Orgelmarathon in der Trinitatiskirche: Junge Künstler aus Europa beim Improvisationswettbewerb
Vier Tage lang kamen junge Künstlerinnen und Künstler nach Köln und pflegten die hohe Kunst der konzertanten Orgelimprovisation: Nach 2019, 2021 und 2022 war es nun der vierte internationale Orgelmarathon, den der Evangelische Kirchenverband Köln und Region an der Klais-Orgel in der Trinitatiskirche durchführte. Trotz aller Kontinuität gab es in diesem Jahr einige Neuerungen. Der 2023 eingebaute mobile Konzertspieltisch bot die Voraussetzung dafür, dass die Kandidatinnen und Kandidaten im Angesicht des Publikums und der Jury musizieren konnten. Dies ermöglichte auch erstmals, dass ein Teil eines Stummfilms in der Apsis des Altarraums gezeigt und von den drei Finalisten vertont werden konnte. Die Jury hatte dazu das Finale des vor rund 100 Jahren entstandenen Stummfilms „Der Golem“ ausgewählt.
Ins Finale schafften es zwei Deutsche und ein Schweizer. Den ersten Preis errang der Schweizer Organist Johannes Fankhauser. Fankhauser studierte in Basel Klavier und Orgel und legte bei Guy Bovet das Konzertexamen an der Orgel ab. Über den zweiten Preis konnte sich Johannes Fiedler aus Herrenberg bei Stuttgart freuen. Fiedler ist dort bereits als Bezirkskantor tätig und unterrichtet als Lehrbeauftragter an der Hochschule für Kirchenmusik in Tübingen. Der dritte Preis ging an den 27-jährigen Thomas Frey aus Günzburg, der bereits seine Schulzeit bei den Regensburger Domspatzen verbrachte. Seine Studien führten ihn nach München, wo er auch eine Kirchenmusikerstelle innehat.
Thomas Frey war es auch, der sich über den mit zusätzlichen 500 Euro dotierten Publikumspreis freuen konnte. Das zahlreich erschienene und begeisterte Publikum wählte in per Stimmzettel in geheimer Wahl. Während der Beratungspause der Jury und nach der Preisverleihung gab es bei Getränken noch reichlich Gelegenheit zum Austausch mit den Preisträgern und den Mitgliedern der Jury.
Elf junge Künstlerinnen und Künstler
Die Teilnehmenden aus dem In- und Ausland waren von der Jury in einem aufwändigen Auswahlverfahren bestimmt worden. Insgesamt elf junge Künstlerinnen und Künstler waren zum Wettbewerb zugelassen worden und stellten sich in drei Runden den spontan gegebenen Aufgaben. Die musikalischen Themen wurden jeweils ausgelost und kurz vor dem Auftritt bekannt gegeben. Gefordert waren neben klassischen Formen wie Partita, Suite, Choral oder Präludium und Fuge auch größere Werke wie mehrteilige Sonaten, große Choralfantasien, freie Stücke in modernen Klangfarben und eben auch die Stummfilmvertonung.
Geleitet und organisiert wurde der Wettbewerb erneut von Wolf-Rüdiger Spieler, der als Programm- und Organisationsleiter der Trinitatiskirche tätig ist und selbst auch die Orgelimprovisation lehrt und in Konzerten pflegt. Mit ihm in der Jury saßen die Münsterkantorin und Kirchenmusikdirektorin Melanie Jäger-Waldau aus Überlingen am Bodensee und Otto Maria Krämer, der Orgelimprovisation an der Hochschule unterrichtet und als Kantor im niederrheinischen Straelen wirkt. Erstmals dabei war die Kölner Orgelprofessorin Mareile Krumbholz, die an der Musikhochschule ebenfalls Orgel und Orgelimprovisation unterrichtet und die Abteilung für evangelische Kirchenmusik der Hochschule leitet. Aus dem Elsass angereist war Professor Thierry Mechler. Der gleichermaßen als Organist und Pianist bekannte Musiker lehrt bereits seit 25 Jahren an der Kölner Hochschule und ist obendrein Organist der Kölner Philharmonie.
Text: Wolf-Rüdiger Spieler
Foto(s): Wolf-Rüdiger Spieler
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