Wochentipps: Diskussion „Krieg und Frieden in Europa“ und Stationendrama „7 Sünden“

Unsere Wochentipps zeigen wieder Highlights aus den verschiedensten Bereichen: Es gibt die Soiree „Die VIA REFORMATA: Reformation zieht Kreise“, das Stationendrama „7 Sünden“, den Frühlingsempfang der Evangelischen Kirche in Bergisch Gladbach mit dem Präses Dr. Thorsten Latzel sowie die „WiederSprechen“-Online-Diskussion zu „Krieg und Frieden in Europa“ und das Konzert „Beatles meet Orgel“.

Die Übersicht:

24.03.2022, 19:00
Melanchthon-Akademie
Trinitatiskirche, Filzengraben 2
Die VIA REFORMATA: Reformation zieht Kreise
Eine evangelische Zeitreise durch die Kölner Innenstadt
Die Stationen der im Herbst 2021 eröffneten VIA REFORMATA werden am Donnerstag, 24. März, 19 Uhr, bei einer Soiree in der Trinitatiskirche, Filzengraben 4, vorgestellt. Die VIA REFORMATA lädt dazu ein, Köln mit evangelischen Augen zu sehen. Sie ist aus der Auseinandersetzung mit dem Reformationsjubiläum 2017 erwachsen. Auf dem Gebiet des reichsstädtischen, linksrheinischen Kölns innerhalb der mittelalterlichen Stadtgrenzen eröffnet sie einen Weg, den man zu Fuß beschreiten kann, zwischen Dom und dem südlichen historischen Stadtrand. Dabei kann man Menschen, Ereignisse, Gebäude und Stimmungen zwischen dem 16. Jahrhundert und der Gegenwart erfahren. Der Abend beginnt mit einer Performance mit den Schauspielern Günther Heitzmann und Friedhelm Weiß. Professor Athina Lexutt hält die Eröffnungsrede. Anschließend versammeln sich die Teilnehmenden zu Steh-Tischgesprächen mit Dr. Matthias Engelke, Ökumenisches Institut für Friedenstheologie, Pfarrerin Ulrike Graupner, Evangelische Clarenbach-Gemeinde Köln-Braunsfeld, Professor Siegfried Hermle, Universität zu Köln, Günter Leitner, Stadtführer, sowie Pfarrer Dr. Bernhard Seiger, Stadtsuperintendent des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region. Kirchenmusiker Wolf-Rüdiger Spieler trägt reformatorische Orgelmusik vor. Pfarrer Dr. Martin Bock, Leiter der Melanchthon-Akademie, und Pfarrer Gerd Maeggi, persönlicher Referent des Stadtsuperintendenten, moderieren die Soiree. Der Eintritt ist frei. Eine Anmeldung per E-Mail an melanchthon-akademie.de ist erforderlich.

Anmeldung erforderlich, Tel: 0221 931 803 0, anmeldung@melanchthon-akademie.de
www.melanchthon-akademie.de

25.03.2022, 16:00
Evangelische Gemeinde Köln
Christuskirche, Dorothee-Sölle-Platz 1, 50672 Köln
„7 Sünden“
Stationendrama verbindet verschiedene Kunstformen
Der Frage „Welche Bedeutung messen wir dem Begriff der Sünde noch bei?“ geht eine Veranstaltung in der Christuskirche, Dorothee-Sölle-Platz 1, in mehreren Aufführungen von Freitag bis Sonntag, 25. bis 27. März, jeweils 16, 18 und 20 Uhr, nach. Die beteiligten Künstlerinnen und Künstler schauen auf die einzelnen „Todsünden“ und setzen dazu verschiedene Kunstformen ein wie etwa Musik, Theater, Tanz, Malerei, Figurentheater, Installation und Soundcollage. Dabei versuchen sie, die Grenzen zwischen Gut und Böse sowie richtig und falsch auszuloten. Das Stationendrama ist für Menschen im Alter ab 16 Jahren geeignet. Der Eintritt kostet 17,50 Euro, ermäßigt 12,50 Euro. Tickets gibt es über die Internetseite www.christuskirche-mitten-im-leben.de.

www.christuskirche-mitten-im-leben.de

27.03.2022, 17:00
Evangelische Kirchengemeinde Bergisch Gladbach
Gnadenkirche, Hauptstraße 256, 51465 Bergisch Gladbach
Frühlingsempfang der Evangelischen Kirche in Bergisch Gladbach
Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland kommt zu Besuch
Pfarrer Dr. Thorsten Latzel, Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, hält die Predigt in einem Festgottesdienst am Sonntag, 27. März, 17 Uhr, im Kirchgarten der Gnadenkirche, Hauptstraße 256. Anlass ist der Frühlingsempfang zu dem die Kirchengemeinden Bergisch Gladbach, Bensberg und Altenberg/Schildgen sowie die Evangelischen Kliniken Rheinland gGmbH, das Diakonische Werk Köln und Region, die Evangelische Beratungsstelle für Kinder, Jugendliche und Erwachsene in Bensberg sowie die Evangelische Grundschule Bensberg gemeinsam einladen. Frank Stein, Bürgermeister der Stadt Bergisch Gladbach, spricht ein Grußwort. Im Anschluss an den Gottesdienst sind die Teilnehmenden zu einem Umtrunk eingeladen. Bei Regen findet der Frühlingsempfang im „Bergischen Löwen“, Konrad-Adenauer-Platz statt.

www.kirche-gl.de

28.03.2022, 19:00
Melanchthon-Akademie
Karl-Rahner-Akademie, Jabachstraße 4-8, 50676 Köln
„Wie in einer anderen Welt aufgewacht?“ ONLINE
Krieg und Frieden in Europa
Bilder vom Leid der ukrainischen Zivilbevölkerung, von geflüchteten Frauen und Kindern, von Militär und Zerstörung prägen derzeit die Welt. Die Hoffnung, nach den schweren Zeiten der Pandemie, wieder etwas entspannter und unbesorgter Leben zu können ist verflogen. Mit der Veranstaltung „Wie in einer anderen Welt aufgewacht? – Krieg und Frieden in Europa“ aus der Reihe „WiederSprechen“ am Montag, 28. März, 19 Uhr, soll ein öffentlicher Raum geschaffen werden in dem die Teilnehmenden ihre Sorgen und Ängste bezüglich des Krieges äußern können und diese mit Fachleuten eingeordnet und diskutiert werden kann. In der Karl-Rahner-Akademie, Jabachstraße 4-8, sind Christine Busch, Vorsitzende der Aktionsgemeinschaft evangelischer Friedensdienst (AGDF) und Stephan Grünewald, Psychologe, zu Gast. Die Moderation übernimmt Arnd Henze, Autor, Journalist und Redakteur beim WDR. Zu dieser Veranstaltung laden das Friedensbildungswerk Köln, die Karl Rahner Akademie Köln, das Katholische Bildungswerk Köln, die Melanchthon Akademie Köln sowie die Volkshochschule Köln ein. Eine Anmeldung unter www.karl-rahner-akademie.de ist erforderlich. Die Veranstaltung wird auch gestreamt. Die Teilnahme ist kostenlos.

