufen, in Supermärkten und im Gesundheitssystem, in den Familien und im Ehrenamt. Viele Aufgaben haben sich verdichtet und Frauen brauchen Platz zum Atmen – für die kleine Revolte – und für einen freien Kopf.

Seit dem Jahr 1911 wird der „Internationale Tag der Frauen“ gefeiert, an dem weltweit auf Frauenrechte und die Gleichstellung der Geschlechter aufmerksam gemacht werden soll. An dem Tag werden weltweit die bisherigen Errungenschaften der Frauenrechtsbewegung gefeiert – und gleichzeitig die Aufmerksamkeit auf bestehende Diskriminierungen und Ungleichheiten gerichtet. Und mit dem Tag soll dazu ermutigt werden, sich für Geschlechtergerechtigkeit einzusetzen.

Das Programm der Melanchthon-Akademie in der Übersicht:

  • 15 Uhr Vernissage: Frauen-Kunstausstellung
  • im Anschluss Podiumsgespräch „Wir in der Pandemie“
  • Mitmach-Performance „Nur noch die Wäsche“ unterwegs im Spannungsfeld von Mentalload und Care-Arbeit
  • Weltenbauen mit Gigi Bloks Erzählungen von inspirierenden Frauengeschichten
  • Musik und Austausch bei Getränk und Snack

Der Eintritt ist frei, um Anmeldung wird gebeten: anmeldung@melanchthon-akademie.de oder Tel.: 0221 / 93 18 030

Veranstaltungsort: Melanchthon-Akademie Köln, Kartäuserwall 24b, 50678 Köln

www.melanchthon-akademie.de/programm/kurs/17500-kunstwaesche/

 

Text: Frauke Komander
Foto(s): Flyer Melanchthon-Akademie

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