www.karl-rahner-akademie.de
30.03.2022, 19:30
Evangelische Gemeinde Köln
Thomaskirche, Neusser Wall 61, 50670 Köln
„Beatles meet Orgel“
Konzert mit Orgel und Gitarren in der Thomaskirche
Am Mittwoch, 30. März, 19.30 Uhr, treffen in der Thomaskirche, Neusser Wall/Ecke Lentstaße, bekannte Hits der Beatles auf Orgelmusik. Dirk Müller-Sautermann und Henrik Wilmhoff, beide Gitarre und Musikernachbarn der Thomaskirche sowie Kirchenmusiker Julian Gerst (Orgel) präsentieren dieses besondere musikalische Programm unter dem Titel „Beatles meet Orgel“. Der Eintritt ist frei. Es gilt die 2G-Regelung.

www.thomaskirche-koeln.de

Text: APK
Foto(s): APK

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„Momente der Ruhe“: Die Lange Nacht der Kirchen 2022

Der Katholische Kirchengemeindeverband Köln-Mitte und der Evangelische Kirchenverband Köln und Region haben am Freitagabend zu der „Langen Nacht der Kirchen“ in der Kölner Innenstadt eingeladen – 22 christliche Kirchen unterschiedlicher Konfessionen waren geöffnet für einen Abend voller Alternativen zum Alltag. „Es war wieder ein Erfolg“, resümiert Dr. Martin Bock, Akademieleiter Melanchthon-Akademie. „Besonders nach der Renovierung der Trinitatiskirche konnten wir die Möglichkeiten der verschiedenen Lichteffekte eindrucksvoll einsetzen. Wir haben die Kirche in ein blau-gelbes Licht getaucht, um ein Zeichen für die Menschen in der Ukraine zu setzen. Die Lesungen haben sich an den Psalmen orientiert, jeweils zur halben und vollen Stunde habe ich Auslegungen aus jüdischer und christlicher Perspektive vorgestellt, um zu zeigen, dass die Psalmen das Gebetsbuch des Volkes Israels und der Kirche sind. Nach den Lesungen haben uns immer wieder Menschen angesprochen und waren dankbar für die Momente der Ruhe und der inneren Ausrichtung.“

Außen sichtbar platzierte Flaggen und ausgerollte rote Teppiche sollten signalisieren, dass am Freitagabend etwas Besonderes in den Kirchen vor sich ging. Vor allem die Teppiche sollten laut Stadtsuperintendent Bernhard Seiger die Botschaft aussenden: „Ihr seid wichtig. Ihr seid willkommen, wie ihr seid, ihr müsst nichts tun, nichts leisten, könnt auch wieder gehen, aber auch verweilen, wie ihr wollt. Hier werdet ihr wertgeschätzt. Jeder ist heute König in unserem Haus.“

Das Programm war aufgeteilt in vier Stilrichtungen. Die waren benannt in „calm and smooth“ und haben etwa in der Christuskirche Klaviermusik und leisen Sound geboten, „pop and beat“ zum Beispiel in St. Agnes und St. Michael, „experience and adventure“ mit einer blau-gelben Lichtinstallation in St. Georg und „listen and reflect“ mit Möglichkeiten, Geschichten zu hören. Letztere Möglichkeit gab es in der Kartäuserkirche und auch in der Bahnhofsmission.

Sprache der Liebe und des Friedens

Aber es gehe auch um die Raumerfahrungen in dieser Zeit. „Corona hat zwei Jahre lang ausgelaugt und gefordert. Die Klimakrise ist drückend. Der Krieg in der Ukraine erschüttert jahrzehntelange Gewissheiten“, so der Stadtsuperintendent. „Was trägt uns jetzt? Menschen brauchen Halt und Trost für die Seele. Unsere Kirchen haben über die Jahrhunderte Krisen aller Art gesehen. Auch zwei Weltkriege und die Pest. Unsere Räume sind in der Krise ein Kraftort. Eine Schutzburg, eine Gegenwelt, weil sie von dem erzählen, wie Gott will, dass wir leben, als Menschen und Gott die Ehre geben. Die Verhältnisse im richtigen Maß und Licht sehen. Der Angst, der Trauer, der Sehnsucht nach Frieden Raum verleihen.“ Die Kirche sei ein Raum, der von einer anderen Welt spreche. Es sei die Sprache der Liebe und des Friedens.

Ökumenische Erfolgsgeschichte

Auch Stadtdechant Monsignore Robert Kleine nannte die „Lange Nacht der Kirchen“ eine „ökumenische Erfolgsgeschichte“. Kurz vor dem dritten Fastensonntag suchten viele Menschen Ort, um in sich zu kehren und spirituelle Angebote wahrzunehmen.

www.langenachtderkirchen.koeln
















Text: Stefan Rahmann/APK
Foto(s): Ebels

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VIA REFORMATA: Einladung zur Soiree

„VIA REFORMATA: Die Reformation zieht Kreise – eine evangelische Zeitreise durch die Kölner Innenstadt“: Am Donnerstag, 24. März, um 19 Uhr laden der EKV und die Melanchthon-Akademie zu einer Soiree in die Trinitatiskirche und der neunten Station der VIA  REFORMATA ein (Filzengraben 4, 50676 Köln). Seit Herbst lädt die VIA REFORMATA des Evangelischen Kirchenverbands Köln und Region (EKV) dazu ein, Köln auf den Spuren der Reformation zu entdecken. Evangelisches Leben damals und heute wird durch die zwölf Stationen des Geschichtspfads zwischen Dom und Kartäuserkirche am südlichen historischen Stadtrand erlebbar.

Frau Professorin Dr. Athina Lexutt, Universitätsprofessorin für Kirchengeschichte an der Justus Liebig-Universität Gießen, wird in einer Keynote über „Echt abgefahren – Ein zugiger Streifzug durch die Geschichte des Protestantismus in Köln über 12 Stationen mit kölschen Noten“ sprechen. Die Schauspieler Friedhelm Weiss und Günther Heitzmann erinnern an die Entstehung der Trinitatiskirche und die „Domeinweihung“ 1880 an diesem Ort. Gerd Maeggi und Dr. Martin Bock kommen mit Autorinnen und Autoren der Wegstationen sowie mit weiteren Akteurinnen und Akteuren der VIA REFORMATA ins Gespräch. Wolf-Rüdiger Spieler lässt die Klais-Orgel mit reformatorisch inspirierter Orgelmusik erklingen.

Im Anschluss wird zu einem Imbiss im Foyer der Trinitatiskirche eingeladen. Eine Anmeldung zur Veranstaltung wird unter anmeldung@melanchthon-akademie.de oder 0221.931803-0 (Veranstaltung 10188) erbeten. Der Eintritt ist frei.

Kirche für Menschen auf dem Weg: An dem Abend wird eine Spende für die evangelische und katholische Obdachlosenarbeit in der Kölner Innenstadt durch die Initiativen „Gulliver“ und „Gubbio“ erbeten.

Zu beachten ist die geltende Corona-Schutzverordnung.

Weitere Informationen:

www.melanchthon-akademie.de

Text: APK
Foto(s): APK

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Jahresbilanz der Evangelischen und Katholischen TelefonSeelsorge in Köln

„Die TelefonSeelsorge bildet einen wichtigen Beitrag der beiden großen Kirchen für die Gesellschaft“, verdeutlicht Dr. Dorit Felsch. Die Pfarrerin leitet die Evangelische Telefonseelsorge Köln. Gemeinsam mit Annelie Bracke, Leiterin der Katholischen Telefonseelsorge Köln, nahm sie zuletzt das Tätigkeitsjahr 2021 und aktuelle Entwicklungen in den Blick. „Wir kooperieren sehr gut miteinander“, sagt Bracke: Beide Kölner Stellen arbeiteten harmonisch im Verbund. „Wir waren im letzten Jahr eine der Säulen der psychosozialen Grundversorgung“, weisen beide unter anderem auf den pandemiebedingten deutlichen Anstieg von Ängsten hin.

Die Kölner TelefonSeelsorge-Einrichtungen sind 365 Tage im Jahr rund um die Uhr unter 08001110111 und 08001110222 zu erreichen, kostenfrei auch aus dem Mobilfunknetz. Zwar seien die Rufnummern laut Bracke bundesweit einheitlich. Den beiden Kölner Stellen würden aber die Anrufe aus der Region Köln/Bergisches Land vermittelt. Das bedeute ein Einzugsgebiet mit über drei Millionen Menschen. Schon jetzt biete die evangelische Stelle in Köln zusätzlich einen Seelsorge-Kontakt und -Austausch per E-Mail an, so Felsch. Das katholische Pendant in Köln offeriert ab der zweiten Jahreshälfte zudem die Möglichkeit, per Chat zu kommunizieren. „Wir bringen uns ein in den Pool auf Bundesebene“, sagt Bracke.

Das Angebot der TelefonSeelsorge stehe jedem Menschen offen, betonen die Leiterinnen. Völlig egal, ob man einer Konfession angehört oder nicht, ob man jünger oder älter ist. Wer in welcher Lebenssituation, wer mit welchen Problemen und Sorgen auch immer eine(n) Gesprächspartner*in suche, treffe bei der TelefonSeelsorge auf offene Ohren. „Über Ängste sprechen hilft“, ermutigt Felsch Betroffene. „Gespräche nehmen etwas von der kompletten Ohnmacht.“  Selbstverständlich seien die Gespräche und Beratungen absolut vertraulich. „Anonyme Nähe“ laute das Schlagwort dafür. 90 Ehrenamtliche zählt derzeit die Evangelische Einrichtung, 63 die katholische. Diese sind rund 15 Stunden wöchentlich im Einsatz. Ein zeitlicher Aufwand, der regelmäßige Supervisionen (Begleitung/Beratung) und Fortbildungen einschließt.

Der Bedarf ist hoch

2021 führten die Mitarbeitenden der beiden Kölner Stellen insgesamt 26.000 Gespräche. Das ergebe täglich circa siebzig, rechnet Felsch. Dabei dauere jedes Gespräch circa zwanzig Minuten. „Der Bedarf ist jedoch weit höher. Es gibt mehr Anrufe als wir annehmen können“, weisen Bracke und Felsch auf die unveränderte Notwendigkeit eines solchen Angebotes hin. Um die Erreichbarkeit weiter zu verbessern, würden schon jetzt mache Schichten doppelt besetzt. „Und wir sind daran interessiert, dies deutlich zu erweitern.“

Zwei Drittel der ehrenamtlichen Mitarbeitenden der Evangelischen TelefonSeelsorge sind weiblich, ein Drittel männlich. In der Katholischen Stelle engagieren sich zu einem Viertel Männer. Trotz des weiblichen Übergewichts eigneten sich für diese Aufgabe selbstverständlich und erwiesenermaßen ebenso Männer, appellierten beiden Leiterinnen. Zwar entfalle ein starker Anteil der Ehrenamtlichen auf Menschen, die in Pension gegangen seien und nun eine neue Aufgabe suchten, so Felsch. Aber die Altersstruktur verändere sich gerade. Zunehmend meldeten sich zwecks Mitarbeit auch jüngere Menschen, die mitten im Berufsleben stünden. „Wir sind breit aufgestellt und freuen uns über eine noch größere Bandbreite“, so die Pfarrerin. Bracke bestätigt das. Und sie nennt drei wesentliche Erwartungen an die Mitarbeitenden: Offenheit gegenüber Menschen, sprachliche Ausdrucksfähigkeit und persönlich stabil sein. Von großer Bedeutung sei, ergänzt Felsch, dass die Ehrenamtlichen sich in Gesprächen mit Betroffenen solidarisch zeigten.

Laut Statistik machten 2021 die zentralen Themen „Depressive Stimmung“ 19 Prozent, „Ängste“ 17 Prozent und „Einsamkeit“ ebenfalls 17 Prozent der Gesamtgespräche aus. Zu den aktuellen Themen in den Telefonaten zählten weiterhin Corona und neu der Krieg in der Ukraine. Allein zwanzig Prozent der Gespräche drehten sich um das anhaltende Kriegsgeschehen, so Bracke. Zum Thema „Corona“ nannte sie schwankende Werte: Danach drehte sich im Januar und August 2021 in jeweils zwanzig Prozent der Kontakte das Gespräch um die Pandemie. Für August 2022 (5%) und Januar 2022 (11%) berichtete sie abgeschwächte Zahlen.

Zunahme von Vereinsamung, Bedrückung, Niedergeschlagenheit

„Depressive Stimmung und Ängste gehören immer zu den Hauptthemen. Aber alles, was ohnehin angelegt war, ist durch Corona verstärkt worden“, erklärt Felsch. Corona habe vorhandene schwierige Lebenslagen verschärft, bekräftigt Bracke. Vereinsamung, Bedrückung, Niedergeschlagenheit hätten zugenommen. Bestehende Spannungen in Familien und Partnerschaften hätten sich verschlimmert und neue Probleme bis zur Existenzbedrohung sich entwickelt. Angehörige pflegender Berufe beispielsweise hätten von ihrem „großen Stress“ und ihrer Überforderung  erzählt, so Bracke. In der Pandemie seien auch deutlich mehr Anrufe von Schüler und Schülerinnen und Studenten und Studentinnen eingegangen.

Krieg in der Ukraine

Der Krieg in der Ukraine löse existenzielle Gedanken und tiefe Ängste ebenso hierzulande aus, so Felsch. Beispielsweise träten bei über Achtzigjährigen Kindheitserinnerungen an Aufenthalte in Luftschutzbunkern auf. Aber auch junge Menschen ohne Kriegserfahrung äußerten ihre Ängste vor einer Ausweitung der Kämpfe. Zahlreiche Anrufende sorgten sich um Angehörige in der Ukraine. Hier lebende Russischstämmige erführen sogar massive Anfeindungen. „Es ist die ganze Bandbreite an Nöten“, stellt Felsch fest. An den aktuell deutlich erhöhten Prozentzahlen bei den Themen „Depressive Stimmung“ (22 %) und „Ängste“ (38%) könne man ablesen, wie sehr die Kriegssituation im Osten Anrufende seelisch belaste. „38 Prozent Gespräche zum Thema ´Ängste´ hatten wir noch nie in unserer Stadt“, sagt Bracke.

Von den Themen Pandemie und Krieg seien unsere Mitarbeitenden genauso betroffen, so Bracke. Überhaupt sei es elementar, dass Leitende und Mitarbeitende miteinander über ihre Erfahrungen sprächen. Deshalb fänden regelmäßig Gruppentreffen statt. „Es ist total wichtig, zu schauen, darüber zu reden, was es mit einem selbst macht“, betont Bracke den inneren gemeinschaftlichen Austausch. Dabei habe sich gezeigt, dass „unsere Mitarbeitenden es toll fanden, dass sie etwas tun konnten, mit Menschen etwas auszuhalten, gemeinsam da zu sein für andere, das macht Mut“. Flesch spricht von der Motivation bei den Mitarbeitenden, von deren Gefühl, etwas Sinnhaftes für andere tun zu können. „Das stärkt unsere Mitarbeitenden selbst.“

Suche nach ehrenamtlichen Mitarbeitenden

Derzeit sucht die TelefonSeelsorge weitere ehrenamtliche Mitarbeitende. Beide Kölner Stellen beginnen nach den Sommerferien mit je einem zwölfmonatigen Ausbildungskurs. Bewerbungen werden schon jetzt erbeten. Das Mindestalter beträgt 25 Jahre. Interessierte kontaktieren bitte per E-Mail die Evangelische TelefonSeelsorge Köln (www.ev-telefonseelsorge-koeln.de): telefonseelsorge.kirche-koeln@ekir.de oder die Katholische TelefonSeelsorge Köln (www.telefonseelsorge-koeln.de): mail@telefonseelsorge-koeln.de.

„Wir freuen uns auch sehr über Anmeldungen von Menschen, die krisenerfahren sind“, sagt Felsch. Denn die persönliche Erfahrung und erfolgreiche Krisenbewältigung helfe im Umgang mit anderen Betroffenen. Einen umfangreichen Teil der Ausbildung nehme die Selbstwahrnehmung und Selbstbetrachtung ein, so Bracke. „Bei sich selbst zu schauen“, nannte sie den wichtigsten Aspekt. Es gehe darum, die eigenen Grenzen und Ängste zu (er)kennen. Vermittelt würden zudem Gesprächstechniken und Methoden für den fachlichen Umgang mit Ängsten.

Offenheit, Verbindlichkeit und Zuverlässigkeit

Es gehe darum zu lernen, sich auf unterschiedlichste Menschen einlassen zu können, so Felsch. Eine Offenheit zu zeigen für Menschen mit ganz verschiedenen Hintergründen. „Diese Aufgabe erfordert Verbindlichkeit und Zuverlässigkeit“, verdeutlicht die Pfarrerin noch einmal die auch zeitliche Herausforderung: Zu den regelmäßigen Telefondiensten, zu denen ebenso Nachtschichten gehörten, kämen hinzu regelmäßige Supervisionen und Fortbildungen. Nicht selten, teilt sie eine Erfahrung hinsichtlich des guten Lern- und Arbeitsklimas in den Stellen mit, stifteten die gemeinsame Ausbildung und folgende Tätigkeit anhaltende Bekanntschaften und Freundschaften.

Drei Säulen prägten und trügen die TelefonSeelsorge, fasst Bracke grundsätzlich zusammen: Erstens die Fachlichkeit. Sie werde durch die Grundausbildung, regelmäßige Supervisionen und Fortbildungen erreicht. Zweitens die Gemeinschaft – „wir lachen auch zusammen.“ Und drittens die Spiritualität: „Wir schauen, wo unsere Wurzeln sind.“ Tatsächlich würden die spirituellen Angebote von den Mitarbeitenden der beiden Stellen sehr gut angenommen.

Text: Engelbert Broich
Foto(s): Engelbert Broich

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„Mitnehmen und Geben“: Neuer Bücherschrank in Pesch

Die Evangelische Kirchengemeinde Köln-Pesch hat unter blauen Himmel ihren öffentlichen Bücherschrank am Gemeindezentrum in der Montessoristraße eingeweiht – zusammen mit Vertreterinnen und Vertretern der Vereine und Einrichtungen, die den Bücherschrank finanziell unterstützt haben: dem Bürgerverein Pesch, dem gemeindlichen Förderverein „Für Zukunft e.V.“, dem Bezirksamt Köln-Chorweiler sowie einem Team von Ehrenamtlichen. Pfarrerin Sylvia Wacker und die Presbyteriums-Vorsitzende Elke Voss hatten zu einem Empfang eingeladen. Sylvia Wacker resümiert: „Das Feedback war sehr positiv.“

Kunterbuntes Angebot

Wenn Pfarrerin Sylvia Wacker aus ihrem Pfarrbürofenster sieht, hat sie ihn genau im Blick – den öffentlichen Bücherschrank der Evangelischen Kirchengemeinde Köln-Pesch, gelegen auf dem Gelände des Gemeindezentrums, direkt neben dem Gymnasium und der städtischen Kindertagesstätte. „Im Schnitt besuchen zirka 50 Menschen, von Kita-Kids bis Seniorinnen und Senioren täglich den Bücherschrank“, schätzt sie. Das Praktische: Der Bücherschrank ist immer offen.

Und er hat einiges zu bieten: bis zu 200 Bücher von Kinderliteratur bis zum Krimi. Ein Team von Ehrenamtlichen kontrolliert dabei täglich mindestens einmal die eingegangenen Werke und prüft sie auf Titel, Inhalt, Zustand, Alter und Aktualität. „Das Angebot ist kunterbunt“, freut sich Wacker nach den ersten Monaten der Inbetriebnahme. Bücher, die nach zwei Wochen nicht mitgenommen wurden, werden entfernt, um Platz für neue Titel zu schaffen. Das untere Regal ist extra für Kinder- und Jugendbücher reserviert. Beim Bespielen des Bücherschranks bekommen Wacker und ihr Team oft gute Rückmeldungen direkt vor Ort.

Tausch-Prinzip

Zwei Punkte sind Wacker beim Gebrauch des Bücherschranks besonders wichtig: „Bitte lösen Sie nicht Ihren Bibliotheksbestand auf und stellen Sie keine Tüten und Kisten an Büchern neben den Schrank. Vielmehr funktioniert das Prinzip so: Sie nehmen ein Buch mit und geben dafür eins ab. Mitnehmen und Geben.“

Bücherregale ergänzen weiterhin das Leseangebot

Damit sich Lese-Hungrige an dem Inventar des Schranks bedienen können, sammelte die Gemeinde Gelder in ihrem Unterstützerkreis. Ende letzten Jahres konnte das Projekt umgesetzt werden. Der Bedarf war groß: Schon viele Jahren existieren im Gemeindezentrum zwei Bücherregale, an denen sich jede und jeder sich bedienen oder Bücher einstellen kann, allerdings war der Zugang durch die Pandemie eingeschränkt. Das war für die Gemeinde der Anlass, sich um einen öffentlichen Bücherschrank zu bemühen. Die Bücherregale existieren als Angebot nehmen dem Bücherschrank weiterhin. „Der Platz in unserem Bücherschrank würde allein nicht für unser Leseangebot ausreichen“.

Neben dem Tauschangebot sind auch Lesungen im Sommer am Bücherschrank oder eine Fahrradtour zu den Bücherschränken in den umliegenden Veedeln angedacht.

Text: Laura Ruthmann
Foto(s): Sylvia Wacker

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Archivale März: Arbeiten im Archiv

Modern statt verstaubt: Das Arbeiten im Archiv ist geprägt von Digitalisierung, Offenheit, Austausch und ständiger Weiterentwicklung. Liest man hingegen den Artikel von Anneliese Berkenkamp im „Der Weg“ über das Berufsbild „Archivar“ vom 19. Januar 1969, kann man sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. Sie schildert einen älteren untersetzten Mann, der mehr in der Vergangenheit und Tagträumen lebt als in der Gegenwart, so dass er sogar den Geburtstag seiner Frau vergisst. Er hält an Gewohnheiten fest und mag nur wenig Veränderungen. Ihm sind Kontakte zu anderen Menschen, besonders zu Frauen unangenehm. Wirklich verstanden fühlt er sich nur von den alten Akten und von anderen Archivaren:

„Die Gegenwart verblaßt, und die Zeiten gleiten über ihn hinweg: ja, hier ist er zu Hause, der Wanderer im Ablauf der Geschichte, der selbst nirgends verzeichnet sein wird, hier wächst seine Lust zwischen trockenen knappen Zahlen, hinter denen zusammengeballt breite Welten farbigen Lebens verborgen sind, hier waltet er über Reiche und Persönlichkeiten, ein Diener, des lieben Gottes, der darauf achtet, daß nichts Denkwürdiges verlorengehe.“

Längst wird dieser Beruf nicht mehr nur durch Männer ausgeübt. Männer und Frauen lassen sich zu Archivarinnen und Archivaren ausbilden. Ziel ihrer Bewertungs- und Erschließungsarbeiten von Archivgut ist es, dieses interessierten Bürgerinnen und Bürgern, Forscherinnen und Forschern etc. jeden Alters zugänglich zu machen. Gerne beraten und unterstützen Archivarinnen und Archivare sie bei der Beantwortung ihrer Fragen zur Familiengeschichte, zur Kirchengeschichte, zur Verwaltungsgeschichte – und viele mehr. Der Austausch mit Nutzerinnen und Nutzern sowohl aus der Verwaltung als auch von außerhalb ist sehr wichtig.

Interesse an Geschichte

Archivarinnen und Archivare müssen sich auch immer wieder neuen Herausforderungen stellen, besonders im Zuge der Digitalisierung der Verwaltungen und des alltäglichen Lebens. Neues Wissen über technische Verfahren und Möglichkeiten der Übernahme und dauerhaften Aufbewahrung im Archiv, um auch diese digital vorliegenden Objekte für künftige Generationen zugänglich zu machen, müssen überlegt, erprobt und umgesetzt werden. Folglich ist das Arbeiten in einem Archiv keine starre Angelegenheit, sondern geprägt durch kommunikativen Austausch, Offenheit und Weiterentwicklung. Ein gewisses Interesse an Geschichte gehört natürlich auch dazu.

Das Team des Archivs des Evangelischen Kirchenverbandes heißt Interessierte herzlich willkommen. Man kann pandemiebedingt derzeit nur nach vorheriger telefonischer Anmeldung und/oder E-Mail-Anmeldung vorbei kommen. Das Archiv berät und unterstützt bei wissenschaftlichen und privaten Fragestellungen.

www.koelnerarchive.de

Text: Stefanie Sternemann
Foto(s): Stefanie Sternemann

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Kirche2go fragt: Was ist Notfallseelsorge?

Kirche2go fragt: Was ist Notfallseelsorge? Notfallseelsorgerinnen und -seelsorger bemühen sich zum Beispiel in den ersten Stunden nach einem Unfall oder anderen Katastrophen um Augenzeugen, Opfer, Opferangehörige, Vermissende, Hinterbliebene oder auch Verursacher. Wer in der Notfallseelsorge tätig ist, und was die Ziele von Notfallseelsorge sind, erfahren Sie in dieser Kirche2go-Folge.

In der Passionszeit 2022 erklärt Kirche2go jeden Freitag einen Aspekt aus dem Bereich Seelsorge.

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Der gesamte Text zum Nachlesen:

Kirche2go fragt: Was ist Notfallseelsorge?

Die Notfallseelsorge ist ein kirchlicher Dienst für alle Menschen in seelischen Notlagen. Sie ist über die örtlichen Notfallzentralen, das sind die Einsatzleiter von Polizei und Rettungsdienst, jederzeit erreichbar. Dort sind entsprechende Rufbereitschaften fest installiert, die eine schnelle und unkomplizierte Hilfe ermöglichen.

Notfallseelsorgerinnen und -seelsorger bemühen sich zum Beispiel in den ersten Stunden nach einem Unfall oder anderen Katastrophen um Augenzeugen, Opfer, Opferangehörige, Vermissende, Hinterbliebene oder auch Verursacher. Sie werden von Rettungskräften oder der Polizei an die Einsatzorte gerufen, um bei akuten Trauer‐ und Belastungssituationen Betroffene zu begleiten, zu stabilisieren und erste Hilfen zu vermitteln.

Mitarbeitende der Notfallseelsorge werden durch die christlichen Kirchen in Deutschland für ihren Dienst beauftragt. Sie sind entweder Pfarrerinnen oder Pfarrer oder eigens für diesen Dienst ausgebildete Ehrenamtliche. Sie durchlaufen alle eine qualifizierte Grundausbildung und werden auch in ihrem Dienst weiter geschult und begleitet.

Ziel der Notfallseelsorge ist es, schnell zu helfen und betroffenen Menschen schnell zur Seite zu stehen. Die Notfallseelsorge arbeitet nach den Standards der weltweit anerkannten Krisenintervention. Die Mitarbeitenden der Notfallseelsorge sind auf der Basis eines christlichen Menschenbildes tätig.

Text: APK
Foto(s): APK

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„Lange Nacht der Kirchen“ in der Kölner Innenstadt: Programm wurde behutsam weiterentwickelt – Vier Themenschwerpunkte und ein völlig neues Design

„Weiterentwicklung“ lautet das zentrale Wort bei der „Langen Nacht der Kirchen“ am Freitag, 18. März, von 19 Uhr bis 23 Uhr in der Kölner Innenstadt. Weiter entwickelt wurde in erster Linie das Programm. Bei dessen Vorstellung in der Basilika St. Aposteln am Neumarkt sagte Stadtsuperintendent Bernhard Seiger: „Wir wollen uns stärker ausrichten auf unterschiedliche Zielgruppen und vor allem auch jüngere Leute ansprechen.“

„Jeder ist König in unserem Haus“

Die Kirchräume seien ein Goldschatz von höchster Qualität. Außen sichtbar platzierte Flaggen und ausgerollte rote Teppiche sollen signalisieren, dass am Freitagabend etwas Besonderes in den Kirchen geschehe. Vor allem die Teppiche sollten die Botschaft aussenden: „Ihr seid wichtig. Ihr seid willkommen, wie ihr seid, ihr müsst nichts tun, nichts leisten, könnt auch wieder gehen, aber auch verweilen, wie ihr wollt. Hier werdet ihr wertgeschätzt. Jeder ist heute König in unserem Haus.“

Seiger ist nach eigenen Worten sehr gespannt, wie die Angebote wahr genommen werden. Das Programm ist aufgeteilt in vier Stilrichtungen. Die sind benannt in „calm and smooth“ und bieten etwa in der Christuskirche Klaviermusik und leisen Sound, „pop and beat“ zum Beispiel in St. Agnes und St. Michael, „experience and adventure“ mit einer blau-gelben Lichtinstallation in St. Georg und „listen and reflect“ mit Möglichkeiten, Geschichten zu hören. Letztere Möglichkeit besteht in der Kartäuserkirche und auch in der Bahnhofsmission.

Eine Sprache der Liebe und des Friedens

Aber es gehe auch um die Raumerfahrungen in dieser Zeit. „Corona hat zwei Jahre lang ausgelaugt und gefordert. Die Klimakrise ist drückend. Der Krieg in der Ukraine erschüttert jahrzehntelange Gewissheiten“, so der Stadtsuperintendent. „Was trägt uns jetzt? Menschen brauchen Halt und Trost für die Seele. Unsere Kirchen haben über die Jahrhunderte Krisen aller Art gesehen. Auch zwei Weltkriege und die Pest. Unsere Räume sind in der Krise ein Kraftort. Eine Schutzburg, eine Gegenwelt, weil sie von dem erzählen, wie Gott will, dass wir leben, als Menschen und Gott die Ehre geben. Die Verhältnisse im richtigen Maß und Licht sehen. Der Angst, der Trauer, der Sehnsucht nach Frieden Raum verleihen.“ Die Kirche sei ein Raum, der von einer anderen Welt spreche. Sie spreche die Sprache der Zukunft. Und das sei nicht die Sprache der Raketen, des Zerstörungswahns und des Hasses. Es sei die Sprache der Liebe und des Friedens.

Ökumenische Erfolgsgeschichte

Auch Stadtdechant Monsignore Robert Kleine war zur Vorstellung der Langen Nacht gekommen. Er nannte sie eine „ökumenische Erfolgsgeschichte“. Kurz vor dem dritten Fastensonntag suchten viele Menschen Ort, um in sich zu kehren und spirituelle Angebote wahrzunehmen. „In unseren Kirchen finden sie am Freitag nach Feierabend oder sonstigen Terminen einen Ort für ihre Sorgen, Nöte und Bitten. Wie das genau funktionieren kann, stellten Dietmar Saxler, unter anderem künstlerischer Leiter des Ambient Festivals, und Josef Baader exemplarisch eindrucksvoll mit dem Programm in der Basilika St. Aposteln vor.

Der Katholische Kirchengemeindeverband Köln-Mitte und der Evangelische Kirchenverband Köln und Region laden ein zu der Langen Nacht der Kirchen. 22 christliche Kirchen unterschiedlicher Konfessionen sind geöffnet für einen Abend voller Alternativen zum Alltag. „Runderneuert“ ist in diesem Jahr aber nicht nur das Programm, sondern auch der Flyer, der für die Lange Nacht wirbt. Die neue Webseite komm in einem komplett neuen Design daher. Auch auf dem Smartphone findet man alle Einzelheiten, die für die Kirchenbesuche am Freitag wichtig werden können.

Monsignore Robert Kleine und Stadtsuperintendent Bernhard Seiger hoffen, dass sich auch kirchenferne Besucherinnen und Besucher bei der Langen Nacht vom Zauber der Gotteshäuser gefangen nehmen lassen und, so Kleine, anschließend sagen: „Hier war ich noch nie. Aber hier gehe ich nochmal hin.“

Das Programm mit allen Einzelheiten findet man unter www.langenachtderkirchen.koeln.

Text: Stefan Rahmann/APK
Foto(s): Stefan Rahmann

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Wochentipps: Benefizkonzert und ökologisches Abendgebet

Unsere Wochentipps sind bunt gemischt: Es gibt die Tagung der Reihe „Mehr digitale Souveränität gewinnen“, einen Streifzug durch die Geschichte der Gemeinde Ehrenfeld, einen Gottesdienst für Schwangere, werdende Eltern und Familie und Prädikant Hannes Averbeck wird ordiniert. Außerdem im Angebot: ein ökologisches Abendgebet im Sankt Antonius Saal, ein Benefizkonzert für die Menschen in der Ukraine und die Orgelimprovisation mit Videoprojektion “Mystischer Abend: Schöpfung”.

17.03.2022, 10:00
Melanchthon-Akademie
Internet
„Wege zu mehr digitaler Nachhaltigkeit“ ONLINE
Tagung der Reihe „Mehr digitale Souveränität gewinnen“
Die 12. Tagung der Reihe „Mehr digitale Souveränität gewinnen“ am Donnerstag, 17. März, 10 bis 16 Uhr, befasst sich mit Aspekten der Nachhaltigkeit im Bereich digitaler Dienste und digitaler Nutzungen. Die Referentinnen und Referenten gehen den Fragen nach „Wie können in einer zunehmend von Digitalisierung geprägten Gesellschaft die für digitale Anwendungen notwendigen Grundlagen und eine ressourcenschonende Haltung zusammengedacht werden und erreichen, dass digitale Güter finanziell, technisch und organisatorisch für alle Menschen nutzbar und veränderbar sind?“. Der in das Handy eingetippte Text oder die Suchanfrage bei Google sind für Nutzerinnen und Nutzer mit wenig Aufwand gemacht, doch dem stehen Ressourcen- und Energieverbrauch gegenüber. Die Google-Dienste benötigten rund 5,7 Terawattstunden Strom pro Jahr, ungefähr so viel wie die Großstadt San Francisco. Jedes Smartphone enthält allein sieben kritische Rohstoffe, darunter Kobalt, Gallium, Indium, Niob, Wolfram, seltene Erden, die weltweit immer knapper werden. Neben Impulsen aus theologischer und medienethischer Perspektive bietet die Tagung Praxistipps für kirchliche Einrichtungen und haupt- und ehrenamtlich Mitarbeitende. Die Teilnahme ist kostenlos. Eine Anmeldung zum Online-Seminar per E-Mail an anmeldung@melanchthon-Akademie.de ist erforderlich.

Anmeldung erforderlich, Tel: 0221 931 803 0, anmeldung@melanchthon-akademie.de
www.melanchthon-akademie.de

17.03.2022, 19:00
Evangelische Kirchengemeinde Ehrenfeld
Friedenskirche, Rothehausstraße 54a, 50823 Köln
150 Jahre Evangelische Kirchengemeinde Ehrenfeld
Streifzug durch die Geschichte der Gemeinde
Zu einem kurzweiligen Streifzug durch die 150-jährige Geschichte der Evangelischen Kirchengemeinde Ehrenfeld laden Joachim Metzner (Autor und Sprecher) sowie Alain Gehring (Musik) am Donnerstag, 17. März, 19 Uhr, in die Friedenskirche, Rothehausstraße 54a, ein. Am 12. März 1872 trafen sich 18 Ehrenfelder Herren, um den „provisorischen Gemeindevorstand“ zu wählen, der die formale Gründung einer eigenständigen Kirchengemeinde zum Ziel hatte. Dieser Tag gilt als Geburtsstunde der Kirchengemeinde, auch wenn die Gründung mit Brief und Siegel erst sechs Jahre später war. Der Eintritt ist frei.

www.evangelisch-ehrenfeld.de

20.03.2022, 16:00
Evangelische Kirchengemeinde Köln-Klettenberg
Tersteegenhaus, Emmastraße 6, 50937 Köln
„Segen berührt neues Leben“
Gottesdienst für Schwangere, werdende Eltern und Familien
Die Zeit der Schwangerschaft ist eine Zeit vieler Veränderungen und unterschiedlicher intensiver Gefühle. Für alles, was da ist, ist im Gottesdienst am Sonntag, 20. März, 16 Uhr, im Tersteegenhaus, Emmastraße 6, Raum und Zeit für alle Schwangeren mit und ohne Partner oder Partnerin und Familie. Wer mag, kann sich und dem ungeborenen Kind Gottes Segen zusprechen lassen. Der Gottesdienst wird von Pfarrerin Mareike Maeggi, Pfarrer Christoph Rollbühler und dem Theam von #HimmelAufKoeln gestaltet.

www.segen-beruehrt-neues-leben.de

20.03.2022, 17:00
Evangelische Kirchengemeinde Mülheim am Rhein
Jugendkirche Geistreich, Adamsstraße 49, 51063 Köln
Ordination von Prädikant Hannes Averbeck
Gottesdienst in der Jugendkirche Geistreich
Am Sonntag, 20. März, 17 Uhr, wird Pfarrer Thorsten Krall, Assesor des Evangelischen Kirchenkreises Köln-Rechtsrheinisch, Prädikant Hannes Averbeck ordinieren. Der Gottesdienst findet in der Jugendkirche Geistreich, Adamsstraße 49, statt. Prädikantinnen und Prädikanten sind Laien, die berechtigt sind, Gottesdienste in den Kirchengemeinden zu leiten sowie Amtshandlungen wie Taufen, Trauungen und Beerdigungen vorzunehmen.

www.kirche-koeln-muelheim.de

20.03.2022, 18:00
Evangelische Kirchengemeinde Köln-Brück-Merheim
Johanneskirche, Am Schildchen 15, 51109 Köln
“Mystischer Abend: Schöpfung”
Orgelimprovisation mit Videoprojektion
Woher kommen wir? Wohin gehen wir? Welche Rolle ist uns Menschen zugedacht auf der Bühne des Universums? – Diesen Fragen geht Michael Schultheis, Komponist für Neue Musik, am Sonntag, 20. März, 18 Uhr, in seinem Konzert “Mystischer Abend: Schöpfung” nach. In der Johanneskirche Brück, Am Schildchen 15, projiziert er in die Dämmerung des Kirchenraums Videoszenen von Natur und Welt spielt dazu Orgelimprovisationen. Als Organist erkundet Michael Schultheis in kirchlichen und außerkirchlichen Kontexten Wege einer zeitgenössischen Klangsprache durch die vielfältigen, klangsinnlichen Möglichkeiten des Instruments. Mit seinem Werk “Theme and Variations on Londonderry Air” für Orgel gewann er den ersten Preis des britischen “Angels of Creation Composition Competition 2019”. Das Konzerte dauert etwa 45 Minuten und wird am selben Tag um 20 Uhr wiederholt. Der Eintritt ist frei, um eine Spende wird gebeten.

www.ekir.de/brueck-merheim/kulturelle-veranstaltungen-572.php

20.03.2022, 18:00
Evangelisch Leben in Köln und Region
Antoniterkirche, Schildergasse 57, 50667 Köln
„Mensch, Erde!“
Ökologisches Abendgebet im Sankt Antonius Saal
Angelehnt an den Titel des Buches „Mensch, Erde! Wir könnten es so schön haben“ von Eckhardt von Hirschhausen, greift ein Team von Theologinnen und Theologen sowie kirchlichen Mitarbeitenden das Thema Ökologie auf und startet eine neue Reihe mit ökologischen Abendgebeten in der Antoniterkirche, Schildergasse 57. Das erste Abendgebet „Mensch, Erde!“ findet am Sonntag, 20. März, 18 Uhr, zum Thema „Fasten und Klima“ statt. Weitere Termine sind für die Sonntage 19. Juni und 14. August geplant. Am historischen Ort der Politischen Nachtgebete soll die Stimme der Kirche unter dem Aspekt einer gesellschaftlich relevanten ökologischen Spiritualität sichtbarer werden.

20.03.2022, 18:00
Evangelische Kirchengemeinde Ichthys
Gemeindehaus Unter Gottes Gnaden, Zum Dammfelde 37, 50859 Köln-Widdersdorf
Benefizkonzert für die Menschen in der Ukraine
Ausschnitte aus dem Programm „Haifisch, Taube, Tiger und Schwan“
Die Evangelische Kirchengemeinde Ichthys lädt zu einem Benefizkonzert am Sonntag, 13. März, 18 Uhr, ein, um humanitäre Hilfsmaßnahmen für die vom Krieg betroffenen Menschen in der Ukraine zu unterstützen. Daniela Bosenius und Julia Diedrich präsentieren im Evangelischen Gemeindehaus Widdersdorf, Zum Dammfelde 37, Ausschnitte aus ihrem Programm „Haifisch, Taube, Tiger und Schwan“. Texte mit alten und neuen politischen Ansichten sowie persönlichen Einsichten werden von Cello-Musik begleitet und versprechen einen spannenden, abwechslungsreichen Abend. Das tierisch-musikalische Vergnügen mit Brecht, Kreisler Tucholsky und Cello dauert etwa 75 Minuten. Es gilt die 3G-Regelung.

www.evkirche-ichthys.de

Text: APK
Foto(s): APK

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MAK: Frauen im Spannungsfeld der „To do“-Listen

Auf der Leine im Garten der Kölner Melanchthon-Akademie (MAK) bewegt sich Wäsche im Wind. Aus der Entfernung mag das Weißzeug noch schmutzig erscheinen – doch ein weiterer Waschgang ist nicht nötig. Wer nahe an die Kleidungsstücke herantritt, erkennt nicht Flecken, sondern Schlagworte. Bewusst auf die Stoffe geschriebene Verben und kurze Sätze. Sie geben nur ausschnittsweise das wieder, was Frauen tatsächlich machen beziehungsweise wie selbstverständlich von ihnen erwartet wird: lieben, trösten, beraten, verbinden, kochen, aber nur leckeres Essen, Woche planen, zuhören, verstehen, Rücksicht nehmen, stark sein, kümmern, care 4 all, satt & glücklich machen, kuscheln, egal wie beschäftigt die selbständige Mama ist, spielen, pusten, wenn es weh tut, (be)schützen, E-Mail-Fach aufräumen, Essen für Kind und Hund bestellen, immer freundlich bleiben, gut kommunizieren…

Die Mitmach-Performance „Nur noch die Wäsche“ bildete ein Element der Veranstaltung „Kunst & Wäsche“ der Melanchthon-Akademie zum Weltfrauentag. Gut 15 Frauen erlebten ein buntes, inspirierendes Programm mit bildender Kunst und Musik, Aktion und Podiumsgespräch, Austausch und Imbiss. Eine Präsentation mit Werken von vier Künstlerinnen eröffnete das kleine Fest. Die vier Frauen haben sich in der Pandemie über Internet kennengelernt. Eine von ihnen, Robelis Rodriguez Mijares, war es auch, die bei Lena Marie Felde, MAK-Studienleiterin für die Fachbereiche Kultur und Kreativität, angefragt hatte, ob man nicht etwas zum Weltfrauentag organisieren wolle. Felde holte ihre Kolleginnen Daniela Krause-Wack und Pfarrerin Dorothee Schaper mit ins Boot. „Das hat sich verselbständigt. Plötzlich sind die Ideen nur so hin und her geflogen“, berichtete Felde in ihrer Begrüßung von der Programmentwicklung.

Aufgaben in Familie, Freundeskreis und Job

„Ja, da müssen wir was machen“, war auch für Krause-Wack sofort klar. In den beiden vergangenen Jahren habe man aufgrund Corona auf Weltfrauentag-Angebote verzichtet, so die Studienleiterin. Sie ist in der MAK zuständig unter anderem für die Fachbereiche Persönlichkeit, Gesundheit, Kommunikation. Auch und gerade die beiden Jahre der Pandemie hätten eindrucksvoll aufgezeigt, was Frauen zuhause für ihre Familien leisteten, was in ihren Berufen. Sei es an der Supermarkt-Kasse, sei es in Pflege- und Sozialberufen, so Krause-Wack. Frauen hielten die Gesellschaft am Laufen. Ein wichtiges, häufig unbeachtetes, zumindest unterschätztes Thema sei Mental Load. Der Begriff meint den Stress und Erschöpfungszustand, meint die psychische Belastung, unter der viele Frauen leiden, die Care- und Sorge-Arbeit leisten. Die sich tagein, tagaus kümmern um die ungezählten, häufig „unsichtbaren“ Aufgaben in Familie, Freundeskreis und Job.

Mit der Aktion „Nur noch die Wäsche“ begaben die Frauen sich in das Spannungsfeld von Mental Load und Care-Arbeit. Sie beschrifteten Wäsche mit ihren regelmäßigen „To do“-Listen. Indem die Ergebnisse zunächst draußen auf die Leine gehängt, und diese später am Zaun zur Straße platziert wurde, machten die Urheberinnen schwarz auf weiß öffentlich sichtbar, was Frauen leisten. So sollte die Aktion laut Krause-Wack den Teilnehmerinnen nicht nur Spaß bereiten, sondern für sie auch befreiend wirken.

„Mit Kunst hat es angefangen“, erinnerte Pfarrerin Dorothee Schaper die inhaltlichen Diskussionen in der Vorbereitung. „Wäsche kam hinzu.“ Schließlich habe man das Angebot um ein Podiumsgespräch ergänzt. Schaper ist in der MAK zuständig für die Fachbereiche christlich-muslimische sowie interreligiöse Begegnung. Zudem fungiert sie als Frauenbeauftragte im Evangelischen Kirchenverband Köln und Region. Auf dem Podium habe es zunächst um „unsere Perspektiven auf das persönliche Erleben“ in Corona-Zeiten und angesichts der Folgen der Juli-Flut gehen sollen: „Was macht das mit uns?“ Mit dem Angriff Russlands auf die Ukraine sei die Fragestellung auf das Erleben von Krisenzeiten überhaupt erweitert worden.

„Tut Dinge, die euch gut tun“

Zunächst jedoch betrat Naiyango die kleine Bühne. „Ich habe die Pandemie mit einem gebrochenen Herzen überstanden“, leitete die Soul-Sängerin und Songwriterin ihren überzeugenden Auftritt ein. Sie wolle ein bisschen von ihrer Reise und über ihre Erfahrungen erzählen. Das tat sie weitgehend musikalisch etwa mit Liedern wie „Who“ und „I am breaking out of our friendzone“. In ihnen ist die Rede von rosigen Anfängen einer sich toxisch entwickelnden Beziehung. Auch von immenser Enttäuschung über unerwiderte Liebe. Zwischen den Stücken berichtete Naiyango von großen Schwierigkeiten auf ihrem künstlerischen Weg. In der Pandemie, in der alles schwierig und unsicher sei, habe sie mutig ihren Traum weiterverfolgt und an einem Album gearbeitet. „Ich wollte stolz auf mich sein.“ Und sie habe gemerkt, dass sie sich selbst Aufmerksamkeit und die notwendige Liebe schenken müsse. „Wenn ihr euch selber gut findet, dann könnt ihr auch andere überzeugen“, riet Naiyango den Zuhörerinnen: „Tut Dinge, die euch gut tun. Arbeitet an euren eigenen Zielen.“

Auf dem Podium berichteten vier Frauen, wie sie die jüngsten Krisenzeiten bislang erlebt haben. Was sie versucht, was sie trotz oder wegen Corona geschafft haben. Was sie bedrückt hat und immer noch tut. Sie verdeutlichten, dass man Krisen überstehen und die Situation danach eine veränderte sein könne. Es ging darum, was eine Corona-Infizierung mit jemandem macht, was eine (unwissentliche) Weitergabe des Virus. Dass eine Medaille nicht nur eine negative, sondern auch positive Seite aufweisen kann. Es ging um die (anhaltende) Trauer über den Verlust eines geliebten Menschen. Darum, wie fürchterlich und extrem anstrengend es sein kann, aufgrund Quarantäne viele Tage „eingesperrt“ zu sein, noch dazu mit jungen Kindern. Darum, einfach nicht mehr zu können und trotzdem „funktionieren zu müssen“.

Gewinn an Erfahrungen

Robelis Mijares, die unter anderem an einer Offenen Ganztagsschule arbeitet, berichtete über ihre intensive künstlerische Beschäftigung mit unterschiedlichen Techniken in den letzten zwei Jahren. Aus der Notsituation Corona habe sie über das Internet andere Künstlerinnen kennengelernt. Man stehe weiterhin in Kontakt und habe nun eine Ausstellung auf die Beine stellen können. Rückblickend empfinde sie die Zeit der Pandemie als ein Geschenk. Mit ihrer Familie habe sie insbesondere Ausflüge in die Natur unternommen, sprach sie von einem großen Gewinn an Erfahrungen. Auch mit Blick auf zusätzliche Krisen: „Ich bin super bestärkt, ich weiß, wie ich reagieren kann, gehe in den Wald, male meine Gefühle.“

Christine Schirrmacher, an der Ausstellung beteiligte Künstlerin aus der Nordeifel, erinnerte, dass sie von klein auf Krisensituationen erlebt habe. Wenn man sich selber liebe, könne man diese nicht nur überstehen, sondern das Positive weitergeben. Dies drücke auch ihre Triologie „Wandel“ mit den Bildern „Pain“, „Power“, „Hope“ aus: „Aus Schmerz kann Kraft erwachsen und Hoffnung für ein besseres Morgen.“ Im August 2019 habe sie entschieden, sich auf die Kunst zu konzentrieren. Dann sei Corona aufgetreten. Doch ihrem Vorsatz blieb sie treu. „Denn ich habe gemerkt, dass ich immer kreativ gewesen bin und bleiben werde“. Nach der Hochwasser-Katastrophe im Juli 2021 mit zahlreichen Toten und großflächigen Zerstörungen habe sie gedacht, „die Farbe in meinen Bildern wäre weg“. Aber die Farbe sei zurückgekommen. Schirrmacher, die achtzig Prozent ihrer Arbeiten an die Fluten verloren hat, stellte fest: „Kunst ist meine Leidenschaft, ist mein Leben.“ „Mit diesem Hintergrund verstehen wir die Bilder auch anders und noch besser“, reagierte Schaper. Es brauche immerzu Selfcare-Arbeit.

„Wir dachten, Corona ist schlimm“, so Schaper. „Als ich die Innenstadt von Bad Münstereifel nach der Flut gesehen habe, dachte ich, das ist was anderes.“ Der Krieg in der Ukraine sei noch einmal etwas ganz anderes… „In der Krise geht etwas kaputt, man sollte schreien, weinen und das viel häufiger sagen“, schilderte ein weiterer Podiumsgast ebenfalls sehr persönliche Erfahrungen. Es habe sie wahnsinnig gemacht, im Radio ständig zu hören: „Wir haben alles unter Kontrolle.“ Wie solle man mit Wut umgehen, die bei der Care-Arbeit neben der Liebe dazukomme, fragte die Mutter von zwei jungen Kindern. Die Frage nach seinem Umgang mit Wut habe der Sohn so beantwortet: „Ich haue auf Kissen.“ Dagegen bereite die Tochter mit Blüten parfümiertes Wutwasser zu, das von einem Sandförmchen in ein anderes und umgekehrt geschüttet werde. Das beruhige tatsächlich, so die Mutter. Sie äußerte die Hoffnung, dass wir in der deutschen Sprache irgendwann ein Verb für alles das haben werden, was Mütter tun – als ein Äquivalent zu mothering im Englischen.

Schaper resümierte, dass es gut sei, Raum zu haben, um seine Geschichte erzählen zu können. Eine Teilnehmerin konstatierte, dass die Krise sichtbar gemacht habe, wie unfassbar stark Frauen seien: „Mütter machen das schon, so die Einstellung. Aber man muss auch anerkennen, wie zerbrechlich sie sind.“ Schließlich fragte Schaper, wie wir es hinbekommen könnten, das Leben in der Krise als schön zu empfinden, ohne die Krise selbst zu leugnen.

Text: Engelbert Broich
Foto(s): Engelbert Broich

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